Diesen Blog durchsuchen

Sonntag, 22. Januar 2023

Cackle


Hallo meine Lieblingsleser,

ich habe ein weiteres Hörbuch aus dem letzten Jahr, von dem ich euch noch nicht berichtet hatte. Dieses hatte ich schon sehr lange auf meiner Wunschliste. Als ich das erste Mal davon hörte, klang es wie ein Horrorbuch, doch dann habe ich viele Reviews gelesen, dass hier weder Horror noch Thriller auf einen wartet. Das möchte ich mit dieser Rezension noch besonders unterstreichen.

Die Fakten:

  • Autor: Rachel Harrison
  • Sprecher: Dylan Moore
  • Titel: Cackle
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Penguin Audio
  • Dauer: 10 Std. 15min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "All her life, Annie has played it nice and safe. After being unceremoniously dumped by her longtime boyfriend, Annie seeks a fresh start. She accepts a teaching position that moves her from Manhattan to a small village upstate. She’s stunned by how perfect and picturesque the town is. The people are all friendly and warm. Her new apartment is dreamy too, minus the oddly persistent spider infestation. Then Annie meets Sophie. Beautiful, charming, magnetic Sophie, who takes a special interest in Annie, who wants to be her friend. More importantly, she wants Annie to stop apologizing and start living for herself. That’s how Sophie lives. Annie can’t help but gravitate toward the self-possessed Sophie, wanting to spend more and more time with her, despite the fact that the rest of the townsfolk seem...a little afraid of her. And like, okay. There are some things. Sophie’s appearance is uncanny and ageless, her mansion in the middle of the woods feels a little unearthly, and she does seem to wield a certain power...but she couldn’t be...could she?"

Zur Handlung: Bisher lief alles in Annies Leben ruhig und glatt, bis eines Tages ihr Partner, mit dem sie von einer langen Zukunft geträumt hat, mit ihr Schluss macht. Allein kann Annie sich das Leben in New York nicht mehr leisten und sucht sich einen neuen Job in einem verschlafenen Ort. Sie träumt vom Kleinstadtleben, doch als sie ankommt, scheint alles ein bisschen zu perfekt zu sein.

Vor allem ihre schnelle Freundschaft zu Sophie, der scheinbar alle Häuser in diesem Ort gehören, gibt Annie einerseits ein warmes Gefühl, andererseits aber auch schwer zu denken. Ist Sophie wirklich die gute Freundin, die sie vorgibt, oder verbirgt sich dahinter ein dunkleres Geheimnis. Während Annie ihr neues Leben langsam wieder aufbaut, häufen sich um sie herum seltsame Geschehnisse, die bald nur noch einen Schluss zulassen...

Dieses Buch ist in erster Linie das, was ich unter Women's Fiction verstehen würde. Es geht hier um Freundschaft unter Frauen, um Selbstwert und sich in sich selbst verlieben, um die Fähigkeit sich selbst genug zu sein. Das passt natürlich gut zu dem Thema Hexen, denn gerade eine Frau, die mit sich selbst zufrieden ist und sich selbst genügt, ist für Männer natürlich eine hexenartige Bedrohung. 

Annie als Hauptfigur kann man am Anfang ganz gut verstehen, im Laufe des Buches war ich manchmal ein bisschen mit ihr frustriert. Sie hatte einen Partner, der auch ihr bester Freund war. Nun ganz allein im Leben zu sein, macht ihr sehr zu schaffen. Doch die neue Freundschaft zu Sophie kann ihr helfen, darüber hinwegzukommen. Allerdings dauert das schon alles seine Zeit, und kostet auch Sophies Nerven. Gerade am Ende hätte ich mir ein wenig mit Charakterentwicklung und weniger Drama gewünscht, aber es ist eben auch Unterhaltung.

Sophie als die beste Freundin ist im ersten Moment sehr mysteriös. Sie ist etwas älter als Annie und wird so zu einer Art Mentorin. Die beiden treffen sich unter seltsamen Umständen, wie Annie später erst realisiert. Im Ort sind alle viel zu freundlich zu Sophie, was sie damit erklärt, dass sie die Vermieterin sei und niemand sich mit ihr schlecht stellen wöllte. Sophie kann mitunter manipulativ werden, und rechtfertigt das vor sich selbst vermutlich damit, dass sie Annie hilft. Aber ich mochte ihre Ansichten sehr und hätte auch gern so ein schickes Haus mitten im Wald, wo mich keiner stört.

Über die Handlung selbst will ich nicht zu viel verraten. Es ist ein Buch, das eher von den beiden Charakteren und deren Dynamik lebt. Es gibt aber einige etwas gruslige Momente, die vor allem mit Spinnen (in sämtlichen Größen) und mit ekeligen Sachen im Essen zu tun haben. Also völlig ohne Schauer kommt ihr nicht durchs Buch, aber es ist nix, was man wirklich Horror nennen kann. Letztlich dreht sich alles um die Frage, ob es hier wirklich eine Hexe gibt, und wenn ja, wer sie ist.

Das Ende fand ich dann wie gesagt etwas arg überzogen. Natürlich muss es dann noch etwas Drama geben, damit es sich auch wie ein Ende anfühlt. Aber ich hätte das nicht gebraucht. Ich hätte Annie gegönnt, dass sie sich als Charakter so weit entwickelt, dass sie das gar nicht braucht. Aber naja, so ist das meistens bei mir mit solchen Büchern, die eher in eine romantische Richtung gehen (auch wenn es hier eher darum geht sich selbst zu lieben). 

Alles in allem kann ich das Buch empfehlen, wenn ihr normalerweise kein Horror lest, aber vielleicht zu Halloween mal Lust auf etwas ein kleines bisschen Schauriges habt. Außerdem fand ich es schon unterhaltsam. Die Grundmessage, dass man als Frau keinen Mann braucht um glücklich zu sein, unterstütze ich auf jeden Fall aus vollem Herzen. Trotzdem war es dafür am Ende ein bisschen viel Drama, und Sophie war mir als Freundin auch trotzdem teilweise zu manipulativ. Ob euch so eine Geschichte interessiert, könnt ihr am Ende nur selbst entscheiden.

Was ist denn euer liebstes Buch mit Hexen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Samstag, 21. Januar 2023

Harlem Shuffle


Hallo meine Lieblingsleser,

ich versuche ja schon seit letztem Jahr weniger aus der Bibliothek auszuleihen und mehr meine eigenen Bücher zu lesen, aber an diesem hier kam ich dann doch nicht vorbei. Ich habe bereits Underground Railroad und Nickel Boys von dem Autor gelesen und geliebt. Daher wollte ich auch das neuste Buch von ihm unbedingt lesen.

Die Fakten:

  • Autor: Colson Whitehead
  • Titel: Harlem Shuffle
  • Reihe: Ray Carney 1
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Fleet
  • Seiten: 320
  • Preis: 8,99 Euro
  • Klappentext: "To his costumers and neighbors on 125th Street, Ray Carney is an upstanding salesman of reasonably priced furniture, making a decent life for himself and his family. Few people know he descends from a line of uptown hoods and crooks, and that his facade of normality has more than a few cracks in it. Cash is tight, especially with all those installment-plan sofas, so if his cousin Freddie occasionally drops off the odd ring or necklace, Ray doesn't ask where it comes from. Then Freddie falls in with a crew who plan to rob the Hotel Theresa - the Waldorf of Harlem - and volunteers Ray's services as the fence. Can Ray avoid getting killed, save his cousin and grab his share of the big score, all while maintaining his reputation as the go-to source for all your quality home furniture needs?

Zur Handlung: Ray Carney ist ein Mann, der sich alles selbst aufgebaut hat. Mit einem Verbrecher alsVater aufgewachsen hat er sich gegen dieses Leben entschieden, studiert und einen Laden für Möbel in Harlem eröffnet. Er hat eine Frau, die eigentlich sozial höher gestellt war als er, geheiratet, aber die Schwiegereltern nehmen ihn nicht ernst. Doch für seine Familie würde Carney alles tun.

Dazu gehört allerdings auch ein Cousin Freddie. Die beiden sind quasi als Brüder aufgewachsen. Und Freddie hat dem Leben als Kleinkrimineller nicht den Rücken zugekehrt. Durch einige Umstände gerät Carney so tiefer und tiefer in die kriminelle Welt von Harlem hinein, bis es vielleicht kein Zurück mehr gibt.

Dieses Buch spielt in den 50er und 60er Jahren in Harlem. Es handelt sich also um einen historischen Roman. Allerdings sind die Bücher von Colson Whitehead immer etwas Besonderes, hier eben mit diesem Fokus auf das verbrecherische Leben dieser Zeit. Dabei bekommt ihr auch einen guten Schuss New York-Feeling dazu, denn das Setting ist - wie der Titel vermuten lässt - hier auch wichtiger Bestandteil der Geschichte.

Ray Carney als Hauptfigur ist für uns Leser schwer zu greifen. Er wirkt immer ein kleines bisschen überfordert mit allem, aber er hat auch immer einen Plan. Seine Emotionen, wenn er in diese kriminellen Machenschaften verwickelt wird, fand ich auf jeden Fall nachvollziehbar. Trotzdem ist er irgendwie eine seltsame Mischung aus Spielball anderer und jemand, der die Dinge im Notfall in die Hand nimmt. Ich fand es interessant, aus seiner Perspektive zu lesen, habe aber keine große Bindung aufgebaut.

Neben Carney sind einige Figuren wichtig. Zunächst haben wir seine Familie, vor allem seine Frau. Sie stammt aus einer angesehenen Familie in Harlem und hat quasi unter ihrem Stand geheiratet. Doch ihr liegt das Schicksal ihrer Leute am Herzen. Sie arbeitet in einem Reisebüro, dass sichere Reisen für Schwarze Amerikaner durch Amerika organisiert - in einer Zeit, wo das absolut nicht sicher war. Sie könnte der moralische Anker für Carney sein, ist es aber nicht. Eher will er ihr und seinen Kindern das bessere Leben bieten können, das diese von ihm eigentlich nie verlangt haben.

Auf der anderen Seite haben wir Freddie und Pepper als Vertreter der Verbrecherszene. Freddie ist der Cousin, der Carney immer wieder mit in die Scheiße reitet, auf deutsch gesagt. Er ist ziemlich planlos, ziemlich dämlich und oft nicht nüchtern. Er ist sozusagen derjenige, der an der Geschichte alles in Bewegung setzt. Pepper dagegen ist noch vom alten Schlag. Er hat mit Carneys Vater zusammengearbeitet und die beiden bauen eine sehr fragile aber seltsam symbiotische Beziehung auf. Pepper ist derjenige, der Carney immer wieder aus der Scheiße zu holen versucht. Ihn mochte ich besonders gern. Er hat so eine schöne schruffelige Art, aber im Kern einfach ein gutes Herz. Besonders gefeiert habe ich, dass er seinen Freundinnen immer Esszimmermöbel kauft, damit sie ihn ordentlich bekochen können.

Die Handlung des Buches spaltet sich in drei Teile, die jeweils durch Zeitsprünge getrennt sind. Im ersten Teil Ende der 50er sehen wir, wie Carney erstmals mit der Verbrecherwelt in Berührung kommt, seit sein Vater nicht mehr über sein Leben bestimmt. Im zweiten Teil geht es dann um einen Racheakt, mit dem sich Carney selbst tiefer in diese Welt hineinmanövriert. Im letzten Teil schließlich gerät dann einiges aus den Fugen und es wird richtig heiß für unsere Charaktere.

Die Zeitsprünge haben mir wie immer das Lesen sehr erschwert. Ich liebe zwar den Schreibstil, und es hat auch meist nur ein Kapitel gebraucht, bis ich wieder im Lesefluss war, aber trotzdem reißt es mich erstmal raus. Man muss alle Charaktere neu verorten, plötzlich sind mehr Kinder da, oder es wurde umgezogen, etc. Das erschwert es auch, die Entwicklung der Beziehung der Charaktere nachzuvollziehen. Gerade bei Carney und Pepper hätte ich gern noch mehr die Zwischentöne gesehen. Außerdem war der zweite Teil des Buches für mich ein bisschen seltsam, weil er nicht so richtig zu den anderen passt. Was war die Aussage davon?

Ich denke generell, die Geschichte würde für mich als Film deutlich besser funktionieren, weil man noch mehr die Veränderungen über die Zeit sieht. Es wird hier zwar beschrieben, aber da ich kein bildliches Vorstellungsvermögen beim Lesen habe und auch noch nie in New York war, würde das filmisch für mich mehr wirken. Auch bei den Charakteren könnte man den Verlauf der Zeit vielleicht noch etwas deutlicher machen. 

Das Ende war dann wirklich spannend und auch mit Verlusten verknüpft. Ich hatte Angst um die Charaktere und gleichzeitig keine richtige Ahnung, was nun passieren wird und was am Ende die Aussage des Buches wird. Letzteres bleibt auch jetzt noch offen für mich. Trotzdem liest sich das Buch abgeschlossen, auch wenn es scheinbar eine Fortsetzung geben soll. Also ich weiß noch nicht, ob ich danach weiterlesen werde.

Ein Hinweis vielleicht noch: gerade zu Beginn des Buches wird das N-Wort sehr viel benutzt. Ich weiß nicht, wie die deutsche Übersetzung das handhabt, aber seid gewarnt, falls ihr das in Büchern nicht mögt.

Alles in allem war das ein gutes Buch. Ich mochte vor allem den Schreibstil und die Charakterisierung der Figuren, sowie das historische Setting in Harlem mit diesem New York-Gefühl. Außerdem baut Colson Whitehead häufig interessante Fakten in seine Bücher ein, von denen ich noch nie gehört habe. So beschreibt er einen vormodernen Schlafstil oder schreibt davon, was eigentlich vor dem Central Park da mitten in New York war. Dagegen konnte die Zeitsprünge mich nicht immer gut mitnehmen und mir fehlt am Ende ein bisschen eine Aussage, die ich aus dem Buch mitnehme.

Was habt ihr schon von dem Autor gelesen? Für mich einer der besten momentan schreibenden Autoren!

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 15. Januar 2023

In Deeper Waters


Hallo meine Fantasyleser,

noch immer habe ich einige Bücher aus dem letzten Jahr aufzuholen, unter anderem dieses Hörbuch, das eine Mischung aus Fantasy und Romance ist und vor allem gut in den Sommer passt, denn es geht um Seefahrt und Abenteuer. 

Die Fakten:

  • Autor: F T Lukens
  • Sprecher: Kevin R Free
  • Titel: In Deeper Waters
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Simon & Schuster Audio
  • Dauer: 9 Std 13min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext: "Prince Tal has long awaited his coming-of-age tour. After spending most of his life cloistered behind palace walls as he learns to keep his forbidden magic secret, he can finally see his family’s kingdom for the first time. His first taste of adventure comes just two days into the journey, when their crew discovers a mysterious prisoner on a burning derelict vessel. Tasked with watching over the prisoner, Tal is surprised to feel an intense connection with the roguish Athlen. So when Athlen leaps overboard and disappears, Tal feels responsible and heartbroken, knowing Athlen could not have survived in the open ocean. That is, until Tal runs into Athlen days later on dry land, very much alive, and as charming - and secretive - as ever. But before they can pursue anything further, Tal is kidnapped by pirates and held ransom in a plot to reveal his rumored powers and instigate a war. Tal must escape if he hopes to save his family and the kingdom. And Athlen might just be his only hope..."

Zur Handlung: Vor zwei Generationen hat ein böser Magier versucht, die restliche Welt zu unterwerfen und über alle zu herrschen, doch er wurde gestoppt und nun versucht seine Familie ihr Land gerecht zu regieren und Frieden mit allen anderen Mächten herzustellen. Dabei hilft es allerdings nicht, dass der jüngste Prinz Tal ebenfalls Magie besetzt, denn das könnte von allen als große Gefahr gesehen werden.

Anders als sein Großvater ist Tal allerdings nicht an der Weltherrschaft interessiert - er will die Welt nur einmal sehen und erkunden dürfen. Bisher war ihm das Reisen nicht vergönnt, damit er nicht zufällig seine Magie zeigt. Doch sein Bruder nimmt ihn mit auf eine Reise, bei der er das Königreich kennenlernen soll, und schon noch kurzer Zeit scheint nichts so zu laufen wie geplant.

Dieses Buch fällt für mich auch in den Trent von Cosy Fantasy hinein, denn in diesem Buch geht es vor allem um Selbstakzeptanz, Liebe zur Familie und zu Freunden, und um Frieden. Besonders gefallen hat mir in dem Rahmen die Beziehung von Tal und seinem großen Bruder, die sehr liebevoll und unterstützend ist. Aber auch die Beziehung von Tal und Athlen muss wachsen und die beiden müssen Vertrauen zueinander fassen, damit am Ende alles gut werden kann.

Tal als Hauptcharakter ist interessant gewählt, denn obwohl er eine sehr große Macht durch seine Magie besitzt, hat er absolut kein Interesse daran, diese zu benutzen. Es ist ein liebevoller, etwas tollpatschiger und naiver Prinz, der die Welt eher als voller Wunder erlebt als etwas, das man erobert. Ich mochte seine Perspektive sehr, da er sehr sanft und trotzdem natürlich nicht fehlerfrei ist.

Wie gesagt hat mir besonders die Beziehung zu seinem Bruder gefallen. Dieser ist eher der große Seefahrer und Kämpfer. In anderen Geschichten hätte er den kleinen Bruder vielleicht aufgezogen oder seine Homosexualität nicht anerkannt. Aber hier ist das ganz anders. Er liebt Tal sehr und unterstützt ihn, wo er kann. Er glaubt an ihn und sieht in seiner Sanftheit und Naivität keinen Makel. Auch der andere Bruder hat mir gut gefallen (er kann sich in einen Vogel verwandeln), aber ist mir nicht ganz so ausgeprägt im Kopf geblieben. Dagegen fand ich die weiblichen Figuren der Familie ein wenig blass, wenn sie auch wundervoll gegen Gendernormen verstoßen haben.

Athlen als Gegenpart in einer entstehenden Liebe fand ich auch interessant gewählt. Er hat definitiv eine tragische Hintergrundgeschichte und ein großes Geheimnis. Das Geheimnis ist relativ offensichtlich für den Leser und man kann es theoretisch schon aus dem Klappentext erraten, wenn man es drauf anlegt. Aber auch Tal wird dann bald eingeweiht. Ich mochte diesen kleinen Twist, allerdings hätte man seine Geschichte sicherlich noch stärker fokussieren können.

Die Handlung des Buches ist mir dagegen sehr wenig im Kopf geblieben. Es ist eher ein Vibes und Romance Buch als ein actiongeladenes Fantasywerk. Das fand ich aber nicht schlimm. Dafür haben mir die Figuren und ihre Beziehungen zueinander zu gut gefallen. Und es gibt schon auch einiges zu erleben, schließlich steht eine Verschwörung hinter den Ereignissen, die den Frieden im Land beenden will. Aber deswegen würde ich es eher als Cosy Fantasy einordnen, weil die Handlung eben ein bisschen weniger wichtig ist.

Das Hauptthema ist hier schon die Selbstakzeptanz von Tal und auch die Akzeptanz seiner Familie. Obwohl er eben diese Magie hat, muss er nicht sein böser Großvater werden. Das akkumuliert sich dann auch am Ende, wo die Charaktere auf jemanden treffen, der den Großvater kannte, und wo keine positiven Gefühle zu ihm existieren. Auch hat mir gefallen, dass am Ende die romantische Beziehung von Athlen und Tal nicht durch irgendwelche Missverständnisse in Gefahr gerät, sondern aufgrund magischer Hintergründe.

Alles in allem hatte ich Spaß beim Hören und es hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Es ist so schön, wenn die Familien von gerade queeren Charakteren so unterstützend und liebevoll sind. Das wünscht man sich direkt auch für unsere Welt - und genau darum lese ich gern solche Bücher. Auch die Geheimnisse und Intrigen, die aufgedeckt werden, sind unterhaltend, und es geht schon auch um tiefere Themen des Erwachsenwerdens und des Verlusts. Ich kann euch das Buch empfehlen.

Habt ihr erraten, was Athlen's Geheimnis ist?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Mittwoch, 11. Januar 2023

Bitter


Hallo meine Fantasyfreunde,

heute möchte ich euch vom ersten Buch berichten, das ich dieses Jahr gelesen habe - na zumindest als neues Buch. Denn tatsächlich habe zuerst noch einmal Pet gelesen, weil ich es letztes Jahr so geliebt hatte. Und dann war der perfekte Moment, auch dieses Prequel zu lesen, das im letzten Jahr herausgekommen ist. Es war wirklich die perfekte Wahl!

Die Fakten:

  • Autor: Akwaeke Emezi
  • Titel: Bitter
  • Reihe: Pet 0,5
  • Erschienen: 2022
  • Verlag: Faber & Faber Limited
  • Seiten: 261
  • Preis: 8,37 Euro
  • Klappentext: "After a childhood in foster care, Bitter is thrilled to have been chosen to attend Eucalyptus, a special school where she can focus on her painting. But outside this haven, the streets are filled with protests against the deep injustices that grip the city of Lucille. Bitter's instinct is to stay safe within the walls of Eucalyptus... but her friends aren't willing to settle for a world that's so far away from what they deserve. Pulled between old friendships, her artistic passion, and a new romance, Bitter isn't sure where she belongs. And if she does find a way to help the revolution while being true to who she is, she must also ask: at what cost?"

Zur Handlung: Bitter ist sicher. Seit sie an die Schule Eucalyptus für junge Kunstschaffende gekommen ist, muss sie sich nicht mehr sorgen, wo sie in einer Woche, einem Monat, einem Jahr leben wird. Trotzdem treibt sie die Sorge um, was nach ihrem Abschluss geschehen wird. Sie kann sich nicht vorstellen die Schule zu verlassen und in die harte und unfreundliche Welt draußen zurückzukehren. Eine Welt, deren Lärm allabendlich an ein Fenster dringt, den sie aber mit ihren Kopfhörern aussperrt.

Doch die Prosteste werden immer stärker und die Reaktion der Mächtigen immer brutaler. Bitter muss bald erkennen, dass sie sich um ihre Freunde so sehr sorgt, dass sie ihre eigene Sicherheit nicht mehr als einziges in Betracht zieht. Doch eine große Angst hält Bitter zurück und bringt ihr ein schlechtes Gewissen, bis ihre Kunst plötzlich ein Eigenleben entwickelt.

Ich habe letztes Jahr Pet geliebt und hatte mir deswegen auch dieses Prequel gekauft. Das geschah in dem Wissen, dass die Bücher sehr unterschiedlich sein werden. Denn Pet spielt in einer utopischen Welt ohne Monster, und wir wissen, dass ihre Mutter Bitter nicht in dieser Utopie aufgewachsen ist. Außerdem haben Pet und Jam, die Hauptfigur des ersten Bandes, eine Beziehung auf Augenhöhe, doch aus der Reaktion von Jams Eltern wissen wir, dass die Zusammenkunft mit diesen Wesen in der Vergangenheit nicht so glimpflich verlaufen ist. Ich war also gespannt, wie die beiden Bücher zusammenpassen.

Tatsächlich merkt man trotz der Unterschiede sofort, dass es sich um Bücher aus der gleichen Reihe handelt. Das liegt vor allem daran, wie die Charaktere miteinander umgehen. Wir haben hier einige Figuren, die in Pet als Erwachsene vorkommen, zum Beispiel Ube, der später Bibliothekar wird, Aloe, Jams Vater und Bitter zukünftiger Mann, und Hibiskus, der der Boxtrainer von Jams besten Freund wird. Ich fand es total spannend, diese mir bekannten Charaktere nun so lange Zeit vorher zu sehen. Und wie bei einigen schon deutlich wird, wer sie einmal sein werden. Der Ton, mit dem die Charaktere in diesen Büchern miteinander sprechen, ist so voller Sorgfalt und Respekt, dass man sich sofort wünscht, man würde auch in dieser Welt leben. Natürlich geschehen schlimme Dinge und es gibt auch Streit in dem Buch, aber diese dahinterliegende Message, dass jede und jeder okay ist, wie er oder sie ist, das wünsche ich mir für unsere Welt.

Neben den bekannten Charakteren haben wir hier aber auch allerhand neue Figuren. So ist da beispielsweise Blessing, Bitters beste Freundin, und ihre Partnerin. Auch Eddie ist neu, wobei ich zu ihrer Figur nicht zu viel sagen will, außer dass ich so gern wissen würde, was aus ihr geworden ist. Und die Schulleiterin Miss Virtue fand ich auch sehr gut geschrieben. Es gibt also Neues zu entdecken - nicht zuletzt natürlich Pets Vorgänger. Als wir seinen Namen erfahren, habe ich Gänsehaut gehaubt - aber keine Spoiler.

Bitter lernen wir in diesem Buch von einer ganz anderen Seite kennen. In Pet ist sie die liebevolle Mutter und Partnerin, die etwas exzentrische Künstlerin und eben eine Erwachsene. Aber in diesem Buch ist sie selbst noch Teenager und mit keiner leichten Vergangenheit. Ihr Trauma spielt dabei eine große Rolle, denn es hat sie einerseits zu der gemacht, die sie ist, und andererseits hält es sie auf gewisse Weise auch gefangen. Ich mochte diese junge Bitter, die noch sehr dabei ist herauszufinden, wer sie sein will. Und trotzdem hat sie schon diese Liebe zur Kunst, die dann eben auch magisch wird.

Die Handlung und die Themen sind auf eine Art schon sehr verschieden zu Pet. Es geht hier viel mehr um Aufstand und Widerstand, um das Ende von Kapitalismus und Unterdrückung, um Protest und Gewalt. Gleichzeitig geht es aber auch um Akzeptanz, um Liebe und Fürsorge, um Respekt und Diversität. Insofern kommen dann doch auch ähnliche Töne durch eine gänzlich andere Geschichte. Gerade vor dem Hintergrund, was während der Pandemie an Protesten in den USA stattgefunden hat, hat dieses Buch allerdings eine noch größere Aktualität.

Die Wesen, um die es in dieser Reihe geht, sind in diesem Buch sehr anders als in Pet. Das fand ich interessant, es hat für mich aber auch Fragen aufgeworfen. So scheint es eine Art konzertierte Aktion dieser Wesen gegeben zu haben, damit sie zur Erde kommen können. Das wird allerdings nie weiter erläutert oder von den Charakteren in Frage gestellt. Daher fand ich es schon seltsam, wie Pet dann in das Ganze hineinpasst. Pet hat auf jeden Fall eine ganz andere Beziehung zu Jam, als Bitter zu ihrem Wesen hat. Darauf solltet ihr euch einstellen.

Es gibt in dem Buch auch ein paar Sachen, die mir nicht so gut gefallen haben. Dabei geht es vor allem um das Verhalten von Aloe, Bitters zukünftigem Ehemann. Wir wissen natürlich, dass die Romanze zwischen den beiden funktionieren wird. Aber in diesem Band verhält sich Aloe manchmal sehr unfair gegenüber Bitter. Das passt dann auch gar nicht in den bereits erwähnten respektvollen und gewaltfreien Kommunikationsstil, der sonst in diesem Buch vorherrscht. Ich habe nicht verstanden, warum Aloe so geschrieben ist, und warum Bitter ihn damit so gewähren lässt. Uns wird ja die Beziehung als optimal dargestellt, und für mich hat sich das eben nicht so angefühlt. Da hätte ich mir am Ende auch mehr Klärung gewünscht.

Alles in allem habe ich auch dieses Prequel sehr gemocht und kann es euch wirklich empfehlen. Ganz den Kult-Lieblings-Status von Pet hat es aber bei mir nicht erreicht. Ich bin aber sehr froh, dass ich es gelesen habe, vor allem weil es eine inklusive und respektvolle Gemeinschaft so wundervoll darstellt. Ich hoffe und bete, dass wir eines Tages zu so einer Gesellschaft werden können und das Leben dann auch für alle Menschen besser werden kann. Ich denke, wenn wir dieses Buch lesen und etwas daraus lernen, sind wir schon einen Schritt weiter.

Habt ihr das Buch schon gelesen? Und wie fandet ihr Pet?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 8. Januar 2023

The Empire of Gold


Hallo meine Fantasyfreunde,

heute kommen wir zum letzten Band dieser Reihe. Die beiden Vorgänger habe ich euch gestern und vorgestern vorgestellt. Heute also das Finale, und das hatte sich viel vorgenommen. So ganz 100% konnte es meine Vorstellungen nicht erfüllen, aber es war trotzdem ein solides Ende.

Die Fakten:

  • Autor: SA Chakraborty
  • Titel: The Empire of Gold (dts. Das Imperium aus Gold)
  • Reihe: Daevabad Trilogie 3
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Harper Voyager
  • Seiten: 752 + Bonus Content
  • Preis: 18,99 Euro
  • Klappentext: "After a brutal conquest stripped the city of magic, Nahid leader Banu and the resurrected Dara must try to stabilize their warring people. Meanwhile Nahri and Ali have safely escaped to Cairo, but Nahri is haunted, knowing that the loved ones she left behind are now at the mercy of a tyrant. Ali, too, cannot help but look back, determined to rescue his city and the family that remains. Nahri, Ali and Dara begin to realise that in order to remake the world, they may need to fight those they once loved... and take a stand for those they once hurt."

Zur Handlung: Nahri und Ali konnten sich mit letzter Kraft und durch die Hilfe eines anonymen Verbündeten nach Kairo retten, bevor ihre Feinde sie fangen konnten. Nun stellt sich die Frage, ob sie den Untergang von Daevabad hinter sich lassen können und gemeinsam ein neues Leben in der Welt der Menschen starten. Ali hätte an sich nichts dagegen, doch da ist das Problem, dass Menschen ihn nicht wirklich zu sehen scheinen.

Außerdem nagt an beiden die Angst um ihre Liebsten. So ist Alis Schwester noch irgendwo in Daevabad und kämpft ums Überleben. Auch diejenigen, die mit Nahri das Krankenhaus aufgebaut haben, sind nicht alle verloren. Es gibt immer noch viele, die auf Ali und Nahri zählen in Daevabad, auch wenn sich ihre Zahl täglich verringert.

In diesem letzten Band geht es also noch einmal um das große Ganze: die Rettung von Daevabad. Nachdem die Stadt erobert wurde, ist die Magie verloren, was ich einen interessanten Twist fand. Plötzlich stehen fast alle unsere Charaktere ohne ihre Fähigkeiten da. Doch auch die Welt wird hier noch einmal erweitert und wir erfahren mehr über die anderen Wesen, die es neben Menschen und Dschinn noch gibt. Und diese können sich vielleicht dazu herablassen zu helfen.

In diesem Band entwickelt sich auch die Beziehung von Ali und Nahri weiter, und ich war ehrlich gesagt nicht immer Fan davon. In meinen Augen hat eine Liebesgeschichte in dieses ganze Drama nicht gut gepasst. Es bleibt auch eher ein Nebenthema, aber ich hätte es nicht gebraucht. Darüber hinaus müssen sich beide Charaktere deutlich weiterentwickeln. Ali muss akzeptieren, wer er ist und was er kann. Und er muss darum kämpfen, dass alle anderen das auch tun. Nahri dagegen erfährt endlich wer sie ist, und muss auch damit bis zum Ende der Geschichte kämpfen, denn nichts ist, wie es scheint. 

Auch in diesem Band haben wir eine dritte Perspektive, und auch hier hätte ich sie nicht gebraucht. Stattdessen hätte ich 100 Mal lieber von der Schwester von Ali gelesen. Ihr Weg in diesem Band ist so spannend und so weit davon entfernt, worauf sie vorbereitet wurde, dass sie für mich einer der interessantesten Charaktere war. Aber leider leider bekommen wir weiter weinerliche und nervige Kapitel aus einer anderen Sichtweise.

Was mich an dem Buch außerdem ein bisschen enttäuscht hat, war, dass es dann am Ende doch alles irgendwie einfach war. Es gibt dann ein paar Szenen, wo Ali und Nahri neue Verbündete finden, und diesen Teil fand ich ein bisschen zu praktisch. Wenn es so leicht ist, hätte es für mich nicht so lange gedauert. Außerdem war das Ende dann ein bisschen kompliziert nachzuvollziehen. Ich kann das nicht erklären ohne zu spoilern, aber grob gesagt passieren dann auch einige Veränderungen in der Welt, die ich wiederum schwer vorstellbar fand und die auch zu einfach gewirkt haben.

Generell mochte ich die Enden für die verschiedenen Charaktere. Ich glaube, das meiste hat dann einfach auch gut gepasst. Bei einem Charakter fand ich es dann wieder ein bisschen zu dramatisch, genau wie seine ganze Perspektive in den beiden Büchern. In meiner Ausgabe war hinten noch ein langes Zusatzkapitel, das sich fast ein bisschen liest wie die Chance auf mehr Bücher in dieser Welt mit Charakteren, die ich auf jeden Fall sehr gern sehen würde -hust-.

Alles in allem war dies ein gutes Finale, das diese besondere Reihe zu einem würdigen Ende bringt. Auch wenn es an den Glanz und die Glorie des zweiten Bandes für mich nicht herankommt, ist es doch nie langweilig. Ein bisschen verwirrt war ich am Ende vielleicht, aber darüber konnte ich hinwegsehen. Es gibt auch hier nochmal einige Twist und Turns gegen Ende, die mich überrascht haben. Auch da hatte ich ein paar Momente, wo ich nicht wusste, ob ich einfach gerade etwas nicht checke, oder ob da Plot-Holes sind. Aber ich war am Ende zufrieden.

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Samstag, 7. Januar 2023

The Kingdom of Copper


Hallo meine Fantasyfreunde,

heute kommen wir zum zweiten Band dieser Reihe. Gestern hatte ich euch ja das erste Buch vorgestellt, was mir schon sehr gefallen hatte. Allerdings passiert da am Ende auch einiges, was dazu geführt hat, dass ich direkt das zweite Buch anfangen musste. Zum Glück hatte mich aber jemand auf Discord darauf hingewiesen, dass wir einen 5-Jahre-Zeitabstand zwischen der Handlung des 1. und 2. Bandes haben. Daher treffen wir die Charaktere in sehr veränderten Umständen.

Die Fakten:

  • Autor: SA Chakraborty
  • Titel: The Kingdom of Copper (dts. Das Königreich aus Kupfer)
  • Reihe: Daevabad Trilogie 2
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Harper Voyager
  • Seiten: 609
  • Preis: 9,99 Euro
  • Klappentext: "Once a con artist on the streets of Cairo, Nahri's life changed forever when she accidentally summoned Dara, a formidable and mysterious djinn, and was thrust into the dazzling royal court of Daevabad. Now, as Nahri embraces hidden heritage and powers, she must forge a new path. Exiled for daring to defy his father, Ali is adrift on the unforgivable sands of his ancestral land, hunted by assassins and forced to rely on frightening new abilities that threaten to reveal a terrible family secret. As a new century approaches and the djinn gather within Daevabad's brass walls to celebrate, a power in the desolate north will bring a storm of fire straight to the city's gates."

Zur Handlung: Fünf Jahre nach den dramatischen Ereignissen des ersten Bandes hat sich Nahri in ihr neues Leben eingefügt. Endlich hat sie die Gelegenheit, Medizin zu erlernen und Menschen zu heilen. Doch sie zahlt dafür einen hohen Preis, und sie wird mit vielen Patienten auf Trab gehalten, sodass ihr keine Zeit bleibt, tiefer über Daevabad und seine Probleme nachzudenken. Und auch über ihre Gefühle denkt Nahri lieber nicht zu sehr nach...

Ali konnte sich mit letzter Kraft in der Wüste zu einem Ort retten, an dem er willkommen ist. Mit seinen neuen Fähigkeiten baut er sich dort ein Leben auf und lässt all die Intrigen und Komplotte in Daevabad hinter sich. Doch die Vergangenheit wird ihn einholen, denn er ist nun einmal ein Prinz und vor allem die Familie seiner Mutter will ihn nicht einfach aufgeben. Doch wenn er nach Daevabad zurückkehrt, muss er sich auch der Frage stellen, ob Nahri ihm je verzeihen wird.

Dieser zweite Band startet auf einer ganz anderen Ausgangsbasis als der erste. Während wir im ersten Buch die Welt mit Nahri entdecken und mehr und mehr die Hintergründe, die Geschichte und die gegenwärtige Politik verstehen, sind unsere Charaktere nun fest in ihren Leben verankert. Aber es werden natürlich Geschehnisse kommen, die diese Verankerung auflösen. Zunächst sehen wir aber die Leben, die die Charaktere in den letzten fünf Jahren geführt haben. Dabei fand ich den Zeitsprung zu Beginn des Buches sehr gut gelöst. Ich mag es eigentlich nicht, wenn sowas in Büchern passiert, aber hier hat es mich nicht gestört. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas sehr Wichtiges verpasst habe, und trotzdem fühlen sich die Charaktere auch etwas anders an.

Nahri ist inzwischen viel mehr zu einem Spielball der Mächte geworden. Um ihre Position zu sichern, musste sie einwilligen zu heiraten. Spannend fand ich hier die Darstellung ihrer Ehe, die absolut nicht auf Liebe basiert, in der es aber dennoch eine gewisse Lust gibt. Trotzdem knistert es zwischen dem Paar eher vor Wut als vor Anziehung. Abgesehen davon hat sie endlich die Chance ihren Traum zu leben, indem sie heilen darf. Trotzdem versucht sie ihre Position auch für mehr einzusetzen, da sie um die Probleme der Stadt weiß. Sie ist auf jeden Fall erwachsener geworden in diesem Band.

Ali fühlt sich auch erwachsener an. Er hat seinen Idealismus ein Stück weit abgelegen müssen, nachdem er aus Daevabad verstoßen wurde. Er hat aber auch Freude an einem normalen Leben gefunden, was er nun leben darf. Er hilft anderen, er bringt Wasser in die Wüste, und es gibt sogar Mütter, die ihm ihre Töchter vorstellen - was er natürlich erstmal gar nicht checkt. Aber wir fühlen auch, dass dieses Leben nur ausgeliehen ist, und sein Schicksal woanders hinführt. Ich hatte ein bisschen Angst, dass die Rückkehr nach Daevabad ihn auch wieder zu seinem naiven Selbst bringt, aber das war nur teilweise berechtigt. Auch mochte ich die neuen Nebencharaktere, die ihn aus seinem Ort begleiten.

Wir bekommen in diesem Buch auch eine dritte Perspektive, über die ich aber nicht zu viel sagen will. Ein uns bereits bekannter Charakter erzählt uns Dinge, die Ali und Nahri nicht wissen. Das war der einzige Teil des Buches, den ich nicht sehr mochte. Ich fand den Charakter nervig und quängelig, die Kapitel langweilig und teilweise wurden dadurch Dinge vorweggenommen, die das Ende noch grandioser gemacht hätten. Ich bin nicht ganz sicher, warum wir diese Perspektive bekommen haben, aber wegen mir könnte sie einfach aus dem Buch gestrichen werden.

Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat, ist, dass wir in der zweiten Hälfte eigentlich Action ohne Ende haben. Während sich das Buch zunächst langsam aufbaut und ich dachte, es würde mir weniger gut gefallen als der erste Band, macht die zweite Hälfte das alles mehr als wett. Es wird hier auch nicht geschont - ich habe das Ende während Reading Sprints gelesen und konnte jedes Mal am Ende eines Sprints berichten, wer denn jetzt gestorben ist. Also nichts für schwache Nerven, aber eben grandiose Fantasy...

Das Ende ist dann auch schockierend. Es geschieht etwas, das ich so habe gar nicht kommen sehen, weswegen ich sehr froh war, dass Band 3 schon bereit im Regal stand. Allerdings war mir klar, dass sich die Geschichte nun wahrscheinlich in eine Richtung entwickelt, die ich nicht so sehr mögen würde. Aber für diesen Band an sich war es ein wundervolles Ende, emotional und schockierend. 

Alles in allem hat dieser zweite Band meine Erwartungen übertroffen. Durch den Zeitsprung sind unsere Charaktere etwas älter und auch fester in der Welt eingebunden. Dadurch haben sich Dinge entwickeln können, die über den Verlauf des Buches zu einem explosiven Höhepunkt kommen. Danach ist wirklich nichts mehr wie es war. Ich konnte das Buch wirklich kaum aus der Hand legen, was selten vorkommt. Es wird auch niemand geschont, viele schlimme Dinge passieren, und das Ende lässt dann auch die Frage offen, in welche Richtung sich die Reihe nun entwickeln wird. Für mich der stärkste Band dieser Trilogie.

Wann konntet ihr das letzte Mal ein Buch nicht mehr aus der Hand legen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:




Freitag, 6. Januar 2023

The City of Brass


Hallo meine Fantasyfreunde,

ich hoffe, ihr seid alle gut in 2023 gestartet. Ihr habt schon gesehen, regelmäßig posten wird hier wohl auch in diesem Jahr nicht immer möglich sein. Aber wir versuchen weiter unser Bestes. Ich habe das neue Jahr mit meinem Partner gestartet, der mich eine Woche besucht hat. Daher ist bei mir noch nichts passiert mit Lesen und Büchern. Aber ich habe immer noch so viele Bücher vom letzten Jahr, die ich noch aufholen will. Dieses Wochenende fangen wir mit einer Reihe an, die mir sehr gut gefallen hat.

Die Fakten:

  • Autor: S. A. Chakraborty
  • Titel: City of Brass (dts. Die Stadt aus Messing)
  • Reihe: Daevabad Trilogy 1
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Harper Voyager
  • Seiten: 526
  • Preis: 8,99 Euro
  • Klappentext: "In the markets of eighteenth century Cairo, thieves, tricksters, con artists and outcasts eke out a living swindling rich nobles and foreign invaders alike. But alongside this new world, the old stories linger. Tales of djinn and spirits, of cities hidden among the swirling sands of the desert - full of enchantment, desire and riches - where magic pours down every street, hanging in the air like dust. Many wish their lives could be filled with wonder, but not Nahri. She knows the trades she uses to get by are just tricks and sleights of hand: there's nothing magical about her. She only wishes to one day leave Cairo, but as the saying goes... be careful what you wish for."

Zur Handlung: Nahri ist eine Betrügerin in Kairo im 18. Jahrhundert. Sie verkauft ihre heilenden Fähigkeiten, aber sie heilt auch Leute, denen es eigentlich nicht schlecht geht, solange sie davon Geld bekommt. Ihr großer Traum ist es, eine richtige Ärztin zu werden, aber sie weiß, dass das als Frau und ohne Vermögen nicht möglich sein wird. Um etwas mehr zu verdienen, führt sie fragwürdige Rituale durch, bis eines Tages eines davon völlig schief geht.

Ali ist der Prinz einer magischen Stadt voller Dschinn. Sein großer Bruder wird eines Tages über diese Stadt und das Reich herrschen, während es Alis Aufgabe sein wird, ihn zu beschützen. Doch auch eine magische Welt kommt nicht ohne Ungleichheit aus, und in dieser Welt werden Personen, die von Menschen und Dschinn abstammen, als eine niedere Rasse behandelt. Ali möchte dies ändern, denn er kann die Misshandlungen nicht mehr mit ansehen. Doch kann er seine Familie dafür verraten?

Dieses Buch ist der Beginn einer Fantasy-Trilogie und wird häufig dafür kritisiert, dass es sich eher wie ein Jugendbuch liest. Ich habe das allerdings nicht so stark empfunden, trotzdem würde ich sagen, dass die Reihe nach diesem Band stärker wird. Wenn ihr also von Band 1 nicht völlig überzeugt sein, dann trotzdem weiterlesen.

Wir folgen hauptsächlich der Geschichte von Nahri. Ich mochte sie als Hauptfigur. Sie ist der klassische Underdog. Sie denkt ihr ganzes Leben, dass sie eben ein bisschen Talent beim Heilen hat, allerdings stellt sich mehr und mehr heraus, dass das mehr als Talent ist. Sie wird von einem mysteriösen Dschinn entführt und in eine magische Welt gebracht, sodass wir mit ihr gemeinsam alles erkunden können. Sie ist ein bisschen stur, was ich bei weiblichen Hauptcharakteren immer mag, und sie weiß, wie man andere übers Ohr zieht. In ihrem Leben gibt es auch viele Unbekannte, zum Beispiel wer ihre Eltern waren, was nach und nach in dieser Reihe herauskommen wird. Aber so allein auf sich gestellt zu sein, beeinflusst natürlich auch den Charakter, was ich an Nahri immer nachvollziehbar fand.

Ali ist der zweite Charakter, aus dessen Sicht wir auf die Dinge schauen. Es dauert etwas, bis die Wege der beiden zusammenführen. Ali ist eher der naive und optimistische der beiden. Er will seine Stadt und Welt zum Besseren verändern, auch wenn ihn das vielleicht seinen Stand und seine Familie kostet. Mit Ungerechtigkeit kann er nicht leben. Allerdings trifft er auch nicht immer die besten Entscheidungen, da er auf eine Art natürlich als Prinz behütet aufgewachsen ist. Dennoch macht er sich nichts aus Prunk und Ruhm, da für ihn immer nur eine Position als Untergebener seines Bruders vorgesehen war. Ich habe beide Hauptcharaktere sehr lieb gewonnen über die Reihe - aber beide werden auch einiges durchmachen müssen. Es ist sehr selten, dass ich beide Perspektiven in einem Buch gleich spannend finde, aber hier war es durchgängig so.

In der Handlung geht es dann vor allem um die politischen und gesellschaftlichen Zustände in Daevabad, Alis Heimat. Während wir mit Nahri die erste Hälfte des Buches eher auf Reisen sind, lernen wir mit Ali die wichtigen Konfliktlinien in seiner Stadt kennen. Wir erfahren, wie Alis Familie einst die mächtigen Nahid gestürzt hatte, die bis dahin regierten. Auch islamische Ideen werden in die mythologische Hintergrundgeschichte eingewoben, was bei Kairo und Dschinn nicht sehr verwundern sollte. Ich fand die ganze Geschichte von Daevabad und das gesellschaftliche Klima in dieser Stadt sehr spannend. Hier könnte man auch viel diskutieren, zum Beispiel inwieweit ein neuer Herrscher tatsächlich Dinge von heute auf morgen ändern kann, oder ob er nicht auf die gleichen Minister und Beamten angewiesen ist, die dann schon für eine Kontinuität sorgen werden.

In Nahris Handlungsstrang gibt es auch eine Romanze. Ich fand das ganz interessant, aber ich lese ja selten Bücher explizit für die romantische Seite. Hier könnte man vermutlich von einer hate-to-love-Beziehung sprechen. Zumindest finden sich beide zunächst nervig und können sich nicht vertrauen, aber es entsteht über die Zeit doch eine Anziehung. Ich mochte hier aber auch die Idee, dass man meistens ja den Menschen, in den man sich verliebt, fast nicht kennt, was Nahri hier auch erfahren wird.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist die Magie, die man auf jeder Seite findet. Dennoch zeigt das Buch wunderbar, dass Magie die Welt nicht unbedingt besser macht. Alle politischen und sozialen Probleme und Kämpfe können auch mit Magie existieren, und sie werden teilweise dadurch nur noch härter ausgetragen. 

Das Ende war dann sehr turbulent. Ich hatte das Gefühl, dass am Ende sehr viel zusammenkommt, was sich über das Buch aufgebaut hat. Vor allem wie falsch und chaotisch sich die Charaktere schließlich verhalten, sorgt für einen interessanten Ausgangspunkt für Band 2. Im Epilog erfahren wir dann allerdings auch noch Dinge, die unsere Hauptfiguren so nicht wissen. Ich fand diesen neuen Blick auf uns bekannte Nebencharaktere unglaublich spannend, weil es einiges auf den Kopf stellt. Sagen wir einfach, ich war sehr froh, dass ich auf Band 2 nicht warten musste.

Alles in allem war dies für mich ein großartiger erster Band einer Reihe. Ich war von der ersten Seite in die Geschichte versunken. Vor allem die Magie und die nachvollziehbaren, aber deswegen nicht fehlerfreien, Charaktere haben es mir angetan. Die Handlung war spannend und das Ende regelrecht explosiv. Man weiß direkt, dass es für die Folgebände noch so viel zu erfahren gibt. 

Habt ihr das Buch schon gelesen? 

Bis bald,
Eure Kitty Retro

 

 

 

 

Meine Bewertung: