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Mittwoch, 27. Juli 2022

We Are Not Free


Hallo meine Historienhasen,

ich habe nun die letzten Bibliotheksbücher hier ausgeliehen, die ich lesen will, bevor ich wegziehe. Eines davon stelle ich heute vor, denn es möchte dringend zurückgebracht werden. Es war wirklich ein sehr gutes Buch über ein wichtiges Thema, aber es hat so gar nicht zu meinen Leselaunen zur Zeit gepasst, sodass es wirklich lang gedauert hat, eh das Buch gelesen war.

Die Fakten:

  • Autor: Traci Chee
  • Titel: We Are Not Free
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Houghton Mifflin Harcourt
  • Seiten: 365
  • Preis: 12,99 Euro
  • Klappentext: "Following the attack on Pearl Harbor, fourteen Japanese-American teens find their lives irrevocably changed. Registration, Curfew, Eviction, Incarceration. As World War II roars on around them, these teens must ask themselves what it means to be free Americans when their own country has imprisoned them."

Zur Handlung: Nach Pearl Harbor ändert sich das Leben von Tausenden japanisch-amerikanischen Menschen, denn plötzlich verlieren sie ihre Rechte, werden aus ihren Wohnungen verschleppt und in Lager gebracht, die sie nicht verlassen dürfen. Sie können kaum etwas mitnehmen, müssen ihr Leben aufgeben, alles wofür sie gearbeitet hatten. Die Kinder werden aus der Schule und ihren Nachbarschaften gerissen.

Vierzehn solchen Kindern und Teenagern folgen wir hier in diesem Buch. Dabei sind die Schicksale alle verschieden, aber eng miteinander verknüpft. Einige werden die Zeit gut überstehen und am Ende vielleicht sogar Glück finden, andere werden das Kriegsende nicht erleben. In jedem Kapitel folgen wir einem dieser Charaktere und sehen, wohin der Weg sie führt.

Ich war sehr gespannt auf das Buch, aber auch nicht so in der richtigen Stimmung dafür. Ich lese so historische Sachen eigentlich lieber im Winter. Trotzdem wollte ich es aber nutzen, solange ich das Buch über die Bibliothek lesen kann. Und mir hat es auch wirklich gut gefallen. Ich denke, die Kritikpunkte wären immer die gleichen gewesen.

In diesem Buch folgen wir vierzehn Charakteren - und das ist leider eine ganze Menge. Natürlich ist es man es von Fantasy und Co. gewöhnt, dass es mehrere Perspektiven und viele Charaktere gibt, aber hier war die wirklich für mich trotzdem anders, denn jeder Charakter erhält ein Kapitel, und mit jedem Kapitel ändert sich somit der Blick auf die Handlung - und auf die anderen Charaktere. Ich hätte mir glaube ich von Anfang an eine excel-Tabelle machen müssen, um da alle Verbindungen immer richtig mitzukriegen. Ist ein Charakter in einem Kapitel der Bruder, kann er im nächsten dann der beste Freund sein und im übernächsten ein entfernter Bekannter. Da ich eh mit Namen nicht gut bin, war das dann doch verwirrend und ich habe einfach akzeptiert, dass ich die Leute nie richtig zuordnen konnte.

Trotzdem ist dieses Buch sehr lesenswert, zumal gerade auch in Deutschland nur wenige Leute wissen, wie es den japanisch-stämmigen Menschen im Zweiten Weltkrieg in den USA ergangen ist. Man kann hier also viel lernen, und gerade für junge Leser sind die Perspektiven sicherlich auch sehr nachvollziehbar. Außerdem kann über die Fülle an Charakteren auch eine Breite an möglichen Schicksalen abgedeckt werden, die nicht in den Erfahrungsraum einer Hauptfigur gepasst hätten. Damit bekommt man einen guten Überblick darüber, wie die Zeit damals war.

Die Charaktere sind auch wirklich sehr verschieden. Wir starten z.B. mit Minnow, der eigentlich ein kleiner Künstler ist. Wir bekommen Einblick in das Leben eines Mädchens, das am liebsten so hübsch sein will wie all die weißen Schauspielerinnen, die sie anhimmelt - und sie glaubt durch ihr asiatisches Aussehen könne sie nie so schön sein. Andere Charaktere lieben Sport und versuchen darüber dem Alltag im Camp zu entkommen. Aber es gibt auch erwachsenere Charaktere, die für die Geschwister sorgen müssen und viel Verantwortung übernehmen.

Ein großes Thema in diesem Buch ist natürlich Rassismus, denn das ist der Grundstein von allem, was diesen (hier fiktiven) Kindern geschehen ist. Dabei zeigt die jüngste Vergangenheit, dass der Hass gegen asiatisch-amerikanische Menschen in den USA nach wie vor weit verbreitet ist, obwohl diese so viele Jahre als "model minority" betitelt wurden. Damit gehen auch viele Schimpfworte einher, die zur damaligen Zeit gebraucht wurden. Es werden sehr schlimme Szenen gezeichnet, in denen der Hass nur so hervorquillt. Darauf muss man sich einfach einstellen, wenn man dieses Buch liest. Es hält da auch nichts zurück.

Am Ende des Buches geht es dann auch um den Krieg in Europa und wir werden als Leser mit hineingenommen in diesen Schauplatz. Auch da hält sich die Autorin nicht sehr zurück. Manche Passagen waren mir hier etwas zu heroisch, auch geschuldet der Perspektive, der wir dabei folgen, aber im Großen und Ganzen wird schon eher der Schrecken des Krieges transportiert. Und es ist vermutlich schwer so was ganz pazifistisch zu schreiben, wenn man auch Stolz darauf ist, welche Rolle die eigene Gruppe dabei gespielt hat - gegen alle Widerstände. Aber auch auf das Kriegsthema sollte man sich einstellen, wenn man das Buch liest.

Das Buch hat mich am Ende dann auch ein bisschen zum Weinen gebracht. Es hat zwar einen leicht positiven Abschluss, aber so richtig Happy End kriegt man hier nicht. Es ist eher bittersüß. Ich fand das sehr passend, denn natürlich haben sich die Leute nicht einfach gefreut, dass die unbegründete Inhaftierung nach Kriegsende aufhörte. Das, was ich daran auch einfach so gruselig finde, ist, dass dein eigener Staat, dein eigenes Heimatland, dir einfach so alle Rechte nehmen kann. Das hat mich auch ein bisschen an Handmaid's Tale erinnert - da war es bisher nur fiktional, aber kann alles noch kommen. Solche Themen liegen mir sehr schwer im Magen. Hoffen wir, dass sowas nicht mehr passiert.

Alles in allem kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen. Es hat schwere Themen und man sollte sich schon darauf einstellen, dass es hier kein Happy End gibt. Trotzdem ist es so wichtig sich mit dieser Geschichte zu befassen, da viele heutige Probleme auf diese Zeiten und noch weiter zurückgehen. Und das Buch ist auch gut geschrieben, wenn auch etwas verwirrend mit den vielen Charakteren. Wenn ihr euch angesprochen fühlt, dann lest das Buch!

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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