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Donnerstag, 14. März 2024

Death at Wentwater Court


Hallo meine Mysteryfreunde,

heute kommen wir zu einem Buch, das leider eine Enttäuschung von mir war. Nachdem ich Miss Fisher in Buchform ausprobiert hatte, wollte ich gern ähnliche Bücher dazu testen. Und grundsätzlich klang dieses Buch wirklich sehr ähnlich: eine hochwohlgeborene Hobbydetektivin in den 1920er Jahren löst einen Mordfall. Kann ja nix schiefgehen - oder?

Die Fakten:

  • Autor: Carola Dunn
  • Sprecher: Bernadette Dunne
  • Titel: Death at Wentwater Court (dts: Miss Daisy und der Tote auf dem Eis)
  • Reihe: Daisy Dalrymple 1
  • Erschienen: 1994
  • Verlag: Blackstone Audio
  • Dauer: 6 Std 38min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "No stranger to sprawling country estates, wealthy Daisy Dalrymple is breaking new ground in having scandalously traded silver spoon for pen and camera to cover a story for Town and Country magazine. But her planned interviews with the inhabitants of Wentwater Court give way to interrogation after suave Lord Stephen Astwick meets a dire fate on the tranquil skating pond. Armed with evidence that his fate was anything but accidental, Daisy joins forces with Scotland Yard to examine an esteemed collection of suspects and to see that the unlikely culprit doesn't slip through their fingers just as the unfortunate Astwick slipped through the ice."

Zur Handlung: Daisy Dalrymple ist eine junge Frau aus gutem Hause, die sich nun ein eigenes Leben aufbauen möchte. Von dem Wohlstand der Familie abgeschnitten, arbeitet sie für ein Magazin und soll ihre guten Kontakte nutzen, um englische Landhäuser vorzustellen. Das erste dieser Landhäuser ist Wentwater Court im Familienbesetz einer angesehenen englischen Familie. Es ist kurz nach den Weihnachtsfeiertagen, und die Familie ist mit wenigen Gästen versammelt.

Zur diesen Gästen zählt auch Lord Stephen Astwick, den niemand leiden kann und wo auch irgendwie unklar ist, wie dieser zu einer Einladung gekommen ist. Fest steht allerdings, dass er ein Schwindler ist, der Männer gern um ihr Geld und ihre Ehefrauen bringt. Doch kurz nach Daisys Ankunft, wird Lord Stephen plötzlich tot aufgefunden, und aus ihrem idyllischen Aufenthalt um ihren Artikel zu schreiben wird eine Mordermittlung.

Das Buch geht ganz seicht und entspannt los mit Daiysy Zugreise und Ankunft im ländlichen England. Sofort ist sie besorgt, dass sie zu Fuß mit ihren schicken Schuhen nach Wentwater Court laufen muss, aber dann wird sie natürlich mit dem Auto abgeholt. Es plätschert schön dahin, leichte Unterhaltung. Das erste Mal sauer aufgestoßen ist es mir, als Daisy dann im Haus einen Mann trifft, den sie sehr für seinen Geschäftssinn bewundert - und der Plantagenbesitzer in Südamerika ist. Klar kann man in Kolonialisten große Wirtschaftshelden sehen... aber muss man vielleicht nicht.

Dann geht es aber mit dem Mordfall weiter. Hier erwartet uns ein recht klassischer Aufbau - Daisy kennt alle wichtigen Player bereits vor dem Mord. Nachdem der Tote gefunden wird (mit dem deutschen Titel völlig überraschend auf dem Eis), kommt ein Detektive der Scotland Yard zum Anwesen, um zu ermitteln. Dieser arbeitet gerade auch an einem hochkarätigen Diebstahl. Und er bittet Daisy um Hilfe, weil seine Untergebenen noch mit dem Diebstahlfall beschäftigt sind.

Es folgt dann eine ganze Reihe von Interviews und einige Durchsuchungen von Zimmern, wo die beiden gemeinsam Hinweise suchen. Anders als mit Miss Fisher geht es mit Daisy also ganz klassisch und ruhig zu. Wir befragen alle Familienmitglieder, wir decken kleine und große Geheimnisse auf, die vor allem mit der neuen Frau des Lords zu tun haben, dem Wentwater Court gehört. Und Daisy ist irgendwie immer mittendrin - sie hat eben auch ein Gesicht, bei dem ihr immer alle ihre Geheimnisse erzählen.

Daisy als Charakter ist dabei ziemlich unaufregend. Sie ist eine progressive Frau für die Zeit, die einer eigenen Arbeit nachgehen und ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen will. Dennoch ist sie immer erleichtert, wenn Leute sie retten, wenn sie am Bahnhof steht und so weiter. Im Vergleich mit Miss Fisher ist sie klassisch und blass, aber ich fand sie trotzdem eine gute Hauptfigur. Ein bisschen archaisch sind dann ihre Gedanken zu dem Detektive, den sie zwar sehr hot findet, aber der gesellschaftlich eigentlich so weit unter ihr steht, dass das nicht denkbar ist.

Über die anderen Charaktere möchte ich nicht zu viel sagen. Es geht im Großen und Ganzen hier etwas inzestiös zu. Das Familienoberhaupt hat eine junge Frau geheiratet, die ein dunkles Geheimnis hat. Es scheint, dass der Ermoderte dieses Geheimnis gekannt hat und sie damit sogar erpressen wollte. Gleichzeitig haben die erwachsenen Söhne des Familienoberhaupts sehr gegensätzliche Gefühle in Bezug auf ihre neue Stiefmutter. Den Rest erspare ich euch.

Bis dahin war alles gut und auch recht unterhaltsam. Und dann kommt die Auflösung des Falls, und hier war es dann für mich leider vorbei. Wenn ihr das Buch noch lesen möchtet, dann klickt jetzt bitte weg, denn ich werde ein paar Dinge spoilern müssen. Es stellt sich am Ende heraus, dass der Mord eigentlich doch eher ein Unfall war - und dass der Ermordete ein Vergewaltiger ist. Daraufhin beschließt Daisy, dass niemand für den Tod verantwortlich ist und denkt sich einen Plan aus, der den Totschläger (ist ja kein Mörder mehr) außer Landes bringt. Natürlich ist der hotte Detektive damit nicht happy, aber Daisy sagt dann, und hier wird es wirklich eklig: ein Exil in Brasilien als Verwandter des Plantagenbesitzers zwischen (und hier verwende ich nettere Ausdrücke als sie) Schlangen und den Ureinwohnern Südamerikas sei doch eigentlich ein schlimmeres Schicksal als das Gefängnis und der ruinierte Ruf. Deswegen soll Mr Detektive nochmal ein Auge zudrücken und sie trotzdem mögen.

Ich habe wirklich lange nichts mehr gelesen, das so offensichtlich rassistische Stereotype und Vorurteile in eine Geschichte einbaut. Aber da wusste ich dann direkt wieder, warum ich eigentlich keine Bücher aus den 90er lese, wenn ich es vermeiden kann. Mir hat es das Buch auf jeden Fall richtig versaut. Was man vielleicht positiv noch erwähnen kann: das Hörbuch hatte eine deutlich bessere Qualität als Miss Fisher. Trotzdem werde ich Daisy Dalrymple nicht weiterhören. 

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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