Hallo meine Lieblingsleser,
jetzt habe ich doch etwas unfreiwillig wieder eine längere Pause gemacht, aber ich musste auf Arbeit zu viel schreiben, als dass ich dann abends auch noch tippen wollte. Jetzt ist aber Osterurlaub, und hoffentlich kann ich hier auch ein bisschen was abarbeiten. Heute kommen wir zu einem Buch, das ich heiß ersehnt habe. Das erste Buch der Autorin, Firekeeper's Daughter, war für mich ein Überraschungshit, und manchmal macht mir das dann etwas Angst, wenn ein nächstes Buch erscheint. Die beiden sind lose miteinander verbunden, aber ihr könnt sie auch unabhängig voneinander lesen.
Die Fakten:
- Autor: Angeline Boulley
- Sprecher: Isabella Star LaBlanc
- Titel: Warrior Girl Unearthed
- Erschienen: 2023
- Verlag: Macmillan Audio
- Dauer: 11 Std 32min (ungekürzt)
- Preis: 9,95 Euro (im Abo)
- Klappentext:
"Perry Firekeeper-Birch was ready for her Summer of Slack but instead, after a fender bender that was entirely not her fault, she’s stuck working to pay back her Auntie Daunis for repairs to the Jeep. Thankfully she has the other outcasts of the summer program, Team Misfit Toys, and even her twin sister Pauline. Together they ace obstacle courses, plan vigils for missing women in the community, and make sure summer doesn’t feel so lost after all. But when she attends a meeting at a local university, Perry learns about the “Warrior Girl”, an ancestor whose bones and knife are stored in the museum archives, and everything changes. Perry has to return Warrior Girl to her tribe. Determined to help, she learns all she can about NAGPRA, the federal law that allows tribes to request the return of ancestral remains and sacred items. The university has been using legal loopholes to hold onto Warrior Girl and twelve other Anishinaabe ancestors’ remains, and Perry and the Misfits won’t let it go on any longer. Using all of their skills and resources, the Misfits realize a heist is the only way to bring back the stolen artifacts and remains for good. But there is more to this repatriation than meets the eye as more women disappear and Pauline’s perfectionism takes a turn for the worse. As secrets and mysteries unfurl, Perry and the Misfits must fight to find a way to make things right–for the ancestors and for their community."
Zur Handlung: Alles, was Perry will, ist, ihren freien Sommer mit Fischen zu verbringen. Sie liebt die Natur, und sie liebt das Angeln, und ihr liegt nichts an einer akademischen Karriere, an der Schule oder einem Abschluss von der Uni. Doch als Perry aus Versehen in einen Unfall gerät, bei dem ihr Auto beschädigt wird, muss sie zusammen mit ihrer perfekten Zwillingsschwester ein Sommerpraktikum absolvieren, um für die Reparatur zahlen zu können.
So landet Perry im Museum, um ihr Praktikum zu verrichten - und das bei dem Betreuer, den die meisten in ihrem Umfeld für ziemlich verrückt halten. Doch Perry stellt schnell fest, dass man manche Vorurteile besser ignorieren sollte, und lebt sich gut in ihren Job ein. Dann wird sie auf ein Treffen mitgenommen, bei dem es um die Rückgabe von kulturellen Gegenständen und Überresten an indigene Völker geht, und sie muss feststellen, dass das System dieser Repratiierung in den USA unzulänglich ist, und sie etwas tun muss...
Gleich zu Beginn möchte ich sagen: dieses Buch wird teilweise als Heist-Geschichte beworben, also eine Geschichte, in der ein Verbrechen geplant und durchgeführt wird, und wir für die Verbrecher sind. Hier möchte ich direkt warnen, dass die Frage, ob ein Rückdiebstahl von Gebeinen und kulturellen Gegenständen nötig ist und wie dieser aussehen könnte, nur einen kleinen Teil des Buches darstellt. Wenn ihr das Buch nur dafür lest, werdet ihr sehr lange darauf warten.
Perry Firekeeper ist die Nichte unserer Hauptfigur aus dem ersten Buch der Autorin. Dadurch sind die Bücher theoretisch verbunden, inhaltlich macht es wenig Unterschied. Manche Anspielungen werdet ihr dann vielleicht nicht verstehen, aber das ist nie etwas Wichtiges, sondern eher so Cameo-Auftritte. Perry ist ähnlich wie Daunis eine Kämpernatur, aber am Anfang der Geschichte weiß sie es vielleicht noch nicht. Während Daunis sich sehr für ihre Familie aufopfern wollte, aber auch wirklich gern ans College, ist Perry zufrieden mit ihrem Leben, und sie liebt die Nähe zur Natur, das Angeln, und die Wertschätzung, die ihre Vorfahren der Natur schon so lange entgegengebracht haben. Ich mochte Perrys Entwicklung in diesem Buch sehr, wie sie etwas findet, dass sie bewegt und antreibt, und wie sie trotzdem sie selbst bleibt. Eine sehr spannende Hauptfigur für mich.
Neben Perry gibt es noch weitere wichtige Figuren. Pauline ist ihre Zwillingsschwester und eher die akademisch Begabte, das goldene Kind. Aber sie kämpft auch mit Angststörungen und nervösen Ticks. Ich mochte, wie nah sich die beiden Schwestern sind, obwohl sie so unterschiedlich sind. Ich liebe es, wenn Geschwister sehr verschieden, aber tief verbunden in Geschichten dargestellt werden. Daneben haben wir die anderen Teenager, die mit Perry für das Praktikum zusammenarbeiten, eine Teenager-Mutter, die sich nicht auf Klischees reduzieren lässt, Perrys besten Freund aus Kindheitstagen, und einen neuen Jungen, der Interesse an Perry hat. Ich mochte diese Charaktere alle, und sie ergeben eine tolle Gruppe von Misfits.
Dann haben wir noch Perry Chef vom Praktikum. Diesen Charakter mochte ich auch so sehr. Die Leute halten ihn für verrückt, aber das ist er eigentlich gar nicht. Er gibt nur wenig darauf, was andere von ihm denken. Ihm ist die Bewahrung der Kultur seiner Vorfahren enorm wichtig, und damit auch die Repatriierung. Er geht mit Perry wie mit einer erwachsenen Person um, kümmert sich sehr gut um sie, aber zeigt ihr auch Grenzen. Eine ganz tolle Mentorenfigur.
Inhaltlich lernen wir viel darüber, warum die Rückgabe von kulturellen Gegenständen und Überresten aus Museen und Universitäten an indigene Völker so enorm wichtig ist. Dabei werden auch die Möglichkeiten aufgezeigt, mit denen Institutionen den Prozess über Jahrzehnte hinauszögern können. Besonders eklig ist auch die Darstellung, wie manche Wissenschaftler die Gebeine als ihr Eigentum ansehen, weil sie diese schon längere Zeit beforschen. Leider bestimmt gar zu realistisch. Ich habe hier auf jeden Fall viel gelernt, und finde das Thema auch unglaublich relevant. Auch in Deutschland gibt es einiges zurückzugeben, und auch hier geht es nur schleppend voran, auch wenn es hier eher mit der Kolonialgeschichte verbunden ist.
Im Kern ist dieses Buch aber schon auch eine Mystery-Geschichte, denn während das alles vor sich geht, verschwinden junge Frauen aus der Community. Immer mehr wird klar, dass hier ein Muster vorliegt, und an einem bestimmten Punkt wird Perry mit ihren Freunden in diesen Fall hineingezogen. Hier wird es am Ende dann auch nochmal spannend und gefährlich für unsere Charaktere. Ich habe auf jeden Fall mitgefiebert, aber auch gut mitgeraten.
Alles in allem war das Buch für mich wieder ein voller Erfolg. Ich bin gespannt und freue mich darauf, was die Autorin als nächstes schreibt. Sie ist eine begnadete Geschichtenerzählerin. Es gibt nichts, was mit an dem Buch nicht gefallen hat. Einzig und allein habe ich ein bisschen bereut, dass ich Firekeeper's Daughter nicht nochmal gelesen hatte vor diesem Buch, weil ich dadurch sicherlich von den Cameo-Sachen auch nicht alles mitbekommen habe. Aber irgendwann lese ich beide Bücher nochmal, vielleicht wenn es ein weiteres Buch aus dieser Welt geben sollte.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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