- Autorin: Charlotte McConaghy
- Übersetzerin: Tanja Handels
- Roman
- 2020 erschienen
- 400 Seiten
- S. Fischer Verlag
- Preis: 22,00€ (gebundenes Buch)
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Freitag, 28. Mai 2021
Zugvögel
Mittwoch, 26. Mai 2021
Die Muse von Dior
Dior ist uns sicher allen ein Begriff. Da ich solche geschichtlichen Romane, die bekannte Persönlichkeiten mit Leichtigkeit einbauen, sehr mag, dachte ich, da kann ich doch nichts falsch machen.
Fakten:
- Autor: Marius Gabriel
- Übersetzer: Anja Schünemann, Martina Tichy
- Roman
- 2019 erschienen
- 384 Seiten
- Rowohlt Taschenbuch Verlag
- Preis: 12,99€ (Broschiert)
Klappentext:
"Frankreich, 1944: Oona Riley, genannt Copper, ist ihrem Mann, einem amerikanischen Kriegsreporter, nach Paris gefolgt. Seit dem Ende der deutschen Besatzung herrscht in der Stadt trotz Entbehrungen und Schwarzmarkt eine vibrierende Aufbruchsstimmung. Auch Copper träumt von einem aufregenden, selbstbestimmten Leben. Sie ist es leid, nur als Sekretärin für ihren Mann zu arbeiten und dessen Untreue zu erdulden. Als sie zufällig Christian Dior begegnet, scheint ihr Traum in Erfüllung zu gehen. Der aufstrebende Modedesigner macht sie zu seiner Muse. Durch ihn erhält Copper Zutritt zu einer schillernden Welt internationaler Künstler und Bohemiens. Endlich wagt sie sich aus dem Schatten ihres Mannes. Und erfährt, was ihr Herz wirklich berührt. Aber während Paris langsam zu neuem Glanz erwacht, droht Coppers Glück schon bald zu zerbrechen …"
Auch wer diesen Text liest, freut sich eigentlich auf eine fesselnde Geschichte oder? Naja ich möchte es nicht ganz schlecht machen, aber so richtig glücklich war ich am Ende nicht.
Copper ist ein feministisch dargestellter Charakter in einer Entwicklung dies auch auszuleben. Doch sie gelangt nie so richtig zu einer Entscheidung. Durch ihre Unentschlossenheit wird die Geschichte immer weiter fortgeführt.
Dabei treffen wir auf verschiedene Nebencharaktere. Eine drogenabhängige junge Frau die Zuflucht bei Copoer findet, obwohl diese sie verabscheut.
Ein Mann der einige Jahre älter ist als sie, bei so einer Art Geheimdienst tätig ist und ihr komplett verfallen ist. Wir wissen aber nicht so wirklich warum.
Dann auch eine Frau die sich und ihren Körper in einer Art Variete verkauft und darstellt. Sie ist lesbisch und ebenso schwer verliebt in Copper.
Und ja dann gibt es auch Dior. Er ist wirklich genauso gleich prioritär wie die anderen Figuren und kommt dabei fast schon langweilig daher. Das hat mich wirklich sehr geärgert, denn ich hätte gern mehr um dieses Leben erfahren. Es wurde auch nicht erklärt warum Copper nun seine Muse ist und wie sich das zeigt. Er nennt sie einfach nur sehr oft seine Muse.
Ein ganz spannendes Thema, welches ich aber schon wieder fast vergessen habe ist, dass Copper Journalistin ist und sich auf die Fashionwelt spezialisiert. Für die Zeit wirklich ungewöhnlich und herausragend. Aber daran sieht man wie uninspiriert dass ganze geschrieben wurde.
Ohne da Klischees bedienen zu wollen, aber es hat halt ein Mann geschrieben. Ja den Rest könnt ihr selbst interpretieren. Meins war der Schreibstil allgemein nicht so.
Was ich auch immer störender empfand war die Sexualisierung so vieler Momente. Das war mir einfach zu viel und übertrieben. Klar passt es auch zur Exzentrik der Szene, aber muss denn jede Begegnung mit einer lesbischen Frau oder einem schwulen Mann in Anspielungen enden? Nein!
Ja also so richtig genießen konnte ich diese Geschichte nicht und ich hätte sie auch fast abgebrochen, aber eben nur fast. Wirklich empfehlen kann ich es nicht und lasse das deswegen auch,
eure Blue Diamond.
Sonntag, 23. Mai 2021
Der Junge, der vom Frieden träumte
Hallo meine Lieblingsleser,
in den letzten Wochen waren die Nachrichten wieder voll von Israel und Palästina. Dabei sind die westlichen Medien ja meist stark an das israelische Narrativ angelehnt, dass diese sich nur gegen die terroristische Hamas verteidigen würden. Dagegen war Twitter (zumindest in meiner Timeline) voller Augenzeugenberichte aus Palästina, und auch die Anzahl der Toten und Verletzten zeigt deutlich, wer in diesem "Konflikt" welche Waffen einsetzt und wer sich kaum verteidigen kann. Auf jeden Fall hat mich das alles inspiriert, endlich dieses Buch zu lesen, das meine Mutter mir schon vor Jahren ausgeliehen hatte, weil sie es gern mochte.
Die Fakten:
- Autor: Michelle Cohen Corasanti
- Titel: Der Junge, der vom Frieden träumte (Original: The Almond Tree)
- Übersetzung: Adelheid Zöfel
- Erschienen: 2016
- Verlag: Fischer Taschenbuch
- Seiten: 397
- Preis:
- Klappentext: "Palästina, 1954: Als seine zweijährige Schwester auf der Jagd nach einem Schmetterling in ein Minenfeld gerät, zerbricht Ahmeds heile Welt als Sohn eines wohlhabenden Orangenzüchters. Von da an ist nichts mehr wie zuvor im Leben des Zwälfjährigen. Er ist es, der die Familie versorgen muss, als der Vater verhaftet wird. Und er ist es, der dank einer außerordentlichen Gabe eine große Chance bekommt..."
Zur Handlung: Ahmed wächst im sogenannten Dreieck auf, einer Region in Israel, in der zunächst sehr viele arabische Personen leben. Die Gegend ist geprägt von der israelischen Siedlungspolitik, die die palästinensischen Dörfer immer mehr von der Außenwelt abschneidet, sodass diese am Ende kaum noch Platz zum Leben haben. Außerdem wird dort alles durch die Israelis kontrolliert - es darf niemand beerdigt werden und kein Haus gebaut werden ohne Genehmigungen, für die man ewig kämpfen muss.
Ahmeds Familie ist im Besitz von einem Orangenhain, der der Familie in der Vergangenheit Wohlstand gebracht hat. Doch davon sehen wir recht wenig, denn direkt zu Beginn der Geschichte von die Familie innerhalb einer halben Stunde enteignet. Sie werden auf einen Hügel zu einer Hütte gebracht, hinter der ein Mandelbaum steht. Dies sei ihr neues Zuhause. Der Vater muss fortan auf dem Bau arbeiten, um die Familie zu ernähren. Doch alles ändert sich in der Nacht, als Ahmed einen Mann des Widerstands dabei erwischt, wie er Waffen unter dem Mandelbaum vergräbt...
Diese Geschichte war für mich etwas Neues, da sie auf die Palästinenser fokussiert. Daher habe ich das Buch auch gelesen. Allerdings war mir gleich zu Beginn aufgefallen, dass die Autorin eine amerikanische Jüdin ist. Da fragt man sich natürlich schon, mit welchen Vorstellungen die Autorin an das Buch herangetreten ist. Daher werde ich im Folgenden vor allem auch auf kritische Punkte eingehen, die mir als Außenstehender aufgefallen sind. Ihr werdet sicherlich auch Kritiken von Personen finden, die sich mit dem Thema besser auskennen und mehr darauf eingehen können.
Ahmed als Hauptcharakter hat mir ehrlich gesagt nicht so gut gefallen. Wir folgen in dieser Sicht einem Jungen, der im Konflikt zwischen Palästina und Israel groß wird. Er ist stark geprägt durch die pazifistische Sichtweise seines Vaters und durch die Notwendigkeit, seine Familie zu verteidigen und zu ernähren. Allerdings wird er auch als ein Mathegenie dargestellt - dies ist die Chance, die er bekommt. Im Laufe des Romans kann er Physik studieren und wird ein bedeutender Forscher. Allerdings hat mir dieser Aspekt in zweierlei Hinsicht nicht so gut gefallen.
Als erstes ist da sehr offensichtlich dieses Moment, dass er die Chance auf ein Leben als Wissenschaftler nur bekommt, weil er ein "Genie" ist. Während seine Landsleute und seine Familie weiter in Armut leben (zumindest während seines Studiums), bekommt er die Chance auf mehr, weil er ein Wunderkind ist. Ahmed sieht das allerdings eher als den Beleg dafür, dass ja nicht alle Israelis schlimm und diskriminierend sind, und weniger als den Fakt, dass nur die Palästinenser irgendeine Chance kriegen, die absolut besonders sind. Er bleibt damit auf einem Auge blind für die Diskriminierung und die Verbrechen, die an seinem Volk begangen werden.
Als zweites hat mich auch einfach die Darstellung der Wissenschaft als etwas absolut Exklusives gestört. Die Art und Weise wie sein Studium und seine Karriere präsentiert werden, haben für mich (als Promovierende) nichts mehr der Realität des Wissenschaftsbetriebs zu tun. Ich mochte einfach diese Sichtweise nicht, dass nur Menschen mit dieser fast übernatürlichen Gabe später mal große Wissenschaft vollbringen. Zwar arbeitet Ahmed dann mit einem israelischen Professor gemeinsam, aber es hat immer den Anschein, als würde er diese genialen Dinge alle durch seine Begabung vollbringen. Für mich ist Wissenschaft etwas anderes - Teamwork, harte Arbeit, Durchhaltevermögen.
Kommen wir nochmal auf den Professor zurück. Diesen Teil fand ich eigentlich am absurdesten am ganzen Roman: der Professor scheint (wenn ich es richtig verstanden habe) derjenige Soldat gewesen zu sein, der Ahmeds Vater brutal zusammengeschlagen hat während seiner Verhaftung. Dann setzt er seine eigene Karriere aufs Spiel, um Ahmed von der Uni zu verweisen - mithilfe von Lügen. Als das schließlich auffliegt, zwingt Ahmed den Professor zur Zusammenarbeit. Es gibt dann eine Szene, die darstellen soll, wie die beiden sich gegeneinander öffnen. Der Professor spricht darüber, wie seine ganze Familie im Holocaust getötet wurde. Ahmeds kreative Antwort darauf ist: ja, das waren aber ja nicht wir Palästinenser. Am Ende entsteht für mich in dieser Szene das klare Bild, dass die Palästinenser doch nur verstehen müssen, wie traumatisiert die Israelis alle sind, und dann könnten sie sich gegenseitig verzeihen und gemeinsam in die Zukunft gehen. Leider geht diese Idee völlig an aller Realität vorbei. Wenn man bedenkt, was zu diesem Zeitpunkt mit Ahmeds Familie alles geschehen ist, ist seine Vergebung absolut nicht nachvollziehbar - und in meinem Kopf auch nicht richtig.
Ein Teil des Buches widmet sich dann auch Ahmeds Liebesleben, was mich herzlich wenig interessiert hat. Zunächst verliebt er sich in eine Studentin, wobei das Machtgefälle zwischen Studentin und Dozenten so gar nicht thematisiert wird. Als sie schließlich von ihrem Vater an einen anderen Mann verheiratet wird, weil Ahmed so lange zögert um ihre Hand zu bitten, fühlt er sich von ihr benutzt... ist klar. Ich meine, sie musste einen Mann heiraten, von dem wir wissen, dass sie zuvor schon in einen Hungerstreik gegangen war, um die Hochzeit zu verhindern, aber sie hat Ahmed benutzt. Dann verliebt Ahmed sich in einer amerikanische Jüdin, was in seiner (und ihrer) Familie zu großem Drama führt. Jetzt kommt ein großer Spoiler, im Zweifel also lieber erst den nächsten Absatz lesen: Nach der Hochzeit wird diese Jüdin von den Israelis getötet, weil sie Ahmeds Haus zerstören wollen und sie es verhindern will. Dieser Tod war so unnötig und nur für den Schockvalue da. Es hat absolut nichts in der Geschichte beigetragen - und immer noch ist Ahmed so: naja, passiert halt, schade. Wie kann ein Mann in so einem Moment nicht wütend auf Israel werden? Naja, am Ende wird er dann an eine Frau aus seinem Dorf verheiratet, den Teil fand ich dann ok, aber nicht wirklich gut entwickelt.
Der letzte Teil des Buches hat mir dann wieder richtig gut gefallen, allerdings greift er leider zu kurz. In diesem Teil trifft Ahmed nun in seinen sechzigern wieder auf seinen kleinen Bruder Abbas. Dieser lebte stets in Ahmeds Schatten und hat sich über die Zeit stark radikalisiert. Jahre zuvor war er verschwunden und arbeitet nun in Gaza für die Hammas. Ahmed reist mit vielen Hürden nach Gaza, um den Bruder "zu retten". Im Streitgespräch dieser ungleichen Brüder wurden dann endlich die Dinge gesagt, die mir im Buch gefehlt haben. Abbas hat Wut, ist zornig, hasst. Und das ist natürlich auch nicht die Lösung, aber in dieser Konfrontation sieht Ahmed schließlich, was er in seinem schnieken Wissenschaftler-Leben alles zurückgelassen hat. Um seine Familie hat er sich gekümmert (na zumindest im die kleinen Brüder), aber was hat er dabei alles nicht getan? Aber hier hört das Buch dann irgendwie auf mit einer Rede, wie er nun Palästina helfen will. Für mich leider unbefriedigend.
Alles in allem ist dies ein interessantes Buch, aus dem man einiges über das Leben in Israel lernen kann. Allerdings kam mir die aktuelle Situation zu kurz, Vieles spielt in den 50er und 60er Jahren. Außerdem konnte ich mit dem Hauptcharakter leider wenig anfangen. Ich habe den Schreibstil des Buches gemocht und das Buch sehr schnell gelesen. Insgesamt ist es für mich in Ordnung, aber ich denke, es gibt bessere Bücher zum Thema.
Habt ihr das Buch gelesen? Und wie habt ihr das empfunden?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
Mittwoch, 19. Mai 2021
Ich diss dich
- Autor: Arno Strobel
- Erzählerin: Lydia Herms
- Krimi
- 1h 13min
- 2021 erschienen
- Audio-To-Go Publishing Ltd.
- Preis: 4,61€ (Download)
Sonntag, 16. Mai 2021
On Earth We're Briefly Gorgeous
Hallo liebe Bücherwürmer,
im Mai findet der Asian Readathon statt, bei dem es das Ziel ist, Bücher von asiatisch-stämmigen Autoren oder mit asiatisch-stämmigen Charakteren zu lesen. Ich hatte vor einigen Jahren schon mal daran teilgenommen, und dachte, da es gerade ja auch gut zu allem passt, was in der Welt so los ist (leider ja fast nie Gutes), mache ich dieses Jahr wieder mit. Dieses erste Buch dafür habe ich zufällig in der Bibliothek entdeckt, als die wieder aufgemacht hat.
Die Fakten:
- Autor: Ocean Vuong
- Titel: On Earth We're Briefly Gorgeous
- Erschienen: 2019
- Verlag: Penguin Press
- Seiten: 244
- Preis: 10,29 Euro
- Klappentext: "On Earth We're Briefly Gorgeous is a letter from a son to a mother who cannot read. Written when the speaker, Little Dog, is in his late twenties, the letter unearths a family's history that began before he was born - a history whose epicenter is rooted in Vietnam and spans to Hartford, Conneticut - and serves as a doorway into parts of his life his mother has never known, all of it leading to an unforgettable revelation. At once a witness to the fraught yet undeniable love between a single mother and her son, On Earth We're Briefly Gorgeous is also a brutally honest exploration of race, class, and masculinity. Asking questions central to our American moment, immersed as we are in addiction, violence, and trauma, but undergirded by compassion and tenderness, it is as much about the power of telling one's own story as it is about the obliterating silence of not being heard."
Zur Handlung: Little Dog ist der Sohn einer alleinerziehenden Mutter, die ihrerseits halb vietnamesisch und halb amerikanisch ist. Seine Großmutter lebte zu Kriegszeiten in Vietnam und musste ihre beiden Töchter beschützen. Nun leben alle zusammen in Hartford in Conneticut, wo es nicht besonders viel zu erleben gibt. In den Sommerferien beschließt Little Dog ohne Wissen seiner Familie auf einer Tabakfarm als Erntehelfer zu arbeiten und trifft dabei auf Trevor.
Gemeinsam mit Trevor startet Little Dog in eine neue Welt, die neben Sex und Gefühlen auch Drogen beinhaltet. Doch über die Jahre gerät Trevor immer weiter in die Sucht, während Little Dog für sich und seine Familie eine Zukunft aufbaut, die jedoch nie der Vergangenheit entkommen kann.
Es ist sehr schwer zu sagen, wovon dieses Buch handelt, denn es ist nicht als ein chronologischer Roman geschrieben, sondern als ein Brief an die Mutter, die jedoch kein Englisch und auch nicht schreiben und lesen kann. Daher wird man am Anfang mitten hinein geworfen, denn die Mutter muss an viele Ereignisse nur erinnert werden, von denen wir als Leser aber nichts wissen.
Zum Beginn des Buches fällt gleich die tolle Sprache ins Auge. So hat Ocean Vuong bisher auch Gedichte geschrieben und keine Romane. Das merkt man beim Lesen, denn die Sprache im Buch ist ganz besonders. Leider wurden gegen Ende einige Passagen dann so poetisch, dass ich inhaltlich nicht mehr ganz mitgekommen bin. Über diese Sprache transportiert sich aber umso mehr Gefühl, und so geht es in dem Buch auch eher um ein Lebensgefühl als die Handlung an sich.
Am besten gefallen haben mir die Teile, in denen es um die Mutter und Großmutter von Little Dog geht. Beide haben schreckliche Dinge erlebt, im Zuge des Krieges und durch die Migration nach Amerika. Beide sind nicht perfekt, doch durch die Worte können wir die Liebe empfinden, die Little Dog für seine Familie hat. Dennoch sehen wir, dass seine Mutter keine gute Mutter im traditionelle Sinne ist. Ich fand das interessant, diese Liebe, die man aus den Seiten spührt, die für Little Dog immer überlebensnotwendig war, und dennoch vom Schmerz geprägt ist.
Der Autor schreibt außerdem über Queerness im Amerika der 90er Jahre. In Trevor findet er einen Geliebten, der sich selbst allerdings nicht als gay definiert. Die beiden erleben viele wichtige Momente zusammen, dennoch wird uns als Leser klar, dass das nicht von Dauer sein kann. Ich fand es interessant diese Diskussion zu sehen, denn viele Männer, die andere Männer sexuell begehren, sehen sich nicht zwangsläufig als homosexuell, sondern sehen das als einen kurzfristigen seltsamen Teil, der vorübergeht.
Schließlich geht es auch noch um Drogenkonsum. Dabei wird auf ein Schmerzmedikament Bezug genommen, das ich bisher nicht kannte, das aber ein Opiod war und scheinbar viele Personen in die Abhängigkeit gebracht hat. Damit thematisiert das Buch auch, wie einfach es in Amerika ist, Medikamententests zu fälschen und Milliardengewinne aus gefährlichen Mitteln zu machen. Das fand ich durchaus interessant, da es auch zu diesem Kleinstadtfeeling passte, in dem dann alle jungen Leute Drogen nehmen, weil es ja sonst nichts zu tun gibt.
Insgesamt ist dieses Buch also keins, was gute Laune macht. Die Themen sind schon alle sehr schwer, dennoch ist das Buch nicht völlig hoffnungslos. Dabei besticht immer wieder die wundervolle Sprache und macht auch die dunkelsten Themen ertragbar. Allerdings möchte ich noch eine große Warnung aussprechen, da Gewalt an Tieren immer wieder verwendet wird, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. Ich fand das sehr unangenehm zu lesen, auch wenn ich gesehen habe, warum es im Buch verwendet wird.
Wenn euch das anspricht, dann ist dieses Buch auf jeden Fall für euch geeignet. Ich glaube aber auch, dass nicht alle dieses Buch mögen werden.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
Freitag, 14. Mai 2021
Starkes weiches Herz: Wie Mut und Liebe unsere Welt verändern können
- Autorin: Madeleine Alizadeh
- Erzählerin: Madeleine Alizadeh
- Sachbuch
- 2020 erschienen (als Hörbuch)
- 8h 32min
- avm Verlag
- Preis: 15,45€ (Audio-CD)
Donnerstag, 13. Mai 2021
Rule of Wolves
Hallo meine Fantasyleser,
vermutlich haben inzwischen alle genug von Shadow and Bone gehört, aber ich noch nicht. Deswegen möchte ich euch heute vom neusten Buch der Reihe berichten, das ich in den letzten Tagen verschlungen habe. Davor hatte ich den ersten Band King of Scars nochmal gelesen und mochte es beim zweiten Lesen sogar noch mehr als beim ersten.
Die Fakten:
- Autor: Leigh Bardugo
- Titel: Rule of Wolves
- Reihe: Nikolai Duology 2 / Grishaverse 7
- Erschienen: 2021
- Verlag: Imprint
- Seiten: 588
- Preis:
- Klappentext: "The Demon King. As Fjerda's massive army prepares to invade, Nikolai Lantsov will summon every bit og his ingenuity and charm - and even the monster within - to win this fight. But a dark threat looms that cannot be defeated by a young king's gift for the impossible. The Stormwitch. Zoya Nazyalensky has lost too much to war. She saw her mentor die and her worst enemy resurrected, and she refuses to bury another friend. Now duty demands she embrace her power to become the weapon her country needs. No matter the cost. The Queen of Mourning. Deep undercover, Nina Zenik risks discovery and death as she wages war on Fjerda from inside its capital. But her desire for revenge may cost her country its chance at freedom and Nina the chance to heal her grieving heart. King. General. Spy. Together they must find a way to forge a future in the darkness. Or watch a nation fall."
Zur Handlung: Ravkas größter Feind ist zurück, Fjerda wittert die Chance auf den finalen Sieg, Shu Han und Kerch versprechen sich Frieden und Gewinne von Ravkas Untergang und Nikolais Demon ist zwar ruhig, aber nicht verschwunden. Dazu zieht eine unbekannte Magie durch das Land und zerstört alles, was sie antrifft. Nikolai könnte wirklich ein bisschen Glück gebrauchen, um sein Land vor dem Untergang zu retten.
Zoya hat die Chance nun alles richtig zu machen, was sie bisher nicht konnte. Und ihr erster Punkt auf dieser Liste ist es, den Mönch nicht entkommen zu lassen. Doch dieser scheint Wissen zu haben, das Ravka braucht; und wie immer hat er seine eigenen Pläne. Nina hat es bis ins Sanktum von Fjerda geschafft. Durch ihre unglaubliche Gabe des Täuschens ist sie nun Teil von Brums Haushalt und bekommt viele Informationen mit, die ihrem Land und König helfen können. Doch Nina weiß, dass das für einen Sieg noch nicht ausreicht, und beginnt sich auf gefährliches Terrain.
Was habe ich mich auf diese Fortsetzung gefreut. Nach dem Twist am Ende von King of Scars wusste ich, dass es in diesem Buch hoch her gehen muss. Dafür starten wir dann aber erstmal eher ruhiger. Es geht viel um Krieg und Strategie, neue Waffen und ähnliches. Doch wir sehen auch die neue Zerstörung, die sich auf der ganzen Welt ausbreitet und viele verdächtig an die Shadow Fold erinnert. Und es dauert auch nicht lange, bis der Mönch seinen auftritt hat - ich versuche mal nichts zu spoilern.
Dieses Buch hat für mich sehr gut an King of Scars angeschlossen. Was ich damals schon in dem Buch mochte, mag ich auch hier wieder. Die drei Hauptcharaktere sind ja diejenigen, die in den vorangegangenen Büchern am meisten Mist durchmachen mussten. Dadurch haben sie alle ihre innere Dämonen - wenn auch nicht alle so wörtlich wie Nikolai. Es macht sie zu komplexen Charakteren, in deren Köpfen ich gerne bin. Im späteren Teil des Buches erhalten wir auch Kapitel aus der Sicht von Mayu, die auch ihre inneren Turbulenzen hat, und auch aus Sicht des Mönchs, obwohl diese mich am meisten enttäuscht haben.
Ich hatte ehrlich gedacht, dass aus diesem Twist am Ende von King of Scars mehr gemacht wird. Dass wir überhaupt Kapitel aus dieser Sicht bekommen, ist natürlich neu. Aber während einige Szenen schon irgendwie die Nostalgie angesprochen haben, fand ich andere dann so ein bisschen... ja. Es fühlte sich ein bisschen an, als sei dieser Charakter eher für den Schockvalue eingeführt worden. So ist dann auch das Ende irgendwie überstürzt - und öffnet dann eine Tür.
Dafür habe ich mich umso mehr in Zoya verliebt - ging das noch mehr? Und am Ende des Buches schreibt Leigh Bardugo auch, dass diese Bücher aus der Geschichte von Zoya heraus entstanden sind. Ich finde es so toll, ihren Weg zu sehen und ihre Geheimnisse zu erkunden. Von Zoya wussten wir in den ersten Büchern so wenig, und nun zu sehen, was hinter ihren Aktionen steht, macht mich glücklich. Ich kann so viel in Zoya sehen, das ich kenne. Allen voran ihre Angst davor, machtlos zu sein. Anders als der Darkling sucht sie die Macht nicht, weil sie geliebt werden will oder weil sie andere beherrschen will. Zoya sucht Macht, damit andere nicht über sie bestimmen können. Ich finde das so nachvollziehbar. Ich fand es auch toll, dass wir endlich erfahren, warum Juris sie "Zoya of the garden" nennt. Mit ihrer Storyline habe ich am meisten mitgefiebert, ihre Erfolge am meisten gefeiert und ihren Schmerz am meisten gespürt.
Nikolai tritt in diesem Teil durchaus noch etwas weiter in den Hintergrund für mich. An seinen Motiven, Ideen und Gefühlen ändert sich nicht besonders viel. Er ist immer noch toll, aber ich habe das Gefühl, er weiß eigentlich wer er ist und was er möchte. Wir sehen ihm eher dabei zu, wie er den Weg dahin findet.
Gut gefallen hat mir auch Ninas Geschichte hier. Sie geht wie immer einige Risiken ein, aber sie ist und bleibt auch Nina. Zusammen mit Hanne kommt sie nah an das Königshaus von Fjerda heran. Dabei kommt es auch immer wieder auf den Sexismus in Fjerda zurück, auf die Anforderungen an Frauen und darauf, wie diese sich in der Stille auflehnen. So haben wir sowohl in der Königin als auch in Brums Ehefrau zwei Charaktere, die für die Öffentlichkeit die perfekte fjerdische Frau verkörpern, aber wir sehen auch, wie diese teils gegen die Regeln für ihre Kinder kämpfen.
Außerdem bekommen wir einen Charakter, der als transgender gesehen werden kann. Ich finde es schön, dass die Reihe sich auch auf dieser Ebene diverser entwickelt, nachdem wir in Six of Crows ja auch bereits LGB-Charaktere haben. Die Repräsentation kann man hier sicherlich diskutieren, und ich hätte mir einfach mehr gewünscht. Die Person ändert zum Beispiel ihre Pronouns nicht und ihre Gefühle werden immer nur angeschnitten, weil wir keine Kapitel aus der Sicht dieser Person bekommen. Das Ende kann dann auch kontrovers gesehen werden, im Verlauf der Story hat es mir eigenlich gut gefallen. Aber hier solltet ihr Reviews von Transpersonen nachlesen, um euch eine Meinung zu bilden.
Der zweite Teil des Buches heißt The Making at the Heart of the World - und besonders spannend an der Reihe fand ich die neue Sichtweise auf die Grischa-Kräfte, die wir in King of Scars bekommen. Daher hatte ich hier erwartet, dass es stärker um den Ursprung und Hintergrund der Magie oder Small Science in dieser Welt geht. Leider hat das aber so nicht stattgefunden, das fand ich sehr schade. Es macht so den Eindruck, als hätte Zoya jetzt ein bisschen mehr Wissen, aber behält es für sich. Ich hatte dann kurz gedacht, dass vielleicht die Geschichte des Mönchs nicht in diesem Buch abgeschlossen wird, sondern in einer neuen Reihe, und ein bisschen deutet sich das auch an aber anders, aber dann wird am Ende doch irgendwie... schnell eine Lösung gefunden? Das fand ich seltsam.
Während des Lesens hatte ich sehr große Angst, dass dies das letzte Grisha-Buch wird. Immerhin haben wir noch einmal so viele Cameos von allen möglichen Charakteren - ALLEN möglichen - dass es sich sehr wie ein Abschied anfühlte. [Vor dem Hintergrund der TV-Serie fand ich es lustig, dass es im Buch einen kurzen Moment gibt, wo Inej tatsächlich auf Alina treffen könnte - und es nicht tut.] Am Ende öffnet Leigh Bardugo aber die Tür für ein nächstes Buch, das auf Goodreads auch angekündigt ist, bisher aber noch kein Erscheinungsdatum hat. Auf dieses werden wir eine Weile warten, aber ich bin sehr dankbar dafür, denn ich kann und will dieser Welt und diesen Charakteren nicht lebewohl sagen.
Alles in allem war dies ein gelungenes Buch für mich. Ich habe gelacht, ich habe geweint, ich habe gehofft und gefürchtet, ich konnte es gegen Ende nicht mehr weglegen, und ich vermisse es jetzt schon. Auch wenn ich mir an manchen Stellen anderes erhofft habe, habe ich das, was ich bekommen habe, trotzdem geliebt. Und vor allem habe ich Zoya geliebt, Zoya of the Garden. We are the dragon and this is our time.
Habt ihr diese Bücher schon gelesen? Ich kann es wirklich nur aus ganzem Herzen empfehlen!
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
Sonntag, 9. Mai 2021
Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch
- Autorin: Sophie Passmann
- Erzählerin: Sophie Passmann
- Sachbuch
- 5h 17min
- 2019 erschienen
- tacheles!/Roof Music Verlag
- Preis: 9,19€ (Audio-CD)
Freitag, 7. Mai 2021
Concrete Rose
Hallo meine Lesefreunde,
The Hate U Give war sowohl als Buch als auch als Film ein Erfolg und viele Leute waren sehr glücklich, als es hieß, dass es ein Prequel geben wird, dass Starrs Vater Maverick folgt, als er noch jung ist. Ich auf jeden Fall konnte es kaum abwarten, dieses Buch zu lesen, und möchte euch heute davon berichten.
Die Fakten:
- Autor: Angie Thomas
- Sprecher: Dion Graham
- Titel: Concrete Rose
- Reihe: Garden Heights 0
- Erschienen: 2021
- Verlag: HarperAudio
- Dauer: 8 Std. 17min
- Preis: 9,95 Euro im Abo
Klappentext: "If there’s one thing 17-year-old Maverick Carter knows, it’s that a real man takes care of his family. As the son of a former gang legend, Mav does that the only way he knows how: dealing for the King Lords. With this money he can help his mom, who works two jobs while his dad’s in prison. Life’s not perfect, but with a fly girlfriend and a cousin who always has his back, Mav’s got everything under control. Until, that is, Maverick finds out he’s a father. Suddenly he has a baby, Seven, who depends on him for everything. But it’s not so easy to sling dope, finish school, and raise a child. So when he’s offered the chance to go straight, he takes it. In a world where he’s expected to amount to nothing, maybe Mav can prove he’s different. When King Lord blood runs through your veins, though, you can't just walk away. Loyalty, revenge, and responsibility threaten to tear Mav apart, especially after the brutal murder of a loved one. He’ll have to figure out for himself what it really means to be a man."
Zur Handlung: Maverick ist gerade 17 Jahre alt, als er erfährt, dass er Vater ist. Dabei war er eigentlich vorsichtig gewesen, aber manchmal passieren Dinge eben. Sein Leben wird von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt. Das schlimmste: das Baby ist nicht von seiner Freundin, und irgendwie muss er ihr das erklären.
Doch während Mav versucht wieder auf die gerade Bahn zu geraten und seiner neuen Verantwortung gerecht zu werden, geht auch das Leben und Sterben in seinem Viertel weiter, und das Schicksal zieht Mav immer wieder von seinen eigentlichen Zielen weg. Wird Mav es schaffen, für seinen Sohn so da zu sein, wie sein Vater für ihn nicht da sein kann, oder wird er am Ende den gleichen Weg gehen?
Anders als bei Angie Thomas' bisherigen Büchern folgen wir hier einer männlichen Perspektive, und die Handlung spielt in der Vergangenheit - in den 90ern. Allerdings befinden wir uns weiterhin in Garden Heights, einer Gegend, in der fast ausschließlich Schwarze Personen leben und in der verschiedene Gangs in Rivalität zueinander stehen. Da es so wenige Möglichkeiten gibt, auf ehrliche Art Geld zu verdienen, sind viele junge Männer in Drogenhandel involviert. Für einige ist das quasi ein Geburtsrecht - so auch für Mav, denn sein Vater war berühmt-berüchtigt.
Ich mochte diese neue Perspektive, die dadurch gewonnen wird. Während Bree und Starr zumindest insofern behütet waren, als dass sie nicht in die stark maskulin geprägten Debatten über echte Männer und ähnliches hineingezogen wurden. Mav dagegen muss permanent dagegen ankämpfen, dass ihm von kleinauf beigebracht wurde, dass nur ein Gangmitglied ein echter Mann sein kann. Allerdings weiß er auch, dass er von der Vaterrolle mehr erwartet, als er bei seinem Vater gesehen hat. In diesem Zwiespalt ist er gefangen.
Allgemein geht es in diesem Buch viel um die Idee von Vaterschaft und das Prinzip des "für die Familie sorgens". Es wird immer wieder aufgeworfen, was das eigentlich bedeutet. So will Mavs Cousin beispielweise, dass Mav aufhört zu dealen, damit er sicher ist und sich um seinen Sohn kümmern kann. Wenn es dann allerdings darum geht, die Ehre der Familie zu verteidigen, wird dies für Mav zu einer paradoxen Situation, in der er eindeutig eine Art des "männlichen Verhaltens" ablehnen muss.
Besonders gut mag ich Angie Thomas' Büchern, dass sich die Charaktere so menschlich anfühlen. In allen Moment fühlt man mit ihnen und möchte nur das Beste für sie, spürt all den Schmerz und die Wut, aber auch die Liebe und Freude. Dadurch erwachen die Charaktere richtig zum Leben - was auch durch das Hörbuch unterstützt wird. Im Englischen wird dies in Black Vernacular English gelesen (ich glaube auch im Schriftbild wird das deutlich), was es am Anfang ein bisschen schwieriger zu verstehen macht, nach einer kurzen Zeit aber das Hörbuch noch authentischer macht. Es fühlt sich fast schon an wie eine Geschichte von einem Freund und nicht wie ein Buch.
Ohne besonders schockierende Momente kommt dieses Buch natürlich nicht aus, so müsst ihr euch auch hier darauf einstellen, dass ein paar schlimme Dinge passieren und ihr vielleicht ein paar Tränen verdrücken müsst. Ich will da aber nicht zu viel sagen, denn gerade das Unerwartete hat bei mir besonders viel ausgelöst und es spiegelt eben die Realität vieler Menschen in Amerika wieder, die aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe in jedem Moment mit einen Schicksalschlag rechnen müssen.
Das Buch kommt allerdings auch nicht ohne starke Frauen aus. Da ist vor allem Lisa, die Freundin von Mav, die über den Schock, dass ihr Freund ein Kind mit einer anderen Frau hat, hinwegkommen muss, und dann selbst einen Schock erlebt. Sie ist nicht sehr rational, aber das habe ich an ihr besonders genossen. Stattdessen ist sie hin und hergerissen zwischen ihren Gefühlen für Mav und ihrem gesunden Menschenverstand, der ihr sagt, dass man lieber keinen Gangster dated.
Außerdem spielt Mavericks Mutter eine große Rolle. Und ich habe sie so geliebt. Die Art und Weise, wie sie Maverick vom ersten Moment an zu Eigenständigkeit und Verantwortung für seinen Sohn erzieht, wie ihre Träume immer wieder enttäuscht werden, aber sie zu ihrer Familie steht. Und dann gibt es gegen Ende auch noch eine kleine Überraschung, was ihren Charakter angeht, und das fand ich auch so schön, da gab es echt tolle Momente.
In dem Buch gibt es noch viel Tolles zu entdecken, und ich kann es euch nur wärmstens empfehlen, denn ich habe mich in die Charaktere und ihre Geschichten verliebt. Da alle Bücher von Angie Thomas bisher in der gleichen "Welt" spielen, gibt es auch Easter Eggs für ihre anderen beiden Bücher. Manche davon tun auch ein bisschen weh im Herzen. Am Ende gibt es eine Sache, die das Buch für mich ein bisschen runtergezogen hat, und das ist ganz und gar persönlich: ich lese einfach nicht gern über Teenage-Schwangerschaften und Kinder, die Kinder kriegen. Aber das ist mein Ding, und für dieses Buch habe ich es gern trotzdem gemacht.
Alles in allem hoffe ich einfach, dass ihr dem Buch eine Chance gebt und es genauso ein Erfolg wird wie The Hate U Give. Das Buch hat es auf jeden Fall verdient, denn es bietet alles, was man sich wünschen kann: tolle, komplexe, liebenswerte aber nicht perfekte Charaktere, eine tolle Story, viel Herz und Schmerz und einen Blick in ein Leben, wie ihr es vermutlich nicht führt.
Habt ihr das Buch denn schon auf dem Radar?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
Mittwoch, 5. Mai 2021
Die Bücherinsel
Hallo an alle Schnulli-Liebhaber,
dieses Buch hat mir die liebe Kitty vor einer ganzen Weile geschenkt und nun habe ich es endlich gelesen und ja es war wirklich niedlich.
Fakten:- Autorin: Janne Mommsen
- Roman
- 2019 erschienen
- 272 Seiten
- Rowohlt Taschenbuch Verlag
- Preis: 16,00€ (Broschiert)
Klappentext:
"Sandra Malien lebt in einem kleinen Haus am Strand. Durch Zufall landet die quirlige Mittdreißigerin in dem Lesekreis der kleinen Inselbuchhandlung. Hier treffen sich Bücherliebhaber, aber auch diejenigen unter den Insulanern, die abends nicht allein vor dem Fernseher sitzen wollen. Besonders sympathisch ist Sandra der charmante Schulleiter Björn. Nur hat Sandra ein Problem: Dass sie nicht lesen und schreiben kann, ahnt auf der Insel niemand. Eines Tages trifft Sandra Björn unverhofft an ihrer Lieblingsstelle am Strand wieder, sie verbringen einen atemberaubend schönen Nachmittag auf der großen Düne. Für Sandra ist danach klar: Sie hat sich Hals über Kopf in diesen Mann verliebt. Aber hat ihre Liebe trotz aller Geheimnisse eine Chance?"
Dieses Buch ist der zweite Band der Inselbuchhandlungs-Reihe, den Ersten habe ich nicht gelesen, das ist aber überhaupt nicht schlimm, zumindest hatte ich nicht das Gefühl, dass mir Informationen fehlen.
Unsere Protagonistin ist eine eher zurückhaltende Frau, die einen Lebensalltag für sich gefunden hat, mit dem sie sehr zufrieden ist. Das sie nicht lesen und schreiben kann, hat ihr bisher nie wirkliche Schwierigkeiten bereitet, doch wie es der Zufall will, ist sie plötzlich Teil eines Lesekreises und ja, irgendwie braucht man da doch genau diese Kenntnisse - oder? Ich bin total fasziniert davon, wie gut sie es schafft, das einfach niemand in ihrem Umfeld bemerkt, dass sie nicht lesen oder schreiben kann, auch nicht im Lesekreis. Sie händelt das natürlich vor allem über Auswendiglernen und hat so ihre Tricks gefunden.
Richtig toll ist dann auch, dass sie selbst ein Talent dafür besitzt, zu "schreiben" und einen sehr lyrischen, fast philosophischen Text finden wir immer wieder an verschiedenen Stellen im Buch. Am Ende ist er auch noch einmal komplett abgedruckt. Es handelt sich dabei um eine Landschaftsbeschreibung der Insel und dem Meer davor. Nach meinem Gefühl dreht sich der Fokus der Geschichte um die Wahrnehmung der Insel und das Leben auf ihr. Das alles um das Leben von Sandra gestrickt. In ihrem Leben kommen dann noch weitere kleine Erzählstränge dazu. Zum einen haben wir da verschiedene Freundschaften, die sie pflegt, eine kleine Romanze, ein bisschen Familienleben vor allem am Ende des Buches und auch ein winziger Einblick in das literarische Geschehen.
Ja für die paar Seiten scheint das ganz schön viel Inhalt zu sein. Doch die Nebengeschehnisse werden alle nur so angekratzt und gehen kaum in die Tiefe oder in Details. Für diese Geschichte ist das überhaupt nicht schädlich, denn wie gesagt, empfinde ich den Fokus wirklich eher in der Atmosphäre und das schwingt überall mit und ja liegt wortwörtlich in der Luft. Die Autorin hat hier ein sehr schönes Händchen für die Formulierungen und ich finde auch der lyrische Teil ist ihr am besten gelungen.
Was mir gut gefallen hat an der Geschichte, können andere aber eher als langweilig empfinden und deswegen dieses Buch vielleicht nicht mögen. Es ist eben sehr ruhig, es beinhaltet einen scheinbaren Konflikt - Literatur zu leben und zu lieben, aber nicht lesen und schreiben zu können - und ist eher monoton geschrieben bzw. ohne verrückte Spannungsmomente. Für mich hat es auch was sehr lebensnahes und damit sehr schönes.
Ich hoffe sehr, dass diese tolle und niedliche Geschichte an Menschen gerät, die diese zu schätzen wissen und möchte sie daher allen empfehlen, die bei meiner Beschreibung, dass Gefühl hatten, das passt auf sie,
eure Blue Diamond.
Sonntag, 2. Mai 2021
Middlemarch
Hallo meine Klassikerleser,
ich hatte im März und April bei einem Readalong für dieses Buch teilgenommen. Vorher wusste ich rein gar nichts darüber und dachte, ich schaue einfach mal, was dabei passiert. Dabei war für mich vor allem ausschlaggebend, dass ich dicke Klassiker bei einem Readalong gut lesen kann, bei den es wöchentliche Ziele gibt, die mir erlauben, nebenher auch andere Bücher zu lesen.
Die Fakten:
- Autor: George Eliot
- Titel: Middlemarch
- Erschienen: erstmals 1871
- Verlag: Penguin Classics
- Seiten: 880
- Preis: 6,90 Euro
- Klappentext: "George Eliot's nuanced and moving novel is a masterly evocation of connected lives, changing fortunes and human frailties in a provincial community. Peopling its landscape are Dorothea Brooke, a young idealist whose search for intellectual fulfilment leads her into a disastrous marriage to the pedantic scholar Casaubon; Dr Lydgate, whose pioneering medical methods, combined with an imprudent marriage to the spendthrift beauty Rosamond, threaten to undermine his career; and the religious hypocrite Bulstrode, hiding scandalous crimes from his past."
Zur Handlung: Dorothea und ihre Schwester Celia haben ihre Eltern verloren und leben bei ihrem Onkel. Während Celia damit zufrieden ist, was ihre Zeit für Frauen so bereit hält, ist Dorothea sehr idealistisch und möchte Menschen helfen. Außerdem ist sie sehr gläubig und strebt höheres Wissen an, gleichzeitig ist sie sich bewusst, dass sie dies als Frau schwer erreichen kann. Dann trifft Dorothea auf Mr Casaubon, der bereits recht alt ist, aber eine devote Frau sucht, die vielleicht auch als Sekretärin taugt - und Dorothea sieht ihre Chance auf ein Leben mit hohem Wissen gekommen.
Dr Lydgate ist ein Arzt aus gutem Hause. Auch seine Eltern sind tot, und er konnte seine reiche Familie dazu überreden, dass er das Handwerkszeug des Arztes erlernen darf, obwohl das unter seinem Stand ist. Er ist durch Europa gereist und hat sich Wissen angeeignet, und nun möchte er sich in England einen Namen machen und das Fach revolutieren. Dafür hat er in Middlemarch in einem neuen Fieberkrankenhaus die besten Chancen, bis er Rosamond trifft.
Dieser Klassiker ist ein sehr dickes und dicht erzähltes Werk, dass auf das ländliche Leben Mitte des 19. Jahrhunderts in England fokussiert. Der Einstieg mit Dorothea und Celia hat mir gut gefallen, der Schreibstil war sehr ansprechend. Ich mochte Dorothea mit ihren Starrsinn und ihrem Idealismus, aber ich mochte auch die Beziehung zu ihrer Schwester Celia, die schon immer mit Dodos "Launen" zu leben weiß. Mit Dorotheas Hochzeit endet dann zunächst dieser Erzählstrang und plötzlich springt die Handlung zu ganz anderen Charakteren.
Man sollte sich daher darauf einstellen, dass man die ersten paar 100 Seiten nicht weiß, worum es eigentlich geht. Man trifft eine Vielzahl von Charakteren, von denen Menschen wichtig, andere schmückendes Beiwerk sind, ohne dass es einem leicht gemacht wird, dies von vorn herein zu erkennen. So geht das Buch zum Beispiel recht ausführlich auf den Karriereeinstieg von Lydgate in der Gemeinde von Middlemarch ein, was aber eigentlich gar nicht so wichtig ist, dafür aber recht langweilig.
In der zweiten Hälfte wird es dann aber besser durchschaubar. Man hat dann die Charaktere zusammen und versteht, wer was warum tut. Außerdem überkreuzen sich die Wege der Charaktere mehr, sodass sie auch in Beziehung zueinander treten und die Erzählstränge nicht nur nebeneinander her laufen. Aber die zweite Hälfte ist eben erst nach 400+ Seiten.
Es gibt einige interessante Themen in diesem Buch. Im Vordergrund steht die Erwartung, die die Gesellschaft jener Zeit an junge Frauen stellt. Mit Dorothea, Rosamond, Celia und Mary haben wir vier sehr unterschiedliche junge Frauen, die sehr unterschiedliche Wege wählen. Während Celia mit dem zufrieden ist, was für sie vorgesehen ist, und damit glücklich wird, wollen die drei anderen jeweils etwas mehr. Dorothea möchte Bedeutung und Wissen von ihrer Ehe und endet mit einem Ehemann, der alles tut, um ihr das Leben schwer zu machen, nachdem er eigentlich gar keinen Platz für sie in seinem Leben hat. Rosamond will den sozialen Aufstieg schaffen, in den höchsten Kreisen verkehren und viel Geld ausgeben können, ohne darüber nachzudenken, und endet in der Schuldenfalle mit einem Mann aus guter Familie, die sich nicht um ihn (oder sie) schert. Mary möchte einen Ehemann, der für sie sorgen kann, und beharrt darauf, sich vorher nicht zu versprechen. Sie braucht viel Geduld. Generell schwingen in dem Buch aber auch viele sexistische Untertöne mit, wenn Mr Brooke darüber spricht, was das Gehirn einer Frau so leisten kann und was nicht, wenn Fred sich über seine Schwester schon beim Frühstück auslässt, und wenn die Männer in Krisensituationen ihre Frauen im Dunkeln halten, bis der Tratsch sie erreicht. Teilweise war das schwer zu lesen und macht viele Charaktere aus heutiger Sicht ziemlich unangenehm.
In späteren Kapiteln des Buches geht es beispielsweise auch darum, wie die Vergangenheit einen einholen kann. So gibt es einen Charakter, der auf fragliche Weise an sein Einkommen gekommen ist. Dies droht dann herauszukommen und der Charakter tut alles, um das zu verhindern. Gleichzeitig wird klar, dass die Geheimnisse gerade deswegen so pikant sind, weil dieser Charakter alle anderen immer so stark religiös und moralisch beeinflussen will und sich als guten Samariter darstellt.
Das Ende ist dann eine Art "Ende gut, alles gut", was ich persönlich nicht so gern habe. Mir war das Ende viel zu sehr mit einem Schleifchen versehen, alle waren irgendwie dann verheiratet mit Kindern und damit ist ja "alles gut". Natürlich passt das in die Vorstellungen der Zeit, aber gerade unter dem Blickwinkel von heutigem Feminismus hätte ich mir da doch etwas mehr gewünscht.
Alles in allem war das Buch interessant, und es tut, was es zu tun verspricht: es analysiert und beschreibt das ländliche Leben in England zu dieser Zeit. Es gibt viele Exkurse in politische, religiöse und soziale Themen der Zeit, es gibt viele Kapitel, die eigentlich mit der Handlung nicht viel zu tun haben, und es gibt so viele Charaktere, dass man sich bemühen muss, dem Buch sinnvoll zu folgen. Aber der Schreibstil ist wirklich einzigartig schön, und es ist ja schon ein tolles Gefühl, so ein dickes Werk gelesen zu haben. So richtig empfehlen kann ich es nicht, aber ihr wisst ja selbst, ob euch das berichtete interessiert oder nicht.
Welches ist denn der dickste Klassiker, den ihr bisher gelesen habt? Bei mir bleibt das erstmal Les Miserables.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung: