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Freitag, 4. Dezember 2015

[Filmkritik] Black Mass

Hallo meine Filmfreunde,

im Moment gibt es von mir ja leider keine Bücher, daher noch ein filmischer Post von mir. Gestern war ich mit meinem Freund in unserem kleinen Kino, wo derzeit Black Mass läuft. Wir waren beide interessiert an dem Film, hatten aber verschiedene Anforderungen, glaube ich. Daher hatten wir danach auch wie immer eine kleine Diskussion über den Film, was mir bei diesen Posts dann immer hilft.

Zur Handlung: Black Mass beschäftigt sich mit dem Bostoner Kriminellen Jimmy Bulger, welchen es tatsächlich gibt. Es geht darum, wie er den Aufstieg von einem Kleinkriminellen zum Gansterboss geschafft hat und welche Ereignisse ihn dazu formten. Wir beginnen daher in den 70er Jahren in Bosten und in mehr oder weniger großen Zeitsprüngen erfahren wir die Geschichte.

Jimmy Bulger ist in einem Viertel aufgewachsen, welches wirtschaftlich und sozial nicht besonders hoch gestellt war. Sein Bruder Billy und dessen Kumpel John Connolly haben den Aufstieg geschafft. Billy ist Senator für den Staat Massachusetts, John arbeitet beim FBI in Boston. Doch Jimmy hat sich auf kriminelle Geschäfte fixiert und gerät zu Beginn des Films ins Visier des FBIs. John erhofft sich jedoch wichtige Informationen von seinem Jugendfreund, denn er ermittelt gegen die italienische Mafia in Boston. Dadurch wird Jimmy schließlich Informant des FBIs und kann wesentlich besser die Konkurrenz ausschalten und seine Geschäfte vorantreiben.

Der Film ist mit drei unglaublichen Männern besetzt. Jimmy wird von Johnny Depp portraitiert, den ich lange nicht mehr in einer guten Rolle gesehen habe. Joel Edgerton, den ich seit Great Gatsby liebe, spielt John Connolly. Und Benedict Cumberbatch, über den ja eigentlich nichts mehr gesagt werden muss, spielt Jimmys Bruder Billy. Die beiden erstgenannten sehen den tatsächlichen Figuren auch irgendwie ähnlich, was man im Abspann sieht. Allerdings fand ich, dass alle drei Schauspieler nicht wirklich alles gezeigt haben, was sie können.

Im Film wartet man in guter Hollywood-Manier die ganze Zeit auf den Moment, wo alles eskaliert. Diesen Moment gibt es aber nicht. Während verschiedene Handlungsstränge völlig gegen den Baum fahren, bleiben alle Beteiligten die ganze Zeit völlig ruhig. Ich weiß nicht, ob das realistisch ist, denn glücklicherweise war ich nie in so einer Situation. Es steht aber im Kontrast zu dem, was man sonst im Kino sieht.

Es gibt einige sehr intensive Szenen, vor allem von Johnny Depp, die mir eine Gänsehaut gemacht haben. Er spielt einen wirklich abartigen Mann. Was mir ein bisschen gefehlt hat, war die notwendige Tiefe des Charakters. Einerseits passieren zwei tragische Dinge in seinem Leben, man sieht ihn diese aber nie irgendwie verarbeiten. Andererseits war er als Mensch in seinem Viertel sehr beliebt, was man ebenfalls nur am Rande gezeigt bekommt. 

Sehr skurrile Szene...
Auch die anderen beiden Charaktere sind für mich eher blass geblieben. Vor allem John Connolly ist am Ende ja mit angeschmiert, weil alles in die Brüche geht, was er sich aufgebaut hat. Aber wirklich sehen tut man davon nichts. Der Charakter ändert sich kein Stück, er bleibt total ruhig und gibt einfach auf. Benedict Cumberbatch ist in diesem Film vermutlich am meisten verschwendet. Nur in 1 oder 2 Sekunden blitzt kurz auf, was er leisten kann.

Abgesehen von fehlender Action und gleichzeitig etwas einseitige Charakteren, fehlt es dem Film vor allem an Unterhaltungspotential. Zwischendrin habe ich mich geärgert, dass ich im Kino nicht wie bei Netflix unten in einer Leiste schauen kann, wie lang der Film noch geht. Es ist zwar interessant und vielleicht auch wichtig zu sehen, aber der Film unterhält nicht. Was er jedoch auch nicht tut, und das rechne ich ihm hoch an, ist das Gangsterleben zu glamorisieren (so nenn ich das jetzt mal :D). Man sieht eindeutig, dass man nicht so leben will wie Jimmy Bulger, und schon gar nicht wie einer seiner Untergebenen. 

Die intensivste Szene im Film.
Mein Freund hat dann noch angemerkt, dass man die Nebencharaktere teilweise schwer auseinanderhalten konnte. Das stimmt zum Teil auch. Vor allem Menschen, die im Laufe des Films ausgeschaltet wurden, waren schwer einzuordnen. 

Alles in allem war der Film interessant, aber ein bisschen langatmig. Die Sprünge in der Zeit waren zu groß, sodass man wichtige Entwicklungen der Charaktere nur erahnen kann. Daher merkt man auch nicht richtig, wie und ob die Sache am Ende eskaliert. Aber es ist eine recht realistische Wiedergabe und zeigt, anders als andere Gangsterfilme, dass das Leben als Krimineller eben nicht nur nackte Frauen und Koks ist.

Ich würde total gern hören, wie ihr den Film fandet, weil er sicherlich auch die Geister ein wenig spaltet. Zumindest kann ich mir vorstellen, dass einige ihn lieben, andere ihn total langweilig finden. Ich finde mich irgendwo in der Mitte wieder. Nochmal würde ich ihn nicht schauen, aber ich bereue den Kinogang auch nicht.

Bis bald,
Eure Kitty Retro

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