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Freitag, 12. Oktober 2012

[Filmkritik] Clockwork Orange


Hallo meine treuen Leser,

heute beschäftigen wir uns mit dem Film Clockwork Orange von Stanley Kubrick. Diesen Film habe ich gesehen, bevor ich das Buch zur Hand nahm. Im Folgenden möchte ich euch kurz darlegen, warum dieser Film mich von der Geschichte überzeugt hat und inwieweit sich diese beiden Medien unterscheiden.

Der Film ist von 1971 und geht 131 Minuten. Entsprechend der Zeit sind die Spezialeffekte eher dürftig und die gesamte Gestaltung stößt an Grenzen, die wir heute wahrscheinlich lächerlich finden. Dennoch ist der Film für seine Zeit nicht nur technisch sondern auch inhaltlich etwas Besonderes gewesen. Kubrick ist für solche Filme ja bekannt.

Alex erzählt auch im Film die Geschichte, hier in Form einer Off-Stimme. Vor allem im ersten Teil des Filmes überwiegt die Off-Stimme über die gesprochenen Dialoge. Alex verwendet wie auch im Buch Nadsat, allerdings ist seine Sprache längst nicht so gewählt wie im Buch. Dort spricht er nämlich sehr oft mit der Stimme eines Gentlemans und weit weniger Schimpfwörter finden den Weg in seine Sprache. Das finde ich etwas schade, da dies Alex im Buch viele Sympathiepunkte bringt. Man nimmt ihm ab, dass er trotz all seiner Makel ein gebildeter Junge ist.

Im Film scheint er dagegen etwas dümmlicher. Viele Szenen sind abgeändert, nur die Szene mit dem Mann vor der Bibliothek und der Mord im Gefängnis fehlen vollständig. Da das Buch nicht zu lang ist, ließ sich der Rest in den Film integrieren. Anders sind beispielsweise die Szene der Duelle mit Dim und George und der Grund, weswegen Alex in das Ludovico-Programm kommt.

Ich möchte nochmal kurz auf die Message und den Titel eingehen, weil mein Freund mich danach fragte. Er musste den Film nämlich eben nochmal mit anschauen. Was will der Film uns sagen? Leider ist die Message ja durch das verkürzte Ende stark verändert. Dem Film kann man nun eher kritische Intentionen unterstellen – einerseits wird die Regierung wieder äußerst schlecht dargestellt, die Opposition besteht hier aus Verrückten, die von Anfang an deutlich die Intension haben, Alex umzubringen, und auch die Wissenschaft kriegt natürlich ihr Fett weg, denn erst verstören sie Alex‘ Gehirn, und dann müssen sie es nach seinem Sturz wieder hinbekommen. Am Ende ist Alex scheinbar ganz der Alte, doch ausgenutzt von allen, die er so getroffen hat. Eine wirkliche Aussage ist da schwierig, und nicht zu vergleichen mit der Aussage des Buches, dass alle Menschen die Wahl haben sollten, welchen Weg sie gehen, beruhend auf der Annahme, dass das Gute in allen steckt.

Der Titel kommt nun natürlich vom Buch, aber was bedeutet er eigentlich? Die Uhrwerk-Orange ist eine nicht mögliche Kombination. Während die Orange naturgeschaffen und lebendig ist, ist das Uhrwerk durch Menschenhand gemacht, mechanisch und ohne eigenen Willen. Zu einer solchen Uhrwerk-Orange wird Alex nun im Rahmen der Ludovico-Methode, denn er hat keine Wahl mehr, obwohl er ja doch ein menschliches Wesen ist. Doch dass dies nicht gehen kann, zeigt uns schon das Wort Uhrwerk-Orange, was ja ehrlich gesagt keinen Sinn macht. Deswegen müssen die Ärzte das alles am Ende auch wieder rückgängig machen, damit Alex wieder ein richtiger Mensch wird.

Nun noch ein – zwei Worte zum verkürzten Ende. Im Film fehlt das letzte Kapitel, in dem Alex erkennt, dass man mit 18 ja auch nicht mehr der Jüngste ist und deswegen eine Frau für sich suchen möchte. Diese Wendung, die zeigt, dass auch Alex im Herzen gut ist, war zu dieser Zeit allerdings politisch nicht gern gesehen. Burgess muss es aber stark bedauert haben, da so der Sinn des Filmes doch stark verändert wird. Deswegen wurde auch immer wieder der Vorwurf der Gewaltverherrlichung laut. Burgess hatte damals extra die Nadsat-Sprache erfunden, um Gewaltszenen zu entschärfen und in die Phantasie der Leser zu verbannen. Dies ging im Film nicht, weshalb er wirklich stark auf Gewalthandlungen basiert.

Abgeschwächt wird dies jedoch durch einen deutlich älter wirkenden Alex (im Buch ist er 15, am Ende 18) und auch seine Opfer wirken teilweise älter (die angeblich 11jährigen Mädchen sind alle deutlich älter). Dennoch ist es kein Film für schwache Gemüter.

Ich persönlich bin der Meinung, dass man den Film nicht versteht ganz ohne Vorkenntnisse und Buch. Deswegen empfehle ich das Buch auch dringender als den Film. Dennoch kann man ihn sich mal ansehen, nicht zuletzt wegen des tollen Schauspielers Malcolm McDowell.

Ich hoffe, ihr schaut lieber gleich ins Buch und schaut danach mal den Film, damit ihr auch alles versteht. Liebe Grüße,

Eure Kitty Retro

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