Hallo meine Mysteryfreunde,
zum Beginn des Jahres ging es mir sehr schlecht, und deswegen habe ich entschieden, dieses Buch zu hören. Ich liebe die Miss Fisher-Serie über Phryne Fisher, die in den 1920er Jahren in Australien Mordfälle aufklärt. Als ich gehört habe, dass die Serie auf Büchern beruht, wollte ich die Bücher unbedingt ausprobieren. Dieses erste Buch ist die erste Folge der Serie, sodass ich mit der Handlung vertraut war, und auch die Charaktere kannte ich quasi schon. Das hat es für mich leicht gemacht zuzuhören, während es mir gesundheitlich nicht gut ging.
Die Fakten:
- Autor: Kerry Greenwood
- Sprecher: Stephanie Daniel
- Titel: Cocaine Blues (dts. Miss Fisher und der Schneekönig)
- Reihe: Phryne Fisher 1
- Erschienen: 1989
- Verlag: Bolinda Publishing
- Dauer: 5 Std 48min (ungekürzt)
- Preis: 9,95 Euro (im Abo)
- Klappentext: "It's the end of the roaring twenties, and the exuberant and Honourable Phryne Fisher is dancing and gaming with gay abandon. But she becomes bored with London and the endless round of parties. In search of excitement, she sets her sights on a spot of detective work in Melbourne, Australia. And so mystery and the beautiful Russian dancer, Sasha de Lisse, appear in her life. From then on it's all cocaine and communism until her adventure reaches its steamy end in the Turkish baths of Little Lonsdale Street."
Zur Handlung: Phryne Fisher ist eine junge Frau, die in Australien geboren ist, deren Vater dann aber ein unerwartetes Erbe in England antreten konnte. Sie begibt sich zurück in ihre Heimat, um einem Freund des Vaters mit seiner Tochter zu helfen, die eine mysteriöse Krankheit zu haben scheint. Gleichzeitig will sie auch mehr Freiheit für sich selbst und ihr Hobby des Aufklärens von Verbrechen gewinnen.
In Melbourne angekommen, muss sie feststellen, dass es immer noch Gläubiger gibt, denen ihr Vater Geld schuldet. Dennoch kommt sie gut in der High Society an, und sorgt auch schnell für Aufsehen mit ihrem frechen Modegeschmack und ihrer aufwühlenden Sexualität. Doch während sie die feine Gesellschaft der Stadt auf den Kopf stellt, gewinnt sie auch Freundschaften, die ihr nicht nur helfen werden, die Krankheit ihrer Bekannten aufzudecken, sondern auch den größten Vertreiber von Kokain aufzudecken.
Von der Handlung her sind die erste Folge der Serie und dieser erste Band nahezu deckungsgleich. Tatsächlich würde ich sagen, dass die Serie die woke große Schwester des Buches ist. Denn natürlich muss man bei einem Buch, das Ende der 80er Jahre erschienen ist, mit einigen eher problematischen Aspekten rechnen. Im Großen und Ganzen wurde ich hier aber in meinen Erwartungen nicht enttäuscht.
Phryne Fisher als Hauptfigur mag ich einfach sehr. Sie ist schlau, sie ist stark, sie kann sowohl mit einem Revolver als auch mit einem schicken Sportwagen umgehen, sie liebt schöne Kleider und schöne Männer. Für die Zeit des Erscheinens des Buches, war sie vermutlich schon fortschrittlich, und für die 1920er Jahre erst recht. Ich liebe auch ihren Pragmatismus, und ihre leichte Art, die sicher in einer direkten Interaktion mit ihr auch schnell anstrengend sein könnte.
Neben ihr lernen wir einige Nebenfiguren kennen, die es auch in der Serie gibt. So ist da beispielsweise Dot, eine junge Frau, die Phryne von einem Mordversuch abbringt und als ihre Assisstentin engagiert. Ich liebe Dot wegen der Serie, aber im ersten Buch bleibt sie vielleicht noch ein bisschen blass. Ich musste aber so lachen, als es um ihre Angst vor dem Telefon ging. Dann haben wir den Inspektor, der aber in diesem ersten Band kaum vorkommt, da war ich etwas überrascht. Wir haben den russischen Tänzer Sasha, mit dem es auch ein bisschen heiß hergeht. Und dann sind da noch die beiden Taxifahrer, und die irische Ärztin, mit der Phryne nach Melbourne gereist ist. Man sollte in diesem kurzen ersten Band hier einfach nicht zu viel von den Charakteren erwarten, auch wenn ich einige Entwicklungen wirklich sehr mochte.
Im Kern geht es um Phrynes Ermittlungen, die sich gleich auf mehreren Ebenen ereignen. Denn über ihre Taxifahrer und die Ärztin erfährt sie von Fällen von illegalen Abtreibungen, die so unprofessionell durchgeführt werden, dass die Patientinnen oft mit dem Leben bezahlen. Wenn das kein Thema ist, über das ihr lesen möchtet, dann seid ihr gewarnt. Ich finde den Umgang mit dem Thema hier aber gelungen. Es wird darauf verwiesen, dass Abtreibung kein Verbrechen sind und manchmal auch medizinisch notwendig, aber dass illegal durchgeführte Abtreibungen ein enorm großes Gesundheitsrisiko darstellen, vor allem wenn es Männern nur darum geht, die hilflosen Frauen auszubeuten.
Gleichzeitig wird sie auf das große Problem des Kokainhandelns aufmerksam, dass in den verschiedensten Gesellschaftsschichten zur Mode wird. Hier wird sie vor allem über den russischen Tänzer und seine Familie hineingezogen, die sich an der Person rächen wollen, die einst für den Drogentod der Mutter des Tänzers und seiner Schwester verantwortlich war. Und schließlich ist Phryne ja eigentlich nach Melbourne gekommen, um sich nach der seltsamen Krankheit ihrer Bekanntenzu erkundigen. Dabei muss sie schnell feststellen, wie unangenehm ihr diese Frau ist, aber dennoch will sie herausfinden, wie schwer deren Probleme sind.
Ihr solltet hier also auf viele Handlungsstränge gefasst sein. Das passt aber auch die Phryne, die eben nicht gelangweilt in einer Bibliothek auf einem Anwesen die Verdächtigen interviewt und aus den Beweisen deduktiert. Ihr geht es um das Abenteuer, um den Spaß, und auch um die Gefahr. Und so steckt sie ihre Nase ohne großen Sorgen in alles hinein, was sie nur bedingt etwas angeht. Mir hat das beim Schauen und auch beim Hören immer Spaß gemacht. Und trotzdem kann man schon ein bisschen mitraten, wie alles am Ende zusammenpasst.
Das Ende war dann etwas unerwartet, und hat auch ein paar problematische Aspekte in den Aussagen, die getroffen werden, was mir so aus der Serie nicht in Erinnerung war und was sie glaube ich geändert haben. Hier wird dann die sexuelle Aufgeschlossenheit von Phryne ein bisschen zu stark glorifiziert, und die sexuelle Zurückhalten (die man als Asexualität lesen kann) eines anderen Charakters genutzt um zu zeigen, dass mit dieser Person etwas nicht stimmt und sie deswegen Verbrechen begeht. Das hat mir nicht gut gefallen. Aber davon abgesehen wird es schon brenzlig für Phryne, und man kann mitfiebern, wie sie da wieder rauskommt.
Alles in allem hat mir der erste Band gut gefallen. Das Buch hat einige problematische Aspekte, die man heute vermutlich anders schreiben würde, aber es hat auch einige Jahre auf dem Buckel. Ich habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt, und es hat in mir die Nostalgie der Serie ausgelöst. In einer sehr schwierigen Zeit hat es mir positive Momente verschafft, und dafür bin ich dankbar. Ich kann mir vorstellen, die Reihe irgendwann weiterzuhören.
Das Hörbuch würde ich aber nicht empfehlen. Es wurde 2010 aufgenommen, ist aber technisch nicht gut umgesetzt, hat komische Pausen und Hintergrundgeräusche. Dann lieber das Ebook oder so.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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