Hallo meine treuen Leser,
heute beschäftigen wir uns mit dem Film
Clockwork Orange von Stanley Kubrick.
Diesen Film habe ich gesehen, bevor ich das Buch zur Hand nahm. Im Folgenden
möchte ich euch kurz darlegen, warum dieser Film mich von der Geschichte
überzeugt hat und inwieweit sich diese beiden Medien unterscheiden.
Der Film ist von 1971 und geht 131 Minuten. Entsprechend
der Zeit sind die Spezialeffekte eher dürftig und die gesamte Gestaltung stößt
an Grenzen, die wir heute wahrscheinlich lächerlich finden. Dennoch ist der
Film für seine Zeit nicht nur technisch sondern auch inhaltlich etwas
Besonderes gewesen. Kubrick ist für solche Filme ja bekannt.
Alex erzählt auch im Film die Geschichte, hier in Form einer
Off-Stimme. Vor allem im ersten Teil des Filmes überwiegt die Off-Stimme über
die gesprochenen Dialoge. Alex verwendet wie auch im Buch Nadsat, allerdings
ist seine Sprache längst nicht so gewählt wie im Buch. Dort spricht er nämlich
sehr oft mit der Stimme eines Gentlemans und weit weniger Schimpfwörter finden
den Weg in seine Sprache. Das finde ich etwas schade, da dies Alex im Buch
viele Sympathiepunkte bringt. Man nimmt ihm ab, dass er trotz all seiner Makel
ein gebildeter Junge ist.
Im Film scheint er dagegen etwas dümmlicher. Viele Szenen
sind abgeändert, nur die Szene mit dem Mann vor der Bibliothek und der Mord im
Gefängnis fehlen vollständig. Da das Buch nicht zu lang ist, ließ sich der Rest
in den Film integrieren. Anders sind beispielsweise die Szene der Duelle mit
Dim und George und der Grund, weswegen Alex in das Ludovico-Programm kommt.
Ich möchte nochmal kurz auf die Message und den Titel
eingehen, weil mein Freund mich danach fragte. Er musste den Film nämlich eben
nochmal mit anschauen. Was will der Film uns sagen? Leider ist die Message ja
durch das verkürzte Ende stark verändert. Dem Film kann man nun eher kritische
Intentionen unterstellen – einerseits wird die Regierung wieder äußerst
schlecht dargestellt, die Opposition besteht hier aus Verrückten, die von
Anfang an deutlich die Intension haben, Alex umzubringen, und auch die
Wissenschaft kriegt natürlich ihr Fett weg, denn erst verstören sie Alex‘
Gehirn, und dann müssen sie es nach seinem Sturz wieder hinbekommen. Am Ende
ist Alex scheinbar ganz der Alte, doch ausgenutzt von allen, die er so
getroffen hat. Eine wirkliche Aussage ist da schwierig, und nicht zu
vergleichen mit der Aussage des Buches, dass alle Menschen die Wahl haben
sollten, welchen Weg sie gehen, beruhend auf der Annahme, dass das Gute in
allen steckt.
Der Titel kommt nun natürlich vom Buch, aber was bedeutet
er eigentlich? Die Uhrwerk-Orange ist eine nicht mögliche Kombination. Während
die Orange naturgeschaffen und lebendig ist, ist das Uhrwerk durch Menschenhand
gemacht, mechanisch und ohne eigenen Willen. Zu einer solchen Uhrwerk-Orange
wird Alex nun im Rahmen der Ludovico-Methode, denn er hat keine Wahl mehr,
obwohl er ja doch ein menschliches Wesen ist. Doch dass dies nicht gehen kann,
zeigt uns schon das Wort Uhrwerk-Orange, was ja ehrlich gesagt keinen Sinn
macht. Deswegen müssen die Ärzte das alles am Ende auch wieder rückgängig
machen, damit Alex wieder ein richtiger Mensch wird.
Nun noch ein – zwei Worte zum verkürzten Ende. Im Film
fehlt das letzte Kapitel, in dem Alex erkennt, dass man mit 18 ja auch nicht
mehr der Jüngste ist und deswegen eine Frau für sich suchen möchte. Diese
Wendung, die zeigt, dass auch Alex im Herzen gut ist, war zu dieser Zeit
allerdings politisch nicht gern gesehen. Burgess muss es aber stark bedauert
haben, da so der Sinn des Filmes doch stark verändert wird. Deswegen wurde auch
immer wieder der Vorwurf der Gewaltverherrlichung laut. Burgess hatte damals
extra die Nadsat-Sprache erfunden, um Gewaltszenen zu entschärfen und in die
Phantasie der Leser zu verbannen. Dies ging im Film nicht, weshalb er wirklich
stark auf Gewalthandlungen basiert.
Abgeschwächt wird dies jedoch durch einen deutlich älter
wirkenden Alex (im Buch ist er 15, am Ende 18) und auch seine Opfer wirken
teilweise älter (die angeblich 11jährigen Mädchen sind alle deutlich älter).
Dennoch ist es kein Film für schwache Gemüter.
Ich persönlich bin der Meinung, dass man den Film nicht
versteht ganz ohne Vorkenntnisse und Buch. Deswegen empfehle ich das Buch auch
dringender als den Film. Dennoch kann man ihn sich mal ansehen, nicht zuletzt
wegen des tollen Schauspielers Malcolm McDowell.
Ich hoffe, ihr schaut lieber gleich ins Buch und schaut
danach mal den Film, damit ihr auch alles versteht. Liebe Grüße,
Eure Kitty Retro
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