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Mittwoch, 27. Juli 2022

We Are Not Free


Hallo meine Historienhasen,

ich habe nun die letzten Bibliotheksbücher hier ausgeliehen, die ich lesen will, bevor ich wegziehe. Eines davon stelle ich heute vor, denn es möchte dringend zurückgebracht werden. Es war wirklich ein sehr gutes Buch über ein wichtiges Thema, aber es hat so gar nicht zu meinen Leselaunen zur Zeit gepasst, sodass es wirklich lang gedauert hat, eh das Buch gelesen war.

Die Fakten:

  • Autor: Traci Chee
  • Titel: We Are Not Free
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Houghton Mifflin Harcourt
  • Seiten: 365
  • Preis: 12,99 Euro
  • Klappentext: "Following the attack on Pearl Harbor, fourteen Japanese-American teens find their lives irrevocably changed. Registration, Curfew, Eviction, Incarceration. As World War II roars on around them, these teens must ask themselves what it means to be free Americans when their own country has imprisoned them."

Zur Handlung: Nach Pearl Harbor ändert sich das Leben von Tausenden japanisch-amerikanischen Menschen, denn plötzlich verlieren sie ihre Rechte, werden aus ihren Wohnungen verschleppt und in Lager gebracht, die sie nicht verlassen dürfen. Sie können kaum etwas mitnehmen, müssen ihr Leben aufgeben, alles wofür sie gearbeitet hatten. Die Kinder werden aus der Schule und ihren Nachbarschaften gerissen.

Vierzehn solchen Kindern und Teenagern folgen wir hier in diesem Buch. Dabei sind die Schicksale alle verschieden, aber eng miteinander verknüpft. Einige werden die Zeit gut überstehen und am Ende vielleicht sogar Glück finden, andere werden das Kriegsende nicht erleben. In jedem Kapitel folgen wir einem dieser Charaktere und sehen, wohin der Weg sie führt.

Ich war sehr gespannt auf das Buch, aber auch nicht so in der richtigen Stimmung dafür. Ich lese so historische Sachen eigentlich lieber im Winter. Trotzdem wollte ich es aber nutzen, solange ich das Buch über die Bibliothek lesen kann. Und mir hat es auch wirklich gut gefallen. Ich denke, die Kritikpunkte wären immer die gleichen gewesen.

In diesem Buch folgen wir vierzehn Charakteren - und das ist leider eine ganze Menge. Natürlich ist es man es von Fantasy und Co. gewöhnt, dass es mehrere Perspektiven und viele Charaktere gibt, aber hier war die wirklich für mich trotzdem anders, denn jeder Charakter erhält ein Kapitel, und mit jedem Kapitel ändert sich somit der Blick auf die Handlung - und auf die anderen Charaktere. Ich hätte mir glaube ich von Anfang an eine excel-Tabelle machen müssen, um da alle Verbindungen immer richtig mitzukriegen. Ist ein Charakter in einem Kapitel der Bruder, kann er im nächsten dann der beste Freund sein und im übernächsten ein entfernter Bekannter. Da ich eh mit Namen nicht gut bin, war das dann doch verwirrend und ich habe einfach akzeptiert, dass ich die Leute nie richtig zuordnen konnte.

Trotzdem ist dieses Buch sehr lesenswert, zumal gerade auch in Deutschland nur wenige Leute wissen, wie es den japanisch-stämmigen Menschen im Zweiten Weltkrieg in den USA ergangen ist. Man kann hier also viel lernen, und gerade für junge Leser sind die Perspektiven sicherlich auch sehr nachvollziehbar. Außerdem kann über die Fülle an Charakteren auch eine Breite an möglichen Schicksalen abgedeckt werden, die nicht in den Erfahrungsraum einer Hauptfigur gepasst hätten. Damit bekommt man einen guten Überblick darüber, wie die Zeit damals war.

Die Charaktere sind auch wirklich sehr verschieden. Wir starten z.B. mit Minnow, der eigentlich ein kleiner Künstler ist. Wir bekommen Einblick in das Leben eines Mädchens, das am liebsten so hübsch sein will wie all die weißen Schauspielerinnen, die sie anhimmelt - und sie glaubt durch ihr asiatisches Aussehen könne sie nie so schön sein. Andere Charaktere lieben Sport und versuchen darüber dem Alltag im Camp zu entkommen. Aber es gibt auch erwachsenere Charaktere, die für die Geschwister sorgen müssen und viel Verantwortung übernehmen.

Ein großes Thema in diesem Buch ist natürlich Rassismus, denn das ist der Grundstein von allem, was diesen (hier fiktiven) Kindern geschehen ist. Dabei zeigt die jüngste Vergangenheit, dass der Hass gegen asiatisch-amerikanische Menschen in den USA nach wie vor weit verbreitet ist, obwohl diese so viele Jahre als "model minority" betitelt wurden. Damit gehen auch viele Schimpfworte einher, die zur damaligen Zeit gebraucht wurden. Es werden sehr schlimme Szenen gezeichnet, in denen der Hass nur so hervorquillt. Darauf muss man sich einfach einstellen, wenn man dieses Buch liest. Es hält da auch nichts zurück.

Am Ende des Buches geht es dann auch um den Krieg in Europa und wir werden als Leser mit hineingenommen in diesen Schauplatz. Auch da hält sich die Autorin nicht sehr zurück. Manche Passagen waren mir hier etwas zu heroisch, auch geschuldet der Perspektive, der wir dabei folgen, aber im Großen und Ganzen wird schon eher der Schrecken des Krieges transportiert. Und es ist vermutlich schwer so was ganz pazifistisch zu schreiben, wenn man auch Stolz darauf ist, welche Rolle die eigene Gruppe dabei gespielt hat - gegen alle Widerstände. Aber auch auf das Kriegsthema sollte man sich einstellen, wenn man das Buch liest.

Das Buch hat mich am Ende dann auch ein bisschen zum Weinen gebracht. Es hat zwar einen leicht positiven Abschluss, aber so richtig Happy End kriegt man hier nicht. Es ist eher bittersüß. Ich fand das sehr passend, denn natürlich haben sich die Leute nicht einfach gefreut, dass die unbegründete Inhaftierung nach Kriegsende aufhörte. Das, was ich daran auch einfach so gruselig finde, ist, dass dein eigener Staat, dein eigenes Heimatland, dir einfach so alle Rechte nehmen kann. Das hat mich auch ein bisschen an Handmaid's Tale erinnert - da war es bisher nur fiktional, aber kann alles noch kommen. Solche Themen liegen mir sehr schwer im Magen. Hoffen wir, dass sowas nicht mehr passiert.

Alles in allem kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen. Es hat schwere Themen und man sollte sich schon darauf einstellen, dass es hier kein Happy End gibt. Trotzdem ist es so wichtig sich mit dieser Geschichte zu befassen, da viele heutige Probleme auf diese Zeiten und noch weiter zurückgehen. Und das Buch ist auch gut geschrieben, wenn auch etwas verwirrend mit den vielen Charakteren. Wenn ihr euch angesprochen fühlt, dann lest das Buch!

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Freitag, 15. Juli 2022

Legends and Lattes


Hallo meine Fantasyfreunde,

dieses Jahr ist für mich echt anstrengend. Beruflich und privat ist einfach gerade viel los, und da kann ich nicht noch schwierige Bücher lesen. Daher kam mir dieses Buch hier gerade recht, denn es ist letztlich wie eine Umarmung. Nichts daran ist kompliziert, die Charaktere sind zuckersüß und es lädt einem den Akku wieder auf.

Die Fakten:

  • Autor: Travis Baldree
  • Sprecher: Travis Baldree
  • Titel: Legends and Lattes
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: jetzt Tor
  • Dauer: 6 Std 21min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "After decades of raising hell, Viv the orc barbarian is finally hanging up her sword for good. Now she sets her sights on a new dream—one that involves pulling more shots than punches. Armed with hope and a hard-earned secret, she plans to open the first coffee shop in Thune. To build something that will last, Viv needs a new crew. She enlists a gruff hob builder shunned by humans, and a shy baker whose cinnamon rolls are to die for. Then there’s Tandri, a charming succubus who’s determined not to let anyone assume anything about her. But Thune has a shady underbelly that keeps goading Viv to take up her sword once more. New enemies threaten her beloved coffee shop and rag-tag team. And Viv’s adventuring past isn’t so eager to leave her behind—or the fabled piece of loot she took with her."

Zur Handlung: Viv ist ein Ork und damit gehen bestimmte Vorurteile einher. Die meisten Leute haben Angst vor ihr, sodass Viv sich immer klein machen muss, wenn sie nicht gerade Angst verbreiten will. Das lässt sie auch ein wenig an ihrem neuen Plan zweifeln: soll sie wirklich alles aufgeben und ein Café eröffnen? In einer Welt, wo die meisten noch nie von Kaffee gehört haben?

Doch Viv hat mehr als etwas Glück auf ihrer Seite: sie hat ein magisches Artefakt, das ihr bei der Verwirklichung ihres Traums helfen kann. Doch dafür muss sie es gut verbergen. Sobald sie das perfekte Lokal gefunden hat, beginnt sie sich ein Team zusammenzusuchen und ihren Traum von Kaffee und einem ruhigen Leben in die Tat umzusetzen.

Dieses Buch wird häufig als low stakes bezeichnet, und ein bisschen ist es auch so. Hier geht es nicht um Königshäuser, die gestürzt werden könnten, oder Magier, die auf der Suche nach ihrer Macht sind, oder Ungeheuer, die die Welt zerstören werden. Hier geht es darum, dass eine Kriegerin ein neues Kapitel ihres Lebens beginnen will. Und doch geht natürlich nicht alles immer glatt - magisches Artefakt hin oder her. Und dass es hier um einen Traum geht, den Viv hat, macht es für mich trotzdem zu einer wichtigen und spannenden Geschichte.

Viv als Hauptfigur hat mir gut gefallen. Man kann ihren Traum natürlich gut nachvollziehen. Wer will schon immer unterwegs sein, im Freien schlafen, Monster töten und mit anderen Kriegern konkurieren? Sie hat ihr ganzes Leben darauf gespart nun etwas anderes zu tun. Allerdings sehen wir auch, dass einige skeptisch sind, was diesen Lebenswandel angeht, und einige missgönnen ihr ihr Glück auch ganz offen. Manchmal ist Viv etwas naiv und stur, und manchmal fehlen ihr die richtigen Worte, aber letztlich ist ihr Herz am rechten Fleck.

Um Viv versammeln sich im Laufe des Buches viele ganz tolle Charaktere. Zuerst wäre da der Hob, der ihr beim Bau des Cafés hilft. Er ist grummelig, aber hat so ein gutes Herz! Dann haben wir die Bardame, die sich langsam aber sicher zur Teilhaberin hocharbeitet, vor allem mit ihrem Marketingtalent, aber vielleicht auch aus anderen Gründen. Und nicht zu vergessen die backende Ratte, die zum vollen Erfolg wird, und der schüchterne Barde. Und die Katze... und der geheimnisvolle Schachspieler... Naja, müsst ihr dann selbst herausfinden. Geliebt habe ich sie alle.

Es gibt dann auch ein wenig Handlung, wobei die sehr nebensächlich ist. Es gibt eine Art Gang, die Schutzgeld von Viv will, was diese natürlich nicht einsieht. Und am Ende geht es dann schon auch nochmal hoch her, weil das magische Artefakt vielleicht ganz anders funktioniert als sie dachte... Aber grundsätzlich geht es um das Alltägliche in dem Café und die Beziehungen der Charaktere.

Ich fand das Buch total kurzweilig. Ich habe mich sehr schnell in alle Charaktere verliebt, und dieses Hörbuch hören war dann wie mit Freunden sprechen. Ich habe immer mal gekichert, wenn niedliche Sachen passiert sind, habe ich mich reingegrinst, und es einfach genossen. Das Buch hat merklich meine Laune gehoben und ich habe mich immer darauf gefreut weiterzuhören. Gelesen wird es vom Autor selbst, was Vor- und Nachteile hat. Aber insgesamt war es gut gemacht.

Alles in allem kann ich das Buch nur absolut empfehlen. In der Kürze liegt hier die Würze. Die Charaktere sind so super, man fiebert schon auch ein bisschen mit, ob das Café nun ein Erfolg wird. Hab ich schon Katze gesagt? Es kommt Spannung auf, ohne dass die Stimmung im Buch düster und gefährlich werden muss. Letztlich ist es wie eine Umarmung, voller positiver Gefühle! Es gibt nichts, was ich daran ändern würde.

Habt ihr das Buch schon gelesen oder Empfehlungen für andere gute-Laune-Fantasy-Bücher?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Mittwoch, 13. Juli 2022

The Hacienda


Hallo meine Horrorhasen,

dieses Jahr frisch erschienen ist dieses Buch, das mit Rebecca und Mexican Gothic verglichen wird. Wenn ihr hier schon eine Weile mitlest, wisst ich vielleicht, dass ich beide Bücher eher enttäuschend fand, aber ich dachte mir, aller guten Dinge sind drei, wir versuchen es nochmal. Naja, ganz von Erfolg gekrönt war es nicht.

Die Fakten:

  • Autor: Isabel Cañas
  • Titel: The Hacienda
  • Sprecher: Victoria Villarreal, Lee Osorio
  • Erschienen: 2022
  • Verlag: Penguin Audio
  • Dauer: 11 Std 7min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "During the overthrow of the Mexican government, Beatriz’s father was executed and her home destroyed. When handsome Don Rodolfo Solórzano proposes, Beatriz ignores the rumors surrounding his first wife’s sudden demise, choosing instead to seize the security that his estate in the countryside provides. She will have her own home again, no matter the cost. But Hacienda San Isidro is not the sanctuary she imagined. When Rodolfo returns to work in the capital, visions and voices invade Beatriz’s sleep. The weight of invisible eyes follows her every move. Rodolfo’s sister, Juana, scoffs at Beatriz’s fears—but why does she refuse to enter the house at night? Why does the cook burn copal incense at the edge of the kitchen and mark the doorway with strange symbols? What really happened to the first Doña Solórzano? Beatriz only knows two things for certain: Something is wrong with the hacienda. And no one there will save her. Desperate for help, she clings to the young priest, Padre Andrés, as an ally. No ordinary priest, Andrés will have to rely on his skills as a witch to fight off the malevolent presence haunting the hacienda and protect the woman for whom he feels a powerful, forbidden attraction. But even he might not be enough to battle the darkness. Far from a refuge, San Isidro may be Beatriz’s doom.

Zur Handlung: Mit dem Tod von Beatriz' Vater bricht ihre Familie zusammen. Ihre Mutter, die unter ihrem Stand geheiratet hatte, muss zu Verwandten fliehen, die sie wie kostenlose Angestellte behandeln. Beatriz weiß, dass sie nur eine Chance hat, ein besseres Leben für sich und ihre Mutter zu sichern: sie muss gut heiraten. Und mit Rodolfo scheint ihr das gelungen zu sein. Doch ihre Mutter ist gegen die Ehe, da sie will, dass Beatriz aus Liebe heiratet.

So kommt Beatriz zunächst allein nach San Isidro. Nach einem kurzen Aufenthalt reist ihr Ehemann, zu dem sie kaum eine Verbindung spürt, wieder zurück in die Hauptstadt, um seinen politischen Geschäften nachzugehen. Mit Beatriz lebt seine Schwester auf dem Grundstück, doch sie weigert sich die Hacienda zu betreten. Und bald beginnt auch Beatriz das Böse in diesem Haus zu spüren...

Dieses Buch folgt also der altbekannten Formel: geheimnisvoller Ehemann, grusliges Haus, eingeschüchterte neue Braut, die aber nun alles aufklären will. Dabei solltet ihr hier nicht zu viel Neues oder Kreatives erwarten. Das Buch ist vor allem deswegen noch einzigartig, weil es im 19. Jahrhundert in Mexiko spielt und weil Beatriz die Hilfe von einem Priester erhält, und zwischen den beiden beginnt es zu knistern.

Der Schreibstil des Buches war für mich in Ordnung. Am Anfang war ich von den Kapiteln von Andrés sehr verwirrt, aber dann habe ich irgendwann verstanden, wer er eigentlich ist. Zum Glück hatte ich in Videos gehört, dass es einen Priester im Buch geben soll, und habe dann 1 und 1 zusammengezählt. Allerdings fand ich die schaurigen Momente nicht schaurig, und das muss am Schreibstil liegen. Ich liebe Geschichte über heimgesuchte Häuser, aber hier ist mir nicht einmal wirklich vom Buch gruslig geworden. Das fand ich echt schade. Es gibt zwar eine gewisse Atmosphäre, aber wirklich Horror ist es nicht.

Beatriz als Hauptfigur fand ich angenehm. Man versteht, wie sie tickt, weil man auch ihre Vorgeschichte sieht. Außerdem ist sie für die damalige Zeit auch selbstbestimmt und nimmt Dinge in die Hand - es wird aber immer gezeigt, wo dies an Grenzen stößt, weil das damals eben nicht gern gesehen wurde. Auch wird sie als Frau mit einem dunkleren Hautton beschrieben als unter den feinen Damen der Zeit üblich, wodurch Aspekte von Colorism thematisiert werden, und man kann gut nachvollziehen, wie einige Kommentare sich dann so im Kopf festsetzen. Von daher bin ich ihr gern gefolgt.

Andrés ist dann sozusagen der zweite Hauptcharakter, und von ihm erfahren wir auch einige Dinge, aber ich hatte das Gefühl seine Backstory bleibt eher so ein Flickenteppich, der sich nicht unbedingt zu einem ganzen Bild zusammensetzen lässt. Er hat auch bestimmte magische Fähigkeiten, welche nur sehr weich in die Geschichte eingebaut werden, ohne dass man wirklich versteht, woher die Magie kommt, wie sie funktioniert, und warum dann in manchen Situationen diese Fähigkeit jetzt auch noch dazu gehört, jene aber vielleicht nicht. Ihn fand ich eigentlich fast den interessantere Charakter, aber er bekommt nicht die gleiche Aufmerksamkeit.

Zwischen den beiden funkt es dann auch ein wenig, und wenn ihr solche verbotenen Gefühle, etwas Geschmachte und ein sehr langsames Voranschreiten von solchen Beziehungen mögt, dann werdet ihr hier fündig. Die Romanze fand ich tatsächlich deutlich besser als in z.B. Mexican Gothic. Mir hat das tatsächlich zugesagt, und es war auch in einem glaubhaften Rahmen für die Zeit.

Dagegen war dann der ganze Mystery-Aspekt deutlich schwächer als in Mexican Gothic. Die Auflösung ist eigentlich schon relativ früh erahnbar, vielleicht nicht alle Details, aber auch jeden Fall die Frage, wer hier verantwortlich ist und was sich zugetragen hat. Dabei hatte ich mir einfach in der Motivation der Charaktere mehr erhofft, als ich dann geboten bekommen habe. Ich hatte aber auch zwischendurch ein wenig Angst, dass es in eine komische Richtung geht, und das war dann nicht eingetreten. Es war eher basic. Es gibt dann noch einen großen Showdown, aber der konnte mich nicht davon ablenken, dass die Auflösung nicht so kreativ und spannend war.

Alles in allem fand ich das Buch in Ordnung. Es hat mich gut unterhalten, ich mochte die Charaktere und die Romanze. Die Atmosphäre war auch gut gemacht, aber wirkliche Gruselmomente gab es für mich nicht. Die Auflösung war mir dann wirklich zu banal. Das Setting ist natürlich sehr schön, so ein bisschen Sommerfeeling kommt da auf jeden Fall auf. Und ich hätte gern noch ein bisschen mehr über Mexiko in der Zeit gelernt, aber das war wirklich minimal. Trotzdem würde ich das Buch empfehlen, wenn ihr Mexican Gothic und/oder Rebecca mochtet.

Habt ihr denn schon von dem Buch gehört oder eines der beiden Vergleichsobjekte gelesen? Ist das euer Genre?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:




Montag, 11. Juli 2022

Girl, Serpent, Thorn


Hallo meine Fantasyleser,

heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, dass genau meinen Geschmack getroffen hat. Aufgrund des wirklich schönen Covers und der Inspiration durch persische Mythologie war es schon lange auf meinem Wunschzettel, und dann hat es perfekt zu meinem Asian Readathon TBR gepasst. Zum Glück habe ich es endlich gehört.

Die Fakten:

  • Autor: Melissa Bashardoust
  • Titel: Girl, Serpent, Thorn (dts. Die Gefangene von Golvahar)
  • Sprecher: Nikki Massoud
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Macmillan Audio
  • Dauer: 10 Std. 6min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro im Abo
  • Klappentext:

    "There was and there was not, as all stories begin, a princess cursed to be poisonous to the touch. But for Soraya, who has lived her life hidden away, apart from her family, safe only in her gardens, it's not just a story. As the day of her twin brother's wedding approaches, Soraya must decide if she's willing to step outside of the shadows for the first time. Below in the dungeon is a demon who holds knowledge that she craves, the answer to her freedom. And above is a young man who isn't afraid of her, whose eyes linger not with fear, but with an understanding of who she is beneath the poison. Soraya thought she knew her place in the world, but when her choices lead to consequences she never imagined, she begins to question who she is and who she is becoming...human or demon. Princess or monster."

Zur Handlung: Soraya hat sich ihr ganzes Leben versteckt, denn seit ihrer Geburt ist sie verflucht. Wer sie berührt, stirbt. Ihre Familie ist die mächtigste im ganzen Reich, ihr Bruder der Schah. Wenn jemand von dem Fluch erfährt, wird ihr Recht auf die Herrschaft in Frage gestellt. Also lebt Soraya in Einsamkeit und versucht die Zeit zu genießen, die sie mit ihrer Mutter verbringen kann. Doch dann bringen die Wachen eine Dämonin in den Palast, die versucht hatte, den Schah zu töten.

Diese Dämonin bietet Soraya die Chance ihres Lebens: vielleicht kann sie endlich einen Weg finden, wie sie den Fluch lösen kann. Doch ihre Mutter verbietet ihr den Zugang zu den Kerkern. Nur mit der Hilfe eines neuen jungen Soldaten, der das Leben ihres Bruders gerettet hat, gelingt es Soraya zu der Dämonin zu kommen. Doch deren Antworten sind vielleicht nicht das, was Soraya hören will...

Dieses Buch hat mich von Beginn an an A Curse of Roses erinnert, das ich letztes Jahr gelesen und geliebt hatte: wir haben die verfluchte Prinzessin, wir haben die Dämonin, die den Fluch vielleicht lösen kann, wir haben einen Widersacher, den wir erst spät im Buch wirklich erkennen, und wir haben Liebe. Allerdings sind beide Bücher auch verschieden, denn sie beruhen auf unterschiedlichen Mythologien und gehen auch mit den Familien der Prinzessin sehr unterschiedlich um. Beide hatten aber auch gemeinsam, dass ich die Handlung sehr unvorhersehbar fand und so dauernd überrascht wurde und einfach weiterhören musste.

Soraya als Hauptfigur muss man einfach mögen. Sie lebt so einsam und sehnt sich eigentlich nur nach Liebe und Freundschaft. Ihr ganzes Leben haben die Menschen aber Angst vor ihr - mit Ausnahme ihrer früheren besten Freundin, die nun aber die Verlobte des Schah ist und somit für immer aus Sorayas Leben verschwinden wird. Schnell merken wir, dass Sorayas Gefühle da vielleicht auch tiefer gingen als pure Freundschaft. Umso größer ist nun ihr Schmerz und ihre Einsamkeit. Ich habe sehr mit ihr gefühlt, die von allen immer nur widergespiegelt bekommt, dass sie eine Gefahr ist. Dabei kann sie ja absolut nichts für ihren Zustand. Wenn Soraya dann in Action tritt, dann macht sie viele Fehler, die ich ihr aber absolut verzeihen konnte, weil ich wusste, wie wenig Erfahrung sie mit dem Leben bisher hat. Wie soll sie es besser wissen?

Auf der anderen Seite haben wir Parvaneh, die Dämonin. Sie ist absolut mein Typ Frau - ich liebe einfach die dämonischen Love Interests. Sie ist geheimnisvoll und ärgert Soraya auch gern, aber sie versucht ihr auf ihre eigene Art zu helfen. Ihr Name bedeutet Schmetterling und sie hat auch die Flügel eines solchen. Leider bekommen Soraya und Parvaneh nur wenig Zeit miteinander, was meine größte Kritik an dem Buch ist.

Der dritte wichtige Charakter ist Azad, der den Schah gerettet hat und nun Soraya bei der Befreiung von ihrem Fluch helfen will. Er zeigt sich als ein Fan ihrer Geschichte - die giftige Prinzessin. Er hat keine Angst vor ihr, sondern steht ihr mit Rat und Tat zur Seite. Auch hier entstehen Gefühle, die für Soraya ganz neu sind. Ich mochte diesen Charakter sehr, auch wenn man relativ schnell seine Zweifel bekommt.

In der Handlung hat es mich tatsächlich überrascht, wie schnell Soraya ihren Fluch los wird, denn das ist dann eigentlich erst der Beginn der wahren Geschichte. Somit war das Buch inhaltlich schon ganz anders als ich dachte. Das Buch hat aber unglaublich viele Bestandteile, die ich liebe: zum Beispiel die tödliche Berührung, das Aufhaben von Flüchen, sexy Dämoninnen, und eine nicht-europäische Mythologie, die nicht so literarisch ausgelutscht ist. Dadurch war ich von der ersten bis zur letzten Sekunde wirklich von dem Buch angezogen und wollte immer weiter hören.

Die Message des Buches hat mir dann auch gut gefallen. Ich fand es auch sehr schön, dass Charaktere am Ende auch ihre Fehler eingestehen und damit auch eine Last von Soraya genommen wird, die sich immer sehr verantwortlich für alles fühlt, was geschieht, obwohl sie häufig von anderen in ausweglose Situationen gedrängt wurde. Damit hat mir auch das Ende sehr gut gefallen. Es ist auch definitiv kein leichtes Ende, sondern es müssen auch Opfer gebracht werden.

Meine größte Kritik bleibt der Fakt, dass wir die Entstehung der Liebe zwischen den beiden wichtigen Charakteren nicht so richtig sehen, sondern das eher wie eine Anziehung wirkt, die sich aber nach dem Ende des Buches erst tatsächlich in wahre Gefühle festigen kann. Das finde ich immer schade, denn obwohl ich die Romanze gut fand, wollte ich gern mehr davon sehen. Abgesehen davon habe ich aber nichts zu meckern. Toll fand ich am Ende auch die Informationen der Autorin zu den ursprünglichen persischen Mythen, die in die Erzählung eingeflossen sind.

Alles in allem kann ich dieses Buch nur empfehlen, wenn die angesprochenen Vibes und Themen euch auch nur ein kleines bisschen interessieren. Ich fand das Buch sehr einzigartig, spannend, schön geschrieben und kurzweilig. Ich mochte die Charakterisierung der einzelnen Figuren, ob sie nun gut oder böse waren, und die darüber stehende Message. Für Teenager ist das Buch auch sehr gut geeignet.

Habt ihr das Buch schon gelesen? Habt ihr ähnlich empfunden?

Bis bald,

Eure Kitty Retro





Meine Bewertung: