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Sonntag, 18. Oktober 2020

Mexican Gothic


Hallo meine Gruselfreunde,

heute möchte ich euch von einem recht neu erschienenen Buch berichten, auf das ich mich unglaublich gefreut habe. Außerdem war es das September-Buch im Dark Academics Book Club, was auch heißt, dass es dazu eine Chatgruppe gab. Leider ist es mir passiert, dass ich in diesem Chat den Twist gelesen habe, womit ich noch vorm Start des Buches wusste, was das Gruselige an diesem Buch ist. Das hat mein Leseerlebnis unglaublich beeinflusst, deswegen wollte ich das direkt hier am Anfang sagen.

Die Fakten:

  • Autor: Silvia Moreno-Garcia
  • Titel: Mexican Gothic
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Jo Fletcher Books
  • Seiten: 301
  • Preis: 13,99 Euro
  • Klappentext: "He is trying to poison me. You must come for me, Noemí. You have to save me. When glamorous socialite Noemí Taboada receives a frantic letter from her newlywed cousin begging to be rescued from a mysterious doom, it's clear something is desperately amiss. Catalina has always had a flair for the dramatic, but her claims that her husband is poisoning her and her visions of restless ghosts seem remarkable, even for her. Noemí's chic gowns and perfect lipstick are more suited to cocktail parties than amateur sleuthing, but she immediately heads to High Place, a remote mansion in the Mexican countryside, determined to discover what is so affecting her cousin. Tough and smart, she possesses an indomitable will, and she is not afraid: not of her cousin's new husband, who is both menacing and alluring; not of his father, the ancient patriarch who seems to be fascinated by Noemí; and not of the house itself, which begins to invade Noemi's dreams with visions of blood and doom. Her only ally in this inhospitable abode is the family's youngest son. Shy and gentle, he seems to want to help, but might also be hiding dark knowledge of his family's past. For there are many secrets behind the walls of High Place. The family's once colossal wealth and faded mining empire kept them from prying eyes, but as Noemí digs deeper she unearths stories of violence and madness. And Noemí, mesmerised by the terrifying yet seductive world of High Place, may soon find it impossible to leave this enigmatic house behind ..."

Zur Handlung: Noemí ist eine junge Frau, die in den 50er Jahren in Mexico aufgrund ihrer Familie in hohen Kreisen verkehrt. Sie spielt gern mit der Aufmerksamkeit der jungen Männer, will sich aber auf keinen Fall festlegen. Außerdem möchte sie ein Studium in Anthropologie beginnen. Dann ruft sie allerdings ihr Vater zu sich, denn ihre Cousine Catalina hat einen erschreckenden Brief geschrieben. Der Vater fürchtet um das Ansehen der Familie und schickt Noemí los, um herauszufinden, was vor sich geht.

Als Noemí in der entlegenen Gegend ankommt, in der ihre fantasievolle Cousine nun lebt, fühlt sie sich sofort an dunkle Märchen erinnert, die ihre Cousine früher gern erzählt hat. Das Haus der neuen Familie ihrer Cousine liegt weit von allem entfernt auf einem Berg. Diese Familie entstammt einer britischen Familie, die einst hier Silber geschürft hat. Und schnell kommt der Familienvorstand Howard Doyle darauf zu sprechen, dass Noemí als Mexikanerin einer seiner Meinung nach geringeren Rasse angehört als er...

Diese Geschichte schließt sich an bekannte Gothic-Bücher an, in denen unsere Heldin auf ein entlegenes Anwesen kommt, auf dem es vielleicht spukt oder vielleicht dunkle Kräfte herrschen. Da die Familie Doyle Briten sind, kann auch in dem mexikanischen Setting das typische britische Feeling aufgebaut werden - es gibt zum Beispiel einen englischen Friedhof auf dem Gelände. Passend dazu bekommt das Haus auch einen eigenen Charakter und ist damit ein Kernpfeiler der Atmosphäre und das einzige, was mir ganz gut gefallen hat.

Noemí ist eine junge Frau, die in den 50ern noch ungewöhnlich war, denn sie ist sehr stur und sucht sich ihren eigenen Weg. So tritt sie der Familie Doyle quasi von Anfang an nur auf die Füße, was diese nicht besonders toll finden. Nur der junge Sohn der Schwester des neuen Ehemanns von Catalina findet das Aufmüpfige an ihr anziehend. Ich mochte die ursprüngliche Exposition der Figur der Noemí, allerdings verliert sich ihre Charakter dann irgendwie im Laufe des Buchs.

Für mich war der Anfang des Buchs am stärksten - allerdings finden den viele andere Leser langweilig. Wir lernen Noemí kennen, die wirklich anziehend ist. Außerdem reisen wir mit ihr an diesen atmosphärischen Ort und treffen die sehr bedrückende Familie Doyle. Das erste Abendessen in dieser Familie macht einem wirklich ein flaues Gefühl in den Magen. Allerdings zieht sich die Mitte dann hin, während gefühlt immer wieder das Gleiche passiert. Und da ich das Ende ja schon kannte, war da dann auch der Drive weg.

Was mich sehr gestört hat, war, dass Noemí auf dem Papier zwar herausfinden will, was ihrer Cousine zugestoßen ist, sehen wir sie recht wenig tun. Vor allem hatte ich mir gewünscht, dass sie das Haus der Doyles mehr unter die Lupe nimmt. Stattdessen kommt das Spukige vor allem in ihren Träumen oder während ihrer Raucherpausen quasi aus Versehen vor. 

Völlig fehl am Platz war für mich auch die Romanze, die sich entwickelt. Diese war für mich absolut nicht glaubhaft und hat mir auch Noemí als Charakter irgendwie unsympathischer gemacht. Die Noemí am Ende hatte mit der vom Anfang dann nicht mehr viel gemein. Ich fand, dass die Romanze nur dafür da war, am Ende dann praktisch zu sein, aber reingepasst hat das nicht.

Auch wird sehr viel von dem Gruselfaktor über sexuelle Bedrohung hergestellt. Ich möchte da nichts spoilern, aber es ist ein sehr starkes Motiv. Das mag inhaltlich auch Sinn machen, da das Buch ja auch etwas über Kolonialisierung und die Sicht auf den Körper von Mexikaner*innen aussagen möchte, aber trotzdem sollte man sich darauf vorbereiten. Und mir hat das absolut nicht zugesagt, ich mag meinen Horror einfach lieber auf anderen Ebenen. In manchen Szenen ist mir regelrecht schlecht geworden - aber nicht auf eine gute Art.

Und dann haben wir das Ende. Natürlich spoilere ich hier nicht, aber man muss schon sagen, dass dann plötzlich alles sehr schnell geht. Wir bekommen weirde Flashbacks zurück zum Ursprung von allem, dann bekommen wir eine Hetzjagd, dann bekommen wir ganz viel Übernatürliches und zum Schluss... ja, ist man irgendwie verwirrt. Auch in der Liveshow des Buchclubs kam heraus, dass das Ende einige Lücken und Fragen hinterlässt, und man nicht so das Gefühl hat, das alles von der Autorin gut durchdacht wurde. 

Allerdings haben viele Menschen den Twist als gut befunden - dazu kann ich nichts sagen. Da ich den Twist wusste, fand ich die Handlung unglaublich vorhersehbar. Leider war Mexican Gothic damit für mich eine große Enttäuschung. Das Buch ist sicherlich nicht schlecht, aber es war auch nicht das, was ich mir erhofft hatte. Ich glaube, man sollte von diesem Buch einfach nicht zu viel erwarten - was ich nach den ersten Rezensionen getan habe. Gruselig wird es schon, einen Twist gibt es auch, und eklig geht es her. Wer das mag, ist gut aufgehoben.

Habt ihr schon von dem Buch gehört? Oder ist das nicht so euer Ding?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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