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Freitag, 30. Dezember 2022

Empire of Sand


Hallo meine Fantasyleser,

weiter geht es mit meinem Aufholprojekt von 2022. Heute möchte ich euch ein Fantasybuch vorstellen, dass schon eine ganze Weile auf meiner Wunschlist und dann meinem Bücherstapel war. Es ist der Anfang einer Dilogie, allerdings folgt das zweite Buch anderen Hauptcharakteren. Daher kann es auch alleinstehend gelesen werden, was ich bisher gemacht habe. Ich möchte dann aber nächstes Jahr auch Band 2 endlich lesen.

Die Fakten:

  • Autor: Tasha Suri
  • Titel: Empire of Sand 
  • Reihe: The Books of Ambha 1
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: Orbit
  • Seiten: 432
  • Preis: 9,97 Euro
  • Klappentext: "Mehr is a girl trapped between two cultures. Her father comes from the ruling classes of the empire, but her mother's people were outcasts - Amrithi nomads who worshipped the spirits of the sands. Caught one night performing these forbidden rites, Mehr is brought to the attention of the Emperor's most feared mystics, who try to force her into their service by way of an arranged marriage. If she fails in their bidding, the gods themselves may awaken and seek vengeance..."

Zur Handlung: Mehr lebt in einem Palast, wird bedient und wie eine Prinzessin behandelt. Doch sie ist nicht glücklich. Ihre Mutter ist verschwunden und ihre Stiefmutter verachtet Mehrs unreines Blut. Ihre kleine Schwester ist Mehrs ganzes Leben, doch sie wird häufig davon abgehalten mit ihr Zeit zu verbringen. Trost bringt ihr nur eine alte Freundin ihrer Mutter, die es zu viel Geld gebracht hat und Mehr heimlich die Riten ihrer Vorfahren beibringt.

Doch an einem besonders wichtigen Tag, an dem die beiden die Riten gemeinsam durchführen wollten, erscheint die Freundin nicht. Besorgt macht sich Mehr auf die Suche, denn sie weiß, dass Amrithi in ihrer Stadt nicht sicher sind. Vielleicht ist das Cover der Freundin aufgeflogen. Doch im Sandsturm dieses Tages verliert sich Mehr und spürt sich zur Magie ihrer Ahnen hingezogen. Allerdings weckt sie damit das Interesse einer Macht, mit der man sich lieber nicht anlegen sollte.

Ich liebe Fantasy-Bücher, die in der Wüste spielen. Allerdings besteht dabei immer die Gefahr, dass Kulturen, die in der Wüste gelebt haben oder leben, von weißen Autoren verhunzt werden für ihre Fantasyromane. Hier allerdings hatte ich Hoffnung, und ich wurde nicht enttäuscht. Die magische Welt, die hier erzeugt wird, fühlt sich wirklich nach Fantasy an, und nicht nur nach einer Verhunzung von tatsächlich existierenden oder historischen Kulturen. Ich mochte die Verbindung mit Religion und Imperialismus in diesem Buch sehr, auch wenn es im Herzen eine Liebesgeschichte ist.

Mehr als Hauptfigur hat mir von Anfang an gut gefallen. Sie ist im älteren Teenager-Alter und wir lernen sie zunächst als liebevolle große Schwester kennen. Sie würde alles tun, um ihre kleine Schwester zu schützen. Vom Rest ihrer Familie fühlt sie sich entfremdet - ihre Mutter hat sie verlassen, die Riten ihrer Vorfahren darf sie nicht ausüben, ihr Vater hat eine neue Frau und seine Loyalität gegenüber dem Emperor. Mehr allerdings macht sich ihren eigenen Weg durchs Leben und lässt sich nicht so leicht alles vorschreiben. Sie ist schlau, talentiert und hat ein gutes Herz. Wenn sie zu schwierigen Entscheidungen gedrängt wird, entscheidet sie sich für die Sicherheit ihrer Liebsten. Mit ihr konnte ich sehr gut mitfühlen.

Als anderen wichtigen Charakter haben wir Amun, den Ehemann, den Mehr heiraten muss. Dieser ist Teil einer sagenumwobenen mystischen Sekte, die durch geheime Rituale die Macht des Emperors sichert. Wir erfahren schnell, dass Amun das nicht freiwillig macht. Er ist gebunden an den Maha, den Anführer der Sekte. Er ist eher der beschützende Typ, der Mehr retten will, gleichzeitig aber sehr eingeschränkt darin ist, was er tun kann. Ich mochte vor allem die langsame Romanze zwischen den beiden. Obwohl sie sich bei ihrer Hochzeit nicht kennen, können die beiden über die Dauer des Buches zueinander finden. Auch seine Hintergrundgeschichte ist sehr traurig.

Als bösen Gegenspieler fand ich die Figur des Maha schon ziemlich gut. Er ist echt eklig und schreckt auch vor Mord nicht zurück um zu bekommen, was er will. Die Art, wie er über Amun Macht hat, ist sehr unangenehm zu lesen. Das ist Tasha Suri gut gelungen. Auch die Idee dieser Sekte, wie die Anhänger alles rechtfertigen und ihn anbeten, das erscheint mir sehr realistisch.

Die Handlung fand ich sehr spannend. Zunächst erleben wir den Palast und bekommen sie einige Einblicke in die Politik dieser Welt. Wir erfahren, dass die Amrithi vertrieben wurden und mehr und mehr verschwinden. Dann kommen wir mit Mehr von dort in den Tempel dieser religiösen Sekte, und wir lernen mehr darüber, was diese Welt zusammenhält. Dabei spielt Ausbeutung eine sehr große Rolle. Mehr versucht dann dagegen zu gewinnen. Sie leistet Widerstand. Die Gefahr für sie und Amun ist dabei sehr groß, sodass man mitfiebert. Allerdings bekommen wir dann gegen Ende auch noch einen Blick in die Wüste selbst, wie das Leben dort ist. Die Welt öffnet sich dann also noch ein bisschen mehr. 

Das Ende hat mir auch gut gefallen. Ich mochte, wie Mehr dann zurück zu ihrer Herkunft findet und darüber die Stärke gewinnt, die sie braucht. Dabei gelingt es der Autorin, dass die Lösung am Ende nicht zu einfach ist, was ich Jugendbüchern leider immer mal wieder vorkommt. Mehr fühlt sich von der ersten bis zur letzten Seite nach dem gleichen Charakter an, aber sie entwickelt sich auch im Laufe des Buches. Das Ende ist dann auch so geschrieben, dass das Buch allein stehen kann und man keine Fortsetzung braucht.

Alles in allem kann ich das Buch empfehlen. Für ein Fantasybuch, das in der Wüste spielt, hat es für mich absolut alle Anforderungen erfüllt. Auch wenn ich nicht so gern über romantische Gefühle lese, hat mir hier der langsame Aufbau und das Grundsetup der beiden Charaktere gefallen. Der Bösewicht war wirklich gruslig und fies. Ich mochte den Blick auf Herkunft und die Frage, was wir von unseren Vorfahren lernen können und welche Schuldigkeit wir ihnen gegenüber haben. Insgesamt einfach ein solides Fantasybuch.

Habt ihr schon von dem Buch gehört? Es wundert mich sehr, dass es scheinbar noch keine deutsche Übersetzung davon gibt...

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Donnerstag, 29. Dezember 2022

Kindred


Hallo meine Lieblingsleser,

vorgestern habe ich euch von einem Buch berichtet, von dem ich dachte, dass es ein neues Lieblingsbuch wird, aber dann war es leider nicht so. Heute allerdings kommen wir zu einem Buch, das das geschafft hat. Denn hier hatte ich sehr hohe Erwartungen und sie wurden erfüllt. Von den fünf Autoren, die ich dieses Jahr ausprobieren wollte, hat mich Octavia E Butler am meisten überzeugt, und ich werde definitiv mehr von ihr lesen.

Die Fakten:

  • Autor: Octavia E Butler
  • Titel: Kindred (dts. Kindred - Verbunden)
  • Erschienen: 2018 (zuerst 1979)
  • Verlag: Headline
  • Seiten: 295
  • Preis: 9,19 Euro
  • Klappentext: "When Dana first meets Rufus on a Maryland plantation, he's drowning. She saves his life - and it will happen again and again. Neither of them understands his power to summon her whenever his life is threatened, nor the significance of the ties that bind them. And each time Dana saves him, the more aware she is that her own life might be over before it's even begun."

Zur Handlung: Dana ist eine junge Frau in den 70er Jahren, die gerade mit ihrem Partner zusammengezogen ist. Auch wenn sie schwarz und er weiß ist, haben sie eine moderne, respektvolle Beziehung, in der Hautfarbe keine Rolle spielt. Doch dann beginnt Dana seltsame Anfälle zu bekommen, die sie Jahrzehnte zurück in der Zeit transportieren. In dieser Welt wird sie als Sklavin gesehen.

Ihre Aufgabe scheint dabei zu sein, den jungen Rufus zu retten, denn immer wenn sie zurückgerufen wird, befindet er sich in Lebensgefahr. Zurückkehren kann sie allerdings erst, wenn sie selbst in Lebensgefahr gerät, und ihre Aufenthalte in der Vergangenheit werden immer länger. Dana hat Angst, dass ihr wahres Leben ihr entgleitet, und sie weiß nicht, ob es richtig ist, dass sie einen weißen Sklavenbesitzer immer wieder rettet...

Dieses Buch wird als Sci-Fi-Klassiker gehandelt, da es hier um Zeitreisen geht, allerdings werden diese nicht wirklich erklärt oder haben irgendetwas mit Science zu tun. Ich wäre hier mit den Erwartungen also vorsichtig. Vielmehr ist es eine ganz eigene Art von historischem Roman, denn wir sehen hier aus der Perspektive der 70er Jahre auf die Zeit der Sklaverei in Amerika zurück. Dabei gelingt es der Autorin durch die moderne Hauptfigur bisher ungestellte Fragen aufzuwerfen und uns diese Welt durch einen vertrauten Blick zu zeigen.

Dana als Hauptfigur hat mir außerordentlich gut gefallen. Sie ist eine moderne junge Frau, die ihren Selbstwert weiß und schlau und ehrgeizig ist. Sie befindet sich in einer liebevollen Beziehung mit einem weißen Mann und hat einen guten Job. Doch die Reisen zurück in der Zeit stellen sie vor große Aufgaben, denn mit ihren modernen Werten riskiert sie hier ihr Leben. Sie wird in einevöllig andere Rolle gesteckt, die sie auch immer mehr annehmen muss, je länger sie in der Vergangenheit verbleibt. Trotzdem sind wir als Leser ja in ihrem Kopf und sehen, dass Dana dadurch nicht schwächer oder dümmer wird, sondern es geht ums Überleben.

Als Gegenstück zu Dana erleben wir Rufus. Auch dieser ist eine interessante Figur. Wir lernen ihn als kleinen Jungen kennen, der eher schwächlich ist und eigentlich eine gute Beziehung zu den Sklavinnen seines Vaters hat, denn diese haben ihn aufgezogen. Auch zu Dana entwickelt er eine Art Freundschaft, denn sie ist seine Retterin. Doch wir sehen, wie die toxische Umwelt diesen Jungen zu einem Ekel werden lässt. Wir sehen die schrecklichen Dinge, die dieser Junge tun kann, wenn er derjenige mit Macht ist. Und lange glaubt Dana, dass sie hier einen Einfluss hat, aber am Ende müssen wir mit ihr feststellen, dass ein Mann mit solcher Macht über andere kein guter Mensch sein kann. Diese Komplexität der Entwicklung fand ich wahnsinnig gut nachgezeichnet, sodass einem manchmal wirklich schlecht wird.

Wenn sich ein Buch mit Sklaverei beschäftigt, dann wissen wir, dass es sehr schwierige Szenen geben wird. Das bleibt auch in diesem Buch nicht aus, und gemeinsam mit Dana erleben wir schlimme Dinge. Manche davon beobachtet sie nur, andere passieren ihr selbst. Hier solltet ihr also bei Bedarf auch Content Warnings anschauen, vor allem mit Bezug zu körperlicher und sexueller Gewalt.

Die Handlung dreht sich dann um Danas Zeitreisen. Während sie in der Vergangenheit viele Jahre zubringt, vergehen in der Gegenwart nur wenige Tage. Tatsächlich beginnen wir das Buch mit dem Ende: wir erfahren, dass Dana schwer verletzt wurde und im Krankenhaus ist. Ihr Partner wird verdächtig ihr etwas angetan zu haben. Dann bekommen wir die Geschichte von Beginn erzählt. Ich mochte auch die Darstellung der Gegenwart, wie Dana versucht ihr Leben irgendwie unter Kontrolle zu halten, während sie absolut keinen Einfluss auf die Zeitreisen hat. Interessant fand ich auch, dass ihr Partner sie auf einer dieser Reisen begleitet, und wie das im Roman aufgearbeitet wird. 

Das Ende ist dann der Anfang. Wir erfahren, wie Dana tatsächlich verletzt wurde und wie sie das Problem der Zeitreisen schließlich beenden kann. Wir sehen, wie Dana sich durch diese Erfahrung verändert hat. Besonders gefallen hat mir auch der Umgang mit ihrer Beziehung am Ende. Ich hatte sehr Angst, wie eine Beziehung mit einem weißen Mann in so einem Buch behandelt werden könnte, aber das war unberechtigt. Insgesamt schafft es das Buch einfach, dass wir Danas Ringen mit sich absolut verstehen können. Die Komplexität des Themas wird so gut aufgearbeitet. Man kann es meiner Meinung nach nicht besser machen.

Alles in allem bekommt dieses Buch von mir eine absolute Leseempfehlung. Es hat mich wirklich begeistert, auch wenn das Thema natürlich kein schönes war. Die Komplexität des Themas, wie es hier dargestellt wird, geht so weit über schwarz und weiß hinaus. Dennoch zeigt es, wie toxisch diese Welt für alle Beteiligten war, wie es die Menschen vergiftet hat und heute viele noch von Gedanken der White Supremacy vergiftet sind. Es zeigt, dass alle Menschen unter einer solchen Gesellschaft der Unterdrückung und Versklavung leiden. Und es beleuchtet auch, wie viele Schattierungen Mut in einer solchen Welt haben kann. Das hat mir am besten gefallen.

Habt ihr das Buch schon gelesen? Es ist ja nicht umsonst ein moderner Klassiker.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Dienstag, 27. Dezember 2022

Beloved


Hallo meine Lieblingsleser,

es war wieder still hier auf dem Blog, weil leider vor Weihnachten einfach immer zu viel los ist. Ich möchte nun aber den Rest des Jahres nutzen, um euch noch einige Bücher vorzustellen, die ich dieses Jahr bisher verschwiegen habe. Daher wird es jetzt mal etwas voller hier, und ich hoffe, dass ihr daran Spaß habt. Die Weihnachtsbücher, die ich gelesen habe, werde ich allerdings auf nächsten Dezember schieben, denn ich glaube, jetzt möchte niemand mehr eines anfangen. Darum starten wir heute mit einem Buch, von dem ich dachte, dass es das beste Buch werden könnte, das ich dieses Jahr lese. Aber leider hatte ich da falsch gedacht.

Die Fakten:

  • Autor: Toni Morrison
  • Titel: Beloved (dts. Menschenkind)
  • Erschienen: 2016 (erstmals 1987)
  • Verlag: Vintage
  • Seiten: 324
  • Preis: 11,99 Euro
  • Klappentext: "It is the mid-1800s and as slavery looks to be coming to an end, Sethe is haunted by the violent trauma it wrought on her former enslaved life at Sweet Home, Kentucky. Her dead baby daughter, whose tombstone bears the single word, Beloved, returns as a spectre to punish her mother, but also to elicit her love."

Zur Handlung: Sethe ist als schwangere Frau von der Plantage geflohen, auf der sie als Sklavin arbeiten musste. Sie hat ihre drei Kinder gerettet, doch ihr Mann ist nie aufgetaucht. Sie kam bei ihrer Schwiegermutter unter, deren Freiheit Sethes Mann mit seiner Arbeit erkauft hatte. Doch solange Sklaverei legal war, war Sethe nicht sicher, was sie schließlich ihre ältere Tochter kostete.

Inzwischen lebt Sethe mit ihrer jüngsten Tochter allein. Die beiden Brüder haben den Haushalt verlassen und die Schwiegermutter ist verstorben. In der Nachbarschaft wissen alle, dass Sethes Haus heimgesucht wird. Der Geist der Tochter ist noch immer da. Doch eines Tages erscheint Paul vor Sethes Haus, ein anderer ehemaliger Sklave der Plantage, und er beschließt den Geist zu vertreiben und bei Sethe zu bleiben.

Ich hatte sehr hohe Erwartungen an dieses Buch, denn es wurde viel gelobt und ist in meinem Kopf das bekannteste Buch der Autorin. Entsprechend hatte ich schon einen Platz auf meiner Top10-List für dieses Buch reserviert, der aber nun weiterhin leer bleibt. Das liegt vor allem am Schreibstil des Buches, denn obwohl ich nun schon viele Jahre englisch lese, gibt es doch immer wieder (moderne) Klassiker, in denen ich mit der Sprache nicht gut klar komme. Das war hier auf jeden Fall so, ich musste häufig Sätze und Absätze mehrfach lesen, um zu verstehen, was ich verstehen soll.

Auch im Aufbau der Geschichte ein bisschen unübersichtlich, denn die Gegenwart und die Vergangenheit vermischen sich im Schreibstil immer wieder, sodass es vor allem am Anfang für mich sehr schwer war zu trennen, wann wir in der Gegenwart sind und was noch auf der Plantage in der Vergangenheit passiert ist. Das hat sich mit der Zeit zum Glück gegeben, aber dadurch habe ich leider einfach nicht immer alles richtig verstanden.

Sethe als Hauptfigur hat mir sehr gut gefallen. Sie ist eine junge Mutter, wenn wir sie kennen lernen, aber wir erfahren, welche schrecklichen Erfahrungen sie in ihrem Leben bereits machen musste. Vor allem die Geschichte, wie sie schwanger auf der Flucht war, war wirklich herzzerreißend, und hatte auch irgendwie einen hoffnungsvollen Touch. Diesen Teil fand ich sehr toll. In der Gegenwart hat sie noch ihre fast erwachsene Tochter Denver und den Geist ihrer toten Tochter. Doch dann kommt Paul in ihr Leben, und obwohl die beiden sich irgendwie verlieben und zusammen sein wollen, solltet ihr hier keine Romanze erwarten. Ich fand die Darstellung aber interessant, da ich immer gern Bücher lese, in denen eine männliche Figur in das Leben von selbstbestimmten Frauen kommt - da geht dann meistens was hoch her. Sethe ist bodenständig, aber liebevoll. Ich konnte ihre Reaktionen immer irgendwie nachvollziehen.

Daneben haben wir noch Denver als wichtigen Charakter. Sie ist eigentlich erwachsen und sollte ihr eigenes Leben gestalten, aber sie bleibt bei der Mutter und ist zunächst eine ganze zurückhaltende Figur, die auch stark nach Liebe sehnt. Ich mochte ihre Entwicklung sehr. Außerdem ist Paul wichtig, der für mich eben diesen männlichen Einfluss verkörpert. Als Charakter fand ich ihn nicht spannend, aber die Rolle, die er in der Geschichte erfüllt, ist für mich überaus interessant. Schließlich kommt noch eine weitere wichtige Figur in die Geschichte, die ihr allerdings selbst entdecken müsst. Ich mochte, dass ich bei dieser Figur nie wusste, woran ich bin und wo die Reise hingeht. Gleichzeitig habe ich da dann aber auch nicht immer alles wirklich verstanden.

Abgesehen von Sethes Hintergrundgeschichte hat mir auch die Geschichte rund um Baby, die Schwiegermutter, sehr gefallen. Sie war ein toller Charakter, über den ich sehr gern mehr erfahren hätte. Sie wird in einigen Kapiteln als heilig beschrieben und hatte auch quasi magische Kräfte. Gleichzeitig ist sie aber eine bodenständige Frau, die in ihrem Leben viel gesehen hat. An ihrer Geschichte mochte ich auch die offene Frage, was Freiheit ist und wie sie sich anfühlt, wenn man sie so spät im Leben erst erhält.

Die Handlung selbst war für mich völlig unvorhersehbar. Das hat mich auch am Leben gehalten. Ich wollte auf jeden Fall wissen, wie es mit Sethe und ihrer Familie ausgeht, wer die mysteriöse Figur ist und vor allem was sie will, und ob am Ende Liebe oder Verbitterung gewinnt. Trotzdem ist diese Handlung eben nicht unbedingt linear erzählt, einige Kapitel sind sogar schon eher Gedichte, und man muss wirklich viel denken und aufnehmen.

Alles in allem hätte mir dieses Buch bestimmt um Welten besser gefallen, wenn wir es mal im Unterricht gelesen und besprochen hätten. Ich habe sicherlich Vieles einfach verpasst, weil ich es eben nur so für mich gelesen habe. Das Buch werde ich auch irgendwann nochmal lesen, wenn ich nicht so viel anderes habe, das meine Aufmerksamkeit fordert, denn ich möchte es wirklich gern besser verstehen. 

Habt ihr das Buch gelesen? Und wie hat es euch gefallen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro






Meine Bewertung:



Mittwoch, 7. Dezember 2022

Sand


Hallo meine Bücherwürmer,

aufgrund meines Umzugs hatte ich im August ein kleines Blog-Loch und hier liegen noch einige Bücher, von denen ich euch nicht berichtet hatte. Da es gegen Jahresende geht und dann alle auch über ihre besten und schlechtesten Bücher sprechen, dachte ich, berichte ich heute mal vom vermutlich schlechtesten Buch, das ich in 2022 gelesen habe. Hier ist für mich irgendwie ganz viel schief gegangen.

Die Fakten:

  • Autor: Wolfgang Herrndorf
  • Titel: Sand
  • Erschienen: 2011
  • Verlag: rowohlt
  • Seiten: 475
  • Preis: 19,95 Euro
  • Klappentext: "Während in München Palästinenser des "Schwarzen September" das Olympische Dorf überfallen, geschehen in der Sahara mysteriöse Dinge. In einer Hippie-Kommune werden vier Menschen ermordet, ein Geldkoffer verschwindet, und ein unterbelichteter Kommissar versucht sich an der Aufklärung des Falles. Ein verwirrter Atomspion, eine platinblonde Amerikanerin, ein Mann ohne Gedächtnis - Nordafrika 1972."

Zur Handlung: [ehrlich gesagt geht schon eine Beschreibung der Handlung über alles hinaus, was meiner Psyche gut tut] Es gibt einen Mord, und es gibt einen Mann ohne Gedächtnis. Ein Koffer ist verschwunden. Eine Amerikanerin kommt nach Nordafrika um Makeup zu verkaufen oder sowas. Alles hängt mit allem zusammen.

Wir folgen vorrangig dem Mann ohne Gedächtnis, allerdings auch schon, als er ein Gedächtnis hat, also wissen wir ganz genau, wer er ist. Die ganze Zeit. Der Mann wird quasi als dumm beschrieben, ja auch schon im Klappentext oben. Also folgen wir diesem dummen Mann ohne Gedächtnis durch ein ganzes Buch voller Rassismus und Sexismus. Aber ist Satire...

Ich hab keine Ahnung, was der Künstler mit diesem Werk sagen wollte. Ich weiß auch nicht mehr, ob irgendwann eine glaubhafte Verbindung zu den Geschehnissen im Olympischen Dorf aufgebaut werden oder warum zur Hölle die im Klappentext genannt werden. Ich hab auch zu der Zeit nicht gelebt und daher kein sinnvolles Wissen, was da eigentlich passiert ist. Und ob die Sahara irgendwas damit zu tun hat.

Also die Hauptfigur ist ein dämlicher, rassistischer Franzose, dessen Vorfahren aber aus dem arabischen Raum kamen. Oder zumindest ein Opa. Er hat auch seine Familie dann in diesen fiktiven Ort mitgebracht, die wir aber nie zu Gesicht bekommen. Vielleicht sind sie am Ende vom Buch auch tot. Wir lernen direkt im ersten Kapitel von ihm, dass er dumm ist. Sein IQ entspricht dem eines 13jährigen. Also er ist nicht schlau. Und das wird einem das ganze Buch lang um die Ohren geknallt. Und natürlich verliert er dann sein Gedächtnis, und während er sich fragt, wer er ist, fragen wir uns, wie er es verloren hat. 

Die Handlung ist voller dämlicher Zufälle und blöder Zusammenhänge. Und unser Hauptcharakter checkt meistens nichts. Ich kann mich auch ehrlich gesagt an nichts erinnern außer die Locations, weil die Handlung für mich nie Sinn ergeben hat. Die Charaktere waren alle so belanglos oder unangenehm, dass mir völlig egal war, was mit ihnen passiert. Und wenn man bedenkt, was mit einigen von ihnen passiert, ist das schon ein starkes Stück.

Besonders negativ hängen geblieben ist mir der unterschwellige Rassismus im ganzen Buch. Die Menschen, die in dieser Gegend leben, werden die ganze Zeit als unzivilisiert, arm, dumm und verbrecherisch dargestellt. In jeder Szene, in jedem Moment, immer. Außerdem kommt dann an einigen Stellen noch Sexismus dazu, denn der Hauptcharakter bekommt Hilfe von einer attraktiven Amerikanerin. Die ganze Dynamik zwischen den beiden war so von einem Mann geschrieben...

Eigentlich mag ich Bücher über Charaktere, die nicht so schlau sind, weil ich es wichtig finde zu zeigen, dass man auch ohne Doktortitel oder grandiose Ideen im Leben beliebt und erfolgreich sein kann. Dieses Buch zeigt aber das Gegenteil, es macht sich lustig über dumme Menschen, vor allem wenn sie nicht weiß sind. Ich glaube, ich verlinke euch einfach die Reading Vlogs, in denen ich das Buch gelesen habe, wenn ihr wirklich mehr darüber hören wollt. Ich hab jetzt schlechte Laune und will noch was Gutes lesen.

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:





Sonntag, 4. Dezember 2022

Sleigh Bells Ring


Hallo meine Weihnachtsleser,

heute möchte ich euch noch ein Buch vorstellen, dass ich letztes Jahr gelesen hatte, aber es war dann schon ein bisschen spät um noch von Weihnachten zu sprechen. Also hatte ich es aufgehoben um es in der passenden Saison vorzustellen. Leider war das Buch nicht ganz nach meinem Geschmack, aber das muss bei euch ja nicht auch so sein.

Die Fakten: 

  • Autor: RaeAnne Thayne
  • Sprecher: Stacy Gonzalez
  • Titel: Sleigh Bells Ring
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Harlequin Audio
  • Dauer: 9 Std 5min
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "Angel’s View Ranch has always been special to Annelise McCade. Once upon a time, it was her family’s land, until her grandfather sold it to billionaire Wallace Sheridan. Now employed as the live-in caretaker, Annie is just trying to make it through the holidays with both her sanity and her niece's and nephew’s faith in the magic of Christmas intact. The six-year-old twins recently lost their mother, so Annie tells herself it wouldn’t be a problem to bring them to Angel’s View. Why should it be? The Sheridans haven’t visited in years, not since Wallace died. They would never know the twins were there...until Tate Sheridan shows up out of the blue two weeks before Christmas. Crushed to learn that Tate is there to sell his grandfather’s property - and mortified that her secret guests have been discovered - Annie offers her resignation. But Tate asks them to stay and help him get the house ready for one last family Christmas before it’s put on the market. Annie and Tate have three days to work their magic before the Sheridan clan arrives - and to work through the growing attraction between them. But Annie simply can’t fall for the man who will put her out of a job and a home. Still, the sparkle of the season is impossible to deny...and this Christmas has surprises in store for everyone."

Zur Handlung: Annelise arbeitet als Haus- und Hofmeisterin einer Ranch, die früher ihrer Familie gehört hat. Sie liebt diesen Ort mit ganzem Herzen und ist froh, dass seit dem Tod des Besitzers niemand mehr die Ranch besucht hat und sie so dort ein bisschen ihr Ding machen kann. Das wird besonders wichtig, als sie zu Weihnachten ihre Nichte und ihren Neffen beaufsichtigen muss, deren Vater im Gefängnis ist. 

Doch zu ihrem Schock steht plötzlich der Erbe der Ranch, Tate, vor ihr. Dieser informiert sie, dass die ganze Familie ein letztes Weihnachten auf der Ranch verbringen will, um sich von seinem Großvater zu verabschieden, bevor die Ranch verkauft werden soll. Da allerdings nichts vorbereitet ist, wird Annelise direkt eingespannt ein wundersames Weihnachten zu gestalten. Doch Annelise und Tate waren als Teenager ineinander verknallt - und die Frage ist, ob diese Anziehungskraft die vielen Jahre überlebt hat.

Als ich dieses Buch damals ausgesucht habe, war ich davon ausgegangen, dass es sich hier um eine Hate-to-Love-Geschichte handelt, denn zunächst scheinen Tate und Annelise gar nicht voneinander begeistert. Allerdings handelt es sich eigentlich mehr um eine Second-Chance-Romance, denn die beiden mochten sich als Teeager sehr und dann wurden sie auseinander gerissen. Nun haben sie die Chance ihre Gefühle neu zu entdecken. Das war für mich eine Enttäuschung, einfach weil ich etwas anderes erwartet habe.

Annelise als Hauptcharakter habe ich gemocht. Sie hatte die Verbundenheit zur Ranch und zu diesem Land durch ihre Familiengeschichte. Dennoch hatte sie auch eine klare Vorstellung darüber, was ihre Position auf der Ranch nun ist. Sie wird dann auch von Sheridans gut eingespannt in alle Weihnachtsvorbereitungen. Ich habe sie als bodenständig und verantwortungsvoll wahrgenommen. Das wird auch deutlich daraus, wie sie sich um ihre Nichte und ihren Neffen kümmert.

Tate fand ich auch in Ordnung. Er hat seine eigenen Probleme und seine eigenen Pläne. Über die Zeit jetzt ist mir da allerdings nicht so viel in Erinnerung geblieben. Bei diesem Buch habe ich gemerkt, dass ich es nicht so sehr mag, wenn wir auch aus der Perspektive des Love Interest Kapitel bekommen, denn dann weiß ich ja schon, wie diese Person fühlt. Das nimmt irgendwie die Spannung für mich raus, andere werden es aber sicherlich mögen, wenn man so sieht, wie beide doch nacheinander schmachten und es aber dauert, bis was draus wird.

Dann kriegen wir noch Kapitel aus der Sicht von Tates Schwester, die ehemals Annelises beste Freundin war. Diese hat schwierige Jahre hinter sich und kämpft mit einem schlechten Gewissen. Das müsst ihr dann beim Lesen selbst herausfinden. Ich fand es an sich schön, dass wir neben der Liebesgeschichte hier quasi auch eine Second-Chance-Freundschaft bekommen. Die Schwester fühlt sich auf jeden Fall so, als könne sie nie zu ihrem normalen Leben zurückkommen nach ihrer Vergangenheit, und das wird ein stückweit aufgearbeitet.

Insgesamt werden hier auch einige sehr düstere Themen angesprochen, die ich in einem Weihnachtsbuch erwartet habe. Wir haben den Tod eines geliebten Menschen, der hier sogar in verschiedenen Facetten aufgearbeitet wird, und dabei vor allem auch den negativen Einfluss, den das aufs Leben haben kann. Außerdem haben wir Annelises Bruder im Gefängnis, wovon wir einiges sehen. Es geht außerdem um Sucht und Schmerz. Mir war das alles ehrlich gesagt ein bisschen zu viel für so eine Romanze - denn die Liebesgeschichte steht auf jeden Fall im Vordergrund - und ich hatte nicht das Gefühl, dass diese Themen alle gut aufgearbeitet wurden. Vor allem mit einigen Kommentaren zum Gefängnissystem in Amerika war ich nicht glücklich.

Die romantische Geschichte war ganz niedlich. Es gibt schon einiges Hin und Her, was vor allem auch an der Machtdynamik zwischen den beiden Charakteren liegt, denn Tate ist auf eine Art Annelise Chef und von seiner Entscheidung hängt ihr Schicksal ab - denn sie kann nicht nur ihren Job, sondern auch ihre geliebte Ranch verlieren. Aber da wir in beiden Köpfen sind, wissen wir natürlich, wie sie wirklich fühlen. Ich hatte hier eben einfach eine andere Dynamik erwartet.

Am meisten gestört hat mich an dem Buch der Schreibstil. Die Autorin kann wirklich nicht gut schreiben, und das Buch war auch nicht genug editiert worden. Es gibt so viele Wiederholungen, dass ich teilweise mit den Augen rollen musste. Beispielsweise kriegen wir so viele Sätze á la "Diese armen Kinder müssen jetzt Weihnachten ohne ihren Vater sein", dass man irgendwann nur schreien will: "Ich hab's verstanden, die ARMEN KINDER!" Auch so ist es wirklich kein gut geschriebenes Buch. Durch das Hörbuch habe ich das irgendwie überlebt, gedruckt hätte ich vermutlich aufgegeben.

Alles in allem war das Buch also eher nicht für mich. Ich hatte mir von der Romanze etwas anderes erhofft, ich bin kein großer Fan, wenn wir auch Kapitel aus Sicht des Love Interest bekommen, der Schreibstil war wirklich schrecklich, und einige der sehr schwierigen Themen wurden nur so mittelgut behandelt. Trotzdem kommt hier auf jeden Fall Weihnachtsstimmung auf, ich mochte das Setting der Ranch, und dass wir hier eben auch die Freundschaft von Annelise und Tates Schwester als zusätzliche Handlung bekommen. 

Wie ist das denn bei euch mit dem Schreibstil? Ist euch das wichtig, oder ist euch nur eine gute Handlung wichtig?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Freitag, 2. Dezember 2022

Make You Mine This Christmas


Hallo meine Weihnachtsleser,

es ist so weit, die Weihnachtsmärkte sind offen, die Häuser sind geschmückt und ich habe Glühwein gemacht. Also muss auch ein weihnachtliches Hörbuch her, und ich habe dieses Jahr eine Try A Chapter Challenge gemacht, um mein erstes Buch zu wählen. Falls es euch interessiert, verlinke ich das Video am Ende des Posts, aber heute geht es um den Gewinner dieser Challenge.

Die Fakten:

  • Autor: Lizzie Huxley-Jones
  • Sprecher: Helen Keeley
  • Titel: Make You Mine This Christmas
  • Erschienen: 2022
  • Verlag: Hodder & Stoughton
  • Dauer: 8 Std 59min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "After a year from hell, Haf is ready to blow off steam at a Christmas party: a kind stranger, a few too many drinks and suddenly she's kissing Christopher under the mistletoe—in front of his ex-girlfriend. The next day the news is out that they're apparently a couple, madly in love and coming to Oxlea to spend the festive season with Christopher's family. But Haf doesn't have better holiday plans and to save her new friend from embarrassment, she agrees to pretend to be Christopher's girlfriend for Christmas. It has the makings of a hilarious anecdote they'll be telling for years. Until Haf meets Christopher's sister: the mysterious, magnetic and utterly irresistible Kit. Maybe love was waiting for Haf in this quiet little town all along..."

Zur Handlung: Haf ist unzufrieden mit ihrem Leben. Nachdem sie extra umgezogen ist und ihren Partner deswegen verloren hat, erfüllt ihr Beruf sie nicht und ihr werden immer mehr und mehr Aufgaben übertragen, die sie kaum noch bewältigen kann. In ihrem Weihnachtsurlaub verfällt sie deswegen in eine Art Trance, die erst dann erschüttert wird, als ihre Eltern sie daran erinnern, dass sie Weihnachten in Madeira verbringen werden - ohne Haf.

Haf steht nun plötzlich an Weihnachten allein da. Doch zum Glück nimmt ihr nicht-binärer Mitbewohner sie mit zu einer Weihnachtsfeier, auf der sie Christopher kennen lernt. Auch er ist mit seinem Leben nicht zufrieden, die beiden betrinken sich und küssen sich schließlich unter einem Mistelzweig, damit dessen Opfer auch einen Sinn hat. Dabei werden sie allerdings von Christophers Exfreundin erwischt, und es entspinnt sich ein Fake-Dating-Plot, der chaotischer kaum werden kann.

Als ich die Tag-Line dieses Buches gelesen habe, dass die erste Regel des Fake-Dating ist, dass man sich nicht in die Schwester des Fake-Boyfriend verlieben darf, war mir klar, dass ich dieses Buch lesen muss. Ich fand die Idee Fakedating so auf den Kopf zu stellen, total genial. Und es gibt nichts Chaotischeres als queere Weihnachten wie in diesem Buch. Das brauchte ich einfach in meinem Leben.

Haf als Hauptcharakter habe ich direkt geliebt. Sie ist frustriert, erschöpft und schockiert, als ihre Eltern Weihnachten ohne sie verplant haben. Ihr Job macht ihr keine Freude, sondern raubt ihr alle Energie. Schlecht bezahlt ist er auch noch. Dennoch hat sie ein großes Herz und ein untrügliches Gefühl für Chaos. Ihre Liebe zu guten Partysnacks macht sie dann nur noch einnehmender. Haf trauert immer noch ihrem Ex hinterher, der nicht bereit war mit ihr in eine neue Stadt zu ziehen und direkt am Tag nach der Trennung schon eine neue Freundin hatte. Haf ist außerdem dick, was in den sinnvollen Momenten auch gut thematisiert wird (zum Beispiel beim Thema Kleiderkauf auf dem Dorf).

Haf wohnt zusammen mit Ambrose, einer non-binären Person mit unschlagbarem Modegeschmack. Ich war in diese Person direkt verliebt, weil sie so einen grandiosen Humor hat und Haf die ganze Zeit aufzieht und anstachelt. Als es dann zu der Fakedating-Idee kommt, ist Ambrose direkt dagegen, kann sich dann dem Chaos aber nicht ganz entziehen und will die Freundin eben auch nicht völlig hängen lassen.

Christopher als Fake-Boyfriend hat mir auch gut gefallen. Er teilt Hafs Liebe für gute Partysnacks, weswegen sich die beiden auch so schnell anfreunden. Er hat ebenfalls einen Job, der ihn absolut nicht glücklich macht, und was noch schlimmer ist: er arbeitet für den neuen Freund seiner Ex. Allerdings hat Christopher auch ein geheimes Talent, das ihn wirklich glücklich macht. Er ist eigentlich der perfekte Fake-Boyfriend, sehr zurückhaltend, freundlich und höflich. 

Und schließlich haben wir noch Kit, die schöne und enigmatische Schwester von Christopher. Haf hat mit ihr ein Meet Cute in der Bahnhofsbuchhandlung, was ich total niedlich fand. Die beiden sprechen über das Buch Carol (das ich bis heute leider nicht gelesen habe), und so wird dieser Roman auch ein bisschen eine Homage an Carol und greift ein paar Handlungseckpunkte daraus auf. Kit hat eine Krankheit, die mit verschiedenen Einschränkungen verbunden ist. Beispielsweise nutzt sie einen Gehstock und hat chronische Schmerzen.

Ich habe mich in all diese Charaktere wirklich sehr schnell verliebt und sie haben eine tolle Dynamik. Das Buch ist auch außerordentlich queer und hat auch sonst gute Repräsentation, soweit ich das beurteilen kann. Neben diesen vier Personen gibt es auch noch ein paar andere wie Christophers und Kits Eltern und Christophers Exfreundin. Alle gewinnt man auf ihre Art lieb - vor allem weil die Hauptfigur Haf sie alle irgendwie lieb gewinnt. Dabei sind die Beziehungen und Dynamiken von den Charakteren teilweise sehr komplex und lebensnah.

Das Buch handelt dann einige klassische Weihnachtsmomente ab. Wir haben die Zugfahrt nach Hause bzw. zu Christophers Familie, wir haben einen Glühweinabend am Kamin, wir haben Lebkuchenhausbäckerei und einen Weihnachtsmarkt mit Rentieren, es gibt sogar einen Weihnachtsball und einen Abend voller Weihnachtsfilme. Insgesamt kommt also in diesem Buch viel Weihnachtsstimmung auf, was ich sehr mochte.

Wie man von der Beschreibung der Handlung schon deuten kann, ist Chaos hier allerdings vorprogrammiert. Nicht nur verliebt sich Haf in Kit, die offiziell die Schwester ihres Boyfriends ist, auch Christopher hat einige Probleme (mit seinen Eltern), denen er sich nicht stellen will. Darüber hinaus geht in Hafs Anwesenheit sowieso immer einiges schief, aber zum Glück hat sie die rettende Karotte im BH, oder so... Na das müsst ihr dann selber lesen. Es ist auf jeden Fall für viele Lacher gesorgt, aber es werden auch ernste Themen angeschnitten.

Das Ende ist dann natürlich genauso, wie wir es von solchen Weihnachtsbüchern erwarten. Es hat mir wirklich gut gefallen, obwohl es natürlich nicht sehr realistisch ist. Insgesamt ist das Buch ein schöner Twist des Fakedating-Tropes und hat mich grandios unterhalten. Die Charaktere waren alle auf ihre Art liebenswert und die Diversität in diesem Buch war authentisch rübergebracht. Ich bin nun richtig traurig, dass das Hörbuch schon vorbei ist, denn ich konnte mich nur schwer von der Geschichte und den Charakteren trennen. Es gibt übrigens ein zweites Buch, das inhaltlich fast genauso klingt wie dieses (Kiss Her Once For Me), aber es spielt in Amerika und die britische Variante hat mir hier deutlich besser gefallen.

Habt ihr denn schon Weihnachtsbücher bereit gelegt zum Lesen? Oder wartet ihr noch ein wenig?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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