Hallo meine Horrorhasen,
heute berichte ich wieder ganz frisch von einem Buch, das ich gerade beendet habe. Dieses war neu in meiner Bibliothek verfügbar, und das habe ich direkt zum Anlass genommen, es heute innerhalb von einem Tag zu lesen. Ich weiß gar nicht, wann ich das das letzte Mal mit einem Buch gemacht habe. Vielleicht Passing letzten Februar?
Die Fakten:
- Autor: T Kingfisher
- Titel: What Moves the Dead (dts. Was die Toten bewegt)
- Reihe: Sworn Soldier 1
- Erschienen: 2022
- Verlag: Tor Nighfire
- Seiten: 165
- Preis: 7,99 Euro
- Klappentext: "When Alex Easton, a retired soldier, receives word that their childhood friend Madeline Usher is dying, they race to the ancestral home of the Ushers in the remote countryside of Ruravia. What they find there is a nightmare of fungal growths and possessed wildlife, surrounding a dark, pulsing lake. Madeline sleepwalks and speaks in strange voices at night, and her brother Roderick is consumed with a mysterious malady of the nerves. Aided by a redoubtable British mycologist and a baffled American doctor, Alex must unravel the secret of the House of Usher before it consumes them all."
Zur Handlung: Alex Easton ist ehemaliger Soldat eines kleinen vergessenen europäischen Landes, das gern Krieg mit anderen Ländern führt, aber immer verliert. Aufgrund dessen hat das Militär eine sehr besondere Rolle, die auch mit eigenen Pronomen geehrt wird. Alex ist also weder sie noch er, sondern ka. Alex erhält einen Brief einer früheren Freundin, dass diese krank ist und vielleicht sterben wird. Daher macht sich Alex auf zu deren Villa.
Doch kaum dort angekommen, ist Alex entsetzt davon, wie zerfallen diese Villa ist. Überall wachsen Pilze und Pflanzen, ein Teil des Hauses ist eingestürzt, und es scheint nur zwei Bedienstete zu geben. In der Villa befinden sich Alex' alte Freunde, ein Geschwisterpaar, und deren Bekannter, ein amerikanischer Arzt. Doch Alex wird das Gefühl nicht los, dass noch mehr in diesem Haus lebt als diese paar Menschen.
In dieser Neuerzählung des Fall of the House of Usher, eine Kurzgeschichte von Edgar Allen Poe, die ich letzten Herbst gelesen habe, bekommen wir eine etwas ausführlichere Ausgestaltung der Ereignisse mit etwas mehr Antworten als im Original. Auch Alex als Charakter ist neu erfunden. Trotzdem folgt die Geschichte recht nah den Geschehnissen aus dem Original.
Alex als Charakter fand ich sehr spannend. Die Idee, dass Soldaten eigene Pronomen erhalten und damit über der simplen Geschlechtertrennung stehen, fand ich sehr interessant. Wir haben auch Charaktere, die mit diesem Konzept ihre Problemchen haben, was für viele Leser vielleicht auch eine Hilfe ist. Alex spricht auch darüber, dass einige Personen daher den Militärdienst nutzen, um Geschlechterrollen zu entkommen. Alex dagegen hat sich dafür entschieden, damit Alex' Familie genug Geld hat.
Als weitere Charaktere lernen wir Madeline und Roderick kennen. Die beiden letzten Ushers haben die zerfallende Villa geerbt und aus finanziellen Gründen müssen sie dort wohnen. Madeline hat eine ominöse Krankheit, Roderick scheint aber auch nicht ganz fit zu sein. Außerdem ist ihr Freund Denton vor Ort, der Arzt ist, aber nicht wirklich qualifiziert, Madeline zu helfen. Das sind, wenn ich mich nicht völlig täusche, die Figuren aus der Originalgeschichte, die hier etwas mehr Charakter erhalten. Daneben haben wir Miss Potter, die Pilze studiert und immer wieder in der Umgebung des Hauses auftaucht. Sie fand ich auch besonders spannend. Allerdings bekommen sowohl die Briten als auch die Amerikaner hier ein bisschen ihr Fett weg.
Die Geschichte fand ich nicht sehr spannend, wenn man die Originalgeschichte kennt und das Cover anschaut, dann weiß man ja, was los ist. Dennoch fand ich es gut geschrieben und sehr atmosphärisch. Kingfisher hat sich auch bemüht, die Verbindungen zwischen dem Befall und dem Effekt - um mal nicht zu viel zu sagen - realistischer aufzuziehen als andere Geschichten in dieser Richtung. Es gibt auf jeden Fall eine schaurige Momente, und in einem davon wird auch ein Hase seziert, nur dass ihr gewarnt seid.
Ich denke, dass die Geschichte hier wirklich in der Kürze die Würze findet. Länger hätte sie nicht sein können, ohne dass es sich zu sehr zieht. Hier macht die Autorin für mich alles richtig. Mir hat ein bisschen der klassische Kingfisher-Schreibstil gefehlt. Ich habe jetzt schon recht viele ihrer Bücher gelesen, und ich liebe ihren Humor. Der hält sich hier aber sehr zurück. Es gibt schon Schmunzler, vor allem auch wenn es um Alex' Pferd Hob geht, aber kein Vergleich zu anderen Büchern. Mir hat dadurch was gefehlt, auch wenn es tonal hier vielleicht nicht gepasst hätte.
Alles in allem empfehle ich die Geschichte - und jetzt sage ich etwas schockierendes: ich mag sie lieber als Mexican Gothic. Was da der Vergleich ist, könnt ihr euch entweder denken, oder ihr müsst beide Bücher lesen und es herausfinden. Es ist nicht mein liebstes Kingfisher-Buch (das bleibt Nettle & Bone), und auch nicht mein liebster Horror von ihr (da fand ich sowohl Hollow Places als auch House with Good Bones besser). Aber es ist trotzdem eine solide Novelle mit Gruselfaktor. Ich werde bald auch Band 2 lesen und davon berichten.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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