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Dienstag, 9. April 2024

Die Unerzählte Geschichte


Hallo meine Geschichtshasen,

heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, dass ich zu Weihnachten bekommen habe. Es ist ein Buch über Geschichte - westliche Geschichte, mit Fokus auf Deutschland, Europa und etwas USA - aber anders erzählt, nämlich über die Errungenschaften von Frauen. Dabei wird auch darauf eingegangen, warum wir die Namen dieser Frauen vielleicht noch nie gehört haben, obwohl sie Unglaubliches geleistet haben.

Die Fakten:

  • Autor: Vera Weidenbach
  • Titel: Die Unerzählte Geschichte - Wie Frauen die moderne Welt erschufen - und warum wir sie nicht kennen
  • Erschienen: 2022
  • Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
  • Seiten: 328 + Quellenverzeichnis
  • Preis:
  • Klappentext: "Frauen verändern schon immer die Welt: Sie waren nicht nur "die Ersten ihrer Art", sie waren die Ersten überhaupt. Sie forschten, schrieben Weltliteratur und läuteten neue Epochen in der Kunst ein. Vera Weidenbach macht endlich sichtbar, welchen Anteil Frauen an unserer modernen Welt haben. In Wahrheit schuf nicht Walt Disney den ersten Trickfilm, sondern Lotte Reiniger. Rosalind Franklin beschrieb die DNA, Ada Lovelace das erste Computerprogramm und Lise Meitner die Kernspaltung. Camille Claudel prägte die Bildhauerei der Moderne, und Margarete Steffin brachte die Stimmen der kleinen Leute in die weltberühmten Stücke von Berthold Brecht."

Zum Inhalt: In sechs Kapiteln gehen wir durch sechs Zeitabschnitte der Geschichte. Wir beginnen im 19. Jahrhundert, arbeiten uns durch den ersten Weltkrieg, die Phase zwischen den Weltkriegen und den zweiten Weltkrieg schließlich in die Nachkriegszeit bis fast zum Fall der Mauer und dem Ende des kalten Krieges. Dabei wird die Geschichte chronologisch erzählt und wir springen so von Frau zu Frau, besuchen einige nur einmal, andere immer wieder durch die Zeit hinweg.

Die Autorin beleuchtet dabei Frauen aus Wissenschaft, Kultur und Kunst, und zeigt deren Errungenschaften und ihre Unsichtbarmachung auf. Auch wenn sich die Möglichkeiten der Frauen durch die Zeit verändern, sind doch die Gründe, mit denen sie ins Abseits geschoben werden, erschreckend konstant. Hier geht es dann allerdings wenig in die Tiefe, sodass letztlich hier doch eine Reihe von Einzelschicksalen steht, die nur dürftig zu einem großen Ganzen verbunden werden.

Die Auswahl der Frauen, die konkret vorgestellt werden, ist nur eine Auswahl, das betont Vera Weidenbach in ihrem Buch. Es würden immer Frauen vergessen. Und ich finde auch, dass die Länge des Buches genau richtig ist, sodass ich nicht dafür plädieren würde, mehr Lebensläufe aufzunehmen. Dennoch hat sich mir so manche Auswahl nicht erschlossen. Zum Beispiel fand ich die Debatte um Coco Chanel zwar interessant (und würde hier auch Recherchen empfehlen, auch wenn ihr Mode nicht mögt), aber sie passt so gar nicht zu den unsichtbaren Frauen. Ihr Name steht auch heute noch auf luxuriösen Parfums und teuren Handtaschen. Kein Mann hat ihr den Rang abgelaufen oder den Erfolg streitig gemacht - auch wenn ein Mann für sie fast zum wirtschaftlichen Verhängnis geworden wäre. Was macht sie hier?

Auf der Kehrseite dieser Medaille fühle ich beim Lesen ein großes Loch von historisch unsichtbaren Frauen, die weiter unsichtbar bleiben, weil sie nicht die Wissenschaft oder Kunst revolutioniert haben. Weil sie so unterdrückt waren, dass ein Zugang zu potentiellem Ruhm in ihren kühnsten Träumen nicht vorkam. In einem frühen Kapitel finden wir zumindest einen kurzen Verweis auf die Rolle, die Klasse und Stand für diese Frauen gespielt haben. 

Aber daneben sind noch andere unsichtbare Frauen. Marginalisierte Frauen - Transfrauen, queere Frauen, Frauen mit Behinderung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich nicht zumindest eine solche Frau gefunden hätte, um den lustigen Reigen von weißen Mittelklasse-Frauen in diesem Buch unterbrochen hätte. Zugegeben, ein paar Schwarze Frauen und eine Frau chinesischer Herkunft werden erwähnt, doch alle in den USA. Gab es in Deutschland und Europa keine Frauen of Color, die Großes geleistet haben?

Abgesehen von dieser klaffenden Lücke hat mich das Buch durch den flüssigen Schreibstil überzeugt. Man kann es einfach super lesen. Ich hatte auch das Gefühl, dass sehr wenig Überflüssiges darin steckt. Ein bisschen seltsam fand ich die Geschichte von Silvia Plath aufgearbeitet - die ist auch nicht auf meiner Liste von unsichtbaren Frauen der Literatur, aber ok. Ein bisschen herausfordernd ist, dass wir chronologisch lesen und so manche Frauen in mehreren Abschnitten oder Kapiteln vorkommen, aber das hat mich nicht gestört.

Manche Frauen dagegen tauchen im Buch nur kurz auf - und das ist meistens, weil sie auch in der Geschichte nur kurz aufgetaucht sind. Es ist wirklich erschreckend, wie viele Frauen in diesem Buch bereits in jungen Jahren und sehr häufig an Krebs gestorben sind. Neben den vielen Aspekten, die Wut im Leser auslösen werden, hat mich das auch unglaublich traurig gemacht. Gerade für ihre teilweisen kurzen Leben, haben diese Frauen wirklich Großartiges geschafft. Diejenigen, die länger leben konnten, mussten oft um Anerkennung und Entlohnung für ihre Werke kämpfen. Also hier auf Wut vorbereiten.

Alles in allem fand ich das schon ein schönes Buch. Ich habe auf jeden Fall Dinge gelernt, die ich vorher nicht wusste. Auch der Fokus auf Deutschland, Europa und die USA fand ich ihn Ordnung, irgendwo muss man ja anfangen. Ich fand die Mischung aus Frauen aus Wissenschaft, Kultur und Kunst gut getroffen. Gegen Ende hin hatte ich aber das Gefühl, dass es irgendwie hektischer wird, da die kurzen Kapitel die komplexe Geschichte dann vielleicht nicht mehr so gut widergeben konnten. Aber vielleicht war das nur für mich so. Ich würde das Buch empfehlen, wenn ihr mal eine andere Geschichte über die Moderne lesen wollt. 

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 7. April 2024

Acceptance


Hallo meine Sci-Fi-Hasen,

heute kommen wir zum vorerst letzten Band in der Southern Reach-Reihe. Vorerst, weil gerade ein vierter Band angekündigt wurde. Mal schauen, ob ich den dann noch irgendwann lese. Aber erstmal reden wir heute über Band 3, der mir wirklich wahnsinnig gut gefallen hat. Es wird aber schwierig, komplett spoilerfrei zu erklären, warum. Ich versuche mein Bestes.

Die Fakten:

  • Autor: Jeff Vandermeer
  • Titel: Acceptance (dts.)
  • Reihe: Southern Reach 3
  • Erschienen: 2014
  • Verlag: Farrar, Strauß and Giroux (Bind-up aller drei Bände)
  • Seiten: 232 (im Bind-up)
  • Preis: 22,99 Euro (Bind-up aller drei Bände)
  • Klappentext: "It is winter in Area X, the mysterious wilderness that has defied explanation for thirty years, rebuffing expedition after expedition, refusing to reveal its secrets. As Area X expands, the agency tasked with investigating and overseeing it—the Southern Reach—has collapsed on itself in confusion. Now one last, desperate team crosses the border, determined to reach a remote island that may hold the answers they've been seeking. If they fail, the outer world is in peril."


Zur Handlung: Nach dem Fall der Southern Reach finden sich verschiedene Charaktere in der Area X wieder. Sie beschließen, sich zusammen zu tun und Antworten zu suchen. Doch jeder von ihnen hat seine eigenen Pläne, und nicht alle von ihnen sind wirklich menschlich. Aber vielleicht sind sie die letzte Hoffnung der Menschheit wie wir sie kennen.

Über allem schwebt das Bewusstsein der Psychologin. Sie erinnert sich zurück an den Weg, der zu ihrer Auflösung geführt hat, von einer Kindheit an einem Leuchtturm zu einem Job, der ihr Leben vereinnahmt hat. Und wir lernen Saul kennen, der sich nur ein neues ruhiges Leben mit seinem Liebhaber aufbauen will, aber gegen unsichtbare Windmühlen kämpft, und vielleicht auch gegen sein eigenes Bewusstsein.

Wie gesagt, es ist so schwer, über dieses Buch zu sprechen, denn allein zu sagen, wer noch lebt, ist ja schon ein Spoiler. Dennoch versuche ich euch jetzt rüberzubringen, dass dies mein Lieblingsbuch in der Reihe war. Das lag vor allem auch daran, dass wir hier das erste Mal mehrere Perspektiven bekommen, und ein davon hat mir ganz besonders gut gefallen.

In einer ersten Perspektive folgen wir zwei Charakteren direkt nach Buch 2 auf ihrem Weg, der sie in Area X geführt hat. Dazu kann ich nicht viel mehr sagen, außer dass sie versuchen herauszufinden, ob sie Area X noch aufhalten können, und ob sie das wollen. Die zweite Perspektive gehört zur Psychologin und ist in der zweiten Person geschrieben, was ich absolut liebe. Hier bekommen wir einige Antworten, die wir schon in Band 1, spätestens in Band 2 haben wollten.

Die dritte Perspektive ist aber die, die mich absolut begeistert hat. Wir folgen einem Charakter namens Saul vor dem Entstehen der Area X. Dieser Blick auf einen Mann, der einfach nur sein Leben leben will, seinen Freund lieben will, aber davon abgehalten wird von seltsamen Leuten, die immer wieder in seinen Alltag einbrechen.... und dann wissen wir, was kommen wird. Boah, das hat mir Gänsehaut gemacht. Spannend fand ich daran auch, dass wir mit dieser Perspektive mitten drin sind in der Entstehung von Area X, aber trotzdem immer noch nicht alles verstehen, weil es selbst für diese Figur alles rätselhaft bleibt.

Durch die verschiedenen Perspektiven erhalten wir nochmal ein deutlich umfassenderes Bild von Area X, ohne dass dadurch wirklich alle Fragen beantwortet werden können. Wir sehen eigentlich nur, wie viel größer alles ist, als wir bisher vielleicht dachten. Dennoch gibt es genug Antworten, dass ich befriedigt aus diesem vorerst letzten Band herausgegangen bin. Es hat für mich alles einfach gut abgerundet und gleichzeitig die Faszination und den Grusel dieser Welt aufrecht erhalten.

Alles in allem hatte ich das Gefühl, dass dadurch die Reihe hier zu einem guten Ende findet. Während das erste Buch vor allem Horror und Grusel auslöst, wenn wir diese Welt sehen, in der alles möglich scheint und nix ist, wie es soll, sehen wir im zweiten Band die Frustration, mit der man hier nach Antworten suchen muss. Band 3 gibt uns jetzt eine seltsame Traurigkeit und Melancholie, wenn wir auf Saul und seine Träume sehen, wenn wir den inneren Kampf in Ghost Bird sehen, wenn wir das lebenslange Streben nach einer verlorenen Heimat der Psychologin sehen. Mir hat das so gut gefallen.

Ich hoffe, ihr seid jetzt begeistert für diese Reihe.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Samstag, 6. April 2024

Authority


Hallo meine Sci-Fi-Freunde,

wir kommen heute zum zweiten Band der Southern Reach-Reihe, in dem wir einem neuen Protagonisten folgen, der aus einer anderen Perspektive auf Area X schaut. Für viele scheint das der schlechteste Band der Reihe zu sein, ich habe viele enttäuschte Rezensionen gesehen, und auch wenn ich diesen Band nicht so gut fand wie den ersten, blieb bei mir eine große Enttäuschung aus. Aber dazu gleich mehr.

Die Fakten:

  • Titel: Authority (dts. Autorität)
  • Autor: Jeff Vandermeer
  • Reihe: Southern Reach 2
  • Erschienen: 2014
  • Verlag: Farrar, Strauß and Giroux (Bind-up aller drei Bände)
  • Seiten: 226 (im Bind-up)
  • Preis: 22,99 Euro (Bind-up aller drei Bände)
  • Klappentext: "After thirty years, the only human engagement with Area X—a seemingly malevolent landscape surrounded by an invisible border and mysteriously wiped clean of all signs of civilization—has been a series of expeditions overseen by a government agency so secret it has almost been forgotten: the Southern Reach. Following the tumultuous twelfth expedition chronicled in Annihilation, the agency is in complete disarray. John Rodríguez (aka "Control") is the Southern Reach's newly appointed head. Working with a distrustful but desperate team, a series of frustrating interrogations, a cache of hidden notes, and hours of profoundly troubling video footage, Control begins to penetrate the secrets of Area X. But with each discovery he must confront disturbing truths about himself and the agency he's pledged to serve."


Zur Handlung: Control hat wenig Glück mit seiner Karriere. Nachdem ihm ein tödlicher Fehler während einer Mission unterlaufen ist, wird er von einer Position auf die nächste geschoben, meist mit suboptimalen Folgen. Nun erhält er seine letzte Chance - weil seine Mutter ein hohes Tier in der Organisation ist: er soll der neue Direktor der Southern Reach werden und die Area X überwachen.

Kaum in seiner neuen Position angekommen, bekommt Control schnell einen Eindruck des chaotischen Treibens in Southern Reach. Von der feindlichen Vizedirektorin zu den verwirrten Wissenschaftlern scheint niemand wirklich mehr einen klaren Kopf für seine Stelle zu haben. Control will diesen Dingen auf den Grund gehen - und kann sich dabei nicht sicher sein, wie klar sein Kopf eigentlich noch ist.

Der Sprung in eine neue Perspektive auf die Area X kann im ersten Moment etwas desorientierend sein, macht aber im weiteren Verlauf der Geschichte Sinn. Ich kann nicht zu viel dazu sagen, weil es das erste Buch spoilern würde, aber ich fand, dass wir dadurch auf eine bestimmte Figur eine notwendige Perpektive bekommen. Wir schauen eben nochmal aus einer ganz anderen Richtung auf die Ereignisse und können neue Fragen stellen.

Control als Hauptfigur scheinen viele Leute nicht zu mögen. Ich hatte mit ihm kein Problem. Klar, er ist irgendwie nicht ganz richtig im Kopf, aber wer kann das von sich behaupten, wenn er auf so eine Stelle unter solche Kollegen bzw. eigentlich Angestellte kommt. Ich konnte zumindest die tiefe Frustration mitfühlen, die Control in seiner Rolle empfindet, weil es ihm eben nicht gelingt, Southern Reach in seine Kontrolle zu bringen. Außerdem hat er eine Katze...

Neben Control sind noch ein paar andere Charaktere relevant. Wir lernen einiges über seine Familie. Entgegen der üblichen Klischees ist seine Mutter ein hohes Tier in der Organisation hinter Southern Reach, die Tochter eines sehr berümten Agenten, die es selber weit gebracht hat. Control ist da das schwarze Schaf. Der Vater war ein eher erfolgloser Künstler mit hispanischen Wurzeln. In Southern Reach ist dann Carol wichtig, die sofort mit Control auf Kriegsfuß zu sein scheint. Ich habe mich das ganze Buch gefragt, was eigentlich ihr Problem ist - und es ist vor allem ihre Verbindung zur vorherigen Direktorin, dessen Job Control einnimmt. Schließlich haben wir noch zwei Mitarbeiter aus dem wissenschaftlichen Bereich, die relevant sind. Beide erscheinen ein bisschen verrückt, und man fragt sich, ob das zum Wissenschaftlersein gehört, oder ob mehr dahinter steckt. Dann gibt es noch eine Figur, die aus Area X zurückkehrt, zu der Control eine große Faszination hinzieht, und von der er sich Antworten verspricht.

Während wir also im ersten Band in Area X sind und diese wahnwitzige Welt erleben, schauen wir nun von außen darauf. Und es gibt so viele offene Fragen, dass man gar nicht weiß, an welcher Ecke man ziehen soll in der Hoffnung, dass sich der Knäul dann auflöst. Control versucht es in verschiedene Richtungen, aber dieses Buch steht ganz im Zeichen von Frustration. Er scheint immer einen Schritt hinterher zu sein, und jede Antwort stellt gleichzeitig zwanzig neue Fragen. Die größte Frustration besteht allerdings darin, dass niemand zu wollen scheint, dass er Antworten findet - und dies aktiv verhindert wird. 

Diese Frustration führt vielleicht dazu, dass viele Leute das Buch so schlecht finden. Für mich war es aber absolut nachvollziehbar. Wir schauen hier auf eine Organisation, die seit mindestens 30 Jahren Geheimnisse hat. Noch dazu hat die letzte Direktorin ganz offensichtlich ihre eigene Agenda verfolgt und Southern Reach teilweise dazu benutzt. Und auch andere Player in dem Gefüge scheinen ihre Pläne und Ziele mit Southern Reach zu verfolgen. Control ist dabei nur ein kleiner Spielstein, und vielleicht ein Bauernopfer. Trotzdem gibt er nicht auf, bis die Situation völlig eskaliert.

Alles in allem hat mir deswegen auch der zweite Band der Reihe gut gefallen. Auch wenn ich ihn etwas schwächer finde als Band 1, erhalten wir hier wichtige Einsichten in Southern Reach, ohne die die Geschichte nicht erzählt werden kann. Control als Charakter hat mir eigentlich immer eher Leid getan, bzw. habe ich mit ihm gefühlt, denn in seiner Haut wollte ich nicht stecken. Das Ende ist dann auch sehr ereignisreich und etwas verwirrend, aber danach wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Freitag, 5. April 2024

Annihilation


Hallo meine Horrorhasen,

heute möchte euch mit euch über einen Sci-Fi-Horror sprechen, den ich schon recht lange lesen wollte. Eigentlich schon, seit der Film auf Netflix erschienen ist, und wer weiß, wie viele Jahre das inzwischen schon wieder her ist. Es ist außerdem das erste Buch in einer Trilogie, und ich werde euch dieses Wochenende alle drei Bände vorstellen.

Die Fakten: 

  • Autor: Jeff Vandermeer
  • Titel: Annihilation (dts. Auslöschung)
  • Reihe: Southern Reach 1
  • Erschienen: 2014
  • Verlag: Farrar, Strauß and Giroux (Bind-up aller drei Bände)
  • Seiten: 128 (im Bind-up)
  • Preis: 22,99 Euro (Bind-up aller drei Bände)
  • Klappentext: "Area X-a remote and lush terrain-has been cut off from the rest of the continent for decades. Nature has reclaimed the last vestiges of human civilization. The first expedition returned with reports of a pristine, Edenic landscape; all the members of the second expedition committed suicide; the third expedition died in a hail of gunfire as its members turned on one another; the members of the eleventh expedition returned as shadows of their former selves, and within months of their return, all had died of aggressive cancer. This is the twelfth expedition. Their group is made up of four women: an anthropologist; a surveyor; a psychologist, the de facto leader; and our narrator, a biologist. Their mission is to map the terrain and collect specimens; to record all their observations, scientific and otherwise, of their surroundings and of one another; and, above all, to avoid being contaminated by Area X itself.  They arrive expecting the unexpected, and Area X delivers-they discover a massive topographic anomaly and life forms that surpass understanding-but it's the surprises that came across the border with them, and the secrets the expedition members are keeping from one another, that change everything."


Zur Handlung: Wir folgen einer namenlosen Biologin in die Area X, eine Zone der Welt, in der etwas Schreckliches geschehen ist. Verschiedene Expeditionen haben bereits versucht Antworten zu finden, doch wenn die Teilnehmenden zurückgekehrt sind, dann waren sie stets verändert und haben meist nicht mehr lange gelebt; wenn sie zurückgekehrt sind. Diese Mission besteht nun nur aus Frauen, neben unserer Biologin gibt es eine Psychologin, eine Anthropologin und eine Ex-Soldatin. Die Linguistin hat es sich angeblich kurz vor Beginn der Mission anders überlegt.

Doch kaum sind die vier Frauen in der Area X gelandet, geht schon einiges schief. Bei einer Erkundungstour finden sie eine Art Tunnel, in dem Treppen tief unter die Erde führen, doch unsere Biologin kann sich den Tunnel nur als Turm vorstellen, der anstatt nach oben nach unten geht. Als die vier beschließen, diesen Turm zu erkunden, beginnt ihre unwiderrufliche Veränderung.

Dieses Buch ist extrem seltsam. Wir lesen die Geschichte in Form von Tagebucheinträgen der Biologin. So sehen wir einerseits, was in der Area X passiert, aber sie erinnert sich auch zurück an Dinge aus ihrem Leben. Wir erfahren, warum sie Biologin geworden ist und warum sie sich für diese hoffnungslose Mission freiwillig gemeldet hat. Dadurch kommen wir nah an sie heran, und gleichzeitig bleibt sie uns auch fern. 

Ich persönlich liebe diese Art von Horror, wo die Protagonisten durch eine Art Portal in eine Welt neben unserer Welt kommen, in der aber unsere Gesetze und Regeln nicht gelten. In dieser Welt kann dann jeden Moment alles geschehen. Ich finde es so faszinierend, weil ich mich dann auch immer frage, wie mein Gehirn wohl auf sie eine grundsätzlich fremde Welt reagieren würde, vor allem wenn sie ihm Kern dann doch vertraut aussieht. Es ist eben nur alles ein kleines bisschen falsch.

Wir haben es in diesem Buch vor allem mit Pflanzen-, Natur- und Bodyhorror zu tun. Es ist alles sehr organisch, weswegen eine Biologin als Hauptfigur auch Sinn macht. Irgendetwas hat die normale Welt in Area X korrumpiert, und nun ist nix so, wie es sein sollte. Trotzdem macht alles irgendwie seltsam Sinn. Ihr solltet aber nicht zu viele Antworten erwarten, auch das gehört zu dieser seltsamen Art von Horror dazu.

Neben der Biologin haben wir noch drei andere Charaktere, die in der Area X sind. Recht früh sagt uns unsere Protagonistin allerdings, dass sie nicht lange an ihrer Seite sein werden. Die Frauen kennen sich kaum, haben nur etwas gemeinsames Training erlebt. Ein tiefes Misstrauen liegt zwischen ihnen, sodass wir den anderen auch nicht vertrauen können. Außerdem spielt dann noch der Ehemann der Biologin eine Rolle, denn wir sehen ihn in Rückblenden. Ich fand ihre Dynamik interessant, aber das müsst ihr selbst ergründen.

Was kann ich noch über dieses Buch sagen, dass keine Spoiler enthält und nicht einfach völlig wirr klingt? Ihr werdet am Ende vermutlich so schlau sein wie am Anfang, aber der Weg lohnt sich, wenn ihr diese Art von Horror liebt. Ich liebe sie. Ich fand es schaurig, aufregend, mitreißend. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung, auch wenn ich da nicht so viel Positives gehört habe. Nach dem Ende dieses ersten Bandes will ich aber unbedingt mehr Antworten - und ich habe meine Zweifel, ob ich sie kriege.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Mittwoch, 3. April 2024

Gingerbread


Hallo meine Märchenfreunde,

wir alle kennen das berühmte Lebkuchenhaus aus dem Märchen, und wir alle haben als Kinder sicher von einem Besuch geträumt. In diesem Buch spielt Lebkuchen auch eine ganz besondere Rolle, denn es verbindet drei Generationen von Frauen und ihre abenteuerliche Reise nach England. Ich war sehr gespannt darauf, nachdem ich letztes Jahr White is for Witching von der Autorin gelesen hatte.

Die Fakten:

  • Autor: Helen Oyeyemi
  • Titel: Gingerbread
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Picador
  • Seiten: 291
  • Preis: 9,49 Euro
  • Klappentext: "Perdita Lee and her mother Harriet may appear your average schoolgirl and working mother but they are anything but. For one thing, their home is a gold-painted, seventh-floor flat with some surprisingly verbal vegetation. And then there's the gingerbread. As we follow the Lees through encounters with jealousy, ambition, family grudges, work and wealth, gingerbread seems to be the one thing that holds a constant value..."

Zur Handlung: Drei Generationen von Frauen: Margot, die wohlhabende Tochter, die einen armen Farmer heiratet. Harriet, die auf einer ärmlichen Farm aufwächst und um sich herum Hunger und Leid erlebt, bis sie zu industrieller Arbeit in die große Stadt geholt wird. Perdita, die in einem Land weit weg von ihrer Heimat aufwächst und sich nach dieser sehnt. Sie alle verbindet der Lebkuchen.

Margot hat das Rezept von der Familie ihres Mannes übernommen und ich damit berühmt geworden. Harriet nutzt dieses magische Rezept, um sich vom elterlichen Bauernhof zu befreien und ihr eigenes Glück zu versuchen. In der Fremde ist der Lebkuchen eine Rettungsleine in die Heimat, gefüllt mit dem Geschmack von Nostalgie. Und keiner kann ihm widerstehen.

Wie ihr hier schon sehen könnt, ist es unglaublich schwierig, die Handlung dieses Buches wirklich zusammenzufassen. Bei Oyeyemi geht es häufig mehr um das wie und warum, als um das was. Darauf war ich beim Lesen schon eingestellt, und deswegen hat es mich auch gar nicht gestört. Trotzdem macht es das für mich schwierig, über das Buch zu schreiben.

Als Hauptfigur würde ich Harriet herausnehmen. Wir sehen den Großteil der Geschichte aus ihrer Perspektive. Sie ist eine Mutter, die den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter verdient. Gleichzeitig will sie sich im Elternrat der Schule ihrer Tochter eine angesehene Position erarbeiten und dazugehören. Ich fand Harriet interessant, aber auch ein bisschen schwierig einzuordnen, weil wir von ihr dann ihre Kindheitsgeschichte erzählt bekommen, und die beiden Harriets fand ich im Kopf schwer zu vereinen.

Daneben haben wir Margot als die Mutter. Ich fand sie interessant, weil sie aus einer reichen Familie stammt und sich aus Ekel gegen das Geld entschieden hat. Sie heiratet einen Farmer und lebt mit ihm in Armut. Als sie das bereut, geht sie zurück zu ihrer Familie, aber sie ist dann doch ihren Prinzipien treu. Perdita als Tochter bleibt für mich blass in Erinnerung. Sie tut etwas sehr gefährliches, das den Großteil der Geschichte auslöst. Ich denke, in ihrer Unverträglichkeit des Lebkuchens steckt eine große Metapher, die aber an mir vorbeigegangen ist.

Ein großer Teil der Geschichte ist, dass Harriet Perdita ihre Geschichte erzählt. Das ist auch eine Geschichte von Migration, denn zu einem Zeitpunkt verlassen Margot und Harriet das Land, aus dem sie stammen, und kommen nach England. Perdita eröffnet dann, dass ihre gefährliche Tat mit dem Ziel geschah, in das Herkunftsland zurückzukehren und es mit eigenen Augen zu sehen. Auch hier steckt sicher einiges an Metapher drin, aber ich bin nicht gut darin, alles davon zu interpretieren.

Besonders interessant fand ich die Darstellung von Armut in Harriets Geschichte. Wir sehen, wie ungleich die Gesellschaft in diesem fiktiven Land ist. Der Reichtum einer kleinen Gruppe basiert auf der Armut der meisten Menschen. Dabei ist der Besitz von Land ausschlaggebend. Außerdem sehen wir, wie die Armen von den Reichen für noch mehr Profit ausgenutzt und ausgebeutet werden. In Verbindung mit dem Lebkuchen hatte es dann für mich teilweise ein bisschen Willy Wonka-Vibes. Vielleicht auch deswegen hat sich das Buch für mich ein bisschen wie ein Mix aus Tim Burton- und Wes Anderson-Film gelesen. 

Ein weiteres Thema, was das Buch anschneidet, ist dann ungewollte Schwangerschaft von jungen Menschen, und wie bestimmte Familie da etwas dagegen haben und damit umgehen. Verbunden wird das wieder durch ein sehr klares Klassendenken, das vorgibt, welche Art von Beziehungen zwischen Wohltätern (reich) und Wohlgetanen (arm) erlaubt sind und welche nicht.

Alles in allem ist dieses Buch einfach eine Erfahrung. Man kann sicherlich viel darin interpretieren, und viel herausarbeiten, was ich hier nicht getan habe. Ich möchte euch aber ermutigen, dass ihr dem Buch mal eine Chance gebt, wenn es euch interessiert. Am Ende wird jede Person aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen Unterschiedliches mitnehmen. Wenn ihr das Buch gelesen habt, lasst mich gern wissen, was euch besonders angesprochen hat.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Montag, 1. April 2024

Die Erben des Medicus


Hallo meine Historienhasen,

vielleicht erinnert ihr euch noch an den Medicus, von dem ich euch auch die Verfilmung vor vielen Jahren vorgestellt hatte. Und dann hatte ich auch vom Folgebuch Der Schamane berichtet. Heute kommen wir mit sehr viel Verzögerung zum letzten Band dieser Trilogie, die der Arztfamilie der Coles folgt. Ihr fragt euch vielleicht, was hat da so lange gedauert? Nun ja, das Cover des Buches in der Ausgabe, die meine Mama mir geliehen hat, ist wirklich kein Hingucker, und Ärzte in den 90ern in den USA hat jetzt auch nicht mein Interesse geweckt, sondern mich eher an die vielen TV-Sendungen aus der Zeit erinnert. Aber jetzt ist es endlich so weit, zu Ostern bekommt Mutti ihre Ausgabe zurück!

Die Fakten:

  • Autor: Noah Gordon
  • Übersetzung: Klaus Berr
  • Titel: Die Erben des Medicus (eng. Matters of Choice)
  • Reihe: Familie Cole 3
  • Erschienen: 1997 (Original: 1995)
  • Verlag: Knaur
  • Seiten: 402
  • Preis: 11,00 Euro
  • Klappentext: "Eine zerbröckelnde Ehe und die Fragwürdigkeit einer Karriere im Getriebe einer Großklinik sorgen für eine große Wende in Dr. Roberta Coles Leben. Sie beschließt, der Apparatemedizin und dem politischen Hickhack am Hospital in Boston den Rücken zu kehren und als Landärztin in den Berkshire Hills den direkten menschlichen Kontakt zu den Patienten zu suchen. Das bedeutet Verzicht auf Privilegien, Komfort und Sicherheit, bedeutet aber auch Zugang zu einer unverfälschten Natur, zum ewigen Kreislauf der Jahreszeiten, zu einfachen Menschen und ihren Nöten."

Zur Handlung: RJ Cole ist eine Ärztin Mitte 40, deren Ehe schon lange abgekühlt ist und deren Job ihr kein Vergnügen bringt. Als der Mann in einen beruflichen Fauxpas verstrickt wird und für RJ eine wichtige Beförderung im Raum steht, beschließen die beiden die Scheidung. Doch da RJ Schwangerschaftsabbrüche in einer Abtreibungsklinik vornimmt, gerät ihr Name in schlechte Presse. Dies gefährdet nicht nur ihre Beförderung, die an einen männlichen Kollegen geht, sondern auch ihre Sicherheit, sodass RJ Boston verlässt und aufs Land zieht.

Dort angekommen stellt sie sich den Herausforderungen, sich eine neue Praxis und ein neues Leben aufzubauen. Das wird erleichtert durch Menschen, die sie in dem Örtchen trifft, allen voran ihrer neuen Freundin Toby, die ihre Sprechstundenhilfe wird, und ihrem Nachbar David, mit dem nach und nach Gefühle entstehen. Auch Davids Tochter Sarah wird für RJ schnell ein emotionaler Anker. Doch dann geht alles schief.

Ok, ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber aus dem englischen Titel kann man das Thema dieses Buches eigentlich gut ablesen. Matters of Choice - hier wird auf die Abtreibungsdebatte in den USA verwiesen. Und uff, so ein Buch jetzt zu lesen, dass die Zustände in den 90ern kritisiert, wo wir doch wissen, wo wir im Jahr 2024 damit stehen, das war echt hart. Das hat auch nicht viel Spaß gemacht, sondern mich daran erinnert, wie leicht wir Frauen unsere Rechte wieder verlieren können, wenn genug Männer mit genug Geld das wollen. Damit war es zumindest ein gutes Buch, um es im Women's History Month zu lesen. Vielleicht nochmal ganz deutlich: ich bin für das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch für Frauen, und dieses Buch ist es auch. Wenn euch das nicht passt, braucht ihr weder diesen Post noch das Buch zu lesen - oder ihr wollt euch umstimmen lassen.

Als Hauptfigur folgen wir das erste Mal in dieser Reihe einer Frau. Damit will der Autor vermutlich auch zeigen, dass in den 80ern und 90ern Frauen entscheidende Rechte gewonnen haben. Allerdings stellt sich damit das ewige Problem ein: kann ein Mann gute Frauen schreiben? Nun ja, ich habe schon deutlich Schlimmeres gelesen, aber an einigen Stellen kam der Male Gaze definitiv durch. Also erwartet hier keine Wunder. Dennoch mochte ich RJ, denn sie ist eine intelligente Frau, die nicht viel Glück in der Liebe hat, dadurch aber auch mit sich selbst zufrieden sein kann. Sie hat einige wichtige Freundinnen, und eine angespannte, aber respektvolle Beziehung zu ihrem Vater. Sie hat ein bisschen damit zu kämpfen, dass sie Schwangerschaftsabbrüche vornimmt, weil sie selbst Erfahrungen in ihrer Vergangenheit hat, die da kollidieren, aber sie sieht es als Recht jeder Frau an, diese Entscheidung treffen zu können. Außerdem findet sie es schrecklich, dass es in den USA so viele Menschen ohne Krankenversicherung gibt, und sie will diesen helfen. Sie ist damit eher progressiv eingestellt, und wählt auch Bill Clinton (Gott, ich musste da erstmal googlen, wann er Präsident war). Da der Roman an einigen Stellen recht politisch wird, war mir das nur recht, aber es gibt sicher Leser, die da Anstoß finden.

Neben RJ haben wir einige Charaktere, die aber meist eher an der Seitenlinie bleiben. Sonst erhalten wir nur noch mehr Einblick in David, ihren Nachbarn. Ihn fand ich leider eher anstrengend. Er hat auch eine traumatische Vergangenheit und hat diese stets mit Alkohol bewältigt. Er ist zwar trocken, aber kämpft damit. In entscheidenden Momenten war er mir dann aber zu schwach als Love Interest, zu sehr nur auf sich selber fokussiert. Spannend fand ich aber die Aspekte zum Judentum, die durch seinen Charakter in die Geschichte einfließen. Der Autor selbst war Jude, und diesen Aspekt fand ich auch schon im Medicus selbst spannend.

Durch RJs Umgebung haben wir zwei sehr unterschiedliche Welten. Der erste Teil spielt in Boston und wir sehen ihren stressigen Job, der kaum Belohnung für RJ abwirft, aber immer noch mehr fordert. Dann wendet sich das Setting dem Kleinstadtleben zu. Hier wird teilweise dann romantisiert, im nächsten Augenblick passieren aber Unfälle mit Jagdgewähren, und es wird auch mal betrunken auf RJ geschossen, als diese zu einer Patientin kommt. Dennoch überwiegt das romantische Gefühl, was ich teilweise ein bisschen viel fand. Ich bin aber auch Stadtmensch.

Politisch geht es viel um zwei Themen: Krankenversicherung und Abtreibungen. Es liest sich deutlich heraus, was der Autor und damit auch RJ darüber denken. Dabei liest es sich auch sehr gut recherchiert. Das schätze ich neben dem sehr flüssigen Schreibstil besonders an Noah Gordon. Seine Bücher waren bis jetzt alle sehr gut recherchiert, und bringen einem auch neue Dinge bei. Er versucht dabei, die Themen auch möglichst facettenreich zu betrachten, was für mich aber gerade beim Abtreibungsthema nicht gelungen ist. In der Mitte des Buches gibt es da einen Einschnitt, wenn ein Eingriff schief geht, und das hätte es so für mich nicht gebraucht. Aber es ist ein schwieriges Thema. Was mir dabei vor allem immer fehlt, ist mal die Darstellung von Schwangerschaftabbrüchen, die nicht bei Teenagermädchen oder Karrierefrauen durchgeführt werden. Es gibt ja so viele Gründe, die mitunter zahlenmäßig auch häufiger sind, aber ihren Weg so selten in fiktionale Werke finden. (In dem Zusammenhang finde ich es gut, dass die amerikanischen Medien gerade viele solcher Fälle vorstellen.)

Was wir vor allem aber auch sehen, ist die extreme Gefährdung, Belästigung und Verfolgung, die Ärzte, die diese Eingriffe vornehmen, erleben müssen. Es wird auch auf verschiedene Brandanschläge und Morde verwiesen, die in diesem Zeitraum in den USA geschehen sind, zum Beispiel an David Gunn. Diese Gefahr eines solchen politischen Klimas ist absolut spürbar - und seitdem ist alles ja nur noch schlimmer geworden. Die optimistischen Worte, dass durch medikamentöse Abbrüche bald keine Demonstrationen vor Kliniken passieren werden, die ein Charakter hier ausspricht, bleiben einem da echt im Halse stecken. Mich hat das Buch somit auch daran erinnert, wie nicht-sicher wir als Frauen nach wie vor sind, wie schnell uns jemand Gewalt antun kann, weil wir Frauen sind, dass unsere Rechte innerhalb von Sekunden wieder verschwinden können, und dass es vor allem Frauen of Color und Trans-Frauen sind, die meist den höchsten Preis bezahlen. Und da habe ich dann auch mal eine Nacht nicht gut geschlafen bei diesen Gedanken.

Der größte Schwachpunkt für mich ist letztlich die Handlung. Was dann so tagein tagaus mit RJ passiert, das hat mich teilweise absolut gelangweilt. Es gibt weite Strecken, da passiert eigentlich gar nichts, dann wieder ein paar Kapitel höchste Anspannung, wo sie bedroht und verfolgt wird. Auch das Ende war nicht wirklich meins, aber das ist Geschmackssache.

Alles in allem kann ich das Buch heute nicht wirklich empfehlen. Es gibt sicher bessere Werke - fiktional und non-fiktional - zu diesen Themen, die aktueller sind und mehr dem Zeitgeist entsprechen. Wenn euch aber die Situation in den 90ern interessiert, ist es vielleicht gut. Ich stimme mit den gesundheitspolitischen Ansichten in diesem Buch überein, deswegen bewerte ich es gut. Ich bin auch nicht böse, dass ich es gelesen habe. Aber umfassend mein Leben bereichert hat es auch nicht.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Dienstag, 26. März 2024

Warrior Girl Unearthed


Hallo meine Lieblingsleser,

jetzt habe ich doch etwas unfreiwillig wieder eine längere Pause gemacht, aber ich musste auf Arbeit zu viel schreiben, als dass ich dann abends auch noch tippen wollte. Jetzt ist aber Osterurlaub, und hoffentlich kann ich hier auch ein bisschen was abarbeiten. Heute kommen wir zu einem Buch, das ich heiß ersehnt habe. Das erste Buch der Autorin, Firekeeper's Daughter, war für mich ein Überraschungshit, und manchmal macht mir das dann etwas Angst, wenn ein nächstes Buch erscheint. Die beiden sind lose miteinander verbunden, aber ihr könnt sie auch unabhängig voneinander lesen. 

Die Fakten: 

  • Autor: Angeline Boulley
  • Sprecher: Isabella Star LaBlanc
  • Titel: Warrior Girl Unearthed
  • Erschienen: 2023
  • Verlag: Macmillan Audio
  • Dauer: 11 Std 32min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "Perry Firekeeper-Birch was ready for her Summer of Slack but instead, after a fender bender that was entirely not her fault, she’s stuck working to pay back her Auntie Daunis for repairs to the Jeep. Thankfully she has the other outcasts of the summer program, Team Misfit Toys, and even her twin sister Pauline. Together they ace obstacle courses, plan vigils for missing women in the community, and make sure summer doesn’t feel so lost after all. But when she attends a meeting at a local university, Perry learns about the “Warrior Girl”, an ancestor whose bones and knife are stored in the museum archives, and everything changes. Perry has to return Warrior Girl to her tribe. Determined to help, she learns all she can about NAGPRA, the federal law that allows tribes to request the return of ancestral remains and sacred items. The university has been using legal loopholes to hold onto Warrior Girl and twelve other Anishinaabe ancestors’ remains, and Perry and the Misfits won’t let it go on any longer. Using all of their skills and resources, the Misfits realize a heist is the only way to bring back the stolen artifacts and remains for good. But there is more to this repatriation than meets the eye as more women disappear and Pauline’s perfectionism takes a turn for the worse. As secrets and mysteries unfurl, Perry and the Misfits must fight to find a way to make things right–for the ancestors and for their community."

Zur Handlung: Alles, was Perry will, ist, ihren freien Sommer mit Fischen zu verbringen. Sie liebt die Natur, und sie liebt das Angeln, und ihr liegt nichts an einer akademischen Karriere, an der Schule oder einem Abschluss von der Uni. Doch als Perry aus Versehen in einen Unfall gerät, bei dem ihr Auto beschädigt wird, muss sie zusammen mit ihrer perfekten Zwillingsschwester ein Sommerpraktikum absolvieren, um für die Reparatur zahlen zu können.

So landet Perry im Museum, um ihr Praktikum zu verrichten - und das bei dem Betreuer, den die meisten in ihrem Umfeld für ziemlich verrückt halten. Doch Perry stellt schnell fest, dass man manche Vorurteile besser ignorieren sollte, und lebt sich gut in ihren Job ein. Dann wird sie auf ein Treffen mitgenommen, bei dem es um die Rückgabe von kulturellen Gegenständen und Überresten an indigene Völker geht, und sie muss feststellen, dass das System dieser Repratiierung in den USA unzulänglich ist, und sie etwas tun muss...

Gleich zu Beginn möchte ich sagen: dieses Buch wird teilweise als Heist-Geschichte beworben, also eine Geschichte, in der ein Verbrechen geplant und durchgeführt wird, und wir für die Verbrecher sind. Hier möchte ich direkt warnen, dass die Frage, ob ein Rückdiebstahl von Gebeinen und kulturellen Gegenständen nötig ist und wie dieser aussehen könnte, nur einen kleinen Teil des Buches darstellt. Wenn ihr das Buch nur dafür lest, werdet ihr sehr lange darauf warten.

Perry Firekeeper ist die Nichte unserer Hauptfigur aus dem ersten Buch der Autorin. Dadurch sind die Bücher theoretisch verbunden, inhaltlich macht es wenig Unterschied. Manche Anspielungen werdet ihr dann vielleicht nicht verstehen, aber das ist nie etwas Wichtiges, sondern eher so Cameo-Auftritte. Perry ist ähnlich wie Daunis eine Kämpernatur, aber am Anfang der Geschichte weiß sie es vielleicht noch nicht. Während Daunis sich sehr für ihre Familie aufopfern wollte, aber auch wirklich gern ans College, ist Perry zufrieden mit ihrem Leben, und sie liebt die Nähe zur Natur, das Angeln, und die Wertschätzung, die ihre Vorfahren der Natur schon so lange entgegengebracht haben. Ich mochte Perrys Entwicklung in diesem Buch sehr, wie sie etwas findet, dass sie bewegt und antreibt, und wie sie trotzdem sie selbst bleibt. Eine sehr spannende Hauptfigur für mich.

Neben Perry gibt es noch weitere wichtige Figuren. Pauline ist ihre Zwillingsschwester und eher die akademisch Begabte, das goldene Kind. Aber sie kämpft auch mit Angststörungen und nervösen Ticks. Ich mochte, wie nah sich die beiden Schwestern sind, obwohl sie so unterschiedlich sind. Ich liebe es, wenn Geschwister sehr verschieden, aber tief verbunden in Geschichten dargestellt werden. Daneben haben wir die anderen Teenager, die mit Perry für das Praktikum zusammenarbeiten, eine Teenager-Mutter, die sich nicht auf Klischees reduzieren lässt, Perrys besten Freund aus Kindheitstagen, und einen neuen Jungen, der Interesse an Perry hat. Ich mochte diese Charaktere alle, und sie ergeben eine tolle Gruppe von Misfits. 

Dann haben wir noch Perry Chef vom Praktikum. Diesen Charakter mochte ich auch so sehr. Die Leute halten ihn für verrückt, aber das ist er eigentlich gar nicht. Er gibt nur wenig darauf, was andere von ihm denken. Ihm ist die Bewahrung der Kultur seiner Vorfahren enorm wichtig, und damit auch die Repatriierung. Er geht mit Perry wie mit einer erwachsenen Person um, kümmert sich sehr gut um sie, aber zeigt ihr auch Grenzen. Eine ganz tolle Mentorenfigur. 

Inhaltlich lernen wir viel darüber, warum die Rückgabe von kulturellen Gegenständen und Überresten aus Museen und Universitäten an indigene Völker so enorm wichtig ist. Dabei werden auch die Möglichkeiten aufgezeigt, mit denen Institutionen den Prozess über Jahrzehnte hinauszögern können. Besonders eklig ist auch die Darstellung, wie manche Wissenschaftler die Gebeine als ihr Eigentum ansehen, weil sie diese schon längere Zeit beforschen. Leider bestimmt gar zu realistisch. Ich habe hier auf jeden Fall viel gelernt, und finde das Thema auch unglaublich relevant. Auch in Deutschland gibt es einiges zurückzugeben, und auch hier geht es nur schleppend voran, auch wenn es hier eher mit der Kolonialgeschichte verbunden ist.

Im Kern ist dieses Buch aber schon auch eine Mystery-Geschichte, denn während das alles vor sich geht, verschwinden junge Frauen aus der Community. Immer mehr wird klar, dass hier ein Muster vorliegt, und an einem bestimmten Punkt wird Perry mit ihren Freunden in diesen Fall hineingezogen. Hier wird es am Ende dann auch nochmal spannend und gefährlich für unsere Charaktere. Ich habe auf jeden Fall mitgefiebert, aber auch gut mitgeraten. 

Alles in allem war das Buch für mich wieder ein voller Erfolg. Ich bin gespannt und freue mich darauf, was die Autorin als nächstes schreibt. Sie ist eine begnadete Geschichtenerzählerin. Es gibt nichts, was mit an dem Buch nicht gefallen hat. Einzig und allein habe ich ein bisschen bereut, dass ich Firekeeper's Daughter nicht nochmal gelesen hatte vor diesem Buch, weil ich dadurch sicherlich von den Cameo-Sachen auch nicht alles mitbekommen habe. Aber irgendwann lese ich beide Bücher nochmal, vielleicht wenn es ein weiteres Buch aus dieser Welt geben sollte.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 17. März 2024

What Moves the Dead


Hallo meine Horrorhasen,

heute berichte ich wieder ganz frisch von einem Buch, das ich gerade beendet habe. Dieses war neu in meiner Bibliothek verfügbar, und das habe ich direkt zum Anlass genommen, es heute innerhalb von einem Tag zu lesen. Ich weiß gar nicht, wann ich das das letzte Mal mit einem Buch gemacht habe. Vielleicht Passing letzten Februar?

Die Fakten:

  • Autor: T Kingfisher
  • Titel: What Moves the Dead (dts. Was die Toten bewegt)
  • Reihe: Sworn Soldier 1
  • Erschienen: 2022
  • Verlag: Tor Nighfire
  • Seiten: 165
  • Preis: 7,99 Euro
  • Klappentext: "When Alex Easton, a retired soldier, receives word that their childhood friend Madeline Usher is dying, they race to the ancestral home of the Ushers in the remote countryside of Ruravia. What they find there is a nightmare of fungal growths and possessed wildlife, surrounding a dark, pulsing lake. Madeline sleepwalks and speaks in strange voices at night, and her brother Roderick is consumed with a mysterious malady of the nerves. Aided by a redoubtable British mycologist and a baffled American doctor, Alex must unravel the secret of the House of Usher before it consumes them all."

Zur Handlung: Alex Easton ist ehemaliger Soldat eines kleinen vergessenen europäischen Landes, das gern Krieg mit anderen Ländern führt, aber immer verliert. Aufgrund dessen hat das Militär eine sehr besondere Rolle, die auch mit eigenen Pronomen geehrt wird. Alex ist also weder sie noch er, sondern ka. Alex erhält einen Brief einer früheren Freundin, dass diese krank ist und vielleicht sterben wird. Daher macht sich Alex auf zu deren Villa.

Doch kaum dort angekommen, ist Alex entsetzt davon, wie zerfallen diese Villa ist. Überall wachsen Pilze und Pflanzen, ein Teil des Hauses ist eingestürzt, und es scheint nur zwei Bedienstete zu geben. In der Villa befinden sich Alex' alte Freunde, ein Geschwisterpaar, und deren Bekannter, ein amerikanischer Arzt. Doch Alex wird das Gefühl nicht los, dass noch mehr in diesem Haus lebt als diese paar Menschen.

In dieser Neuerzählung des Fall of the House of Usher, eine Kurzgeschichte von Edgar Allen Poe, die ich letzten Herbst gelesen habe, bekommen wir eine etwas ausführlichere Ausgestaltung der Ereignisse mit etwas mehr Antworten als im Original. Auch Alex als Charakter ist neu erfunden. Trotzdem folgt die Geschichte recht nah den Geschehnissen aus dem Original.

Alex als Charakter fand ich sehr spannend. Die Idee, dass Soldaten eigene Pronomen erhalten und damit über der simplen Geschlechtertrennung stehen, fand ich sehr interessant. Wir haben auch Charaktere, die mit diesem Konzept ihre Problemchen haben, was für viele Leser vielleicht auch eine Hilfe ist. Alex spricht auch darüber, dass einige Personen daher den Militärdienst nutzen, um Geschlechterrollen zu entkommen. Alex dagegen hat sich dafür entschieden, damit Alex' Familie genug Geld hat.

Als weitere Charaktere lernen wir Madeline und Roderick kennen. Die beiden letzten Ushers haben die zerfallende Villa geerbt und aus finanziellen Gründen müssen sie dort wohnen. Madeline hat eine ominöse Krankheit, Roderick scheint aber auch nicht ganz fit zu sein. Außerdem ist ihr Freund Denton vor Ort, der Arzt ist, aber nicht wirklich qualifiziert, Madeline zu helfen. Das sind, wenn ich mich nicht völlig täusche, die Figuren aus der Originalgeschichte, die hier etwas mehr Charakter erhalten. Daneben haben wir Miss Potter, die Pilze studiert und immer wieder in der Umgebung des Hauses auftaucht. Sie fand ich auch besonders spannend. Allerdings bekommen sowohl die Briten als auch die Amerikaner hier ein bisschen ihr Fett weg.

Die Geschichte fand ich nicht sehr spannend, wenn man die Originalgeschichte kennt und das Cover anschaut, dann weiß man ja, was los ist. Dennoch fand ich es gut geschrieben und sehr atmosphärisch. Kingfisher hat sich auch bemüht, die Verbindungen zwischen dem Befall und dem Effekt - um mal nicht zu viel zu sagen - realistischer aufzuziehen als andere Geschichten in dieser Richtung. Es gibt auf jeden Fall eine schaurige Momente, und in einem davon wird auch ein Hase seziert, nur dass ihr gewarnt seid.

Ich denke, dass die Geschichte hier wirklich in der Kürze die Würze findet. Länger hätte sie nicht sein können, ohne dass es sich zu sehr zieht. Hier macht die Autorin für mich alles richtig. Mir hat ein bisschen der klassische Kingfisher-Schreibstil gefehlt. Ich habe jetzt schon recht viele ihrer Bücher gelesen, und ich liebe ihren Humor. Der hält sich hier aber sehr zurück. Es gibt schon Schmunzler, vor allem auch wenn es um Alex' Pferd Hob geht, aber kein Vergleich zu anderen Büchern. Mir hat dadurch was gefehlt, auch wenn es tonal hier vielleicht nicht gepasst hätte.

Alles in allem empfehle ich die Geschichte - und jetzt sage ich etwas schockierendes: ich mag sie lieber als Mexican Gothic. Was da der Vergleich ist, könnt ihr euch entweder denken, oder ihr müsst beide Bücher lesen und es herausfinden. Es ist nicht mein liebstes Kingfisher-Buch (das bleibt Nettle & Bone), und auch nicht mein liebster Horror von ihr (da fand ich sowohl Hollow Places als auch House with Good Bones besser). Aber es ist trotzdem eine solide Novelle mit Gruselfaktor. Ich werde bald auch Band 2 lesen und davon berichten.

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Donnerstag, 14. März 2024

Death at Wentwater Court


Hallo meine Mysteryfreunde,

heute kommen wir zu einem Buch, das leider eine Enttäuschung von mir war. Nachdem ich Miss Fisher in Buchform ausprobiert hatte, wollte ich gern ähnliche Bücher dazu testen. Und grundsätzlich klang dieses Buch wirklich sehr ähnlich: eine hochwohlgeborene Hobbydetektivin in den 1920er Jahren löst einen Mordfall. Kann ja nix schiefgehen - oder?

Die Fakten:

  • Autor: Carola Dunn
  • Sprecher: Bernadette Dunne
  • Titel: Death at Wentwater Court (dts: Miss Daisy und der Tote auf dem Eis)
  • Reihe: Daisy Dalrymple 1
  • Erschienen: 1994
  • Verlag: Blackstone Audio
  • Dauer: 6 Std 38min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "No stranger to sprawling country estates, wealthy Daisy Dalrymple is breaking new ground in having scandalously traded silver spoon for pen and camera to cover a story for Town and Country magazine. But her planned interviews with the inhabitants of Wentwater Court give way to interrogation after suave Lord Stephen Astwick meets a dire fate on the tranquil skating pond. Armed with evidence that his fate was anything but accidental, Daisy joins forces with Scotland Yard to examine an esteemed collection of suspects and to see that the unlikely culprit doesn't slip through their fingers just as the unfortunate Astwick slipped through the ice."

Zur Handlung: Daisy Dalrymple ist eine junge Frau aus gutem Hause, die sich nun ein eigenes Leben aufbauen möchte. Von dem Wohlstand der Familie abgeschnitten, arbeitet sie für ein Magazin und soll ihre guten Kontakte nutzen, um englische Landhäuser vorzustellen. Das erste dieser Landhäuser ist Wentwater Court im Familienbesetz einer angesehenen englischen Familie. Es ist kurz nach den Weihnachtsfeiertagen, und die Familie ist mit wenigen Gästen versammelt.

Zur diesen Gästen zählt auch Lord Stephen Astwick, den niemand leiden kann und wo auch irgendwie unklar ist, wie dieser zu einer Einladung gekommen ist. Fest steht allerdings, dass er ein Schwindler ist, der Männer gern um ihr Geld und ihre Ehefrauen bringt. Doch kurz nach Daisys Ankunft, wird Lord Stephen plötzlich tot aufgefunden, und aus ihrem idyllischen Aufenthalt um ihren Artikel zu schreiben wird eine Mordermittlung.

Das Buch geht ganz seicht und entspannt los mit Daiysy Zugreise und Ankunft im ländlichen England. Sofort ist sie besorgt, dass sie zu Fuß mit ihren schicken Schuhen nach Wentwater Court laufen muss, aber dann wird sie natürlich mit dem Auto abgeholt. Es plätschert schön dahin, leichte Unterhaltung. Das erste Mal sauer aufgestoßen ist es mir, als Daisy dann im Haus einen Mann trifft, den sie sehr für seinen Geschäftssinn bewundert - und der Plantagenbesitzer in Südamerika ist. Klar kann man in Kolonialisten große Wirtschaftshelden sehen... aber muss man vielleicht nicht.

Dann geht es aber mit dem Mordfall weiter. Hier erwartet uns ein recht klassischer Aufbau - Daisy kennt alle wichtigen Player bereits vor dem Mord. Nachdem der Tote gefunden wird (mit dem deutschen Titel völlig überraschend auf dem Eis), kommt ein Detektive der Scotland Yard zum Anwesen, um zu ermitteln. Dieser arbeitet gerade auch an einem hochkarätigen Diebstahl. Und er bittet Daisy um Hilfe, weil seine Untergebenen noch mit dem Diebstahlfall beschäftigt sind.

Es folgt dann eine ganze Reihe von Interviews und einige Durchsuchungen von Zimmern, wo die beiden gemeinsam Hinweise suchen. Anders als mit Miss Fisher geht es mit Daisy also ganz klassisch und ruhig zu. Wir befragen alle Familienmitglieder, wir decken kleine und große Geheimnisse auf, die vor allem mit der neuen Frau des Lords zu tun haben, dem Wentwater Court gehört. Und Daisy ist irgendwie immer mittendrin - sie hat eben auch ein Gesicht, bei dem ihr immer alle ihre Geheimnisse erzählen.

Daisy als Charakter ist dabei ziemlich unaufregend. Sie ist eine progressive Frau für die Zeit, die einer eigenen Arbeit nachgehen und ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen will. Dennoch ist sie immer erleichtert, wenn Leute sie retten, wenn sie am Bahnhof steht und so weiter. Im Vergleich mit Miss Fisher ist sie klassisch und blass, aber ich fand sie trotzdem eine gute Hauptfigur. Ein bisschen archaisch sind dann ihre Gedanken zu dem Detektive, den sie zwar sehr hot findet, aber der gesellschaftlich eigentlich so weit unter ihr steht, dass das nicht denkbar ist.

Über die anderen Charaktere möchte ich nicht zu viel sagen. Es geht im Großen und Ganzen hier etwas inzestiös zu. Das Familienoberhaupt hat eine junge Frau geheiratet, die ein dunkles Geheimnis hat. Es scheint, dass der Ermoderte dieses Geheimnis gekannt hat und sie damit sogar erpressen wollte. Gleichzeitig haben die erwachsenen Söhne des Familienoberhaupts sehr gegensätzliche Gefühle in Bezug auf ihre neue Stiefmutter. Den Rest erspare ich euch.

Bis dahin war alles gut und auch recht unterhaltsam. Und dann kommt die Auflösung des Falls, und hier war es dann für mich leider vorbei. Wenn ihr das Buch noch lesen möchtet, dann klickt jetzt bitte weg, denn ich werde ein paar Dinge spoilern müssen. Es stellt sich am Ende heraus, dass der Mord eigentlich doch eher ein Unfall war - und dass der Ermordete ein Vergewaltiger ist. Daraufhin beschließt Daisy, dass niemand für den Tod verantwortlich ist und denkt sich einen Plan aus, der den Totschläger (ist ja kein Mörder mehr) außer Landes bringt. Natürlich ist der hotte Detektive damit nicht happy, aber Daisy sagt dann, und hier wird es wirklich eklig: ein Exil in Brasilien als Verwandter des Plantagenbesitzers zwischen (und hier verwende ich nettere Ausdrücke als sie) Schlangen und den Ureinwohnern Südamerikas sei doch eigentlich ein schlimmeres Schicksal als das Gefängnis und der ruinierte Ruf. Deswegen soll Mr Detektive nochmal ein Auge zudrücken und sie trotzdem mögen.

Ich habe wirklich lange nichts mehr gelesen, das so offensichtlich rassistische Stereotype und Vorurteile in eine Geschichte einbaut. Aber da wusste ich dann direkt wieder, warum ich eigentlich keine Bücher aus den 90er lese, wenn ich es vermeiden kann. Mir hat es das Buch auf jeden Fall richtig versaut. Was man vielleicht positiv noch erwähnen kann: das Hörbuch hatte eine deutlich bessere Qualität als Miss Fisher. Trotzdem werde ich Daisy Dalrymple nicht weiterhören. 

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Dienstag, 12. März 2024

Cocaine Blues


Hallo meine Mysteryfreunde,

zum Beginn des Jahres ging es mir sehr schlecht, und deswegen habe ich entschieden, dieses Buch zu hören. Ich liebe die Miss Fisher-Serie über Phryne Fisher, die in den 1920er Jahren in Australien Mordfälle aufklärt. Als ich gehört habe, dass die Serie auf Büchern beruht, wollte ich die Bücher unbedingt ausprobieren. Dieses erste Buch ist die erste Folge der Serie, sodass ich mit der Handlung vertraut war, und auch die Charaktere kannte ich quasi schon. Das hat es für mich leicht gemacht zuzuhören, während es mir gesundheitlich nicht gut ging.

Die Fakten:

  • Autor: Kerry Greenwood
  • Sprecher: Stephanie Daniel
  • Titel: Cocaine Blues (dts. Miss Fisher und der Schneekönig)
  • Reihe: Phryne Fisher 1
  • Erschienen: 1989
  • Verlag: Bolinda Publishing
  • Dauer: 5 Std 48min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext: "It's the end of the roaring twenties, and the exuberant and Honourable Phryne Fisher is dancing and gaming with gay abandon. But she becomes bored with London and the endless round of parties. In search of excitement, she sets her sights on a spot of detective work in Melbourne, Australia. And so mystery and the beautiful Russian dancer, Sasha de Lisse, appear in her life. From then on it's all cocaine and communism until her adventure reaches its steamy end in the Turkish baths of Little Lonsdale Street."

Zur Handlung: Phryne Fisher ist eine junge Frau, die in Australien geboren ist, deren Vater dann aber ein unerwartetes Erbe in England antreten konnte. Sie begibt sich zurück in ihre Heimat, um einem Freund des Vaters mit seiner Tochter zu helfen, die eine mysteriöse Krankheit zu haben scheint. Gleichzeitig will sie auch mehr Freiheit für sich selbst und ihr Hobby des Aufklärens von Verbrechen gewinnen.

In Melbourne angekommen, muss sie feststellen, dass es immer noch Gläubiger gibt, denen ihr Vater Geld schuldet. Dennoch kommt sie gut in der High Society an, und sorgt auch schnell für Aufsehen mit ihrem frechen Modegeschmack und ihrer aufwühlenden Sexualität. Doch während sie die feine Gesellschaft der Stadt auf den Kopf stellt, gewinnt sie auch Freundschaften, die ihr nicht nur helfen werden, die Krankheit ihrer Bekannten aufzudecken, sondern auch den größten Vertreiber von Kokain aufzudecken.

Von der Handlung her sind die erste Folge der Serie und dieser erste Band nahezu deckungsgleich. Tatsächlich würde ich sagen, dass die Serie die woke große Schwester des Buches ist. Denn natürlich muss man bei einem Buch, das Ende der 80er Jahre erschienen ist, mit einigen eher problematischen Aspekten rechnen. Im Großen und Ganzen wurde ich hier aber in meinen Erwartungen nicht enttäuscht.

Phryne Fisher als Hauptfigur mag ich einfach sehr. Sie ist schlau, sie ist stark, sie kann sowohl mit einem Revolver als auch mit einem schicken Sportwagen umgehen, sie liebt schöne Kleider und schöne Männer. Für die Zeit des Erscheinens des Buches, war sie vermutlich schon fortschrittlich, und für die 1920er Jahre erst recht. Ich liebe auch ihren Pragmatismus, und ihre leichte Art, die sicher in einer direkten Interaktion mit ihr auch schnell anstrengend sein könnte. 

Neben ihr lernen wir einige Nebenfiguren kennen, die es auch in der Serie gibt. So ist da beispielsweise Dot, eine junge Frau, die Phryne von einem Mordversuch abbringt und als ihre Assisstentin engagiert. Ich liebe Dot wegen der Serie, aber im ersten Buch bleibt sie vielleicht noch ein bisschen blass. Ich musste aber so lachen, als es um ihre Angst vor dem Telefon ging. Dann haben wir den Inspektor, der aber in diesem ersten Band kaum vorkommt, da war ich etwas überrascht. Wir haben den russischen Tänzer Sasha, mit dem es auch ein bisschen heiß hergeht. Und dann sind da noch die beiden Taxifahrer, und die irische Ärztin, mit der Phryne nach Melbourne gereist ist. Man sollte in diesem kurzen ersten Band hier einfach nicht zu viel von den Charakteren erwarten, auch wenn ich einige Entwicklungen wirklich sehr mochte.

Im Kern geht es um Phrynes Ermittlungen, die sich gleich auf mehreren Ebenen ereignen. Denn über ihre Taxifahrer und die Ärztin erfährt sie von Fällen von illegalen Abtreibungen, die so unprofessionell durchgeführt werden, dass die Patientinnen oft mit dem Leben bezahlen. Wenn das kein Thema ist, über das ihr lesen möchtet, dann seid ihr gewarnt. Ich finde den Umgang mit dem Thema hier aber gelungen. Es wird darauf verwiesen, dass Abtreibung kein Verbrechen sind und manchmal auch medizinisch notwendig, aber dass illegal durchgeführte Abtreibungen ein enorm großes Gesundheitsrisiko darstellen, vor allem wenn es Männern nur darum geht, die hilflosen Frauen auszubeuten.

Gleichzeitig wird sie auf das große Problem des Kokainhandelns aufmerksam, dass in den verschiedensten Gesellschaftsschichten zur Mode wird. Hier wird sie vor allem über den russischen Tänzer und seine Familie hineingezogen, die sich an der Person rächen wollen, die einst für den Drogentod der Mutter des Tänzers und seiner Schwester verantwortlich war. Und schließlich ist Phryne ja eigentlich nach Melbourne gekommen, um sich nach der seltsamen Krankheit ihrer Bekanntenzu erkundigen. Dabei muss sie schnell feststellen, wie unangenehm ihr diese Frau ist, aber dennoch will sie herausfinden, wie schwer deren Probleme sind.

Ihr solltet hier also auf viele Handlungsstränge gefasst sein. Das passt aber auch die Phryne, die eben nicht gelangweilt in einer Bibliothek auf einem Anwesen die Verdächtigen interviewt und aus den Beweisen deduktiert. Ihr geht es um das Abenteuer, um den Spaß, und auch um die Gefahr. Und so steckt sie ihre Nase ohne großen Sorgen in alles hinein, was sie nur bedingt etwas angeht. Mir hat das beim Schauen und auch beim Hören immer Spaß gemacht. Und trotzdem kann man schon ein bisschen mitraten, wie alles am Ende zusammenpasst.

Das Ende war dann etwas unerwartet, und hat auch ein paar problematische Aspekte in den Aussagen, die getroffen werden, was mir so aus der Serie nicht in Erinnerung war und was sie glaube ich geändert haben. Hier wird dann die sexuelle Aufgeschlossenheit von Phryne ein bisschen zu stark glorifiziert, und die sexuelle Zurückhalten (die man als Asexualität lesen kann) eines anderen Charakters genutzt um zu zeigen, dass mit dieser Person etwas nicht stimmt und sie deswegen Verbrechen begeht. Das hat mir nicht gut gefallen. Aber davon abgesehen wird es schon brenzlig für Phryne, und man kann mitfiebern, wie sie da wieder rauskommt.

Alles in allem hat mir der erste Band gut gefallen. Das Buch hat einige problematische Aspekte, die man heute vermutlich anders schreiben würde, aber es hat auch einige Jahre auf dem Buckel. Ich habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt, und es hat in mir die Nostalgie der Serie ausgelöst. In einer sehr schwierigen Zeit hat es mir positive Momente verschafft, und dafür bin ich dankbar. Ich kann mir vorstellen, die Reihe irgendwann weiterzuhören.

Das Hörbuch würde ich aber nicht empfehlen. Es wurde 2010 aufgenommen, ist aber technisch nicht gut umgesetzt, hat komische Pausen und Hintergrundgeräusche. Dann lieber das Ebook oder so.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 10. März 2024

The Sinister Mystery of the Mesmerizing Girl


Hallo meine Historienhasen,

und schon kommen wir zum Ende dieser Trilogie und auch zum Ende dieser Woche. Nachdem die ersten beiden Bände meine Erwartungen leider nicht erfüllen konnten, hatte ich jetzt noch einmal Hoffnung für das große Finale. Zumindest gab es Anzeichen, dass hier noch einmal Abenteuer und Mystery aufkommen könnten. Aber konnte das letzte Buch die Reihe retten?

Die Fakten:

  • Autor: Theodora Goss
  • Titel: The Sinister Mystery of the Mesmerizing Girl (dts. Das unheilvolle Geheimnis des faszinierenden Mädchens)
  • Reihe: The Extraordinary Adventures of the Athena Club 3
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Saga Press
  • Seiten: 434
  • Preis: 12,50 Euro
  • Klappentext: "Life's always an adventure for the Athena Club ... especially when one of their own has been kidnapped! After their thrilling European escapades rescuing Lucinda van Helsing, Mary Jekyll and her friends return home to discover that their friend and kitchen maid Alice has vanished - and so had Mary's employer Sherlock Holmes! As they race to find Alice and bring her home safely, they discover that Alice's and Sherlock's kidnappings are only one small part of a plot that threatens Queen Victoria and the very future of the British Empire. Can Mary, Diana, Beatrice, Catherine, and Justine save their friends - and save England?"

Zur Handlung: Während Mary und ihre Gefährtinnen noch in Budapest auf der Suche nach Antworten auf die Fragen ihrer Entstehung sind und sich um einen ethischeren Umgang mit Experimenten in der Alchemistischen Gesellschaft bemühen, bekommen sie ein Telegramm, dass Alice entführt wurde. Sofort machen sie sich auf den Weg zurück nach England.

Inzwischen ist klar, dass Alice nicht einfach nur zufällig in die Hände von Verbrechern gefallen ist, sondern dass sie die Enkelin eines weiteren Alchemisten ist und besondere Fähigkeiten hat. Diese Fähigkeiten sollen nun missbraucht werden, um die Queen zu stürzen. Alice gelingt es, das Vertrauen der Verbrecher zu erlangen, um so möglichst den anderen zu helfen, diese Pläne zu vereiteln.

Wenn man den Klappentext liest, sieht man genau die Probleme, die ich schon beim ersten Buch hervorgehoben habe: die Autorin versucht eine feministische oder zumindest progressive Geschichte zu erzählen mit Charakteren, die das britische Empire und damit ein Kolonialland mit einem Monarchen an der Spitze retten sollen. So richtig haut das natürlich nicht hin, sodass unsere progressiven Heldinnen weiter altbacken und fehl am Platz wirken.

Für die Charaktere kann man hier nicht viel ergänzen, denn wie gesagt machen diese keine nennenswerte persönliche Entwicklung durch. Hervorzuheben ist hier nur Alice, die nun auch Kapitel aus ihrer Sichtweise bekommt. Sie ist dabei deutlich jünger als die anderen und als Waise aufgewachsen. Auch hier wird die Klassengesellschaft als solche wieder nicht in Frage gestellt, denn Alice will auch dann weiter Küchenmagd bleiben, als klar wird, dass sie eigentlich aus einem wohlhabenden Hause stammt. Klar, für andere arbeiten macht halt einfach Spaß. Trotzdem mochte ich Alice als Charakter, sind ich schlau und wird schnell unterschätzt. Sie hat mich auch ein wenig an einen Hobbit erinnert, so Abenteuer sind nix für sie, aber sie schlägt sich dann erschreckend gut darin. Und ihre Fähigkeiten sind auch echt cool.

Durch die vielfältigen Perspektiven, die in diesem Buch zusammenkommen, geht aber leider der Mysteryaspekt völlig unter. Schon zu Beginn wissen wir, wo Alice ist, wer sie warum entführt hat, wo Sherlock ist, und was der Plan des ganzen Verbrechens ist. Jetzt warten wir also wieder darauf, dass die anderen Athena Club-Mädels das auch alles herausfinden und was dagegen tun können.

Gleichzeitig spielt in diesem Buch dann auch die Bösewichtin (quasi) aus dem vorherigen Band noch eine Rolle und wir erfahren noch mehr über ihren Hintergrund. Wie super toll dabei der Blick auf das antike Ägypten gelungen ist, und dann auch auf die Kolonialgeschichte der Welt, darüber kann man dann vielleicht streiten. Ich denke, mit allem, was ich bisher gesagt habe, könnt ihr euch ein Bild machen.

Was hier noch mehr zum Thema gemacht wird, ist Fremdenhass und white supremacy. An sich finde ich das wichtige Themen, die ich auch gern in Büchern aufgegriffen sehe. Allerdings dient es hier eher dazu die Bösen als die Bösen zu markieren. Eine richtige Auseinandersetzung geschieht nicht. Alles bleibt ähnlich wie im Rahmen des zweiten Buchs, als eine Frau of Color unseren Heldinnen vorwirft, dass sie aus rassistischen Gründen verdächtigt wird. Und was mir dann hier noch etwas seltsam aufgestoßen ist, ist, dass diese white supremacy-Gruppe eine Familie als Bedienstete hat, die polnische Juden sind...

Am Ende geht es dann noch einmal hoch her, Mary und ihre Freunde müssen schließlich die Queen retten. Ich muss aber gestehen, dass mir dieser letzte Band am allerwenigsten im Kopf geblieben ist. Dabei hatte ich, als ich den gelesen habe, soweit ich mich erinnere am wenigsten Corona, und somit eigentlich die besten Chancen mich zu erinnern (ja, ich habe einen Teil der Reihe in der Zeit gelesen, als ich mit Corona flach lag - immerhin war es dann nicht allzu schwere Kost für meinen Kopf). Es ist halt dann einfach so weitergeplätschert, wie die Reihe generell war.

Alles in allem war die Reihe für mich eher eine Enttäuschung, nicht weil sie grundsätzlich schlecht war, aber weil ich einfach etwas total Tolles erwartet habe und dann nur eher etwas Mittelmäßiges bekommen habe. Das Buch hat für mich auch einfach zu viele Charaktere und Perspektiven, sodass man keinen Charakter so richtig gut kennen lernen und auch analysieren kann. Auch die Fälle, die hier gelöst waren, sind immer viel zu offensichtlich - oder eben wie hier im letzten Band, wir wissen die Lösung durch die vielen Perspektiven. Also auch die Handlung hält mich nicht richtig bei Laune. Der Schreibstil ist niedlich, so mit den Kommentaren der Charaktere im Manuskript, aber da hätte auch ein Buch gereicht für. Deswegen ist mein Fazit: lest lieber erstmal Band 1 und überlegt dann, ob ihr noch weitere ~1200 Seiten davon lesen wollt.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung: