Hallo meine Märchenfreunde,
wir alle kennen das berühmte Lebkuchenhaus aus dem Märchen, und wir alle haben als Kinder sicher von einem Besuch geträumt. In diesem Buch spielt Lebkuchen auch eine ganz besondere Rolle, denn es verbindet drei Generationen von Frauen und ihre abenteuerliche Reise nach England. Ich war sehr gespannt darauf, nachdem ich letztes Jahr White is for Witching von der Autorin gelesen hatte.
Die Fakten:
- Autor: Helen Oyeyemi
- Titel: Gingerbread
- Erschienen: 2019
- Verlag: Picador
- Seiten: 291
- Preis: 9,49 Euro
- Klappentext: "Perdita Lee and her mother Harriet may appear your average schoolgirl and working mother but they are anything but. For one thing, their home is a gold-painted, seventh-floor flat with some surprisingly verbal vegetation. And then there's the gingerbread. As we follow the Lees through encounters with jealousy, ambition, family grudges, work and wealth, gingerbread seems to be the one thing that holds a constant value..."
Zur Handlung: Drei Generationen von Frauen: Margot, die wohlhabende Tochter, die einen armen Farmer heiratet. Harriet, die auf einer ärmlichen Farm aufwächst und um sich herum Hunger und Leid erlebt, bis sie zu industrieller Arbeit in die große Stadt geholt wird. Perdita, die in einem Land weit weg von ihrer Heimat aufwächst und sich nach dieser sehnt. Sie alle verbindet der Lebkuchen.
Margot hat das Rezept von der Familie ihres Mannes übernommen und ich damit berühmt geworden. Harriet nutzt dieses magische Rezept, um sich vom elterlichen Bauernhof zu befreien und ihr eigenes Glück zu versuchen. In der Fremde ist der Lebkuchen eine Rettungsleine in die Heimat, gefüllt mit dem Geschmack von Nostalgie. Und keiner kann ihm widerstehen.
Wie ihr hier schon sehen könnt, ist es unglaublich schwierig, die Handlung dieses Buches wirklich zusammenzufassen. Bei Oyeyemi geht es häufig mehr um das wie und warum, als um das was. Darauf war ich beim Lesen schon eingestellt, und deswegen hat es mich auch gar nicht gestört. Trotzdem macht es das für mich schwierig, über das Buch zu schreiben.
Als Hauptfigur würde ich Harriet herausnehmen. Wir sehen den Großteil der Geschichte aus ihrer Perspektive. Sie ist eine Mutter, die den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter verdient. Gleichzeitig will sie sich im Elternrat der Schule ihrer Tochter eine angesehene Position erarbeiten und dazugehören. Ich fand Harriet interessant, aber auch ein bisschen schwierig einzuordnen, weil wir von ihr dann ihre Kindheitsgeschichte erzählt bekommen, und die beiden Harriets fand ich im Kopf schwer zu vereinen.
Daneben haben wir Margot als die Mutter. Ich fand sie interessant, weil sie aus einer reichen Familie stammt und sich aus Ekel gegen das Geld entschieden hat. Sie heiratet einen Farmer und lebt mit ihm in Armut. Als sie das bereut, geht sie zurück zu ihrer Familie, aber sie ist dann doch ihren Prinzipien treu. Perdita als Tochter bleibt für mich blass in Erinnerung. Sie tut etwas sehr gefährliches, das den Großteil der Geschichte auslöst. Ich denke, in ihrer Unverträglichkeit des Lebkuchens steckt eine große Metapher, die aber an mir vorbeigegangen ist.
Ein großer Teil der Geschichte ist, dass Harriet Perdita ihre Geschichte erzählt. Das ist auch eine Geschichte von Migration, denn zu einem Zeitpunkt verlassen Margot und Harriet das Land, aus dem sie stammen, und kommen nach England. Perdita eröffnet dann, dass ihre gefährliche Tat mit dem Ziel geschah, in das Herkunftsland zurückzukehren und es mit eigenen Augen zu sehen. Auch hier steckt sicher einiges an Metapher drin, aber ich bin nicht gut darin, alles davon zu interpretieren.
Besonders interessant fand ich die Darstellung von Armut in Harriets Geschichte. Wir sehen, wie ungleich die Gesellschaft in diesem fiktiven Land ist. Der Reichtum einer kleinen Gruppe basiert auf der Armut der meisten Menschen. Dabei ist der Besitz von Land ausschlaggebend. Außerdem sehen wir, wie die Armen von den Reichen für noch mehr Profit ausgenutzt und ausgebeutet werden. In Verbindung mit dem Lebkuchen hatte es dann für mich teilweise ein bisschen Willy Wonka-Vibes. Vielleicht auch deswegen hat sich das Buch für mich ein bisschen wie ein Mix aus Tim Burton- und Wes Anderson-Film gelesen.
Ein weiteres Thema, was das Buch anschneidet, ist dann ungewollte Schwangerschaft von jungen Menschen, und wie bestimmte Familie da etwas dagegen haben und damit umgehen. Verbunden wird das wieder durch ein sehr klares Klassendenken, das vorgibt, welche Art von Beziehungen zwischen Wohltätern (reich) und Wohlgetanen (arm) erlaubt sind und welche nicht.
Alles in allem ist dieses Buch einfach eine Erfahrung. Man kann sicherlich viel darin interpretieren, und viel herausarbeiten, was ich hier nicht getan habe. Ich möchte euch aber ermutigen, dass ihr dem Buch mal eine Chance gebt, wenn es euch interessiert. Am Ende wird jede Person aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen Unterschiedliches mitnehmen. Wenn ihr das Buch gelesen habt, lasst mich gern wissen, was euch besonders angesprochen hat.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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