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Freitag, 31. Juli 2020

Schöne neue Welt - Kittys Meinung


Hallo meine Klassikerfreunde,

heute möchte ich euch gern von einem Buch berichten, dass Blue euch schon vor einiger Zeit vorgestellt hatte: Schöne neue Welt. Sie war von dem Buch hellauf begeistert, aber ich fand es leider total schlimm. Es war nicht nur irgendwie langweilig und belanglos, ich fand gewisse Teile davon auch echt unangenehm und eklig. Aber dazu gleich mehr.

Die Fakten:
  • Autor: Aldous Huxley
  • Titel: Schöne neue Welt (Original: Brave New World)
  • Erschienen: 2000 (erstmals 1932)
  • Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
  • Seiten: 253
  • Preis: 12,00 Euro

Zur Handlung: 600 Jahre in der Zukunft sah Huxley die Menschheit in einer Welt inspiriert vom Fließband. Klassische Werte des beginnenden 20. Jahrhunderts wie die Liebe von Eltern und Kindern oder Monogamie gibt es nicht mehr. Stattdessen werden Menschen in einer Maschine produziert, in der durch verschiedene Eingriffe auch dafür gesorgt wird, dass jeder Mensch perfekt auf die ihm angedachte Stelle ist. So entstehen gesellschaftliche Klassen, die niemand überwinden oder verlassen kann.

In dieser Welt gibt es jedoch noch kleine Enklaven, in denen Wilde leben - durchaus so rassistisch verstanden wie es klingt. In dieser Welt ging einst eine Frau der neuen Menschen verloren, und schließlich begleiten wir ihren Sohn, der unter den Wilden aufwuchs, aber auch von seiner Mutter lernte, wie er das erste Mal in diese schöne neue Welt eintritt.

Als erstes ist mir an diesem Buch der Rassismus aufgefallen. Schon ganz am Anfang des Buches wird deutlich, dass die Menschen in Afrika nach wie vor als etwas anderes gesehen werden als die in Europa. Dabei suggeriert Huxley gleichzeitig, dass Menschen aus der Produktion von überall nach überall verschickt werden - zum Beispiel wenn man nach einer Naturkatastrophe "Nachschub" liefern muss. Allerdings lässt es einen schon früh mit dem Gefühl zurück, dass nur in Europa die wirklichen Alphas leben. Die Epsilons, die quasi kaum Menschen sind, werden immerzu auf eine Art beschrieben, die an hypothetische "Urmenschen" erinnert, denen Schwarze näher seien als Weiße. Dazu kommt dann das Thema der Wilden, das nicht nur zufällig an indigene Völker erinnert. Diese bekommen zwar eine christliche Pointe, allerdings werden sie als dunkelhäutig beschrieben, und der Sohn der Beta-Frau wird dort aufgrund seiner anderen Erscheinung (blond und weiß oder so) diskriminiert. Diese Wilden werden nicht nur namentlich als "geringer" bezeichnet, sondern auch als abstoßend und rückständig von den Charakteren bewertet. Der Autor versucht zwar dann, mit dem Sohn zu zeigen, dass er vielleicht ja der viel bessere Mensch ist als all diese produzierten Menschen, aber er ist eben kein "Wilder", sondern ein blonder weißer Mann, der noch dazu ohne jede wirkliche Bildung echt hoch daher reden kann.

Das nächste Problem, was ich hier sehe, ist, dass Huxley allen Anschein nach selbst nicht wusste, ob er diese Utopie nun gut oder schlecht findet. Während wir in manchen Momenten zu recht angewidert sind von der Welt, scheint Huxley in anderen Momenten klare Fanboy-Phasen zu haben. Alles kulminiert sich dann im Gespräch zwischen dem "Wilden" und dem Aufsichtsrat am Ende, bei dem klar wird, dass Huxley sehr viele gute Argumente für seine Utopie einfallen, allen voran: es braucht immer dumme Menschen, die sich ausbeuten lassen. Als Leser hat man am Ende keine Ahnung, was man nun denken soll über diese schöne neue Welt.

Erzähltechnisch fand ich das Buch auch total blöd. Zunächst folgen wir einigen Alphas, die in der Fabrik, in der die neuen Menschen hergestellt werden, arbeiten. Darüber lernen wir, wie diese Menschen überhaupt entstehen. Außerdem lernen wir, dass sexuelle Freizügigkeit nun die Norm ist, aber dennoch alle sexistischen Untertöne auch in einer 600-Jahre-Zukunft für den Autor noch bestehen. Danach folgen wir einem Alpha Plus, der keine Lust auf seine Welt hat. Er wirkt wie so ein privilegierter Teenager, der seine Eltern hasst, weil sie ihm alles geben, was er zum Leben braucht. Und schließlich folgen wir dann dem "Wilden", der eigentlich auch nur ein weißer Dude ist. Keine Ahnung, was uns diese Wechsel der Perspektive sagen sollen. Mir wurde mal beigebracht, das ist schlechtes Schreiben.

Was mich an diesem Buch besonders frustriert, gerade im Gegensatz zu Dystopien wie Handmaids Tale von Margaret Atwood, ist Folgendes: Es gibt für mich keinen einzigen Hinweis darauf, dass so eine Welt jemals eintreten könnte. Ähnlich wie bei 1984 sehen wir privilegierte weiße Männer, die sich eine schreckliche Zukunft ausmalen, in der sie vielleicht nicht mehr die Herrschenden sind! Aber weil sie immerhin so viel Bewusstsein über ihre Privilegien haben, geschieht das nicht durch andere Gruppen (Frauen, andere Ethnien), die sie stürzen, sondern durch selbstherbeigeführte Entwicklungen wie die Technisierung und Industrialisierung, die hier zum Ziel gemacht wird. Gemeinsam mit Motiven von "jeder gehört jedem", was für mich verdächtig nach Kommunismus klingt, wird es zum Alptraum des weißen Mannes - selbst die herrschenden Alphas dieser Welt sind aus der Retorte. Sie verlieren ihre geliebte Individualität, die so vielen anderen Bevölkerungsgruppen schon in unserer Realität verwehrt bleibt.

Ich habe es einfach satt, mir die Gedanken weißer Männer durchzulesen, die sich überlegen, was ihre Macht jemals stürzen könnte. Hier geht es nicht um die schrecklichen Folgen für die Armen und unteren Schichten der Bevölkerung, die mit der Industrialisierung einhergingen. Sondern es geht um die Werte der Mittelschicht, die durch einen gesellschaftlichen Umschwung, der absolut keinen Sinn macht, zerstört werden. Wer, wenn nicht der privilegierte weiße Mann sollte diesen Umschwung denn herbeiführen? Ich verstehe es nicht...

Ein schönes Gegenbeispiel ist übrigens Krieg der Welten von H G Wells, das ich kurz nach diesem Buch gelesen habe. Seine clevere Idee, die Kolonialisierung umzudrehen und ganz bewusst extraterrestrische Mächte zu nutzen, um den weißen Männern seiner Zeit zu zeigen, welches Leid sie über andere bringen, hat mir 100 Mal besser gefallen als diese Utodystopie.

Ich bin gespannt, wie ihr über diesen Klassiker denkt. Habt ihr ähnliche Gedanken dazu?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:

Mittwoch, 29. Juli 2020

The New Jim Crow

Hallo meine Lesefreunde,

der Reading Rush ist vorüber und dieses Buch war mein Projekt für die Woche. Ich habe jeden Tag circa ein Kapitel gelesen, um es in der Woche zu beenden. Ich mache das gern mit Non-Fiction Büchern, damit ich alle Informationen auch verarbeite und nicht einfach nur durch das Buch durchmaschiere, ohne irgendetwas dabei zu lernen. In diesem Buch geht es außerdem um etwas, von dem ich wirklich keine Ahnung habe: das amerikanische Gefängnissystem.

Die Fakten:
  • Autor: Michelle Alexander
  • Übersetzung: Gabriele Gockel, Thomas Wollermann, Kollektiv Druckreif
  • Titel: The New Jim Crow
  • Erschienen: 2016 (erstmals 2010)
  • Verlag: Antje Kunstmann GmbH
  • Seiten: 354 (+ Literaturverzeichnis)
  • Preis: 24,00 Euro
  • Klappentext: "Als Jim-Crow-Ära gilt in den USA die Zeit vom Ende des amerikanischen Bürgerkriegs bis zum Erfolg der Bürgerrechtsbewegung, in der die Rassenhierarchie in den USA durch zahlreiche Gesetze und Maßnahmen zementiert war. Michelle Alexander argumentiert, dass das rassistische System in den 1960er Jahren nicht abgeschafft wurde, sondern unter dem Deckmantel des Kriegs gegen die Drogen eine neue Form gefunden hat: The New Jim Crow."

Der Krieg gegen die Drogen tobt in den USA inzwischen seit der Ära Nixon. Wir alle kennen die Bilder aus den Medien, die schwarzen Drogendealer, die in heruntergekommenen Parks in den ärmsten Vierteln Amerikas Gift an die Menschen verkaufen. Doch viele von uns wissen aus Erfahrung, dass Drogenkonsum kein Phänomen ist, das sich auf eine bestimmte Ethnie oder eine bestimmte Bevölkerungsgruppe beschränken lässt. Vielleicht sind die "Geschmäcker" verschieden, aber auch in meinem landläch-idyllischen Gymnasium kann man inzwischen problemlos Drogen auf dem Schulhof kaufen und im Studium wusste ich schon, wer mir sagen könnte, wo ich was kaufen kann.

Wie kommt es also, dass der Krieg gegen die Drogen in uns solche Bilder herruft, die definitiv rassisch gerpägt sind? Laut Michelle Alexander ist dies das Resultat einer großangelegten Medienkampagne, die mit dem Aufkommen von Crack als einer Variante von Kokain den Blick der Bevölkerung auf die schwarzen Viertel lenkte. Und all dies geschah, um den Krieg gegen die Drogen als Deckmantel für ein neuen System rassistischer Unterdrückung in den USA zu nutzen.

Das Buch ist unterteilt in 6 Kapitel und eine ausführliche Einleitung. Kapitel 1 gibt einen historischen Abriss von der Sklaverei bis heute und zeigt Parallelen auf, zum Beispiel wie Schwarze immer wieder zu Sündenböcken gemacht wurden, auf die die armen Weißen ihre Wut lenken konnten, damit sie nicht erkennen, wer sie wirklich ausbeutet (kommt das wem bekannt vor?). Kapitel 2 beschäftigt sich damit, wie man in den USA überhaupt ins Gefängnis kommt. Kapitel 3 zeigt dann auf, an welchen Stellen das Justizsystem in den USA rassistisch agiert und warum es rechtlich unmöglich ist, dagegen vorzugehen. Kapitel 4 beschäftigt sich mit den Spätfolgen einer Verhaftung - dem gesellschaftlichen Ausschluss nach der Haft. Kapitel 5 bringt all diese Elemente zusammen und zeigt auf, wie dadurch ein System entsteht, in dem Schwarze (Männer) immer noch macht- und rechtelos sind. Kapitel 6 zeigt schließlich auf, wie eine soziale Bewegung sich dieses Themas annehmen könnte und sollte - was leider bisher in meinen Augen bei Black Lives Matter nicht geschehen ist. Das Buch hat damit eine sehr klare Gliederung, was es für den Leser sehr leicht macht, es zu verstehen.

Besonders gut gefallen haben mir Kapitel 2 und 3. Da habe ich besonders viel Neues gelernt, meinem Partner auch viele Ausschnitte vorgelesen und so richtig Wut im Bauch bekommen. Diese Kapitel bestechen besonders durch eine Vielzahl von Gerichtsurteilen und Statistiken, die zeigen, dass sich die Autorin das nicht alles ausdenkt. Das ganze Buch ist sehr gut recherchiert und man merkt, dass die Autorin Ahnung hat von dem, was sie da präsentiert.

Das Buch schafft es, viele Mythen über den Krieg gegen die Drogen zu widerlegen. So zum Beispiel der Mythos, die höheren Anteile an POC Personen in Gefängnissen gehe auf ihre höhere Verbrechensrate zurück. Außerdem gibt es wundervolle Denkanstöße á la: Sag mal zu einem guten Freund oder Verwandten, "es muss wirklich mal mehr gegen das Weiße Verbrechen in Amerika getan werden" - alle werden die Augenbrauen hochziehen. Dagegen bezeichnet sie dann "Schwarzes Verbrechen" als redundant, denn alle sehen Verbrechen als eine "schwarze" Sache. Vor allem aber gelingt es ihr, die Ungerechtigkeit hinter dieser Ungleichheit aufzuzeigen. Während weiße College-Studenten für Gewaltverbrechen wie Vergewaltigungen als "boys will be boys" abgetan werden, gehen schwarze Jugendliche für den Besitz von wenigen Gramm Drogen für 5 bis 10 Jahre ins Gefängnis. Dabei weist sie auch darauf hin, dass dieses System der Masseninhaftierung nie so viele Jahrzehnte funktioniert hätte, würde weiße Jugendliche mit derselben Häufigkeit für Drogendelikte verhaftet wie schwarze oder braune.

Besonders beeindruckend fand ich einige Zitate, die die Autorin anbringt, vor allem von Richtern auf wirklich hohen Ebenen, die keine Drogenfälle mehr verhandeln wollen, weil ihnen die Ungerechtigkeit darin zu groß ist und sie es nicht mehr ertragen, oder ganz aus dem Richterberuf aussteigen deswegen. Aber gruselig ist dann auch der letzte Teil des Buches, in dem die Autorin deutlich macht, wer alles finanziell von der Masseninhaftierung in diesem privatisierten System in den USA profitiert, wie viele Menschen in diesem System arbeiten, und wie schwierig daher jedes Vorgehen gegen dieses System sein wird.

Mir hat das Buch also deutlich die Augen geöffnet. Ich finde es schade, dass ich bisher noch so wenig darüber höre. Ich glaube, dass wir uns alle immer noch darüber freuen, dass Verbrecher in unserer Gesellschaft so schön systematisch aus unserem Blick verbannt werden. Ich bin als Kind jeden Tag mit dem Schulbus an einem Gefängnis vorbeigefahren. Ich habe mich oft gefragt, was diese Bauten uns als Gesellschaft bringen sollten. Dieses Buch zeigt, wie leicht man solch ein System für politische Zwecke und Unterdrückung missbrauchen kann. Wenn es nach mir gänge, gäbe es keine Gefängnisse mehr.

Zwei Dinge, die ich nicht so gern mochte: in der deutschen Ausgabe sind gelegentlich Fehler enthalten, grammatisch und in der Rechtschreibung. Und am Anfang gibt es sehr häufige Wiederholungen, wo die Autorin uns innerhalb weniger Seiten immer wieder denselben Satz um die Ohren haut. Das wird aber dann ab Kapitel 2 besser.

Habt ihr von dem Buch schon gehört? Für mich war es ein sehr glücklicher Bibliotheksfund.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:

Montag, 27. Juli 2020

The War of the Worlds

Hallo meine Sci-Fi-Horror-Freunde,

der Reading Rush ist vorbei und ich habe nun eine Menge Bücher hier, die ich euch unbedingt vorstellen möchte. Dabei starte ich heute mit einer absoluten Überraschung. In der Bibliothek hatte ich vor einer Weile nach passenden Büchern für die Challenges gesucht und dabei recht unerwartet The War of the Worlds eingepackt. Vom Autor H. G. Wells hatte ich bereits vor Jahren The Island of Dr. Moreau gelesen, war aber eher unterwältigt. Deswegen konnte mich The War of the Worlds nun besonders überraschen.

Die Fakten:
  • Autor: H. G. Wells
  • Titel: The War of the Worlds
  • Erschienen: 2005 (erstmals 1898)
  • Verlag: Penguin Classics
  • Seiten: 180 + Anhang
  • Preis: 4,60 Euro
  • Klappentext: "The night after the shooting star is seen streaking across the sky, a cylinder is discovered on Horsell Common. Fascinated and exhilarated, the local people approach the mysterious object armed with nothing more than a white flag. But when gruesome alien creatures emerge armed with all-destroying heat-rays, their rashness turns rapidly to fear. As the rays blaze towards them, it soon becomes clear they have no choice but to flee - or die. Soon, the Martians begin a sinister invasion of the world. Destroying all in their path with black gas and burning rays, they brutally make their advance, feasting on the warm blood of still-living human prey. The forces of the Earth, however, may prove harder to beat than they at first appear..."

Zur Handlung: Unser Protagonist ist ein angesehener Philosoph und Schriftsteller, der eines Abends einem Kollegen in der Sternwarte Gesellschaft leistet. Dabei sehen sie eine komische Explosion auf dem Planeten Mars. Dies wiederholt sich über 10 Tage. Einige Tage später landet der erste Zylinder auf der Erde, ganz nah am Haus unseres Protagonisten. Angezogen von diesem fremden Gegenstand gehen die Menschen immer näher. Sie wissen nicht, ob es etwas Lebendiges im Zylinder ist.

Als jedoch klar wird, dass darin Marsianer zur Erde gekommen sind, die es ganz und gar nicht friedlich mit der Menschheit meinen, kommt das Militär zum Einsatz. Doch bei dem Versuch die Marsianer zu zerstören, werden diese nur noch wütender und tödlicher. Die Sicherheit, in der sich die Menschheit in England zu lange wiegte, ist Geschichte. Es beginnt der Kampf ums Überleben.

Zunächst muss man bei diesem Buch im Hinterkopf behalten, dass es noch im 19. Jahrhundert veröffentlicht wurde. Beim Lesen hatte ich es deutlich später eingeordnet, vielleicht in den 30er oder 40er Jahren. Das zeigt, mit welcher ungeheuren Phantasie H. G. Wells in dieser Geschichte aufwartet, in der es noch keinen Weltkrieg gab. In der Tat sollte man meinen, dass die Mächte in den Weltkriegen eher von seinen Ideen inspiriert waren als anders herum. 

Besonders ist das Buch für mich vor allem, weil es sehr viel über die damalige - und die jetzige - Zeit aussagt. Der Horror in dieser Geschichte, lag für die Menschen zu Wells' Lebzeit in der Idee, dass nicht sie die Kolonialisten sind, sondern diejenigen, die kolonialisiert werden. Und das macht Wells auch sehr explizit, indem er die Leser immer wieder veranlasst, nicht zu hart mit den Marsianern zu urteilen, denn schließlich habe sich die (weiße) Menschheit ja in vielen Moment fast noch schlimmer verhalten.

Wells bringt so den Krieg, die Machtlosigkeit und die Ungerechtigkeit der Kolonialisierung ins friedliche England, wo die Menschen ihren kleinen Leben nachgehen, Intellektuelle sind oder Bauern oder Hausfrauen. Diese ruhige Idylle, die sich am Beginn des Buches abzeichnet, wird in das absolute Chaos verwandelt, ohne dass die Bewohner etwas dafür können. Plötzlich erscheint da eine Macht, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Ich fand das so interessant - und dass wir uns heute immer noch mit so einer Geschichte identifizieren können, sagt doch viel aus über uns als (weiße) Menschen.

Der Hauptcharakter im Buch ist ein Intellektueller. Deswegen kann er auch im Chaos gelegentlich einen Schritt zurücktreten, und uns die Geschehnisse einordnen. Dennoch ist auch er einfach nur noch auf der Flucht. Er ist verstört von den Marsianern und von seinen Mitmenschen gleichermaßen. Immer wieder gerät er in Situationen, wo er mit Fremden zusammengepfercht ist, die er nicht ertragen kann. Ich fand es spannend, diesem Charakter zu folgen, der uns hier ganz bewusst seine Geschichte erzählt (und ein paar Kapitel die seines Bruders).

Ich war von der Geschichte vom ersten Augenblick an in den Bann gezogen. Man ist mehr oder weniger direkt im Geschehen und verfolgt mit Staunen und immer mehr Grauen, was geschieht. Das Buch hatte für mich eine gute Geschwindigkeit, auch wenn ich in anderen Rezensionen genau das Gegenteil gelesen habe. Es ist also Geschmackssache. Für mich waren die Vorgänge aber alle total nachvollziehbar und sie erschienen mir realistisch. Interessant ist es vor allem, diese Geschichte im 19. Jahrhundert verortet zu sehen. Zu Beginn des Buches sehen wir so zum Beispiel immer wieder Charaktere, die so ins Chaos gezerrt wurden, dass sie ihren Hut verloren haben - oh schreck... 

Wenn ihr also den Film kennt, dann wisst ihr eigentlich nichts über dieses Buch. Klar, die Tripods könnt ihr euch dann vielleicht ein bisschen besser vorstellen - H. G. Wells brauchte zur Beschreibung in seiner Zeit noch einen Melkhocker - aber das Buch ist nochmal ganz anders, und meiner Meinung nach viel besser.

Alles in allem hat mich dieses Buch total positiv überrascht. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen, ich mochte all die schlauen Dinge, die Wells darin verpackt hatte, und trotzdem war es einfach spannend. Wenn man das Buch in der Zeit verortet, in der es geschrieben wurde, ist es einfach unglaublich, wie viel Weitsicht und Phantasie Wells mit diesem Buch bewiesen hat. Und das Buch hat sicherlich auch Probleme, zum Beispiel kommt quasi keine Frau richtig vor, aber mir hat es trotzdem sehr gut gefallen. Außerdem waren die Kommentare und Verweise in dieser Penguin-Edition total interessant und hilfreich - Wells zitiert sich zum Beispiel gern selbst.

Sicherlich kennt ihr den Film, aber habt ihr je erwogen das Buch zu lesen? Ich hoffe, jetzt schon!

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:

Freitag, 24. Juli 2020

Die Spiegelreisende - Reihe komplett

Hallo an alle Abenteuerlustigen,

dieses Reihe habe ich gehört und war vom ersten Band total fasziniert und nun am Ende bin ich total verwirrt.

Fakten:

  • Autorin: Christelle Dabos
  • Übersetzerin: Amelie Thoma
  • Roman
  • 2019-2020 erschienen
  • 4 Bände
  • 500-650 Seiten
  • Insel Verlag
  • Preis: 18,00€ (gebundene Ausgabe)

Klappentext vom 1. Band:
"Am liebsten versteckt sie sich hinter ihrer dicken Brille und einem Schal, der ihr bis zu den Füßen reicht. Dabei ist Ophelia eine ganz besondere junge Frau: Sie kann Gegenstände lesen und durch Spiegel reisen. Auf der Arche Anima lebt sie inmitten ihrer riesigen Familie und kümmert sich hingebungsvoll um das Erbe der Ahnen. Bis ihr eines Tages Unheilvolles verkündet wird: Ophelia soll auf die eisige Arche des Pols ziehen und einen Adligen namens Thorn heiraten. Was hat es mit der Verlobung auf sich? Wer ist der Mann, dem sie von nun an folgen soll? Und warum wurde ausgerechnet sie, das zurückhaltende Mädchen mit der leisen Stimme, auserkoren? Ophelia ahnt nicht, welche tödlichen Intrigen sie auf ihrer Reise erwarten, und macht sich auf den Weg in ihr neues, blitzgefährliches Zuhause."

Erst einmal die Cover dieser Reihe sind wunderschön. Auf ihnen wird immer der Ort abgebildet wo der Band vorrangig spielt.

Die Hörbücher dauern gefühlt doppelt solang wie die Seitenzahl für mich dauern würde, aber dennoch mochte ich die Reihe gern hören.

Jedes Buch wird mit einer Art Sequenz eingeleitet wo man über Gott redet und nein nicht im religiösen Sinne. Es ist mehr als wäre Gott ein bisschen dämlich und nicht ganz klar im Kopf.

Wir haben es hier mit einer dystopischen Welt zu tun, die die Menschheit nach dem sogenannten Riss darstellt. Es gibt Archen statt Länder und jede hat ihren eigenen Familiengott der für etwas besonderes steht, oft eine Gabe die er weitergibt.

Diese Familiengötter sind irgendwie ulkig. Man kann sie kaum ernst nehmen und doch haben sie die Welt voll im Griff, zumindest scheint es so.

Unsere absolute Hauptfigur ist Ophelia. Sie ist eine junge Frau die eine seltene Gabe hat. Wenn sie etwas mit ihren Händen berührt liest sie darin die Geschehnisse und die Gefühle die vorher mit dieser Sache erlebt wurden. Das ist eigentlich total genial aber eben auch erschreckend und so auch für Ophelia. Es scheint daher nur logisch dass sie ein Museum betreibt und vor allem Geschichte schätzt. Doch dann wird sie einem Mann auf einer anderen Arche versprochen und soll diesen heiraten.

Dieser Mann ist Thorn. Es scheint als habe er überhaupt kein Interesse an ihr und es sei mehr ein Geschäft für ihn. Er ist ein ganz besonderer Charakter. In sich verschlossen, bestimmend und irgendwie erhaben, ernst und doch schüchtern. Ich mag ihn. Er ist ein ungewöhnlicher Charakter.

Was ich generell sehr mag, unsere Protagonisten werden zwar irgendwie ein Liebespaar, doch sind sie keineswegs ein typisches. Sie wollen beide eigentlich keine Beziehung. Beide sind nicht gerade hübsch oder ein klassisches Match, wie man heute so schön sagt. Man würde mit ihnen niemals einen Liebesroman füllen und doch ist ihre Liebe faszinierend.

Da Liebe hier nicht im Fokus steht, muss es etwas anderes sein. Das ist die Geschichte rund um die Welt und wie sie dazu geworden ist. Die Autorin legt viel Wert darauf dass die Leser genau wissen wie alles strukturiert ist und funktioniert.

Auch in die zahlreichen Nebencharaktere wurde viel Liebe zum Detail gesteckt. Man muss auch sagen dass die meisten eher bösartig sind. Auch die Welt selbst ist keineswegs harmlos, doch treibt sie nicht klassische Gefahr wie Krieg um. Es sind ganz andere Gefahren die lauern. Doch wie hier was zusammenhängt ergibt sich nur in ganz kleinen Schritten und jetzt kommt der Hammer, ab dem dritten Buch hab ich einfach nichts mehr verstanden. Ich habe oft Sätze ja ganze Passagen erneut gehört und bin trotzdem nicht mehr mitgekommen. Leider muss ich das ehrlich zugeben und ich glaube das mir dadurch ganz wesentliche und tolle Dinge verloren gegangen sind. Das ist schade doch lässt sich nicht ändern.

Als ich nun einige Kritiken gelesen habe die von Langeweile sprachen, geh ich ehrlich gesagt davon aus, dass die auch einfach nicht alles verstanden haben. Oder was meint ihr?

Aufgrunddessen fällt es mir aber auch schwer eine Empfehlung zu geben. Es ist eine ganz fantasievolle Geschichte. Das Ende ist kurios aber passt zu der herrschenden Skurilheit. Es ist definitv keine Geschichte die man so ähnlich schon kennt und eine die ohne die üblichen Spannungsmomente auskommt. Das alles macht es aber eben auch minimal anstrengend. Was soll ich sagen, ich wünsche mir mehr wie Ophelia und Thorn,

eure Blue Diamond.



Donnerstag, 23. Juli 2020

Fairest of All

Hallo meine Disneyfreunde,

heute möchte ich euch das erste Buch vorstellen, dass ich für den diesjährigen Reading Rush beendet habe. Es gab da eine Challenge, das man das erste Buch, das man berührt, lesen soll. Wie man das genau gestaltet, blieb einem selbst überlassen. Daher bin ich in die Bibliothek gegangen, habe mich dort in die Jugendbuchabteilung gestellt und habe geschaut, welches Buch nur vom Buchrücken her interessant aussieht. Das erste, was ich dann herausgezogen habe, habe ich für diese Challenge benutzt.

Die Fakten:
  • Autor: Serena Valentino
  • Titel: Fairest of All
  • Reihe: Disney Villain Stories
  • Erschienen: 2009
  • Verlag: Disney Press
  • Seiten: 250
  • Preis: 12,66 Euro
  • Klappentext: "The tale of the young princess Snow White and her evil stepmother the Wicked Queen is widely known. Despite a few variations from telling to telling, the story remains the same - the Queen was jealous of the girl's beauty, and this jealousy culminated in the Queen's attempt on the sweet, naive girl's life. Another tale far less often spoken off is the one that explains what caused the Queen to become so contemptously vile. Still, some have attempted to guess at the reason. Perhaps the Queen's true nature was that of a wicked hag and her beautiful, regal appearance a disguise used to fool the King. Others claim that the Queen might have hated the girl for her resemblance to the King's first wife. Mostly, the Queen is painted as a morally abhorrend woman who never loved another being during the course of her miserable life. In fact the theories about exactly what cause the Queen's obessive vanity and jealous rage are too numerous to catalog. This book recounts a version of the story that has remained untold until now. It is a tragic tale of love and loss, and it contains a bit of magic. It is a tale of the Wicked Queen..."

Zur Handlung: Jeder weiß, dass die böse Königin Scheewittchen töten (lassen) wollte. Ihr Hass und ihre Eifersucht auf das schöne junge Mädchen sind weltberühmt. Aber warum hat sich diese Familientragödie so weit hochgeschaukelt, dass am Ende Menschen sterben mussten? War die Königin immer schon böse, oder hat irgendwas sie auf die Seite des Bösen verführt?

The Queen ist in diesem Buch eine junge Frau, die von ihrem Vater, einem Spiegelmacher, sehr schlecht behandelt wird. Sie selbst wuchs ohne ihre Mutter auf, die bei der Geburt verstarb. Sie kann sich nicht vorstellen, wie ihre Mutter ihren Vater je lieben konnte. Dieser sagt ihr immer wieder, dass sie hässlich ist und es nie zu irgendetwas bringen wird. An ihrer Hochzeitsnacht erhält die Königin als Geschenk einen magischen Spiegel, in dem sie schließlich das drohende Gesicht ihres totes Vaters wiedererblickt. Doch diesmal ist er durch Magie gezwungen, ihr die Wahrheit zu sagen: dass sie die schönste im ganzen Land ist!

In diesem Buch wenden wir uns also auf 250 Seiten der Origin Geschichte der bösen Königin aus Schneewittchen zu. Dabei erkennen wir sie zu Beginn des Buches kaum wieder. Sie ist jung, verliebt und glücklich. Sie glaubt, den Klauen ihres Vaters für immer entkommen zu sein und nun die Chance auf eine eigene Familie zu haben, wo sie alles besser machen will.

Mit dem jungen Schneewittchen, die hier noch ein Kleinkind ist, fühlt sie sofort mit, denn sie weiß, wie es ist, ohne Mutter aufzuwachsen. Schneewittchen ihrerseits liebt ihre neue Mama sofort und will viel Zeit mit ihr verbringen. Die Familie erlebt eine kurze Phase des Glücks, doch dann bricht Krieg an den Grenzen des Königreichs aus und der Vater muss fort.

Sobald die Königin allein ist, wird sie der Magie des Spiegels gewahr. Sie versucht mehrfach, diesen zu zerstören oder fortbringen zu lassen, aber er findet den Weg immer wieder zurück zu ihr. Nach einem schrecklichen Schicksalsschlag wird der Spiegel dann zu ihrem Leben. Da er ihr immer wieder sagt, wie schön sie ist, kann sie sich der Welt stellen. Bis er eines Tages etwas anderes sagt und ihre Welt aus den Fugen gerät. Der Spiegel wird damit zu einer Art Droge für die Königin und man kann da sehr viele Parallelen ziehen, wenn man möchte.

Ich fand den Umschwung dann aber doch ein bisschen zu krass. Auf 250 Seiten wird die Königin von einer verliebten, glücklichen jungen Frau genau die Hexe, die wir aus dem Film kennen. Dabei findet die Veränderung dann nur über wenige kurze Kapitel statt und man muss doch viel interpretieren und selbst überlegen, was da wohl jetzt los ist. Dazu trägt auch bei, dass wir in der Narration nicht direkt im Kopf der Königin sind und die Perspektive doch eine gewisse Distanz nicht überbrücken kann.

Neben den üblichen verdächtigen Charakteren, die wir aus dem Disneyfilm kennen, gibt es noch eine Dienerin namens Verona, die eine Freundin und Vertraute der Königin ist. Hier tut sich dann die erste Konfliktlinie für die Königin auf. Ich fand allerdings, dass auch hier der Umschwung viel zu rasch war und damit schwer nachvollziehbar. Wenn ich den Spiegel als eine Art Droge interpretiere, verstehe ich schon, wie das Ganze abgelaufen ist, aber es war einfach ein bisschen zu übereilt. Die Motive und Gefühle der Königin wirkten sehr eindimensional im ganzen Buch und schlugen dann nur plötzlich um.

Das Ende des Buches ist dann das, was wir aus dem Film kennen - soweit ich mich an den Film erinnere, denn es ist echt lange her. Es geht in diesem Buch also eher um das wie als das was. Allerdings hätte man hier meiner Meinung nach noch mehr herausholen können. Besonders seltsam fand ich es, dass am Ende für die "Geburt einer Hexe" einfach drei andere "Hexen" verantwortlich gemacht wurden. Und dann taucht an einer Stelle auf, die Mutter der Königin sei auch eine Hexe gewesen? Da hat dann einiges auch nicht mehr zusammengepasst und man hat gemerkt, dass die Autorin auf den 250 Seiten einfach nicht genug Platz für ihre Ideen hatte.

Alles in allem fand ich das Buch unterhaltsam. Die Geschichte mit dem Vater und den Spiegeln fand ich gut gedacht, aber in den Details wird es dann schnell chaotisch und man findet Lücken in der Erzähllogik. Wer aber einfach gern ein kurzes und kurzweiliges Buch lesen möchte, dass ihn in die Disneywelt zurückversetzt, der kann hier nicht viel falsch machen. Für Kinder würde ich das Buch aber aufgrund der grausamen Themen nicht unbedingt empfehlen.

Kennt ihr diese Bücherreihe schon? Inzwischen sind wohl auch einige davon auf Deutsch erschienen. In meiner Bibliothek habe ich noch Ursula und das Biest gesehen.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:


Hier geht es zu meinem Vlog für die ersten Tage des Reading Rush:

Sonntag, 19. Juli 2020

Felix Ever After

Hallo meine Hörbuchhasen,

ich möchte euch heute direkt das nächste Hörbuch vorstellen, das ich kaum aus der Hand (oder dem Ohr) legen konnte. Das Buch ist in gewissen Kreisen schon eine Weile in aller Munde gewesen und es klang perfekt für den vorerst letzten stressigen Monat bei mir auf Arbeit.

Die Fakten:
  • Autor: Kacen Callender
  • Titel: Felix Ever After
  • Sprecher: Logan Rozos
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: HarperAudio
  • Dauer: 8 Std. 24 min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext: "Felix Love has never been in love - and, yes, he’s painfully aware of the irony. He desperately wants to know what it’s like and why it seems so easy for everyone but him to find someone. What’s worse is that, even though he is proud of his identity, Felix also secretly fears that he’s one marginalization too many - Black, queer, and transgender - to ever get his own happily ever-after. When an anonymous student begins sending him transphobic messages - after publicly posting Felix’s deadname alongside images of him before he transitioned - Felix comes up with a plan for revenge. What he didn’t count on: his catfish scenario landing him in a quasi-love triangle.... But as he navigates his complicated feelings, Felix begins a journey of questioning and self-discovery that helps redefine his most important relationship: how he feels about himself."


Zur Handlung: Felix Love ist fast fertig mit der Schule und möchte sich mit einem Sommerkurs für die Bewerbungen für Colleges vorbereiten. Er weiß genau, wo er einen Platz ergattern möchte - und dafür braucht er ein perfektes Portfolio. Leider ist Felix im Moment in einer echten Schaffenskrise, und würde lieber den ganzen Sommer mit seinem besten Freund rumhängen.

Doch eines Tages sieht er beim Betreten der Schule eine Galerie von Bildern aus seinem alten Instagram. Sie zeigen ihn vor seiner Transition, und obwohl Felix kein Problem damit hat, wenn Menschen wissen, dass er trans ist, ist dies ein Angriff auf seine Person. Nach dem Schock folgt die Wut, und Felix heckt einen Plan aus, wie er herausfinden kann, wer das getan hat. Allerdings ist er auf einer ganz falschen Spur...

Dieses Buch habe ich gelesen, weil ich hörte, dass es einen sehr gute Laune machen soll. Und diesen Sommer habe ich das wirklich gebraucht. Natürlich hört sich das Thema erstmal schwierig an, und es werden auch viele wichtige und teilweise schwierige Dinge ausgeworfen. Allerdings gelingt es Kacen Callender, dies alles mit einer Geschichte zu verbinden, die einen zum Grinsen, zum Kichern und zum Schwärmen bringt. Trotzdem möchte ich hier eine Triggerwarnung für transphobe Aussagen geben - diese werden gegen Felix vorgebracht, aber dann auch von anderen Charakteren benannt und kritisiert.

Felix ist kein perfekter Mensch. Er ist ein Teenager, er hat eine schwierige Familiengeschichte und er ist neidisch auf seine Mitschüler, die in einer besseren finanziellen Situation sind. Aufgrund der Dinge, die ihn sehr beschäftigen, wirkt er schnell sehr egoistisch und egozentrisch. Dennoch macht dies Felix echt - denn ganz ehrlich, wer war als Teenager nicht irgendwie fast nur mit seinen eigenen Problemen beschäftigt? Ich mochte es auf jeden Fall, ihm zu folgen, in seinen Gedanken zu sein und ihn zu begleiten.

Um Felix herum haben wir sehr viele sehr unterschiedliche Charaktere. Die meisten werden direkt in einer Anfangsszene eingeführt. Da ich das Hörbuch gehört habe, weiß ich leider nicht, wie die Namen genau geschrieben werden. Ezrah ist der beste Freund. Zu Beginn fand ich ihn super, weil er Felix so sehr unterstützt, aber gegen Ende hin gibt es dann starke Veränderungen in der Dynamik, die mich eher gestört haben. Declan dagegen war mal Teil der Freundesgruppe um Felix, aber dann gab es eine Auseinandersetzung und seitdem scheinen sie sich eher zu hassen. Marisol ist ein Mädchen, das Felix kurzzeitig gedatet hat, bis sie sich basically als J. K. Rowling erwiesen hat - eine Feministin, die sich von Transpersonen bedroht sieht. Schließlich haben wir Leah, die am Anfang noch etwas blass bleibt, am Ende dann aber zu meiner Lieblingsfigur wurde. Auch sie ist sehr unterstützend und glaubt an ihre Freunde und macht da auch keine Abstriche. Mein Lieblingscharakter generell war allerdings Declan, und irgendwie wäre es cool, wenn es mal noch ein Spin-Off zu seiner Zukunft gäbe. Seine Figur war sehr interessant.

In Felix Familie haben wir einen Vater, der zwar versucht, seinen Sohn zu akzeptieren und ihn auch sehr stark unterstützt, aber dennoch immer noch Probleme hat, Felix bei seinem Namen zu nennen und häufig das falsche Personalpronomen verwendet. Die Mutter ist weggelaufen und hat in einem anderen Bundesstaat eine neue Familie gegründet. Felix fällt es schwer, die Liebe von anderen zu akzeptieren, weil er sich nicht mal von seiner eigenen Mutter geliebt fühlt.

Eine Sache, die ich unglaublich toll an diesem Buch fand, war die Repräsentation von Transpersonen. Felix ist zwar die Hauptperson, aber wir sehen auch noch einige andere Charaktere, die beispielsweise non-binary oder trans sind. Felix selbst ist sich sicher, dass er kein Mädchen ist, manchmal fühlt er sich aber auch nicht als Junge. Allerdings traut er sich nicht, dies mit Freunden und Familie anzusprechen, da er Angst hat, dass diese seine Identität dann nicht mehr ernst nehmen. Ich denke, solche Repräsentation ist unglaublich wichtig für junge Menschen, die nicht mehr in einer Welt aufwachsen sollen, in denen es "unnormal" ist, wenn man sich aktiv damit auseinandersetzt und hinterfragt, wer man ist. Dabei kann vermutlich jeder noch etwas lernen.

Spannend fand ich dabei auch die Auseinandersetzung damit, dass Felix trans ist, aber auch queer. Im Buch interessiert sich Felix vor allem für andere Jungen, auch wenn er kurzzeitig Marisol gedatet hatte. Ich mochte, dass dabei auch das Thema Sex eine Rolle spielte - ohne dass welcher passierte oder explizit wurde - aber als völlig normales Thema auch für Teenager. Dabei ging es auch darum, sich im Vorhinein zu informieren, wie bestimmte Dinge funktionieren - da war ich mir nicht ganz sicher, ob das problematisch ist oder nicht. Aber ich fand es gut, dass es überhaupt vorkam.

Eine andere wichtige Sache, die mir gut gefallen hat, ist die Diskussion von Labels. In diesem Buch werden euch viele Labels begegnen, aber es gibt auch mehrere Charaktere, die sich gegen Labels aussprechen. Ich persönlich bin auch absolut kein Fan von Labels. Aber es wird jedes Mal gekontert mit der Aussage, dass wir Labels nicht mehr brauchen werden, wenn es keine ausgegrenzten Gruppen mehr gibt. In solch einer utopischen Welt, in der jede*r einfach er/sie selbst sein kann, leben wir noch nicht. Deswegen braucht es - noch - Labels. Und die positiven Seiten wurden gut hervorgehoben. Ich finde diese Diskussion und diese Sichtweise sehr wichtig.

Schließlich mochte ich besonders an diesem Buch, dass die aufkeimende Romanze stark über Textnachrichten entsteht. Das hat mich an die guten alten ICQ-Zeiten erinnert. Man sagt sich über Text Sachen einfach viel schneller und direkter. Und ich habe diese Nachrichten geliebt und immer gekichert und mich für Felix gefreut. Das war so schön. Allerdings kommen wir damit auch zu dem Teil, den ich nicht so gern mochte: das Ende. Das habe ich mir etwas anders gewünscht. Aber ich verstehe, was Kacen Callender damit sagen wollte, deswegen ist es ok.

Alles in allem war dieses Buch einfach perfekt für mich. Es hat das Leben als Teenager so gut eingefangen, viele wichtige Themen aufgerufen, Vieles aufs Tableau gebracht, was sonst nicht in solchen Romanen auftaucht, uns etwas über Liebe und Freundschaft gezeigt, es gibt auch definitiv ein spannendes Moment in der Frage, wer die Gallerie organisiert hat um Felix zu verletzen, es gibt Lachen, es gibt Weinen, es ist toll.

Ich hoffe, ihr lest das Buch alle! Für mich eine absolute Empfehlung.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:


Freitag, 17. Juli 2020

[Filmkritik] DJ Cinderella

Hallo an alle Cinderella-Fans,

durch Zufall habe ich eben auf Netflix diesen Film geschaut. Klar weil er grundsätzlich dem entspricht was ich so schaue, aber auch weil er auf Platz 5 der deutschen Netflixcharts ist, er muss also gut sein oder?

Sagen wir es mal so, ich werde einfach zu alt für diese Filme. Klar mag ich sie immer noch aber sie kriegen mich einfach nicht mehr so.

Es handelt sich hier um eine Originalproduktion die ungefähr eineinhalb Stunden dauert. Das dieser Film in Brasilien produziert wurde, habe ich erst sehr spät bemerkt, doch dann hat es mich nicht mehr losgelassen. Aber immerhin ist jetzt klar warum Casinos verboten sind. 2019 erschien er dann und 2020 auch auf Deutsch. Deswegen auch jetzt auf Platz 5.

Cintia Dorella, gespielt von Maisa Silva, ist unsere Hauptfigur und ja dieses Wortspiel ist sehr direkt und irgendwie nicht so richtig toll. Was ich aber sehr mag, ist die Erfindung als DJane Cinderella. Cintia hat eine wirklich seltsame Familie. Aber immerhin muss keiner sterben, um die Cinderella-Story zu vervollständigen. In dieser geht es um Intrigen und Betrügerei.

Unsere Nebengeschichte dreht sich um Freddy, gespielt von Filipe Braganca, er ist quasi ein niemand der durch Youtubevideos in denen er singt bekannt und steinreich wird. Natürlich lieben ihn alle außer Cintia. Sie verdjaned seine Musik, ob man das gut oder schlecht findet sei dahingestellt. Tatsache ist so werden sie auf der Geburtstagsfeier der Stiefschwestern aufeinander aufmerksam.

Wir haben hier ein sehr modernes Märchen oder eben eine Romanze für Jugendliche. Der Rahmen in den die Geschichte gepackt ist kennt zwar jeder und doch hat auch dieser Film seine Besonderheiten und Teile die so noch nie erzählt wurden. Ich liebe die verrückte Tante und ihre Tiere. Doch noch viel mehr ihren unverschämt jungen Freund - hallo das hätte viel eher Cinderellas Prinz werden sollen.

Wie ich es mag werden hier auch ganz klare Frauenbilder gezeigt. Klar echte Klischees aber na und, sie sind wichtig und gut dargestellt. Wie manche aus ihnen herauskommen ist ebenso toll zu sehen. Man(n) sollte sich eben doch in jedem Alter warm anziehen.

Ob der Film nun einen Platz 5 verdient hat vermag ich nicht zu sagen. Für mich hat er es irgendwie nicht. Allerdings ist er auch nicht schlecht und hat mich schon auch unterhalten. Empfehlen möchte ich ihn daher jungen Cinderellas,

eure Blue Diamond.

Donnerstag, 16. Juli 2020

On The Come Up

Hallo meine Jugendbuchfreunde,

diesen Sommer stand für mich dick im Kalender, dass ich das nächste Buch von Angie Thomas als Hörbuch hören wollte. The Hate U Give kennt ja inzwischen wirklich jeder. Ich wollte zwischen beiden Büchern etwas Zeit vergehen lassen, damit ich sie nicht zu sehr vergleiche. Das hat auch gut funktioniert.

Die Fakten:
  • Autor: Angie Thomas
  • Sprecher: Bahni Turpin
  • Titel: On The Come Up
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Harper Audio
  • Dauer: 11 Std. 43min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro im Abo
  • Klappentext: "Sixteen-year-old Bri wants to be one of the greatest rappers of all time. Or at least win her first battle. As the daughter of an underground hip hop legend who died right before he hit big, Bri's got massive shoes to fill. But it's hard to get your come up when you're labeled a hoodlum at school, and your fridge at home is empty after your mom loses her job. So Bri pours her anger and frustration into her first song, which goes viral...for all the wrong reasons. Bri soon finds herself at the center of a controversy, portrayed by the media as more menace than MC. But with an eviction notice staring her family down, Bri doesn't just want to make it - she has to. Even if it means becoming the very thing the public has made her out to be."


Zur Handlung: Bri wollte schon immer Rapperin werden, und alle in ihrem Umfeld haben ihr zurückgespiegelt, dass sie echt gut ist. Endlich hat sie den Sprung gewagt und sich für ein Rap-Battle angemeldet. Den ganzen Tag schon konnte sie sich in der Schule kaum konzentrieren, weil sie auf den Rückruf wartete. Als dieser endlich kommt, ist sie bereit.

Doch auf der Bühne steht sie plötzlich dem Sohn des ehemaligen Managers von ihrem Vater entgegen. Und dieser hat kein Problem ihre Familiengeschichte gegen sie zu verwenden. Für einen Moment gerät Bris Welt aus den Fugen, als er über ihren toten Vater rappt. Doch dann schlägt sie zurück und das Publikum rastet aus. Für Bri ist der Weg nach ganz oben frei...

Fangen wir damit an, warum ich dieses Buch so lange vor mir hergeschoben habe: ich habe keine Ahnung von Rap. Und es interessiert mich auch nicht wirklich. Darum hatte ich Angst, dass ich mit diesem Hauptcharakter weniger anfangen kann als mit Starr in The Hate U Give. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass das nebensächlich ist. Natürlich versteht man einige Szenen besser, wenn man sich da ein bisschen auskennt, aber die eigentliche Handlung hat andere Themen und drängt andere Diskussionen auf.

Bri als Hauptcharakter fand ich toll. Sie hat eine große Klappe und, weil sie schwarz ist und die meisten ihrer Mitschülerinnen weiß, muss sie deswegen immer wieder beim Schulleiter antanzen. Sie ist nicht perfekt, aber ihre Gedanken und Handlungen sind nachvollziehbar und sie verhält sich einfach wie eine Teenagerin! Sie hat das Gefühl, dass die meisten Mitschüler sie gar nicht sehen, aber sie hat zwei enge Kindheitsfreunde. Einer der beiden ist schwul, bei dem anderen ist Bri schon eine Weile am zweifeln, ob sie wirklich nur Freunde sein will. Aber die drei halten zusammen wie Pech und Schwefel, bis Bris Erfolge dazwischen kommen...

Auch in diesem Buch gibt es einen Auslöser der Handlung, der mit racial profiling und Brutalität gegen schwarze Körper zu tun hat: Bri möchte nicht, dass die Security Guards am Eingang der Schule ihren Rucksack durchsuchen - sie schmuggelt heimlich Süßigkeiten aufs Schulgelände und verkauft diese - und wird daraufhin von den beiden erwachsenen Männern auf den Boden gepinnt. Dieses Event führt dann zu Unruhen in ihrem schulischen Kontext, in ihrer Familie und in ihrer Psyche. Angie Thomas ist mit diesem Thema meiner Meinung nach sehr gut umgegangen und konnte zeigen, dass diese Dinge nicht einfach sind - auch wenn weiße Männer uns das immer einreden wollen - und sie beispielsweise nicht will, dass das Video davon an die Öffentlichkeit kommt. Die Diskussionen darum waren so gut und wichtig. Das hat mir sehr gefallen.

Im Anschluss an dieses Event schreibt Bri einen Song, der schließlich viral geht. Darin beschreibt sie die Dinge, die Weiße sehen, wenn sie sie ansehen. Aber natürlich wird der Song von allen fehlinterpretiert und das bringt Bri in viele unangenehme Situationen. Auch hier mochte ich die Diskussionen. Einige Personen raten ihr, einfach das zu sein, was die Leute sehen wollen, damit sie damit Geld machen kann. Andere raten ihr, lieber zu zeigen, wer sie wirklich ist, auch wenn sie dann vielleicht kein Rapstar wird, aber auch die Stereotype nicht weiter befeuert.

Wichtig in diesem Buch ist auch Bris Familienkontext. Ihre Mutter hatte nach dem Tod des Vaters ein schweres Drogenproblem und hat Bri und ihren großen Bruder daher für eine Weile den Großeltern väterlicherseits gegeben. Inzwischen ist sie clean und hat sich das Recht auf ihre Kinder erarbeitet, aber die Spannung zwischen Bri und ihr sind nicht überwunden. Der Bruder dagegen hat einen Bachelorabschluss in Psychologie, glaube ich, findet aber aufgrund seiner Hautfarbe und weil er nicht von seiner Familie wegziehen will keinen angemessenen Job. Stattdessen arbeitet er in einem Pizzalokal. Bris Tante ist sogar Drogendealerin geworden und hat sich einer Gang angeschlossen. Bris Familie lebt damit am Rande ihrer Community. Die Großeltern schauen immer noch skeptisch auf die Mutter. Bri will mit ihrem Erfolg vor allem ihre Familie retten. Hier hat das Buch einige wirklich wundervolle Momente aufgeworfen - vor allem dann am Ende.


Und es gibt auch ein bisschen Romanze im Buch. Dieser Teil bleibt aber eher im Hintergrund, da Bri einfach wichtigere Probleme hat. Das hat mir sehr gut gefallen. Es hat aber aufgezeigt, dass Bri trotz allem, was so los ist, doch nur eine Teenagerin ist. Und damit wird es sicherlich anschlussfähig für viele Mädchen, die das Buch lesen.

Alles in allem kann ich nichts Schlechtes über das Buch sagen. Meine Befürchtungen haben sich nicht erfüllt, und das Buch hat meine Erwartungen noch übertroffen. Ich mochte, dass das Thema Rassismus in diesem Buch noch mehr mit alltäglichen "kleineren" Formen verbunden wurde, die aber genauso schlimm sind, wie Police Brutality und die Statistiken zu erschossenen schwarzen Männern und Jungen in den USA. Angie Thomas kann diese Themen so gut aufarbeiten, dass man gar nicht merkt, wie viel man über das Thema lernt. Darum sollte jeder ihre Bücher lesen!

Habt ihr diesen zweiten Buch der Autorin schon eine Chance gegeben? Ich hoffe, ich konnte euch jetzt überzeugen.

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:

Sonntag, 12. Juli 2020

Throne of glass - ganze Reihe

Hallo an alle Fantasy-Freunde,

mit dieser Reihe habe ich ungefähr 1,5 Monate verbracht und diese sehr genossen.

Fakten:
  • Autorin: Sarah J. Maas
  • Übersetzerinnen: Ilse Layer, Tanja Ohlsen, Michaela Link
  • Fantasy
  • seit 2015 (2013 in den USA)
  • 7 Bände
  • 500 Seiten und mehr 
  • dtv Verlagsgesellschaft
  • Preis: 11,95€ und mehr (Taschenbuch)
Klappentext 1. Band:
"Celaena Sardothien ist jung, schön und zum Tode verurteilt. Doch dann taucht Chaol Westfall, Captain der Leibgarde, auf und bietet ihr eine einzige Chance zum Überleben. Kronprinz Dorian hat sie dazu ausersehen, einen tödlichen Wettkampf zu bestreiten: Wenn es ihr gelingt, für ihn 23 kampferprobte Männer zu besiegen, wird sie ihre Freiheit wiedererlangen. Beim gemeinsamen Training mit Captain Westfall findet sie immer mehr Gefallen an dem jungen, geheimnisvollen Mann. Und auch der Kronprinz lässt sie nicht kalt. Zeit, über ihre Gefühle nachzudenken, bleibt ihr allerdings nicht. Denn etwas abgrundtief Böses lauert im Dunkeln des Schlosses – und es ist da, um zu töten"

Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich noch sagen, dass ich diese Serie schon sehr auf rezensiert gesehen habe, allerdings haben mich die Cover mehr oder weniger stark abgeschreckt, sodass diese nie interessant für mich war. Nun habe ich aufgrund Corona, eher mehr Zeit zu lesen und daher mal wieder eine starke Reihe gebraucht und diese lief mir auch da wieder einfach über den Weg. Ja, ich mag die Cover überhaupt nicht. Sie erinnern mich total an das Final Fantasy Spiel für die Play Station, wogegen ich, warum auch immer, eine innere Abneigung hege und das hat sich dann logischerweise übertragen. Doch schieben wir das alles mal zur Seite.

Die Welt Erilea in die wir hier eintreten, ist im wahrsten Sinne des Wortes zauberhaft. Auch wenn das weit vorgegriffen ist, doch im letzten Band erleben wir eine kleine Reise, die diese Welt nochmal sehr präzise einordnet. Ich mochte vor allem die Vermischung von vielen verschiedenen Fanatasielementen mit der Menschenwelt, die grundsätzlich eher mittelalterlich angehaucht ist. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ich kam mir nie wie in einer fremden Welt vor, aber immer wie in einer sehr besonderen Welt. Hier kommt sicher entscheidend dazu, dass die Beschreibung der Umgebung nie ausschweifend war, doch immer ausreichend um sich gut vorstellen zu können was gemeint ist und trotzdem viel eigene Vorstellungskraft einbringen zu können.

Bei sieben Bänden möchte ich diese zumindest kurz genannt haben:
  1. Die Erwählte
  2. Kriegerin im Schatten
  3. Erbin des Feuers
  4. Königin der Finsternis
  5. Die Sturmbezwingerin
  6. Verwundete Krieger
  7. Herrscherin über Asche und Zorn
Um ganz grob zusammenzufassen worum es geht. Wir durchleben die Geschichte einer jugendlichen Assassinin, die zum Ende eine junge Erwachsene ist. Diese trifft auf Menschen die sie lieben, hassen, von ihr profitieren, sie ausnutzen und nur das Beste für sie wollen und dabei ist es egal, ob es sich um Menschen oder Wesen handelt. Wir erleben unglaublich viele kleine Nebengeschichten, die immer mal wieder aufgegriffen werden. Manche sind dabei wichtig für das gesamte Konstrukt und einige nur Beiwerk. Die Kapitel wechseln sich zwischen den Figuren die im Fokus stehen, wobei Band 6 total fern von allem bisherigen vor allem aus anderen Charakteren als unserer Hauptfigur betrachtet wird. Das war einerseits toll, weil mal was anderes, dann aber wieder total anstrengend für mich, weil ich erstmal reinkommen musste. Es war für mich fast so, als hätte ich eine neue Reihe angefangen.

Es macht natürlich keinen Sinn euch alle Bände kurzzufassen, aber ich möchte euch ein paar Charaktere nahe bringen. Noch kurz zur Geschichte, im Grunde bestreiten wir mittelalterliche Themen wie Entwicklung, Kriegsführung, Sklaverei, Männer und Frauenbild, Hexen und vieles mehr. Ich halte diese Serie für sehr gelungen und unglaublich präzise. Doch nun zu ein paar Figuren:

Unser Hauptcharakter ist Celaena, die später Aelin heißt. Sie ist eine jugendliche und doch gefürchtete Assassinin. Als Celaena ist sie berüchtigt und als Aelin eine verloren geglaubte Königin. Sie ist die selbstloseste Figur die ich kenne. Sie scheint mir nicht besonders auffällig zum Beispiel durch Schönheit, doch beispiellos im Charakter. Sie ist in dem 1,5 Monat, den ich für die Serie gebraucht habe, zu einer Freundin geworden, die mir jetzt schon fehlt. So etwas habe ich noch nie für einen Buchcharakter empfunden und bin selbst noch ganz verblüfft. Ich bin nicht nur mit ihr gewachsen, sondern habe mit ihr gelitten und am Ende eine große Schlacht bestritten.

Rowan lernen wir erst später kennen, doch er ist ein mächtiger Fae Kriefrerr und unser heimlicher Held. Er unterrichtet nicht nur Celaena und hilft ihr, ihre Identität zu finden, sondern er liebt sie wahrhaftig. Er wird zu unserem Beweis für wahre Liebe. Dafür, dass wir auch auf Kilometer Entfernung mit einem wahrhaft verbundenen Menschen mitfühlen können und eben all diese Dinge die sich im Grunde jeder wünscht einmal zu erleben. Er ist eine tolle Figur, die die Perfektion darstellt.

Chaol und Dorian lernen wir zusammen kennen und doch sind sie so verschieden.
Chaol hat sich im Laufe eigentlich kaum weiterentwickelt. Er ist für mich diese verlorene Seele die durch ein schlimmes Schicksal doch noch Besonderheit erlangt. Er ist mir wirklich irgendwie egal, auch wenn sich ein ganzer Band um ihn dreht. Bei Dorian ist es so, dass er mir verloren gegangen ist. Natürlich verstehe ich seine Position, doch ich verstehe so null seine Entwicklung und sie fesselt mich auch nicht, egal wie grausam sie sein mag.

Yrene ist erst am Ende präsent doch sie ist sehr sehr wichtig für die Geschichte und das Ergebnis. Ich mag sie und hätte sie gern länger kennen gelernt.

Lysandra ist neben Celeana meine absolute Lieblingsfigur. Sie ist zwar so ein richtiger Nebencharakter der nur sehr selten im Fokus steht, doch sie wird von einer Prostituierten zur Gestaltwandlerin, die einfach mal immer wieder Schlachten und Probleme zum Guten wendet. Sie ist einfach herzerwärmend.

Manon ist eine Hexe. Sie soll hier stellvertretend für alle erwähnten Hexen genannt sein. Sie symbolisiert bedingungslose Treue und großes Ehrgefühl. Gleichzeitig ist sie die unnahbare der wir alle ein schönes Happy End wünschen.

Lorcan ist so ziemlich der skurrilste Charakter der Reihe. Er will bösartig sein aber schafft das nur so halb. Als er sich dann in Elide verliebt misslingt ihm das komplett. Keine Ahnung was ich von ihm halten soll. Irgendwie mag ich ihn, er ist halt so treudoof und liebenswert.

Natürlich gibt es auch Bösewichte wie Maeve und den König von Ardalan. Diesen widme ich aber nur Aufmerksamkeit wenn sie herausstechen und das tun sie nun wirklich nicht.

Empfehlen möchte ich die Reihe Fantasyfans und denen die komplexe Geschichten mögen. Ansonsten ist von Krieg bis Liebe alles dabei,

eure Blue Diamond.

Mittwoch, 8. Juli 2020

Die Fotografin

Hallo zusammen,

heute möchte ich euch wieder eine Reihe vorstellen. Diese ist auch von der Autorin von der ich vor kurzem geschwärmt habe.

Fakten:
  • Autorin: Petra Durst-Benning
  • Roman
  • 2020
  • um die 450 Seiten je Buch
  • Blanvalet Taschenbuch Verlag
  • Preis: 10,00€
Klappentext:
"Mimi Reventlow war schon immer anders als die Frauen ihrer Zeit. Es ist das Jahr 1911, und während andere Frauen sich um Familie und Haushalt kümmern, hat Mimi ihren großen Traum wahr gemacht. Sie bereist als Fotografin das ganze Land und liebt es, den Menschen mit ihren Fotografien Schönheit zu schenken, genau wie ihr Onkel Josef, der ihr großes Vorbild ist. Als dieser erkrankt, zieht sie in das kleine Leinenweberdorf Laichingen, um ihn zu pflegen und vorübergehend sein Fotoatelier zu übernehmen. Ihm zuliebe verzichtet sie nicht nur auf ihre Unabhängigkeit, sondern sieht sich in Laichingen zunächst auch den misstrauischen Blicken der Dorfbewohner ausgesetzt, da sie mehr als einmal mit ihrem Freigeist aneckt. Und als bald ein Mann Mimis Herz höher schlagen lässt, muss sie eine Entscheidung treffen…"

Trotz das ich jetzt über drei Bände zusammenfassend schreiben werde und einer noch erscheint, habe ich euch den Klappentext des ersten Bandes reingesetzt. Ich glaube das ihr so ein besseres Gefühl für den Stil der Geschichte erlangen könnt.

Mimi ist unsere absolute Hauptfigur. Sie ist eine starke und selbstbewusste Frau vor allem für diese Zeit. Sie ist auch so eine kleine Retterin und setzt sich auch völlig selbstlos für andere ein. Die anderen müssen dann natürlich ebenso engagiert ihre Ziele weiter verfolgen.
Sie ist aber auch auf eine verrückte Art naiv mit sich selbst. Das hat mich auch an mich selbst erinnert, ein bisschen hat es mich auch erschreckt, weil das ist keine Eigenschaft die empfehlenswert ist.

Wir verfolgen sie auf ihrem Weg zur professionellen Fotografin und dabei erfahren wir wieder auf wunderschön subtile Weise die Entstehungsgeschichte der Fotografie. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Art gelegt wie fotografiert wird, also wie werden die Personen zurecht gesetzt eher schön drapiert und welche Requisiten werden verwendet. Mit Mimi erleben wir den Wandel vom sehr statischen und steifen hin zum bewegten und modernen.

Auf ihrer Reise lernen wir verschiedene Charaktere kennen zu denen sie ganz unterschiedliche Beziehungen entwickelt. Manche bekommen dann auch ein paar Kapitel aus ihrer eigenen Sicht geschrieben. Immer zu Beginn der Einführung eines neuen Charakters dachte ich ich mag diesen, allerdings haben sie sich dann immer irgendwie komisch entwickelt und ich mochte sie nicht mehr. Deswegen kann ich auch keinen herausragend benennen.

Im Gegenteil manche mochte ich sogar überhaupt nicht. Zum Beispiel Mimis potentieller Freund im zweiten Band ist ganz und gar furchtbar. Auf so einen Typ würde ich hoffentlich nie reinfallen.

Das mit der Entwicklung der Figuren ist tatsächlich mein einziger Kritikpunkt, aber er ist eben schon relativ schwerwiegend.

Nichtsdestotrotz steht dem der tolle Stil der Autorin entgegen. Außerdem sind die Cliffhanger zum nächsten Band sehr gut gesetzt. Im September kommt sogar noch ein vierter Band raus.

Auch diese Reihe kann ich empfehlen wenn ihr keine "guten" Charaktere braucht. Kennt ihr die Reihe? Die Cover sehen natürlich auch super im Regal aus,

eure Blue Diamond.


Sonntag, 5. Juli 2020

Persepolis - Eine Kindheit im Iran

Hallo meine Comicfreunde,

als ich Anfang des Jahres mal einen Schneesturm in der Bibliothek ausgeharrt habe, habe ich einen Aufsteller mit biografischen Graphic Novels gefunden - und darin dieses Buch. Auf meiner Liste hatte ich es schon ganz lange, weil ich so viel Gutes gehört habe. Also nahm ich das Buch mit - dann kam der Lockdown. Nun habe ich das Buch gelesen und möchte euch berichten.

Die Fakten:
  • Autor: Marjane Satrapi
  • Titel: Persepolis - Eine Kindheit im Iran
  • Reihe: Persepolis 1-2
  • Übersetzung: nicht ausgewiesen
  • Erschienen: 2005
  • Verlag: Verlag Carl Ueberreuter
  • Seiten: 160
  • Preis: ab wenige Euro gebraucht
  • Klappentext: "1979 fand im Iran die islamische Revolution statt. "Seither", so schreibt Marjane Satrapi, "wird diese traditionsreiche Zivilisation fast ausschließlich mit Fundamentalismus, Fanatismus und Terrorismus in Verbindung gebracht. Als Iranerin, die mehr als ihr halbes Leben im Iran verbracht hat, weiß ich, dass dieses Bild falsch ist. Darum war es so wichtig für mich, Persepolis zu schreiben. Ich glaube, dass man eine ganze Nation nicht aufgrund der Fehler einer extremistischen Minderheit verurteilen darf. Ich will auch nicht, dass jene Iranerinnen und Iraner vergessen werden, die für die Freiheit gekämpft haben und im Gefängsnis gestorben sind, die ihr Leben im Krieg gegen den Irak verloren und unter verschiedensten repressiven Systemen gelitten haben oder gezwungen waren zu fliehen. Man kann vergeben, aber man soll niemals vergessen.""

Zur Handlung: In diesem autobiographischen Comic verfolgen wir Marjane Satrapi durch ihre Kindheit. Schon früh interessiert sie sich dafür, was um sie herum geschieht. Ihre Eltern sind sehr politisch, und Marjane möchte mit ihnen demonstrieren gehen. Die Eltern verbieten es. Als es zur islamischen Revolution kommt, muss die Familie Schicksalsschläge hinnehmen.

Marjane wächst trotzdem recht behütet in einer privilegierten Familie auf. Sie ist verwirrt, als sie plötzlich nicht mehr mit Jungen in die Schule gehen darf, und kein Fan vom Kopftuch, das sie plötzlich tragen soll. Als dann der Nachbarsjunge ihr sagt, dass er sie heiraten wird, wenn er aus dem Krieg zurückkommt, fühlt sie sich sogar angegriffen - soll sie dabei nicht mitreden? Doch ihre Familie hat letztlich andere Pläne für sie...

Dieses Graphic Novel erzählt sehr episodenhaft an typischen Momenten, wie die Kindheit im Iran war. Ich mochte es, durch die Augen eines Kindes zu schauen. Marjane lässt sich von den Debatten der Erwachsenen hin- und herreißen. Als Kind versteht sie die Komplexität der Wirklichkeit noch nicht. Doch wir sehen sie. Und ich fand es toll, dass auch Szenen und Aussagen hier protokolliert werden, die die erwachsene Marjane sicher nicht mehr so machen würde.

Da ich mich vorher noch nie mit dem Iran beschäftigt habe, habe ich von diesem Buch viel gelernt. Die Vorstellung, dass die Revolution von einer extremistischen Gruppe genutzt wurde, um den Iran wieder zu einem fundamentalistischen Gebiet zu machen, ist wirklich schwierig. So haben damals auch viele Personen gegen Dinge wie die Burka protestiert. Gebracht hat es aber nichts. Das durch die Kinderaugen zu sehen, Marjane zu sehen, wie sie ihre Freundinnen plötzlich unter den Kopftüchern sieht, das war sehr stark.

Der Zeichenstil im Buch ist recht simpel gehalten und es gibt eher wenig Text. Dadurch kann man das Buch sehr schnell lesen. Allerdings sollte man doch die eine oder andere Pause einplanen, denn was hier so simpel beschrieben wird, sind teilweise absolut schreckliche Dinge. Ziemlich genau in der Mitte war so ein Moment, der mich fast zum Weinen gebracht hat.

Mit dem Älterwerden wird Marjane auch rebellischer. Als Tochter von hochgebildeten, insofern privilegierten und eher linken Eltern findet sie nicht viel an der islamischen Ausrichtung ihres Landes. Sie will die Musik hören, die in der westlichen Welt modern ist, und die coolen Klamotten aus dem Westen tragen. Aber das birgt auch seine Gefahr, worauf am Ende des Buches auch nochmal eingegangen wird. Ich finde es einfach gut, wenn solche Kapitel dann den Leser abholen können: wir waren alle mal Teenager und wissen genau, was in Marjane zu dieser Zeit los ist.

Alles in allem bekommt auch dieses Buch von mir eine volle Empfehlung. Es ist (mehr oder weniger) unterhaltsam und trotzdem lernt man dabei sehr viel. Ich habe gemerkt, wie wenig ich über die Geschichte des Iran weiß. Ich möchte auf jeden Fall bald auch den zweiten Band über die Jugend von Marjane lesen. Es ist kurzweilig, aber sehr informativ. Und die Bilder helfen, manche Punkte noch deutlicher zu machen, als reiner Text das je könnte. 

Kennt ihr den Comic? Und interessieren euch solche biographischen Graphic Novels?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung: