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Sonntag, 29. November 2020

Les Misérables

 


Hallo meine Lieblingsleser,

heute möchte ich euch von einer großen Errungenschaft berichten: ich habe Les Misérables gelesen. Das war ein ganz schönes Projekt, hat aber auch viel Spaß gemacht, und heute möchte ich euch davon berichten. Gelesen habe ich eine leicht gekürzte Fassung, was wohl bei diesem Schinken auch empfehlenswert ist.

Die Fakten:

  • Autor: Victor Hugo
  • Übersetzung: Norman Denny
  • Titel: Les Misérables
  • Erschienen: 1982 (erstmals 1862)
  • Verlag: Penguin Classics
  • Seiten: 1232
  • Preis: 19,99 Euro
  • Klappentext: "Victor Hugo's tale of injustice, heroism and love follows the fortunes of Jean Valjean, an escaped convict determined to put his criminal past behind him. But his attempts to become a respected member of the community are constantly put under threat by his own conscience, when, owing to a case of mistaken identity, another man is arrested in his place; an by the relentless investigations of the dogged policeman Javert. It is not simply for himself that Valjean must stay free, however, for he has sworn to protect the baby daughter of Fantine, driven to prostitution by poverty. A compelling and compassionate view on the victims of early nineteenth-century French society, Les Misérables is a novel on an epic scale, moving inexorably from the eve of battle of Waterloo to the July Revolution of 1830."

Zur Handlung: Jean Valjean wurde aus dem Gefängnis entlassen, wo er jahrelang war, nur weil angeblich ein paar Äpfel gestohlen hatte. Er will sich nun in die Gesellschaft neu eingliedern, doch da er sich immer als ehemaliger Verbrecher zu erkennen geben muss, nimmt ihn kein Gasthaus auf und er bekommt nirgendwo etwas zu essen. Schließlich schickt ihn eine Frau zu einem Pastor, der ihn aufnimmt und mit seinem Mitgefühl Valjeans Leben für immer beeinflusst.

Fantine ist eine junge und naive Frau, die denkt, sie habe den Mann fürs Leben gefunden. Sie ist schwanger, und plötzlich lässt er sie allein sitzen. Fantine liebt ihre Tochter über alles, aber als alleinstehende Frau hat sie keine Möglichkeit für sie zu sorgen. Daher gibt sie diese an eine Familie, die ein Gasthaus führt, und zahlt dieser Familie alles Geld, was sie hat, um die Tochter zu versorgen. Aber naiv durfte man zu dieser Zeit in Frankreich nicht sein. Eines Tages kreuzt sich Fantines Weg mit dem von Valjean...

Ich hatte vor dem Lesen weder Film noch Musicalaufführungen zu Les Misérables gesehen. Daher war ich ganz gespannt, aber auch unvorbereitet. Ich wusste nicht, was am Ende grob passieren wird - und ich glaube, das hat meinem Leseerleben sehr gut getan. Hugo gelingt es sehr gut, an vielen Stellen Spannung aufzubauen. Er kreiert ein Geflächt aus Beziehungen und Begegnungen, wo man immer wieder miträtseln kann, wer wohl gerade wer ist.

Als Hauptcharakter folgen wir Jean Valjean. Ich fand es total interessant aus der Perspektive eines ehemaligen Gefängnisinsassen zu lesen. Ich glaube, die Stigmata und die sozialen Schwierigkeiten, die Valjean erlebt, gibt es auch heute vielerorts noch. Daher ist das immer noch sehr relevant, so eine Perspektive einzunehmen. Als wir ihn treffen, will er gern ein neues Leben beginnen, aber da er sich immer zu erkennen geben muss, gelingt es ihm nicht.

Wir folgen dann den Etappen seines Lebens, die sehr unterschiedlich sind. Für ihn geht es fortan auf und ab, und irgendwann ist er dann auch nicht mehr nur für sich allein zuständig. Ich habe immer mit ihm mitgefiebert und wollte, dass es ihm gut geht. Daher war auch das Ende dann sehr emotional für mich - aber dazu später mehr.

Die größte Kritik an diesem Werk ist in der Regel, dass Hugo sehr viele Exkurse eingebaut hat, in denen er ausführlich über Dinge schreibt, die ihn interessiert haben - sonst aber nicht so viel Interesse bekommen. Zum Beispiel philosophiert er ausführlich über die Schlacht von Waterloo, über Kloster, über die Kanalisation von Paris und über die eigene Sprache der Pariser Unterwelt. Das muss man mögen, oder das Buch ist wirklich eine Quälerei. Mich hat das aber nicht so sehr gestört.

Generell ist das Werk in fünf Teile geteilt, wobei mir der erste und der letzte Teil vermutlich am besten gefallen haben. Die Teile sind auch in etwa gleich lang, weswegen man das Buch gut in Etappen lesen kann, was ich auch gemacht habe und empfehlen würde. Die Teile sind auch immer gut gegeneinander abgeschlossen.

In dieser Zeit treffen wir eine Vielzahl von Charakteren, und am Ende habe ich dann bei einigen auch zwischenzeitlich vergessen, wer das war. Es wird dann schon komplex und auch nicht mehr wirklich relevant. Hier hilft es vielleicht auch, wenn man die Verfilmungen kennt, um einige Personen trennschärfer im Kopf zu haben. Trotzdem gibt es aber auch wichtige Charaktere, die einem noch lange im Kopf bleiben.

Hugo kreiert gern große Aha-Momente, in dem er einem nicht immer direkt sagt, wer ein Charakter ist. Wenn die Sichtweise in einem Teil anders ist, und diese Hauptfigur dann bestimmte Personen nicht kennt, dann erfahren wir als Leser auch nicht, dass wir diese Personen vielleicht schon kennen. Dadurch muss man nach manchen Szenen nochmal die letzten 100-200 Seiten überdenken, wenn man erfährt, wer diese Personen wirklich waren. Manchmal hat mich das dann schon ein bisschen genervt, aber irgendwie kreiert das auch wirklich gute Momente im Buch.

Das Ende hat mich dann wirklich mitgenommen und ich muss sagen, letztlich war der Charakter, den ich am wenigsten mochte, Marius. Im Vorwort stand dann, dass Hugo sich wohl selbst in jung in Marius verewigt haben soll, aber hm... Nee, mit Marius bin ich absolut nicht warm geworden. Aber Valjean hat mein Herz einfach erobert, und er wird mir vermutlich jetzt eine ganze Weile fehlen.

Alles in allem hat sich dieses Projekt für mich gelohnt. Besonders die politischen und sozialphilosophischen Gedanken, die Hugo in seinem Buch verbaut hat, haben mich besonders angesprochen. Valjean ist ein Charakter, dem ich immer das Beste gewünscht habe. Viele andere Charaktere sind dann schwieriger einzuordnen, einige fand ich sehr frustrierend, andere waren weder richtig Böse noch richtig Gut, und manche mochte ich einfach nicht. Die Handlung hat viele spannende Momente, aber wird auch gern durch ausführliche Exkurse unterbrochen, die einen interessieren sollten.

Habt ihr euch an diesen Brocken von einem Buch schon herangetraut? Und wie steht ihr zur Verfilmung?

Bis bald,

Eure Kitty Retro





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