heute möchte ich mit euch über eine Novelle reden, die ich vor einigen Jahren in einem Sale erworben habe. Damals hatte ich einen Gutschein bei einer Umfrage gewonnen und war daher nicht so wählerisch wie sonst, wenn ich neue Bücher kaufe. Daher handelt es sich ausnahmsweise auch um eine deutsche Autorin, die in meinen Einkaufswagen wanderte.
Die Fakten:
- Autor: Tanja Heitmann
- Titel: Sirenenlied
- Erschienen: 2011
- Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
- Seiten: 127 + Interview mit der Autorin + Schnupperkapitel von Nachtglanz
- Preis: ab 0,01 Euro (gebraucht) oder 4,99 Euro (eBook)
Zur Handlung: Josh lebt auf der schottischen Insel Cragganmore und arbeitet dort vor allem im Schiffsbau. Obwohl er eigentlich ein intelligenter Junge ist, überlebt er hauptsächlich durch Hilfsarbeiten. Die Menschen von Cragganmore haben nie verstanden, warum er nicht mehr aus sich macht, obwohl er so viel Potential hätte. Doch Josh hat ein dunkles Geheimnis.
Als Josh noch ein Kind war, ist sein Vater spurlos verschwunden. Die Inselbewohner munkelten, dass er von einer Sirene entführt worden war. Doch Joshs Mutter wollte davon nichts hören. Mit 14 Jahren begegnete Josh selbst einer Sirene in den Frühlingsstürmen um die Insel, und das hat sein Leben bis heute bestimmt.
Ich denke, ich habe das Buch damals gekauft, weil ich Mythologie mag. Sirenen sind nicht gerade eine häufige Kreatur in heutigen Büchern und dadurch hat mich das Buch interessiert. Ich wusste damals nicht, weil Tanja Heitmann ist, und habe keins ihrer anderen Bücher gelesen. Soweit ich das sehen kann, geht es dabei vor allem um klassische paranormale Figuren wie Vampire und Dämonen, weshalb es mich sehr wenig interessiert.
Als das Buch dann damals ankam, war ich etwas schockiert davon, wie klein das Buch war. Immerhin sollte es laut Sticker eigentlich 6 Euro kosten. Und dafür 120 Seiten Geschichte, das finde ich schon krass. Nichtsdestotrotz hab ich es dann in mein Regal gestellt und gut einstauben lassen. Jetzt hatte ich aber richtig Lust auf ein Buch über das Meer.
Die Figuren sind alle sehr besonders. Josh versucht, der harte Kerl zu sein, der in ihm gesehen wird. Er will unbedingt allein mit seinem Problem fertig werden. Dabei erkennt er jedoch auch seine eigene Schwäche und weiß nicht, was er tun soll. Eileen ist für eine weibliche Rolle sehr dickköpfig und erinnert mich auch von ihrer äußeren Beschreibung her an Merida aus dem Disney-Film (welchen ich nicht gesehen habe). Sie fand ich sehr sympathisch und hätte sie gern als Freundin. Eine andere wichtige Rolle spielt dann noch ein Maler, der sich auf der Insel niedergelassen hat, der allerdings nicht so richtig Farbe gewinnt, wie die meisten anderen Seitcharaktere auch.
Die Sirene finde ich interessant dargestellt. Ich mochte die Idee, dass sie nicht zwischen "gut" und "schlecht" unterscheidet wie die Menschen, sondern dafür ihre eigenen kulturellen Maßstäbe hat. Das fand ich einen spannenden Gedanken, der aber durch die Kürze des Buches nicht weiter verfolgt wurde. Aber ihre Art, zwischen Freundlichkeit und Aggressivität hin- und herzuschalten, fand ich sehr spannend und gut umgesetzt.
An der Geschichte mochte ich vor allem auch die Idee, dass hier zwei Frauen um einen Mann streiten. Damit ist die Geschlechtersituation aus den meisten momentan gehypten Büchern mal umgedreht. Das gibt der Geschichte eine eigene Dynamik, die ich spannend finde. Insgesamt hätte ich hier auch gern noch etwas mehr Tiefe und Detail gesehen. Aber es ist schön, dass es diese Versuche gibt, denn Bücher, in denen die Frau sich zwischen zwei Kerlen entscheiden muss, haben wir doch tatsächlich schon genug gehabt.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es hat sich flüssig gelesen, die Geschichte hatte ihren eigenen Charme und hat sich deutlich von anderen Dingen abgehoben, die ich in dieser Richtung gelesen habe. Wegen mir hätte das Buch gut und gerne 100 Seiten länger sein können, doch auch in der Kürze lag Würze. Ich kann es guten Gewissens weiterempfehlen. Die Aufmachung des Taschenbuchs finde ich ok, es sieht in Ordnung aus und ist widerstandsfähig, aber sie haut mich auch nicht von den Socken.
Alles in allem ist das Buch ein schönes Sommerbuch für einen Tag am See oder Strand. :)
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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