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Sonntag, 18. November 2012

Nineteen Eighty-Four



Hallo ihr Bücherwürmer,

wir alle kennen Big Brother, aber wissen wir auch, wer ihn erfunden hat und wie er aussieht? Denn nein, er wurde nicht erst 1999 in den Niederlanden erfunden. Bereits 1949 erschien das Buch Nineteen Eighty-Four, in dem es um Big Brother und die Party geht. Orwell’s Vision der Zukunft ist eine sozialistische Welt, in der 3 große Länder dominieren: Oceania, Eurasia und Eastasia. Sie haben die Welt unter sich aufgeteilt und befinden sich im immerwährenden Krieg miteinander. Dabei kann jedoch keiner Macht gewinnen, sondern es werden nur unbedeutende Landstücke hin- und hergeschoben. Der Sinn dahinter ist folgender: Man will verhindern, dass die Prolls oder Proletarier jemals gebildeter und wohlhabender werden. Um nicht für den Wohlstand produzieren zu müssen, muss eine starke Kriegswirtschaft erhalten werden. Diese bringt niemandem mehr Wohlstand und sichert so das Fortbestehen der 3 Riesenländer in alle Ewigkeit, ohne dass sich etwas ändert. Wissenschaft und Künste gibt es nicht mehr, außer sie dienen dem Krieg, doch auch da werden keine Fortschritte gemacht.

In dieser Welt lebt Winston Smith, der Protagonist des Buches. Er erzählt uns von ihr und von Big Brother. Dieser wacht über alle Menschen in Form von Telescreens, die jeden Menschen, jeden Tag und an jedem Ort überwachen. Sie sind in jeder Wohnung und auf allen öffentlichen Plätzen. Und man kann sie nie abschalten.

Winston arbeitet in einem der vier Ministerien (Truth, Plenty, Love, Peace), dem Ministerium für Wahrheit, welches ausschließlich damit beschäftigt ist, neue Wahrheiten zu entwickeln. So muss Winston die Zeugnisse der Vergangenheit so anpassen, dass sie jeweils die Aussagen der Zukunft stützen. Er verändert die Geschichte, jeden Tag. Er ist jedoch skeptisch, und das ist keine gute Eigenschaft in Zeiten von Thoughtpolice und Doublethink.

Er erhält schließlich eine Nachricht von einer Verehrerin und sie beschließen, eine verbotene sexuelle Beziehung aufzubauen. Schließlich werden sie jedoch geschnappt, und im Mistery of Love, in dem die schlimmsten Folterungen stattfinden, sollen sie geheilt werden.

Die Welt von George Orwell finde ich gar nicht so abwegig. Ich finde es interessant, dass man so viele Parallelen zu den tatsächlichen Ereignissen nach `49 findet, zum Beispiel die Party = die Partei, die keinen Namen mehr braucht, weil es eh nur die eine gibt. Wer denkt da nicht an die DDR? Und auch die Partymembers sind interessant gestaffelt. Während die Inner Party Members viele Vorzüge haben, leben die Outer Party Members nahezu so schlecht wie die Prolls, die nicht in der Partei sind. Was Orwells Welt hat und im Kalten Krieg nicht war: alle Länder sind sozialistisch. Alle leben mit den gleichen Entbehrungen. Und alle erkennen den Feind in den anderen, nicht in ihrer Regierung. Dadurch erst entsteht bei Orwell eine perfekte Welt, die sich nie ändern wird. Keiner der Staaten ist daran interessiert, den anderen zu stürzen, da dies die innere Struktur aller gefährden würde.

Bei Orwell gibt es keine Entwicklungen mehr: die Geschichte wurde angehalten. Heute ist wie morgen ist wie gestern. Zumindest mit Doublethink. Auch in meinem bescheidenen Kopf war immer klar, dass Sozialismus und Kommunismus nur weltweit funktionieren können. Orwell hat das zu Ende gedacht.

Aber was bedeutet das für die Geschichte selbst? Nun, die Handlung in Nineteen Eighty-Four ist ungefähr so dynamisch wie die Welt, in der sie spielt. Muss sie ja auch irgendwie. Obwohl Winston rebelliert, geschieht das weder energisch noch mit einem sinnvollen Effekt, das wäre sein Todesurteil. Das Buch ist sehr philosophisch und beschäftigt sich mehr mit der Welt als mit Winston, der eigentlich nur dazu dient, zu beschreiben, wie sie ist. Und das merkt man leider deutlich. Die Handlung kommt nicht wirklich in Schwung und vor allem die ewigen Seiten, die aus einem Buch zitiert werden, hätte ich gern übersprungen. Denn wie auch Winston hinterher feststellt: Irgendwie ist man nicht schlauer, man hat es nur noch einmal systematisiert bekommen.

Deswegen ist dieses Buch absolut nicht empfehlenswert für Leute, die eine spannende Handlung brauchen. Die findet man hier nicht. Im Gegensatz dazu ist das meiste eher lethargisch, man wartet eigentlich nur auf das „The end“ unter der letzten Seite.

Allerdings denke ich, dass das Buch sehr interessant für alle ist, die sich gern Gedanken um die Welt machen, wie sie besser sein könnte, oder einfach anders als kapitalistisch. Sicherlich geht es sehr hart mit der sozialistischen Idee ins Gericht, doch die Geschichte zeigt uns, dass das gar nicht so unrealistisch war (Stasi?). Auf der anderen Seite müssen wir uns aber auch immer fragen, welche Brille wir aufhaben, wenn wir das Vergangene betrachten. Denn eins sollte uns das Buch doch zumindest zeigen: History is alterable.

In diesem Sinne,  bis bald,

Eure Kitty Retro

Meine Bewertung:


- Dieses Buch ist Buchstabe N meiner ABC-Challenge-Teilnahme. -

2 Kommentare:

  1. Da ist ja auch schon die Rezension ;)

    Das Buch klingt wirklich interessant. Jetzt bereue ich es wirklich, dass ich von dem Buch noch nie etwas gehört habe.

    Falls ich mir das Buch kaufen sollte, müsste es aber auf deutsch sein :D

    Liebe Grüße

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  2. Auf Deutsch ist es sicher etwas leichter zu lesen. Allerdings hätte ich es dann nicht für die Challenge lesen können. ;) Aber man sollte nicht zu viel erwarten, denn von der Story her passiert wirklich nichts.

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