Hallo ihr Bücherwürmer,
wir alle kennen Big Brother, aber wissen wir auch, wer
ihn erfunden hat und wie er aussieht? Denn nein, er wurde nicht erst 1999 in
den Niederlanden erfunden. Bereits 1949 erschien das Buch Nineteen Eighty-Four,
in dem es um Big Brother und die Party geht. Orwell’s Vision der Zukunft ist
eine sozialistische Welt, in der 3 große Länder dominieren: Oceania, Eurasia
und Eastasia. Sie haben die Welt unter sich aufgeteilt und befinden sich im
immerwährenden Krieg miteinander. Dabei kann jedoch keiner Macht gewinnen,
sondern es werden nur unbedeutende Landstücke hin- und hergeschoben. Der Sinn
dahinter ist folgender: Man will verhindern, dass die Prolls oder Proletarier
jemals gebildeter und wohlhabender werden. Um nicht für den Wohlstand produzieren
zu müssen, muss eine starke Kriegswirtschaft erhalten werden. Diese bringt
niemandem mehr Wohlstand und sichert so das Fortbestehen der 3 Riesenländer in
alle Ewigkeit, ohne dass sich etwas ändert. Wissenschaft und Künste gibt es
nicht mehr, außer sie dienen dem Krieg, doch auch da werden keine Fortschritte
gemacht.
In dieser Welt lebt Winston Smith, der Protagonist des
Buches. Er erzählt uns von ihr und von Big Brother. Dieser wacht über alle
Menschen in Form von Telescreens, die jeden Menschen, jeden Tag und an jedem
Ort überwachen. Sie sind in jeder Wohnung und auf allen öffentlichen Plätzen.
Und man kann sie nie abschalten.
Winston arbeitet in einem der vier Ministerien (Truth,
Plenty, Love, Peace), dem Ministerium für Wahrheit, welches ausschließlich
damit beschäftigt ist, neue Wahrheiten zu entwickeln. So muss Winston die
Zeugnisse der Vergangenheit so anpassen, dass sie jeweils die Aussagen der
Zukunft stützen. Er verändert die Geschichte, jeden Tag. Er ist jedoch
skeptisch, und das ist keine gute Eigenschaft in Zeiten von Thoughtpolice und
Doublethink.
Er erhält schließlich eine Nachricht von einer Verehrerin
und sie beschließen, eine verbotene sexuelle Beziehung aufzubauen. Schließlich
werden sie jedoch geschnappt, und im Mistery of Love, in dem die schlimmsten
Folterungen stattfinden, sollen sie geheilt werden.
Die Welt von George Orwell finde ich gar nicht so
abwegig. Ich finde es interessant, dass man so viele Parallelen zu den
tatsächlichen Ereignissen nach `49 findet, zum Beispiel die Party = die Partei,
die keinen Namen mehr braucht, weil es eh nur die eine gibt. Wer denkt da nicht
an die DDR? Und auch die Partymembers sind interessant gestaffelt. Während die
Inner Party Members viele Vorzüge haben, leben die Outer Party Members nahezu
so schlecht wie die Prolls, die nicht in der Partei sind. Was Orwells Welt hat
und im Kalten Krieg nicht war: alle Länder sind sozialistisch. Alle leben mit
den gleichen Entbehrungen. Und alle erkennen den Feind in den anderen, nicht in
ihrer Regierung. Dadurch erst entsteht bei Orwell eine perfekte Welt, die sich
nie ändern wird. Keiner der Staaten ist daran interessiert, den anderen zu
stürzen, da dies die innere Struktur aller gefährden würde.
Bei Orwell gibt es keine Entwicklungen mehr: die
Geschichte wurde angehalten. Heute ist wie morgen ist wie gestern. Zumindest
mit Doublethink. Auch in meinem bescheidenen Kopf war immer klar, dass
Sozialismus und Kommunismus nur weltweit funktionieren können. Orwell hat das
zu Ende gedacht.
Aber was bedeutet das für die Geschichte selbst? Nun, die
Handlung in Nineteen Eighty-Four ist ungefähr so dynamisch wie die Welt, in der
sie spielt. Muss sie ja auch irgendwie. Obwohl Winston rebelliert, geschieht
das weder energisch noch mit einem sinnvollen Effekt, das wäre sein
Todesurteil. Das Buch ist sehr philosophisch und beschäftigt sich mehr mit der
Welt als mit Winston, der eigentlich nur dazu dient, zu beschreiben, wie sie
ist. Und das merkt man leider deutlich. Die Handlung kommt nicht wirklich in
Schwung und vor allem die ewigen Seiten, die aus einem Buch zitiert werden,
hätte ich gern übersprungen. Denn wie auch Winston hinterher feststellt:
Irgendwie ist man nicht schlauer, man hat es nur noch einmal systematisiert
bekommen.
Deswegen ist dieses Buch absolut nicht empfehlenswert für
Leute, die eine spannende Handlung brauchen. Die findet man hier nicht. Im
Gegensatz dazu ist das meiste eher lethargisch, man wartet eigentlich nur auf
das „The end“ unter der letzten Seite.
Allerdings denke ich, dass das Buch sehr interessant für
alle ist, die sich gern Gedanken um die Welt machen, wie sie besser sein
könnte, oder einfach anders als kapitalistisch. Sicherlich geht es sehr hart
mit der sozialistischen Idee ins Gericht, doch die Geschichte zeigt uns, dass
das gar nicht so unrealistisch war (Stasi?). Auf der anderen Seite müssen wir
uns aber auch immer fragen, welche Brille wir aufhaben, wenn wir das Vergangene
betrachten. Denn eins sollte uns das Buch doch zumindest zeigen: History is
alterable.
In diesem Sinne,
bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
- Dieses Buch ist Buchstabe N meiner ABC-Challenge-Teilnahme. -
Da ist ja auch schon die Rezension ;)
AntwortenLöschenDas Buch klingt wirklich interessant. Jetzt bereue ich es wirklich, dass ich von dem Buch noch nie etwas gehört habe.
Falls ich mir das Buch kaufen sollte, müsste es aber auf deutsch sein :D
Liebe Grüße
Auf Deutsch ist es sicher etwas leichter zu lesen. Allerdings hätte ich es dann nicht für die Challenge lesen können. ;) Aber man sollte nicht zu viel erwarten, denn von der Story her passiert wirklich nichts.
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