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Mittwoch, 30. März 2022

Assassin's Apprentice


Hallo meine Fantasyfreunde,

ich hatte mir für dieses Jahr fünf Autoren vorgenommen, die ich endlich ausprobieren wollte. Von meinem Juliet Marillier-Versuch habe ich euch bereits berichtet. Als zweite war nun Robin Hobb an der Reihe. So viele Leute schwärmen von ihrer großen magischen Welt, die mit diesem ersten Buch beginnt. Dabei ist die große Reihe in einzelne Trilogien und ein Quartett aufgeteilt, was es ein wenig handlicher macht. 

Die Fakten:

  • Autor: Robin Hobb
  • Sprecher: Paul Boehmer
  • Titel: Assassin's Apprentice (dts. Der Adept des Assassinen/Der Weitseher/Die Gabe der Könige)
  • Reihe: Farseer Trilogy 1, Realm of the Elderlings 1
  • Erschienen: 2012 (erstmal 1995)
  • Verlag: HarperCollins
  • Dauer: 17 Std. 18min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro im Abo
  • Klappentext:

    "In a faraway land where members of the royal family are named for the virtues they embody, one young boy will become a walking enigma. Born on the wrong side of the sheets, Fitz, son of Chilvary Farseer, is a royal bastard, cast out into the world, friendless and lonely. Only his magical link with animals - the old art known as the Wit - gives him solace and companionship. But the Wit, if used too often, is a perilous magic, and one abhorred by the nobility. So when Fitz is finally adopted into the royal household, he must give up his old ways and embrace a new life of weaponry, scribbing, courtly manners, and how to kill a man secretly, as he trains to become a royal assassin."

Zur Handlung: Fitz ist noch ein kleines Kind, etwa 6 Jahre alt, als er von seinem Großvater zur Burg der Könige gebracht und dort abgegeben wird. An seine Mutter hat er keine Erinnerung. Seinen Vater lernt er nie kennen. Fitz ist ein seltsames Kind, denn er wird als Bastard des Thronfolgers am Hofe aufgenommen, lebt aber zunächst bei dem Stallmester und kümmert sich mit um die Pferde und Hunde, zu denen er eine ganz besondere Bindung hat.

Doch Fitz kann nicht ewig Kind bleiben, großteils unbeachtet von den Erwachsenen am Hofe des Königs. Eines Tages beginnt sein Training, und es dauert nicht lange, da beginnt sein wahres Training: er wird als neuer Auftragsmörder des Königs ausgebildet. Diese Ausbildung wird immer schwieriger, je stärker sich das Land in Aufruhr befindet. Denn neue Feinde sind an den Küsten aufgetaucht, die ein neues Unheil über alle bringen, und neue Allianzen müssen geschmiedet werden, um diesen Feind zu besiegen.

Ich war immer ein wenig ängstlich, dass ich dieses Buch nicht so mögen würde wie andere. Vor allem hatte ich Respekt davor, dass wir hier ganz klassisch einem Ausgewählten folgen, der hier auch noch ein Kind ist. Außerdem ist diese Welt zumindest im ersten Band klar durch Männer regiert und wir bekommen wenige Frauen zu Gesicht. Trotzdem konnte mich das Buch am Ende von sich überzeugen.

Das liegt zunächst am Schreibstil. Ich finde, dass man Robin Hobb sehr gut folgen kann. Sie hat einen klaren Stil, der gute, aber nicht zu üppige Beschreibungen liefert. Vor allem aber kann sie Charaktere schreiben. Die wichtigsten Figuren sind hier zwar alle Männer, aber sie fühlen sich alle echt an und haben charakterliche Tiefe. Auch sind die Beziehungen zwischen diesen Charakteren so fein gesponnen. Das hat einfach Spaß gemacht.

Fitz als Hauptcharakter hat für mich auch erschreckend gut funktioniert. Wir folgen zwar seiner Kindheit und Jugend, aber er erzählt uns das als alter Mann und damit auch mit seinen Reflektionen von später. Damit kann er manchmal auch Dinge vorausnehmen oder interessante Informationen einstreuen, die er in dem Alter noch nicht hatte, uns aber die Welt besser verstehen hilft. Fitz mochte ich vor allem, weil er sehr ruhig und fast schüchtern ist, dabei aber ein guter Beobachter und mit viel sozialem Intellekt. Er durchschaut zwar nicht immer alles, was geschieht, aber er hat tolles Gespür für Menschen (und Tiere). Man wünscht ihm wirklich nur Gutes.

Auch die beiden Mentoren in Fitz' Leben mochte ich. Einerseits haben wir den Stallmeister, der in manchen Abschnitten für Fitz fast ein Vater wird, aber dann doch immer wieder auch Probleme zwischen den beiden bestehen. Andererseits haben wir den aktuellen Auftragsmörder des Königs, bei dem Fitz in die Lehre geht. Ihn mochte ich besonders gern, und er hat einige ganz besondere Augenblicke mit Fitz. Beide Mentoren sind sehr verschieden und gerade deswegen beide so wichtig für Fitz. 

Schließlich haben wir noch die königliche Familie, zu der Fitz ganz unterschiedliche Beziehungen hat. Wir haben den König, dem Fitz dient. Dann haben wir den zweiten Prinzen, Fitz' Onkel, zu dem Fitz eine ganz besondere Beziehung aufbaut: dieser sieht in Fitz nämlich immer seinen großen Bruder. Die beiden brauchen nicht viele Worte, aber sie verstehen einander. Dann der dritte Prinz, der von einer anderen Mutter stammt und daher seine eigenen Ansprüche und Anliegen hat. Der hat für Fitz nicht viel übrig, denn er ist der einzige Nachwuchs seiner älteren Brüder. Und dann ist da die Frau von Fitz' Vater, eine der wenigen weiblichen Charaktere, die ein bisschen eine Rolle spielt. Das könnt ihr dann selbst lesen.

Der Geschichte in diesem Buch wird oft vorgeworfen, dass sie sehr meandert. Und das ist auch richtig. Es gibt so ein paar Events in der Mitte des Buches, die dann irgendwie gleich wieder in den Hintergrund treten, obwohl man das Gefühl hat, das muss doch super wichtig sein. Und dann geht die Geschichte in eine ganz andere Richtung weiter. Mich hat das aber gar nicht gestört, weil ich von den Charakteren so angetan war, dass mich das Was gar nicht so interessiert hat.

Das merkt man am Ende dann besonders. Plötzlich biegt die Geschichte in eine unerwartete Richtung ab und man wird in etwas hineingesogen, das man für den Großteil des Buches nicht kommen sieht. Dieses Ende ist dann aber so voller Intrigen, unmöglicher Entscheidungen und unvorhergesehener Offenbarungen, dass man völlig zufrieden aus dem Buch hervorgeht. Es geht dann nochmal um so viel, alles steht quasi auf dem Spiel. Erst wenn man dann nochmal genauer überlegt, sieht man, wie viele lose Enden das Buch hinterlässt, die dann im zweiten Teil sicherlich wichtig werden.

Eine Figur, die ich bisher noch gar nicht erwähnt habe, ist der Hofnarr. Ich möchte hier nicht zu viel sagen, weil ich glaube, dieser Charakter wird noch viel wichtiger werden für die Reihe. Aber ich liebe diesen Charakter und seine Beziehung zu Fitz, wie sie bisher ist. Ich kann es kaum erwarten mehr davon zu sehen.

Alles in allem muss ich euch dieses Buch empfehlen. Auch wenn es aus heutiger Perspektive nicht mehr perfekt ist (dafür bräuchte ich schon ein paar wichtige Frauen im Cast), ist es ein grandioses Fantasy-Buch. Ich habe lange nicht mehr so mitgefiebert wie am Ende dieses Hörbuchs. Es hat mich wirklich völlig überzeugt und ich freue mich dann bald auf den zweiten Band, wenn meine Lesepläne es zulassen.

Habt ihr die Reihe schon begonnen? Oder ist euch das zu angestaubt?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Freitag, 25. März 2022

Open Water


Hallo meine Lieblingsleser,

die Zeit verfliegt und ich komme mit Lesen gar nicht hinterher, weil ich gerade am Ende meiner Doktorarbeit schreibe. Daher dachte ich, ich mache es mir leicht und lese mal etwas Kurzes. Dieses Buch hatte ich in der Bibliothek entdeckt, und ich hatte Gutes darüber gehört. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Die Fakten:

  • Autor: Caleb Azumah Nelson
  • Titel: Open Water (dts. Freischwimmen)
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Black Cat
  • Seiten: 164
  • Preis: 8,59 Euro
  • Klappentext: "In a crowded London pub, two young people meet. Both are Black British, both won scholarships to private schools where they struggled to belong, both are now artists - he a photographer, she a dancer - and both are trying to make their mark in a world that by turns celebrates and jects them. Tentatively, tenderly, they fall in love. But two people who seem destined to be together can still be torn apart by fear and violence, and over the course of a year they find their relationship tested by forces beyond their control."

Zur Handlung: Boy meets girl in eine Pub auf einer Party. Die beiden scheinen füreinander geschaffen zu sein, auch wenn sie eigentlich gerade in einer Partnerschaft ist. Er kann sie allerdings nicht vergessen und nach einiger Zeit treffen sie sich wieder und es bildet sich eine zaghafte Freundschaft, die dann irgendwann mehr wird. Doch das Leben hat andere Pläne.

Sie studiert in Dublin und er lebt in London. Einen traumhaften Sommer verbringen sie zusammen, doch die Distanz zwischen ihnen wächst, vor allem, wenn er mit dem Traumata und Ängsten seiner Existenz als Schwarzer junger Mann in Großbritannien konfrontiert wird und diese Gefühle nicht mir ihr teilen kann oder will.

In diesem Buch geht es ganz und gar nicht um das Was. Klar, wir bekommen hier irgendwie eine Liebesgeschichte ohne Garantie für ein Happy End. Aber ich glaube, wer hier für die Romanze kommt, wird vielleicht enttäuscht. Dieses Buch ist poetisch und wunderschön und rein und bitter und süß. Aber es ist nicht wirklich hier, um eine Geschichte zu erzählen. Stattdessen legt es eine Gefühlswelt offen, die so tief geht, dass man direkt hinein versinkt.

Das Buch ist in der zweiten Person geschrieben, was ich persönlich liebe. Es zieht einen so in die Geschichte hinein, denn es hat etwas Suggestives. Es suggeriert, dass dir diese Dinge passieren, dass du dich verliebst, dass du leidest, dass du glücklich bist, dass du Angst hast. Auf dieser Ebene funktioniert das Buch für mich einfach. Dagegen ist von der Frau aus dem Pub immer von ihr die Rede. Und dann haben wir noch ein kollektives Sie, das am Ende des Buches immer mehr Raum gewinnt.

Wie gesagt, das Buch ist sehr poetisch. Während es am Anfang schon noch ein bisschen Plot dazu gibt, wie die beiden sich treffen, so ist die zweite Hälfte des Buches fast nur noch Gefühl. Und das sind keine positiven Gefühle. Allerdings habe ich bei so einem Schreibstil gerade im Englischen manchmal das Problem, dass ich nicht alles verstehe, was passiert, weil es so unklar formuliert wird. Mir macht das nichts aus, nicht jeden Satz zu verstehen, aber einige von euch mögen das vielleicht nicht.

Um welches Gefühl geht es denn jetzt neben dieser Liebe? Um das Gefühl ein Schwarzer junger Mann in London zu sein. Es geht darum, Angst zu haben, wenn die Blaulicht siehst. Es geht um Gewalt und um den Zufall und die Unberechenbarkeit von allem. Es werden einige Szenen von Rassismus sehr direkt beschrieben. Andere Momente versammeln das geballte Gefühl dieser Erfahrung, sodass man kaum mehr atmen kann. Sie zeigen, wie die rassistische Umgebung diese jungen Männer fast erdrückt. Ich fand diesen Aspekt des Buches perfekt. Es steckt so viel drin in diesem Buch, es macht so viel mit dem Leser. Wirklich grandios.

Nur leider hätte ich die Liebesgeschichte nicht dazu gebraucht. Man merkt deutlich, dass der Autor aus meiner Generation stammt, so wie er die Beziehung beschreibt. Ich habe da durchaus auch Anknüpfungspunkte gefunden, aber ich lese ja generell eher ungern über romantische Beziehungen. Letztlich ist für mich aber vor allem entscheidend, wie blass die Frau in diesem Buch bleibt. Wir bekommen so wenig von ihr zu sehen, dass ich wünschte, sie wäre gar nicht dagewesen. Denn so fühle ich einfach diese Leere, wo ihre Persönlichkeit sein sollte. Das fand ich schade. Auch am Ende wird das irgendwie eher so fallen gelassen. Die Bedeutung der Romanze ist mir nicht ganz klar geworden.

Das Cover finde ich übrigens wundervoll, es ist so schön und passt perfekt zum Buch. Allerdings hat meine Ausgabe so ungleich geschnittete Seiten und das hasse ich beim Lesen, weil ich einfach nicht ordentlich blättern kann.

Alles in allem kann ich das Buch aber nur empfehlen. Ich weiß nicht, wie gut die Übersetzung ist, aber es ist auf jeden Fall eine erschienen, wenn ihr das lieber mögt. Es gibt also keine Ausrede, diesem Buch nicht eine Chance zu geben. Es lässt sich sehr schnell lesen, weil man so hineinfallen kann in den wundervollen Schreibstil, und ich habe wirklich noch einmal viel gelernt bei dieser Lektüre. Vieles, was mit Unterdrückung zu hat, werde ich nie verstehen können, doch solch tief gefühlte Bücher wie dieses vermitteln zumindest einen Eindruck.

Ich hoffe, ihr gebt dem Buch eine Chance.

Bis bald,

Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 20. März 2022

Pachinko


Hallo meine Historienleser,

bald erwartet uns eine neue Buchverfilmung in Serienform, die richtig gut aussieht. Allerdings habe ich mir dieses Buch ganz unabhängig davon zu Weihnachten gewünscht - ich bin nicht immer gut informiert über solche Serien. Aber es passt damit ja gleich gut, und ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. Außerdem habe ich es zusammen mit einer Freundin gelesen, was eine ganz tolle Erfahrung war, denn über dieses Buch kann man sehr gut sprechen und diskutieren.

Die Fakten: 

  • Autor: Min Jin Lee
  • Titel: Pachinko (dts Ein einfaches Leben)
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Head of Zeus Ltd
  • Seiten: 531
  • Preis: 14,39 Euro
  • Klappentext: "Teenaged Sunja, the adored daughter of a crippled fisherman, falls for a wealthy yakuza. He promises her the world, but when she discovers she is pregnant - and that her lover is married - she refuses to be bought. Facing ruin, she accepts an offer of marriage from a gentle minister passing through on his way to Japan. Following a man she barely knows to a hostile country where she has no friends Sunja will be forced to make some difficult choices. Her decisions will echo through the decades."

Zur Handlung: Dieses Buch umfasst insgesamt fünf Generationen einer Familie aus Korea, die in der dritten Generation in Form von Sunja nach Japan auswandert. Sunjas Großeltern haben eine Art Herberge auf einer Insel in der Nähe von Busan. Sunjas Vater hat eine Behinderung und daher sind seine Eltern überrascht, als eine Heiratsvermittlerin auf sie zukommt und ihm eine Frau anbiete. Sunja wächst dann sehr geliebt von ihrem Vater auf, doch er verstirbt früh.

Das Glück von Sunja und ihrer Mutter, die eine sehr gute Köchin ist, ist, dass sie die Herberge weiterhin betreiben können. Während Sunjas Mutter sich um die Gäste kümmert, ist es Sunjas Aufgabe, auf dem Markt die nötigen Lebensmittel zu kaufen. Auf diesem Markt begegnet sie eines Tages Hansu, der sich sehr viel Mühe gibt mit ihr bekannt gemacht zu werden. Aufgrund seines Auftretens und seiner Selbstsicherheit verfällt Sunja ihm schließlich, was ihr Leben und das ihrer Kinder und Enkel für immer verändern wird...

Es gibt so viel Großartiges über dieses Buch zu sagen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Historisch beginnt das Buch um 1910 und endet 1989, es umfasst also fast ein ganzes Jahrhundert. Dieses Jahrhundert war für Korea vor allem durch die Besetzung durch Japan und nach dem zweiten Weltkrieg durch den Kalten Krieg geprägt. Anders als Deutschland stand es nicht auf der Angreiferseite des zweiten Weltkrieg, wurde aber trotzdem durch die Siegermächte in Nord und Süd geteilt - und anders als Deutschland gibt es bis heute keine Wiedervereinigung der Länder. Ich denke, dass es in Deutschland viele Leute gibt, die die Geschichte von Korea wenig bis gar nicht kennen, denn in der Schule hatte ich dazu zumindest nichts gelernt. Dieses Buch gibt uns zumindest einen kleinen Einblick in diese sehr tragische Geschichte, wenn auch von der fernen Küste Japans.

Japan und Korea vereint dabei ein sehr schwieriges Verhältnis. Nachdem Japan Korea 1910 als Kolonie erklärt hat, werden hohe Steuern erhoben, die es für Koreaner im eigenen Land immer schwieriger machen zu überleben. Selbst der koreanische Adel muss nach und nach sein Land verkaufen, um die Steuern zu zahlen. Daher verlassen viele Koreaner ihre Heimat, um in japanischen Slums zu leben, besseres Geld zu verdienen und eventuell etwas an die Familie zurückzuschicken zu können. Mit Sunja machen wir genau diese Reise: weg von ihrer Heimat, der kleinen koreanischen Insel, nach Osaka, wo sie sieht, in welchen Umständen Koreaner leben müssen. Für mich waren das unglaublich einprägsame Szenen, die zeigen, was passiert, wenn wir andere Menschen als nicht "ganz menschlich" wahrnehmen und ihnen kein gleichgestelltes Leben erlauben. 

Neben diesen historischen Ereignissen, die natürlich auch den zweiten Weltkrieg, die Atombomben und schließlich den kalten Krieg und die neue Nähe zu den USA umspannen, verfolgen wir aber vor allem Sunjas Leben. Sunja als Hauptfigur habe ich geliebt. Geboren als Tochter, die aufrichtig von ihrem Vater geliebt wird, der lange Zeit dachte, dass er nie eine Frau und ein Kind haben kann, entwickelt sie ein gutes Gespür für sich selbst und die Weise, wie sie geliebt werden will. In Korea ist es nicht üblich, dass Eltern ihren Kindern ihre bedingungslose Liebe so zeigen, aber sie macht Sunja sehr einzigartig.

Sunja ist dabei sehr fleißig und respektvoll. Sie hilft ihrer Mutter und ist auch durch eine gewisse Tugendhaftigkeit ausgezeichnet. Doch als Hansu ihr Avancen macht, kann sie irgendwann diesem aufregenden, offensichtlich wohlhabenden und attraktiven Mann nicht mehr widerstehen. Dabei sehen wir von außen schon, dass Hansu kein wirklich guter Mensch ist, aber dennoch können wir Sunja ihre Gefühle nicht verübeln. Als Sunja erfährt, dass Hansu bereits eine japanische Ehefrau und mehrere Töchter hat, gewinnt ihr Selbstwertgefühl aber wieder die Oberhand, und sie ist bereit, die Konsequenzen ihres Handelns zu tragen, aber nicht bereit ihre eigene Tugendhaftigkeit völlig aufzugeben.

Sie ist im Folgenden ein Charakter, der bereit ist, für Liebe und die Geliebten viel aufzugeben, sie will ihren Kindern ein gutes Leben ermöglichen und diese beschützen und lieben, so gut sie kann. Sie ist auch bereit zu Leiden, wenn es denn einem Zweck dient, aber sie weiß auch, wann sie ihre Stärke auspacken und ordentlich auf den Tisch hauen muss. In dieser Komplexität war ich einfach völlig verliebt in sie - ein wahnsinnig lebensechter Charakter.

Neben Sunja sind viele andere Charaktere relevant, zu denen sie sehr komplexe Beziehungen hat. Da ist ihre Mutter, die zunächst in Korea verbleibt und die Herberge weiterführt. Wir haben Hansu, der auf Sunjas Wunsch aus ihrem Leben zu verschwinden scheint. Wir haben Isak, der Sunja schließlich heiratet und nach Japan bringt - ein sehr feinfühliger, guter Mann, der nach christlichem Glauben erzogen ist. Wir haben Yoseb und Kyunghee, Isaks Bruder und seine Frau, die Sunja liebevoll als Schwester aufnehmen und fester Bestandteil ihres Lebens werden. Wir haben Sunjas Kinder und Enkel, deren Partner und Freunde und viele mehr. Dabei schafft es das Buch, dass jede Figur völlig einzigartig ist und uns abgerundet und voll entwickelt erscheint.

Das wichtigste Thema neben Familie ist in diesem Buch Rassismus, speziell der Rassismus von Japanern gegenüber Koreanern und was das mit den Koreanern macht, die in Japan leben und schon so lange gelebt haben, dass sie Korea gar nicht mehr kennen. Die Frage des Rassismus wird dabei an verschiedenen Figuren betrachtet, allen voran jedoch Noa und Mozasu, sowie Solomon. Ich will hier nichts spoilern, aber wie verschieden die Charaktere mit dem Rassismus umgehen, ist unglaublich spannend. Dabei werden diese Momente immer wieder gegeneinander ins Licht gesetzt - zum Beispiel in einer Szene zwischen Mozasu und seinem Schulfreund, nachdem dieser als Polizist zu einem Selbstmord von einem koreanischen Jungen ermitteln sollte. Es wird allerdings nicht nur auf individuellen und strukturellen Rassismus geschaut, sondern auch auf internalisierte rassistische Vorurteile, die man zu sich selbst und seiner Familie haben kann - und welche Folgen es hat, wenn man denkt, man wäre zu gut um der eigenen "Rasse" anzugehören, sich selbst und seine Familie dafür zu hassen beginnt.

Daneben wird das Motiv der Familie immer wieder stark gemacht. Wir sehen, wie stark in dieser Gesellschaft Japans das Gefühl ist, dass deine Familie über die bestimmt. In Form einer späteren Figur, Hana, können wir auch sehen, wie die Sünden der Mutter anders verarbeitet werden als im Falle von Sunja und ihren Söhnen. Diese Gegenüberstellung lädt wieder zu Reflektionen ein - ist Hana wirklich das Produkt der Sünden ihrer Mutter, oder hat sie sich diesem Schicksal vielmehr ergeben und damit auch selbst einen Anteil daran? Hier werden immer wieder Kontrastierungen eingebaut, die uns weiterdenken lassen. Daher ist dieses Buch bestimmt auch super für Buch Clubs und Diskussionsrunden.

Alles in allem bin ich einfach hin und weg von diesem Buch. Es ist unglaublich schlau geschrieben, auch sehr schön geschrieben, mit einer wahnsinnig tollen Hauptfigur, mit der wir viel leiden, aber der wir am Ende attestieren können, dass sie alles herausgeholt hat, was das Leben für sie zu bieten hatte. Das Buch wirft wichtige Fragen auf und kann uns, die wir wenig über asiatische Geschichte wissen, ein bisschen mehr Wissen vermitteln. Es ist eine tolle Diskussions- und Reflexionsgrundlage, vor allem für die Themen Rassismus und Familie. Ich hoffe, dass ihr alle dieses Buch lest, und dann vielleicht auch die TV Serie dazu schaut.

Bis bald,

Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Freitag, 18. März 2022

[Filmkritik] The Batman


Hallo meine Freitagsfilmfreunde,

wow, wann habe ich hier das letzte Mal von einem Film geschrieben? Muss ewig her sein, denn die Kinos waren so lange geschlossen und so viele tolle Filme kamen nicht heraus oder konnte ich nicht sehen. Tenet habe ich zum Beispiel im Kino verpasst, weil ich damals noch nicht geimpft war, und The French Dispatch hat unser Kino gar nicht erst gezeigt. Aber nun The Batman, der ja viel gelobt wurde und den ich diese Woche sehen konnte...

In diesem Film lernen wir also mal wieder eine Verkörperung von Bruce Wayne alias Batman kennen. Das ist ja mein Lieblingssuperheld, aber nach Christian Bale wollte ich nie einen anderen sehen. Nun aber mit Robert Pattinson hat mich vor allem eins wieder hinter dem Ofen hervorgelockt: dass es angeblich ein Noir Film ist - und da kann ich nicht widerstehen.

In diesem Film treffen wir auf einen recht jungen Batman, der noch mit sich und seinem Auftreten hadert. In der Eröffnungsszene sehen wir, wie der Bürgermeister von Gotham, der gerade mitten im Wahlkampf steckt, ermordet wird. Und bei der Leiche liegt dann ein Brief addressiert an Batman. Ich glaube, der Film basiert dabei auf dem Comic The Long Halloween, wobei ich die nicht gelesen habe. Es geht im Folgenden darum, den Killer zu schnappen, bevor noch mehr hohe Persönlichkeiten sterben.


An diesem Film fand ich recht besonders, dass wir eigentlich keine Einführung der Charaktere bekommen. Es wird vorausgesetzt, dass wir wissen, wer wer ist und warum sie da sind. Das hebt den Film für mich sehr von anderen Superheldenfilmen ab, die ich schon meist Mühe geben, die Charaktere ein bisschen einzubetten. Dennoch war es jetzt für eine Ahnungslose wie mich doch recht leicht, die Charaktere zuzuordnen. Einige Feinheiten gingen dann aber doch über meinen Kopf, vor allem mit den gefühlt endlosen Mafiabossen, die für die Backstory wichtig sind.


Abgesehen davon bekommen wir auch so sehr viele Charaktere des Universums zu Gesicht. Natürlich ist da Batman mit Officer Gordon und Alfred an seiner Seite. Wir treffen auf Cat Woman, mit der eine sehr inhaltslose aber irgendwie trotzdem annehmbare Romanze entsteht (hier mochte ich vor allem eine Szene, wo Batman ihr eine Waffe aus der Hand nimmt - das hatte was). Auf der Gegenseite haben wir den Pinguin, den Riddler, den Mobster Falcone, sowie einen kurzen Blick auf den Joker - vermutlich. Außerdem lernen wir einige hohe Politiker in Gotham kennen. Dabei fand ich die Besetzungen eigentlich durchgängig stimmig.


Pattinson als Batman ist eine interessante Wahl, hat mich aber nur zum Teil überzeugt. Ich finde die Idee, einen jungen und eher unsicheren Batman zu zeigen, definitiv interessant. Ich mochte es auch, dass man hier Batman nicht durchgängig gestylet sieht, sondern er auch mal verschwitzt, zerstrubbelt und mit schwarzer Farbe im Gesicht unter der Maske hervorkommt. Gleichzeitig haben mir die Emo-Momente, die wir hier gezeigt bekommen, aber dann doch ein Twilight-Feeling gegeben, von dem ich Pattinson echt gern lösen würde. (Mir zumindest hat er in Tenet richtig gut gefallen, wo er einen ganz anderen Typ spielt!) Und einige der Shirtless-Momente habe ich dann auch nicht ganz verstanden, aber was solls.

Viele, die den Film als Superheldenfilm geschaut, betonen, wie Noir er ist. Als jemand, der vor allem für den Noir-Film ins Kino gegangen ist, muss ich sagen: trotzdem ist es ein Superheldenfilm. Und wer auf die keinen Bock hat, wird dann hier sicherlich auch enttäuscht. Ich fand den Fall jetzt nicht sehr spektakulär, zumal am Ende der Riddler sich eher selber stellt, als dass er ermittelt wird. Auch die typische Hauptfigur von Noir-Filmen haben wir hier eigentlich nicht, denn auch wenn Bruce hier sicherlich noch ein bisschen was durchmacht, so ist doch klar, dass er ein reicher Erbe ist, dem das Leben so schnell nix anhaben kann. Besonders blöd fand ich aber, dass wir am Ende nichts über die Intention bzw. den Hintergrund des Riddlers erfahren. Erst wird sehr hart darauf angespielt, dass dieser eine bestimmte Vergangenheit hat, die ihn dazu bewegt hat, und dann wird diese aber fast gar nicht mehr aufgegriffen, wenn er gefasst wird.


Manchmal wird der Film auch eher unfreiwillig witzig, wenn zum Beispiel Batman stoisch irgendein leerstehenden Gebäude oder die Wohnung des Riddlers erkundet, und ihm dann ein Polizist zur Seite gestellt wird, der natürlich alle "Oh mein Gott was ist das"-Gedanken aussprechen muss, die wir als Normalos wohl in der Situation hätten. Das war mir irgendwie zu viel in diesem Film.

Das Ende kreiert dann ein paar imposante Bilder, konnte mich aber nicht so richtig abholen. Es war dann eben doch ein Superheldenfilm. Und es ist einfach schwer, wenn man Filme zu diesem konkreten Helden so liebt wie ich die Nolan-Filme, da dann andere herankommen zu lassen. Und für mich kommt dieser Film da nicht heran. Ich bin aber sehr gespannt auf die Fortsetzungen, weil hier auf jeden Fall Potential ist. Ich denke letztlich will dieser erste Film aber ein bisschen zu viel und tut dafür zu wenig.

Wie habt ihr den Film denn empfunden?

Bis bald,

Eure Kitty Retro

Freitag, 11. März 2022

Small Favors


Hallo meine Horrorhasen,

heute möchte ich euch sehr verspätet von einem Buch berichten, dass ich schon letzten Herbst gelesen habe, als es frisch erschienen war. Allerdings passiert es manchmal, dass ein Buch irgendwie dann nicht gleich auf dem Blog landet, und heute kann ich das beheben. Das sagt übrigens nichts über die Qualität des Buches aus, sondern mehr über meine Zeiteinteilung.

Die Fakten:

  • Autor: Erin A Craig
  • Sprecher: Rachel Music
  • Titel: Small Favors
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Listening Library
  • Dauer: 14 Std 21min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro im Abo
  • Klappentext:

    "Ellerie Downing is waiting for something to happen. Life in isolated Amity Falls, surrounded by an impenetrable forest, has a predictable sameness. Her days are filled with tending to her family's beehives, chasing after her sisters, and dreaming of bigger things while her twin, Samuel, is free to roam as he wishes. Early town settlers fought off monstrous creatures in the woods, and whispers that the creatures still exist keep the Downings and their neighbors from venturing too far. When some townsfolk go missing on a trip to fetch supplies, a heavy unease settles over the Falls. Strange activities begin to plague the town, and as the seasons change, it's clear that something is terribly wrong. The creatures are real, and they're offering to fulfill the residents' deepest desires, however grand, for just a small favor. These seemingly trifling demands, however, hide sinister intentions. Soon Ellerie finds herself in a race against time to stop Amity Falls, her family, and the boy she loves from going up in flames."

Zur Handlung: Ellerie Downing lebt mir ihren Geschwister und Eltern in einem kleinen Dorf in einem Wald im Gebirge, abgeschottet von anderen Orten. Jeder kennt jedem in diesem Dorf, und auch wenn es mal zu Spannungen kommt, ist es im Großen und Ganzen doch harmonisch. Naja, der Vater von Elleries bester Freundin hast ihre Familie. Aber sonst ganz harmonisch.

Doch nach und nach schleicht sich Unmut im Dorf in, der sich noch verstärkt, als die Gruppe, die neue Nahrungsmittel und andere Dinge aus der Stadt beschaffen sollten, die hinter dem Wald liegt, nicht zurückkommt. Es ist zu entscheiden, ob vor Wintereinbruch noch ein Versuch gewagt werden soll. Doch darüber herrscht Uneinigkeit, denn die einen fürchten einen langen Winter ohne genug zu essen und zum Heizen, die anderen fürchten, was im Wald lauern mag...

Dieses Buch ist das zweite der Autorin, und nachdem ich das erste - House of Salt and Sorrows - wirklich mochte, war ich sehr darauf gespannt. Wie schon sein Vorgänger ist dieses Buch vor allem stimmungsgeladen. Wir befinden uns in diesem kleinen Dorf, das nicht wirklich gute Verbindungen zur Außenwelt hat. Vieles wird im Ort selbst hergestellt, wie beispielsweise Honig von Elleries Familie, aber einige Sachen gibt es nur außerhalb zu kaufen.

Das Buch fühlt sich auf jeden Fall auch historisch an, auch wenn ich nie sicher wusste, wann und wo es ungefähr spielen soll. Es hat mich in der Atmosphäre sehr an den Film The Village erinnert, allerdings nicht so sehr in der Handlung. Es gibt auf jeden Fall keine Handys oder das Internet, sondern wirklich die Abgeschiedenheit. Dadurch wird mit dem Buch beobachtet, wie eine gemütliche Dorfgemeinschaft zur Lebensbedrohung werden kann.

Vor allem fokussieren wir auf Elleries Familie. Neben ihren Eltern hat sie zwei jüngere Schwestern und einen Zwillingsbruder. Dieser Bruder ist schon zu Beginn des Buches mürrisch und auf ihn ist kein Verlass. Doch Ellerie liebt ihn sehr. Das war definitiv der Charakter, dem ich gern was getan hätte. Macht euch auf Frust gefasst. Die beiden Schwestern mochte ich sehr. Die mittlere ist eher die Stille, die kleine Schwester ist super niedlich und toll. Außerdem haben wir noch die Eltern, die allerdings recht schnell nicht mehr Teil der Geschichte sind. Warum, müsst ihr sehen.

Es gibt in dem Buch eine Romanze. Ich mochte diese, sie entwickelt sich aber sehr langsam und ist nicht so im Fokus des Ganzen. Mir hat daran gefallen, dass man Elleries Gegenpart schlecht einschätzen konnte und nie sicher war, ob er helfen oder zerstören will. Auch das Ende hat mir da gut gefallen. Wie gesagt, es ist nicht sehr zentral, aber es entstehen einige schöne Momente.

Die Monster, die angeblich im Wald sind, waren für mich ein Aspekt, wo ich dachte: das kann es richtig cool machen oder richtig schlecht. Am Ende ist eher cool rausgekommen, fand ich. Es war nicht sehr überraschend, wer die Monster sind, aber es gab schon noch einige Reveals. Es ist wie immer bei solchen Geschichten dann doch etwas überstürzt am Ende und Ellerie gelingen dann ziemlich krasse Sachen. Und es bisschen Sinn hat es schon auch gemacht, wenn man nicht zu lange darüber nachdenkt. Es war auf jeden Fall eine bessere Lösung als bei The Village, fand ich. 

Alles in allem kann ich das Buch also empfehlen, wenn euch das Konzept anspricht. Ihr solltet hier keine actionreiche Geschichte erwarten, auch wenn einige schlimme Dinge passieren. Der Horror stellt sich hier definitiv sehr langsam und über die kleinen Veränderungen in der Atmosphäre des Dorfes ein. Der Zwillingsbruder hat es manchmal an meine Frustgrenzen geschafft, aber das war ok. Ellerie als Hauptfigur fand ich gut, vor allem in ihren Interaktionen mit ihren Schwestern und der Familie. Manchmal hätte sie noch ein bisschen selbstbestimmter sein können, vor allem wenn es um den Bruder geht. Aber das hat schon alles zur Geschichte gepasst. Auch das Ende war gut, wenn auch vielleicht ein wenig überstürzt.

Habt ihr Lust auf solche eher langsamen Geschichten oder muss es bei euch Schlag auf Schlag gehen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 6. März 2022

My Calamity Jane


Hallo meine Western-Freunde,

ich muss gestehen, dass ich häufig keine lustigen Bücher lese, aber diese Reihe hat es mir sehr angetan. Der Humor der Autoren trifft genau meinen Geschmack und ich habe mich total auf den dritten Teil gefreut. Allerdings kam dieser dann ewig nicht auf Audible und ich musste ein langes Jahr warten, bis der vierte Teil erschien und dann beide verfügbar waren. Kann das Buch nach so langem Warten mein Herz erobern?

Die Fakten:

  • Autor: Cynthia Hand, Jodi Meadows, Brodi Ashton
  • Sprecher: Sophie Amoss
  • Reihe: Lady Janies 3
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: HarperAudio
  • Dauer: 13 Std 28min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro im Abo
  • Klappentext:

    "Welcome to 1876 America, a place bursting with gunslingers, outlaws, and garou - better known as werewolves. And where there are garou, there’re hunters: the one and only Calamity Jane, to be precise, along with her fellow stars of Wild Bill’s Traveling Show, Annie Oakley and Frank “the Pistol Prince” Butler. After a garou hunt goes south and Jane finds a suspicious-like bite on her arm, she turns tail for Deadwood, where there’s talk of a garou cure. But rumors can be deceiving - meaning the gang better hightail it after her before they’re a day late and a Jane short."

Zur Handlung: Jane wird als kleines Mädchen von Wild Bill aufgenommen und wächst zusammen mit ihm und seinem Sohn Frank auf. Zusammen stellen sie eine Wild West Show auf die Beine, die allerdings nur davon ablenkt, was ihr wahrer Auftrag ist: Sie sind Werwolfjäger. Allerdings heißen Werwölfe in dieser Gegend Garou. Und sie sind dem größten Werwolf von allen auf der Spur.

Annie dagegen hat keine Lust mehr auf das Leben bei ihrer Familie. Immer muss sie auf die Eltern hören und Aufgaben erledigen. Dabei träumt Annie von Größerem - und mit ihrem unglaublichen Scharfschützentalent könnte sie dem auch sehr nahe kommen. Doch zunächst muss sie aus diesem Kaff entkommen und dann die Menschen von ihrer Fähigkeit überzeugen, die immer ihr Geschlecht zuerst sehen.

Dies ist also das dritte Buch in der Lady Janies Reihe. Das erste, My Lady Jane, habe ich absolut geliebt. My Plain Jane fand ich auch gut, aber an den ersten Band kam es nicht heran. Alle haben thematisch einen ganz anderen Fokus, und so dachte ich hier mit Wilder Westen und Werwölfen, das kann ja etwas werden. Ganz an den ersten Band kam es aber für mich wieder nicht heran.

Wir haben wie in den Vorgängern drei Hauptfiguren, und jeweils ein Autor zeigt sich für eine Figur verantwortlich. Wir folgen Annie, Jane und Frank auf ihren Abenteuern, wobei sich ihre Wege kreuzen, aber auch immer wieder verlieren. Alle drei Figuren beruhen dabei auf Personen, die es tatsächlich gab, aber wie ihr an den Werwölfen erraten könnt, ist ihre Geschichte hier völlig frei interpretiert. Es ist aber schon cool, wie damit auch nochmal Aufmerksamkeit auf die Frauen der Zeit gelenkt wird.

Jane könnte man als Hauptfigur begreifen, zumindest ist sie ja titelgebend. Sie ist nicht besonders schlau, kann nicht lesen oder schreiben, aber dafür hat sie das Herz völlig an der richtigen Stelle. Sie ist loyal gegenüber ihren Freunden und lässt sich auch nicht so leicht über den Tisch ziehen. Dabei strahlt sie wenig klassische Weiblichkeit aus, und ist an Männern auch nicht so wirklich interessiert.

Annie läuft von ihrer Familie weg, weil sie etwas Größeres von ihrem Leben erwartet. Sie ist eine ausgezeichnete Schützin und kann so selbst den Pistol Prince Frank schlagen. Daraufhin versucht sie Teil der Crew um Wild Bill zu werden und erfährt so auch von dem Garoujäger-Geheimnis. Annie mochte ich, weil sie weiß, was sie will. Sie ist manchmal zwar auch noch ein bisschen frisch im Spiel, aber sie bringt die Charaktere gut zusammen.

Frank war der Charakter, der mir am wenigsten wichtig war. Er konnte neben den beiden starken Hauptdamen nicht bestehen. Aber er ist für Jane ein wichtiger Freund und für Annie vielleicht sogar mehr. Daher fand ich ihn jetzt auch nicht schlecht, nur ist er deutlich weniger in Erinnerung geblieben. Darüber hinaus gibt es dann noch Wild Bill und einen weiteren Erwachsenen in der Runde, beide mochte ich als Charaktere gern. Komplettiert wird das ganze von einer jungen Journalistin, die sich als Mann verkleidet um ernst genommen zu werden. Sie habe ich auch sehr gemocht, vor allem ihre Rolle in der Geschichte.

Die Handlung selbst hatte dann schon einige interessante Twists und man sieht nicht von Beginn an, wo die Reise hingeht. Dennoch finde ich bei diesem Buch die Charaktere und den Humor herausstechender. Aber es war schon gut durchdacht, was passiert, und ein bisschen kann man auch mitraten, wer am Ende der böse Obergarou ist. Dann geht es noch etwas hin und her, eben im Western-Stil auch mit wilden Mobs und Wagenverfolgungsjagd. Wenn ihr das mögt, könnt ihr hier euren Spaß haben.

Der Humor in diesen Büchern ist immer sehr reflektiert. So reden die Autoren auch immer mal direkt mit dem Leser, wenn es etwas zu bewerten gibt. Mir gefällt der Stil sehr gut, darum bin ich der Reihe auch bis jetzt treu geblieben. Trotzdem muss das nicht jedem gefallen - Humor ist etwas sehr subjektives und da könnt ihr nur ausprobieren, ob es passt.

Wo ich auch nicht viel dazu sagen kann, ist, wie das Thema der Native Americans hier gehändelt wird. Das Buch versucht da schon auch einen Bezug herzustellen, was es als Western auch einfach muss, aber wie gut das gelungen ist, kann ich nicht beurteilen.

Insgesamt haben mir an dem Buch vor allem die Charaktere und der Humor gefallen. Besonders Jane habe ich geliebt, da sie zwar nicht sehr schlau ist, aber trotzdem als Hauptfigur voll und ganz funktioniert. Ich finde, es braucht viel mehr solcher Hauptfiguren, die nicht wunderschön, nicht superschlau und nicht total begehrt sind. Jane ist bodenständig und einfach ein guter Mensch. Deswegen möchte ich das Buch empfehlen, wenn ihr mal eine andere Perspektive lesen wollt als in typischen Jugendbüchern. Ich hatte auf jeden Fall Spaß mit dem Hörbuch.

Habt ihr das Buch schon entdeckt? Inzwischen ist es ja eine Weile draußen.

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Freitag, 4. März 2022

Cherish Farrah


Hallo meine Horrorhasen,

heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, dass gerade ganz frisch im letzten Monat erschienen ist. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, denn letztes Jahr war A Chorus Rises von der gleichen Autorin eines meiner Lieblingsbücher des Jahres. Deswegen war ich sicher, wenn das Buch jetzt Horror ist, werde ich es lieben. Oder?

Die Fakten:

  • Autor: Bethany C Morrow
  • Sprecher: Angel Pean
  • Titel: Cherish Farrah
  • Erschienen: 2022
  • Verlag: Penguin Audio
  • Dauer: 11 Std 8 min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro im Abo
  • Klappentext: "

    Seventeen-year-old Farrah Turner is one of two Black girls in her country club community, and the only one with Black parents. Her best friend, Cherish Whitman, adopted by a White, wealthy family, is something Farrah likes to call WGS - White Girl Spoiled. With Brianne and Jerry Whitman as parents, Cherish is given the kind of adoration and coddling that even upper-class Black parents can’t seem to afford - and it creates a dissonance in her best friend that Farrah can exploit. When her own family is unexpectedly confronted with foreclosure, the calculating Farrah is determined to reassert the control she’s convinced she’s always had over her life by staying with Cherish, the only person she loves - even when she hates her. As troubled Farrah manipulates her way further into the Whitman family, the longer she stays, the more her own parents suggest that something is wrong in the Whitman house. She might trust them - if they didn’t think something was wrong with Farrah, too. When strange things start happening at the Whitman household - debilitating illnesses, upsetting fever dreams, an inexplicable tension with Cherish’s hotheaded boyfriend, and a mysterious journal that seems to keep track of what is happening to Farrah - it’s nothing she can’t handle. But soon everything begins to unravel when the Whitmans invite Farrah closer, and it’s anyone’s guess who is really in control."

Zur Handlung: Cherish und Farrah sind beste Freundinnen, seit sie sich kennen. Nichts kann zwischen die beiden kommen. Am liebsten erzählen Cherishs Eltern von einem Vorfall, bei dem sich Cherish beim Spielen verletzt hatte, und Farrah sich die gleiche Verletzung zugezogen hat, damit sie ihr Leid teilen können. Doch ein großer Unterschied trennt die beiden: Cherish hat reiche weiße Adoptiveltern, und Farrahs Eltern haben gerade ihr Haus verloren.

Farrah darf daraufhin bei Cherish für die Sommerferien einziehen. Doch was der beste Sommer ihres Lebens werden könnte, wird immer mehr zum Alptraum. Zunächst fühlt sich Farrah nicht mehr in Kontrolle, denn ihre Eltern entscheiden plötzlich, wie ihr Leben weitergehen kann. Und dann kommt es zu immer seltsameren Begegnungen und Begebenheiten, die am Ende nur einen Schluss zulassen...

Wie gesagt, ich habe mich wahnsinnig auf das Buch gefreut. In A Chorus Rises hat die Autorin gezeigt, dass sie zielstrebige und nicht immer nette Schwarze Teenager-Mädchen-Figuren schreiben kann, die wir trotz ihrer Fehler lieben können. Das hatte ich mir auch für Farrah erhofft, die hier als gewiefte beste Freundin auftritt und sich immer mehr in der Familie von Cherish einnisten will.

Leider ist das aber hier nicht gelungen. Farrah ist ein sehr obsessiver Charakter, vermutlich schon krankhaft. Sie ist überzeugt davon, dass sie mit ihrer Mutter in einem psychologischen Krieg steckt, obwohl die Mutter davon nichts zu wissen scheint. Außerdem ist sie fixiert auf die Idee von Kontrolle, und dass etwas Böses in ihr schlummert, dass sie hinter einer Maske verbergen muss. Dabei wirkt sie für mich wie eine Soziopathin, gerade wenn sie auch betont, dass Cherish ihr gezeigt hat, wie "normale" Teenager-Mädchen sind. Ich konnte leider mit diesem Charakter nicht viel anfangen, und da wir die ganze Zeit in ihrem Gehirn sind, überträgt sich ihre Obsession auch in einen sehr repetitiven Schreibstil, bei den sich dauernd alles wiederholt, vor allem - control!

Cherish wird dagegen als die Naive inszeniert. Sie ist White Girl Spoiled, also verwöhnt wie es sonst nur weiße Teenager-Mädchen sind. Ihre Eltern wollen sie vor allem und jedem beschützen und dadurch weiß sie quasi nichts von der Welt. Doch andererseits wird sie dann auch beschrieben, als hätte sie ein Loch in sich, eine Leere, die nur eine Schwarze beste Freundin wie Farrah schließen kann. Hier muss ich ehrlich sagen, dass ich den Teil einfach nicht verstanden habe und das bei anderen Lesern vielleich anders ankommt. Die beiden haben auf jeden Fall eine sehr toxische Freundschaft, die Farrah immer wieder passend beschreibt damit, dass sie Cherish auch liebt, wenn sie sie hasst. Ich denke, der Teil ist für viele, die mal beste Freundinnen in der Schule hatten, die ein wenig toxisch waren, nachvollziehbar.

Das Buch kommt dann sehr langsam in die Gänge. Alles beginnt mitten während Cherishs Geburtstagswochenende, und als Leser müssen wir uns zunächst mühsam alle Infos zusammensuchen. Wer sind eigentlich die beiden? Was verbindet sie? Wo sind Farrahs Eltern? Warum sind sie nicht auf der Feier? Wer sind die Jungs, mit denen die beiden abhängen? Warum ist das wichtig? Es tröpfelt so langsam vor sich hin, während wir Farrahs kreisenden Gedanken lauschen. Ich fand schon, dass man irgendwie wissen will, was passiert und was los ist, aber es dauert einfach viel zu lange, bis das Buch mal zu einem Punkt kommt.

Das zieht sich dann auch bis zum Ende durch. In der Mitte gab es dann eine Szene, wo ich dachte: ist das jetzt der Hinweis? Ist das, was hier passiert? Und ich habe gehofft und gebetet, dass es nicht so ist, dass es vor allem nicht so offensichtlich ist. Leider war es dann aber genau so. Und für mich hat das Ende keinen Sinn gemacht (so wie das meiste an diesem Buch). Es wird zwar dann von einem Charakter die ganze Motivation erklärt, aber ich habe es nicht verstanden. Das ganze Konzept, was hier verwendet wird, geht in der Konstellation des Buches null auf. Es ist vielleicht hier irgendwie ein sozialer Kommentar zum Verhältnis von weißen und Schwarzen Amerikanern enthalten, aber es ging für mich völlig unter in den vielen Wiederholungen und dem Unsinn der ganzen Handlung.

Das Hörbuch ist ganz gut gesprochen. Die Sprecherin schafft es, Farrah eine Stimme zu geben, die zu ihr passt. Es ändert leider nichts daran, dass ich es einfach nur anstrengend fand. Ich habe ganz selten das Verlangen, ein Hörbuch vorzuspulen oder schneller abzuspielen, aber hier war ich echt häufig dazu versucht. Ich denke, in gedruckter Form wäre es für mich noch viel schlimmer gewesen.

Alles in allem kann ich das Buch leider gar nicht empfehlen. Ich fand es absolut langweilig. Farrah ist so ein seltsamer Charakter, dass mir die ganze Zeit total egal war, was mit ihr passiert. Die Handlung hat für mich keinen Sinn ergeben. Das Ende war total überstürzt und dann auch so ein bisschen offen gehalten, wie es ja bei Horror mode ist. Die Motivation aller Charaktere war mir total unklar. Und ich bin leider einfach froh, dass es vorbei ist.

Habt ihr denn schon mal reingehört? Das Buch bekommt ja sonst auch gute Kritiken, also vielleicht liegt es einfach an mir.

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Mittwoch, 2. März 2022

Daughter of the Forest


Hallo meine Fantasyleser,

ich habe mir für dieses Jahr fünf Autoren überlegt, die ich unbedingt ausprobieren möchte. Diese Autoren habe ich schon Jahre auf meinen Wunschlisten, aber habe noch nicht von ihnen gelesen. Die erste im Bunde war Juliet Marillier. Sie schreibt Fantasy Romance Bücher, was nicht immer mein Lieblingsgenre ist, aber so viele Leute haben dieses Buch geliebt, da wollte ich es endlich probieren.

Die Fakten:

  • Autor: Juliet Marillier
  • Sprecher: Terry Donnelly
  • Titel: Daughter of the Forest (Dts. Die Tochter der Wälder)
  • Reihe: Sevenwaters 1
  • Erschienen: 2013 (erstmals 1999)
  • Verlag: Audible Studios
  • Dauer: 26 Std 45min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro
  • Klappentext: "Lovely Sorcha is the seventh child and only daughter of Lord Colum of Sevenwaters. Bereft of a mother, she is comforted by her six brothers who love and protect her. Sorcha is the light in their lives, they are determined that she know only contentment. But Sorcha's joy is shattered when her father is bewitched by his new wife, an evil enchantress who binds her brothers with a terrible spell, a spell which only Sorcha can lift-by staying silent. If she speaks before she completes the quest set to her by the Fair Folk and their queen, the Lady of the Forest, she will lose her brothers forever. When Sorcha is kidnapped by the enemies of Sevenwaters and taken to a foreign land, she is torn between the desire to save her beloved brothers, and a love that comes only once. Sorcha despairs at ever being able to complete her task, but the magic of the Fair Folk knows no boundaries, and love is the strongest magic of them all..."

Zur Handlung: Wäre Sorcha als Junge geboren, wäre sie der siebte Sohn eines siebten Sohns. Doch dieses Glück war ich nicht beschärt. Stattdessen muss sie ohne ihre Mutter, die bei der Geburt verstirbt, und ohne große Aufmerksamkeit des Vaters, der den Verlust seiner Frau schlecht verkraftet, aufwachsen. Doch Sorcha hat zwei Dinge, die sie glücklich machen: den Wald und ihre großen Brüder. 

Doch eines Tages während eines Fests wird ein Gefangener vor die Familie gebracht. Er ist einer der feindlichen Briten, mit denen Sorchas Vater schon viele Jahre im Krieg ist. Doch Sorchas Bruder kann nicht tatenlos zusehen, wie dieser Gefangene gefoltert wird, nur damit sein Vater Informationen bekommt. Und so wird Sorcha plötzlich in Dinge hineingezogen, die sie sich kaum vorstellen kann. Und einiges Leid erwartet sie auf ihrem Weg.

Ich finde, der englische Klappentext verrät eigentlich schon viel zu viel, deswegen habe ich meine Beschreibung eher vage gehalten. Dieses Buch ist die Nacherzählung eines Märchens, das ich als Kind viel angehört habe, und der Schreibstil hat auch etwas sehr märchenhaftes. Der Schreibstil hat mir eigentlich von der ersten Seite an gefallen, das Magische und Wundervolle dieser Welt wird gut transportiert. Allerdings ist das Buch auch sehr lang, also deutlich detaillierter als Märchen von früher.

Da ich das Märchen sehr gut kenne, habe ich natürlich auch bei diesem Buch dann immer auf die altbekannten Handlungsstränge gewartet. Und wirklich gewartet, denn das Märchen kommt erst nach etwa 1/5 des Buches überhaupt ins Spiel. Daher würde ich empfehlen, wenn ihr es nicht schon wisst, dass ihr nicht schaut, welches Märchen hier aufgegriffen wird, wenn ihr dann auch wie ich darauf wartet, dass es "richtig losgeht".

Sorcha als Hauptfigur ist glaube ich für die Zeit, zu der das Buch geschrieben wurde, ein typischer "starker weiblicher" Charakter. Allerdings liegt ihre Stärke eindeutig im Aushalten von schrecklichen Dingen, im Ausharren und Durchhalten, weniger in aktiven Taten oder auch nur Selbstverteidigung mit Worten. Ich mag solche Charaktere nicht gern, denn ich glaube, heute ist das keine sehr vorteilhafte Stärke mehr. Junge Mädchen und Frauen sollten lieber lernen, nicht alles still zu erleiden, sondern für sich einzustehen. Aber das ist einfach Geschmackssache.

Am Anfang mochte ich Sorchas Brüder als Charaktere sehr. Die Autorin nimmt sich wirklich die Zeit, hier alle Charaktere aufzubauen, sodass man ein recht klares Bild von jedem einzelnen Bruder gewinnt. Das fand ich wirklich toll. Meine Lieblinge waren Finbar und Connor - ich glaube, das ist nicht ungewöhnlich, denn sie sind die interessantesten Brüder und auch Sorchas Lieblinge. Gegen Ende allerdings war ich dann ohne Pause frustriert von den Brüdern und auch sehr enttäuscht. Sie reden dann dauernd über Sorcha, als wäre sie nicht da, verbieten ihr das Wort und sagen ihr, was sie zu tun hat. Ich fand das total seltsam, weil die Charaktere so nicht angelegt waren. Wirklich schade.

Ansonsten haben wir noch die Liebesgeschichte, zu der ich aber nicht zu viel sagen will, um nichts vorweg zu nehmen. Es gab für mich lange Zeit zwei Möglichkeiten, wer am Ende die Liebe von Sorcha gewinnen könnte. Ab einem bestimmten Punkt wird dann aber klar, wohin die Reise geht. Aber die Romanze ist sehr nebensächlich in diesem Buch und spielt auch erst spät eine Rolle. Ich mochte den Charakter, mit dem sie am Ende zusammenkommt, aber ich mochte die beiden als Paar nicht besonders. Vor allem hat mich aber das Ende genervt, weil es wie viele romantische Romane wieder eine Sache brauchte, um alles "perfekt" zu machen. Und ehrlich gesagt hat es sich immer angefühlt, als wäre der männliche Part deutlich älter als Sorcha, zumindest viel erwachsener. Und ja, das "perfekte Ende" war mir einfach zu früh.

In diesem Buch gibt es mehrere Figuren, die das Böse verkörpern. Ich möchte nicht zu viel dazu sagen, wer diese sind. Allerdings benutzt die Autorin immer wieder das Gleiche, um uns zu zeigen, wer böse ist: Gewalt an Tieren. Das hat mich wirklich sehr genervt. Erstens ist das einfach flach, zweitens ist nicht jeder böse Mensch gewalttätig gegen Tiere und drittens will ich das einfach nicht dauernd lesen müssen. Als ich das Buch begonnen hatte, war meine Katze gerade an einer Krankheit verstorben... es war einfach nicht schön. Darüber hinaus gibt es im Buch auch eine sehr explizite Vergewaltigungsszene, die es meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte. Zwar rechtfertigt uns Sorcha als Erzählerin, warum sie so genau darauf eingeht, aber ich fand das nicht sinnvoll in der Detailgenauigkeit.

Wie bereits gesagt ist dieses Buch recht lang. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Die erste Hälfte habe ich ganz gut mitgemacht, am Anfang auch einfach, weil ich nicht wusste, wohin es sich entwickelt. Aber die zweite Hälfe hatte dann wirklich Längen für mich und ich hatte einfach irgendwann keine Lust mehr Sorcha beim Leiden zuzusehen. Ich glaube, man hätte hier schon deutlich kürzen können und es hätte dem Buch aus meiner Sicht gut getan.

Alles in allem ist das Buch aber nicht schlecht. Es gibt viele, die Sorcha als Hauptfigur mögen, auch wenn ich da nicht dazugehöre. Die Neuerzählung des zugrundeliegenden Märchens ist gut gelungen. Vor allem hat mir der märchenhafte Schreibstil gefallen. Auch die Charakterisierung der männlichen Figuren war meist sehr gut - bei den anderen Frauen bleibt es meist vage. Genervt hat mich die Gewalt gegen Tiere durch alle, die wir als böse wahrnehmen sollten, Sorchas stilles Leiden, aus dem sie leider nie ausbricht, und schließlich auch die Hörbuchsprecherin - das Hörbuch kann ich nicht empfehlen. Die Romanze war in manchen Teilen ok, aber am Ende konnte sie mich nicht überzeugen. 

Ob ich den zweiten Teil der Reihe irgendwann lese, weiß ich noch nicht. Da es da um andere Hauptcharaktere geht, habe ich keine Eile. Habt ihr die Reihe denn schon begonnen oder etwas anderes der Autorin gelesen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro

 

 

 

Meine Bewertung: