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Sonntag, 27. Februar 2022

Small Country


Hallo meine Bücherwürmer,

noch ist ja Black History Month und damit auch Blackathon. Ich habe einige Bücher dafür gelesen, allerdings viele in Reihen, die ich euch an anderer Stelle einmal vorstellen werde. Dieses Buch steht aber für sich allein und ist auch sehr interessant, da es sich mit Burundi beschäftigt - ein Land, von dem ich ehrlich gesagt gar nicht viel wusste. Und Bücher sind immer ein schöner Weg um mehr zu lernen.

Die Fakten:

  • Autor: Gael Faye
  • Sprecher: Dominic Hoffman
  • Titel: Small Country (Original: Petit Pais, dts. Kleines Land)
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: Random House Audio
  • Dauer: 6 Std 2 min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro
  • Klappentext:

    "Burundi, 1992. For 10-year-old Gabriel, life in his comfortable expatriate neighborhood of Bujumbura with his French father, Rwandan mother and little sister Ana, is something close to paradise. These are carefree days of laughter and adventure - sneaking Supermatch cigarettes and gorging on stolen mangoes - as he and his mischievous gang of friends transform their tiny cul-de-sac into their kingdom. But dark clouds are gathering over this small country, and soon their peaceful existence will shatter when Burundi, and neighboring Rwanda, are brutally hit by civil war and genocide."

Zur Handlung: Gabi hat ein komfortables Leben in Burundi. Sein Vater ist Franzose, seine Mutter eine Geflüchtete aus Ruanda. Das Geld seines Vaters sorgt dafür, dass sie in einem schicken Viertel leben. Seine Freunde sind teilweise auch Mixed Race, teilweise auch Schwarze Kinder von Diplomaten oder anderen hochrangingen Personen des Landes. Er geht auf eine sehr gute Schule und ihm mangelt es an nichts.

Dennoch kommt auch seine Familie ohne Spannungen nicht aus. Dies endet unter anderem eines Tages damit, dass die Mutter den Haushalt verlässt. Und auch die politischen Spannungen in Ruanda und Burundi gehen an der Familie nicht spurlos vorbei, bis Gabi schließlich als junger Teenager in die Konflikte der beiden zerstrittenen Gruppen hineingezogen wird.

Dieses Buch ist sehr kurz, darum läuft man schnell Gefahr, zu viel darüber zu sagen. Aber wir folgen hier Gabi, der ungefähr um die 10 bis 13 Jahre alt ist während des Buches. Wir lernen seine Kindheit kennen und folgen ihm durch verschiedene Szenarien. Dabei ist vor allem der Beginn des Buches eher episodenhaft erzählt, weniger als ein durchgehender Erzählstrang.

Das Buch ist auch teilweise autobiografisch, denke ich, denn der Autor musste selbst als Kind aus Burundi fliehen. Wie weit das Ganze allerdings geht, kann ich nicht beurteilen. Am Ende passieren dann nämlich auch einige sehr verstörende Dinge, von denen ich für den Autor hoffe, dass diese rein fiktional sind. Aber ich glaube, dass das Buch durch die Erzählweise und den Einfluss der eigenen Erfahrungen schon sehr besonders ist.

Gabi als Hauptcharakter war für mich in Ordnung, aber nicht mein Lieblingscharakter. Er steht für das Kind, das plötzlich in einen kriegerischen Konflikt gerät. Dabei ist er von seinem Vater dazu erzogen, dass Politik ihn nicht zu interessieren hat. Auch mit dem schwelenden Konflikt will er nichts zu tun haben, sondern seine unschuldige Kindheit und seine Freunde möglichst behalten. Dadurch erfahren wir als Leser aber auch nur wenig über den Konflikt und bekommen ihn erst dann so richtig mit, wenn er wirklich für alle nicht mehr zu umgehen ist. Es gibt einige Blicke über den Tellerrand, wenn es um die Mutter und ihre Reise nach Ruanda geht und wenn es um die Bediensteten des Hauses geht, die aus ärmeren Vierteln kommen, die schon deutlich früher unglaubliche Gewalt erleben und nicht mehr sicher sind als Gabis Familie.

Wie ihr euch sicherlich denken könnt, werden in diesem Buch Themen von Rassismus, aber auch ethnischen Konflikten, Krieg und Zerstörung, sowie Gewalt innerhalb und außerhalb der Familie thematisiert. Gabis Mutter erlebt dabei schreckliche Dinge und wird dann auch gegenüber der Kinder eine Gefahr, da sie psychisch nicht verarbeiten kann, was geschehen ist. Das fand ich fast am schwersten zu lesen. Aber die zweite Hälfte des Buches ist allgemein dann sehr düster und darauf sollte man sich vorbereiten.

Ich glaube, ich hätte allgemein lieber ein Buch über Gabis Mutter gelesen, denn die hat sowohl die emotionale Verbundenheit, als auch die intelektuelle Tiefe, um sie Geschehnisse wirklich zu durchschauen und einzuordnen. Ich fand ihre Geschichte auch unendich tragisch, nur daran zu denken, dreht mir schon den Magen um. Davon bekommen wir aber nur einen sehr kleinen Einblick. Durch Gabis Perspektive bleiben wir irgendwie immer draußen, immer ein wenig in naivem Unwissen.

Das Ende hat mir dann aber richtig gut gefallen. Am Anfang und Ende werden wir mit dem erwachsenen Gabi konfrontiert - und dieser schaut zurück auf seine Kindheit und überlegt nach Burundi zurückzukehren. Diesen Teil fand ich grandios, habe auch geweint am Ende. Es sind einige wirklich wunderschöne Zitate in diesem Buch, gerade auch am Ende. Also da hat das Buch für mich dann nochmal alles richtig gemacht.

Alles in allem kann ich dieses Buch empfehlen. Es ist ein Thema, von dem sicher viele noch nicht so viel wissen, außerdem ist das Buch durch die kindliche Perspektive deutlich leichtere Kost als erwartet. Die Hauptfigur hat mir zwar nicht ganz zugesagt, aber ich mochte die Perspektive auf Kindheit und wie diese genommen werden kann. Das Buch ist in Teilen sehr gewaltsam und dann auch schwer zu lesen, aber es ist auch kurz und daher kann man das schon auch gut verarbeiten. Und es ist sehr schön geschrieben.

Habt ihr schon über Burundi als Land gelesen? Würde mich sehr interessieren.

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Mittwoch, 23. Februar 2022

An Enchantment of Ravens


Hallo meine Lieblingsleser,

ich lese ja sehr wenige Bücher, bei denen es vor allem um die Romanze geht. Daher habe ich auch an diesem Buch eigentlich wenig Interesse gehabt, bis ich es in der Bibliothek gefunden habe. Ich hatte aber Interesse am neuen Buch der Autorin und dachte, dann teste ich hier mal ihren Schreibstil. Dann allerdings habe ich mich tatsächlich in dieses Buch verliebt.

Die Fakten:

  • Autor: Margaret Rogerson
  • Titel: An Enchantment of Ravens (dts. Rabenprinz)
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Margaret K. McElderry Books
  • Seiten: 297
  • Preis: 18,81 Euro
  • Klappentext: "With a flick of her paintbrush, Isobel creates stunning portraits for a dangerous set of clients: the fair folk. These immortal creatures cannot bake bread or put a pen to paper without crumbling to dust. They crave human Craft with a terrible thirst, and they trade valuable enchantments for Isobel's paintings. But when she receives her first royal patron - Rook, the autumn prince - Isobel makes a deadly mistake. She paints mortal sorrow in his eyes, a weakness that could cost him his throne, and even his life. Furious, Rook spirits Isobel away to his kingdom to stand trial for her crime. But something is seriously amiss in his world, and they are attacked from every side. With Isobel and Rook depending upon each other for survival, their alliance blossoms into trust, perhaps even love... a forbidden emotion that would violate the fair folk's ruthless laws, rendering both their lives forfeit. What force could Isobel's paintings conjure that is powerful enough to defy the ancient malice of the fairy courts?"

Zur Handlung: Isobel ist Malerin, und sie malt Portraits für das Feenvolk. Als Bezahlung erhält sie Zauber und magische Gefälligkeiten. Bisher hat Isobel dies genutzt, um ihre Familie abzusichern. Allerdings erfährt sie eines Tages, dass sie den Prinzen des Herbsthofs malen soll, und dieser Job könnte gefährlicher werden, als Isobel lieb ist.

Doch als sie diesen Feenprinzen kennenlernt, ist er anders als sie es sich vorgestellt hat. Die beiden werden schnell Freunde, während sie am Portrait arbeitet. Doch mit einem Teil hat Isobel Probleme: irgendwie bekommt sie seine Augen nicht gut hin. Als sie das Problem löst, begeht sie einen schrecklichen Fehler: sie malt Gefühle in seine Augen, die zwar da sind, aber bei den Feen als unsägliche Schwäche gelten. Und nun will dieser Prinz Rache...

Wie immer tue ich mich etwas schwer mit der Übersetzung bei Feen, Elfen, Elben und ähnlichem. Ich hoffe, ihr vergebt mir, wenn es hier falsch übersetzt ist. Ich habe es auf Englisch gelesen.

Isobel als Hauptfigur mochte ich sehr. Sie ist ein junges Mädchen, das seine Eltern an Feenmonster verloren hat. Sie lebt bei ihrer Tante, wenn ich mich richtig erinnere, und die beiden haben außerdem Zwillinge bei sich aufgenommen, die ursprünglich Ziegen waren, nun aber dank eines Zaubers kleine Kinder sind. Isobel würde alles für ihre Familie tun, und deswegen malt sie auch die Feen. Mit den Zaubern, in denen sie bezahlt wird, kann sie sie versorgen.

Als Isobel Rook kennen lernt, muss er sie vor einem solchen Monster retten. Dabei ist er von Anfang an irgendwie charismatisch, aber auch mysteriös. Im Gegensatz zur jungen Isobel hat er schon sehr sehr lange gelebt und viele Erfahrungen gemacht. Anders als viele seiner Artgenossen kann er aber bestimmte Gefühle empfinden. Ich mochte die Dynamik von Rook und Isobel vor allem am Anfang des Buches sehr. Die Chemie hat da für mich total gestimmt.

Im Kern geht es hier um eine Romanze von einem jungen Menschenmädchen, das genau weiß, was es will und nicht will, und einem sehr alten Wesen, dass eigentlich so viel mächtiger ist, aber eben genau dieser menschlichen Seite des Mädchens verfällt. Und das sind genau die Romanzen, die ich liebe. Ein bisschen erinnert hat es mich an die Beziehung in der Winternight Trilogy. Allerdings ist hier auch vor allem diese Beziehung im Fokus.

Nachdem das Bild abgeschlossen ist und Rook eine Rache möchte, brechen die beiden auf in das Königreich der Feen. Wir verbringen also sehr viel Zeit dann auch in dieser Fantasywelt. Ich fand diese ganz interessant, aber man muss natürlich sagen, dass diese nicht so gut ausgebaut ist wie in längeren Fantasybüchern. Aber die Art, wie der Wald beschrieben ist und sich auch verändert, war schon sehr stimmungsvoll. Und es gibt auch einige Abenteuer zu erleben und Feinde zu bekämpfen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch schöne Kleider anzuziehen und Bälle zu feiern. Besonders eindrücklich war für mich auch eine Szene, in der Isobel von einer Fee verwandelt wird. Dies zeigte besonders schön wie fern sich diese unsterblichen Wesen und die am Leben hängenden Menschen sind. Auch die Diskussion um den Brunnen, der aus einem Menschen eine Fee machen kann, fand ich interessant. Also es gibt da schon auch auf der Fantasy-Seite etwas zu entdecken.

Das Ende hat dann das Buch für mich etwas hinuntergezogen. Es kommt dann zu einer Art Kampf gegen eine sehr mächtige Fee, da will ich auch nichts spoilern, aber es ist da schon gut was los. Für mich ging es dann aber auch einfach zu schnell. Es wird dann angedeutet, dass eine Fee das schon alles von Anfang an geplant hatte, aber das wirkt einfach nicht, weil alles zu sehr durchgehetzt wird zum vermeintlichen Happy End. Allerdings fand ich das dann auch etwas fraglich, da hier schon noch große logistische Probleme für unser Paar bestehen, die dann nur nicht mehr thematisiert werden. 

Alles in allem hat das Buch mich aber positiv überrascht. Es ist recht kurz für Fantasy und steht auch für sich ohne irgendwelche Fortsetzungen, was eher ungewöhnlich ist. Dafür war die Welt ganz gut beschrieben und wir sehen auch viel davon. Es gibt einige Kampfszenen und einige Schmachtszenen, die mir gut gefallen haben. Allgemein fand ich die Chemie von Rook und Isobel perfekt. Das Ende ist dann sehr überstürzt, aber ok. Wer auf so eine Geschichte Lust hat, sollte hier auf jeden Fall zugreifen. Ich werde definitiv mehr von der Autorin lesen.

Habt ihr das Buch schon ausprobiert?

Bis bald,

Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Freitag, 18. Februar 2022

The Map of Salt and Stars


Hallo meine Lesemäuse,

im letzten Jahr gab es mit Afghanistan wieder ein Land, dass in unsägliches Chaos gestürzt ist, nachdem der Westen seine Kriegslust ermüdet hatte. Wie groß unser Erbe im Nahen Osten ist, können wir vermutlich kaum abschätzen. Dennoch finde ich es immer wieder wichtig und faszinierend, über diese Regionen und ihre Geschichte zu lesen. In diesem Buch, das ich heute vorstelle, geht es dabei aber um Syrien und seine neuere und sehr alte Geschichte. 

Die Fakten:

  • Autor: Zeyn Joukhadar
  • Titel: The Map of Salt and Stars (dts. Die Karte der zerbrochenen Träume)
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: Weidenfeld & Nicolson
  • Seiten: 352
  • Preis: 8,99 Euro
  • Klappentext: "In 2011, the peace of the Syrian city of Homs is disturbed by protests and shelling. A young girl, Nour, flees across the Levant and North Africa in search of safety. 800 years before, Rawiya, disguised as a boy and apprentice to a famous map maker, set out on an epic quest to chart the globe, following the very same route."

Zur Handlung: In diesem Buch folgen wir der Geschichte von Nour. Als Kind verliert sie ihren Vater an Krebs und nach einiger Zeit beschließt ihre Mutter, dass die Familie von den USA zurück in ihr Heimatland Syrien ziehen wird. Nour beide größere Schwestern waren in Syrien geboren, doch Nour kommt nun das erste Mal in dieses Land. Während sie den Schmerz über den Verlust des Vaters zu verarbeiten versucht, kommt neues Unheil auf sie zu.

2011 war kein guter Zeitpunkt um in die Stadt Homs in Syrien zurückzukehren. Nours Familie hat ein kleines Haus, die Mutter malt wieder ihre berühmten Karten. Mour und ihre Schwestern finden sich langsam in ihr neues Leben ein. Doch dann, beim Abendessen, geschieht das Unsägliche: die Nachbarschaft von Nours Familie wird mit Bomben attackiert, ihr Haus stürzt ein und sie verlieren alles.

Ich hatte immer, wenn ich das Buch irgendwie gesehen habe, gedacht, dass Buch ist historischer. Aber tatsächlich folgen wir hauptsächlich Nours Geschichte. Allerdings erzählt sie zu Beginn einem Baum die Geschichte von Rawiya, die im Mittelalter durch den Mittelmeerraum zog und zur Kartenzeichnerin ausgebildet wurde. Nour hofft, dass der Baum die Geschichte durch die Erde zu ihrem toten Vater schicken kann. Im weiteren Verlauf des Buches erfahren wir dann auch immer Rawiyas Geschichte.

Dabei sind beide Geschichten sehr parallel aufgebaut und es soll der Eindruck entstehen, dass Nour nun die moderne Rawiya ist. Das ist in manchen Teilen auch ganz gut gemacht, in anderen Moment etwas plump. Die Verbindung wird dann auch erst am Ende wieder wirklich klar und so ganz überzeugt hat mich hier die Verknüpfung beider Geschichten nicht. Insgesamt fand ich die historische Geschichte auch etwas spannender, aber vielleicht, weil wir diese immer zuerst erzählt bekommen in jedem Kapitel.

Nour ist ein Kind in diesem Buch, und wir erfahren die Geschichte auch aus der kindlichen Perspektive und nicht rückblickend. Mir gefällt das immer nicht ganz so gut. Kinder haben meist noch nicht so ausgeprägte emotionale, soziale und kognitive Fähigkeiten. Während das hier sehr glaubhaft porträtiert ist, passt es einfach nicht zu meinem Lesegeschmack. Nour ist an vielen Stellen zum Beispiel gar nicht einfühlsam und kann die Trauer ihrer Schwestern z.B. nicht erkennen und nachvollziehen. Das finde ich immer eher anstrengend, aber für euch ist das vielleicht ganz anders.

Nours Geschichte ist dabei natürlich herzzerreißend. Erst verliert sie den Vater, denn ihr gewohntes Leben und schließlich ihr neues Zuhause. Auch ihre Familie wird immer mehr auseinander gerissen, je weiter die Geschichte erzählt wird. Da es in der Geschichte um Fluchterfahrung geht, geschehen natürlich viele schreckliche Dinge, auf die man sich vorher einstellen sollte. Es kommt zu Gewalt, auch sexueller Art, schlimmen Unfällen (vor allem in Verbindung mit Schiffen), zur Ausnutzung und Ausbeutung durch Schleußer und Schlepper. Ihr könnt euch sicher ein Bild davon machen.

Gleichzeitig haben wir Rawiyas Geschichte, die zwar vielmehr ein Abenteuer im klassischen Sinne ist, aber auch geschehen schlimme Dinge und nicht alles ist nur aufregend. Wie gesagt, mir hat dieser Teil der Geschichte aus verschiedenen Gründen besser gefallen - ich liebe auch einfach 1001 Nacht. Manchmal war die Parallelität aber einfach ein bisschen erzwungen. Rawiya ist aber älter und ihre Reisen dauern auch länger, sodass sie mir als Charakter besser gefallen hat.

Ich möchte nun nicht zu viel verraten, denn ihr sollt das Buch ja selbst entdecken können. Eine Sache, die mich allerdings noch gestört hat, ist, dass zumindest in dieser Ausgabe meiner Bibliothek keine Karte enthalten war. Wie geht denn das bei einem Buch, wo gleich zwei Figuren Kartenzeichnerinnen sind? Das habe ich nicht verstanden. Ich musste dann viel googlen, wo die Charaktere sich befinden, da ich in Geografie leider gar nicht bewandert bin.

Das Ende war dann fröhlicher als ich es aus anderen Büchern zu solchen Themen gewöhnt bin. Das war nicht schlecht, sondern einfach anders als erwartet. Damit wird das Buch auch mehr zu einem Jugendbuch, denn es ist am Ende Hoffnung da. Ich glaube, dass vor allem Jugendliche aus diesem Buch lernen können, besonders was es heißt zu fliehen. Das wird teilweise sehr realistisch dargestellt, an manchen Stellen hat Nour dann eben einfach sehr viel Glück. Aber es war ein passendes Ende.

Alles in allem möchte ich das Buch empfehlen, wenn euch das Thema interessiert. Es kommen schon einige schwierige Dinge vor, die man emotional mit den Charakteren verarbeiten muss, aber beim Thema Krieg und Flucht ist das zu erwarten. Nour als Charakter war jetzt nicht mein Favorit, aber sie macht eine große Entwicklung durch und ich glaube andere Leser werden sie sehr mögen. Auch wenn ich die historische Storyline mochte, fand ich es nicht ganz so gut gemeistert, wie sie in die Haupthandlung eingebaut war. Aber für das erste Buch des Autors war es sehr solide!

Habt ihr das Buch schon gelesen oder ähnliche Bücher zu empfehlen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Montag, 14. Februar 2022

Luck of the Titanic


Hallo meine Historienfreunde,

man kann wohl sagen, dass Bücher über die Titanic insofern langweilig sind, als dass man ja weiß, was am Ende passiert. Auf der anderen Seiten kann dies eine ganz besondere Spannung erzeugen, denn während die Charaktere ihr Leben leben und ihre Ziele verfolgen, wissen wir, dass die Uhr tickt. Konnte dieses Buch mich also überzeugen, oder habe ich nur darauf gewartet, dass das Schiff sinkt?

Die Fakten:

  • Autor: Stacey Lee
  • Titel: Luck of the Titanic
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: G. P. Putnam's Sons
  • Seiten: 361
  • Preis: 11,99 Euro
  • Klappentext: "Valora Luck has two things: a ticket for the biggest and most luxurious ocean liner in the world, and a dream of leaving England behind and making a life for herself as a circus performer in New York. Much to her surprise, though, she's turned away at the gangway: apparently, Chinese people aren't allowed into America. But Val has to get on that ship. Her twin brother, Jamie, who has spent two long years at sea, is on board, as is an influential circus owner. Thankfully, there's not much a trained acrobat like Val can't overcome when she puts her mind to it. As a stowaway, Val should keep her head down and stay out of sight. But the clock is ticking and she has just seven days as the ship makes its way across the Atlantic to find Jamie, audition for the circus owner, and convince him to help get them both into America. Then one night, the unthinkable happens, and suddenly Val's dreams of a new life are crushed under the weight of the only thing that matters: survival.

Zur Handlung: Valora ist ein junges chinesisch-britisches Mädchen mit großen Träumen. Nachdem ihr Vater verstorben ist, will sie unbedingt ihren Zwillingsbruder Jamie wiederfinden und mit ihm ein neues Leben beginnen. Er ist die einzige Familie, die sie noch hat. Sie sieht ihre Chance, als ihre Chefin, eine ältere Dame, beschließt Tickets für die Titanic zu kaufen. Valora weiß, dass ihr Bruder auch an Board des Schiffes ist.

Es gibt nur ein Problem: ihre Chefin verstirbt, bevor die Titanic in See sticht. Trotz ihrer Maskerade gelingt es Valora nicht, auf legitimen Weg auf das Schiff zu kommen. Also muss sie den Weg nehmen, den sie seit ihrer Kindheit perfekt beherrscht: den akrobatischen Weg. Ihr gelingt das Unmögliche - sie ist auf dem Schiff und muss nun irgendwie ihren Bruder finden und ihren Traum wahr machen.

Der Anfang des Buches ist recht spektakulär und hat mich direkt auch ein bisschen an den Film Titanic erinnert, denn wir folgen einer Figur auf das Schiff, die da gar nichts verloren hat. Valora jedoch wählt einen etwas aufregenderen Weg. Mithilfe einer unbekannten jungen Frau kann sie sich schließlich sogar in das teure Zimmer ihrer verstorbenen Chefin schleichen - und wird schließlich auf Umwegen zur Stilikone.

Ihr könnt also erahnen, es ist viel los in dem Buch, und ich habe mich von Anfang an gut unterhalten gefühlt. Valora als Hauptfigur ist abenteuerlustig, draufgängerig und manchmal auch ein bisschen unmenschlich. So sind ihre Verkleidungen dann doch ein bisschen zu gut um wahr zu sein. Aber wenn man darüber hinwegschauen kann, dann hat man viel Spaß mit ihr. Sie weiß, was sie will, und sie kämpft dafür mit allem was sie hat. 

Ihr Zwillingsbruder Jamie dagegen ist eher der bodenständige, durchdachte und auch ruhige. Ich mochte, wie die beiden sich ergänzt haben. Im Buch wird das auch mit Yin und Yang verglichen. Besonders gut fand ich, dass zwar darauf verwiesen, dass Yin eher als weiblich und Yang als männlich gesehen wird, dass die beiden aber genau anders herum sind - Jamie ist das Yin und Val das Yang. 

Zusammen mit Jamie lernen wir eine ganze Crew von chinesischen Arbeitern kennen. Diese reicht von kleinen Kindern bis hin zu älteren Männern. Besonders ist dabei Jamies bester Freund, mit dem auch Valora sofort eine Bindung spürt. Hier ergeben sich auch ein paar romantische Gefühle, die ich gut dargestellt fand für die Situation. Aber auch die anderen schließen wir mit Valora ins Herz - was natürlich nicht gut gehen kann, da wir wissen, wie alles enden muss.

Valora freundet sich außerdem mit zwei jungen Frauen aus der ersten Klasse an. Einerseits ist da ein Mädchen, das ein Auge auf Jamie geworfen hat und zur Mitwisserin wird. Andererseits haben wir die Unbekannte, die Valora aufs Schiff hilft und sie dann überredet, als geheimnisvolle Witwe die Kleider zu tragen, die sie designt. Das war vielleicht ein bisschen ein unnötiger Sub-Plot, aber ich mochte die junge Frau sehr. Nicht zuletzt, weil sie lesbisch ist und dies auch mehr oder weniger offen lebt.

Natürlich gibt es dann viel Rumgeschleiche auf dem Schiff, Wechsel von erster zu dritter Klasse und zurück, Verstecken und Verkleiden. Hier muss man dann einfach ein bisschen mitgehen und nicht alles hinterfragen. Dann kann man auch Spaß damit haben. Ein bisschen Länge hatte das Buch in der Mitte für mich dann schon, da es dann einen Teil gibt, wo eher geredet wird und wenig passiert. Aber dafür ging es dann am Ende hoch her.

Was das Buch gut aufgreift, sind die Themen Migration und Familie. Da die Zwillinge einen chinesischen Vater haben, haben sie Ausgrenzung erlebt und tun dies immer noch. Sie wissen, dass sie die USA nicht betreten dürfen, wenn das Schiff landet. Dort gibt es nämlich ein Einreiseverbot für Chinesen. Aber auch ihre Familiengeschichte ist dadurch geprägt. Die Mutter wurde von ihrer Familie quasi verstoßen, als sie ich für einen chinesischen Mann entschieden hat. Diese Wahl hat aber für sie noch viel mehr Einschränkungen bedeutet, denn nicht nur die Ethnie ihres Mannes, auch seine Wesenart haben das Leben der Familie stark beeinflusst.

Das wird vor allem zwischen Jamie und Valora diskutiert, denn während Valora ihren Vater immer bewundert und geliebt hat, hegt Jamie ganz andere Gefühle. Er macht seinen Vater vielmehr für den Tod der Mutter verantwortlich, und auch dafür, dass die Zwillinge schon als Kinder dauernd in Parks für Trinkgeld als Akrobaten auftreten mussten, um die Familie irgendwie über Wasser zu halten. Valora sieht ihren Vater als Visionär, Jamie sieht ihn als Träumer. Das fand ich eine spannende Diskussion.

Darüber hinaus wissen wir natürlich, irgendwann kommt der Moment, wo das Schiff sinkt. Der kommt auch. Ab da wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, denn natürlich wollte ich keinen der liebgewonnenen Charaktere im eisigen Wasser sterben sehen. Wie es dann genau ausgeht, das müsst ihr selbst herausfinden. Ich fand das Ende durchaus mutig von der Autorin, aber es hat dann doch nicht die Gefühle ausgelöst, die ich erwartet hatte. Ob das daran lag, dass dann doch irgendwie alles so chaotisch und schnell und zugleich zäh war am Ende - vermutlich so wie der Untergang wirklich war - oder ob ich einfach dann doch zu viele Lesepausen einschieben musste, weil mein Leben zu stressig war, keine Ahnung. Aber vielleicht geht es euch da auch anders.

Alles in allem empfehle ich das Buch, wenn ihr gern abenteuergeladene Bücher über interessante Charaktere lest. Ihr solltet darüber hinwegsehen können, wie gut sich Valora verkleiden und hin und her switchen kann. Und natürlich solltet ihr für das Ende vorsichtshalber Taschentücher bereitstellen. Aber mir hat das Lesen Freude bereitet und am Ende war es auch einfach super spannend.

Habt ihr denn schon Bücher über die Titanic gelesen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Mittwoch, 9. Februar 2022

Pet


Hallo meine Lesefreunde,

wir kommen nun zu einem offiziellen neuen Lieblingsbuch von mir. Dieses Buch ist vermutlich als Jugendbuch zu klassifizieren, aber es hat mich völlig überzeugt. In seiner Kürze baut es so eine Spannung auf und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Gleichzeitig diskutiert es wichtige Themen auf eine ganz neue Art und Weise. Ich bin verliebt.

Die Fakten:

  • Autor: Akwaeke Emezi
  • Titel: Pet
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Faber & Faber
  • Seiten: 203
  • Preis: 7,99 Euro
  • Klappentext: "There are no monsters any more, or so the children in the city of Lucille have been taught. Jam and her best friend, Redemption, have grown up with this lesson all their lives. But when Jam meets Pet she begins to question what she's been told. Pet has come to hunt the evil lurking in Redemption's house..."

Zur Handlung: Jam lebt in einer Welt ohne Monster, oder anders gesagt ohne Ausbeutung und ohne Unterdrückung. Sie geht zur Schule und hat dort ihren besten Freund Redemption. Jam liebt die Bibliothek und hegt neuerdings ein großes Interesse an Engeln. In alten Büchern betrachtet sie Bilder von diesen und sie kann sie kaum mit denjenigen in Verbindung bringen, die heute ihre Welt strukturieren.

Doch als Jams Mutter ein seltsames Gemälde herstellt und Jam aus Versehen darauf blutet, erweckt Pet zum Leben. Fortan haben Jam und Pet eine gemeinsame Vision: sie müssen ein Monster finden, das sich irgendwie bis jetzt in Lucille versteckt hat. Dabei wird Jam lernen, dass man ein Monster nie am Äußeren erkennen kann, und jeder zum Verdächtigen wird.

Dieses Buch beschäftigt sich mit einer utopischen Welt, in der es viele negative Aspekte unseres Lebens nicht mehr gibt. Das hat vor allem mit der Vertreibung der Monster zu tun, also jeglicher Form von Unterdrückern. In dieser scheinbar perfekten Welt wächst Jam auf. Allerdings wirft das Buch die Frage auf, ob wir je alle Arten von Monster loswerden können.

Jam ist eine tolle Hauptfigur. Sie ist trans und spricht nicht gern (keine Ahnung wie man selectively mute übersetzt). Dabei wird beides allerdings nicht als psychische Störung betrachtet, wie wir das heute tun, sondern als normaler Teil von Jam akzeptiert und ihre Familie und Freunde gehen damit um wie mit allen anderen Merkmalen von Kindern. Es wird nicht zum Problem gemacht. Jam hat mir als Hauptfigur vor allem gefallen, da sie sich sehr unschuldig liest und damit auch eher jung, aber sie dennoch sehr analytisch denken kann, sich sehr für ihre Umwelt interessiert und auch eine sehr nachfühlbare Neugier hat. Außerdem ist sie eine loyale Freundin, was aber auch zu Problemen führen kann. Sie ist nicht perfekt, aber sie ist sehr liebenswert.

Pet dagegen ist eine sehr spannende Figur. Es erwacht aus einem Gemälde und hat sofort eine besondere Bindung zu Jam, denn obwohl Jams Mutter es gemalt hat, war es Jams Blut, dass es zum Leben erweckt hat. Pet hat einen ganz bestimmten Grund, warum es in Lucille ist: es jagt Monster. Und Jam wird ihm dabei helfen. Was Pet genau ist, dafür gibt es Hinweise am Ende, aber es bleibt auch ein bisschen offen. Die Beziehung von Pet und Jam ist wundervoll beschrieben. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, aber es ist sehr realistisch. Gleichzeitig haben die beiden auch sehr viele spannende Diskussionen über Monster und Lucille und auch einige Auseinandersetzungen, z.B. über Grenzziehungen. 

Neben dieser besonderen Beziehung von Pet und Jam steht vor allem das Rästel um Vordergrund: wer ist das Monster? Das macht dieses recht kurze Buch zu einem echten Page Turner, denn ich wollte es unbedingt herausfinden. Das Buch hat mich so in den Bann gezogen, dass ich es trotz Migräne fast in einem Stück gelesen habe. Die Kombination aus philophischeren Gedanken, praktischen Diskussionen und Miträtseln und -fiebern ist hier einfach perfekt.

Im Kern geht es darum, dass wir selbst in einer perfekten Welt immer aufeinander und vor allem auf die Schwächeren aufpassen müssen. Die Monster finden immer ihren Weg zurück. Und gerade wenn wir mit der Idee aufwachsen, es gäbe keine Monster mehr, haben sie ein leichtes Spiel sich zu verbergen. Ich fand diese Message total gut verpackt.

Das Ende hat mir richtig gut gefallen. Es hat einfach alles perfekt abgerundet. Auch der "Prozess" für das Monster und wer dann als Monster gilt, war richtig gut. Ich wiederhole mich vielleicht, aber das Buch war eben einfach genial. Und das beste ist: diesen Monat ist ein Prequel dazu erschienen und wird sich Jams Mutter widmen! Ich kann es kaum erwarten.

Alles in allem kann ich euch also nur anschreien, dass ihr dieses Buch unbedingt lesen müsst. Es beschäftigt sich im Kern zwar mit einem schweren Thema, aber die Art, wie es damit umgeht, hat mich völlig überzeugt. Das Buch ist so respektvoll gegenüber dem Opfer und bietet so viele wichtige Gedankenanreize dazu, wie eine bessere Welt aussehen kann und muss. Ich bin einfach verliebt. Hab ich auch schon gesagt - naja, ihr habt jetzt eine Idee, wie ich empfinde.

Habt ihr das Buch schon gelesen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Sonntag, 6. Februar 2022

There There


Hallo meine Lesefreunde,

heute kommen wir zum ersten 5-Sterne-Buch des Jahres für mich. Es war nicht wirklich überraschend, denn das Buch hatte ich schon sehr lange auf dem Schirm. Ich hatte es auch schon mehrfach aus der Bibliothek ausgeliehen, aber dann immer nicht dazu gekommen. Nochmal wollte ich es nun wirklich nicht ungelesen zurückbringen.

Die Fakten:

  • Autor: Tommy Orange
  • Titel: There There (dts. Dort Dort)
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: Vintage
  • Seiten: 290
  • Preis: 8,19 Euro
  • Klappentext: "Jacquie Red Feather is newly sober and hoping to reconnect with her estranged family. That's why she is there. Dene is there because he has been collecting stories to honour his uncle's death, while Edwin is looking for his true father and Opal cam to watch her boy Orvil dance. All of them are connected by bonds they may not yet understand. All of them are there for the celebration that is the Big Oakland Powwow. But Tony Loneman is also there. And Tony has come to the Powwow with darker intentions."

Zur Handlung: Das Big Oakland Powwow steht an und wird viele Menschen von fern und nah an einem Ort versammeln. Menschen, die gerade ihren Vater oder ihre Tochter wiedergefunden haben, Menschen, die nach vielen Jahren erst beginnen zu heilen, Menschen, die lernen wollen Verantwortung für sich und ihre Community zu übernehmen, und Menschen, die eine Schuld zu begleichen haben.

So vielseitig wie das Leben selbst sind die Gründe für unsere Charaktere, zu diesem Event zu kommen. Und wir werden lernen, welchen Lebensweg sie verfolgen, welche Träume, Wünsche und Ziele sie dafür zurückgelassen haben und welchen Preis sie letztlich bezahlen werden. Dabei geht es in diesem Buch vor allem um Fragen nach Familie, nach Zusammenhalt und nach Gemeinschaft.

Ich wusste nicht so richtig, was mich in diesem Buch erwartet. Es startet mit einer Liste der wichtigsten Charaktere, wobei sie kurz beschrieben werden. Allein da wird schon deutlich, wie vielseitig die einzelnen Geschichten sein werden. Dabei sind sie aber miteinander teilweise eng verwoben, und am Ende werden alle zusammenkommen und ein Stück des Weges zusammen gehen.

Alle betrachteten Charaktere sind zumindest zu einem Teil Native American, wobei der Autor selbst auch auf Indians als Begriff zurückgreift. Ich bin leider selber immer noch sehr wenig gebildet, wenn es um die gewählten Bezeichnungen unterschiedlicher indigener Gruppen geht und werde es deswegen dabei belassen, die englischen Begriffe zu sagen, die der Autor wählt. Dabei steht auch die Frage im Raum, was einen eigentlich zu einem Indian macht, vor allem auch für die jüngeren Charaktere, denen wir folgen.

Diese Community ist in den USA von sehr viel Ausschließung betroffen und viele Familiengeschichten sind dadurch löchrig und gebrochen. Das spiegelt sich auch bei den Charakteren wieder, die teilweise ihre Eltern nicht kennen oder Kinder zur Adoption freigegeben und nie wieder gesehen haben. Trotzdem spielt Familie in der einen oder anderen Weise für alle Charaktere eine ganz zentrale Rolle in diesem Buch, und es ist damit eins der stärksten Themen, die diskutiert werden.

Während wir einigen Charakteren nur für wenige Tage vor dem Powwow folgen, erfahren wir von anderen Charakteren viele Jahre ihre Lebens. Ich fand die Erzählweise dabei immer sehr gut ausbalanciert, sodass wir immer das lernen, was wir über die Charaktere wirklich wissen müssen. Dabei hat mir aber eben auch die Liste am Anfang geholfen, weil ich manchmal bei so vielen Charakteren schnell den Überblick verliere.

Das Ende ist dann auf eine Art unerwartet, auf eine andere nicht. Es war für mich auf jeden Fall emotional sehr aufwühlend und ich habe auch einige Seiten vor Tränen kaum lesen können. Gerade die Themen von Familie und Zusammenhalt, die kleinen Erfolge, die einige Charaktere gerade auf ihrem Weg zu ihren Familien und zu ihrer eigenen Identität gerade gemacht hatten, machen das Ende noch viel tragischer, als es ohnehin schon ist. Und der Autor entlässt uns schließlich auch nicht mit einer klaren Antwort, sondern nur mit Hoffnung. 

Alles in allem fand ich das Buch grandios. Es ist wundervoll geschrieben und aufgebaut. Obwohl wir einer Vielzahl von Charakteren folgen, ist alles doch sehr gut ausgewogen und ich konnte den Überblick gut behalten. Je näher das Powwow rückt, desto mehr fühlt man, dass etwas Schlimmes geschehen wird. Die Themen von Familie, Gemeindschaft, Zusammenhalt und Identität fand ich sehr stark. Ich würde das Buch wirklich allen empfehlen, die mehr über das Leben von Native Americans heute erfahren wollen.

Habt ihr dieses vielgelobte Buch schon gelesen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Mittwoch, 2. Februar 2022

The Gravity of Us


Hallo meine Lieblingsleser,

ich hatte ja noch einige Bücher aus dem Vorjahr, die ich euch unbedingt vorstellen wollte, aber heute kommen wir nun zu dem ersten Buch, das ich komplett in 2022 gelesen habe. Sozusagen meine Eröffnung des Lesejahrs. Es gibt ja Personen, die machen sich da sehr viele Gedanken drum, bei mir war es aber aus der Not heraus, weil das Buch dringend zurück in die Bibliothek musste.

Die Fakten:

  • Autor: Phil Stamper
  • Titel: The Gravity Of Us
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Bloomsbury YA
  • Seiten: 307
  • Preis: 8,99 Euro
  • Klappentext: "When Cal's Dad is selected for NASA's mission to Mars, Cal feels like his future is falling apart. How can he become a serious journalist when his own family is part of the hottest story around? And how long can his parents pretend to be picture perfect when all they do is fight? Only Leon understands. He's an Astrokid too. Before Cal knows it, falling apart becomes falling head over heels... But as mission frenzy mounts, Cal suspects there are secrets being kept from the families - and the world - that could change everything. Can he expose the truth without hurting the people he loves?"

Zur Handlung: Cal ist ein News-Streamer auf einer fiktiven Plattform und berichtet dort täglich davon, was in der Welt und vor allem in New York City los ist. Aber er hat noch größere Träume, und ein prestige-trächtiges Sommerpraktikum kann ihn dabei noch weiter bringen. Doch als Cals Vater plötzlich die Chance auf seine Traumkarriere als Astronaut hat, wird Cals Leben auf den Kopf gestellt.

Das Praktikum klappt nicht mehr, er muss sein geliebtes New York verlassen und in die Hitze von Houston, Texas ziehen. Und von seinem Vater bekommt Cal nicht mal ein Dankeschön. Doch Cal versucht das Beste daraus zu machen und berichtet seinen Followern eiskalt davon, was sich im Leben seiner Familie getan hat. Doch nun hat er nicht nur den Zorn des Networks auf sich gezogen, das eine große Reality TV Show um die Astronautenfamilien produziert, sondern auch seine Familie entgültig ins Chaos gestürzt.

Dieses Buch ist allem voran eine romantische Geschichte für Teenager, in der sich zwei Jungen (ziemlich schnell) ineinander verlieben. Cal ist dabei glaube ich bi- oder pansexuell, denn in seiner Vergangenheit war er auch mit einem Mädchen zusammen. Die Romanze ist dabei schon niedlich und hält schöne Momente bereit. Allerdings hat mich das Drumherum an diesem Buch noch mehr interessiert.

Die Idee dieser Astronautenfamilien und der Reality TV Show hat mich manchmal fast schon an Hunger Games erinnert, denn eigentlich sind das hochspezialisierte, top ausgebildete Leute, die einen riesigen Schritt für die Menschheit planen - eine Station auf dem Mars aufbauen. Doch damit die Finanzierung für die NASA gesichert ist, braucht es medienwirksame Aufmerksamkeit für das Projekt - und da kommt die TV Show dazu. Allerdings wird hier eben alles auch auf Drama und Intrigen gedreht, die eigentlich gar nicht da sind. Alles ist sehr Fake.

Cal möchte dagegen vorgehen und tut dies vor allem, indem er die Wissenschaftler und Austronauten wieder als Menschen mit unglaublichen Fähigkeiten und Wissensbeständen in seinen Streams zeigt. Das sagt natürlich auch viel über Medien heute aus. Ich schaue schon viele Jahre kein Fernsehen mehr, da ich diese Reality-Sachen einfach nicht ertragen kann. Aber dennoch halten sich so viele schwachsinnige Formate, angeblich wegen der Einschaltquoten. Ist das wirklich so? Zumindest Cals Streams deuten darauf hin, dass viele Menschen sich auch über echte Informationen und gut gemachtes Bildungsfernsehen freuen. 

Dabei geht es natürlich auch um das Thema Familie. Besonders ist mir dabei im Kopf geblieben, wie Cals Vater von seiner Frau und seinem Sohn erwartet, dass diese einfach alles für seinen Traum aufgeben. Es geht auch darum, wie viel sich Cals Eltern streiten, gerade weil der Vater das so erwartet. Hier hätte ich mir am Ende noch ein bisschen mehr Einsicht gewünscht, denn der Vater war wirklich nicht meine Lieblingsfigur. Auch bei Leon geht es um seine Familie. Da ist es die Mutter, die Austronautin ist - und was das mit der Familie machen wird.

Was im Buch nicht sehr gut gemacht war, war Cals Beziehung zu seiner besten Freundin. Kaum aus den Augen, aus dem Sinn sozusagen. Cal verhält sich ihr gegenüber sehr egoistisch und als schlechter Freund. So richtig wird auch das nicht adressiert, auch wenn er ein bisschen Einsicht hat zwischendurch. Aber ich fand, sie bleibt zu sehr auf der Strecke - auch im Buch generell. Hier hätte man so eine Figur dann auch einfach nicht gebraucht.

Alles in allem ist dieses Buch eine niedliche Romanze zwischen zwei Jungen mit einem ziemlich gut durchdachten und spannenden Hintergrund mit Astronauten und NASA. Ich hoffe, dass durch diesen Hintergrund vielleicht auch Teenager das Buch lesen, die sonst vielleicht nichts über (gleichgeschlechtliche) Liebe lesen würden. Mir hat es viel Spaß gemacht, auch wenn ich den Vater von Cal sehr nervig fand. An einigen Ecken habe ich mir noch ein bisschen mehr von den Charakteren gewünscht. Aber gerade auch der Blick auf Medien und vor allem das Fernsehen heute fand ich spannend. Ich kann es allen empfehlen, die darauf Lust haben.

Welche Bücher, die sich mit Medien beschäftigen, könnt ihr empfehlen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




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