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Mittwoch, 8. April 2020

A Spring Harvest

Hallo meine Lesefreunde,

heute möchte ich euch vom ersten Buch berichten, dass ich für den Magical Readathon gelesen habe. Es handelt sich um einen Gedichtband und ich habe dieses Buch gewählt für die Aufgabe, aus einem mir unbeliebten Genre zu lesen. Tatsächlich bin ich mit Gedichten sehr wenig bewandert und habe mir bisher fast nie selbst Poesie gekauft. Dieses Buch war ein Weihnachtsgeschenk von einer Freundin.

Die Fakten:
  • Titel: A Spring Harvest
  • Autor: Geoffrey Bache Smith
  • Erschienen: 1918
  • Gedruckt von Amazon Fulfillment
  • Seiten: 39
  • Preis: 6,41 Euro

Dieser Gedichtband ist insofern besonders, als dass er nicht vom Autor veröffentlicht wurde, sondern von J. R. R. Tolkien. Wie vielleicht schon einige hier mitbekommen haben, bin ich riesiger Tolkienfan und fand es immer schrecklich, dass Tolkien so viele seiner  besten Freunde sehr jung verloren hat. Ein bisschen dieser Gemeinschaft meint man immer zwischen den vier Hobbits in Herr der Ringe zu sehen. Umso berührender, dass Tolkien diesen Gedichtband für seinen Freund posthum veröffentlichte.

Der Band beginnt auch mit einigen kurzen Zeilen zu Smith, geboren 1894, Freund aus Oxford, gestorben 1916 in Frankreich nach der Schlacht an der Somme. Smith war also 22 Jahre alt, als er starb. In der Sammlung vereinte Tolkien die Gedichte, die er von seinem Freund geschickt bekam. Die letzten hatte er erst wenige Tage vor seinem Tod beendet. Tolkien selbst schreibt nur eine sehr kurze Einleitung und lässt das Werk hauptsächlich für sich selbst sprechen.

Wir beginnen den Band mit einem epischen Gedicht über das Ende von König Arthur. Ich habe sehr wenig Kenntniss von der Geschichte, muss ich ehrlich sagen, aber immer wieder ist mir die Geschichte in Neuerzählungen und Filmen ins Auge gestochen. So hat auch dieses Gedicht mein Interesse an der Sage geweckt. Schnell habe ich aber gemerkt, dass ich diese Gedichte laut lesen muss, sonst denkt mein Kopf nicht mit, worum es geht.

Weiter geht es mit den frühen Gedichten. Viele davon handeln von der britischen bzw. englischen Natur und von alten Heldensagen. Sie sind -für mich als absoluten Laien- romantisch angehaucht. Aus heutiger Sicht ist es vielleicht ein wenig eigentümlich, so über die Natur zu schwärmen und von alten Glorien zu träumen, aber die Sprache ist wirklich toll und die Gedichte haben mir gut gefallen.

Im nächsten Teil steigen wir dann in die Kriegszeit ein und die Gedichte werden dunkler im Ton, handeln mehr von Schrecken und Tod. Das Gedicht Memories ist besonders hervorgestochen beim Lesen, denn hier erinnert sich Smith an die bereits verlorenen Freunde, und es ist nicht schwer vorzustellen, wie es dieses Gedicht mit Tolkien teilte. Diese Gedichte sind mir wirklich ans Herz gegangen, vor allem weil in einigen auch deutlich wird, dass Smith seinen Tod kommen sehen konnte.

Schließlich endet es mit einem epischen Gedicht in Fragmenten über die Beerdigung von Sophokles. Auch hier weiß ich die Umstände und Hintergründe nicht, aber sprachlich überzeugt es, und man sieht die unterschiedlichen Stimmungen, die die unterschiedlichen Teile inspiriert haben. 

Falls ihr Interesse an der Sammlung habt, kann ich euch auf jeden Fall empfehlen, die Gedichte laut zu lesen, egal wie ungewohnt das ist. Man hört erst dann die Rhythmik und die Schönheit der Sprache richtig. Außerdem lädt es ein zum Innehalten und Nachwirkenlassen. Das hat mir ein sehr gutes Leseerlebnis beschafft.

Dennoch bleibe ich dabei, dass Gedichte nichts sind, was ich in naher Zukunft häufiger konsumieren werde. Ich kann mich zwar an der Schönheit der Sprache erfreuen, aber selten gehen mir Gedichte wirklich ans Herz. Auch in diesem Band war es eher die Geschichte dahinter, die mich hat wirklich fühlen lassen. Ich bin aber froh, dass ich es gelesen habe. Ich kann mir nicht vorstellen, mit welchen Gefühlen Tolkien 1918 das Vorwort für diesen Band verfasst hat. 

Und was einem dieser Band nochmals wunderbar vor Augen führt, ist der große Verlust für alle Menschen, der mit dem Verlust von einem Menschen einhergehen kann. Ich bin nie ein Freund von Krieg gewesen, aber wenn man solche Texte liest und sich versucht vor Augen zu führen, was dieser Mann noch hätte schreiben können, dann kann man nur darum trauern, dass er nie die Chance dazu hatte. Es zeigt, wie viel Tapferkeit in Menschen stecken kann, und dass diese im Krieg immer vergeudet ist. Und es hat mir noch einmal gezeigt, wie knapp wir daran vorbeigeschrammt sind, den vielleicht größten Fantasy-Autoren der Welt zu verlieren, denn Tolkien hat in den gleichen Schlachten gekämpft wie seine Freunde. Und welchen Schutzengel er auch immer hatte, ich bin ihm sehr dankbar.

Noch ein Wort zum Druck selbst: absolut störend an dieser Ausgabe ist, dass die Titel der Gedichte immer in der letzten Zeile des vorherigen Gedichts stehen und nicht mit Absätzen getrennt sind. Keine Ahnung, was das für ein Druckfehler ist. Vielleicht schaut ihr, ob ihr eine andere Ausgabe findet, wenn ihr Interesse habt.

Habt ihr denn Interesse an dem Band bekommen? Hattet ihr davon auch schon in dem Film "Tolkien" gehört? Ich habe den nämlich nicht gelesen, aber er scheint das Interesse an den Gedichten neu entfacht zu haben.

Bis bald,
Eure Kitty Retro






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