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Donnerstag, 26. Oktober 2023

Turn of the Screw and Other Ghost Stories


Hallo meine Gruselleser,

wie lange ist es inzwischen her, dass ich Haunting of Bly Manor geschaut habe und dachte, ich muss unbedingt Turn of the Screw lesen? Einige Jahre. Aber nun ist es endlich soweit. Dieses Jahr wird dieses Buch gelesen! (Wenn ihr diesen Post seht, ist es dann tatsächlich auch passiert - ich manifestiere es hier.)

Die Fakten:

  • Autor: Henry James
  • Titel: Turn of the Screw and Other Ghost Stories
  • Erschienen: 2017 (die Geschichten sind aus dem späten 19. Jahrhundert)
  • Verlag: Penguin Classics
  • Seiten: 326 + Notes und Introduction
  • Preis:
  • Klappentext: "'I see ghosts everywhere', wrote Henry James, who retained a fascination with the supernatural and sensational throughout his writing career. This new collection brings together eight of James's tales exploring the uncanny, including his infamous ghost story, 'Turn of the Screw', a work saturated with evil, in which a fraught governess becomes convinced that malicious spirits are menacing the children in her care. The other masterly works here include 'The Jolly Corner', 'Owen Wingrave' and further tales of visitations, premonitions, madness, grief and family secrets, where the living are just as mysterious and unknowable as the dead."

Ich werde wie immer kurz auf jeden Geschichte eingehen und am Ende mein Gesamtfeedback geben:

  • The Romance of Certain Old Clothes (1868)

Die erste Geschichte ist 20 Seiten lang und ist in dieser Form auch Teil der TV-Serie Haunting of Bly Manor. Das hat dazu geführt, dass ich von der Geschichte beim Lesen nicht sehr überrascht war, denn die Adaption war sehr genau. Diese Geschichte folgt zwei Schwestern, die den gleichen Mann ins Auge fassen. Eine Schwester gewinnt seine Liebe, doch als sie plötzlich stirbt, kommt die andere Schwester zum Zuge. Allerdings wird die Eifersucht auch nach dem Tode noch zwischen ihnen stehen. Ich mochte die Geschichte schon in der Serie, daher gebe ich ihr 4 Sterne.

  • The Last of the Valerii (1874)

Die zweite Geschichte füllt etwa 30 Seiten. Wir befinden uns in Italien, wo eine junge Amerikanerin einen Italiener in Rom heiratet. In ihrer Villa beginnen sie mit Ausgrabungen, und treffen dabei tatsächlich auf alte Schätze. Doch diese Schätze scheinen den italienischen Ehemann auf seltsame Weise in Beschlag zu nehmen, und es fraglich, ob man ihn noch retten kann. Ich mochte den Flair der Geschichte, aber es war etwas langgezogen, und hat auch einen fremdenfeindlichen Unterton. Daher gebe ich 3 Sterne.

  • Sir Edmunde Orme (1891)

In dieser Geschichte von etwa 30 Seiten begleiten wir einen jungen Mann, der ein schönes Mädchen und ihre Mutter kennen lernt und deren Leben sich dann miteinander verbandeln. Während er sich in das Mädchen verliebt, muss er allerdings feststellen, dass sie von etwas heimgesucht wird, und dass dies mit der Familiengeschichte zusammenhängt. Die Frage ist, ob er sich nun wirklich in dieses Feld begeben will. Irgendwie habe ich einfach ein bisschen Probleme mit der Sprache in diesen Geschichten - definitiv ein Me-Problem. Dadurch wirkt es dann auf mich etwas zäh, und auch am Ende hätte ich mir noch etwas mehr Closure gewünscht. Ich gebe 3 Sterne.

  • Owen Wingrave (1892)

In dieser ebenfalls etwa 30 Seiten langen Geschichte folgen wir einem angehenden Soldaten und dessen Ausbilder. Als der junge Owen Wingrave beschließt, dass er nicht ins Militär möchte, beginnt eine seltsame Abfolge von Dingen, die schließlich tödlich enden wird. Allerdings fand ich den Verlauf der Handlung sehr klassisch für Geistergeschichten. Ich habe mich dann eher gefragt, welche Aussagen über das Militär Henry James hier treffen wollte. Ich gebe auch hier 3 Sterne.

  • The Friends of the Friends (1896 as The Way It Came)

Diese Geschichte ist ebenfalls knapp 30 Seiten lang. Die Erzählerin ist hier tatsächlich mal eine Frau, die uns von einem Mann erzählt, den sie getroffen hat, und der ihr erzählt, dass er den Geist seiner Mutter gesehen hat, als diese gestorben ist. Die Frau ist daraufhin überzeugt davon, dass es Schicksal ist, dass der Mann eine sehr gute Freundin von ihr trifft, die ebenfalls den Geist ihres Vaters gesehen hat, und sie versucht die beiden zu einem gemeinsamen Treffen zu bringen. Diese Geschichte hat mich leider völlig kalt gelassen, vermutlich auch aufgrund des sehr eingeschränkten Frauenbilds, was hier portraitiert wird. Am Ende geht es um Eifersucht, die so (unbegründet und) langlebig ist, dass sie selbst über den Tod der vermeintlichen Rivalin hinausgeht. Dabei mag ich vor allem Geistergeschichten, die im Kern mit Trauer zu tun haben - aber um die tote Freundin wird hier überhaupt nicht getrauert. 2 Sterne von mir.

  • The Turn of the Screw (1898)

Im Gegensatz zu den Kurzgeschichten handelt es sich hier um eine Novelle mit etwa 110 Seiten. Wir folgen einer jungen Frau, die behütet aufgewachsen ist und nun ihre erste Stelle als Gouvernante für zwei Kinder antritt. Dazu reist sie zu einem abgelegenen Landhaus namens Bly, wo sie vor allem die kleine Flora, später auch ihren größeren Bruder Miles beaufsichtigt. Obwohl sie zunächst Schlimmes befürchtet, lebt sie sich jedoch gut ein und ist verzaubert von der Schönheit der beiden Kinder. Mehr und mehr wird ihr dann aber klar, dass etwas Unsägliches in Bly umgeht. Vor allem diese Geschichte hatte mich sehr interessiert, da sie die größte Inspiration für die Serie Spuk in Bly Manor bietet. Dabei sieht man schon, wie einige Ideen für die Serie übernommen oder ausgebaut wurden. Für mich ist die Geschichte einerseits schon gruslig, weil es um Kinder geht, die sich nicht so verhalten, wie man es von Kindern erwarten würde, gleichzeitig sehe ich aber die beiden Kinder aus der Serie vor mir, und überhaupt die Darsteller, die das so einzigartig zu Leben erweckt haben. Alles in allem hat die Geschichte mir dann gut gefallen und ich würde ihr 4 Sterne geben.

  • The Third Person (1900)

Diese wieder etwa 30 Seiten lange Geschichte erzählt von zwei Frauen, die zwar Verwandte sind, sich aber nie getroffen haben, bis sie gemeinsam ein Haus erben. Sie beschließen dort gemeinsam zu wohnen, beide sind unverheiratet und damit zufrieden. Doch bald stellt sich heraus, dass eine dritte Person in diesem Haus lebt - und doch nicht mehr lebt. Die beiden überlegen nun, wie sie diesen Dritten loswerden. Für mich hat sich die Geschichte etwas gezogen, aber das Ende fand ich gut. Ich mochte auch, dass hier die beiden Damen komplexer dargestellt werden als in den frühen Geschichten - da hat jemand dazugelernt. 4 Sterne von mir.

  • The Jolly Corner (1908)

Diese letzte Geschichte des Buches ist etwa 35 Seiten lang und berichtet von einem Mann, der viele viele Jahre nicht in seiner Heimatstadt New York City gelebt hat, nun aber zurückkommt und in seinem Kindheitszuhause nach einem Geist sucht. Dabei wird er getrieben von der Frage, was aus ihm geworden wäre, wenn er nicht den Großteil seines Lebens in Europa verbracht hätte. Auch der enorme Wandel von New York wird angesprochen. Alles in allem habe ich diese Geschichte nur schlecht verstanden. Es kommt darin auch noch eine Frau vor, und die Beziehung der beiden war mir völlig unklar. Ich würde ihr vermutlich 2 Sterne geben.

Und damit habe ich es endlich geschafft, alle Geschichten des Buches sind gelesen. Ich habe festgestellt, dass Henry James einfach nicht für mich ist. Ich fand es interessant zu sehen, wo einige Ideen für die Serie Spuk in Bly Manor herkamen, aber so richtig gelohnt hat sich das Leseerlebnis dafür nicht. Vielleicht hätte ich hier etwas von einer Übersetzung profitiert, weil das Buch auch sprachlich eine Herausforderung war. Aber ich fand viele Geschichten leider eher langweilig. Eine Leseempfehlung kann ich nicht geben.

Habt ihr Henry James schon gelesen? Und hat euch die Serie zu Bly gefallen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Montag, 23. Oktober 2023

Our Last Echoes


Hallo meine Horrorfreunde,

heute möchte ich euch von einem Buch berichten, dass mir zumindest ein bisschen Gruselstimmung im Oktober beschert hat. Irgendwie bin ich dieses Jahr nicht in Halloween-Stimmung, es ist wirklich traurig. Aber Kate Alice Marshall schreibt meine Art von Horror, und ich bin sehr froh, dass ich noch einige ihrer Bücher vor mir habe. Von diesem hier hatte ich vorher gar nichts gehört, aber es war in Publication Order das nächste nach Rules for Vanishing, und ich würde empfehlen, die Reihenfolge einzuhalten.

Die Fakten:

  • Autor: Kate Alice Marshall
  • Sprecher: Kathleen McInerney, Robbie Daymond, Rob Shapiro
  • Titel: Our Last Echoes
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Listening Library
  • Dauer: 10 Std 38min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext: "Sophia's earliest memory is of drowning. She remembers the darkness of the water and the briny taste as it filled her throat, the sensation of going under. She remembers hands pulling her back to safety, but that memory is impossible - she's never been to the ocean. But then Sophia gets a mysterious call about an island named Bitter Rock, and learns that she and her mother were there 15 years ago - and her mother never returned. The hunt for answers lures her to Bitter Rock, but the more she uncovers, the clearer it is that her mother is just one in a chain of disappearances. People have been vanishing from Bitter Rock for decades, leaving only their ghostly echoes behind. Sophia is the only one who can break the cycle - or risk becoming nothing more than another echo haunting the island."

Zur Handlung: Sophia ist als Pflegekind aufgewachsen, nachdem sie sehr früh ihre Mutter verloren hat. Als sie 18 Jahre alt wird und das erste Mal ganz auf sich allein gestellt ist, bekommt sie jedoch einen Anruf, der sie schließen lässt, dass ihre Mutter nicht bei einem Unfall gestorben ist - vielleicht gar nicht gestorben ist - sondern auf einer Insel in Alaska verschwunden ist. Sophia beschließt nun, ihre Mutter zu suchen.

Als sie auf Bitter Rock ankommt, gibt sie sich als Praktikantin für die Ornithologen aus, die auf dieser Insel eine seltene Vogelart beobachten. Sie hofft, dass sie so unerkannt und ohne Probleme die verschiedenen Ecken der Insel erkunden kann. Doch die Menschen auf der Insel wissen vielleicht mehr, als sie zugeben. Und Sophia ist vielleicht genau die Person, auf die das Böse auf der Insel gewartet hat...

Diese Geschichte wird in Form von Mixed Media erzählt. Wir folgen Sophia's Geschichte vor allem in Form eines Protokolls, dass sie über ihre Zeit auf Bitter Rock geschrieben hat. Gleichzeitig bekommen wir allerdings auch Transkripte von Videoaufnahmen von verschiedenen Personen, die Zeit auf der Insel verbracht haben, und kurze Interviewausschnitte, die ein aus Rules for Vanishing bekannter Charakter mit Sophia und anderen Personen führt. Das Setup ist also genau wie in Rules for Vanishing, was ich direkt toll fand.

Kate Alice Marshall schreibt genau die Art von Horror, die ich liebe: absurd, aber angsteinflößend. Die Art von Horror, bei der unsere Vorstellungen von Realität ins Wanken geraten. Dabei gibt es auch inhaltlich eine Verbindung zwischen den Geschehnissen auf Bitter Rock und den Geschehnissen auf der Straße in Rules for Vanishing. Wenn ihr ersteres also mochtet, auch die Auflösung am Ende, dann lest hier auf jeden Fall weiter!

Mit Sophia haben wir aber eine ganz neue Hauptfigur. Sie hatte bisher ein schwieriges Leben, vor allem weil sie häufig von Gefühlen überwältigt wird, die sie nicht zuordnen kann. Das führt teilweise zu einer Art Anfall, sodass sie schon als Kind nur sehr schwer Freunde gefunden hat. Inzwischen ist sie dadurch eine sehr selbständige Person, der es jedoch auch schwer fällt Menschen an sich heranzulassen. Ich mochte sie als Hauptfigur, sie hat auf jeden Fall ihre Geheimnisse - und einige kennt sie selbst noch nicht. 

An Sophias Seite haben wir dann vor allem Liam und Abby. Liam ist der Sohn der Wissenschaftlerin, bei der Sophia ihr Praktikum machen will. Er ist auf die Insel verbannt, aber hat eigentlich kein gutes Verhältnis mit seiner Mutter. (Tatsächlich hat Liam zwei Mütter und er lebt eigentlich bei seiner anderen Mutter.) Abby kennen wir bereits aus Rules for Vanishing, und ich möchte hier nicht zu viel sagen. Sie ist auf ihrer eigenen Suche. Ich mochte die Kombination der drei, die eine unterhaltsame Chemie haben. 

Darüber hinaus haben wir auch ein bisschen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit, die bleibt allerdings sehr am Rande. Denn wir werden immer wieder von einem seltsamen Nebel erwischt, in dem sich Dinge zu bewegen scheinen. Der Horror in diesem Buch ist sehr verknüpft mit Natur, mit dem Nebel, mit Vögeln und mit Echos. Ihr solltet euch auch darauf einstellen, dass einige Vögel zu Schaden kommen in der Geschichte. Ich fand das Setting und die Dinge im Nebel wirklich gruslig und gut gemacht.

Wenn ich es jetzt mit Rules for Vanishing vergleiche, dann fand ich es schon etwas grusliger und kreativer. Hier gibt es zwar auch wieder unterschiedliche Elemente mit dem Bunker und der Kirche, aber es ist nicht ganz so kreativ. Trotzdem hat mir die Geschichte gut gefallen, wir haben auch ein bisschen romantische Untertöne, und ich hatte einfach so viel Spaß beim Hören und wollte unbedingt wissen, wie alles endet.

Das Ende fand ich dann auch gut gelungen. Die Charaktere müssen definitiv Opfer bringen und es wird auch wieder ziemlich abgespacet, was mich aber gar nicht stört bei Horrorgeschichten. Es gibt dann aber auch Lichtblicke und schöne Momente. Und es wird angedeutet, dass die Rahmengeschichte noch nicht zu Ende ist, also auch weitere Companion-Bücher folgen können. Ob das bei These Fleeting Shadows, dem nächsten Buch der Autorin, schon der Fall ist, konnte ich bisher nicht herausfinden. 

Habt ihr denn ein besonders gutes Horrorbuch gelesen in letzter Zeit?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Freitag, 13. Oktober 2023

How to Sell a Haunted House


Hallo meine Horrorfreunde,

wir kommen am Freitag dem 13. zu einem weiteren neuen Horrorbuch, auf das ich mich sehr gefreut hatte. Dann habe ich aber viele enttäuschte Stimmen gehört und das Buch erstmal eher hintenan gestellt. Jetzt hatte ich aber die Chance es über die Bibliothek zu lesen, und das auch noch im Oktober. Da konnte ich nicht widerstehen.

Die Fakten:

  • Autor: Grady Hendrix
  • Titel: How to Sell a Haunted House
  • Erschienen: 2023
  • Verlag: Berkley
  • Seiten: 419
  • Preis: 8,37 Euro
  • Klappentext: "When Louise finds out her parents have died, she dreads going home. She doesn’t want to leave her daughter with her ex and fly to Charleston. She doesn’t want to deal with her family home, stuffed to the rafters with the remnants of her father’s academic career and her mother’s lifelong obsession with puppets and dolls. She doesn’t want to learn how to live without the two people who knew and loved her best in the world. Most of all, she doesn’t want to deal with her brother, Mark, who never left their hometown, gets fired from one job after another, and resents her success. Unfortunately, she’ll need his help to get the house ready for sale because it’ll take more than some new paint on the walls and clearing out a lifetime of memories to get this place on the market. But some houses don’t want to be sold, and their home has other plans for both of them…"

Zur Handlung: Louise hatte keine einfache Beziehung zu ihren Eltern, doch als sie selbst Mutter wird, verläuft alles viel besser, als sie geahnt hat. Doch dann kommt der Anruf ihres Bruders, bei dem er ihr mitteilt, dass ihre Eltern bei einem Autounfall verstorben sind. Schweren Herzens lässt Louise ihre Tochter bei ihrem Ex zurück und kehrt heim um an der Beerdigung teilzunehmen und das Elternhaus zu verkaufen.

Doch kaum angekommen, fällt sie schon in die alten Muster mit ihrem Bruder zurück. Die beiden können nicht aufhören zu streiten. Die Verlesung des Willens der Eltern verläuft absolut nicht so, wie Louise sich das vorgestellt hat. Die Cousine, die eine Maklerin ist, sagt den beiden, dass sie dieses Haus nicht verkauft bekommen, weil es heimgesucht wird. Zunächst wollen Louise und ihr Bruder das nicht glauben, aber schnell müssen sie um ihr Leben kämpfen.

Dies war mein drittes Grady Hendrix-Buch, und bisher haben sie mir alle gefallen. Seine Art von Horror hat eher so ein Lagerfeuer-Gefühl, es ist manchmal ein bisschen cheesy, teilweise sehr eklig, aber irgendwie ist in den Themen trotzdem auch etwas Tiefe, die mir dann gut gefällt. Ich denke aber, es ist sehr Geschmackssache, und so sagen euch diese Bücher vielleicht nicht zu. Ich finde auf jeden Fall, dass er in einer sehr konsistenten Qualität schreibt.

In diesem Buch sind wir vorrangig im Kopf von Louise, nur in einigen Rückblickskapiteln ändert sich das kurz (allerdings mochte ich die auch nicht so gern). Louise erscheint mir als eine recht durchschnittliche junge Frau: sie ist single, eine junge Mutter, im Beruf auch ganz erfolgreich. Doch mit ihrer Familiengeschichte gibt es da ein dunkles Loch in ihr, was durch den Tod der Eltern aufgerissen wird. Wir folgen ihr dann hinein in diese Tiefen, wo wir mit ihr gemeinsam lange Kämpfen, ob hier Dinge nur in ihrem Kopf sind oder tatsächlich wahr. Dabei fand ich vor allem ihre Angst und Panik, die im Laufe der Handlung heranwachsen, so nachvollziehbar. Und das macht für mich ein wirklich angsteinflößendes Buch aus, wenn ich mit der Hauptfigur fürchte. Ist hier völlig gelungen.

In ihrer Familie haben wir dann vor allem ihren Bruder Mark. Am Anfang ist er so eine Kackbratze, aber im Verlauf des Buches lernen wir mehr und mehr, und hier gelingt Grady Hendrix der Redemption Arc wirklich perfekt. Es ist total spannend die Beziehung der beiden Geschwister wachsen zu sehen, wenn natürlich auch unter widrigen Umständen. Dann ist auch ihre Tochter Poppy wichtig, von der war zwar nicht super viel sehen, aber man - diese ganze Frage, was machst du mit deinem Kind, wenn es plötzlich einfach ausrastet. Puh, das gruselt mich schon sehr. Und wir betrachten die Familie der Großtante, die letzten lebenden Verwandten von Louise und Mark - hier mochte ich, dass auch diese Familie verschroben ist, und trotzdem irgendwie zusammenhält.

Kommen wir zum Horrorfaktor - vermutlich habt ihr es schon mal gehört: Puppen, vor allem Handpuppen. Louises Mutter hat professionell Puppen hergestellt und mit ihnen auch eine Art christliches Kasperle-Theater aufgeführt. Daher ist das Haus voll von ihnen - und nicht alle sind Louise und Mark wohlgestimmt. Es wird viele Menschen geben, die das nicht gruselt. Bei mir war es aber schon sehr effektiv, ich fand es schon teilweise sehr schauerhaft.

Das Buch selbst ist untergliedert in die fünf sogenannten Phasen der Trauer. Am Anfang war ich ein bisschen unsicher, wie das genau eingegliedert ist, aber am Ende hat das für mich schon auch Sinn gemacht. Ist das ein absoluter Meisterhandgriff? Nein, es bleibt ein bisschen plump. Aber ich mochte, dass es am Ende eben auch zur Handlung passt.

Kurz nach der Hälfte des Buches kommt der erste große Showdown. Das hat mich sehr überrascht, denn als er vorbei war, war da noch so viel Buch übrig. Danach nimmt die Geschichte nochmal eine ziemliche Wendung und wird dann nochmal auf ganz andere Weise beklemmend. Es gibt dann auch noch einen Showdown vor dem Ende. Also hier habe ich wirklich recht gefesselt gelesen, weil ich mit und um die Charaktere Angst hatte. Das Ende bekommt dann aber auch noch eine traurige Note, und ich werde nachher erstmal ein paar meiner Kuscheltiere umarmen gehen.

Alles in allem hatte ich Spaß mit diesem Buch. Ist es das grusligste, was ich je gelesen habe? Nein. Aber ich denke, wenn man als Kind Gänsehautbücher mochte, dann kann man vielleicht auch etwas mit dieser Art Horror für Erwachsene anfangen. Ich finde, dass Grady Hendrix Angst, Panik und Hilflosigkeit vor allem bei seinen weiblichen Charakteren sehr überzeugend schreibt, sodass sie Gefühle auch auf mich überschwappen. Und das Ende hat mir wirklich gut gefallen. Man muss sich aber auf die Geschichte - vor allem die Puppen - einlassen. Ich habe auch gehört, dass das Hörbuch nicht so toll ist, und habe es deswegen aktiv vermieden. 

Können Puppentheater euch zum Gruseln bewegen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro






Meine Bewertung:




Montag, 9. Oktober 2023

A House with Good Bones


Hallo meine Horrorhasen,

da ist er wieder, der Oktober. Lang herbeigesehnt, auch wenn ich nun wieder am Frieren bin. Trotzdem gibt es einfach keine bessere Zeit, um Horrorbücher zu lesen, und damit gehen wir heute direkt in mein Lieblings-Subgenre: Haunted House-Bücher. Und dann auch noch von einer meiner Lieblingsautorinnen.

Die Fakten:

  • Autor: T Kingfisher
  • Sprecher: Mary Robinette Kowal
  • Titel: A House with Good Bones
  • Erschienen: 2023
  • Verlag: Macmillan Audio
  • Dauer: 6 Std 53min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext: ""Mom seems off." Her brother's words echo in Sam Montgomery's ear as she turns onto the quiet North Carolina street where their mother lives alone. She brushes the thought away as she climbs the front steps. Sam's excited for this rare extended visit, and looking forward to nights with just the two of them, drinking boxed wine, watching murder mystery shows, and guessing who the killer is long before the characters figure it out. But stepping inside, she quickly realizes home isn’t what it used to be. Gone is the warm, cluttered charm her mom is known for; now the walls are painted a sterile white. Her mom jumps at the smallest noises and looks over her shoulder even when she’s the only person in the room. And when Sam steps out back to clear her head, she finds a jar of teeth hidden beneath the magazine-worthy rose bushes, and vultures are circling the garden from above. To find out what’s got her mom so frightened in her own home, Sam will go digging for the truth. But some secrets are better left buried."

Zur Handlung: Sam ist eine Entomologin, und während eines Arbeitseinsatzes, der aufgrund von Funden von menschlichen Überresten pausiert werden muss, kehrt sie zurück ins Haus ihrer Kindheit, ins Haus ihrer strengen Südstaaten-Großmutter, in dem nun ihre Mutter seit einigen Jahren allein lebt. Doch als Sam in diesem Haus ankommt, erlebt sie ein schreckliches Deja-vu, denn alles sieht wieder so aus wie vor vielen Jahren, als ihre Großmutter noch lebte.

Sam sucht vergeblich nach den bunten Wänden und der schrägen Kunst, die ihre Mutter so liebt. Stattdessen ist alles in vernünftigen Tönen gestrichen und im Wohnzimmer hängt wieder das verhasste Gemälde einer Südstaaten-Hochzeit, komplett mit einem Bräutigam in der Uniform der Konföderierten. Außerdem sitzt auf dem Briefkasten des Hauses ein Geier und lässt das Haus nicht aus den Augen. Irgendetwas ist nicht so, wie es sein sollte, und Sam wird herausfinden, was - ob sie will oder nicht.

Für eine Haunted House-Geschichte ist dieses Buch ziemlich zahm. Relativ schnell wird ersichtlich, was hier vorgehen muss. Die Zeichen sind absolut eindeutig, sodass für mein eigentlich kein Gruseln aufkam. Wir dringen dabei tiefer in die Familiengeschichte von Sam ein und lernen, welche dunkle Seite sich hinter ihrer Großmutter und ihrem Urgroßvater verbigt. 

Sam als Hauptfigur hat mir wie immer mit Kingfisher sehr gut gefallen. Sie ist eine Forscherin, womit ich mich gut identifizieren kann, sie ist in ihren 30ern (same), und sie ist dick. (Hier muss ich direkt einfügen, dass im Laufe des Buches eine Figur versucht sie zu beleidigen, indem sie sie dick nett. Allerdings denkt die Hauptfigur direkt, dass ihr wunder Punkt damit völligverfehlt wurde, nämlich ihre Dissertation - da konnt ich sehr mitfühlen.) Sie ist als single glücklich und liebt ihre Mutter sehr. Ich konnte mich mit ihr einfach super identifizieren.

Daneben haben wir als Figuren vor allem Sams Mutter, die hauptsächlich schreckhaft und nervös wirkt. Man merkt deutlich, dass irgendetwas nicht richtig ist. Ich mochte sie in den Moment, wo sie dann sie selbst sein darf. Außerdem ist da Phil, der Enkel des Nachbars, der sich um Garten und Handwerkliches im Haus von Sams Mutter kümmert. Er ist niedlich und verdient definitiv etwas Besseres als in diese Geschichte verstrickt zu werden. Dann haben wir noch eine geheimnisvolle Nachbarin, die die Großmutter immer gehasst hat, und die Großmutter selbst in Rückblicken und Erinnerungen. Da dürft ihr euch dann selbst ein Bild machen.

Wie immer schafft es T Kingfisher gut, eine dichte Atmosphäre zu erzeugen, auch wenn für mich die wirklich angsteinflößenden Momente ausgeblieben sind. Ihre quirkige Hauptfigur macht da viel wett, da sie oft direkt vernünftige Erklärungen für Dinge parat hat, die man vielleicht nicht einfach wegerklären kann. Aber da sie eigentlich selten Angst bekommt, ist es bei mir auch nicht passiert. Trotzdem ist die Beschreibung des Hauses, des Gartens und auch die Rückblicke in die Kindheit schon düster und schwer. Außerdem spürt man die enge Bindung von Sam und ihrer Mutter, was mir auch sehr gut gefallen hat.

Das Ende wurde dann überraschend actionreich. Ich dachte, ich wäre schon im Showdown, als sich dann tatsächlich nochmal ein Twist ergibt und es erst richtig losgeht. Hier kommt dann auch noch etwas sehr Gruseliges in Spiel, aber weil dann alles schon am Vorbeirasen ist, bleibt eigentlich keine Zeit mehr sich richtig zu gruseln. Aber es ist dann auf jeden Fall nochmal sehr spannend, und man fürchtet um die Charaktere. 

Alles in allem empfehle ich dieses Buch, wenn ihr eure Oktoberbücher nicht zu gruslig mögt. Ein richtig schauderhaftes Haunted House-Buch dürft ihr hier aber nicht erwarten. Es baut eine gute Atmosphäre auf, hat eine Heldin, der ich sehr gern gefolgt bin und mit der ich sehr mitfühlen konnte, es gibt auch eine spannende Hintergrundgeschichte für die Familie, und ich liebe einfach den Schreibstil von T Kingfisher. Wer es aber grusliger will, dem empfehle ich the Hollow Places von der Autorin.

Habt ihr schon was Gruseliges gelesen diesen Monat?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung: