Hallo meine Fantasyfreunde,
ich hatte mir für dieses Jahr fünf Autoren vorgenommen, die ich endlich ausprobieren wollte. Von meinem Juliet Marillier-Versuch habe ich euch bereits berichtet. Als zweite war nun Robin Hobb an der Reihe. So viele Leute schwärmen von ihrer großen magischen Welt, die mit diesem ersten Buch beginnt. Dabei ist die große Reihe in einzelne Trilogien und ein Quartett aufgeteilt, was es ein wenig handlicher macht.
Die Fakten:
- Autor: Robin Hobb
- Sprecher: Paul Boehmer
- Titel: Assassin's Apprentice (dts. Der Adept des Assassinen/Der Weitseher/Die Gabe der Könige)
- Reihe: Farseer Trilogy 1, Realm of the Elderlings 1
- Erschienen: 2012 (erstmal 1995)
- Verlag: HarperCollins
- Dauer: 17 Std. 18min (ungekürzt)
- Preis: 9,95 Euro im Abo
- Klappentext:
"In a faraway land where members of the royal family are named for the virtues they embody, one young boy will become a walking enigma. Born on the wrong side of the sheets, Fitz, son of Chilvary Farseer, is a royal bastard, cast out into the world, friendless and lonely. Only his magical link with animals - the old art known as the Wit - gives him solace and companionship. But the Wit, if used too often, is a perilous magic, and one abhorred by the nobility. So when Fitz is finally adopted into the royal household, he must give up his old ways and embrace a new life of weaponry, scribbing, courtly manners, and how to kill a man secretly, as he trains to become a royal assassin."
Zur Handlung: Fitz ist noch ein kleines Kind, etwa 6 Jahre alt, als er von seinem Großvater zur Burg der Könige gebracht und dort abgegeben wird. An seine Mutter hat er keine Erinnerung. Seinen Vater lernt er nie kennen. Fitz ist ein seltsames Kind, denn er wird als Bastard des Thronfolgers am Hofe aufgenommen, lebt aber zunächst bei dem Stallmester und kümmert sich mit um die Pferde und Hunde, zu denen er eine ganz besondere Bindung hat.
Doch Fitz kann nicht ewig Kind bleiben, großteils unbeachtet von den Erwachsenen am Hofe des Königs. Eines Tages beginnt sein Training, und es dauert nicht lange, da beginnt sein wahres Training: er wird als neuer Auftragsmörder des Königs ausgebildet. Diese Ausbildung wird immer schwieriger, je stärker sich das Land in Aufruhr befindet. Denn neue Feinde sind an den Küsten aufgetaucht, die ein neues Unheil über alle bringen, und neue Allianzen müssen geschmiedet werden, um diesen Feind zu besiegen.
Ich war immer ein wenig ängstlich, dass ich dieses Buch nicht so mögen würde wie andere. Vor allem hatte ich Respekt davor, dass wir hier ganz klassisch einem Ausgewählten folgen, der hier auch noch ein Kind ist. Außerdem ist diese Welt zumindest im ersten Band klar durch Männer regiert und wir bekommen wenige Frauen zu Gesicht. Trotzdem konnte mich das Buch am Ende von sich überzeugen.
Das liegt zunächst am Schreibstil. Ich finde, dass man Robin Hobb sehr gut folgen kann. Sie hat einen klaren Stil, der gute, aber nicht zu üppige Beschreibungen liefert. Vor allem aber kann sie Charaktere schreiben. Die wichtigsten Figuren sind hier zwar alle Männer, aber sie fühlen sich alle echt an und haben charakterliche Tiefe. Auch sind die Beziehungen zwischen diesen Charakteren so fein gesponnen. Das hat einfach Spaß gemacht.
Fitz als Hauptcharakter hat für mich auch erschreckend gut funktioniert. Wir folgen zwar seiner Kindheit und Jugend, aber er erzählt uns das als alter Mann und damit auch mit seinen Reflektionen von später. Damit kann er manchmal auch Dinge vorausnehmen oder interessante Informationen einstreuen, die er in dem Alter noch nicht hatte, uns aber die Welt besser verstehen hilft. Fitz mochte ich vor allem, weil er sehr ruhig und fast schüchtern ist, dabei aber ein guter Beobachter und mit viel sozialem Intellekt. Er durchschaut zwar nicht immer alles, was geschieht, aber er hat tolles Gespür für Menschen (und Tiere). Man wünscht ihm wirklich nur Gutes.
Auch die beiden Mentoren in Fitz' Leben mochte ich. Einerseits haben wir den Stallmeister, der in manchen Abschnitten für Fitz fast ein Vater wird, aber dann doch immer wieder auch Probleme zwischen den beiden bestehen. Andererseits haben wir den aktuellen Auftragsmörder des Königs, bei dem Fitz in die Lehre geht. Ihn mochte ich besonders gern, und er hat einige ganz besondere Augenblicke mit Fitz. Beide Mentoren sind sehr verschieden und gerade deswegen beide so wichtig für Fitz.
Schließlich haben wir noch die königliche Familie, zu der Fitz ganz unterschiedliche Beziehungen hat. Wir haben den König, dem Fitz dient. Dann haben wir den zweiten Prinzen, Fitz' Onkel, zu dem Fitz eine ganz besondere Beziehung aufbaut: dieser sieht in Fitz nämlich immer seinen großen Bruder. Die beiden brauchen nicht viele Worte, aber sie verstehen einander. Dann der dritte Prinz, der von einer anderen Mutter stammt und daher seine eigenen Ansprüche und Anliegen hat. Der hat für Fitz nicht viel übrig, denn er ist der einzige Nachwuchs seiner älteren Brüder. Und dann ist da die Frau von Fitz' Vater, eine der wenigen weiblichen Charaktere, die ein bisschen eine Rolle spielt. Das könnt ihr dann selbst lesen.
Der Geschichte in diesem Buch wird oft vorgeworfen, dass sie sehr meandert. Und das ist auch richtig. Es gibt so ein paar Events in der Mitte des Buches, die dann irgendwie gleich wieder in den Hintergrund treten, obwohl man das Gefühl hat, das muss doch super wichtig sein. Und dann geht die Geschichte in eine ganz andere Richtung weiter. Mich hat das aber gar nicht gestört, weil ich von den Charakteren so angetan war, dass mich das Was gar nicht so interessiert hat.
Das merkt man am Ende dann besonders. Plötzlich biegt die Geschichte in eine unerwartete Richtung ab und man wird in etwas hineingesogen, das man für den Großteil des Buches nicht kommen sieht. Dieses Ende ist dann aber so voller Intrigen, unmöglicher Entscheidungen und unvorhergesehener Offenbarungen, dass man völlig zufrieden aus dem Buch hervorgeht. Es geht dann nochmal um so viel, alles steht quasi auf dem Spiel. Erst wenn man dann nochmal genauer überlegt, sieht man, wie viele lose Enden das Buch hinterlässt, die dann im zweiten Teil sicherlich wichtig werden.
Eine Figur, die ich bisher noch gar nicht erwähnt habe, ist der Hofnarr. Ich möchte hier nicht zu viel sagen, weil ich glaube, dieser Charakter wird noch viel wichtiger werden für die Reihe. Aber ich liebe diesen Charakter und seine Beziehung zu Fitz, wie sie bisher ist. Ich kann es kaum erwarten mehr davon zu sehen.
Alles in allem muss ich euch dieses Buch empfehlen. Auch wenn es aus heutiger Perspektive nicht mehr perfekt ist (dafür bräuchte ich schon ein paar wichtige Frauen im Cast), ist es ein grandioses Fantasy-Buch. Ich habe lange nicht mehr so mitgefiebert wie am Ende dieses Hörbuchs. Es hat mich wirklich völlig überzeugt und ich freue mich dann bald auf den zweiten Band, wenn meine Lesepläne es zulassen.
Habt ihr die Reihe schon begonnen? Oder ist euch das zu angestaubt?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung: