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Dienstag, 21. März 2023

The King of Crows


Hallo meine Lieblingsleser,

leider mit einem Tag Verspätung aufgrund von Migräne kommen wir heute zum letzten Teil der Diviners-Reihe. In diesem Band erfahren wir nun endlich, woher die Diviners kommen, warum es sie gibt und ob sie ihren größten Feind noch besiegen können.

Die Fakten:

  • Autor: Libba Bray
  • Titel: King of Crows 
  • Reihe: The Diviners 4
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Little Brown Books
  • Seiten: 560
  • Preis:
  • Klappentext: "After the horrifying explosion that claimed one of their own, the Diviners find themselves wanted by the US government, and on the brink of war with the King of Crows. While Memphis and Isaiah run for their lives from the mysterious Shadow Men, Isaiah receives a startling vision of a girl, Sarah Beth Olson, who could shift the balance in their struggle for peace. Sarah Beth says she knows how to stop the King of Crows-but, she will need the Diviners' help to do it. Elsewhere, Jericho has returned after his escape from Jake Marlowe's estate, where he has learned the shocking truth behind the King of Crow's plans. Now, the Diviners must travel to Bountiful, Nebraska, in hopes of joining forces with Sarah Beth and to stop the King of Crows and his army of the dead forever. But as rumors of towns becoming ghost towns and the dead developing unprecedented powers begin to surface, all hope seems to be lost."

Zur Handlung: Nach dem Ende des letzten Bandes bleibt den Diviners nichts anderes übrig als New York City zu verlassen. Doch sie müssen sich beeilen, und sie müssen schlau sein. Damit alle entkommen können, teilen sie sich in Gruppen auf und schmuggeln sich aus der Stadt. Jericho und Ling landen so bei einer Schwarzen Frauen-Kapelle auf Tour. Sam, Evie und Theta gehen mit einem Zirkus auf Tour. Memphis, Iasaiah und Henry fliehen mit Bill in den Süden und landen in einem Überschwemmungsgebiet.

Doch für alle ist das Ziel klar: sie wollen Sarah Beth finden, in der Hoffnung, dass sie der Schlüssel zum Sieg gegen den King of Crows ist. Vor allem Isaiah glaubt an die Hilfe dieses seltsamen Mädchen, dass in Isolation aufgewachsen ist, weil ihre Eltern sich für ihre Anfälle schämen. Doch kann ein Mädchen wirklich genug sein, um diesen Feind aus einer anderen Welt zu schlagen, oder werden die Diviners am Ende gegen die Übermacht der Geister verlieren?

Dieser letzte Band geht definitiv Risiken ein, indem er uns aus dem gewohnten Setting New York herausreißt und indem wir die Charaktere in drei Gruppen aufgespalten sehen. Die Gruppen sind auch nicht so, wie man vielleicht erwarten würde. So sind eigentlich alle Paare getrennt außer Sam und Evie, und zum Beispiel bei Jericho und Ling handelt es sich um eine Paarung, die so bisher gar nicht vorkam. Aber das bildet auch die Möglichkeit neue (freundschaftliche) Beziehungen in der Gruppe aufzuzeigen. In diesem Band bekommen wir außerdem eine asexuelle Perspektive.

In diesem letzten Band gibt es keine so klare Hauptfigur mehr wie bei den Vorgängern. Stattdessen haben wir eben die Grüppchen und springen zwischen diesen recht gleichwertig hin und her. Durch die Reise durch das 20er-Jahre-Amerika ist noch einmal mehr die Chance, den Rassismus dieser Zeit vor allem in den ländlichen und südlichen Gebieten stärker aufzuzeigen. Das sehen wir natürlich dann vor allem bei Memphis und seinen Begleitern. 

Die erste Hälfte des Buches fühlt sich dabei ziemlich ziellos an. Erstmal wollen alle entkommen, und es ist unklar, wie sie wieder zueinander finden. Es gibt Herumgereiße, und dann im Falle von Memphis' Gruppe viel Festgesetzt-sein. Deswegen fühlt sich das Buch auch nicht so solide an wie die Vorgänger. Dann im zweiten Teil gibt es klarere Foki und auch einige unerwartete Momente. Einige davon fand ich auch sehr berührend, gehe hier aber aufgrund von Spoilern nicht darauf ein. 

Aber auch der Body Count wird hier noch einmal höher, denn nicht alle unsere Helden werden das Ende der Geschichte erleben. Hier kommt auch für mich noch ein kleiner Kritikpunkt, denn ein Charakter bekommt eine sehr seltsame Romanze, die nur dazu da zu sein scheint, dass der Charakter vor seinem Tod noch einmal kurz glücklich war. Das fand ich total unnötig. 

Abgesehen davon fand ich das Ende dann wirklich verwirrend, etwas an den Haaren herbeigezogen und zu einfach. Irgendwie taucht dann ein Charakter auf, den die anderen Charaktere lange gesucht haben und wo wir seit einer Weile wissen, wo er/sie ist, und dann weiß diese Person irgendwie plötzlich einen Trick und dann machen alle irgendwie was, und dann passiert was. So ungefähr würde ich das Ende beschreiben. Es war für mich einfach nicht passend zu diesem sehr langen Build-up.

Alles in allem würde ich die Reihe trotzdem empfehlen. Ich hatte viel Spaß und habe die Charaktere liebgewonnen. Ich mochte auch die vielen tieferen Momente, die sich in diesem Abenteuer ergeben. Auch die Themen fand ich gut gewählt, weil sie immer wieder aufzeigen, dass die 1920er eben nicht nur eine Zeit von Glitz und Glam waren, sondern auch viel Hass, Diskriminierung und Gewalt existiert haben. Das wirkliche Böse in diesen Büchern sind ja dann doch nicht die Geister, oder eben nicht nur... 

Habe ich euch jetzt auf den Geschmack gebracht?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 19. März 2023

Before the Devil Breaks You


Hallo meine Fantasy-Freunde,

heute geht es weiter mit dieser Buchreihe, und wir kommen zu meinem zweitliebsten Buch in der Reihe. Dieses Buch macht meiner Meinung nach einen recht großen Sprung, denn es liest sich deutlich erwachsener als die bisherigen beiden Bände. Es geht hier mehr um Sex und Sexualität, aber es wird auch blutiger als die anderen Bände. Das hat mich ein bisschen schockiert, und ihr solltet das vor allem beachten, wenn ihr jüngeren Teenagern diese Reihe geben möchtet.

Die Fakten:

  • Autor: Libba Bray
  • Titel: Before the Devil Breaks You (dts. Und im Nebel die Geister)
  • Reihe: The Diviners 3
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Little Brown Books
  • Seiten: 552
  • Preis: 10,85 Euro
  • Klappentext: "After battling a supernatural sleeping sickness that claimed two of their own, the Diviners have had enough lies. They're more determined than ever to uncover the mystery behind their extraordinary powers, even as they face off against an all-new terror. Out on Ward's Island, far from the city's bustle, sits a mental hospital haunted by the lost souls of people long forgotten--ghosts who have unusual and dangerous ties to the man in the stovepipe hat, also known as the King of Crows. With terrible accounts of murder and possession flooding in from all over and New York City on the verge of panic, the Diviners must band together and brave the sinister ghosts invading the asylum, a fight that will bring them face-to-face with the King of Crows. But as the explosive secrets of the past come to light, loyalties and friendships will be tested, love will hang in the balance, and the Diviners will question all that they've ever known. All the while, malevolent forces gather from every corner in a battle for the very soul of a nation--a fight that could claim the Diviners themselves."

Zur Handlung: In diesem Band stehen die Diviner nun endlich ihrem Endgegner gegenüber: dem König der Krähen. Allerdings wissen sie nicht, was dieser will oder wie sie ihn stoppen können. Daher beginnen sie einen Kampf gegen seine Diener: Geister, die in New York City ihr Unwesen treiben. Doch je mehr Geister sie zerstören können, desto kräftiger scheinen ihre Gegner zu werden.

Inzwischen hat die Gruppe von Freunden allerdings noch näher zusammengefunden, und sie würden fast alles füreinander tun. In diesem Band gerät nun Theta in Gefahr, denn ein totgeglaubter Schatten ihrer Vergangenheit streckt seine Finger nach ihr aus. Aber auch ihre Fähigkeiten werden Theta mehr und mehr zum Verhängnis - weil sie den anderen noch immer nicht vertrauen kann.

Dieser Band war mein zweitliebster in der Reihe, weil er sich unter anderem mehr mit Theta beschäftigt. Sie hatte ich ziemlich schnell in mein Herz geschlossen. Ihre Romanze mit Memphis ist eine meiner liebsten Buchbeziehungen, ich finde sie wirklich toll zusammen. Trotzdem kann sie sich ihm nicht ganz anvertrauen, weil ihre vergangenen Traumata sie nicht loslassen. Ihre Hintergrundgeschichte ist herzzerreißend. Schade fand ich allerdings, dass ihre Familiengeschichte bei alldem ziemlich hinten runter fällt, da hatte ich mir mehr Aufarbeitung gewünscht.

Daneben bleiben auch alle anderen Charaktere weiter wichtig. Wir sehen wie es mit Evie und dem Liebeschaos weitergeht. Wir sehen die Freundschaft von Ling und Henry, die sich in Band 2 etabliert hat, weiter wachsen. Außerdem muss Henry lernen sein Herz neu zu öffnen, und selbst Ling findet jemand, der ihr den Atem stiehlt. Memphis versucht weiter auf seinen kleinen Bruder Isaiah acht zu geben, aber dieser hat seine eigenen Geheimnisse und hasst es, dass er nie als vollwertiges Mitglied der Gruppe gesehen wird.

Bei Evie tauchen wir dann auch tiefer ab in die Geschichte ihres Bruders. Dabei geht es auch wieder stärker um den ersten Weltkrieg und die schrecklichen Auswirkungen, die dieser auf die Menschen hatte. Wir sehen auch, dass posttraumatische Störungen und körperliche Behinderungen damals für die früheren Soldaten an der Tagesordnung waren, und wie sich das auf das amerikanische Gesundheitssystem und vor allem die Psychatrien, die zu der Zeit im Umbruch waren, auswirkt.

Gleichzeitig fühlt sich der Plot in diesem Teil eher etwas verloren an, weil unsere Protagonisten die meiste Zeit nicht wirklich wissen, was sie tun. So hatte ich schon sehr früh den Verdacht, was hier wirklich geschieht, aber für unsere Charaktere dauert es dann doch bedeutend länger. Das kann ein wenig frustrierend sein, aber es ist eben auch ein Jugendbuch.

In diesem Band tauchen wir mit Mabel dann auch stärker in die sozialistische Vergangenheit ein. Mabel ist die einzige, die keine Fähigkeit hat, und fühlt sich deswegen nicht dazugehörig. Nachdem Evie berühmt geworden ist und nur auf Partys geht, und die Romanze mit Jericho so gar nicht zum Laufen gekommen ist, findet Mabel neue Freunde. Für einen Großteil des Buches läuft das irgendwie sehr unverbunden zum Rest der Geschichte, aber es gibt dann ein recht explosives Ende für alle.

Das Ende des Buches spielt dann bei einer Ausstellung für die Zukunft, die Ling als Wissenschaftsbegeisterte unbedingt besuchen wollte. Hier sehen wir dann auch die Zelte der Fitter Families Initiativen, die eugenische Ideologie gepuscht haben. In dieser Reihe wird dieser tatsächliche historische Fakt mit in die Handlung eingebaut - das Thema Eugenik, Rassismus und Hass gegen andere bleibt uns wiederum erhalten als wichtigstes Thema der Reihe.

Alles in allem war für mich auch der dritte Band wieder gelungen. Auch wenn der Plot nicht ganz so gradlinig ist, war ich inzwischen verliebt in die Charaktere und habe mit ihnen mitgefiebert. Es werden mit psychischer Gesundheit, den Folgen des Krieges, der Eugenik und Themen von häuslicher Gewalt wieder wichtige Themen eingebaut, ohne dass das Buch für mich zu überladen wirkte. Der Blick auf Thetas Geschichte hat mir gut gefallen, wenn ich mir da auch noch mehr gewünscht hätte.

So, morgen kommt dann hoffentlich der letzte Band. Habt ihr schon Lust auf die Reihe bekommen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro






Meine Bewertung:



Samstag, 18. März 2023

Lair of Dreams


Hallo meine Fantasyleser,

heute kommen wir zum zweiten Band der Diviners-Reihe und damit zu meinem Lieblingsbuch in der Reihe. Für mich hat Lair of Dreams tatsächlich am besten funktioniert als alleinstehendes Buch. Ich mochte die Charaktere, die hier mehr beleuchtet werden, ich mochte die Handlung und ich mochte die Themen, die damit aufgegriffen wurden.

Die Fakten:

  • Autor: Libba Bray
  • Titel: Lair of Dreams (dts. Die dunklen Schatten der Träume)
  • Reihe: The Diviners 2
  • Erschienen: 2015
  • Verlag: Little Brown Books
  • Seiten: 561
  • Preis: 7,75 Euro
  • Klappentext: "After a supernatural showdown with a serial killer, Evie O'Neill has outed herself as a Diviner. Now that the world knows of her ability to "read" objects, and therefore, read the past, she has become a media darling, earning the title, "America's Sweetheart Seer." But not everyone is so accepting of the Diviners' abilities... Meanwhile, mysterious deaths have been turning up in the city, victims of an unknown sleeping sickness. Can the Diviners descend into the dreamworld and catch a killer?"

Zur Handlung: Das Wort Diviner ist in aller Munde, seit Evie O'Neill vor der Presse verkündet hat, was für eine Fähigkeit sie besitzt. Als die Sweetheart Seer hat sie nun eine eigene Radioshow und lebt in Ruhm und bescheidenem Reichtum. Ihre Freunde hat sie nicht vergessen, aber es gibt nun einfach so viel anderes zu tun.

Gleichzeitig wird ein anderer Teil von New York City von einer geheimnisvollen Schlafkrankheit heimgesucht. Zunächst können die Betroffenen nicht geweckt werden, bis sie schließlich auf geheimnisvolle Art versterben. In diesem Teil von New York lebt Ling, und als ihr bester und vielleicht einziger Freund der Krankheit erliegt, wird klar, dass Ling etwas unternehmen muss - und vielleicht hilft ihr dabei ihre Fähigkeit durch Träume zu wandeln.

In diesem Band schwenkt die Perspektive von Evie und Memphis stärker auf zwei andere Charaktere. Einen davon kennen wir bereits aus dem ersten Teil: Henry. Die zweite ist allerdings nur einmal kurz erwähnt und bisher kennen wir sie nicht: Ling. Dieser Band widmet sich auch stärker den Themen von Rassismus und Homophobie. Wenn man das Buch so liest, kommen einem unfreiwillig die Trump-Zeiten á la "China Virus" wieder in den Sinn.

Henry als Hauptcharakter mochte ich. Er ist Musiker und schwul, und wir lernen in diesem Band mehr über seine Hintergrundgeschichte. Darin steckt auch eine Liebesgeschichte, die sehr traurig und herzzerreißend ist. Abgesehen davon ist er immer charmant und hat einen flotten Spruch auf den Lippen, um seinen Schmerz zu verbergen. Dadurch harmoniert er perfekt mit unserer zweiten Hauptfigur in diesem Buch.

Ling ist begeistert von Wissenschaft und Ingenieurtechnik. Sie liebt Zahlen und Formeln, Menschen dagegen findet sie manchmal anstrengend. Ihr Vater ist Chinese, ihre Mutter Irin. Sie lebt mit ihrer Familie in China Town, wo sich die rätselhafte Krankheit mehr und mehr ausbreitet und bald als eine "chinesische" Krankheit betitelt wird. Ling war an Kinderlähmung erkrankt und kann seitdem nicht mehr ohne Stütze laufen. Ling kann wie Henry durch Träume wandeln, vor allem spricht sie aber mit den Toten in Träumen. Gemeinsam finden die beiden eine neue Welt der Träume, in der ihre Fähigkeiten noch größer sind als je geahnt.

In dieser Traumwelt treffen die beiden dann auf zwei weitere neue Charaktere: ein junges chinesisches Mädchen auf der Überfahrt nach Amerika, und Henrys verlorene Liebe. Die Geschichte des jungen Mädchens macht Ling große Sorgen, da chinesische Einwanderer durch den Chinese Exclusion Act an der Einreise gehindert wurden. Je mehr sich die beiden jedoch in diese Traumwelt begeben, desto gefährlicher wird es, denn vielleicht wachen sie nie mehr auf.

Daneben geht es allerdings auch weiterhin um die anderen Charaktere wie Evie, die nun berühmt ist und noch ein wenig anstrengender, Sam, Jericho und Mabel, die Annäherungsversuche unternehmen, Memphis und Isaiah, der in ganz eigener Gefahr schwebt, und Theta, Henrys beste Freundin. Alle rücken nun deutlich näher zusammen, was mir auch an dem Buch gefallen hat.

Auch in diesem Fall wissen wir ein bisschen mehr als die Charaktere, denn wir sehen zumindest am Anfang des Buches, was die Krankheit auslöst. Allerdings wissen wir nicht ganz, wer der Täter in dem Fall ist. Nur, dass wieder etwas Übernatürliches dahintersteckt, und daher Evie und ihre Freunde den Fall lösen müssen. Auch diesmal fand ich, dass es der Spannung keinen Abbruch getan hat. Ich hatte zwar meine Vermutungen, habe aber trotzdem die ganze Zeit mitgefiebert.

Die Auflösung hat mir hier dann auch nochmal besser gefallen als beim ersten Band. Die Geschichte wird dann eher traurig als super actiongeladen, wenn es auch einige Verfolgungsszenen gibt. Aber ich fand, dass die Geschichte einen guten Abschluss findet. Hier hätte ich mir tatsächlich gewünscht, dass wir in das Thema noch etwas tiefer hineingehen, aber im Rahmen eines jugendfreundlichen Buches war es so schon in Ordnung. Mich hat das Ende überzeugt.

Das Thema Rassismus spielt in diesem Band nochmal eine neue Rolle. Da wir Ling als halb-chinesische Tochter von Einwanderern als eine Perspektive haben, und sie dazu noch eine Behinderung durch die Kinderlähmung hat und (wie wir im Laufe der Reihe erfahren) auf dem LGBT-Spektrum ist, bekommen wir hier noch einmal mehr gezeigt, warum die 1920er Jahre nicht nur Glitz und Glamour á la Great Gatsby waren, sondern für viele Menschen eine Zeit der Ausgrenzung. Gleichzeitig werden Parallelen zur heutigen Zeit, gerade zum Aufwallen von Anti-Asian Hate im Zuge der Pandemie, nur allzu deutlich.

Alles in allem ist dies mein Lieblingsband der Reihe. Henry und Ling sind zu meinen Lieblingscharakteren zusammen mit Theta aufgestiegen. Die Handlung fand ich spannend, das Thema des Rassismus gut und greifbar aufgearbeitet, was vor allem für jugendliche Leser wichtig ist, um mehr über die Geschichte von Amerika zu lernen. Schade war, dass Evie vor allem am Ende ein bisschen zur Lachnummer wird. Aber auch bei ihr findet noch eine interessante Entwicklung statt. Durch sie sehen wir, dass die Partys auch ein Coping-Mechanismus nach dem ersten Weltkrieg war. Und eben, diese Zeit war nicht so feierwütig und unbeschwert, wie wir gern glauben.

Morgen kommen wir dann zu Band 3!

Bis dahin,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Freitag, 17. März 2023

The Diviners


Hallo meine Fantasy-Leser,

für dieses Wochenende habe ich mir vorgenommen, euch die letzte Reihe vorzustellen, die ich letztes Jahr komplett gelesen habe. Fünf Reihen waren ja in meinen Lesezielen, und alle fünf habe ich auch beendet, wenn auch nur sehr knapp, denn das letzte Buch habe ich am 31.12. abends fertig gelesen. Und bisher habe ich euch diese letzte Reihe verschwiegen. Das werden wir nun ändern.

Die Fakten:

  • Autor: Libba Bray
  • Titel: The Diviners (dts. Aller Anfang ist Böse)
  • Reihe: The Diviners 1
  • Erschienen: 2012
  • Verlag: Little Brown Books
  • Seiten: 578
  • Preis: 8,99 Euro
  • Klappentext: "Evie O’Neill has been exiled from her boring old hometown and shipped off to the bustling streets of New York City—and she is pos-i-tute-ly ecstatic. It’s 1926, and New York is filled with speakeasies, Ziegfeld girls, and rakish pickpockets. The only catch is that she has to live with her uncle Will and his unhealthy obsession with the occult. Evie worries her uncle will discover her darkest secret: a supernatural power that has only brought her trouble so far. But when the police find a murdered girl branded with a cryptic symbol and Will is called to the scene, Evie realizes her gift could help catch a serial killer. As Evie jumps headlong into a dance with a murderer, other stories unfold in the city that never sleeps. A young man named Memphis is caught between two worlds. A chorus girl named Theta is running from her past. A student named Jericho is hiding a shocking secret. And unknown to all, something dark and evil has awakened…"

Zur Handlung: Evie O'Neill hat Träume, die größer sind als ihre Heimatstadt in Ohio, aber sie hat auch ein großes Geheimnis: wenn sie Gegenstände berührt, dann kann sie deren Erinnerungen sehen. Und so kommt es, dass sie eines Tages den Golden Boy ihrer Kleinstadt beschuldigt, für die Schwangerschaft einer Angestellten verantwortlich zu sein. Um einen Skandal zu entgehen, schicken die Eltern Evie nach New York City zu ihrem - zugegeben etwas schrulligen - Onkel.

Kaum in New York City angekommen, trifft Evie auf einen attraktiven Taschendieb, der ihr ihre letzten Dollar entwendet. Offensichtlich muss sie sich an das Stadtleben erst gewöhnen, aber Evie ist sich sicher, dass diese summende Metropole nur auf sie gewartet hat. Im Museum ihres Onkel hält es Evie nicht lange, aber als ein Mordfall die Expertise des Onkels fordert, sieht Evie die Chance ihr geheimes Talent für Gutes zu nutzen.

Diese Geschichte vereint einiges, was ich an Büchern liebe: ein Setting in den 1920er Jahren, eine geheime Fähigkeit, ein bisschen Mystery, Geister, und eine sehr diverse Gruppe von Teenagern, die auf langem Wege Freunde werden. Das erste Buch liest sich dabei noch etwas jung, aber hat mir viel Spaß gemacht. Wir bekommen dabei auch nicht nur Evies Perspektive, sondern auch noch einige andere Charaktere, was das Buch zusätzlich für mich interessant gemacht hat.

Evie als Hauptfigur in diesem ersten Band ist für mich der klassische 1920er-Mädchen-Charakter. Sie möchte aus den öden Zwängen ihrer Heimat herausbrechen und glamorös und beliebt sein. Doch hinter ihrer Fassade verbirgt sich auch ein tiefer Schmerz, denn Evie hat ihren großen Bruder im Krieg verloren, und seitdem ist ihre Familie zerbrochen. Diesen Schmerz übertünscht Evie großzügig mit ihrem spritzigen Humor und einer Liebe fürs Chaos. Sie kann mitunter aber recht flach herüberkommen, weswegen ich froh war, dass wir noch mehr Charaktere um sie herum haben.

In diesem ersten Buch bildet Memphis nach meinem Gefühl den zweiten sehr wichtigen Charakter. Er ist Schwarz und hat seine Eltern verloren. Mit seinem kleinen Bruder lebt er bei der Tante, die ihnen verbietet ihre Fähigkeiten zu verwenden. Memphis war bis zum Tod seiner Mutter ein Heiler, hat diese Fähigkeit jedoch scheinbar verloren. Sein kleiner Bruder Isaiah ist dagegen eine Art Medium, und sie trainieren heimlich mit einer Freundin der Familie. Memphis großes Ziel ist es, dass sein Bruder eine möglichst normale Kindheit hat. Ich fand Memphis' Storyline sehr interessant, denn hier werden auch Themen von Rassismus und der Trennung der races in Amerika aufgemacht. Außerdem hat er den starken Familiensinn und eine schöne Liebesgeschichte im Laufe des Buches. 

Neben diesen Charakteren gibt es eine Fülle von anderen, die wichtig sind. Wie haben Mabel, Evies beste Freundin, die allerdings schüchterner ist und hilflos verliebt in den Assistenten von Evies Onkel: Jericho. Der wiederum ist eher der stille nachdenkliche Typ mit einem dunklen Geheimnis. Der besagte Taschendieb Sam beschließt, sich tiefer in Evies Leben zu graben. Memphis verliebt sich in die schöne Tänzerin Theta, die ebenfalls ein Geheimnis hat, und mit dem Musiker Henry zusammenlebt. Auch Evies Onkel spielt natürlich eine Rolle in dem Ganzen.

In diesem ersten Band folgen wir relativ klar einem Serientäter. Dieses ermordet seine Opfer anhand eines alten Rituals, das das Ende der Welt auslösen könnte. Da es sich um ein übernatürliches Verbrechen handelt, braucht es Evie und ihre Freunde, um das Ganze zu lösen. Als Leser wissen wir von Anfang an, wer die Morde begeht, was natürlich immer ein Risiko birgt. Auch sehen wir die Morde bzw. die Zeit kurz vor den Morden aus Sichtweise der Opfer (fade to black). Allerdings würde ich sagen, dass es so geschrieben ist, dass ältere Teenager es problemlos lesen können. Es wird aber eben auch gruselig dadurch. Insgesamt liest sich das Buch aber noch recht jung.

Als content warning würde ich hier stark auf Ideen von Eugenik verweisen. Die böse Seite in diesem Roman ist stark an diesen Ideen und an starken religiösen (christlichen) Ideen orientiert und somit taucht das Thema an vielen Stellen in diesem Roman und in der Reihe generell auf. Je nach Alter der Leserschaft ist hier vermutlich eine begleitende Diskussion mit Erwachsenen hilfreich, da das Thema sehr verstörend wirken kann und ich persönlich junge Menschen damit nicht alleine lassen würde. 

Am Ende kommt es dann auch zu einem Showdown, bei dem Evie zeigen muss, was sie kann. Ich mochte das Ende, weil es spannend genug war, aber trotzdem zum Ton des Buches gepasst hat. Es war trotzdem eine gewisse Leichtigkeit mit dabei, und der Glaube, dass es schon gut ausgehen wird. Schließlich brauchen wir die Charaktere ja für weitere Bände. Es gibt dann auch noch etwas Teenager-Drama, was ich für die Altersgruppe passend fand.

Alles in allem hatte ich Spaß mit diesem ersten Buch. Ich mochte vor allem die Gruppe von Charakteren, die sich hier langsam versammelt. Auch wenn wir im ersten Band noch nicht viele Momente haben, wo diese Charaktere alle zusammenkommen, zeichnet sich doch ab, dass hier mehr folgen wird. Evie als Hauptfigur kann manchmal etwas platt wirken, aber die anderen machen das wett. Den Fall fand ich auch gruslig und spannend, auch wenn wir als Leser genau wissen, was passiert. Die interessante Frage ist: kann Evie es stoppen? Ich habe mich dann auch auf Band 2 gefreut.

Habt ihr der Reihe schon mal Aufmerksamkeit geschenkt? Und mögt ihr den 1920er Flair auch so?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Mittwoch, 15. März 2023

All Systems Red


Hallo meine Sci-Fi-Leser,

ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich bisher schwer damit tue, kurze Bücher zu lesen. Irgendwie sehe ich es nicht ein, dass ich genauso viel für 120 Seiten bezahlen soll wie für 350 Seiten. Aber letztes Jahr habe ich dann zum Magical Readathon einfach ein paar kurze Sachen gebraucht und endlich dieses Buch gelesen, das mich schon viele Jahre interessiert hat.

Die Fakten:

  • Autor: Martha Wells
  • Titel: All Systems Red
  • Reihe: The Murderbot Diaries 1
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Tor.com
  • Seiten: 144
  • Preis: 13,99 Euro
  • Klappentext: "In a corporate-dominated space-faring future, planetary missions must be approved and supplied by the Company. For their own safety, exploratory teams are accompanied by Company-supplied security androids. But in a society where contracts are awarded to the lowest bidder, safety isn’t a primary concern. On a distant planet, a team of scientists is conducting surface tests, shadowed by their Company-supplied ‘droid--a self-aware SecUnit that has hacked its own governor module and refers to itself (though never out loud) as “Murderbot.” Scornful of humans, Murderbot wants is to be left alone long enough to figure out who it is, but when a neighboring mission goes dark, it's up to the scientists and Murderbot to get to the truth."

Zur Handlung: Murderbot ist ein humanoider Security Roboter, der eine Gruppe von Wissenschaftlern auf einem bisher unbekannten Planeten begleitet. Eigentlich hat er nur ein Interesse: in Ruhe seine Soaps schauen. Denn Murderbot hat sein eigenes System gehackt und kann nun eigenständig Entscheidungen treffen. Das Problem ist, dass er sich trotzdem verhalten muss, als sei er voll funktionstüchtig, damit niemand den Hack bemerkt.

Das führt dazu, dass Murderbot die Wissenschaftler zum Schutz begleitet, als es unerwartet Angriff stattfindet. Schnell wird dann klar, dass dieser Planet gefährlicher ist, als bisher erwartet wurde. Als die Crew dann herausfindet, dass eine benachbarte Station auf dem Planeten per Funk nicht mehr antwortet, beginnt eine waghalsige Rettungsaktion und das Aufdecken einer Verschwörung, bei der Murderbot nun wirklich nicht den Helden spielen will.

Diese Novelle folgt also einem eher ungewöhnlichen Charakter, einem Roboter, der gern allein gelassen gewerden will, Menschen furchtbar anstrengend findet, und kein Interesse an Heldentaten hat. Gerade das macht die Geschichte dann vielleicht doch nahbar, denn der etwas schrullige Roboter mit seiner Liebe zu schlechtem Fernsehen, wer kann damit nicht irgendwie eine Verbindung aufbauen? Gleichzeitig fand ich die Handlung aber auch überraschend spannend.

Murderbot als Hauptfigur fand ich direkt spannend. Ich hatte schon viel über diesen Charakter gehört und war somit auf seine Art und vor allem die Liebe zu Soaps eingestellt. Als Roboter sieht sich Murderbot keinem Geschlecht zugehörig und hat auch keine sexuellen Interessen. Alle Interaktionen mit Menschen findet Murderbot ziemlich unangenehm, vor allem wenn die Menschen anfangen ihn als menschlich wahrzunehmen. Ich fand, dass die Autorin es gut schafft, uns diesen nicht-menschlichen Hauptcharakter zu erzählen.

Auf der anderen Seite haben wir dann die Gruppe der Wissenschaftler, wobei die Anführerin eine besondere Rolle spielt. Dennoch bleiben sie für Murderbot auch ein Stück weit diese Gruppe von Menschen, die eben negative Gedanken und Gefühle auslösen. Eigentlich will Murderbot mit ihnen nichts zu tun haben und kann mit ihrer Menschlichkeit und Zuneigung gar nichts anfangen. Als Leser kann man aber die Wissenschaftler schon auch verstehen, die lernen, diesem Roboter ihr Leben anzuvertrauen.

Die Handlung fand ich dann auch überraschend spannend. Irgendwie hatte ich nie wen darüber reden hören, was in dem Buch eigentlich passiert, und deswegen nicht viel erwartet. Aber wir starten ziemlich direkt mit einer Action-Szene und die Gefahr für die Menschen, die Murderbot beschützen soll, wird schnell deutlich. Ein bisschen schade fand ich dann an diesem Kurzformat, dass am Ende auf eines meiner am wenigsten geliebten Tropes zurückgegriffen wird: im Finale wird Murderbot irgendwann ohnmächtig und wir machen einen Zeitsprung ins Happy End.

Das Ende des Buches nach dem Finale fand ich dann aber wieder sehr gelungen, und es hat mir direkt Lust auf den nächsten Band gemacht. Im Moment sind die Hörbücher übrigens kostenlos im Audible-Abo enthalten, wenn ihr mal reinhören mögt. Vielleicht werde ich dem zweiten Band diesen Monat noch mein Ohr widmen, mal schauen. Ich habe auf jeden Fall nach dem Ende des ersten Bandes wieder keine Ahnung, was mich erwarten wird.

Alles in allem kann ich das Buch empfehlen. Auch wenn ich mich mit diesen kurzen Geschichten immer noch schwer tue, und ich beispielsweise für das Finale auf dem Planeten gern mehr Seiten oder weniger Koma gehabt hätte, habe ich mich hier gut unterhalten gefühlt. Mit einem Roboter als Hauptfigur hatte es für mich etwas Neues und Aufregendes zu bieten, und auch die Handlung hat mich gut abgeholt. Ich habe Lust auf mehr.

Wie steht ihr denn zu Novellen? Gerade im Sci-Fi und Horror-Bereich sind sie ja inzwischen sehr verbreitet.

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Sonntag, 12. März 2023

Priory of the Orange Tree


Hallo meine Fantasyleser,

heute kommen wir zu einem sehr dicken Fantasy-Buch, das ich dieses Jahr endlich gelesen habe. Ich habe wirklich einige Anläufe gebraucht, aber dieses Jahr habe ich es auf meine Leseziele geschrieben, und dann dachte ich, vielleicht sollte ich es auch direkt zum Jahresanfang aus dem Weg räumen. Und es hat sich wirklich gelohnt, dass ich das Buch endlich nicht mehr aufgeschoben habe.

Die Fakten:

  • Autor: Samantha Shannon
  • Titel: Priory of the Orange Tree (dts: Der Orden des geheimen Baumes)
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Bloomsbury Publishing
  • Seiten: 848
  • Preis: 19,93 Euro
  • Klappentext: "A world divided. A queendom without an heir. An ancient enemy awakens. The House of Berethnet has ruled Inys for a thousand years. Still unwed, Queen Sabran the Ninth must conceive a daughter to protect her realm from destruction – but assassins are getting closer to her door. Ead Duryan is an outsider at court. Though she has risen to the position of lady-in-waiting, she is loyal to a hidden society of mages. Ead keeps a watchful eye on Sabran, secretly protecting her with forbidden magic. Across the dark sea, Tané has trained to be a dragonrider since she was a child, but is forced to make a choice that could see her life unravel. Meanwhile, the divided East and West refuse to parley, and forces of chaos are rising from their sleep."

Zur Handlung: Eine geteilte Welt mit einem gemeinsamen Feind kommt an die Grenze ihrer Zerstörung. Während im Westen alle Drachen als Monster gesehen werden, verehrt der Osten ihre Drachen als Götter. Im Süden gibt es einen geheimen Orden, der sich einst dem Schutz der Welt verschworen hatte, aber nun nur noch seine eigenen Interessen durchsetzt. In diesem Chaos folgen wir einer großen Anzahl von Charakteren, die alle mit ihren eigenen Problemen kämpfen.

So folgen wir vor allem Ead, deren Aufgabe es ist die Königin eines westlichen Landes zu beschützen. Diese Königin, Sabran, soll für ihr Volk eine zukünftige Königin gebären. Im Osten folgen wir vorrangig Tané, die um jeden Preis eine Drachenreiterin werden will. Außerdem folgen wir Loth, der sich auf einer Odysee befindet, um zurück zu seiner besten Freundin zu gelangen, und noch einigen anderen.

Auf den ersten Blick kann es so wirken, als wäre dieses Buch sehr kompliziert und schwierig zu lesen. In der Tat habe ich es deswegen so lange Zeit aufgeschoben. Doch als ich das Buch dann einmal begonnen hatte, hat es mich direkt in seinen Bann gezogen. Die Handlung beginnt direkt mit der ersten Seite, es wird nicht erst langatmig in die Welt oder die Charaktere eingeführt. Sofort spielt für Tané, mit der unsere Reise beginnt, alles auf dem Spiel. Deswegen ist der Einstieg vielleicht etwas herausfordernd, weil wir die Charaktere noch besser kennen lernen müssen, aber es macht auch sofort Spaß, diese Welt und diese Figuren zu erkunden.

Im weiteren Verlauf des Buches stellt sich für mich Ead als die Hauptfigur heraus, auch wenn andere Charaktere, vor allem Tané, ähnlich wichtig für die Geschichte sind. Ead hat sehr viele Geheimnisse, aber da wir aus ihrer Perspektive auf die Handlung blicken, wissen wir schon einmal mehr als die meisten Personen um sie herum. Ich mochte Ead als Charakter sehr, da sie sehr viele Fähigkeiten hat und sich sehr gut quasi wie eine Spionin in bestimmte Positionen in der Gesellschaft bringen kann. Es war immer interessant, ihre Perspektive zu sehen. Sie hat dann auch im Verlauf des Buches eine romantische Beziehung zu einer anderen Frau, die ich auch sehr schön dargestellt fand.

Tané ist dann vielleicht die zweitwichtigste Figur. Ihre Geschichte hat mich ein wenig an Rin aus den Poppy War-Büchern erinnert. Sie ist eine Waise und in eine prestigeträchtige Schule gekommen. Zu Beginn ihrer Geschichte, wenn wir sie kennen lernen, steht sie kurz vor der Zeremonie, bei der bekannt gegeben wird, ob sie eine Drachenreiterin werden darf: ihr großer Traum. Die anderen Schüler, die teilweise aus sehr hochangesehenen Häusern kommen, sind dabei von ihr nicht immer sehr begeistert. Leider bekommt sie nicht ganz so viel Platz im Buch, wie ich mir gewünscht hätte. 

Das Buch war für mich in seiner Handlung oft sehr unvorhersehbar. Vor allem in der ersten Hälfte schreckt die Autorin wirklich vor nichts zurück, viele Dinge gehen schief, viele Charaktere sterben. In der zweiten Hälfte gibt es dann inhaltlich mehr Twists, weil immer mehr Geheimnisse ans Licht kommen und wir verstehen, wer bestimmte Figuren sind und so weiter. Aber leider ist dann ein wenig die Spannung raus, weil ab einem bestimmten Punkt so klar ist, dass einige Charaktere überleben müssen, weil der Plot sonst nicht aufgeht. Die letzte Schlacht hat dann aber nochmal alle Geschütze aufgefahren und ich musste teilweise kurze Lesepausen machen und durchatmen.

Mein einziger großer Kritikpunkt ist deswegen, dass sich das Buch etwas unausgeglichen angefühlt hat. Während am Beginn so viele schlimme Dinge passieren, läuft es am Ende dann irgendwie zu glatt. Natürlich möchte man, dass die liebgewordenen Charaktere ihre Ziele erreichen, aber wenn das Buch eben mit so viel Schmerz und Blut beginnt, dann sollte dann Ende nicht zu Friede Freude Eierkuchen werden. Ein Augenöffner war für mich ein Charakter, der in seinem letzten Kapitel an einen gefallenen Freund zurückdenkt, und ich im ersten Moment gar nicht wusste, wer gemeint ist, weil dieser Tod so lange Zeit (im Sinne von Buchseiten) zurücklag. 

Alles in allem kann ich dieses Buch aber empfehlen. Es war längst nicht zu kompliziert und angsteinflößend, wie ich gedacht hatte. Es lässt sich eigentlich ganz leicht lesen, sobald man die Charaktere richtig verorten kann. Da es ab der ersten Seite Action und Intrigen gibt, war ich auch direkt in die Geschichte hineingezogen und wollte immer weiterlesen. Für meine zarten Handgelenke hat sich dabei das eBook sehr angeboten. Ich möchte auf jeden Fall auch die neu erschienene Vorgeschichte zu diesem Band bald lesen.

Habt ihr das Buch schon gelesen? Und welche Bücher jagen euch so richtig Angst ein?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 26. Februar 2023

Bittere Orangen


Hallo meine Lieblingsleser,

ich habe hier noch ein Buch vorzustellen, dass ich letztes Jahr im August für den Magical Readathon gelesen habe. Ich war damals ja mitten im Umzug, und dadurch ist es irgendwie liegen geblieben. Ich hoffe, ihr könnt mir die lange Zeit verzeihen.

Die Fakten:

  • Autor: Claire Fuller
  • Übersetzung: Susanne Höbel
  • Titel: Bittere Orangen (original: Bitter Oranges)
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Piper
  • Seiten: 347
  • Preis: 11,00 Euro
  • Klappentext: "Vom Dachboden des Herrenhauses beobachtet Frances die beiden: Cara und Peter, das undurchschaubare Paar, das mit ihr auf Lynton lebt. Dort verbringen sie gemeinsam den Sommer 1969, um den Zustand des Hauses und seiner Gärten zu dokumentieren. Doch die unheilvolle Dynamik zwischen den dreien wird Francis' Leben weit über diesen Sommer hinaus verändern."

Zur Handlung: Francis ist eine einsame Frau, die aus Verzweiflung einen Job annimmt, bei dem sie den Garten eines alten Herrenhauses auf seinen Wert prüfen soll. Sie hofft auf eine seltene und kunstvolle Brücke über dem See. Doch vor allem ist sie froh ihrem alten Leben zu entkommen, in dem sie ihre Mutter bis zum Ende gepflegt hat.

In diesem Haus trifft sie auf ein Ehepaar und wird mehr und mehr in deren Bann gezogen. Vor allem die Frau, Cara, ist einerseits charmant, andererseits mysteriös. Die beiden bilden eine labile Freundschaft, vor der der Pfarrer der Gegend Francis eindringlich warnt. Doch Francis sehnt sich nach einer Freundschaft, wie sie sie noch nie hatte, und was soll schon schiefgehen?

Ich habe dieses Buch vor einigen Jahren zum Geburtstag geschenkt bekommen und war nicht sicher, was mich erwartet. Die Beschreibung des Buches ist sehr vage und hat mir nur den Eindruck vermittelt, dass es hier um literary fiction geht, die in einem historischen Setting spielt. Ich war skeptisch, ob das Buch wirklich meinen Geschmack treffen wird, aber es war auf jeden Fall mal etwas anderes.

Francis als Hauptfigur ist nicht unbedingt charismatisch oder interessant. Sie ist eine sehr einsame Frau, die ihr bisheriges Leben ihre Mutter gepflegt hat. Wir erfahren, dass die Mutter verstorben ist und Francis deswegen den Job im Herrenhaus akzeptiert hat. Ihren Chef treffen wir nie, aber wir wissen, dass sie den Sommer vor Ort im Haus verbringen darf, um den Garten zu analysieren. Zunächst nimmt sie ihre Aufgabe und diese Chance ernst, zumal sie eine Expertin für die architektonische Ausstattung von Gärten ist, doch mehr und mehr wird sie von ihren beiden Mitbewohnern abgelenkt.

Francis wird außerdem als dick beschrieben, wobei die Beschreibung ihres Körpers manchmal ein wenig zu negativ bewertend war. Einerseits ist es sicherlich so, dass viele Frauen ihren Körper so negativ sehen, andererseits wurde es im Buch aber nie angefechtet, sodass es nicht wirklich als etwas Schlechtes gewertet wurde. Trotzdem bestimmt dieser Aspekt, zusammen mit ihrer Einsamkeit, wie Francis auf die Aufmerksamkeit von Cara und Peter reagiert.

Cara und Peter sehen wir nur durch die Außensicht. Wir wissen nicht, was in ihnen vorgeht. Cara scheint eine pathologische Lügnerin zu sein - zumindest wird sie so dargestellt. Man weiß nie, welche ihrer Geschichte wahr sind, und trotzdem hat sie eine spannende Ausstrahlung. Peter ist für mich vor diesen beiden Frauen etwas verblasst und ich kann mich kaum an ihn erinnern. Es bleibt so viel zu sagen: alle drei Charaktere sind nicht unbedingt nette freundliche Menschen, und man spürt die explosive Natur dieses Dreiecks.

Im Buch gibt es neben dieser Zeitebene in 1969 auch eine Ebene in der Gegenwart. In dieser Gegenwart ist Francis selbst pflegebedürftig und in einer Institution. Sie bekommt Besuch von einem weiteren Charakter - der vierte, der in allem eine Rolle spielt. Dieser versucht aus ihr die Wahrheit über die Zeit 1969 herauszubekommen, und hat selbst ein großes Geheimnis. Hier fand ich allerdings die Auflösung am Ende ziemlich fragwürdig - für mich hat das gar nicht in die Geschichte gepasst.

Am besten lässt sich dieses Buch als eine sehr langsame Geschichte über einen Sommer Ende der 60er Jahre in England beschreiben, in der drei wenig freundliche Personen in einem alten zerfallenden Haus aufeinander treffen und eine explosive Freundschaft zwischen ihnen entsteht, die sie am Ende alle das Leben kosten kann. Wenn ihr gern über toxische Beziehungen lest, die sehr langsam eskalieren, dann empfehle ich euch dieses Buch.

Alles in allem war es mal etwas anderes für mich, aber kein Buch, das mir groß im Kopf geblieben ist. Die Charaktere sind alle ziemlich unberechenbar, aber so richtig kümmerte es mich nicht, was mit ihnen passiert. Ich mochte das Setting dieses alten Herrenhauses, das während des Krieges von Soldaten halb zerstört wurde. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass mir dieses Buch langfristig etwas gegeben hat.

Habt ihr schon von dem Buch gehört? Und interessiert die Geschichte euch?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Samstag, 25. Februar 2023

Long Way Down


Hallo meine Lieblingsleser,

in den USA ist Black History Month und dafür wollte ich auch ein wenig lesen. Dieses Buch habe ich in der Bibliothek gesehen und es schien mir perfekt dafür. Es ist geschrieben für Jugendliche und in Versen, und es ist außerdem illustriert. Das Thema ist jedenfalls kein leichtes, aber ein wichtiges.

Die Fakten:

  • Autor: Jason Reynolds
  • Illustrator: Chris Priestly
  • Titel: Long Way Down
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Faber & Faber
  • Seiten: 323
  • Preis: 8,37 Euro
  • Klappentext: "If someone you love // gets killed, // find the person // who killed // them and // kill them. // No crying. // No snitching. // Get revenge."

Zur Handlung: Will ist ein Teenager, der miterleben muss, wie sein Bruder Shawn auf offener Straße geötet wird. Er lebt in einem Stadtteil, indem Banden ihre Reviere ziehen und verteidigen, und Shawn musste in ein feindliches Revier gehen, um die medizinische Creme seiner Mutter zu kaufen. Das überlebt er nicht.

Inmitten der Trauer und dem unfassbaren Schmerz dieses Verlusts muss Will nun entscheiden, was er tut. Er weiß, dass sein Bruder eine Waffe besitzt, die im mittleren, etwas schiefen Kasten einer Kommode liegt. Eine Waffe, in der eine Kugel bereits fehlt. Will schleicht sich mit der Waffe aus der Wohnung, doch im Fahrstuhl begegnen ihm über die acht Stockwerke verschiedene Personen, die ihm neue Perspektiven auf das Erlebte geben.

Das Buch beschäftigt sich also mit einem sehr schwierigen Thema: der Bandenkriminalität und den damit verbundenen Morden in vorwiegend von Schwarzen Amerikanern bewohnten Stadtvierteln. Diese Menschen kennen Armut, Hoffnungslosigkeit und den Schmerz von Verlust. Und es gibt einen klaren moralischen Codex, der Will vorschreibt, was er nun zu tun hat. Doch dieses Buch versucht einen möglichst umfassenden Blick auf dieses Thema zu geben.

Will als Hauptcharakter lernen wir vor allem in seinem Schmerz kennen. Wir bekommen ein paar Rückblenden auf sein Leben von dem Mord an seinem Bruder, aber hauptsächlich sehen wir einen verängstigten und leidenden jungen Mann, der nun eine schwere Entscheidung treffen muss. Wir lernen ihn dadurch nicht unbedingt sehr gut kennen, aber wir sehen seine Gefühle in den Versen dieses Buches, und die berühren. Ich finde, dass seine Gefühle sehr gut nachhvollziehbar beschrieben werden. 

Die Sprache in diesem Buch ist wundervoll. Durch die Verse und auch kreative Nutzung von den Seiten entstehen einige Gänsehautmomente beim Lesen. Auch die Illustrationen passen sich sehr gut ein, auch wenn es nicht unbedingt ein Zeichenstil ist, der mir sehr gut gefällt. Aber es trifft den Ton des Textes und macht dadurch die Handlung und die Gefühle der Hauptfigur nochmal greifbarer.

Auf seinem Weg im Fahrstuhl vom 8. Stock in die Lobby wird Will dann von anderen Charakteren heimgesucht. Einige erkennt er recht schnell, bei anderen muss er sich auf die Sprünge helfen lassen. Gerade für das weiße Publikum handelt es sich vielfach um Menschen aus Wills leben, die bei uns eher noch am Leben sind. Dadurch wird das Thema nochmal eindringlicher, denn es sind Personen, die wir so oder ähnlich alle im Leben haben oder hatten.

Diese Charaktere bekommen dann je eine eigene Stimme (bis auf eine bestimmte Figur), die das Thema aus unterschiedlichen Richtungen betrachten und uns auch unterschiedliche Argumente und Perspektiven offenbaren. Es hat mich fast ein wenig an die Geister in der Weihnachtsgeschichte erinnert, denn in einer gewissen Weise handelt es sich auch im bestimmte Aspekte von Wills Vergangenheit und Familiengeschichte.

Das Ende wird dann bewusst offen gehalten, was das Buch perfekt dafür macht, dass man es, zum Beispiel im Rahmen von Schulklassen, weiter diskutiert. Wie wird Will sich wohl entscheiden und welche Konsequenzen wird das haben? Wie würden wir uns an seiner Stelle entscheiden? Und warum werden viele von uns wohl nie in solch eine Situation kommen werden? Das hat mir sehr gut gefallen und dann auch zu meiner Gesamteinschätzung beigetragen.

Alles in allem ist dies ein gelungenes Buch über Kriminalität und familiale Ehre für Jugendliche. Ich denke, sowohl Teenager, die in einem solchen Milieu aufwachsen, als auch solche, die ganz weit davon entfernt sind, können durch dieses Buch neue Perspektiven und Denkanstöße gewinnen. Es ist ein sehr wichtiges Buch und sollte meiner Meinung nach in Lehrpläne integriert und in Klassen diskutiert werden. Sprachlich und im Aufbau ist es auch sehr gut gelungen, und durch die Versform und die Illustrationen entstehen viele Gänsehautmomente beim Lesen. Ich kann das Buch nur aus vollem Herzen empfehlen.

Habt ihr von dem Buch schon gehört? Eine deutsche Übersetzung unter dem gleichen Namen gibt es schon einige Jahre, aber zu ihrer Qualität kann ich leider nichts sagen.

Bis bald,
Eure Kitty Retro






Meine Bewertung:



Sonntag, 22. Januar 2023

Cackle


Hallo meine Lieblingsleser,

ich habe ein weiteres Hörbuch aus dem letzten Jahr, von dem ich euch noch nicht berichtet hatte. Dieses hatte ich schon sehr lange auf meiner Wunschliste. Als ich das erste Mal davon hörte, klang es wie ein Horrorbuch, doch dann habe ich viele Reviews gelesen, dass hier weder Horror noch Thriller auf einen wartet. Das möchte ich mit dieser Rezension noch besonders unterstreichen.

Die Fakten:

  • Autor: Rachel Harrison
  • Sprecher: Dylan Moore
  • Titel: Cackle
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Penguin Audio
  • Dauer: 10 Std. 15min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "All her life, Annie has played it nice and safe. After being unceremoniously dumped by her longtime boyfriend, Annie seeks a fresh start. She accepts a teaching position that moves her from Manhattan to a small village upstate. She’s stunned by how perfect and picturesque the town is. The people are all friendly and warm. Her new apartment is dreamy too, minus the oddly persistent spider infestation. Then Annie meets Sophie. Beautiful, charming, magnetic Sophie, who takes a special interest in Annie, who wants to be her friend. More importantly, she wants Annie to stop apologizing and start living for herself. That’s how Sophie lives. Annie can’t help but gravitate toward the self-possessed Sophie, wanting to spend more and more time with her, despite the fact that the rest of the townsfolk seem...a little afraid of her. And like, okay. There are some things. Sophie’s appearance is uncanny and ageless, her mansion in the middle of the woods feels a little unearthly, and she does seem to wield a certain power...but she couldn’t be...could she?"

Zur Handlung: Bisher lief alles in Annies Leben ruhig und glatt, bis eines Tages ihr Partner, mit dem sie von einer langen Zukunft geträumt hat, mit ihr Schluss macht. Allein kann Annie sich das Leben in New York nicht mehr leisten und sucht sich einen neuen Job in einem verschlafenen Ort. Sie träumt vom Kleinstadtleben, doch als sie ankommt, scheint alles ein bisschen zu perfekt zu sein.

Vor allem ihre schnelle Freundschaft zu Sophie, der scheinbar alle Häuser in diesem Ort gehören, gibt Annie einerseits ein warmes Gefühl, andererseits aber auch schwer zu denken. Ist Sophie wirklich die gute Freundin, die sie vorgibt, oder verbirgt sich dahinter ein dunkleres Geheimnis. Während Annie ihr neues Leben langsam wieder aufbaut, häufen sich um sie herum seltsame Geschehnisse, die bald nur noch einen Schluss zulassen...

Dieses Buch ist in erster Linie das, was ich unter Women's Fiction verstehen würde. Es geht hier um Freundschaft unter Frauen, um Selbstwert und sich in sich selbst verlieben, um die Fähigkeit sich selbst genug zu sein. Das passt natürlich gut zu dem Thema Hexen, denn gerade eine Frau, die mit sich selbst zufrieden ist und sich selbst genügt, ist für Männer natürlich eine hexenartige Bedrohung. 

Annie als Hauptfigur kann man am Anfang ganz gut verstehen, im Laufe des Buches war ich manchmal ein bisschen mit ihr frustriert. Sie hatte einen Partner, der auch ihr bester Freund war. Nun ganz allein im Leben zu sein, macht ihr sehr zu schaffen. Doch die neue Freundschaft zu Sophie kann ihr helfen, darüber hinwegzukommen. Allerdings dauert das schon alles seine Zeit, und kostet auch Sophies Nerven. Gerade am Ende hätte ich mir ein wenig mit Charakterentwicklung und weniger Drama gewünscht, aber es ist eben auch Unterhaltung.

Sophie als die beste Freundin ist im ersten Moment sehr mysteriös. Sie ist etwas älter als Annie und wird so zu einer Art Mentorin. Die beiden treffen sich unter seltsamen Umständen, wie Annie später erst realisiert. Im Ort sind alle viel zu freundlich zu Sophie, was sie damit erklärt, dass sie die Vermieterin sei und niemand sich mit ihr schlecht stellen wöllte. Sophie kann mitunter manipulativ werden, und rechtfertigt das vor sich selbst vermutlich damit, dass sie Annie hilft. Aber ich mochte ihre Ansichten sehr und hätte auch gern so ein schickes Haus mitten im Wald, wo mich keiner stört.

Über die Handlung selbst will ich nicht zu viel verraten. Es ist ein Buch, das eher von den beiden Charakteren und deren Dynamik lebt. Es gibt aber einige etwas gruslige Momente, die vor allem mit Spinnen (in sämtlichen Größen) und mit ekeligen Sachen im Essen zu tun haben. Also völlig ohne Schauer kommt ihr nicht durchs Buch, aber es ist nix, was man wirklich Horror nennen kann. Letztlich dreht sich alles um die Frage, ob es hier wirklich eine Hexe gibt, und wenn ja, wer sie ist.

Das Ende fand ich dann wie gesagt etwas arg überzogen. Natürlich muss es dann noch etwas Drama geben, damit es sich auch wie ein Ende anfühlt. Aber ich hätte das nicht gebraucht. Ich hätte Annie gegönnt, dass sie sich als Charakter so weit entwickelt, dass sie das gar nicht braucht. Aber naja, so ist das meistens bei mir mit solchen Büchern, die eher in eine romantische Richtung gehen (auch wenn es hier eher darum geht sich selbst zu lieben). 

Alles in allem kann ich das Buch empfehlen, wenn ihr normalerweise kein Horror lest, aber vielleicht zu Halloween mal Lust auf etwas ein kleines bisschen Schauriges habt. Außerdem fand ich es schon unterhaltsam. Die Grundmessage, dass man als Frau keinen Mann braucht um glücklich zu sein, unterstütze ich auf jeden Fall aus vollem Herzen. Trotzdem war es dafür am Ende ein bisschen viel Drama, und Sophie war mir als Freundin auch trotzdem teilweise zu manipulativ. Ob euch so eine Geschichte interessiert, könnt ihr am Ende nur selbst entscheiden.

Was ist denn euer liebstes Buch mit Hexen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Samstag, 21. Januar 2023

Harlem Shuffle


Hallo meine Lieblingsleser,

ich versuche ja schon seit letztem Jahr weniger aus der Bibliothek auszuleihen und mehr meine eigenen Bücher zu lesen, aber an diesem hier kam ich dann doch nicht vorbei. Ich habe bereits Underground Railroad und Nickel Boys von dem Autor gelesen und geliebt. Daher wollte ich auch das neuste Buch von ihm unbedingt lesen.

Die Fakten:

  • Autor: Colson Whitehead
  • Titel: Harlem Shuffle
  • Reihe: Ray Carney 1
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Fleet
  • Seiten: 320
  • Preis: 8,99 Euro
  • Klappentext: "To his costumers and neighbors on 125th Street, Ray Carney is an upstanding salesman of reasonably priced furniture, making a decent life for himself and his family. Few people know he descends from a line of uptown hoods and crooks, and that his facade of normality has more than a few cracks in it. Cash is tight, especially with all those installment-plan sofas, so if his cousin Freddie occasionally drops off the odd ring or necklace, Ray doesn't ask where it comes from. Then Freddie falls in with a crew who plan to rob the Hotel Theresa - the Waldorf of Harlem - and volunteers Ray's services as the fence. Can Ray avoid getting killed, save his cousin and grab his share of the big score, all while maintaining his reputation as the go-to source for all your quality home furniture needs?

Zur Handlung: Ray Carney ist ein Mann, der sich alles selbst aufgebaut hat. Mit einem Verbrecher alsVater aufgewachsen hat er sich gegen dieses Leben entschieden, studiert und einen Laden für Möbel in Harlem eröffnet. Er hat eine Frau, die eigentlich sozial höher gestellt war als er, geheiratet, aber die Schwiegereltern nehmen ihn nicht ernst. Doch für seine Familie würde Carney alles tun.

Dazu gehört allerdings auch ein Cousin Freddie. Die beiden sind quasi als Brüder aufgewachsen. Und Freddie hat dem Leben als Kleinkrimineller nicht den Rücken zugekehrt. Durch einige Umstände gerät Carney so tiefer und tiefer in die kriminelle Welt von Harlem hinein, bis es vielleicht kein Zurück mehr gibt.

Dieses Buch spielt in den 50er und 60er Jahren in Harlem. Es handelt sich also um einen historischen Roman. Allerdings sind die Bücher von Colson Whitehead immer etwas Besonderes, hier eben mit diesem Fokus auf das verbrecherische Leben dieser Zeit. Dabei bekommt ihr auch einen guten Schuss New York-Feeling dazu, denn das Setting ist - wie der Titel vermuten lässt - hier auch wichtiger Bestandteil der Geschichte.

Ray Carney als Hauptfigur ist für uns Leser schwer zu greifen. Er wirkt immer ein kleines bisschen überfordert mit allem, aber er hat auch immer einen Plan. Seine Emotionen, wenn er in diese kriminellen Machenschaften verwickelt wird, fand ich auf jeden Fall nachvollziehbar. Trotzdem ist er irgendwie eine seltsame Mischung aus Spielball anderer und jemand, der die Dinge im Notfall in die Hand nimmt. Ich fand es interessant, aus seiner Perspektive zu lesen, habe aber keine große Bindung aufgebaut.

Neben Carney sind einige Figuren wichtig. Zunächst haben wir seine Familie, vor allem seine Frau. Sie stammt aus einer angesehenen Familie in Harlem und hat quasi unter ihrem Stand geheiratet. Doch ihr liegt das Schicksal ihrer Leute am Herzen. Sie arbeitet in einem Reisebüro, dass sichere Reisen für Schwarze Amerikaner durch Amerika organisiert - in einer Zeit, wo das absolut nicht sicher war. Sie könnte der moralische Anker für Carney sein, ist es aber nicht. Eher will er ihr und seinen Kindern das bessere Leben bieten können, das diese von ihm eigentlich nie verlangt haben.

Auf der anderen Seite haben wir Freddie und Pepper als Vertreter der Verbrecherszene. Freddie ist der Cousin, der Carney immer wieder mit in die Scheiße reitet, auf deutsch gesagt. Er ist ziemlich planlos, ziemlich dämlich und oft nicht nüchtern. Er ist sozusagen derjenige, der an der Geschichte alles in Bewegung setzt. Pepper dagegen ist noch vom alten Schlag. Er hat mit Carneys Vater zusammengearbeitet und die beiden bauen eine sehr fragile aber seltsam symbiotische Beziehung auf. Pepper ist derjenige, der Carney immer wieder aus der Scheiße zu holen versucht. Ihn mochte ich besonders gern. Er hat so eine schöne schruffelige Art, aber im Kern einfach ein gutes Herz. Besonders gefeiert habe ich, dass er seinen Freundinnen immer Esszimmermöbel kauft, damit sie ihn ordentlich bekochen können.

Die Handlung des Buches spaltet sich in drei Teile, die jeweils durch Zeitsprünge getrennt sind. Im ersten Teil Ende der 50er sehen wir, wie Carney erstmals mit der Verbrecherwelt in Berührung kommt, seit sein Vater nicht mehr über sein Leben bestimmt. Im zweiten Teil geht es dann um einen Racheakt, mit dem sich Carney selbst tiefer in diese Welt hineinmanövriert. Im letzten Teil schließlich gerät dann einiges aus den Fugen und es wird richtig heiß für unsere Charaktere.

Die Zeitsprünge haben mir wie immer das Lesen sehr erschwert. Ich liebe zwar den Schreibstil, und es hat auch meist nur ein Kapitel gebraucht, bis ich wieder im Lesefluss war, aber trotzdem reißt es mich erstmal raus. Man muss alle Charaktere neu verorten, plötzlich sind mehr Kinder da, oder es wurde umgezogen, etc. Das erschwert es auch, die Entwicklung der Beziehung der Charaktere nachzuvollziehen. Gerade bei Carney und Pepper hätte ich gern noch mehr die Zwischentöne gesehen. Außerdem war der zweite Teil des Buches für mich ein bisschen seltsam, weil er nicht so richtig zu den anderen passt. Was war die Aussage davon?

Ich denke generell, die Geschichte würde für mich als Film deutlich besser funktionieren, weil man noch mehr die Veränderungen über die Zeit sieht. Es wird hier zwar beschrieben, aber da ich kein bildliches Vorstellungsvermögen beim Lesen habe und auch noch nie in New York war, würde das filmisch für mich mehr wirken. Auch bei den Charakteren könnte man den Verlauf der Zeit vielleicht noch etwas deutlicher machen. 

Das Ende war dann wirklich spannend und auch mit Verlusten verknüpft. Ich hatte Angst um die Charaktere und gleichzeitig keine richtige Ahnung, was nun passieren wird und was am Ende die Aussage des Buches wird. Letzteres bleibt auch jetzt noch offen für mich. Trotzdem liest sich das Buch abgeschlossen, auch wenn es scheinbar eine Fortsetzung geben soll. Also ich weiß noch nicht, ob ich danach weiterlesen werde.

Ein Hinweis vielleicht noch: gerade zu Beginn des Buches wird das N-Wort sehr viel benutzt. Ich weiß nicht, wie die deutsche Übersetzung das handhabt, aber seid gewarnt, falls ihr das in Büchern nicht mögt.

Alles in allem war das ein gutes Buch. Ich mochte vor allem den Schreibstil und die Charakterisierung der Figuren, sowie das historische Setting in Harlem mit diesem New York-Gefühl. Außerdem baut Colson Whitehead häufig interessante Fakten in seine Bücher ein, von denen ich noch nie gehört habe. So beschreibt er einen vormodernen Schlafstil oder schreibt davon, was eigentlich vor dem Central Park da mitten in New York war. Dagegen konnte die Zeitsprünge mich nicht immer gut mitnehmen und mir fehlt am Ende ein bisschen eine Aussage, die ich aus dem Buch mitnehme.

Was habt ihr schon von dem Autor gelesen? Für mich einer der besten momentan schreibenden Autoren!

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 15. Januar 2023

In Deeper Waters


Hallo meine Fantasyleser,

noch immer habe ich einige Bücher aus dem letzten Jahr aufzuholen, unter anderem dieses Hörbuch, das eine Mischung aus Fantasy und Romance ist und vor allem gut in den Sommer passt, denn es geht um Seefahrt und Abenteuer. 

Die Fakten:

  • Autor: F T Lukens
  • Sprecher: Kevin R Free
  • Titel: In Deeper Waters
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Simon & Schuster Audio
  • Dauer: 9 Std 13min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext: "Prince Tal has long awaited his coming-of-age tour. After spending most of his life cloistered behind palace walls as he learns to keep his forbidden magic secret, he can finally see his family’s kingdom for the first time. His first taste of adventure comes just two days into the journey, when their crew discovers a mysterious prisoner on a burning derelict vessel. Tasked with watching over the prisoner, Tal is surprised to feel an intense connection with the roguish Athlen. So when Athlen leaps overboard and disappears, Tal feels responsible and heartbroken, knowing Athlen could not have survived in the open ocean. That is, until Tal runs into Athlen days later on dry land, very much alive, and as charming - and secretive - as ever. But before they can pursue anything further, Tal is kidnapped by pirates and held ransom in a plot to reveal his rumored powers and instigate a war. Tal must escape if he hopes to save his family and the kingdom. And Athlen might just be his only hope..."

Zur Handlung: Vor zwei Generationen hat ein böser Magier versucht, die restliche Welt zu unterwerfen und über alle zu herrschen, doch er wurde gestoppt und nun versucht seine Familie ihr Land gerecht zu regieren und Frieden mit allen anderen Mächten herzustellen. Dabei hilft es allerdings nicht, dass der jüngste Prinz Tal ebenfalls Magie besetzt, denn das könnte von allen als große Gefahr gesehen werden.

Anders als sein Großvater ist Tal allerdings nicht an der Weltherrschaft interessiert - er will die Welt nur einmal sehen und erkunden dürfen. Bisher war ihm das Reisen nicht vergönnt, damit er nicht zufällig seine Magie zeigt. Doch sein Bruder nimmt ihn mit auf eine Reise, bei der er das Königreich kennenlernen soll, und schon noch kurzer Zeit scheint nichts so zu laufen wie geplant.

Dieses Buch fällt für mich auch in den Trent von Cosy Fantasy hinein, denn in diesem Buch geht es vor allem um Selbstakzeptanz, Liebe zur Familie und zu Freunden, und um Frieden. Besonders gefallen hat mir in dem Rahmen die Beziehung von Tal und seinem großen Bruder, die sehr liebevoll und unterstützend ist. Aber auch die Beziehung von Tal und Athlen muss wachsen und die beiden müssen Vertrauen zueinander fassen, damit am Ende alles gut werden kann.

Tal als Hauptcharakter ist interessant gewählt, denn obwohl er eine sehr große Macht durch seine Magie besitzt, hat er absolut kein Interesse daran, diese zu benutzen. Es ist ein liebevoller, etwas tollpatschiger und naiver Prinz, der die Welt eher als voller Wunder erlebt als etwas, das man erobert. Ich mochte seine Perspektive sehr, da er sehr sanft und trotzdem natürlich nicht fehlerfrei ist.

Wie gesagt hat mir besonders die Beziehung zu seinem Bruder gefallen. Dieser ist eher der große Seefahrer und Kämpfer. In anderen Geschichten hätte er den kleinen Bruder vielleicht aufgezogen oder seine Homosexualität nicht anerkannt. Aber hier ist das ganz anders. Er liebt Tal sehr und unterstützt ihn, wo er kann. Er glaubt an ihn und sieht in seiner Sanftheit und Naivität keinen Makel. Auch der andere Bruder hat mir gut gefallen (er kann sich in einen Vogel verwandeln), aber ist mir nicht ganz so ausgeprägt im Kopf geblieben. Dagegen fand ich die weiblichen Figuren der Familie ein wenig blass, wenn sie auch wundervoll gegen Gendernormen verstoßen haben.

Athlen als Gegenpart in einer entstehenden Liebe fand ich auch interessant gewählt. Er hat definitiv eine tragische Hintergrundgeschichte und ein großes Geheimnis. Das Geheimnis ist relativ offensichtlich für den Leser und man kann es theoretisch schon aus dem Klappentext erraten, wenn man es drauf anlegt. Aber auch Tal wird dann bald eingeweiht. Ich mochte diesen kleinen Twist, allerdings hätte man seine Geschichte sicherlich noch stärker fokussieren können.

Die Handlung des Buches ist mir dagegen sehr wenig im Kopf geblieben. Es ist eher ein Vibes und Romance Buch als ein actiongeladenes Fantasywerk. Das fand ich aber nicht schlimm. Dafür haben mir die Figuren und ihre Beziehungen zueinander zu gut gefallen. Und es gibt schon auch einiges zu erleben, schließlich steht eine Verschwörung hinter den Ereignissen, die den Frieden im Land beenden will. Aber deswegen würde ich es eher als Cosy Fantasy einordnen, weil die Handlung eben ein bisschen weniger wichtig ist.

Das Hauptthema ist hier schon die Selbstakzeptanz von Tal und auch die Akzeptanz seiner Familie. Obwohl er eben diese Magie hat, muss er nicht sein böser Großvater werden. Das akkumuliert sich dann auch am Ende, wo die Charaktere auf jemanden treffen, der den Großvater kannte, und wo keine positiven Gefühle zu ihm existieren. Auch hat mir gefallen, dass am Ende die romantische Beziehung von Athlen und Tal nicht durch irgendwelche Missverständnisse in Gefahr gerät, sondern aufgrund magischer Hintergründe.

Alles in allem hatte ich Spaß beim Hören und es hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Es ist so schön, wenn die Familien von gerade queeren Charakteren so unterstützend und liebevoll sind. Das wünscht man sich direkt auch für unsere Welt - und genau darum lese ich gern solche Bücher. Auch die Geheimnisse und Intrigen, die aufgedeckt werden, sind unterhaltend, und es geht schon auch um tiefere Themen des Erwachsenwerdens und des Verlusts. Ich kann euch das Buch empfehlen.

Habt ihr erraten, was Athlen's Geheimnis ist?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Mittwoch, 11. Januar 2023

Bitter


Hallo meine Fantasyfreunde,

heute möchte ich euch vom ersten Buch berichten, das ich dieses Jahr gelesen habe - na zumindest als neues Buch. Denn tatsächlich habe zuerst noch einmal Pet gelesen, weil ich es letztes Jahr so geliebt hatte. Und dann war der perfekte Moment, auch dieses Prequel zu lesen, das im letzten Jahr herausgekommen ist. Es war wirklich die perfekte Wahl!

Die Fakten:

  • Autor: Akwaeke Emezi
  • Titel: Bitter
  • Reihe: Pet 0,5
  • Erschienen: 2022
  • Verlag: Faber & Faber Limited
  • Seiten: 261
  • Preis: 8,37 Euro
  • Klappentext: "After a childhood in foster care, Bitter is thrilled to have been chosen to attend Eucalyptus, a special school where she can focus on her painting. But outside this haven, the streets are filled with protests against the deep injustices that grip the city of Lucille. Bitter's instinct is to stay safe within the walls of Eucalyptus... but her friends aren't willing to settle for a world that's so far away from what they deserve. Pulled between old friendships, her artistic passion, and a new romance, Bitter isn't sure where she belongs. And if she does find a way to help the revolution while being true to who she is, she must also ask: at what cost?"

Zur Handlung: Bitter ist sicher. Seit sie an die Schule Eucalyptus für junge Kunstschaffende gekommen ist, muss sie sich nicht mehr sorgen, wo sie in einer Woche, einem Monat, einem Jahr leben wird. Trotzdem treibt sie die Sorge um, was nach ihrem Abschluss geschehen wird. Sie kann sich nicht vorstellen die Schule zu verlassen und in die harte und unfreundliche Welt draußen zurückzukehren. Eine Welt, deren Lärm allabendlich an ein Fenster dringt, den sie aber mit ihren Kopfhörern aussperrt.

Doch die Prosteste werden immer stärker und die Reaktion der Mächtigen immer brutaler. Bitter muss bald erkennen, dass sie sich um ihre Freunde so sehr sorgt, dass sie ihre eigene Sicherheit nicht mehr als einziges in Betracht zieht. Doch eine große Angst hält Bitter zurück und bringt ihr ein schlechtes Gewissen, bis ihre Kunst plötzlich ein Eigenleben entwickelt.

Ich habe letztes Jahr Pet geliebt und hatte mir deswegen auch dieses Prequel gekauft. Das geschah in dem Wissen, dass die Bücher sehr unterschiedlich sein werden. Denn Pet spielt in einer utopischen Welt ohne Monster, und wir wissen, dass ihre Mutter Bitter nicht in dieser Utopie aufgewachsen ist. Außerdem haben Pet und Jam, die Hauptfigur des ersten Bandes, eine Beziehung auf Augenhöhe, doch aus der Reaktion von Jams Eltern wissen wir, dass die Zusammenkunft mit diesen Wesen in der Vergangenheit nicht so glimpflich verlaufen ist. Ich war also gespannt, wie die beiden Bücher zusammenpassen.

Tatsächlich merkt man trotz der Unterschiede sofort, dass es sich um Bücher aus der gleichen Reihe handelt. Das liegt vor allem daran, wie die Charaktere miteinander umgehen. Wir haben hier einige Figuren, die in Pet als Erwachsene vorkommen, zum Beispiel Ube, der später Bibliothekar wird, Aloe, Jams Vater und Bitter zukünftiger Mann, und Hibiskus, der der Boxtrainer von Jams besten Freund wird. Ich fand es total spannend, diese mir bekannten Charaktere nun so lange Zeit vorher zu sehen. Und wie bei einigen schon deutlich wird, wer sie einmal sein werden. Der Ton, mit dem die Charaktere in diesen Büchern miteinander sprechen, ist so voller Sorgfalt und Respekt, dass man sich sofort wünscht, man würde auch in dieser Welt leben. Natürlich geschehen schlimme Dinge und es gibt auch Streit in dem Buch, aber diese dahinterliegende Message, dass jede und jeder okay ist, wie er oder sie ist, das wünsche ich mir für unsere Welt.

Neben den bekannten Charakteren haben wir hier aber auch allerhand neue Figuren. So ist da beispielsweise Blessing, Bitters beste Freundin, und ihre Partnerin. Auch Eddie ist neu, wobei ich zu ihrer Figur nicht zu viel sagen will, außer dass ich so gern wissen würde, was aus ihr geworden ist. Und die Schulleiterin Miss Virtue fand ich auch sehr gut geschrieben. Es gibt also Neues zu entdecken - nicht zuletzt natürlich Pets Vorgänger. Als wir seinen Namen erfahren, habe ich Gänsehaut gehaubt - aber keine Spoiler.

Bitter lernen wir in diesem Buch von einer ganz anderen Seite kennen. In Pet ist sie die liebevolle Mutter und Partnerin, die etwas exzentrische Künstlerin und eben eine Erwachsene. Aber in diesem Buch ist sie selbst noch Teenager und mit keiner leichten Vergangenheit. Ihr Trauma spielt dabei eine große Rolle, denn es hat sie einerseits zu der gemacht, die sie ist, und andererseits hält es sie auf gewisse Weise auch gefangen. Ich mochte diese junge Bitter, die noch sehr dabei ist herauszufinden, wer sie sein will. Und trotzdem hat sie schon diese Liebe zur Kunst, die dann eben auch magisch wird.

Die Handlung und die Themen sind auf eine Art schon sehr verschieden zu Pet. Es geht hier viel mehr um Aufstand und Widerstand, um das Ende von Kapitalismus und Unterdrückung, um Protest und Gewalt. Gleichzeitig geht es aber auch um Akzeptanz, um Liebe und Fürsorge, um Respekt und Diversität. Insofern kommen dann doch auch ähnliche Töne durch eine gänzlich andere Geschichte. Gerade vor dem Hintergrund, was während der Pandemie an Protesten in den USA stattgefunden hat, hat dieses Buch allerdings eine noch größere Aktualität.

Die Wesen, um die es in dieser Reihe geht, sind in diesem Buch sehr anders als in Pet. Das fand ich interessant, es hat für mich aber auch Fragen aufgeworfen. So scheint es eine Art konzertierte Aktion dieser Wesen gegeben zu haben, damit sie zur Erde kommen können. Das wird allerdings nie weiter erläutert oder von den Charakteren in Frage gestellt. Daher fand ich es schon seltsam, wie Pet dann in das Ganze hineinpasst. Pet hat auf jeden Fall eine ganz andere Beziehung zu Jam, als Bitter zu ihrem Wesen hat. Darauf solltet ihr euch einstellen.

Es gibt in dem Buch auch ein paar Sachen, die mir nicht so gut gefallen haben. Dabei geht es vor allem um das Verhalten von Aloe, Bitters zukünftigem Ehemann. Wir wissen natürlich, dass die Romanze zwischen den beiden funktionieren wird. Aber in diesem Band verhält sich Aloe manchmal sehr unfair gegenüber Bitter. Das passt dann auch gar nicht in den bereits erwähnten respektvollen und gewaltfreien Kommunikationsstil, der sonst in diesem Buch vorherrscht. Ich habe nicht verstanden, warum Aloe so geschrieben ist, und warum Bitter ihn damit so gewähren lässt. Uns wird ja die Beziehung als optimal dargestellt, und für mich hat sich das eben nicht so angefühlt. Da hätte ich mir am Ende auch mehr Klärung gewünscht.

Alles in allem habe ich auch dieses Prequel sehr gemocht und kann es euch wirklich empfehlen. Ganz den Kult-Lieblings-Status von Pet hat es aber bei mir nicht erreicht. Ich bin aber sehr froh, dass ich es gelesen habe, vor allem weil es eine inklusive und respektvolle Gemeinschaft so wundervoll darstellt. Ich hoffe und bete, dass wir eines Tages zu so einer Gesellschaft werden können und das Leben dann auch für alle Menschen besser werden kann. Ich denke, wenn wir dieses Buch lesen und etwas daraus lernen, sind wir schon einen Schritt weiter.

Habt ihr das Buch schon gelesen? Und wie fandet ihr Pet?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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