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Sonntag, 26. Februar 2017

Sufficient Grace

Hallo meine Bibelfreunde,

nein, keine Angst, ich bin nicht plötzlich religiös geworden, aber mich faszinieren Geschichten über sehr gläubige Menschen und Gruppen, egal ob christlich, jüdisch oder islamisch. Daher hat mich dieses Buch, welches Teil der Februar Moth Box war, sehr angesprochen. Ich wusste, dass es eine langsame, düstere und schwierige Geschichte wird - und wurde nicht enttäuscht.

Die Fakten:
  • Autor: Amy Espeseth
  • Titel: Sufficient Grace
  • Erschienen: 2012
  • Verlag: scribe publications
  • Seiten: 322
  • Preis: 10,99 Euro
  • Klappentext: "Ruth and her cousin Naomi live in rural Wisconsin, part of an isolated religious community. The girls' lives are ruled by the rhythms of nature - the harsh winters, the hunting seasons, the harvesting of crops - and by their families' beliefs. Beneath the surface of this closed, frozen world, hidden dangers lurk. Then Ruth learns that Naomi harbours a terrible secret. She searches for solace in the mysteries of the natural world: broken fawns, migrating birds, and the strange fish deep beneath the ice. Can the girls' prayers for deliverance be answered?"

Zur Handlung: Ruth lebt mit ihrer Familie in einem Ort namens Failing. Sie ist eng eingebunden in ihre äußerst gläubige Familie und damit verbunden mit deren Sünden und Freveln. Ihr Vater ist ihr gegenüber hart und verschlossen, lehrt ihr aber das Jagen. Ihre Mutter versucht sie zu lieben und zu schützen. Doch die wichtigste Perspn für Ruth ist ihre Cousine Naomi. Sie ist ein indianisches Adoptivkind ihrer Tante Gloria und ihres Onkels Ingwald, der Pastor der Gemeinde ist.

Ruth und Naomi verbringen viel Zeit mit ihren Brüdern, Samuel und Reuben. Da sie in der Schule von den anderen Kindern nicht beachtet werden, haben sie nur sich selbst. Gemeinsam unternehmen sie Ausflüge zum Jagen und Fischen. Doch eines Tages ändert sich Ruth's Welt komplett, als sie bei einem Ausflug mit einem Bein im Eiswasser versinkt.

Wo fängt man bei diesem Buch am besten an? Wichtiges Standbein der Handlung ist der feste Glaube der Hauptfigur. Ruth sieht in vielen Dingen den Willen Gottes. Von ihrer Großmutter hat sie Gottesfürchtigkeit gelernt. Sie hat Angst davor, Sünden zu begehen und nicht in den Himmel zu kommen. Es kommen viele Zitate aus der Bibel oder Gospelsongs vor. Wer also gar kein Interesse an Gott hat, für den ist das Buch sicher schwierig. Ich finde es aber faszinierend, da ich selbst nie an Gott geglaubt habe.

Die Welt, in der Ruth lebt, ist sehr kalt. Die Geschichte spielt nicht zufällig im Winter. Während die Natur ruht, haben die Farmer in Failing nichts zu tun. Die Familienverhältnisse beruhen alle auf Distanz und Respekt, selten auf Liebe oder Zärtlichkeit. Während des Lesens kommt einem die Welt also noch ein bisschen kälter und dunkler vor. Dazu tragen auch die umfangreichen Naturbeschreibungen und -vergleiche bei. Das muss man mögen. Gelegentlich war ich auch ein bisschen mit den Tiernamen überfordert, da ich nicht jedes Nagetier auf Englisch weiß, aber ich habe mich von dem Schreibstil einfach durchtragen lassen.

Tod und Leben spielen in dieser Geschichte auch eine wichtige Rolle. Sowohl in der Natur als auch in der Religion sind diese Themen viel näher als im täglichen Leben. So gibt es auch einige Szenen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen - sie sind in der Regel schaurig schön. Der Winter zeigt sich vor allem von seiner lebensfeindlichen Seite, selten wird etwas Gemütliches betont. Auch geht es auf den Farmen viel um Arbeit, die getan werden muss, sei es Holzhacken oder die Restauration einer alten Scheune.

Die Scheune der Großmutter bekommt letztlich sogar eine sehr symbolische Bedeutung, was ich als spannendes Element empfunden habe. Hier kommt am Ende alles zusammen, die Geheimnisse, die Sünden und der Wille Gottes, wenn man so will. Am Ende steht man als Leser in dieser Scheune und kann all den sündenvollen Mitgliedern dieser Familie nochmals ins Gesicht sehen. Dieses Buch stellt den Glauben also nicht als perfekt dar, wie manche Menschen glauben, dass man ohne die Bibel nicht moralisch leben kann, sondern zeigt im Gegenteil, dass jeder Mensch sündet, ob er nun glaubt oder nicht.

Die Charaktere wirken darüber alle sehr realitätsnah und echt. Niemand ist perfekt, alle haben Fehler. Dennoch bleiben einem manche Figuren total fremd. Es hat mir vielfach Schwierigkeiten bereitet, Ruth Gedanken und den Motiven der anderen Charaktere zu folgen. Aber es war auch faszinierend. Auch die Sprachbarriere war es für mich aber nicht immer einfach, alles zu verstehen. Mit dem Anspruch sollte man vielleicht nicht an das Buch herantreten.

Das Ende wird durchaus blutig, extrem und grausam. Da wird einem Flau im Magen, mir zumindest. Das Buch hat unglaublich viel Atmosphäre und baut auf ganz eigene Weise Spannung auf. Dennoch kann ich gut verstehen, dass dieses Buch nicht für jeden ist. Es ist düster, kalt, aber echt und menschlich, soweit eine Geschichte menschlich sein kann. Wer darauf also Lust hat, der sollte Sufficient Grace also lesen.

Kennt ihr das Buch? Hat noch jemand die Moth Box empfangen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:
Trigger-Warnung für sexuelle Gewalt und Fehlgeburt.




* Dieses Buch hab ich im Rahmen des Frauenpower Februars gelesen.*

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