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Freitag, 17. Juni 2022

Mansfield Park


Hallo meine Historienhasen,

seit Jahren arbeite ich an den Romanen von Jane Austen und heute ist der Tag, wo ich offiziell alle vollendeten Romane von ihr gelesen habe. Mansfield Park war für mich das Buch, von dem ich am wenigstens wusste - nämlich exakt gar nichts. Es ist irgendwie das Stiefkind von Austens Romanen. Und irgendwie weiß ich jetzt auch ein bisschen, warum das so ist.

Die Fakten:

  • Autor: Jane Austen
  • Titel: Mansfield Park
  • Erschienen: 1814
  • Verlag: Anaconda
  • Seiten: 554
  • Preis: 29,95 Euro im Box Set
  • Klappentext: "Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Fanny Price wächst in der Familie ihres Onkels Sir Thomas Bertram im Herrensitz Mansfield Park auf. Von ihren selbstverliebten Kusinen Maria und Julia hat das scheue und gutmütige Mädchen, dem es angeblich an feiner Bildung mangelt, Einiges zu erdulden. Doch nach Jahren voller Rückschläge und Irrtümer ist schließlich sie es, die ihre fast schon verloren geglaubte große Liebe findet."

Zur Handlung: Drei Schwester, die unterschiedlicher nicht sein können: eine heiratet einen reichen Sir, eine heiratet einen Pfarrer und wird knausrig, eine heiratet unter ihrem Stand und bekommt zu viele Kinder. Die ersten beiden entscheiden ihrer armen Schwester unter die Arme zu greifen und adoptieren die 10-jährige Tochter Fanny. Sie nehmen sie in ihrem schicken Anwesen auf und behandeln sie wie ein Kind zweiter Klasse.

Fanny jedoch lässt sich davon nicht beirren. Nach anfänglicher Traurigkeit findet sie Trost in ihrem Cousin Edmund und in der Idee, dass sie den anderen Haushaltsmitgliedern nützlich ist. So wird sie zur Stütze und ständigen Gesellschaft ihrer reichen Tante, während deren Kinder die Welt unsicher machen. Doch als für Fanny Jahre später das Thema Heirat plötzlich relevant wird, steht ihr Glück auf der Kippe.

In einer Review von books by leynes habe ich gelesen, dass sich Mansfield Park von den anderen Austen-Büchern darin unterscheidet, dass es keine Romanze ist, sondern ein Bildungsroman. Das fand ich eine sehr passende Aussage, die ich deswegen hier wiederholen will. Leider hat das für mich bedeutet, dass mir das Buch weniger gut gefallen hat als die bekannteren Werke. Das ist letztlich aber Geschmackssache.

Wir lernen Fanny mit 10 Jahren kennen, da ist sie noch ein sehr verschüchtertes Mädchen. In ihrem Cousin Edmund findet sie aber sowohl Trost als auch einen Freund und Mentor. So wächst sie zu einer jungen Frau heran, der immer sehr viel an ihrer Tugendhaftigkeit liegt. Sie ist zurückhaltend und still, will den anderen von Nutzen und möglichst nie im Weg sein. Besonders schockiert ist sie von ihren Cousinen, die als reiche Töchter deutlich mehr Aufregung vom Leben erwarten. 

Da wir hier einem Mädchen beim Aufwachsen zuschauen, zieht sich der Roman ziemlich hin. Es macht manchmal den Anschein, als gebe es kein richtiges Ziel, wir beobachten eben nur. Mit der Zeit geht es dann mehr und mehr um Fannys Gefühle bezüglich Edmund, aber auch anderen Personen. Dabei fand ich alle Personen um Fanny herum eigentlich ziemlich scheußlich. Und Fanny selbst ist eben einfach nur irgendwie immer dazwischen, mal bestürzt, mal den Tränen nahe. Da hat es mir emotional an einem Anknüpfungspunkt gefehlt.

Es ergibt sich schließlich eine brenzlige Situation, als der Herr im Haus Sir Thomas nach Indien reisen muss, um seine Geschäfte dort selbst in die Hand zu nehmen - Kolonialismus, juchu. Die Cousinen sind direkt glücklich nicht mehr so unter Beobachtung zu stehen. Die älteste - Maria - verlobt sich dann recht gut, allerdings wird auf den Vater gewartet mit der Hochzeit. Das führt dazu, dass eine Bekanntschaft mit einem Geschwisterpaar, den Crawfords, alles ziemlich durcheinanderwirbeln kann. Während Maria und Julia beide meinen, das Herz von Mr Crawford erobert zu haben, der in Wahrheit nur gern Damen verführt, verliebt sich Edmund in Miss Crawford, was Fanny das Herz bricht - was sie natürlich keinem zeigen will und darf. Und in diesen Beziehungsgeflechten vergeht dann das Buch.

Mir ist es tatsächlich ein bisschen schwer gefallen, wirklich mitzufiebern. Von manchen Entwicklungen in der Mitte des Buches war ich zwar entsprechend skandalisiert, aber so richtig wichtig war mit Fannys Schicksal nie - weil für mich total offensichtlich war, was das Ende ist, und ich das Ende nicht besonders toll fand. Und Fanny bleibt halt einfach so.... ja, halt da irgendwie, aber ohne wirkliche eigene Handlungsfähigkeit.

Gegen Ende des Buches wird Fanny dann nochmals eine Weile in ihr Elternhaus zurückgeschickt. Hier kann Jane Austen direkt noch ein bisschen ihren Klassismus ausleben, indem sie zeigt, wie verwahrlost und laut und dreckig Fannys arme Familie ist. Als Charakter hat mich dann aber zumindest Susan irgendwie interessiert, auch wenn sie nicht wirklich viel Aufmerksamkeit bekommt. Immerhin habe ich mich für sie am Ende gefreut. 

Alles in allem war das Buch daher nur in Ordnung für mich. Es ist mit Austens leichtem Witz und einer hochgezogenen Augenbraue geschrieben, was mir immer gefällt. Es gab einige skandalöse Wendungen, aber das Ende konnte mir keine Gefühle entlocken. Ich werde dieses Buch sicherlich nicht noch einmal lesen in meinem Leben, sondern eher zu Persuasion, Emma oder Pride and Prejudice greifen.

Welches ist denn euer liebster Austen-Roman?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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