Diesen Blog durchsuchen

Sonntag, 29. August 2021

Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen

Hallo zusammen,

ich habe über einen Monat nichts gepostet und noch länger nichts gelesen. Derweil hat die liebe Kitty euch mit reichlich Inhalten versorgt. Auch ich habe mir dennoch neue Bücher angeschafft und eines hat mir besonders gut aus dieser Phase heraus geholfen.

Fakten:

  • Autorin: Sarah Cooper
  • Übersetzerin: Anna Dushime
  • Sachbuch
  • 2021 erschienen 
  • 216 Seiten
  • Mentor Verlag
  • Preis: 24,00€ (gebundenes Buch)
Klappentext:
"Wieder mal »klar, schiebe ich ein« statt »NEIN!« gesagt? Im Meeting von einem Kollegen unterbrochen worden? Vergeblich auf eine Gehaltserhöhung oder gar Beförderung gehofft? 
Dann ist dieses schmerzhaft-witzige Sachbuch genau das Richtige für dich! Sarah Cooper hat genug von doppelten Standards für Männer und Frauen. Jetzt mischt die US-Komikerin die Rollenerwartungen, die unser Berufsleben nach wie vor bestimmen, gehörig auf. 
Ob Tipps für das Vorstellungsgespräch, Kommunikation zwischen Mann und Frau oder sexuelle Belästigung Arbeitsplatz: Sarah Cooper klopft alle Bereiche des Arbeitslebens auf Klischees ab und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund."

Ja der Klappentext und sicher auch viel Werbung die ihr auf social Media Plattformen findet haben euch schon einiges über das Buch erzählt. Inhaltlich muss man auch gar nicht wirklich was erzählen, denn der Titel des Buches sagt genau worum es geht. Das teilt sich in ein paar Kapitel, wird einleitend immer mit einem Zitat eröffnet und endet je mit einer Art Übung für jeden Leser. An dieser Stelle würde selbst dieses Buch darauf verweisen dass man eigentlich gendern müsse oder solle. Und ja das lass ich so im Raum stehen ;)

Viel Text haben wir auf den doch vielen Seiten nicht aber einige Grafiken und Illustrationen die mich wirklich häufig zum Lachen gebracht haben. Gerade die Grafiken musste ich auch unbedingt mit einigen Menschen teilen. Sie sind einfach zu gut und so so wahr.

Klar das Buch ist super und schön aufgemacht, so richtig viel Neues hat es mir jetzt nicht gebracht, ich zähle aber vermutlich auch schon zu erfolgreichen Frauen, da ich einen festen Job mit Verantwortung und eigenständiger Arbeit habe. Ja das war sarkastisch und ja dieses Buch ist voll davon und auch ich habe es nicht immer gleich verstanden.

Nicht immer geht das Buch um das klassische Männer und Frauen Problem in der Arbeitswelt. Häufig kann ich für die Beispiele ganz allgemeine Gültigkeit erheben und daher ist das Buch ein eindeutiges Must Read für mich. Hier kann wirklich jeder dazulernen und daher wäre ich dafür das Buch nochmal mit neutralem Titel und Optik zu verlegen, damit nicht eine spezifische Zielgruppe dazu greift, sondern jeder.

Es ist ein sehr empfehlenswertes Buch und auch wenn es zu den Teureren gehört, hier ist für die Wahrnehmung und hoffentlich für alle Alltage einiges dabei, was man sich ruhig häufiger vor Augen führen sollte.

Daher lest es bitte, es dauert nicht lang und ist teilweise richtig witzig,

eure Blue Diamond.

Freitag, 27. August 2021

Wie viele Bücher habe ich in 7 Tagen geschafft?

Hallo ihr Lieben,

ich hatte ja ein Leseprojekt für meinen Urlaub, bei dem ich in 7 Tagen 7 Bücher lesen wollte. Ich möchte jetzt noch einen kurzen Abschlusspost dazu machen, falls euch interessiert, wie viel ich geschafft habe. An sich habe ich 7 Bücher in der Zeit beendet, aber eins zähle ich nicht, weil es mein Hörbuch war, und ich es bereits vor der Zeit begonnen hatte. Also habe ich 6 Bücher physisch gelesen. Ich bin stolz darauf, auch wenn ich das 7. gern noch geschafft hätte. Ich muss aber morgen um 7 am Bahnhof sein und zu einer Hochzeit fahren, und noch sind meine Sachen nicht gepackt. 

Wenn ihr genaure Updates zu den Büchern haben wollt, schaut hier in den Originalpost zur Challenge.

Gelesen habe ich: 

★★★★☆

★★★★

★★★

★★★★

★★★

★★★★

So, das war's von mir uns meiner Challenge. Habt ihr sowas schon mal versucht?

Bis bald,

Eure Kitty Retro



Mein Vlog zu der Woche:



Donnerstag, 26. August 2021

Full Disclosure


Hallo meine Bücherfreunde,

heute möchte ich etwas ausführlicher über das zweite Buch sprechen, das ich für meine 7 Bücher in 7 Tagen Challenge gelesen habe. Dieses Buch hatte ich in der Bibliothek gesehen, kannte es aber schon aus Reviews und war sehr interessiert. Es geht in diesem Buch um eine Teenagerin, die HIV-positiv ist - ein sehr wichtiges Thema.

Die Fakten:

  • Autor: Camryn Garrett
  • Titel: Full Disclosure
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Penguin
  • Seiten: 290
  • Preis: 8,37 Euro
  • Klappentext: "Simone has got high school down. She's made friends, she's directing the school musical, and she's making out with Miles, the most attractive boy in school. She's also HIV-positive - and that complicates things. Because last time she told someone, the fallout was devastating. And when Simone finds an anonymous threat in her locker threatening to turn her world upside down, she begins to wonder if the only way to rise above is to face the haters head-on..."

Zur Handlung: Simone ist 17 Jahre alt, wurde von einem schwulen Pärchen adoptiert und sie ist HIV-positiv. Vor einigen Monaten musste sie deswegen an eine neue Schule wechseln, denn viele Schüler und Eltern glauben immer noch an diverse Stereotype und Vorurteile, wenn es zu HIV kommt. Daher will Simone ihre Erkrankung in der Schule geheimhalten.

Alles wird allerdings kompliziert, wenn ihr Crush Miles ihr gesteht, dass er Gefühle für sie hat. Simone möchte unbedingt mit ihm zusammen sein, aber es ist nur fair, wenn sie ihm vorher die Wahrheit über ihre Krankheit sagt. Doch gerade diese Situation hat in ihrer letzten Schule für das große Chaos gesorgt, aus dem Simone schließlich an eine neue Schule fliehen musste...

Full Disclosure als Titel steht für den Fakt, dass eine Person, die HIV-positiv ist, dies ihren potentiellen Sexualpartnern deutlich machen muss, bevor es zu irgendwelchen Handlungen kommt, aus denen eine Ansteckung folgen kann. Während es eine unkontrollierte Verbreitung des Virus verhindern soll, ist es auch eine stigmatisierende Erfahrung für die Betroffenen, denn sie wissen nie, wie ihr gegenüber reagieren wird. Über die vielen Vorurteile, die es heute noch in Bezug auf HIV gibt, schreibt die Autorin in diesem Buch.

Ich finde es zunächst einmal total wichtig, dass es dieses Buch - und hoffentlich noch viel mehr - zu dem Thema gibt. Ich bin zwar schon eine ganze Weile aus der Schule raus, aber ich kann sagen, dass HIV in meinem Unterricht nur minimal behandelt wurde. Wir haben kaum Informationen darüber erhalten, außer "Nimm Kondom, dann alles gut" - was Quatsch ist. So können die Stigmata und Vorurteile langfristig in den Köpfen der Menschen überleben, obwohl sich medizinisch in den letzten Jahrzehnten sehr viel getan hat und es inzwischen sehr sichere Möglichkeiten gibt, mit einem HIV-positiven Partner Liebe, Sex und Familie zu erfahren.

Simone als Hauptcharakter habe ich in mein Herz geschlossen. Sie ist eine starke junge Frau, die sicherlich nicht frei von Angst ist (im Gegenteil), aber sich am Ende darüber hinwegsetzt und sich von anderen Menschen ihr Glück nicht nehmen lässt. Dabei ist sie eingebettet in eine liebenswürdige Familie, ihre Väter sind vielleicht noch nicht ganz bereit, sie als fast-Erwachsene anzuerkennen, aber sie sind sehr fair und liebevill, und in ein Freundesnetzwerk, dass sie aufhängt, bevor sie ganz am Boden landet. Dadurch wirkte Simone wie eine richtige Teenagerin, die nicht immer rational handelt, aber im Prinzip versucht das Richtige zu tun. Ein paar Szenen waren dann ein wenig arg... dramatisch.

Ihr Crush Miles war auch ein toller Charakter. Man könnte jetzt sagen, dass es wie ziemlich jeder Crush in dieser Art Büchern ist, der Simone wirklich für ihren Charakter liebt und den Dinge wie ihre Krankheit nicht verschrecken können. Man kann immer darüber streiten, wie realistisch das auf der High School ist, aber es ist schön, solche Vorbilder zu haben in der Literatur. Ich mochte ihn und habe für die beiden das Beste gewollt.

Die Diversität in dem Buch hat mir sehr gut gefallen und hat sich sehr natürlich angefühlt. Simone und Miles sind beide Schwarz und bewegen sich in ihrer Schule in Gebieten, die eher weiß geprägt sind: dem Schulmusical und dem Lacrosse-Team. Darüber werden Themen von Rassismus angesprochen. Simones beste Freundinnen kommen beide aus asiatischen Einwandererfamilien und darüber werden auch Themen der Model Minority angesprochen. Simones Eltern sind ein schwules Pärchen, wobei ein Vater aus einer lateinamerikanischen Familie kommt und der andere auch schwarz ist. Es wird gezeigt, wie schwer es in dieser Generation war, seine Sexualität auszuleben. Eine von Simones besten Freundinnen ist lesbisch, die andere bisexuell und Simone selbst ist noch dabei ihre Sexualität zu erkunden, nachdem sie an der letzten Schule in ein Mädchen verliebt war und jetzt in einen Jungen. Alles fühlt sich aber sehr organisch an. Ich hatte nie das Gefühl, dass hier irgendwas nur eingebaut wurde, um die Geschichte "diverser" zu machen. Zu den einzelnen Repräsentationen kann ich nicht viel sagen, aber Simones Gedanken über ihre Sexualität konnte ich gut nachvollziehen und fand ich authentisch.

Was mir an dem Buch nicht gefallen hat, und weswegen ich ihm Punkte abgezogen habe, ist die völlig unnötige Handlung rundum den Erpresser. Simone wird bedroht, dass sie nicht mit Miles zusammen sein soll, sonst wird ihre Krankheit für alle in der Schule öffentlich gemacht. Diese Handlung ist in solchen Jugendromanen schon total ausgelutscht und am Ende immer irgendwie dasselbe. Das Buch hat das absolut nicht gebraucht, denn es hat ein solides Thema, tolle Charaktere, und die Situation am Ende hätte auch anders herbeigeführt werden können. Auch macht die Autorin gar nicht wirklich etwas daraus, denn Simone geht nicht auf die Erpressung ein und datet weiter Miles. Es war aus meiner Sicht total unnötig und hat der Geschichte nicht geholfen. Und ganz ehrlich, wie viel Erpressung gibt es bitte an amerikanischen Schulen?

Alles in allem hat mir das Buch aber wirklich gut gefallen. Ich mochte die Charaktere und ich habe viel gelernt (auch wenn ich vermutlich schon etwas mehr über HIV wusste als die meisten Menschen). Ich finde es toll, dass Jugendbücher sich auch solchen Themen widmen, vor allem weil es auch sexpositiv war und so viel Diversität in die Diskussion gebracht hat. Es zeigt sehr gut, dass ein Coming-Out auch vor Freunden immer noch sehr schwierig und schmerzhaft sein kann, und wir alle mehr daran arbeiten sollten, wie wir auf Menschen reagieren, die in irgendeiner Form anders als wir sind. Für Teenager kann ich das Buch absolut empfehlen.

Habt ihr euch schon mal mit HIV beschäftigt? Könnt ihr mir ähnliche Bücher wie dieses empfehlen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Montag, 23. August 2021

Harrow Lake


Hallo meine Horrorfreunde,

eines meiner Lieblingsgenre ist auf jeden Fall Horror und ich versuche, diese Bücher nicht mehr nur im Oktober zu lesen, weil das irgendwie Quatsch ist, den mein Gehirn macht. Dieses Buch ist ein Jugendbuch, also nicht völlig blutig und gruslig, aber mit einer tollen Atmosphäre und einen guten Twist am Ende. Ich habe es in der Bibliothek gesehen und direkt eingepackt.

Die Fakten:

  • Autor: Kat Ellis
  • Titel: Harrow Lake
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Penguin Books
  • Seiten: 305
  • Preis: 8,37 Euro
  • Klappentext: "Lola knows about Harrow Lake. Her famous father directed Nightjar, the cult horror movie that was filmed there. She knows about the caves beneath the fairground, the sunken graveyard, the tree in the woods that's hung with teeth. But she doesn't know about the dark past the town hides or the secrets it holds about her family. Now she finds herself in Harrow Lake and, as she searches for answers, someone - or something - is stalking her every move.

Zur Handlung: Lola Nox ist die Tochter der Horrorregisseurs Nolan Nox. Sie ist sehr behütet aufgewachsen, immer weit entfernt von aller Gefahr und allen Paparazzi. Ihre Mutter hat die Familie verlassen, als sie ein Kind war, und nun kontrolliert Nolan Lolas Leben bis ins kleinste Detail. Als Lola erfährt, dass sie mit ihrem Vater wieder einmal umziehen wird - diesmal nach Paris, reißt ihr der Geduldsfaden und sie läuft von Zuhause weg.

Natürlich weiß sie, dass sie dieses Spiel nicht gewinnen kann, und bald darauf wird sie von Nolans Assistenten wieder eingesammelt und nach Hause gebracht. Doch dort erwartet sie eine Szenerie, auf die sie nicht vorbereitet war... Überall ist Blut, Nolan wurde attackiert, und nun muss Lola zu ihrer Großmutter nach Harrow Lake ziehen, bis ihr Vater wieder für sie sorgen kann. Harrow Lake wird Lola allerdings Dinge offenbahren, für die sich nicht bereit ist...

Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Allerdings dauert es ein wenig, bis das Buch wirklich spannend wird. Zunächst wirkt alles etwas kühl, da Lola als Charakter recht abgebrüht ist. Sie hat schon seit Jahren religiös Horrorfilme geschaut und ist nicht leicht zu schocken. Da wir alles durch ihre Augen sehen, dauert es etwas, bis wirklich beunruhigende Dinge passieren - also bis Lola sie auch als solche wahrnimmt. Denn wer findet denn schon seinen Vater blutend im Arbeitszimmer und rastet nicht völlig aus...

Lola als Hauptfigur ist interessant, denn einerseits ist sie die Tochter eines berühmten Regisseus, andererseits hat er sie aber nie krass verwöhnt. Stattdessen wurde Lola immer von so Vielem ferngehalten, ohne dass sie zu naiv oder dämlich geworden ist. Nach und nach drängt sich aber Harrow Lake mit seinen Gruselgeschichten und Monstern in ihren Kopf. Mir hat sie als Protagonistin gut gefallen, weil sie schon einen besonderen Charakter hat, aber nicht nervig wurde.

Harrow Lake ist ein Ort mit einer sehr einzigartigen Geschichte. In den 20er Jahren gab es dort einen großen Erdrutsch und die Hälfte des Orts wurde komplett vernichtet. Viele Menschen konnten nie geborgen werden. Danach wurde die Stadt wieder aufgebaut, aber wie das Buch es beschreibt: dabei gingen alle Ersparnisse der Bewohner drauf, sodass danach nie wieder etwas restauriert wurde. Nolan Nox, der die 20er Jahre liebt, hat deswegen diesen Ort für seinen Film ausgewählt, was dem Ort heute auch einige Touristen einbringt. Ich mochte dieses Gefühl eines Orts, der die heutige Zeit nicht hereinlässt und weiterhin altmodisch und dadurch fast zeitlos wirkt. Es hat eine spannende Stimmung erzeugt.

Die Randfiguren der Geschichte bleiben dagegen einer blass. Wir haben einerseits Nolan, der allerdings selbst wenig zu Wort kommt und eher in den Erinnerungen und Vorstellung von Lola auftaucht. Wir sehen, wie speziell die Beziehung der beiden ist, und dass für Nolan immer alles Optimal sein muss. Dann haben wir Lolas Großmutter - die Mutter ihrer Mutter - bei der Lola bleiben soll, bis sie nach Hause kann. Lolas Großmutter ist eine seltsame, sehr kalte Frau. Manchmal kommt es einem jedoch vor, als wäre Lola etwas sehr hart zu ihr. Am Ende muss ich aber sagen, man erkennt, wer die Großmutter wirklich ist.

Außerdem lernt Lola dann noch eine Nachbarsfamilie kennen: Cora ist in ihrem Alter und will einfach nur weg aus Harrow Lake. Von ihr erfährt sie die lokalen Legenden um Monster und ähnliches. Carter ist ein wenig älter als Lola, und könnte als love interest gesehen werden, aber es ist ein Horror und Romantik spielt keine große Rolle. Am Ende fand ich etwas seltsam, wie Lola zu ihm war, aber das sind eben Teenager. Und schließlich haben wir die Mutter der beiden, die Ranger im Ort ist. Diesen Charakter fand ich mit am seltsamsten, irgendwie wurde da viel zusammengeworfen. Es gibt auch noch einen creepigen Onkel, aber den könnt ihr selbst entdecken.

Allen voran geht es darum, dass Lola endlich die Wahrheit über ihre Mutter erfährt. Diese war der Star des Horrorfilms, den Nolan Nox in Harrow Lake gedreht hat. Auch sie wollte immer nur weg aus Harrow Lake. Diesen Aspekt - die Suche danach, wer ihre Mutter wirklich ist oder war - fand ich am spannendsten, denn hier bestand dann auch die Verbindung zu den wirklich creepigen Sachen, die im Buch vorkommen. Das Buch allein im Dunkeln zu lesen, hat schon was mit mir gemacht.

Alles in allem kann ich das Buch sehr empfehlen, wenn ihr mit diesem Genre etwas anfangen könnt. Es lässt sich schnell weglesen, hat eine interessante Hauptfigur auf der Suche nach ihrer Familiengeschichte. Auch wenn es etwas langsam anläuft, baut sich am Ende eine schaurige Atmosphäre auf, und es gibt auch ein paar Gänsehaut-Momente. Dennoch ist es für Teenager geschrieben und auch passend. Auch das Ende hat mir gut gefallen - auch wenn man es schon etwas vor der Hauptfigur erraten kann. Es zeigt, dass die echten Monster am Ende immer Menschen sind.

Kennt ihr das Buch schon? Und konnte ich euer Interesse wecken?

Bis bald,

Eure Kitty Retro

 

 

 

Meine Bewertung: 



Samstag, 21. August 2021

7 Bücher in 7 Tagen lesen?!?

Hallo meine Lesefreunde,

da es dieses Jahr keinen Reading Rush gab und ich auch Ende Juli keinen Urlaub nehmen konnte, dachte ich, dass ich jetzt - während meines Urlaubs - eine ähnliche Challenge für mich starte. Ich möchte also in den kommenden Tagen 7 Bücher lesen. Wichtig dafür ist natürlich, dass man sich entsprechende Bücher aussucht, und ich glaube, ich habe da gerade eine ziemlich gute Wahl getroffen. Daher hoffe ich, dass ich es auch schaffen werde. 

In diesem Blogpost werde ich meine Leseliste zusammenfassen, und werde dann jeden Tag hier aktualisieren, was ich geschafft habe. Nächste Woche bekommt ihr dann noch eine Zusammenfassung, wie es lief. Damit habt ihr hier auch eine kleine Vorschau, welche Bücher ich bald ausführlich vorstellen werde.

Buch 1: Harrow Lake von Kat Ellis

Dieses Buch ist eine Horrorgeschichte für Teenager. Ich habe die Ausgabe in der Bibliothek gefunden, hatte es aber schon auf meiner Horror-Wunschliste. Wir folgen der Tochter eines Horror-Regisseurs, die in die Heimatstadt ihrer Mutter ziehen muss, in der auch der berühmteste Film ihres Vaters gedreht wurde.

Mein Fortschritt: 08/21: Gerade habe ich 141 von 305 Seiten gelesen. Es wird schon ziemlich gruslig. 08/22: Beendet. Ich fand das Buch richtig gut, für alle Jugend-Horror-Fans zu empfehlen!

Buch 2: Furiously Happy von Jenny Lawson

Ich lese immer gern auch ein Non-Fiction-Buch in solchen Challenges. Das macht alles etwas interessanter. Hier geht es darum, wie die Autorin mit einer Fülle von psychischen Gesundheitsproblemen umgeht, allerdings auf eine sehr humorvolle Art.

Mein Fortschritt: 08/21: Ich habe bisher 38 von 273 Seiten gelesen (außerdem das Vorwort). Ich weiß nicht, ob der Humor im Buch das Richtige für mich ist. 08/22: Bis Seite 79 habe ich gelesen. Manche Essays sind toll, andere eher meh. 08/23: Ich bin auf Seite 123 und nach wie vor liebe ich manche Teile (zum Beispiel das Interview) und andere sind eher zum Augenrollen. 08/24: Bis Seite 163 habe ich gelesen und der letzte Teil war nicht für mich. 08/25: 200 Seiten geschafft und leider auch dieser Teil nicht meins. 08/26: Beendet. Das Buch war gut lesbar, aber nicht wirklich mein Humor. Ich mochte die ernsteren Kapitel.

Buch 3: Full Disclosure von Camryn Garrett

Dieses Buch habe ich auch aus der Jugendabteilung der Bibliothek. Es folgt einem Mädchen, das HIV-positiv ist. Ich glaube, sie kommt an eine neue Schule, und es geht um die Stigmata, die mit dieser Krankheit verbunden sind. Ich finde das ein total spannendes Thema und freue mich schon sehr auf das Buch.

Mein Fortschritt: 08/23: Ich habe es bis zu Seite 210 von 298 geschafft. Das Buch gefällt mir sehr gut. Die Handlung ist sehr vorhersehbar und nicht besonders innovativ, aber die Charaktere sind toll und es ist spannend über HIV zu lernen. 08/24: Beendet. Ein wirklich gutes Buch für Teenager, die Handlung ist leider sehr ausgelatscht, aber die Charaktere und das Grundthema HIV haben mich überzeugt. Wenn euch das interessiert, lest es!

Buch 4: Kleine Katze Chi 5 von Kanata Konami

Diese kleinen Manga über eine Babykatze bekomme ich jedes Jahr von Blue geschenkt. Inzwischen sind wir bei Band 5 angelangt. Ich freue mich schon auf die neuen Abenteuer von Chi, es ist immer alles sehr niedlich und herzlich, gleichzeitig kann man aber auch etwas über Katzen lernen. Für Kinder eine tolle Reihe.

Mein Fortschritt: 08/24: Beendet. Eine wieder sehr niedliche Ausgabe über diese Babykatze, allerdings fand ich den Teil nicht ganz so gut wie die Vorgänger. Sonst konnte man auch immer etwas über die Pflege von Katzen lernen, das hat mir hier etwas gefehlt. Aber immer noch toll für Kinder.

Buch 5: A Farewell To Arms von Ernest Hemmingway

Ein Klassiker darf für mich bei so einer Liste auch nicht fehlen. Dieses Buch habe ich letztes Jahr gebraucht in einem Buchladen gefunden. Bisher habe ich noch nie Hemmingway gelesen, habe auch keine Ahnung, worum es geht, aber mein Partner ist absolut kein Fan von ihm, daher wollte ich mir das schon mal anschauen.

Mein Fortschritt: 08/25: Ich bin auf Seite 127 von 236. Der Anfang ist etwas holprig, aber die Beschreibung des Kriegsgeschehens ist sehr fesselnd und authentisch. Ich mag den autobiografischen Einschlag. Leider bin ich nicht so weit gekommen wie gehofft. (Toll sind am Anfang die Kommentare des vorherigen Besitzers des Buches gewesen.) 08/26: Beendet. Ich mochte die Teile, die den Krieg beschreiben, aber die Romanze, die Darstellung der weiblichen Charakter und das Ende waren ziemlich schlecht.

Buch 6: Persepolis von Marjane Satrapi

Bei allem, was gerade in Afghanistan geschieht, ist dieses Buch wieder aktueller als man möchte. Ich hatte den 1. Teil schon mal gelesen, möchte nun aber nochmal den ganzen Graphic Novel lesen. Wir folgen der Autorin durch ihre Kindheit im Iran, während auch dort Islamisten die Macht an sich reißen. Im zweiten Teil wird die Autorin dann von ihren Eltern nach Frankreich geschickt, wenn ich mich nicht täusche.

Mein Fortschritt: 08/27: Beendet. Wirklich eine spannende Biografie und für alle zu empfehlen.


Buch 7:
Listening to the Orchestra von Susan Hill

Dies ist eine Kollektion von vier Kurzgeschichten von Susan Hill. Ich habe das Buch in einem Second-Hand-Buchladen gefunden und es ist sehr kurz. Ich habe keine wirkliche Ahnung, was mich hier erwartet.

Mein Fortschritt: Nicht geschafft.

So, das ist der Plan. Ihr könnt hier jetzt jeden Tag vorbeischauen und gucken, wie es mir ergeht, wenn ihr möchtet. Ich freue mich auf jeden Fall auf das Projekt!

Bis bald,
Eure Kitty Retro

 

Freitag, 13. August 2021

Die Mythen des alten Japan


Hallo meine Reiseleser,

vor einigen Jahren habe ich dieses Buch in einem kleinen Buchladen in Berlin gekauft, der sich auf Japan spezialisiert hatte. Ich finde Mythen und Mythologie immer sehr spannend, und von Japan hatte ich da noch gar keine Ahnung. Dann habe ich dieses Buch endlich für den diesjährigen Asian Readathon gelesen und kann euch nun berichten.

Die Fakten:

  • Autor: Nelly Naumann
  • Titel: Die Mythen des alten Japan
  • Erschienen: 1996
  • Verlag: Anaconda
  • Seiten: 291 + Anhang
  • Preis: 7,95 Euro
  • Klappentext: "In den altjapanischen Mythen spiegeln sich die Facetten einer faszinierenden ostasiatischen Kultur, die Mentalität und Weltsicht des modenen Japan bis heute prägt. Die "Aufzeichnung alter Geschehnisse" und die "Annalen Japans", bei im 8. Jahrhundert n. Chr. entstanden, erzählen in kraftvoller, bildreicher Sprache von den Schöpfergottheiten, vom Anfang der Welt und den zahllosen Abenteuern, die zu bestehen waren, ehe die Macht von den Göttern auf die Menschen übergehen konnte."

Das Buch ist vor allem eine Übersetzung und Interpretation von alten japanischen Texten, die eine Systematisierung der zahlreichen Mythen der Region vornehmen sollten. In dem Sinne handelt es sich hier nur um eine sehr eingeschränkte und bearbeitete Sicht auf die usprünglichen Mythen, die erst im 8. Jahrhundert festgeschrieben wurde. Dies wird auch von der Autorin gut in Kontext gesetzt und erläutert, sodas man ein grobes Verständnis hat, was auch politisch hinter diesen Sammlungen stand.

Der Beginn des Buches ist gar nicht so leicht zu lesen. Da es in dieser Mythologie eine Vielzahl an Gottheiten gibt, und gleichzeitig auch noch auf heilige Zahlen geachtet wurde, wird man zunächst eigentlich nur mit Namen erschlagen, sobald die ersten Götter erschienen sind. Dabei wird Japan mythisch zum Zentrum der Welt erklärt. Es geht dabei dann auch viel um Körperteile und -flüssigkeiten, die dann immer wieder neue Götter enstehen ließen. Das ist sehr unübersichtlich, wird von der Autorin aber gut kontextualisiert und erklärt.

Im späteren Verlauf des Buches lassen sich dann auch eher Handlungsstränge herauslesen. Für mich blieb es aber bis zum Ende sehr unübersichtlich, weil es einfach so viele Namen gibt (wäre ja auch langweilig, wenn eine Gottheit oder wichtige Figur nur einen Namen hätte...). Deswegen würde ich mich jetzt nicht dazu in der Lage sehen, irgendeine der Mythen nachzuerzählen. Und ich glaube auch nicht, dass ich beim Lesen alle Verknüpfungen und Verbindungen zwischen den Mythenteilen erfasst habe. Aber die Interpretationen der Autorin helfen trotzdem ungemein dabei, die wichtigsten Eckpunkte zu erfassen. 

Der Aufbau des Buches ist dabei schon ein wenig akademischer als pure Unterhaltungsliteratur. Man bekommt meist eine Übersetzung der Originaltexte in mindestens zwei verschiedenen Versionen, darauf folgen dann die jeweiligen Anmerkungen und Erklärungen der Autorin. Dabei analysiert sie auch die Themen und zeigt auf, was man auf jeden Fall aus den Abschnitten mitnehmen sollte. Wie gesagt, dabei hat es schon eher einen akademischeren Stil, was vielleicht auch an der Zeit lag, als es veröffentlich wurde. Nelly Naumann war auch Professorin auf diesem Gebiet.

Insgesamt kann ich das Buch schon empfehlen, wenn ihr euch sehr für Mythen interessiert und mal etwas anderes lesen wollt als die Klassiker. Japan ist schon ein spannendes Land, und da mal hinter die mythologischen Kulissen zu schauen, war interessant. Das Buch ist zwar nicht super interessant geschrieben, aber es ist auch nicht sehr lang, sodass es für mich absolut wert war es zu lesen. Auch wenn ich jetzt kein Detailwissen gewonnen habe, habe ich trotzdem das Gefühl etwas über Japan gelernt zu haben. Gerade auch der letzte Teil des Buches, der dann Parallelen zum Japan während des zweiten Weltkrieges aufzeigt, bleibt im Kopf. 

Interessieren euch denn solche Bücher auch? Oder lest ihr lieber nur Romane und Nacherzählungen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Donnerstag, 12. August 2021

City of Girls


Hallo meine Historienfreunde,

wenn ihr auf der Suche nach einem sommerlichen Buch seid, dass in den 40er Jahren in New York spielt und sich dann bis zur heutigen Zeit erstreckt, dann habt ihr Glück, genau davon will ich euch jetzt erzählen. Das Buch habe ich von einer Freundin zum Geburtstag bekommen und nun auch mit ihr zusammen gelesen, was eine ganz tolle Erfahrung war.

Die Fakten:

  • Autor: Elizabeth Gilbert
  • Titel: City of Girls
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Bloomsbury Publishing
  • Seiten: 491
  • Preis: 6,89 Euro
  • Klappentext: "New York, 1940. Young, glamorous and inseperable, Vivian and Celia are chasing trouble from one end of the city to the other. But there is risk in all this play - that's what makes it so fun, and so dangerous. Sometimes, the world may feel like it's ending, but for Vivian and Celia, life is just beginning."

Zur Handlung: Vivian kommt aus gutem Hause, aber die Ansprüche ihrer Familie langweilen sie. Nachdem sie auf einer angesehenen Mädchenschule war, soll sie aufs College, doch dort sorgt sie nur für Ärger. Die Eltern wissen mit ihr nichts anzufangen und schicken sie kurzerhand nach New York zu ihrer Tante Peg, die selbst einen eher ungewöhnlichen Lebenslauf hat und ein kleines, schäbiges Theater führt.

Der Sommer in New York zeigt Viv, was für eine Art Leben sie führen will. Sie findet Spaß, Freundschaft und Liebe, aber alles auf der Welt hat einen Preis. Während Viv die Nächte von New York mit Celia durchfeiert, produziert das Theater ihrer Tante ein neues Theaterstück, genauer gesagt ein Musical: City of Girls. Doch dieses wird schnell viel erfolgreicher als alles, was dieses Theater zuvor kannte.

Elizabeth Gilbert ist ja vor allem bekannt für Eat Pray Love, was ich nie gelesen habe. Aber auch dieses neue Buch von ihr hat sehr viel Lob und Aufmerksamkeit bekommen. Ich hatte es daher auch auf meiner Wunschliste, allerdings wäre es da vermutlich versauert, wenn meine Freundin mir das Buch nicht geschenkt hätte. Generell finde ich die Zeit um die 20er bis 60er sehr interessant, und City of Girls liegt damit genau in der richtigen Kategorie von Historischem Roman.

Dieses Buch hat eine Struktur, wie ich sie ähnlich schon aus The Seven Husbands of Evelyn Hugo kenne: eine ältere Frau erzählt ihre Lebensgeschichte an eine jüngere. Allerdings geschieht dies hier in Form eines Briefes und wir erfahren nur sehr wenig über die junge Frau. Wir wissen aber, dass der Vater der jungen Frau Vivian kannte, als sie wiederum jung war. Nun erzählt Vivian die ganze Geschichte.

Das hat einen großen Vorteil, denn wenn wir Viv treffen, ist sie ziemlich unausstehlich. Sie ist sehr privilegiert, aber auch sehr gelangweilt von dem Leben, das sie haben könnte. Sie ist außerdem noch unglaublich naiv und leicht beeinflussbar von Menschen, von denen sie denkt, dass diese mehr Erfahrung mit der Welt haben als sie. Durch den Briefstil kann die "alte Viv" aber auch immer wieder mit einem Augenrollen oder einem ironischen Lächeln auf sich selbst in dieser Zeit zurückschauen, was sie für uns sympathischer macht. Das hat mir sehr gut gefallen.

Auch mochte ich das Theatersetting. Als Schülerin war ich mit der lieben Blue auch im Schultheater tätig und ich lese immer wieder gern Bücher darüber. Hier geht es zunächst um ein kleines, schäbiges Theater, dass mittelgute Stücke für die Arbeiter aufführt, da es zu der Zeit noch kein weit verbreitetes Kino gab. Doch dann verändern sich einige Dinge und es kommt zu einem größeren Stück, womit das Theater auch noch mehr Raum in der Geschichte einnimmt. Das hat mir alles sehr Spaß gemacht, einfach wie bunt und laut und fröhlich, aber auch schäbig und billig da Vieles war.

Neben Viv gibt es einige wichtige Figuren, die wir kennen lernen. Bei Celia hatte ich mir ehrlich gesagt mehr erhofft. Die Freundschaft mit Viv bleibt immer oberflächlich und tiefere Gefühle kommen nicht auf. Peg, die Tante, und deren Sekretärin fand ich super. Die Sekretärin ist diejenige, die das Theater irgendwie finanziell am Leben hält und alles ein wenig ernster nimmt als notwendig, während Peg sehr freigiebig und fröhlich ist. Die Dynamik der beiden war genial. Auch einige andere Personen aus dem Theater sind etwas wichtiger, zeigen aber vor allem auch wie bunt und schrullig Theater ist. Und dann ist da noch Vivs erste große Liebe, zu der ich allerdings nichts Genaues verraten will. Ich fand das alles recht realistisch, vor allem wenn man eben das erste Mal verliebt ist. Es gibt noch andere Charaktere, die dazukommen und sehr spannend zu diskutieren sind, aber das ginge nicht ohne große Spoiler. Aber es gibt viele sehr spannende Figuren, die den Roman sehr eindrücklich machen. Mir werden sie im Kopf bleiben.

Für den Großteil des Buches war ich also richtig begeistert und hatte sehr viel Freude beim Lesen. Kommen wir nun zu dem Punkt, der mich dann doch ein wenig enttäuscht hat: der Mystery-Aspekt aka wer ist der Vater? Natürlich werde ich auch hier nicht spoilern und es möglichst vage halten. Die meiste Zeit im Roman hat mich die Frage eigentlich gar nicht beschäftigt, weil so viel geschehen ist. Gegen Ende wird es dann aber offensichtlich, dass da ja noch was war.

Zunächst war es für mich schon ein schockierender Moment, wo man erfährt, wer aus diesem Leben von Viv der Vater war. Allerdings setzte dann im weiteren Verlauf des Buches für mich Enttäuschung ein, da ich nicht fand, dass sich die Geschichte so gut zusammengefügt hat. Es schien mir, als wären weite Teile der Geschichte eigentlich gar nicht so relevant gewesen. Und dieses Gefühl entsteht vor allem, weil ja zu Beginn diese Frage der ganze Aufhänger des "Briefes" war, den Viv im Alter dann schreibt.

Dagegen fand ich die Teile am Ende der Geschichte dann viel zu schnell und grob abgefrühstückt. Die Beziehung, auf die dann eigentlich fokussiert wird, bekommt für mich einfach nicht genug Aufmerksamkeit, sodass ich sie leider nicht nachvollziehen konnte und dann auch an entsprechenden Stellen, die dafür sicherlich gedacht waren, nicht traurig wurde oder weinen musste. Das war wirklich schade, und letztlich ist damit der Fokus und das Tempo des Buches einfach nicht gut ausgewogen. 

Alles in allem kann ich das Buch aber empfehlen. Ich mochte den Blick auf das Theaterleben in den 40er Jahren, ich mochte die Vielzahl an unterschiedlichsten spannenden Charakteren, ich mochte, wie offen und positiv das Buch in Bezug auf Sex und Sexualität war, und ich mochte, wie das Thema Weltkrieg mit der Handlung verwoben wurde. Manche Sachen waren recht vorhersehbar, andere dagegen so unvorhersehbar, dass sie dann für mich leider nicht so viel Sinn gemacht haben, aber insgesamt hatte ich viel Freude beim Lesen, und das ist, was zählt.

Kennt ihr das Buch oder andere Bücher der Autorin? Wie ist eure Meinung dazu?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Sonntag, 8. August 2021

Honey Girl


Hallo meine Lieblingsleser,

nachdem meine letzten beiden Posts sich auf Bücher bezogen haben, die ich sehr geliebt habe, spreche ich heute mal über eine Enttäuschung. Dabei will ich nicht sagen, dass das Buch generell schlecht ist, aber es war leider einfach nicht das richtige für mich. Ich war auch lange unsicher, ob ich das Buch lesen möchte, aber dass es um eine Frau Ende 20 geht, die gerade ihren Doktortitel erworben hat, hat mich dann doch neugierig genug gemacht.

Die Fakten:

  • Titel: Honey Girl
  • Autor: Morgan Rogers
  • Sprecher: York Whitaker
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Harlequin Audio
  • Dauer: 10 Std. 12 min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "With her newly completed PhD in astronomy in hand, 28-year-old Grace Porter goes on a girls’ trip to Vegas to celebrate. She’s a straight A, work-through-the-summer certified high achiever. She is not the kind of person who goes to Vegas and gets drunkenly married to a woman whose name she doesn’t know…until she does exactly that. This one moment of departure from her stern ex-military father’s plans for her life has Grace wondering why she doesn’t feel more fulfilled from completing her degree. Staggering under the weight of her parent’s expectations, a struggling job market and feelings of burnout, Grace flees her home in Portland for a summer in New York with the wife she barely knows. In New York, she’s able to ignore all the constant questions about her future plans and falls hard for her creative and beautiful wife, Yuki Yamamoto. But when reality comes crashing in, Grace must face what she’s been running from all along - the fears that make us human, the family scars that need to heal and the longing for connection, especially when navigating the messiness of adulthood."

Zur Handlung: Als Grace Porter ihren Doktor in Astronomie gemacht hat, bekommt sie als Geschenk von ihrer Familie eine Kurzreise nach Las Vegas geschenkt. Auf diese Reise begleiten sie ihre beiden besten Freundinnen, die vielleicht auch irgendwie zusammen sind. Doch am letzten Abend ist Grace so betrunken, dass sie eine fremde Frau heiratet. Am nächsten bleibt ihr davon neben den Kopfschmerzen und einigen lückenhaften Erinnerungen nur eine kleine Visitenkarte mit den Hinweis auf eine Radioshow.

Kurz darauf kehrt Grace in ihr normales Leben zurück und muss nun die Balance zwischen den Ansprüchen ihrer Familie und den diskriminierenden Bewerbungsgesprächen finden. Grace wusste immer, dass es für sie als Frau of Color schwierig wird, den besten Job zu bekommen, aber sie ist nun wie vor den Kopf gestoßen, als sie es direkt erleben muss. Grace hat diesen einen Sommer, um ihr Leben in die richtigen Bahnen zu lenken - und vielleicht gehört dazu auch eine ihr unbekannte Ehefrau.

Ich bin im Moment ja auch dabei, meine Doktorarbeit hoffentlich bald zu beenden, und fand es deswegen spannend hier einer Hauptfigur zu folgen, die diesen Schritt gerade getan hat. Astronomie ist dabei ein ganz anderes Fachgebiet, aber viele Mechanismen sind dennoch gleich. Grace hat dabei eine Mentorin, die ihr den Weg für eine große Karriere ebnen möchte. Als Frau hat diese zu ihrer Zeit selbst viel Diskriminierung erlebt und möchte daher anderen jungen Frauen helfen. Da Graces Vater allerdings Schwarz ist, hat Grace ganz andere Hürden zu überwinden als ihre Kollegen.

Dies spielt allerdings eher eine Nebenrolle. Es ist sozusagen der Auslöser für alles, was dann geschieht, aber wird selbst wenig thematisiert. Wichtig dagegen sind zwei andere Themen: Graces Vaters Ansprüche, dass sie die Beste wird, und Graces eigene Vorstellungen davon, was (für sie) das Beste ist. Ihr Vater ist daher eine ganz zentrale Figur in diesem Buch. Er war beim Militär, ist wie gesagt Schwarz und hatte eine weiße Frau (Graces Mutter) von der er sich allerdings getrennt hat. Er hat Grace weitestgehend allein großgezogen und ihr dabei die "Porter-Werte" vermittelt, das heißt nie aufgeben, nie nachgeben, immer das Beste erreichen. Grace hat eine sehr angespannte Beziehung zu ihrem Vater, die aber nicht ohne Liebe ist.

Dieses Thema fand ich als Scheidungskind ganz interessant und es sind auch ein paar Sätze gefallen, die mir sehr bekannt vorkamen. Im zweiten Teil des Buches geht es dann vor allem darum, dass Grace selbst herausfindet, was dieses Beste nun eigentlich ist, wofür sie so lange so hart gearbeitet hat. Dabei fand ich es auch spannend, dass sie sich eine Therapeutin sucht und dies in einem positiven Licht dargestellt wird. Das ist sehr wichtig, da für viele immer noch ein großes Stigma mit Therapie einhergeht. Es hilft Grace allerdings auch, bestimmte Aspekte im Verhältnis zu ihren Eltern endlich zu verstehen und anzugehen.

Im Kern ist dieses Buch allerdings eine Romanze, und da fängt das Problem für mich an. Ich finde es zwar schön, dass hier zwei Frauen zueinander finden, aber generell sind romantische Geschichten für mich einfach schwierig. Es interessiert mich schlicht nicht. Ich fand den Anfang der Liebesgeschichte noch ganz niedlich, doch Grace verbringt dann einige Zeit mit ihrer Ehefrau und es kommt dann auch zu einem Streit, den ich ziemlich blöd fand. Ich konnte da die Position der Ehefrau - Yuki - so gar nicht verstehen. Allgemein hatte ich das Gefühl, dass Grace am Ende viel mehr in diese Beziehung investieren sollte als Yuki; und ich habe ehrlich nicht verstanden warum. Damit hat mich die Machtdynamik der Beziehung eigentlich eher an heterosexuelle Paare erinnert, fand ich einfach schade.

Außerdem habe ich zwischen den beiden Charakteren einfach keine Chemie empfunden. Mir ist nie warm ums Herz geworden, wenn die beiden sich näher gekommen sind. Im Gegenteil, ich hab mich ehrlich gewundert, wenn plötzlich körperliche Nähe im Spiel war, weil die beiden Charaktere nicht mal den Eindruck von Freundinnen gemacht haben. Stattdessen haben sie sich die ganze Zeit angefühlt wie zwei Menschen, die sich gerade über AirBNB eine Wohnung teilen und null kennen. Ich mochte zwar einige Aspekte rund um Yuki als Figur, aber als Love Interest hat sie für mich nicht gepasst.

Alles in allem ist dies kein schlechtes Buch, aber ich lese nicht gern Liebesgeschichten und die Liebe hier in diesem Buch habe ich auch keine Sekunde geglaubt. Grace fand ich als Charakter interessant und konnte auch mit ihr mitfühlen. Allerdings habe ich ihren Namen so oft in diesem Hörbuch gehört, dass er mir jetzt auf die Hirnhaut tätowiert ist. Da gab es einfach zu viele Wiederholungen. Die anderen Themen rund um Familie und Karriere fand ich interessant, und ich bin froh, wie positiv Therapie hier vorgestellt wurde. Wenn euch das also anspricht, kann das Buch für euch sicherlich funktionieren.

Die Sprecherin des Hörbuchs hat eine komische Aussprache von ch/sch-Lauten. Am Anfang fand ich das sehr gewöhnungsbedürftig, habe mich aber tatsächlich daran gewöhnt. Hier lohnt es sich, auf der Website der Sprecherin ein paar Hörproben zu testen, ob euch das stört. 

Wie steht ihr denn zu solchen romantischen Geschichten? Gehört Liebe für euch in jedes Buch oder habt ihr da auch schnell die Nase voll?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Freitag, 6. August 2021

The Nickel Boys


Hallo meine Lieblingsleser,

ich habe zwar einige Bücher, die ich hier aufholen sollte, weil ich sie schon vor Wochen (oder Monaten) gelesen habe, aber dann kommt immer ein großartiges neues Buch dazwischen, von dem ich direkt berichten will. Deswegen geht es heute gleich mit meinem nächsten neuen Lieblingsbuch weiter, nachdem ich am Mittwoch bereits The Vanishing Half in den Himmel gelobt habe.

Die Fakten:

  • Autor: Colson Whitehead
  • Titel: The Nickel Boys
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Fleet
  • Seiten: 208
  • Preis: 11,63 Euro
  • Klappentext: "Elwood Curtis knows he is as good as anyone - growing up in 1960s Florida, he has taken the words of Dr Martin Luther King to heart. He is about to enrol in the local black college, determined to make something of himself. But given the time and the place, one innocent mistake is all it takes to destroy his future, and so instead of college, Elwood arrives at the Nickel Academy, a segregated reform school claiming to provide an education which will equip its inmates to become `honorable and honest men´. In reality, the Nickel Academy is a nightmarish upside-down world, where any boy who resists the corrupt depravity of the authorities is likely to disappear `out back´. Elwood tries to hold on to Dr. King's rising assertion, `Throw us in jail, and we will still love you.´ But Elwood's fellow inmate and new friend Turner thinks Elwood naive and worse; the world is crooked, and the only way to survive is to emulate the cruelty and cynicism of their oppressors."

Zur Handlung: In den 2010er Jahren ist die Nickel Academy in den Nachrichten. Nachdem die Schule offiziell geschlossen wurde, soll das Land verkauft werden. Doch immer wieder werden Leichen auf dem ehemaligen Schulgelände entdeckt, die nun von Ärchologie-Studenten identifiziert werden sollen. Diese Nachrichten treffen Elwood Curtis, und er beschließt nach Jahrzehnten nach Florida zurückzukehren.

In den 60er Jahren ist Elwood durch einen dummen Zufall in dieser Schule gelandet. Er war einer der schlausten Jungen seiner Klasse und wollte bereits vorzeitig mit College-Kursen beginnen. Stattdessen ist er nun in dieser Anstalt, in der Bildung nichts zählt, die Jugendlichen für den Gewinn der Schule schuften und jedes Vergehen, gerade im Nordcampus der Schwarzen Jungen, auf härteste bestraft wird. Das Trauma dieser Zeit, wird Elwood für immer mit sich tragen.

Dieses Buch hat letztes Jahr den Pulitzer Preis gewonnen, wie auch schon der vorherige Roman von Colson Whitehead Underground Railroad, den ich auch unglaublich gut fand. Außerdem beruht es auf einer Schule, die es tatsächlich gab. Wenn ihr darüber mehr lesen wollt, verlinke ich euch hier den Wikipedia-Artikel dazu.

Natürlich ist es absolute Geschmackssache, ob man über solche dunklen Kapitel der Menschheitsgeschichte lesen möchte. Ich habe schon viel zu früh in meinem Leben den Film Sleepers gesehen und seitdem eine gewisse Faszination mit solchen schrecklichen Einrichtungen, die eigentlich Jungen zu guten Männern erziehen sollten, aber stattdessen diese systematisch misshandelt, gefoltert und gebrochen haben. Ich finde es spannend, wie unterschiedlich die Menschen psychisch mit einem solchen Schicksal umgehen, wie sie innerlich (und äußerlich) Widerstand leisten, und als welche Menschen sie aus so einem Schrecken herauskommen.

In Nickel Boys geht es dabei auch viel um Rassismus. Während in dieser Schule weiße und Schwarze Jungen untergebracht waren, war sie in den 60ern segregiert und die Jungen sollten untereinander keinen Kontakt haben. Die weißen Jungen wurden dabei immer wenigstens ein bisschen besser behandelt als die Schwarzen. Doch allein schon der Weg hinein in diese Anstalt war rassistisch geprägt. So ist Elwoods Vergehen heutzutage auf keinen Fall Grund einen Jungen in ein Jugendgefängnis oder eine Besserungsanstalt zu bringen, vor allem wenn Lehrer und andere wichtige Personen aus der Community für ihn sprechen können. Doch während der Jim Crow Zeit in Amerika war das ganz anders.

In diesem Buch verfolgen wir vor allem die Freundschaft von zwei Jungen: Elwood und Turner. Elwood ist der ruhige belesene Brillenträger, der an die Lehren von Dr. Martin Luther King glaubt und studieren will. Turner dagegen ist schon einiges gewöhnt aus seinem Leben und eher zynisch. Er verbirgt seine Gefühle eher vor den anderen und hat sich mit seinem Grips eigene Möglichkeiten gesucht, Nickel zu überstehen. Die beiden werden relativ organisch Freunde und ergänzen sich gut. Man spürt, was die beiden aneinander haben. Ihre Beziehung steht auf jeden Fall im Mittelpunkt, auch wenn andere Jungen wichtig sind und natürlich auch die Leute, die in dieser Anstalt arbeiten.

Nach dem Prolog folgen wir der Geschichte zunächst chronologisch ab etwa 1963, beobachten Elwood zunächst wie er aufwächst, von seinen Eltern verlassen wird und bei seiner Großmutter lebt, die sehr darauf bedacht ist, dass er nur mit den "richtigen Jungs" Kontakt hat. Eines Tages kommt es dann zu dem blöden Zufall, der Elwood nach Nickel bringt. Ich fand, dass sich der Moment bis dahin sehr gut aufgebaut hat. Man weiß ja, was kommt, und fiebert da mit, denn am liebsten würde man Elwood natürlich davor beschützen.

Dann verfolgen wir die Zeit in Nickel bis zu einem bestimmten Ereignis. Wir sehen, wie die Jugendlichen dort behandelt werden, welche Gräuel die Schule begeht, und wie fleißig die weiße Bevölkerung im Süden dennoch für diese Anstalt spendet. Dann kommt ein Zeitsprung und wir sind plötzlich einige Jahre später mit Elwood in New York und erfahren von seinem Leben nach Nickel. Ab hier verfließen die Zeitebenen miteinander und wir erfahren, was aus der Freundschaft von Elwood und Turner geworden ist.

Was das Buch besonders gut schafft, ist, dass es nicht in Torture Porn abdriftet. Obwohl wir schreckliche Dinge miterleben, werden diese nicht in großem Detail beschrieben. Stattdessen geht es immer viel mehr um die Emotion. Dadurch kann man sehr gut mitfühlen, ohne dass es voyeuristisch wirkt. Dennoch sollte man sich auf einiges gefasst machen, vor allem ziemlich genau in der Mitte des Buches, das nimmt einen schon mit - aber eben emotional, weil man die Angst und die Hilflosigkeit sieht und nicht die genauen Taten. Man merkt aber auch, dass sich Colson Whitehead in den Recherchen zu seinem Buch mit den Überlebenden dieser Einrichtungen und auch generell Folteropfern beschäftigt hat, um das so schreiben zu können (am Ende des Buches finden sich dazu auch Quellen).

Am Ende gibt es dann einen Twist, den ich kognitiv ein bisschen fordernd fand. Durch den Prolog ist eigentlich relativ schnell klar, worum es hier geht, was wohl geschehen sein muss. Dennoch ist das Ende dann anders als gedacht. Ich bin immer noch ein bisschen unsicher, wie ich das fand, denn es hat für mich die Emotionalität rausgenommen (ich musste erstmal verstehen, was da passiert) und ich weiß nicht, ob es das Ende mehr oder weniger kitschig gemacht hat. Wenn ihr das Buch gelesen habt, würde ich gern hören, wie ihr das empfunden habt.

Alles in allem fand ich dies aber ein sehr starkes Buch. Das Grundthema hat mich schon sehr interessiert, wenn das vielleicht auch eher etwas Persönliches ist. Die beiden Hauptcharaktere Elwood und Turner fand ich gerade in ihrer Dynamik zusammen spannend. Elwood war ein guter Hauptcharakter, denn an ihm sieht man gut, wie wahllos dieses rassistische System ist. Es ist auf jeden Fall kein Buch, das Spaß oder Freude macht, aber es ist interessant und geht mit dem Thema respektvoll um. Ich finde es auch gut, dass dieses Buch explizit die Perspektive eines Schwarzen Jungen aufgreift, denn die meisten Berichte von Überlebenden sind von weißen. Warum das so ist, ist kein Geheimnis...

Kennt ihr das Buch? Und interessiert euch das Thema oder wollt ihr so etwas lieber nicht lesen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Mittwoch, 4. August 2021

The Vanishing Half


Hallo meine Lesefreunde,

wir haben ein wenig Urlaub vom Blog genommen, hauptsächlich, weil wir noch keinen echten Urlaub haben. Ich habe auch ordentlich gelesen und muss jetzt erstmal aufholen hier, Blue dagegen macht auch eher eine Lesepause im Moment. Muss ja auch mal sein. Heute möchte ich euch vom besten Buch berichten, das ich in letzter Zeit gelesen habe, also spitzt schon mal den Bleistift, um es auf eure Wunschliste zu schreiben.

Die Fakten:

  • Autor: Brit Bennett
  • Titel: The Vanishing Half
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Dialogue Books
  • Seiten: 343
  • Preis: 8,96 Euro
  • Klappentext: "The Vignes sisters will always be identical. But after growing up together in a small, southern black community and running away at age sixteen, it's not just the shape of their daily lives that is different as adults, it's everything, including their racial identities. Many years later, one sister lives with her black daughter in the same southern town she once tried to escape. Across the country, the other secretly passes for white, and her white husband knows nothing of her past. Still, although separated by so many miles and just as many lies, the fates of the twins will remain intertwined. What will happen when their own daughter's storylines intersect?"

Zur Handlung: Im kleinen Ort Mallard erinnern sich noch alle daran, wie Desiree Vignes zurückkam. In diesem seltsamen Städtchen, in dem alle Schwarze Vorfahren haben, aber so hell wie möglich sein wollen, konnte sie mit ihrer sehr dunkelhäutigen Tochter nicht mehr auffallen. Zunächst wurde gar bezweifelt, ob es ihr Kind sein kann. Geflohen aus einer gewalttätigen Ehe versucht sie im Hause ihrer Mutter ein neues Leben aufzubauen, was ihre Tochter in dieser Stadt für immer prägen wird.

Inzwischen erinnert sich auch jeder, wie die beiden Zwillingsschwestern vor einigen Jahren verschwanden. Damals galt Desiree als die wildere, Stella als die ruhigere. Die beiden waren unzertrennlich. Doch etwas war auf ihren Abenteuern passiert, dass Desiree nun allein zurückkommt. Stelle hingegen hat ein völlig neues Leben begonnen, in dem ihre Familie keinen Platz hat, ein Leben, das auf einer fundamentalen Lüge beruht: dass sie weiß ist.

Dieses Buch hatte ich schon sehr lange im Auge und dann habe ich es neulich in der Bibliothek entdeckt. Schon seit ich das erste Mal Der menschliche Makel gesehen habe, übt das Thema des White-Passing eine Faszination auf mich auf, denn es zeigt besonders gut, wie race einerseits sozial konstruiert ist (offensichtlich kann man andere glauben machen, man gehöre einer anderen race an) und andererseits aber die persönlichen und sozialen Folgen davon so tiefgreifend sind (schließlich lebt man dann doch eine Lüge, die nicht auffliegen darf). Von daher habe ich das Buch direkt eingepackt, als es vor mir stand.

Bevor ich jetzt auf einzelne Teile eingehe, möchte ich sagen, dass ich alles in dem Buch geliebt habe, und es ziemlich perfekt finde. Wenn ihr euch Lesearbeit sparen wollt, wisst ihr jetzt Bescheid. Die Eröffnung ist schon sehr eindrücklich, wie alle im Diner staunen, dass Desiree Vignes wieder in der Stadt sein soll und dann noch mit einem dunklen Kind. Man versteht sofort die Dynamik in der Stadt, wie die Leute so sind, was sie wollen und was für sie absolut undenkbar ist. Wir folgen Desiree dann einerseits in der Jetzt-Zeit der Geschichte (1968) und andererseits in Rückblicken, während Kindheit und Jugend. Ich mochte Desiree als Charakter gleich und ihr Leben hat mich sehr fasziniert. Aber auch ihre Mutter ist eine ganz interessante Figur.

Im nächsten Teil des Buches folgen wir dann Desirees Tochter Jude, die endlich Mallard verlassen kann, wo sie nie dazugehören konnte aufgrund ihrer Hautfarbe. Sie zieht ans andere Ende der USA und beginnt dort ein Studium. Dort verliebt sie sich auch, und zwar in einen Trans-Mann, was ich eine sehr interessante Nebenhandlung fand. Vor allem geht es aber darum, wie anders Judes Leben ist, weil sie sehr dunkelhäutig ist. An einem Abend allerdings trifft sie dann unverhofft auf Stella und deren Tochter. 

Damit schwenkt dann die Geschichte zu Stella und ihrem Leben. Dieser Teil war besonders schwer zu lesen, aber auch besonders interessant. Man mag Stella nicht besonders, da man sieht, welche Opfer sie für dieses weiße Leben gebracht hat. Gleichzeitig hat man auch ein wenig Mitleid, weil man als Leser der einzige ist, der weiß, wie es ihr wirklich geht. Auch Stella hat eine Tochter, und im weiteren Verlauf des Buches verbinden sich diese Handlungen immer mehr.

In diesem Buch geht es vor allem um zwei Dinge: um Familie und um Colorism. Mallard als Stadt ist schon ein wildes Konzept, denn alle dort wollen möglichst helle Kinder haben, doch trotzdem werden sie im rassistischen Süden der 60er Jahre wie Schwarze behandelt. Sie haben an sich keinen wirklichen Vorteil durch dieses Verhalten, können sich aber für sich selbst von anderen Menschen abgrenzen, die sie als Schwärzer und damit noch weiter unter in der sozialen Hierarchie sehen. Das so vor Augen geführt zu bekommen, ist sehr spannend. Im Kontrast dazu sehen wir dann Stella, die tatsächlich zum Weißsein übergeht und damit ganz andere Privilegien hat, die sie in Mallard niemals bekommen hätte. Ob sie das glücklich macht, könnt ihr im Buch dann selber überlegen.

Gleichzeitig geht es um Familie auf ganz vielen Ebenen. Wir haben einerseits die Zwillinge, die zusehen mussten, wie weiße Männer ihren Vater (quasi) getötet haben. Nach diesem Trauma wachsen sie in einer Welt auf, in der sie die Dienerinnen der Weißen sind. Doch beide haben andere Träume und verlassen schließlich die Mutter, die versucht hat, sie durchzubringen als Alleinerziehende. Doch auch das tiefe Band zwischen den Schwestern wird schließlich von Stella zerrissen, und diese Beziehung steht absolut im Vordergrund. Man fragt sich die ganze Zeit, ob diese beiden, die eigentlich doch Seelenverwandte sein sollten, irgendwie wieder zusammenfinden werden. Und dann sieht man anhand der Töchter wiederum, wie die Entscheidungen der Schwestern sich so stark auf die Chancen ihrer Kinder auswirken. Wir sehen, was passiert, wenn Kinder in einer Lüge aufwachsen und skeptisch werden. Wir sehen, was passiert, wenn Kinder an einem Ort aufwachsen, an dem sie immer das Andere sein werden. Und es geht auch darum, was es bedeutet, wenn man die eigenen Wurzeln nicht kennt.

Das Ende fand ich dann sehr realistisch. Ich möchte auf keinen Fall zu viel sagen, aber es ist so, wie es im Leben wäre. Und das hat mir an diesem Buch generell gefallen, dass es sich so echt und menschlich angefühlt hat. Ich habe beim Lesen viel gelernt und gestaunt. Vor allem habe ich auch den unglaublichen Schreibstil bewundert. Wie gesagt, ich habe jedes Wort in diesem Buch geliebt.

Alles in allem kann ich hier also nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen, wenn euch das Thema auch nur dezent interessiert. Das Buch ist wundervoll geschrieben, hat menschliche Charaktere und eine realistische Handlung. Es fokussiert Themen von Familie und von Rassismus in vielen Facetten. Es ist nicht immer leicht zu lesen, aber es ist wichtig und hat Tiefe. Für mich perfekt.

Habt ihr das Buch schon gelesen? Die deutsche Übersetzung gibt es ja inzwischen auch schon.

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung: