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Mittwoch, 23. Juni 2021

Ace of Spades


Hallo meine Lieblingsleser,

wenn ihr dachtet, ich sei inzwischen fertig damit, euch Bücher vorzustellen, die am 1. Juni erschienen sind, dann habt ihr euch leider geirrt, davon habe ich noch mehr in petto. Heute kommen wir zu einem Thriller, der in einer Privatschule spielt und damit in das sehr beliebte Genre Dark Academia gehört. Da konnte ich wirklich nicht nein sagen.

Die Fakten: 

  • Autor: Faridah Abike-Iyimide
  • Titel: Ace of Spades
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Usborne
  • Seiten: 480
  • Preis:
  • Klappentext: "Welcome to Niveus Private Academy, where money paves the hallways, and the students are never less than perfect. Until now. Because anonymous texter, Aces, is bringing two students' dark secrets to light. Talented musician Devon buries himself in rehearsals, but he can't escape the spotlight when his private photos go public. Head girl Chiamaka isn't afraid to get what she wants, but soon everyone will know the price she has paid for power. Someone is out to get them both. Someone who holds all the aces. And they're planning much more than a high-school game..."

Zur Handlung: Devon traut seinen Ohren nicht, als er am ersten Schultag seines Senior-Years an der Niveus-Privatschule erfährt, dass er eine Art Schülervertreterposten bekommen hat. Eigentlich lebt Devon in seiner Schule nur für den Musikunterricht, hat kaum Freunde, und fühlt sich als Stipendiat fehl am Platz. Er will dieses Schuljahr nur durchstehen, damit er Musik studieren kann. Doch das könnte schwieriger werden, als er dachte...

Chiamaka ist beliebt in der Schule, unglaublich ehrgeizig und zielstrebig, und ist überhaupt nicht verwundert, dass sie Head Girl wird. Doch kurz darauf beginnen die Dinge aus ihrer Kontrolle zu geraten. In einem Laden wird sie des Diebstahls bezichtigt, dabei hatte sie die Süßigkeiten nicht selbst in ihre Tasche getan. Und auch so ziehen für Chiamaka dunkle Wolken auf...

Ich finde Bücher, die an Schulen oder Unis spielen, immer wieder sehr interessant. Hier haben wir also eine Privatschule in den USA als Setting, die sich aber in manchen Bereichen gern des britischen Erbes bedient. Das war ein Punkt, den ich ein wenig seltsam fand. Ich glaube, die Autorin brauchte aus gewissen Gründen das USA-Setting, kannte sich aber mit deren Schulsystem nicht so gut aus und benutzte dann britische Begriffe und Konzepte. Ein bisschen eine verrückte Mischung. Das Schulsetting selbst fand ich aber sehr spannend. Es ist ja auch immer ein bisschen nostalgisch, über das Abschlussjahr zu lesen.

Chiamaka mochte ich als Charakter sofort. Sie entschuldigt sich für nix und überrollt jeden, der ihr in den Weg kommt. Ihre "Freunde" sind zwar alle ziemlich fake, aber Chiamaka hatte sich ein Ziel gesetzt und das wird sie in ihrem Abschlussjahr auch erreichen. Als dann allerdings die ersten Dinge schief laufen und sie wieder vermehrt an einen Abend zurückdenken muss, den sie gern vergessen würde, lässt sie sich nicht kleinkriegen, sondern beginnt Pläne zu schmieden, um sich zu wehren.

Bei Devon hat es ein bisschen länger gedauert, bis er bei mir geklickt hat, aber ehrlich gesagt hat mich seine Storyline viel häufiger zum Weinen gebracht. Er kommt nicht aus einer reichen Familie wie die anderen Schüler seiner Schule. Seine Mutter hat mehrere Jobs, um den Beitrag zu zahlen, damit Devon an der Schule bleiben kann. Wir erfahren im Buch auch, warum Devon an dieser Schule ist und nicht an der öffentlichen. Ich will hier gar nicht zu viel sagen, aber ich fand seine ganze Hintergrundgeschichte einfach sehr berührend und auch sehr realistisch.

Das tolle an diesem Buch war, dass es mich direkt in den Bann gezogen hat. Kaum haben wir die erste Seite aufgeschlagen, passieren auch schon Dinge. Etwas wird über Devon veröffentlicht von einem geheimen Account namens Aces. Diese Information, die nun in der Welt ist, kann Devons gesamtes Leben gefährden und wird alles verändern - wir fangen also nicht mit Belanglosigkeiten an. Recht schnell wird dann auch Chiamaka mit hineingezogen, denn auch über sie werden Dinge veröffentlicht. Und so nimmt alles seinen Lauf.

Was ich auch total interessant finde, ist die Beziehung von Devon und Chiamaka. Bis zu den Vorfällen in diesem Buch hatten die beiden nicht viel miteinander zu tun, lebten quasi in unterschiedlichen Welten. Doch sie sind die einzigen beiden schwarzen Schüler an einer Privatschule, deren Name übersetzt "schneeweiß" bedeutet. Nun müssen sie zusammenkommen um herauszufinden, wer Aces ist und was diese Person von ihnen will. Dadurch entsteht eine total interessante Dynamik, bei der am Ende Chiamaka und Davon eine sehr ebenbürtige (nicht-romantische) Beziehung haben. Beide haben sehr unterschiedliche Talente und Herangehensweisen, aber sie müssen gleichberechtigt zusammenarbeiten, um das Rätsel zu lösen. Das fand ich total gut umgesetzt.

Ein schöner Nebenaspekt in diesem Buch ist, dass beide Hauptcharaktere queer sind. Devon ist schwul und Chiamaka entdeckt während der Geschichte ihre Sexualität neu für sich. Damit passt das Buch einerseits wundervoll in den Pride Month, andererseits können damit wichtige Themen angeschnitten werden, vor allem auch an der Intersection von Sexualität und "race" (in Ermangelung eines guten deutschen Begriffs dafür).

Aber vor allem habe ich das Buch für den Mystery-Aspekt und den Thrill gelesen - und da hat das Buch wirklich richtig abgeräumt für mich. Thriller für Jugendliche sind ein schwieriges Terrain, denn häufig erscheint die Gefahr nicht groß genug oder man fragt sich die ganze Zeit, wo die Erwachsenen eigentlich sind. Aber Ace of Spades schafft es unglaublich gut, das gleiche Gefühl wie der Film Get Out zu entwickeln - das Bewusstsein, dass hier wirklich etwas abgrundtief falsch läuft. Damit weiß man, dass hier richtig was schiefgehen kann für die Charaktere - und hat auch wirklich Angst um sie. Auch wenn schon recht früh gezeigt wird, wer Aces letztlich ist, bleibt die Frage, wie die beiden Aces entkommen können, trotzdem super spannend und diese Spannung hält sich über das ganze Buch.

Das Ende war dann vielleicht ein kleines bisschen enttäuschend für mich, aber ich wüsste auch kein besseres. Ich glaube, so spannend wie das Buch einfach durchgängig war, konnte es dann einfach nicht mehr höher Auftrumpfen. Aber letztlich war das auch ok für mich, denn es endet dabei auf einer etwas leiseren und nachdenklicheren Note als es begonnen hat. Dabei bleibt Raum darüber zu reflektieren, wie das Buch die eigenen Vorstellungen und Ansichten vielleicht geändert oder zumindest beeinflusst hat.

Alles in allem fand ich dieses Buch grandios. Ich kann es euch allen nur herzlich empfehlen, wenn ihr Thriller im Jugendbuchbereich, Geschichten an Privatschulen, Bücher über Queerness und Blackness und den Film Get Out mögt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was die Autorin als nächstes schreiben wird, und ich weiß, dass ich es vermutlich direkt kaufen und lesen werde. Für mich eine ganz klare Leseempfehlung.

Habt ihr von dem Buch schon gehört? Ich habe wirklich lange darauf gewartet, dass es endlich erscheint, und bin so froh, dass es dann auch so gut war wie erwartet.

Bis bald,

Eure Kitty Retro




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