Diesen Blog durchsuchen

Sonntag, 6. Februar 2022

There There


Hallo meine Lesefreunde,

heute kommen wir zum ersten 5-Sterne-Buch des Jahres für mich. Es war nicht wirklich überraschend, denn das Buch hatte ich schon sehr lange auf dem Schirm. Ich hatte es auch schon mehrfach aus der Bibliothek ausgeliehen, aber dann immer nicht dazu gekommen. Nochmal wollte ich es nun wirklich nicht ungelesen zurückbringen.

Die Fakten:

  • Autor: Tommy Orange
  • Titel: There There (dts. Dort Dort)
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: Vintage
  • Seiten: 290
  • Preis: 8,19 Euro
  • Klappentext: "Jacquie Red Feather is newly sober and hoping to reconnect with her estranged family. That's why she is there. Dene is there because he has been collecting stories to honour his uncle's death, while Edwin is looking for his true father and Opal cam to watch her boy Orvil dance. All of them are connected by bonds they may not yet understand. All of them are there for the celebration that is the Big Oakland Powwow. But Tony Loneman is also there. And Tony has come to the Powwow with darker intentions."

Zur Handlung: Das Big Oakland Powwow steht an und wird viele Menschen von fern und nah an einem Ort versammeln. Menschen, die gerade ihren Vater oder ihre Tochter wiedergefunden haben, Menschen, die nach vielen Jahren erst beginnen zu heilen, Menschen, die lernen wollen Verantwortung für sich und ihre Community zu übernehmen, und Menschen, die eine Schuld zu begleichen haben.

So vielseitig wie das Leben selbst sind die Gründe für unsere Charaktere, zu diesem Event zu kommen. Und wir werden lernen, welchen Lebensweg sie verfolgen, welche Träume, Wünsche und Ziele sie dafür zurückgelassen haben und welchen Preis sie letztlich bezahlen werden. Dabei geht es in diesem Buch vor allem um Fragen nach Familie, nach Zusammenhalt und nach Gemeinschaft.

Ich wusste nicht so richtig, was mich in diesem Buch erwartet. Es startet mit einer Liste der wichtigsten Charaktere, wobei sie kurz beschrieben werden. Allein da wird schon deutlich, wie vielseitig die einzelnen Geschichten sein werden. Dabei sind sie aber miteinander teilweise eng verwoben, und am Ende werden alle zusammenkommen und ein Stück des Weges zusammen gehen.

Alle betrachteten Charaktere sind zumindest zu einem Teil Native American, wobei der Autor selbst auch auf Indians als Begriff zurückgreift. Ich bin leider selber immer noch sehr wenig gebildet, wenn es um die gewählten Bezeichnungen unterschiedlicher indigener Gruppen geht und werde es deswegen dabei belassen, die englischen Begriffe zu sagen, die der Autor wählt. Dabei steht auch die Frage im Raum, was einen eigentlich zu einem Indian macht, vor allem auch für die jüngeren Charaktere, denen wir folgen.

Diese Community ist in den USA von sehr viel Ausschließung betroffen und viele Familiengeschichten sind dadurch löchrig und gebrochen. Das spiegelt sich auch bei den Charakteren wieder, die teilweise ihre Eltern nicht kennen oder Kinder zur Adoption freigegeben und nie wieder gesehen haben. Trotzdem spielt Familie in der einen oder anderen Weise für alle Charaktere eine ganz zentrale Rolle in diesem Buch, und es ist damit eins der stärksten Themen, die diskutiert werden.

Während wir einigen Charakteren nur für wenige Tage vor dem Powwow folgen, erfahren wir von anderen Charakteren viele Jahre ihre Lebens. Ich fand die Erzählweise dabei immer sehr gut ausbalanciert, sodass wir immer das lernen, was wir über die Charaktere wirklich wissen müssen. Dabei hat mir aber eben auch die Liste am Anfang geholfen, weil ich manchmal bei so vielen Charakteren schnell den Überblick verliere.

Das Ende ist dann auf eine Art unerwartet, auf eine andere nicht. Es war für mich auf jeden Fall emotional sehr aufwühlend und ich habe auch einige Seiten vor Tränen kaum lesen können. Gerade die Themen von Familie und Zusammenhalt, die kleinen Erfolge, die einige Charaktere gerade auf ihrem Weg zu ihren Familien und zu ihrer eigenen Identität gerade gemacht hatten, machen das Ende noch viel tragischer, als es ohnehin schon ist. Und der Autor entlässt uns schließlich auch nicht mit einer klaren Antwort, sondern nur mit Hoffnung. 

Alles in allem fand ich das Buch grandios. Es ist wundervoll geschrieben und aufgebaut. Obwohl wir einer Vielzahl von Charakteren folgen, ist alles doch sehr gut ausgewogen und ich konnte den Überblick gut behalten. Je näher das Powwow rückt, desto mehr fühlt man, dass etwas Schlimmes geschehen wird. Die Themen von Familie, Gemeindschaft, Zusammenhalt und Identität fand ich sehr stark. Ich würde das Buch wirklich allen empfehlen, die mehr über das Leben von Native Americans heute erfahren wollen.

Habt ihr dieses vielgelobte Buch schon gelesen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen