Hallo meine Lieblingsleser,
für den Pride Month passt dieses Buch ganz gut, denn es geht um zwei Mädchen, die Gefühle zueinander entwickeln. Der Titel Henna Wars deutet aber schon an, dass hier vielleicht nicht alles glatt und harmonisch laufen wird. Ehrlich gesagt hatte ich unter dem Cover eine niedlichere Geschichte erwartet, aber hier werden schon sehr viele ernste Themen aufgegriffen.
Die Fakten:
- Autor: Adiba Jaigirdar
- Titel: The Henna Wars
- Erschienen: 2020
- Verlag: Hodder Children's Books
- Seiten: 383
- Preis: 7,39 Euro
- Klappentext: "Nishat's parents say she can be anyone she wants - as long as she isn't a lesbian. She doesn't want to lose her family, but she also doesn't want to hide who she is, which only gets harder once Flávia walks into her life. Beautiful and charismatic, Flávia takes Nishat's breath away. But as their lives become tangled, they're caught up in a rivalry that gets in the way of any feelings they might have for each other."
Zur Handlung: Auf der Hochzeit einer Bekannten beschließt Nishat, ihren Eltern endlich die Wahrheit zu sagen. Sie kann in deren Augen sehen, dass sie jetzt schon von Nishat's Hochzeit träumen, und sollten davon möglichst bald aufwachen. Allerdings wird ihr Coming Out vor den Eltern noch unangenehmer als sie antizipiert hatte, und ihre Eltern scheinen mehr als nur überfordert mit allem.
Das wäre vielleicht nur halb so schlimm, wenn in Nishat's Schule nicht gerade ein Wettbewerb begonnen hätte, bei dem sie ein Henna Business aufbauen will. Ihr Sieg steht auf dem Spiel, als ihre beiden besten Freundinnen sich für ein eigenes Projekt entscheiden und ihre Erzfeindin auch ein Henna Business startet - und das gemeinsam mit Flávia, die nicht nur sehr attraktiv, sondern auch die brasilianische Cousine der Erzfeindin ist.
Dieses Buch startet mit einer Liste von Content Warnings, die ich definitiv hätte ernster nehmen sollen. Ich dachte, dieses Buch würde mir eine schöne romantische Geschichte über zwei Mädchen in Irland bieten, aber so richtig romantisch wird er nur an einigen Stellen, und Themen wie Rassismus, Homophobie und Cultural Appropriation spielen eine deutlich größere Rolle, als ich erwartet habe. Daher musste ich meine Erwartungen beim Lesen deutlich anpassen - und kann euch nur das Gleiche empfehlen, wenn ihr das Buch lesen möchtet.
Nishat als Hauptcharakter hat mir gut gefallen. Sie macht viele Fehler und stellt sich manchmal an, aber da wir die ganze Zeit in ihrem Kopf sind, verstehen wir ihre Gedanken dahinter. Sie ist eben Teenager, und damit auch noch nicht völlig ausgereift. Ich lese gern über solche Charaktere, weil ich mich da auch besser einfühlen kann, aber manchmal ist es auch frustrierend. Nishat kann bisweilen stur sein oder sich zu stark auf ihre eigene Situation fixieren, wodurch ihr das Wohl der anderen entgeht.
Besonders im Zentrum steht zum einen Nishats Beziehung zu ihrer kleinen Schwester. Die beiden halten sehr fest zusammen. Vor allem nach dem Coming Out ist die Schwester definitiv eine Stütze. Doch sie haben auch Meinungsverschiedenheiten und sind charakterlich sehr unterschiedlich. Während Nishat eher etwas zurückhaltend sein kann, will ihre Schwester manchmal auch mehr erleben. Die Komplexität der Beziehung hat mir gut gefallen, auch wenn ich der Schwester an einer Stelle gern die Meinung gegeigt hätte.
Dazu kommt dann die romantische Anziehung mit Flávia. Aber auch die macht eindeutige Fehler in diesem Buch, sodass ich über weite Strecken nicht für sie fühlen konnte. Flávia kommt aus Brasilien und ist Schwarz, allerdings verhält sie trotzdem in einigen Szenen rassistisch gegenüber Nishat, deren Familie aus Bangladesh kommt. Dadurch kommt es zu spannenden Diskussionen darüber, was Kunst darf, aber ich hätte mir hier gewünscht, dass Flávia eher zu den richtigen Schlussfolgerungen findet.
Als Erzfeinding von Nishat haben wir dann Flávias Cousine. Zunächst war die mit Nishat befreundet, hat sich dann aber für coolere Leute entschieden und rassistische Gerüchte über Nishats Familie verbreitet. Der Konflikt kommt dann richtig in Schwung, wenn sie entscheidet die Idee mit dem Henna-Business aufzugreifen und eine Konkurrenz zu Nishat aufzubauen. Dazu braucht sie Flávias künstlerisches Talent und ihre eigenen Kontakte und ihren Ruf an der Schule. Ich fand den Konflikt gut aufgebaut und am Ende auch gut gelöst.
Was ich an dem Buch nicht ganz so gut fand, war, dass es hier wieder zu einem unfreiwilligen Coming Out kommt. Eine Zeit lang war das ja Teil jedes Jugendbuches über LGBTQ+-Teenager. Und diese Plottwists gefallen mir einfach nicht gut. Ich finde, es lässt das Coming Out als etwas Schreckliches erscheinen, vor allem im Schulkontext, und das kann es sicherlich auch sein, aber gleichzeitig hoffe ich, dass es in echt nicht so ist wie in den Büchern. Zumindest in meiner Schule war es damals nicht so, und das ist ja auch einige Jahre her.
Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Ich mochte Nishat als Hauptfigur, und ich fand die behandelten Themen sehr wichtig und interessant. Vor allem die Frage, was Kunst darf, wird hier ganz anschaulich aufgearbeitet. Mir wäre trotzdem ein bisschen mehr romantische Stimmung lieb gewesen. Das Ende fand ich sehr gelungen, es wird nicht zu perfekt mit einer Schleife versehen, aber es passt zum Genre. Trotzdem sollte man die Content Warnings ernst nehmen.
Habt ihr das Buch schon gelesen? Und habt ihr schon mal ein solche Henna Tattoo getragen?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung: