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Mittwoch, 31. Januar 2018

Warten auf Bojangles

Hallo meine Lieben,

ich möchte euch heute das erste Buch vorstellen, dass ich von einer lieben Freundin zum Geburtstag bekommen habe. Es war recht kurz und ich hatte noch nie davon gehört. Bisher hat besagte Freundin mir aber immer wunderbare Geschichten geschenkt, die ich sonst verpasst hätte. Daher habe ich mich sehr auf dieses Abenteuer mit Georges gefreut.

Die Fakten:
  • Autor: Olivier Bourdeaut
  • Übersetzung: Norma Cassau
  • Titel: Warten auf Bonjangles (Original: En attendant Bojangles)
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Piper
  • Seiten: 158
  • Preis: 18 Euro gebunden, 10 Euro Taschenbuch
  • Klappentext: "Wann immer sie könne, tanzen Georges und seine Frau zu Nina Simones "Mr. Bojangles". Ihre Liebe ist schwindelerregend, ein nie endendes Fest. Georges' Frau gibt den Takt vor, sie ist schillernd und extravagant, sie erfindet die schönsten Dinge und hat die verrücktesten Ideen. In ihrem Leben soll es nichts geben außer Freude und Fantasie. Doch eines Tages überspannt sie den Bogen. Und alles, wofür das Paar bislang gelebt hat, steht auf dem Spiel."



Zur Handlung: George und seine Frau haben eine ganz besondere Ehe. Es war fast, als hätten die Sterne gewollt, dass sie sich begegnen. George gibt seiner Frau jeden Tag einen neuen Namen, da sie jeden Tag eine Überraschung für ihn ist. Beide lieben Lügengeschichten und langweiligen sich im tristen Alltag. So wächst auch ihr Sohn in einer Welt auf, die so weit weg ist vom Leben seiner Klassenkameraden, dass er eines Tages gar nicht mehr zur Schule geht.

Alles eskaliert allerdings, als ein Steuerbeamter vor der Tür steht und horrende Summen fordert, die George seit Jahren unterschlagen hat. Daraufhin brennt seine Frau ohne Namen die Wohnung kurzerhand an und mit ihrer mentalen Gesundheit geht es rapide bergab. Doch George und sein Sohn wollen nicht akzeptieren, dass sie krank ist und planen einen letzten Coup.

Es ist sehr schwer zusammenzufassen, worum es in diesem Buch geht, ohne zu spoilern. Auf jeden Fall finde ich den Klappentext absolut verfehlt. Hier geht es nicht wirklich um eine Liebesgeschichte per se. Stattdessen ist der größte Teil des Buches aus Sicht eines Kindes erzählt, dass kaum begreifen kann, wie Kinder ohne solche Eltern aufwachsen. Wir bekommen nur einige wenige Kapitel aus Sicht von George, diese sind in einer anderen Schrift gedruckt.

Das Kind ist dabei ein Erzähler, dem man nicht recht vertrauen kann, denn wie bei nahezu jedem Kind hat er seine Mutter verehrt und liebt sie. Wir bekommen also nur ihre extravagante Seite gezeigt, von den Problemen und Dämonen erfahren wir nur in Nebensätzen. Auch ist bei einigen Figuren nicht klar, ob sie tatsächlich existieren oder nur kollektive Fantasiegestalten sind. So hält die Familie angeblich einen Vogel namens Taugenichts, ein Kranich oder ähnliches, wenn ich mich recht erinner. Angeblich hat die Mutter diesen nach einem Abenteuerurlaub importiert.

Die Umgebung, die geschildert wird, ist auch kein Stück kindgerecht. So ist der beste Freund der Familie namens Schuft angeblich ein wichtiger Regierungsbeamter. Auf den seltsamen Partys im Familienheim reißt er mithilfe des Jungen hübsche Damen auf und nimmt sie mit aufs Zimmer. Das ahmt ihm der Junge dann auch nach, was eine sehr skurrile Szene zur Folge hat.

Ich hatte durchaus erwartet, dass sowohl die Liebe als auch das Tanzen und die Leidenschaft eine deutlich größere Rolle spielen. Allerdings geht es vor allem um die Extravaganz des Mutter, die dann nach einigen Seiten als Schizophrenie diagnostiziert wird. Es geht dann vor allem um die Therapie und die mentale Gesundheit der Mutter. Hier habe ich mich leider gefragt, ob psychische Krankheit nicht zu sehr romantisiert und verherrlicht wird. Immerhin ist das Moment des Nichtmehrmanselbstsein durch die Medikation eindeutig beschrieben.

Die Klinik symbolisiert hier eine Institution, in der psychisch labile Menschen aufbewahrt und medikalisiert werden, bis sie den Verstand völlig verlieren. Auch die stabilisierende Wirkung der Medikamente wird in einem Nebensatz beiseite gefegt. Das Ende kann man dann wiederum in die Gegenrichtung interpretieren, oder als noch mehr Romantisierung, denn schließlich wird dies als die ultimative Liebe dargestellt. Ich hatte also große Probleme mit diesem Teil.

Insgesamt spricht für die Geschichte der schöne Schreibstil und das exzentrische Setting, in dem ein Kind hier aufwächst. Mit den Themen, die in der zweiten Hälfte der Geschichte angeschnitten werden, hatte ich dann aber Probleme. Es bleibt zur Interpretation offen, was die Geschichte letztlich beleuchten sollte, aber der Nachgeschmack war etwas sauer für mich.

Kennt ihr das Buch? Habt ihr eine Meinung zum Ende?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung: 
 

Sonntag, 28. Januar 2018

[Silo] Exit - Band 3

Hallo an alle Dystopiefans und solche die es werden wollen zum Dritten,

hier kommen wir nun zum Ende einer für mich wirklich tollen Trilogy und irgendwie wünsche ich mir ähnliches für die Welt.

Fakten:
  • Autor: Hugh Howey
  • Übersetzer: Gaby Wurster 
  • Roman
  • 2016 erschienen
  • 464 Seiten
  • Piper Taschenbuch Verlag 
  • Preis: 11€
Klappentext:
"Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass das Schicksal aller in deinen Händen liegt? Juliette Nichols, die neue Herrin in Silo 18, bricht mit den jahrhundertealten Regeln der unterirdischen Gemeinschaft - und lässt den riesigen Bohrer demontieren, um ihn für einen neuen Zweck einzusetzen. Denn Juliette weiß, dass ihr Freund Lucas und die anderen sterben werden, wenn sie nicht sofort handelt. Doch sie weiß nicht, dass ihr die größte Überraschung noch bevorsteht ..."

Ja, hier sind wir nun im dritten und damit letzten Band dieser Dystopie. Juliette hat ihren Silo mehr oder weniger unter Kontrolle und die meisten Menschen schätzen sie sehr. Sie wird für ihre Taten und Erfolge bewundert. Dank ihr wissen die Bewohner nun einiges mehr als sie dürften und auch ihr Freund Lucas versucht noch das ein oder andere herauszubekommen.

Wir wissen nun, dass es mehrere Silos gibt und das diese kommunizieren, allerdings nur sehr ausgewählte Personen miteinander. Diese dürfen auch etwas über die alte Welt erfahren, während sich alle weiterhin nicht so richtig sicher sind, was die Welt zu dem gemacht hat, was im Moment vorherrscht.

Es wird richtig spannend als endlich mehrere Silos miteinander agieren und auch unsere Freunde aus Band eins wieder eine Rolle spielen. Juliette und ihre Freunde tun unvorstellbares und werden schließlich doch erwischt, was für alle nichts Gutes bedeutet.

Wir wechseln ständig zwischen Charakteren in verschiedenen Silos hin und her und erfahren ebenso neue Geschichten von Menschen aus der alten Welt - und ja wir begegnen ihnen auf bizarre Art. Die Unterschiede zwischen den Welten werden immer bewusster und bespielen wunderbar die Unstimmigkeiten in der Geschichte, die zu Hass, Unmut und vielem mehr führen.

In diesem letzten Band passiert unglaublich viel Handlung und alles geht für mich sehr schnell voran. Klar, um ein gutes Ende zu liefern benötigt es auch noch ein paar tolle Momente und natürlich eine Art Lösung.

Das Ende der Geschichte mag ich durchaus sehr, wobei mir das ein oder andere Detail bis zum Ende erklärt gefehlt hat, aber es ist zumindest nicht ganz uneindeutig, sondern man bekommt viele kleine Hinweise, die sich gut weiter spinnen lassen. Dies ist es, was ich hoffe, dass der Welt passiert, sollten wir ebenfalls irgendwann so untergehen. Damit könnte ich gut leben.

So viel will und kann ich euch wegen der möglichen Spoiler ja leider gar nicht erzählen.

Was mir vielleicht am Schreibstil des Autors nicht zu 100% gefallen hat ist, dass er auch in schrecklichen Situationen, zum Beispiel wenn ein Kind in den Tod stürtzt, zwar kurz behandelt, aber die Trauer kaum beschreibt. Es ist dann eben passiert in dieser furchtbar schnellen Welt.

Sonst hat mich die Trilogy wirklich überzeugt. Das Setting ist klasse und einmalig. Die Charaktere sind sehr verschieden und auch vielseitig, sodass sich die meisten mit irgendwem identifizieren können sollten. Es gibt auf und abs und positive und negative Geschehen. Kaum etwas empfand ich als berechenbar.

Eine rund um tolle Dystopie wie ich nicht anders sagen kann. Kennt ihr diese? Kennt ihr andere die ähnlich sind und die ich mir vornehmen könnte?

Eure Blue Diamond.




Samstag, 27. Januar 2018

[Silo] Level - Band 2

Hallo an alle Dystopiefans und solche die es werden wollen zum Zweiten,

heute also zu Band zwei, den ich für einen Einzelband hielt.

Fakten:
  • Autor: Hugh Howey
  • Übersetzer: Gaby Wurster
  • Roman
  • 2016 erschienen
  • 432 Seiten
  • Piper Taschenbuch Verlag 
  • Preis: 10,99€
Klappentext:
"2049. Die Erde ist unbewohnbar. Nur wenige haben überlebt. Ihre letzte Hoffnung liegt tief unter der Oberfläche. Im einzigen Ort, an dem sie noch sicher sind. Im Silo. Doch ihre Sicherheit hat einen hohen Preis: In den Silos wird das Leben autoritär organisiert und streng reglementiert. Und es fordert Opfer. Als ein Aufstand ausbricht, muss der Wärter Troy alle Bewohner in den sicheren Tod schicken. Doch Troy weiß mehr über die Silos, als alle vermuten …"

Ja, wie bereits gesagt, habe ich diesen Band zuerst gelesen und hielt ihn für einen Einzelband. Als ich ihn euch vorstellen wollte, stellte ich dann fest, dass es der Zweite einer Reihe ist. Das ist mittlerweile eine ziemlich lange Weile her, aber was solls, ich habe es endlich geschafft.

Dieser Band erzählt uns die Zeit vor dem ersten Band. Wir erfahren hier etwas über den Silo wie er zu Beginn der Silozeit existierte. Wir erleben Troy, der zu den oberen Schichten gehört und sehr viel mehr zu wissen scheint als viele andere der Einwohner.

Wie auch schon im ersten Band lernt man hier den Silo und seine Strukturen kennen. Für mich hat sich das ein Glück nicht zu stark ausgewirkt, da ich die Bände weit auseinander und in der falschen Reihenfolge gelesen habe. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es schnell hintereinander gelesen im zweiten Teil etwas trocken werden könnte. Die Geschichte aus Band eins geht ja auch nicht weiter, was gleichzeitig die Herausforderung mit sich bringt nicht durcheinander zu kommen und alles zu verstehen. Quasi den Sinn hinter dieser Besonderheit.

Dieser zweite Band ist aber gerade deswegen wirklich etwas Besonderes. Ich kenne keine andere Reihe wo der Ursprung und was alles bedeutet und wie es entstanden ist, so gut erklärt wird wie hier. Da ich den dritten schon gelesen habe, kann ich sagen, dass der zweite nicht zwingend notwendig ist für die Geschichte aber hilft um alles zu verstehen und viele Details zu begreifen.

Und wie gesagt für mich hätte dieser Band auch ein guter Einzelband sein können,

eure Blue Diamond.




Freitag, 26. Januar 2018

[Silo] Silo - Band 1

Hallo an alle Dystopiefans und solche die es werden wollen,

mit dieser Reihe ist mir etwas ganz Verrücktes passiert. Ich habe den zweiten Teil gelesen und gedacht, dieser ist eine geschlossene Geschichte. Nun bei der Recherche stellte ich fest, nein, es handelt sich um eine Trilogie. Na ganz wunderbar. Morgen wisst ihr dann, warum mir das im zweiten Teil nicht wirklich aufgefallen ist.

Fakten:
  • Autor: Hugh Howey
  • Übersetzer: Gaby Wurster & Johanna Nickel
  • Roman
  • 2014 erschienen
  • 560 Seiten
  • Piper Taschenbuch Verlag 
  • Preis: 10,99€
Klappentext:
"In einer feindlichen, zerstörten Umwelt gibt es nicht mehr viele Menschen. Sie haben sich in ein riesiges Silo unter der Erde geflüchtet. Um zu überleben, müssen sie die strengen Regeln des Silos befolgen. Aber einige Wenige tun das nicht. Sie sind gefährlich. Sie wagen es zu hoffen und zu träumen und stecken andere mit ihrer Hoffnung an. Ihre Strafe ist einfach und tödlich. Sie müssen nach draußen. Raus aus dem Silo. Juliette ist eine von ihnen. Vielleicht ist sie die Letzte."

Ich finde ja, dieser Klappentext verwirrt total. Er ist zwar sehr gut kurz ohne zu viel zu verraten, aber ja eben auch irreführend, wenn man die Geschichte kennt. Soll dem ganzen aber keinen Abbruch tun.

Für mich war der Beginn total atmosphärisch und auch so besonders, weil er auch so melancholisch geschrieben ist, finde ich. Ja ich weiß, dass verwirrt jetzt vielleicht nur noch mehr, weil was soll das für ein Anfang sein. Die ganze Reihe ist einfach sehr speziell und besonders, daher werde ich solche verwirrenden Dinge sicher noch öfter sagen =D

Die erste Hälfte vom Buch begleiten wir alteingesessene Bewohner des Silos. Auf diese Weise lernen wir den Aufbau dessen kennen und auch die verschiedenen Funktionen. Durch die einzelnen Etagen werden fast schon "Kasten" ähnlich bekannter Bevölkerungsmodelle deutlich.

Außerdem lernen wir Juliette kennen. Sie ist eine der wichtigsten Charaktere dieser Geschichte. Juliette ist so eine typische Heldin. Sie ist rebellisch, wissbegierig und frei von allen Ängsten. Am Anfang wo wir sie kennen lernen, weiß sie abernoch gar nicht, dass sie so ist. Sie ist ein Workaholic und kann mehr als sie darf.

Doch irgendwann bricht sie aus sich aus und wird dafür zur Reinigung geschickt, die schlimmste Strafe die es für die Bewohner gibt. Für alle anderen ist es ein Spektakel. Was dann passiert und wen wir deswegen kennen lernen, gibt der Geschichte den wichtigen Kick.

Silodystopien kennt der ein oder andere sicher, auch ich habe schon ein paar gelesen und Parallelen gefunden. Doch wie eben beschrieben, kommt hier zum Ende des ersten Bandes richtig Fahrt auf.

Da mir ja passiert ist, dass ich den zweiten Teil zuerst gelesen habe, wusste ich schon ein paar Dinge über den Silo. Daher war ich weniger überrascht, sondern mehr gespannt was ich denn verpasst habe. Dann stellte ich fest, das irgendwas nicht passt. Warum erzähl ich euch morgen,

eure Blue Diamond.


Mittwoch, 24. Januar 2018

Die Brüder Löwenherz

Hallo meine Löwenherzen,

dieses Buch war eines meiner liebsten Kinderbücher. Jonathan war mein erster Crush, den ich in einem Buch hatte, vermutlich so mit 8 oder so. Lange Zeit konnte ich mich nicht erinnern, wie das Buch hieß, das ich so geliebt habe, weil ich als Kind viele Bücher aus der Bücherei gelesen habe. Dann aber ist es mir irgendwie eingefallen und als ich es zu Weihnachten bekommen habe, habe ich direkt ein Tränchen verdrückt. Dennoch liest man Bücher als Erwachsene ja anders als als Kind und darum möchte ich euch heute davon berichten.

Darüber hinaus ist heute mein Geburtstag, und weil ich Einzelkind bin und sowieso ein übergesteigertes Selbstbewusstsein habe (schön wär's :D), wollte ich euch heute ein Buch vorstellen, dass ganz besonders für mich war und ist. Also gratuliert mir gefälligst in den Kommentaren. ;)

Spaß beiseite, hier die Fakten:
  • Autor: Astrid Lindgren
  • Illustrationen: Ilon Wiekland
  • Übersetzung: Anna-Liese Kornitzky
  • Titel: Die Brüder Löwenherz
  • Erschienen: 1974
  • Verlag: Verlag Friedrich Oetinger
  • Seiten: 236
  • Preis: 14,90 Euro
  • Klappentext: "Jeden Abend erzählt Jonathan seinem kleinen Bruder Krümel vom Land Nangijala - dem Land der Sagen und der Märchen. Nangijala ist das Land, in das die Menschen nach dem Tode kommen. Und bald ist es so weit - Jonathan und Krümel treffen sich in dem geheimnisvollen Paradies, in dem alle Menschen friedlich zusammen leben. Doch das Leben in Nangijala wird von einem grausamen Tyrannen bedroht - und damit beginnt ein aufregendes Abenteuer für die Brüder Löwenherz..."



Zur Handlung: Jonathan und Karl, der meist Krümel genannt wird, leben Mitte des 20. Jahrhunderts irgendwo in Schweden. Ihr Vater lebt nicht bei ihnen und die Mutter versorgt die Familie mit Näharbeiten. Alle Nachbarinnen loben Jonathan für sein Aussehen und dafür, was für ein guter Junge er ist. Er ist auch ein sehr liebevoller Bruder, der seinem Krümel immer Märchen erzählt.

Karl dagegen ist kränklich und kann kaum mehr aufstehen. Er verbringt die Tage auf einer Schlafbank in der Küche. Eines Tages hört er eine Nachbarin mit der Mutter darüber reden, dass Karl wohl bald sterben wird. Karl bekommt daraufhin Angst und berichtet dies seinem Bruder. Jonathan erzählt ihm daraufhin von Nangijala und wie toll es dort werden wird, wenn sie sich wiedertreffen…

Karl ist unser Erzähler. Er ist um die 10 Jahre, würde ich schätzen, und schaut sehr zu seinem großen Bruder auf. Er ist aber auch sehr ängstlich, denn durch seine Krankheit konnte er wenig Erfahrungen in der Welt sammeln. Jonathan ist für ihn der Fixpunkt, der sein Leben auch ein Stück weit zusammenhält und durch seine Geschichten auch Karl am Leben draußen teilhaben lässt.

Jonathan wird uns immer wieder als idealisierter Bruder präsentiert. Daher war ich als Kind auch total verknallt in ihn. Er ist etwa dreizehn, wenn ich mich richtig erinnere. In der Nachbarschaft ist er für sein tolles Aussehen und seine Güte bekannt. Er spielt viel mit den anderen Kindern und gibt ihnen immer wieder gute Ideen. Er ist außerdem sehr hilfsbereit und stellt sich selbst immer hinten an.

Die Geschichte startet sehr traurig und ich habe direkt eine Träne verdrückt, als ich das erste Mal seit Jahren wieder in die Geschichte abgetaucht bin. Dabei kommt alles ein bisschen anders, als man erwarten würde. Ich finde, Astrid Lindgren gelingt es sehr gut, dieser Geschichte etwas Unvorhersehbares zu geben. Immer wieder werden Ideen, die Karl hat, von der Wirklichkeit über den Haufen geworfen und wir als Leser sind mit ihm verblüfft darüber.

Sobald wir in Nangijala sind, sieht erstmal alles perfekt aus, so wie Jonathan es beschrieben hat. Doch schnell wird klar, dass das nicht stimmt. Es gibt Ärger im Paradies, in Form eines tyrannischen Herrschers namens Tengil, der auch noch über ein Monster namens Katla verfügt. Beide bedrohen diese Welt, die arg angelehnt ist an Szenerien aus mittelalterlichen Sagen á la Siegfried.

Das World Building erscheint uns heute vielleicht nicht mehr so aufregend, aber das Buch ist ja auch nicht mehr taufrisch. Dennoch finde ich, durch die Illustrationen und die bildlichen Beschreibungen kann man sich diese Welt der zwei Täler mit seinem Gebirge dazwischen sehr gut vorstellen. Die Welt ist mir viel Liebe gestaltet und gefällt mir sehr gut.

Abgesehen von Jonathan und Karl lernen wir nur wenige Charaktere tiefer kennen. Die meisten bleiben sehr oberflächlich und damit auch nur Vehikel, über die die Geschichte vorangetrieben wird. Ich finde es gut, dass wir mit Sofia wenigstens eine starke Frau erhalten. Allerdings ist hier deutlich Luft nach oben, denn alle anderen Charaktere sind leider Männer – gut und böse. Matthias lernen wir noch besser kennen, dennoch habe ich da immer eine Distanz gefühlt.

Hauptsächlich erleben wir mit Karl also ein großes Abenteuer, aber eines von der Sorte, wie es sie eigentlich nicht geben sollte. Jonathan ist dabei das idealisiere Vorbild, jemand der Gewalt ablehnt, aber dennoch stark und tapfer ist. Dennoch ist dieses Buch nicht gewaltfrei, und für sehr junge Leser wird es vielleicht an einigen Stellen zu gruselig. Schließlich geht es um Krieg, Rebellion und mächtige Monster. Man sollte das Buch nicht unterschätzen. Das Buch hat so zwei Aussagen: dass man einerseits manchmal Dinge tun muss, sodass man ein Mensch ist und kein Häuflein Dreck, und dass man sich dabei immer selbst treu bleiben muss und nicht jedes Mittel durch den Zweck geheiligt wird. Achja, und Tyrannen sind blöd.

Das Ende wird dann wieder sehr unvorhergesehen und bleibt sehr vage. Ich kann verstehen, wenn das Ende aus heutiger Sicht verurteilt wird. Schon am Beginn des Buches, noch mehr aber am Ende wird das Leben mit einer Behinderung (körperlich) als etwas Unerträgliches, Elendes und Schlimmes dargestellt. Wenn man viel hineininterpretieren möchte, kann man durchaus auch über Sterbehilfe sprechen. Das habe ich als Kind so sicherlich nicht interpretiert und empfunden, aber ich sehe es heute ein.

Alles in allem bleibt es aber eins meiner Lieblingskinderbücher, weil es auch mit dunklen Themen umgeht und weil Jonathan für mich ein sehr gutes Vorbild in vielen Bereichen war. Auch wenn Karl und Jonathan in viele ausweglose Situationen kommen, geben sie nie auf, und das ist eine gute Aussage, mit der ich viel anfangen kann. Dabei lassen sie sich nicht verbiegen und gehen mit ihrer Angst oft offen um. Hieraus kann man sicher lernen, aber erst ab einem bestimmten Alter, wenn man die Inhalte auch verarbeiten kann.

Kennt ihr das Buch, vielleicht noch von früher? Ich bin gespannt auf eure Meinung.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung: