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Donnerstag, 12. August 2021

City of Girls


Hallo meine Historienfreunde,

wenn ihr auf der Suche nach einem sommerlichen Buch seid, dass in den 40er Jahren in New York spielt und sich dann bis zur heutigen Zeit erstreckt, dann habt ihr Glück, genau davon will ich euch jetzt erzählen. Das Buch habe ich von einer Freundin zum Geburtstag bekommen und nun auch mit ihr zusammen gelesen, was eine ganz tolle Erfahrung war.

Die Fakten:

  • Autor: Elizabeth Gilbert
  • Titel: City of Girls
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Bloomsbury Publishing
  • Seiten: 491
  • Preis: 6,89 Euro
  • Klappentext: "New York, 1940. Young, glamorous and inseperable, Vivian and Celia are chasing trouble from one end of the city to the other. But there is risk in all this play - that's what makes it so fun, and so dangerous. Sometimes, the world may feel like it's ending, but for Vivian and Celia, life is just beginning."

Zur Handlung: Vivian kommt aus gutem Hause, aber die Ansprüche ihrer Familie langweilen sie. Nachdem sie auf einer angesehenen Mädchenschule war, soll sie aufs College, doch dort sorgt sie nur für Ärger. Die Eltern wissen mit ihr nichts anzufangen und schicken sie kurzerhand nach New York zu ihrer Tante Peg, die selbst einen eher ungewöhnlichen Lebenslauf hat und ein kleines, schäbiges Theater führt.

Der Sommer in New York zeigt Viv, was für eine Art Leben sie führen will. Sie findet Spaß, Freundschaft und Liebe, aber alles auf der Welt hat einen Preis. Während Viv die Nächte von New York mit Celia durchfeiert, produziert das Theater ihrer Tante ein neues Theaterstück, genauer gesagt ein Musical: City of Girls. Doch dieses wird schnell viel erfolgreicher als alles, was dieses Theater zuvor kannte.

Elizabeth Gilbert ist ja vor allem bekannt für Eat Pray Love, was ich nie gelesen habe. Aber auch dieses neue Buch von ihr hat sehr viel Lob und Aufmerksamkeit bekommen. Ich hatte es daher auch auf meiner Wunschliste, allerdings wäre es da vermutlich versauert, wenn meine Freundin mir das Buch nicht geschenkt hätte. Generell finde ich die Zeit um die 20er bis 60er sehr interessant, und City of Girls liegt damit genau in der richtigen Kategorie von Historischem Roman.

Dieses Buch hat eine Struktur, wie ich sie ähnlich schon aus The Seven Husbands of Evelyn Hugo kenne: eine ältere Frau erzählt ihre Lebensgeschichte an eine jüngere. Allerdings geschieht dies hier in Form eines Briefes und wir erfahren nur sehr wenig über die junge Frau. Wir wissen aber, dass der Vater der jungen Frau Vivian kannte, als sie wiederum jung war. Nun erzählt Vivian die ganze Geschichte.

Das hat einen großen Vorteil, denn wenn wir Viv treffen, ist sie ziemlich unausstehlich. Sie ist sehr privilegiert, aber auch sehr gelangweilt von dem Leben, das sie haben könnte. Sie ist außerdem noch unglaublich naiv und leicht beeinflussbar von Menschen, von denen sie denkt, dass diese mehr Erfahrung mit der Welt haben als sie. Durch den Briefstil kann die "alte Viv" aber auch immer wieder mit einem Augenrollen oder einem ironischen Lächeln auf sich selbst in dieser Zeit zurückschauen, was sie für uns sympathischer macht. Das hat mir sehr gut gefallen.

Auch mochte ich das Theatersetting. Als Schülerin war ich mit der lieben Blue auch im Schultheater tätig und ich lese immer wieder gern Bücher darüber. Hier geht es zunächst um ein kleines, schäbiges Theater, dass mittelgute Stücke für die Arbeiter aufführt, da es zu der Zeit noch kein weit verbreitetes Kino gab. Doch dann verändern sich einige Dinge und es kommt zu einem größeren Stück, womit das Theater auch noch mehr Raum in der Geschichte einnimmt. Das hat mir alles sehr Spaß gemacht, einfach wie bunt und laut und fröhlich, aber auch schäbig und billig da Vieles war.

Neben Viv gibt es einige wichtige Figuren, die wir kennen lernen. Bei Celia hatte ich mir ehrlich gesagt mehr erhofft. Die Freundschaft mit Viv bleibt immer oberflächlich und tiefere Gefühle kommen nicht auf. Peg, die Tante, und deren Sekretärin fand ich super. Die Sekretärin ist diejenige, die das Theater irgendwie finanziell am Leben hält und alles ein wenig ernster nimmt als notwendig, während Peg sehr freigiebig und fröhlich ist. Die Dynamik der beiden war genial. Auch einige andere Personen aus dem Theater sind etwas wichtiger, zeigen aber vor allem auch wie bunt und schrullig Theater ist. Und dann ist da noch Vivs erste große Liebe, zu der ich allerdings nichts Genaues verraten will. Ich fand das alles recht realistisch, vor allem wenn man eben das erste Mal verliebt ist. Es gibt noch andere Charaktere, die dazukommen und sehr spannend zu diskutieren sind, aber das ginge nicht ohne große Spoiler. Aber es gibt viele sehr spannende Figuren, die den Roman sehr eindrücklich machen. Mir werden sie im Kopf bleiben.

Für den Großteil des Buches war ich also richtig begeistert und hatte sehr viel Freude beim Lesen. Kommen wir nun zu dem Punkt, der mich dann doch ein wenig enttäuscht hat: der Mystery-Aspekt aka wer ist der Vater? Natürlich werde ich auch hier nicht spoilern und es möglichst vage halten. Die meiste Zeit im Roman hat mich die Frage eigentlich gar nicht beschäftigt, weil so viel geschehen ist. Gegen Ende wird es dann aber offensichtlich, dass da ja noch was war.

Zunächst war es für mich schon ein schockierender Moment, wo man erfährt, wer aus diesem Leben von Viv der Vater war. Allerdings setzte dann im weiteren Verlauf des Buches für mich Enttäuschung ein, da ich nicht fand, dass sich die Geschichte so gut zusammengefügt hat. Es schien mir, als wären weite Teile der Geschichte eigentlich gar nicht so relevant gewesen. Und dieses Gefühl entsteht vor allem, weil ja zu Beginn diese Frage der ganze Aufhänger des "Briefes" war, den Viv im Alter dann schreibt.

Dagegen fand ich die Teile am Ende der Geschichte dann viel zu schnell und grob abgefrühstückt. Die Beziehung, auf die dann eigentlich fokussiert wird, bekommt für mich einfach nicht genug Aufmerksamkeit, sodass ich sie leider nicht nachvollziehen konnte und dann auch an entsprechenden Stellen, die dafür sicherlich gedacht waren, nicht traurig wurde oder weinen musste. Das war wirklich schade, und letztlich ist damit der Fokus und das Tempo des Buches einfach nicht gut ausgewogen. 

Alles in allem kann ich das Buch aber empfehlen. Ich mochte den Blick auf das Theaterleben in den 40er Jahren, ich mochte die Vielzahl an unterschiedlichsten spannenden Charakteren, ich mochte, wie offen und positiv das Buch in Bezug auf Sex und Sexualität war, und ich mochte, wie das Thema Weltkrieg mit der Handlung verwoben wurde. Manche Sachen waren recht vorhersehbar, andere dagegen so unvorhersehbar, dass sie dann für mich leider nicht so viel Sinn gemacht haben, aber insgesamt hatte ich viel Freude beim Lesen, und das ist, was zählt.

Kennt ihr das Buch oder andere Bücher der Autorin? Wie ist eure Meinung dazu?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




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