Hallo meine Historienhasen,
ich liebe es ja, Reihen hintereinander weg zu lesen. Das habe ich letztes Jahr auch wieder mit fünf Reihen gemacht, und ich glaube, ich habe euch keine einzige vorgestellt. Dieses Wochenende werden wir das hoffentlich ändern, und beginnen heute mit dem ersten Band dieser Trilogie. Ich hatte sehr hohe Erwartungen, weil ich so viel Gutes gehört hatte, und leider ist das manchmal ja gefährlich.
Die Fakten:
- Autor: Theodora Goss
- Titel: The Strange Case of the Alchemist's Daughter (dts. Der seltsame Fall der Alchimisten-Tochter)
- Reihe: The Extraordinary Adventures of the Athena Club 1
- Erschienen: 2017
- Verlag: Saga Press
- Seiten: 400
- Preis: 12,45 Euro
- Klappentext: "Mary Jekyll, alone and penniless, following her parents' death, quickly finds herself drawn into the secrets of her father's mysterious past. A clue leads her to believe that Edward Hyde, her father's former friend and a murderer, may be nearby, and there is still a reward for information resulting in his capture - a reward that would solve all her immediate financial woes. But her hunt brings her not to Edward Hyde but to Diana, his daughter, a near-feral child left to be raised by nuns. With the assistance of Sherlock Holmes and Dr Watson, Mary continues her search for the elusive Hyde, and soon gathers around her more women, all of whom have been created through terrifying experimentation: Beatrice Rappaccini, Catherin Moreau, and Justine Frankenstein. When their investigations lead to the discovery of a secret society of immoral and power-crazed scientists, the horrors of their past soon arrive on their doorsteps as well, and now it is up to the five women to stop the malicious machinations of the Société des Alchimistes. Quite simply, it is time for the monsters to triumph over the monstrous."
Zur Handlung: Als Marys Mutter stirbt, ist sie zunächst am Boden zerstört, doch sehr schnell muss sie sich zusammennehmen, denn mit dem Lebensende ihrer Mutter geht nun auch das Geld aus. Schweren Herzens muss sie das Personal der Familie entlassen, doch die eigenwillige Haushälterin Mrs Poole beschließt vorerst zu bleiben und Mary zu unterstützen. Als Mary die Finanzen ihrer Mutter durchgeht, findet sie allerdings etwas Seltsames.
Sie findet, dass Zahlung mit dem Betreff Hyde an ein Kloster in einem armen Stadtteil von London gemacht werden. Mary erinnert sich an Mr Hyde, der für ihren Vater gearbeitet hat, bevor dieser umgekommen ist, nur sehr vage. Aber sie weiß, dass es ein Kopfgeld für ihn gibt. Doch Mary will sich nicht allein auf die Suche nach so einem gefährlichen Mann machen, und bittet daher um die Hilfe des berühmten Sherlock Holmes.
Ich habe dieses Buch gekauft, weil ich immer davon gehört habe, wie hier diese jungen Frauen aus verschiedensten Schauerromanen zusammenkommen und sich das Spotlight holen, das sie schon immer verdienen. Entsprechend war ich auf volle Frauenpower eingestellt - und habe sie ehrlich nicht bekommen. Das hat viele Gründe, die ich jetzt hier versuche darzulegen.
Mary als Hauptfigur ist recht steif und rigide. Das hat auch seine Gründe, aber trotzdem wirkt mit ihr alles immer etwas distanziert. Sie ist sehr rational und kalkuliert, und sie ist wirklich keine Feministin. Allgemein kämpft das Buch damit, dass es im 19. Jahrhundert spielt, und für damalige Verhältnisse progressive Dinge heute irgendwie verstaubt und öde sind. Dagegen sind die damaligen moderaten Vorstellung der Welt heute einfach veraltet. Mary mochte ich trotzdem an sich gern, aber sie reißt einen nicht wirklich mit.
Neben Mary haben wir noch die anderen jungen Frauen. Als erste treffen wir davon Diana, die eigentlich eher noch ein Kind ist, rotzfrech und sehr laut. Dann haben wir Beatrice, die ich eigentlich am liebsten mochte, die aber eher zurückhaltend und leise ist und daher im Buch wenig zu Wort kommt. Dazu kommt noch Catherine, die das Buch schreibt, die ich aber sehr anstrengend fand. Und schließlich Justine, ebenfalls so ein interessanter Charakter, der aber durch seine zurückhaltende Art leider untergeht. Mrs Poole steht für die bürgerliche Sitte und ist für die Versorgung mit Essen zuständig - hier könnte man ja auch mal kritisch über die Klassen der damaligen Zeit werden, oder eben nicht.
Ein zentrales Problem, was ich mit diesem Buch hatte, trägt einen Namen: Sherlock Holmes. Nie, wenn jemand über dieses Buch gesprochen hat, habe ich vernommen, dass Holmes hier eine zentrale Rolle einnimmt. Und ist er einmal da, wird man ihn nicht mehr los. Jede Szene, in der er ist, dreht sich eigentlich nur noch um ihn. Und dass Mary dann zarte Gefühle für ihn entwickelt, macht alles irgendwie noch anstrengender. Hier waren meine Erwartungen einfach völlig anders. Dass in dieser Reihe ein Mann so die Schau stiehlt, das hatte ich einfach nicht gedacht.
Geschrieben ist das Buch übrigens in einem sehr interessanten Stil, denn Catherine, eine Figur aus dem Buch, schreibt das Buch über die Erlebnisse ihrer Freundinnen um Geld für ihr gemeinsames Leben zu verdienen. Die anderen Charaktere bekommen Gelegenheit, das Manuskript mit Kommentaren zu versehen, was sie auch eifrig machen - und das alles bekommen wir dann zu lesen.
Ich denke, der Mystery-Fall war hier noch ganz interessant. Im Stile von Jack the Ripper geht es um Morde an Frauen, die zur Unterschicht in London gehört haben. Die Morde sind blutig und verstörend, aber keiner kann sich erklären, warum sie geschehen. Als Leser hatte ich zumindest recht schnell eine Ahnung, was da dahintersteckt, aber die Erklärung war dann doch noch etwas komplexer als meine ersten Gedanken.
Es kommt am Ende dann auch zu einem Showdown, wo unsere Charaktere ziemlich in Gefahr geraten. Trotzdem ist das Buch im Grundton eher cosy, würde ich sagen. Es hat dieses historische Flair, wir folgen den Charakteren auf ihren Wegen durch London, wobei sie langsam Hinweise sammeln. Und es darf natürlich auch nicht an Schnittchen und Tee fehlen, sonst bräuchten wir Mrs Poole ja nicht.
Alles in allem hat mir das erste Buch ganz gut gefallen. Aber leider waren meine Erwartungen so hoch, dass es sich trotzdem enttäuschend angefühlt hat. Vor allem die unglaublich hohe Aufmerksamkeit auf Holmes hat mich genervt. Auch hatte ich ein wenig das Gefühl, dass ich von den Charakteren, die ich am spannendsten fand, am wenigsten gesehen habe. Aber es ist ein schönes Abenteuer für einen verregneten Tag. Es hat irgendwie was herzerwärmendes.
Morgen erzähle ich dann, wie es mir mit Band zwei ergangen ist, der dann einfach mal fast doppelt so lang ist wie Band 1!
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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