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Sonntag, 28. November 2021

Weihnachten in den schottischen Highlands

Hallo an alle die schon in Weihnachtsstimmung sind,

hier meine erste Geschichte in die Richtung für dieses Jahr =)

Fakten:
  • Autorin: Mila Summers
  • Roman
  • 2021 erschienen
  • 302 Seiten
  • Nova MD
  • Preis: 10,90€ (Taschenbuch)
Klappentext:
"Weihnachtlich turbulent und herzerwärmend amüsant – kommt mit Willow & Leo in die schottischen Highlands und begegnet dem Zauber von Weihnacht. Als Willow sich kurz vor Weihnachten aus dem trubeligen London auf den Weg zu ihrer Familie in den schottischen Highlands aufmacht, freut sie sich auf ein paar entspannte Tage im Kreise ihrer Liebsten auf ihrem Stammsitz Ghaoil Castle. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr. Als ihr Wagen sie mitten in der Nacht irgendwo im Nirgendwo im Stich lässt, begegnet sie Leo Moore. Leo ist der gefeierte Star einer Prime-Original-Serie. Glücklich ist er allerdings nicht. Als er sich in den Kopf setzt, eine schottische Burg zu erwerben, ahnt er noch nicht, dass er in den schottischen Highlands mehr finden wird, als man für Geld kaufen kann. Auch wenn er dafür einen Schottenrock anziehen muss."

Das ist also eine kleine schottische Weihnachtsgeschichte. Das schottischste daran ist wohl der Kilt den der Protagonist trägt und das Schloss welches ein Dreh- und Angelpunkt ist. Viel mehr haben wir da nicht zu bieten uns deswegen kam für mich jetzt nicht ein super Schotten-Gefühl bei rum. Dafür sind die Protagonisten vielleicht auch zu modern.

Wir haben da Willow die eigentlich für eine Art Klatschmagazin arbeitet aber dringend eine Auszeit braucht. Deswegen und wegen dem anstehenden Fest fährt sie zu ihren Eltern.

Leo möchte auch mal frei vom Drehalltag und allem was dazu gehört. Er hat vor das Schloss zu kaufen.

Unsere beiden Protagonisten leben also gänzlich kontrere Leben. Der Hintergrund und familiärer Rückhalt sind ebenso ganz verschieden. Willow ist ganz behütet aufgewachsen und ein Familienmensch. Leo ist das eigentlich auch, nur fehlt ihm die Familie dazu. Diese Gegebenheiten bieten natürlich wunderbare Momente völlig klischeebelastete Situationen zu beschreiben und zu nutzen um den Schnulli voran zu bringen.

Wie ihr merkt haben wir hier keine super spannende Geschichte, aber eine moderne. Ein bisschen Instagram und Showbusiness werden eingebaut und stilbruchartig einem altehrwürdigen schottischen Weihnachtsball gegenüber gestellt. Diesen Moment habe ich sehr genossen. Generell mag ich diese umwerfenden Bälle und großartiges Weihnachtsgefühl. 

Für den ersten Advent heute ein schöner Einstieg in die Weinachtszeit.
Was lest ihr gerade? 

Eure Blue Diamond.

Freitag, 26. November 2021

The Five


Hallo meine Historienleser,

heute möchte ich von einem weiteren Sachbuch berichten, das ich für den Nonfiction November gelesen habe. Nachdem ich schon viel von dem Buch gehört hatte, habe ich es dieses Jahr zum Geburtstag bekommen, und dann hat es doch noch ein bisschen gedauert, bis ich es endlich gelesen habe. Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt.

Die Fakten:

  • Autor: Hallie Rubenhold
  • Titel: The Five - The Untold Lives of the Women Killed by Jack the Ripper (dts. Das Leben der Frauen, die von Jack the Ripper ermordet wurden)
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Black Swan
  • Seiten: 352 + Anhang
  • Preis: 9,89 Euro
  • Klappentext: "Polly, Annie, Elizabeth, Catherine and Mary Jane are famous for the same thing, though they never met. They cam from Fleet Street, Knightsbridge, Wolverhampton, Sweden and Wales. They wrote ballads, ran coffee houses, lived on country estates, they breathed in ink-dust from printing presses and escaped people-traffickers. What they had in common was the year of their murders: 1888. Their murderer was never identified, but the name created for him by the press has become more famous than any of these women."

In diesem Buch dreht es sich also um fünf Frauen, die mit großer Wahrscheinlichkeit von der gleichen Person - Jack the Ripper - im Jahr 1888 getötet wurden. Jahrelang galt es, dass diese Frauen "nur Prostituierte" gewesen waren - eine Formulierung, die auf ihre minderwertige Bedeutung in der Gesellschaft hindeutet, und für manche fast schon zu einer Begründung für ihre Tötung wurde. Mit diesem Vorurteil will die Autorin aufräumen, indem sie uns erzählt, was wir alle über diese fünf Frauen wissen könnten.

Dabei ist das Buch vor allem eine Beschreibung des Lebens von Frauen in der Unterschicht Ende des 19. Jahrhunderts in London (und anderen Teilen Englands und Europas). Es wird historisch aufgearbeitet, was wir über die Frauen konkret, und das Leben solcher Frauen im weiteren Sinne wissen. Dabei wird schnell deutlich, dass für die Medien und einzelne Polizisten jede Frau in Armut quasi eine Prostituierte war. Belege, dass wirklich von diesen fünf Frauen Prostitution betrieben wurde, gibt es teilweise nur spärlich, teilweise spricht alles, was wir wissen, dagegen. Also wer waren die Frauen dann?

Die genaue Antwort bietet natürlich das Buch, und da will ich auch nicht zu viel vorwegnehmen. Die erste Geschichte war diejenige, die mich am meisten berührt hat. Polly stammt aus einer Handwerkerfamilie, wuchs zwischen Druckerpressen auf. Sie heiratet, bekommt einige Kinder, lebt in einem Wohnblock, der von einem Londoner Philantropen gebaut wurde, um das Leben der Armen in London zu verbessern. Doch ihr Mann findet bald gefallen an der jungen Nachbarin und Polly stürzt sich in den Alkohol, verlässt den Mann, lebt fortan auf der Straße und in den Arbeitshäusern. Ehebruch war bei Männern damals kein Scheidungsgrund - die Frau musste darüber hinwegsehen oder daran zugrunde gehen.

Ähnlich, aber ganz verschieden sind die anderen Leben dieser Frauen. Annie als Alkoholikerin, deren Mann sich schließlich für die Sicherheit der Kinder gegen seine Frau entscheiden muss, die gesellschaftlich nicht mehr tragbar ist. Elizabeth, die eigentlich Schwedin kommt, als Hausmädchen von einem Mann der Oberschicht verführt und dann fallen gelassen wird. Catherine, die die Liebe und Romantik wählt, und damit aber einen Mann, der keine Familie ernähren kann und schließlich gewalttätig wird. Und schließlich Mary Jane, deren Leben ein Geheimnis bleibt, die aber wahrscheinlich als Prostituierte für die höheren Herren arbeitet und dann in die Hände von Entführerin fiel. 

Was das Lesen dieses Buches besonders schwer macht, ist, dass man immer weiß, dass die Geschichte nur abwärts geht. Bei jeder fiktionalen Geschichte erwarten wir am Ende vielleicht kein Happy End, aber eine gewisse Katharsis. Hier bekommen wir nur den sozialen Abstieg, Alkoholismus, Schmerz, Einsamkeit, Tod. Und das zu lesen, das erfordert schon eine gewisse emotionale Einstellung. Andererseits ist das eben das Leben, das manche Menschen führen - ein andauerndes bergab, aus dem sie selbst nie ausbrechen werden können.

Dieses Buch beschäftigt sich ausführlich mit der Unterschichterfahrung von Frauen dieser Zeit. Es zeigt, wie schwierig die finanzielle Situation vieler Familien war, obwohl die Männer gearbeitet und die Frauen teilweise dazu verdient haben. Doch aufgrund mangelnder Geburtenkontrolle wuchsen Familien schnell über die Lohneinkünfte der Eltern hinaus. Das Buch zeigt damit vor allem die strukturellen Gründe dafür auf, dass diese Frauen am Boden der Gesellschaft gelandet waren.

Das Buch fokussiert auch auf das Thema Wohnungslosigkeit, denn während der These, dass dies "nur Prostituierte" waren, vehement und mit Belegen widersprochen wird, so wird doch deutlich, dass die Wohnungslosigkeit dieser Frauen sie erstens miteinander verband und sie zweitens logisch in die Bahn von Jack the Ripper brachte. Das Buch stellt dadurch auch dar, wie der Umgang mit Armen zu dieser Zeit war, wie die Arbeitshäuser funktionierten, und dass es keinerlei Ausweg gab, wenn man einmal unten war.

Natürlich befinden wir uns dabei an der Intersektion zu Geschlecht, denn alle besprochenen Personen in diesem Buch sind Frauen - und das ist kein Zufall. Gerade Frauen war in der Gesellschaft keine Rolle unabhängig von einem Mann ermöglicht. Wenn es also aufgrund von psychischer und physischer Gewalt dazu kam, dass eine Frau ihren Mann verlassen musste, so blieb ihr eigentlich nur die Straße. Frauen, die aus diesen stereotypen Rollen ausbrechen wollten wie Catherine, hatten es auch nicht leicht.

Und schließlich betont das Buch die erschreckende Rolle, die Alkoholismus in diesen Biografien gespielt hat. Als das einzige Mittel, dass das Leid, die Einsamkeit und den Schmerz dieser Frauen abmildern konnte, trug es dann gänzlich zum Fall bei. In den Beispielen wird aber auch deutlich, dass dies eine Krankheit ist, die damals als solche nicht erkannt wurde - vor allem bei Annie - und dass hier keine Narrative von Eigenverantwortung angebracht sind.

Alles in allem ist dieses Buch ein erschreckendes Dokument, das die Intersektion von Armut und Frausein im 19. Jahrhundert in Großbritannien und Europa beleuchtet. Es ist sehr gut lesbar geschrieben, liest sich fast wie ein Roman - inhaltlich muss man sich aber emotional auf diese Geschichten einstellen. Das Buch schließt eine wichtige Lücke, wenn es um Jack the Ripper geht. Dabei berichtet das Buch gar nichts von den Morden selbst, sondern es geht um die Rekonstruktion der Leben dieser Frauen. Gerne würde ich sagen: über die wir nichts wüssten, wenn sie nicht so schrecklich ermordet worden wären - aber in Wirklichkeit: über die wir meist nichts wissen, außer dass sie schrecklich ermordet wurden. Für mich eine klare Leseempfehlung.

Bis bald,

Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Sonntag, 21. November 2021

Deathless Divide


Hallo meine Fantasy-Leser,

wie versprochen kommen wir heute zum zweiten Teil und dem Finale von Dread Nation. Davon hatte ich ja am Freitag berichtet. Nachdem ich den ersten Band aus der Bibliothek gelesen hatte, habe ich direkt beide Bände bestellt, denn ich war absolut verliebt in die Geschichte. Leider ist es dann aber etwas holprig ausgegangen.

Die Fakten:

  • Autor: Justina Ireland
  • Titel: Deathless Divide
  • Reihe: Dread Nation 2
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Titan Books
  • Seiten: 561
  • Preis: 12,09 Euro
  • Klappentext: "After the fall of Summerland, Jane McKeene hoped her life would get simpler: Get out o town, stay alive, and head west to California to find her mother. But nothing is easy when you're a girl trained in putting down the restless dead, and a devastating loss on the road has Jane questioning everything she thought she knew about surviving. Caught between mysteries and lies, the undead, and her own inner demons, Jane soon finds herself on a dark path of blood and violence that threatens to consume her. But she won't be in it alone. Katherine Deveraux never expected to be allied with Jane McKeene. But after the hell she has endured, she knows friends are hard to come by. Watching Jane's back, however, is more than she bargained for, and when they both reach a breaking poin, it's up to Katherine to keep hope alive even as she begins to fear that there is no happily-ever-after for girls like her."

Zur Handlung: Im ersten Teil wurden Katherine und Jane gemeinsam auf einen Weg geworfen, den sie nicht selbst gewählt hatten. Doch durch Janes Cleverness wurde Katherine als weiße Lady behandelt, während sie selbst mit den anderen schwarzen Kindern die Stadt Summerland verteidigen musste. Gemeinsam haben sie versucht, das Rätsel von Summerland zu lösen, und haben stattdessen seine Zerstörung gesehen.

Nun sind sie auf dem Weg zu einer nächsten kurzzeitigen Sicherheit. Doch es ist völlig klar, dass Sicherheit immer unwahrscheinlicher wird. Wenn sich die Untoten wirklich verändern, wie der ortsansässige Wissenschaftler Gideon meinte, dann wird bald kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. Zu diesem Zeitpunkt wollen Katherine und Jane mit ihren Verbündeten so weit weg sein wie nur möglich.

Die erste Besonderheit an diesem Buch ist, dass wir nun nicht nur Janes, sondern auch Katherines Sichtweise bekommen. Das hat mir erstmal sehr gut gefallen, denn Katherine ist eine spannende Figur, die wir ins Band 1 schon kennengelernt haben, und manchmal hat ihre Perspektive fast schon gefehlt. Sie ist außerdem asexuell und auch aromantisch, was eine Sexualität ist, die deutlich mehr Repräsentation in den Medien braucht. 

Auch die Kapitel sind nun etwas anders. Katherine Kapitel beginnen in der Regel mit einem Ausschnitt aus der Bibel, Janes mit einem Shakespeare-Zitat. Danach folgt bei Jane nach dem typischen Format ein Titel, der schon ein bisschen die Handlung vorwegnimmt. Katherines Kapitel heißen immer "Notes on ..." und haben somit auch mit der Handlung zu tun. Dies repräsentiert dabei auch, wie unterschiedlich die beiden Mädchen sind, was mir gut gefallen hat. Ich mochte dieses Stilmittel sehr.

Die erste Hälfte von diesem Buch konnte für mich auch völlig problemlos aus den ersten Band anknüpfen und ich war ab der ersten Seite wieder voll drin. Die Spannung ist sehr hoch, und schon in den ersten Kapiteln kommt es zu Action und auch einer Tragödie. Dabei bleibt das Buch auch weiterhin sehr unvorhersehbar, sodass man immer weiterlesen will.

Doch leider gibt es dann einen Zeitsprung von anderthalb Jahren. Es passiert etwas sehr Dramatisches - und dann treffen wir anderthalb Jahre völlig andere Charaktere wieder. Das hat mich total rausgebracht. Außerdem werden die beiden Hauptfiguren getrennt und finden dann nach einige Kapiteln (aber eben vielen Monaten) wieder zueinander. Doch leider nur körperlich, und nicht in ihrer Freundschaft. Für mich hat sich das angefühlt, als hätte ich von einer Trilogie das erste und letzte Buch gelesen. Das zweite wäre vielleicht langweilig gewesen, aber ohne das fehlt eben ganz viel der Charakterentwicklung, die wir nun so einfach hinnehmen müssen.

Für mich war es dann total schwer, irgendwie wieder in die Geschichte reinzukommen. Die Motivlagen haben sich total verschoben. Und hier kommt dann noch ein Moment dazu, dass bei einer Publikation 2020 noch sehr unproblematisch war, sich 2021 aber leider ganz anders liest: das Thema Impfen. Dabei geht es in dem Buch vor allem um die Herstellung, aber auch Zwangsimpfung von Personen. Und natürlich macht dieses Thema vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung vor allem in Bezug auf schwarze Amerikaner sind - denn da sind schlimme Dinge passiert. Und es ist auch wichtig, bei solchen Themen über Ethik zu diskutieren. Auf der anderen Seite sehen wir heute, wie stark bestimmte Communities leiden, in den USA wohl vor allem auch migrantische Communities, die noch viel Medien in ihrer Muttersprache konsumieren, weil ihnen Lügen über das Impfen aufgetischt werden. Es ist also ein zweischneidiges Schwert, und während die Autorin beim Schreiben natürlich keine Ahnung hatte, in welcher Welt wir 2021 leben werden, so ist es eben doch jetzt ein schwieriges Thema, das hier den Hauptkonflikt und auch den Bösewicht ausmacht.

Jane ist dann im zweiten Teil des Buches wirklich kaum wiederzuerkennen. Sie wird sehr brutal, sehr rücksichtslos und wütend. Außerdem verliert sie einen Arm, was eine körperliche Einschränkung darstellt. Sie ist auch in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung, aber auch hier fehlt der komplette Bezug, den wir durch den Zeitsprung verpassen. Mir ist es schwergefallen, wieder Zugang zu dieser Jane zu kriegen, was durchaus auch gewollt ist, aber eben Lesefreude nimmt. Schade fand ich auch, wie das Thema von Janes Mutter dann plötzlich fast gar keine Rolle mehr spielt in diesem Band.

Katherine dagegen hat das Buch für mich deutlich aufgewertet. Ich habe gern ihre Perspektive gelesen, vor allem auch als weiß erscheinender, aber sich deutlich als schwarz identifizierende, sehr gutaussehende junge Frau, die dann auch gern mal jeder heiraten will. Sie ist aber an Romanzen gar nicht interessiert. Auch ihre Beziehungen zu Sue und der kleinen Schwester von Jackson, die die ganze Handlung ursprünglich mal ausgelöst hat, hätte ich gern noch mehr gesehen - aber eben Zeitsprung.

Hier muss ich auch noch kurz erwähnen, dass ich Sue als Charater auch wirklich mochte. Sie wird als sehr groß, breit und stark beschrieben, klassische wäre sie eine Kampfmachine. Aber Sue träumt davon, zu heiraten und Kinder zu haben. Ich mochte es total, wie das Buch so Klischees durchbrochen hat. 

Alles in allem war auch Band 2 gut. Allerdings war die erste Hälfte für mich total genial, die zweite Hälfte nach dem Zeitsprung hat mich dann eher verloren. Es blieb zwar spannend, aber gerade Jane als unsere Hauptfigur war plötzlich gefühlt so weit weg. Aber ich empfehle diese Dilogie trotzdem ganz klar, denn 1,5 geniale Bücher und nur 0,5 gut - das klingt doch trotzdem nach einer Menge Lesespaß. Vor allem fand ich die Charaktere toll, weil sie Klischees aufbrechen, und die Handlung, weil es immer unvorhersehbar war und ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

Was ist denn euer Lieblingsbuch mit Zombies?

Bis bald,

Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:



Freitag, 19. November 2021

Dread Nation


Hallo meine Horrorleser,

heute möchte ich euch den Anfang einer Dilogie vorstellen - am Sonntag dann den zweiten Teil - die ich im Oktober gelesen habe. Dieses Buch hatte ich in der Bibliothek gefunden, aber nach dem Lesen habe ich mir direkt meine eigene Ausgabe und Teil 2 bestellt, denn ich war wirklich total überrascht, wie wundervoll dieses Buch ist. 

Die Fakten:

  • Autor: Justina Ireland
  • Titel: Dread Nation
  • Reihe: Dread Nation 1
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Titan Books
  • Seiten: 444
  • Preis: 8,99 Euro
  • Klappentext: "Trained at Miss Preston's School of Combat for Negro Girls in both weaponry and etiquette, Jane McKeene is poised for a successful career protecting the wealthy from the encroaching plague of walking dead. But when families begin to go missing, Jane uncovers a conspiracy that pits her against some powerful enemies. Sent far away from home, Jane will need all her resourcefulness, wit and strength of character to survive."

Zur Handlung: In Kampftechniken mag Jane McKeene die Beste ihres Jahrgangs sein, aber mit der Etikette hapert es meist noch für die hitzköpfige Teenagerin. Und niemand erinnert sie mehr daran, was sie nicht kann, als Katherine. Die sehr hellhäutige, blonde Katherine ist nicht nur eine sehr grazile und ordentliche junge Frau, sie ist auch eine fantastische Kämpferin. Und Jane würde nicht im Traum daran denken, mit ihr gemeinsame Sache zu machen...

Als aber Jane's Exfreund sie um einen großen Gefallen bittet, weil seine kleine Schwester verschwunden ist, nimmt Jane die Hilfe von Katherine an. Sie hat keine Ahnung, dass sie damit ihrer beider Leben gefährdet, denn im Kampf gegen die Zombie-Apokalypse ist Jane vielleicht ausgebildet, im Kampf gegen die reiche weiße Oberschichte jedoch ist sie hilflos unterlegen.

Von diesem Buch hatte ich eine zeitlang ziemlich viel gehört, und was mich immer davon abgehalten hat, waren die Zombies. Irgendwie finde ich diese einfach nicht richtig gruslig und auch nicht sehr realistisch. Ich hoffe, ihr seid da nicht wie ich, und wenn doch, dann versuche ich euch heute davon zu überzeugen, dass die Zombies dieses Buch nicht schlechter machen.

Jane ist in diesem ersten Band unsere Hauptfigur, der wir durch diese historische Zombie-Apokalypse folgen, denn das Buch spielt in den Jahren nach dem Bürgerkrieg in Amerika. Jane ist nicht nur körperlich, sondern auch mental sehr stark und lässt sich nicht so schnell von ihrem Weg abbringen. Sie hat ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und versucht auch, Gerechtigkeit irgendwie herzustellen. Da sie selbst das Kind eines weißen und eines schwarzen Elternteils ist, ist in dieser Welt aber alles gegen sie gerichtet.

Spannend fand ich hier vor allem auch die Rückblicke und die Gefühle in Bezug auf Janes Mutter. Diese lebt als weiße Frau eines Plantagenbesitzers im Süden. Während ihr Mann im Bürgerkriegt auf Seite der Konfederierten kämpft, bekommt sie Jane. Natürlich brodelt da die Gerüchteküche. Jane wächst dann auch eher zwischen den schwarzen Haussklavinnen auf, allerdings ist immer klar, dass sie das Kind der Herrin ist. Dies bringt Jane in eine sehr besondere Situation im Vergleich zu ihren Mitschülerinnen und sorgt auch für ein sehr kompliziertes Verhältnis zur Mutter. 

In dem Sinne ist auch der Aufbau der Kapitel spannend. Jeder Kapitel in der ersten Hälfte des Buches beginnt mit einem kleinen Ausschnitt aus einem Brief, den Jane aus der Schule an ihre Mutter sendet. Wir sehen, wie Jane gezielt ein positives Bild von sich und ihrer Situation zeichnet. Danach kommt der Titel des Kapitels, der zumeist einen Teil der Handlung vorwegnimmt - aber nie in einer Art, die die Spannung stört. Ich fand das so genial umgesetzt. Erst dann folgt das eigentliche Kapitel.

Zur eigentlichen Handlung möchte ich nicht zu viel verraten, aber es werden einige Zombies getötet und es gibt auch einige Unglücke. Dabei fand ich die Handlung nie vorhersehbar und das Level an Spannung hat mich ehrlich gesagt an Hunger Games erinnert - ich habe den Großteil dieses Buches an einem einzigen Tag gelesen, als ich Urlaub hatte. Es war einfach total genial.

Das Besondere an diesem Buch ist natürlich der Aspekt der alternate history. Indem die Autorin die Handlung ans Ende des Bürgerkriegs und damit auch ans Ende der Sklaverei in Amerika setzt, kann sie den Alltagsrassismus der Zeit offen legen und gleichzeitig Parallelen zu heute aufzeigen. Es wird im System der Combat School einerseits für die Schwarzen Teenager und andererseits für Indigene deutlich, wie die Trennung der Rassen und damit der Rassismus nach dem Ende der Sklaverei nur neue Wege sucht. Aufgehoben ist es lange nicht.

Das Ende dieses ersten Bandes fühlt sich auch tatsächlich wie ein Ende an. Es lässt zwar genug Spielraum für die Fortsetzung, aber der Handlungsstrang wird hier gut abgeschlossen. Besonders toll war, wie das Buch bis zum letzten Moment die Spannung hochhalten kann.

Alles in allem will ich euch dieses Buch so sehr ans Herz legen. Es ist actiongeladen und super spannend, es lässt sich sehr leicht lesen, die Hauptfigur ist liebenswert und einzigartig, und sie kann den Zombies gut den Arsch versohlen. Ich mochte auch die gesellschaftliche Kritik, die in dem Buch mitschwingt, aber nie die Handlung überlagert, sondern einen einfach zum Denken anregt - was würde wohl heute passieren, wenn eine Zombie-Apokalypse kommt? Wen würde man wohl zum Kämpfen und Schützen der Reichen ausbilden? Bitte gebt dem Buch eine Chance!

Am Sonntag erfahrt ihr mehr zu Band 2.

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Mittwoch, 17. November 2021

Alte Feinde: Die Meisterin 3

Hallo an alle Freunde von guten Hörbüchern,

von diesem gibt es bereits zwei Teile und dies ist der dritte und letzte. Erst hatte ich Bedenken, dass ich mich nicht mehr gut genug an die anderen erinnern konnte, aber doch es ging ganz gut. 

Fakten:
  • Autoren: Markus Heitz und Carsten Steenbergen
  • Erzähler: Bettina Zimmermann, Stephan Luca, Uve Teschner, Angelika Bender, Dana Geissler, Kai Taschner
  • Fantasy
  • 2020 erschienen
  • 9h 51min
  • Audible Originals
  • Preis: 18,57€ Hörbuch
Klappentext:
"Mit "Alte Feinde" endet die Geschichte der Henkerstochter Geneve, die Letzte einer uralten Dynastie. Das furiose Finale der Meisterin-Trilogie von Deutschlands erfolgreichstem Fantasy-Autor Markus Heitz - ein Audible Original. 
Die Henkerstochter Geneve Cornelius und der Vatikan-Polizist Alessandro Bugatti haben sich ausgesprochen: Trotz des Mordes an Geneves Bruder Jacob wollen sie die Fehde zwischen ihren Familien endgültig begraben. Doch es bleibt keine Zeit für die Gefühle, die zwischen ihnen aufkeimen. Denn in einer Januarnacht taucht in Leipzig ein ungewöhnlicher Dämon auf, der die Angehörigen der Schattenwelt vor die Wahl stellt: Tod - oder Unterwerfung?"

Wie bereits oben erwähnt habe ich euch die ersten beiden Teile bereits vorgestellt. Ich mag die Reihe schon. Die Charaktere sind sehr stark, vor allem Geneve. Sie ist so ruhig und trotzdem entschlossen, dass es eigentlich total logisch ist, dass sie so viele Jahrhunderte alt sein muss, das sie eben nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. So eine Frau wäre ich ehrlich gesagt sehr gern. Auch in diesem Buch ist sie diejenige die das Happy End versucht herbei zubringen.

In diesem Buch begegnen wir einer sehr alten Macht. Im Grunde ist das Böse hier ein Wesen dass durch Böses entstanden ist und eine Art selbstgerechten Weg eingeschlagen ist. Dieses Ding möchte das Böse ausmerzen und alle gefährlichen Wesen dazu bringen sich ihm zu unterwerfen. Eigentlich ein edelmütiger Gedanke, doch mal ehrlich wer trifft die Entscheidung über Gut oder Böse? Und genau das ist das Grundthema über alle Bände hinweg. Geneve hilft allen und zwar dann wenn sie sich ehrlich machen. Das ist eigentlich eine ganz wunderbare Moral wie ich finde, wird aber durch dieses Wesen irgendwie zu nichte gemacht. Ich kann das schlecht beschreiben. Lest oder hört die Reihe dann könnt ihr mich sicher verstehen.

Das Szenenbild dieser Geschichte ist einfach großartig. Vor allem im Hörbuch wird durch die unterschiedlichen Stimmen alles sehr realistisch und anschaulich. Die Dynamik ist genauso exzellent wie in den Büchern davor.

Doch auch ich habe einen Kritikpunkt - dieser Bugatti spielt irgendwie eine komische Rolle. Gefühlt ist er nur da um Geneve den treuen Begleiter zu mimen und Klischees zu erfüllen. Oder findet ihr ihn noch furchtbar relevant? Seine Familie ja auf jeden Fall. 

Sehr angenehm finde ich ja auch das die Geschichte sehr realistisch rüber kommt und in einer mir nahen Stadt spielt - Leipzig.

Als Hörbuch macht die Geschichte außerdem richtig viel Spaß. Neben den zahlreichen Stimmen werden zusätzliche Geräusche eingebaut. Damit fühlt man sich schnell selbst wie mitten im Geschehen. 

Die Dynamik des Buches ist wie in denen davor so fesselnd, dass es in einem Schwung gelesen oder gehört werden muss. 

Empfehlen möchte ich es allen die dunkle, fantastische Geschichten mögen. Es gibt hier absolut nichts romamtisierbares sondern gute Gruselfaktoren. Die Erzählungen um die Henkerdynastien kommen zwar kaum noch vor aber vielleicht ist da auch einfach alles erzählt. 

Kennt ihr die Reihe?

Eure Blue Diamond.

Sonntag, 14. November 2021

Pompeii


Hallo meine Lieblingsleser,

heute geht es weiter mit Nonfiction November bei mir. Das erste Buch, das ich diesen Monat explizit dafür gelesen habe, beschäftigt sich mit der römischen Stadt Pompeii, die im Jahr 79 bei einem Vulkanausbruch zerstört wurde. Vermutlich habt ihr davon alle schon gehört. In diesem Buch geht es vor allem darum, was wir über das alltägliche Leben der Pompeiianer wissen.

Die Fakten:

  • Autor: Mary Beard
  • Titel: Pompeii - Life of a Roman Town
  • Erschienen: 2008
  • Verlag: Profile Books LTD
  • Seiten: 335 + Nachweise
  • Preis: 11,65 Euro
  • Klappentext: "The ruins of Pompeii, buried by an explosion of Vesuvius in 79 CE, offer the best evidence we have of everyday life in the Roman empire. This remarkable book rises to the challenge of making sense to those remains as well as exploding many myths; the very date of the eruption, probably a few months later than usually thought; or the hygiene of the baths which must have been hotbeds of germs; or the legendary number of brothels, most likely only one, or the massive death count, maybe less than ten per cent of the population.

Das erste Mal war ich mit 12 Jahren in Pompeii, wenn ich mich richtig erinnere. Als kleines Kind fand ich es so faszinierend, die Welt der Römer, die ich bis dahin nur aus Asterix und Obelix kannte, plötzlich vor meinen Augen stehen zu sehen. Anders als Stätten der alten Griechen standen hier nicht nur zwei Säulen von irgendeinem alten Tempel, sondern es gab noch richtige Häuser, Straßen und auch die Gipsabdrücke der Opfer. Das war für mich etwas ganz Besonderes und hat am Ende vielleicht auch dazu beigetragen, dass ich mit großer Begeisterung Latein gelernt habe. 

Daher ist dieses Buch, sobald ich davon gehört habe, auch direkt auf meine Wunschliste gewandert. Ich wollte so gern mehr darüber lernen, wie ein Leben in dieser Stadt vor 2000 Jahren gewesen sein muss. Dass wir aus dieser Zeit immer noch Essensreste und Holzmöbel finden können, ist unvorstellbar. Daraus können Wissenschaftler dann ableiten, ob es sich bei bestimmten Gebäuden um Bars oder eher Lebensmittelläden gehandelt hat, wie viele Betten ein Haus gehabt haben könnte und welche die teuerste Wandfarbe gewesen sein muss und wer sich diese leisten konnte.

Im ersten Kapitel widment sich Mary Beard der Geschichte der Stadt, denn diese war wohl zum Zeitpunkt ihrer Zerstörung schon hunderte Jahre alt, wenn auch nicht ganz klar ist, wer sie gegründet hat. Um die gut erhaltenen Teile von Pompeii nicht zu zerstören, wird nur sehr wenig in das gegraben, was noch darunter liegt. Im zweiten Kapitel geht es dann um die Straßen von Pompeii - eines der ersten Dinge, die man auch als Tourist erlebt. Vor allem die "Zebrastreifen" sind ja sehr bekannt. Warum waren diese so hoch? Erklärt euch dieses Buch. 

In Kapitel 3 geht es dann um die Häuser und inwieweit man diese noch Besitzern zuordnen kann. Es wird auch diskutiert, ob es große Fressgelage gab, wie in den Filmen oft, und wie viele Leute eigentlich in einem Haus gelebt haben. Dabei geht Mary Beard auch darauf ein, dass der Aufbau der Häuser teilweise sehr divers war und man Klassenunterschiede deutlich sehen kann. Im vierten Kapitel geht es dann um die Wandmalkunst in Pompeii. Hier merkt man schmerzlich, wie schade es ist, dass bei den Ausgrabungen in früheren Zeiten häufig nicht sehr vorsichtig umgegangen wurde, sodass heute viele der Kunstwerke völlig verblasst oder aber von den Häusern entfernt wurden. Aber es geht auch um den Beruf des Malers und die Preise von Farben.

In Kapitel 5 werden dann drei andere Berufe aufgegriffen: Banker, Bäcker und Garum-Hersteller. Garum ist dabei eine sehr bekannte Fischsauce, die ich das römische Ketchup getauft habe, denn scheinbar wurde es vielseitig eingesetzt in der Küche. Vor allem auch die vielen Dokumente, die im Haus eines Bankers gefunden wurden, sind unglaublich spannend. Im nächsten Kapitel geht es dann um Politik - wer hatte eigentlich das Sagen in Pompeii. Dabei sind vor allem die Wahlsprüche auf den Wänden der Stadt sehr berühmt. Aus diesen lässt sich viel zum politischen Leben der Stadt ableiten. Erschreckend ist, wie wenige Bewohner der Stadt tatsächlich ein Wahlrecht hatten - Frauen zum Beispiel nicht.

Kapitel 7 widmet sich dann den leiblichen Genüssen. Hier geht es um Wein, Speisen, die berüchtigten Freudenhäuser und das römische Bad. Nichts davon ist so romantisch, wie Filme uns glauben machen wollen. Gegessen wurde vor allem Brot und Käse, und das unbequem im Liegen mit einer Hand. Wein wurde mit Wasser verdünnt. Die Berichte über die vielen Freudenhäuser sind wohl irreführend - Römer haben einfach überall gern Penisse hingemalt und eingeritzt. Und die Bäder wurden von Zeitgenossen nicht empfohlen, wenn man offene Wunden hatte - was viel darüber aussagt, wie hygienisch diese waren.

In Kapitel 8 geht es dann um Theater und die Gladiatorenspiele. Dieses Kapitel fand ich selbst nicht ganz so interessant, andere aber sicherlich mehr. Schließlich geht es im letzten Kapitel um Religion. Natürlich tauchen Götter und Tempel im ganzen Buch auf, aber hier wird nochmal ein Blick auf die enge Verknüpfung von Religion und Politik geworfen. Außerdem lernen wir über die Anleihen, die die Römer in anderen Religionen gemacht haben. Mit unseren heutigen Monotheistischen Religionen kein Vergleich... Im Epilog geht es dann noch kurz um die Gräber vor den Stadtmauern - da das Buch sich aber dem Leben in der Stadt widmet, bleibt dieser Teil sehr kurz.

Das Besondere an diesem Buch ist, dass Mary Beard sehr kritisch mit den Interpretationen ihrer Kollegen umgeht. Sie sagt recht bestimmt, wenn manche Dinge für sie keinen Sinn machen. So zum Beispiel bei den Freudenhäusern - ihre sehr konservative Schätzung geht davon aus, dass es eigentlich nur ein einziges gab, nämlich das, was heute auch als solches ausgeschrieben und besichtigt wird. Dadurch hat man das Gefühl, dass sie keine fiktiven Geschichten spinnt, um damit Leser anzulocken. Ich fand das gut, aber ich glaube, das ist auch Geschmackssache. Manche Mythen, die man über Pompeii gehört hat, will man vielleicht auch gar nicht so auseinandergenommen bekommen als Laie.

Was ich ein bisschen schade finde, ist, dass das Buch inzwischen ja schon über 10 Jahre alt ist. Im Pompeii wird dauernd Neues entdeckt - allein schon in diesem Jahr kamen da einige Sensationsmeldungen. Daher möchte ich mich mal umhören, ob ich ein aktuelleres Buch darüber finde. Ein bisschen komisch fand ich das Kapitel zum "Further Reading", in dem Mary Beard eigentlich vor allem ihre Quellen aufzählt. Da hatte ich mir etwas anderes vorgestellt.

Alles in allem ist das Buch ein solider Einstieg, wenn ihr etwas über das alltägliche Leben in einer römischen Stadt wissen wollt. Mary Beard setzt sich mit den Wissensbeständen der Forschung sehr kritisch auseinander und gibt nur das weiter, was sie auch wirklich als Interpretation überzeugt. Ich habe hier auf jeden Fall einiges gelernt und meine Neugier ein bisschen stillen können. Jetzt freue ich mich umso mehr auf den nächsten Besuch in dieser unglaublichen Stadt.

Seid ihr denn schon mal in Pompeii oder Herkulaneum gewesen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



Freitag, 12. November 2021

Sharing – Willst du wirklich alles teilen?

Hallo meine lieben Psychothriller-Freunde,

ihr wisst, dass ist eher ein schwieriges Genre für mich, aber mit Arno Strobel kann ich ganz gut umgehen. 

Fakten:
  • Autor: Arno Strobel
  • Psychothriller
  • 2021 erschienen 
  • 368 Seiten
  • Fischer Taschenbuchverlag 
  • Preis: 15,99€ 
Klappentext:
"Du glaubst an die Idee der gemeinsamen Nutzung. Aber was, wenn du gezwungen wirst, den Menschen zu »teilen«, der dir am nächsten steht? 
Der neue Psycho-Thriller von Nr.1-Bestseller-Autor Arno Strobel 
Markus und seine Frau Bettina fanden den Gedanken, dass man nicht alles besitzen muss, um es zu nutzen, schon immer gut. Diese Philosophie liegt auch ihrem Sharing-Unternehmen zugrunde. Möglichst viele sollen Autos und Wohnungen teilen und so für mehr Nachhaltigkeit sorgen. 
Bis Bettina in die Hand eines Unbekannten gerät, im Darknet öffentlich misshandelt wird und das Teilen plötzlich eine andere Dimension annimmt. Wenn Markus seine Frau lebend wiedersehen will, muss er tun, was Bettinas Peiniger sagt. Ausnahmslos, bedingungslos. Und ein Spiel mitspielen, das er nicht gewinnen kann. Auch wenn er bereit ist, alles auf eine Karte zu setzen."

Das ist im Vergleich zur Geschichte ein sehr harmloser Klappentext. 

Markus ist unser Protagonist und eigentlich ein selbstsicherer Mann der mit beiden Beinen im Leben steht und eine tolle kleine Familie und Karriere hat. Wenn es aber eben gut läuft, kann es ja nicht so weitergehen. Seine Frau wird entführt und ihm wird via Darknet zugespielt, was mit ihr geschieht. Schließlich findet er seine Frau tot auf. 
Es beginnen nicht nur die Ermittlungen der Polizei sondern die Entführer schnappen sich auch seine Tochter. Nun beginnt ein abartiges Spiel der Entführer die Markus oft an den Wahnsinn treiben. 

Leider habe ich schon viel über das Darknet gelesen und glaube daher dass das gar nicht so unrealistische Situationen sind und das macht es noch viel schlimmer. 

Auf seinem Weg begegnet Markus sowohl Freund als auch Feind und er weiß oft nicht wer gehört wohin. Auch der Leser weiß irgendwann nicht mehr was stimmt und was konstruiert wurde. Das bringt natürlich eine super Dynamik mit sich. Ich habe mich fast schon gehetzt gefühlt. Es war einfach nur krank zwischendurch selbst noch zu wissen was nun stimmt. Verwirrung ist etwas was Arno Strobel sehr gut stiften kann.

Die dazu kreierten Charaktere sind ebenfalls auf den Punkt abgestimmt und das am Ende so eine derbe Enttäuschung rauskommt war meiner Meinung nach überhaupt nicht absehbar. 

Alle Szenenbilder der Geschichte sind authentisch gruselig beschrieben und haben genau so viele Details, dass meine Fantasie alles noch schlimmer daraus gemacht hat. 

Ganz ehrlich die Ursprungsangelegenheit der Geschichte finde ich ziemlich krank und nicht gut. Das Ergebnis war irgendwie gar nicht sinnvoll und im Vergleich zur gesamten Geschichte langweilig und dumm. Klar die Moral dahinter versteh ich, aber auch nur diese. Warum gerade das aufs Korn genommen wird liegt sicher an der Aktualität und natürlich gibt es auch da kontra-Argumente. 

Doch ich konnte dieses Sharingthema schnell ausblenden denn man leidet einfach nur schrecklich mit Markus mit. Das Ende ist völlig erschreckend und ich habe das gar nicht vorhergesehen. 

Irgendwie ist es auch verrückt das Autoren immer so eine kranke Scheiße einfällt. 

Empfehlen möchte ich es am keine frisch gebackenen Eltern. Nur so viel - übertragt bitte nicht eure Unsicherheit auf Kinder. Es ist außerdem ein sehr guter Psychothriller,

eure Blue Diamond.

Mittwoch, 10. November 2021

Why We Matter


Hallo meine Lesefreunde,

ich mache einfach mal weiter mit meinem Non-Fiction November hier und stelle euch das vorerst letzte Sachbuch vor, dass ich vor November gelesen, aber hier noch nicht präsentiert hatte. Es handelt sich dabei um ein Buch, das mein Partner mir zu Ostern geschenkt hatte, und darüber habe ich mich besonders gefreut. Jetzt liegt das Lesen etwas zurück, und damit auch meine Gedanken zum Buch, aber ich werde mir Mühe geben. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum ich euch das Buch so lange vorenthalten habe, aber ehrlich gesagt hatte ich es ein bisschen schwer, meine Gefühle zu diesem Buch zu sortieren.

Die Fakten:

  • Titel: Why We Matter
  • Autor: Emilia Roig
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Aufbau Verlag
  • Seiten: 375 + Nachweise
  • Preis: 22,00 Euro
  • Klappentext: "Emilia Roig deckt die Muster der Unterdrückung auf und leitet zu radikaler Solidarität an. Sie zeigt - auch anhand der Geschichte ihrer eigenen Familie -, wie Rassismus und Black Pride, Trauma und Auschwitz, Homofeindlichkeit und Queerness, Patriarchat und Feminismus aufeinanderprallen."

Zum Inhalt: Das Buch beschäftigt sich mit Unterdrückung in verschiedestens Kontexten. Die Autorin selbst ist eine schwarze Frau, die in Deutschland lebt und sich als queer bezeichnet. Sie spricht über die Bereiche Zuhause, Schule und Universität, Medien, juristisches System, Arbeit, Gesundheitssystem und Öffentlichkeit. Dabei legt sie den Fokus vor allem auf Rassismus, Sexismus und Heteronormativität bis hin zu Hass auf Personen aufgrund ihrer Sexualität. Am Ende des Buches schreibt sie dann auch dazu, wie wir das alles vielleicht hinter uns lassen können.

Als Sozialwissenschaftlerin habe ich bei solchen Büchern häufig das Problem, dass ich Vieles, was darin steht, bereits aus einem wissenschaftlichen Kontext kenne. Dennoch lese ich ab und an gern solche Bücher. Aber wenn ich jetzt davon schreibe, ist das natürlich mein Hintergrund, und andere Menschen können das Buch ganz anders empfinden, wenn sie zum Beispiel Vieles darin noch nicht wussten. 

Den Anfang des Buches fand ich sehr stark. Die Autorin konnte mich hier gut abholen. Die Kapitel zu Zuhause, Schule und Universität fand ich sehr gut. Gerade im Bereich Universität bin ich ja auch selbst tätig, und da gibt es noch sehr große Probleme, denen wir uns bald stellen müssen. So erläutert die Autorin in dem Kontext strukturelle Diskriminierung, geht aber auch darauf ein, was in unserer (Bildungs-)Gesellschaft als Wissen gilt, und was dezidiert nicht. Diesen Beitrag habe ich sehr gern gelesen und finde ihn enorm wichtig.

Danach geht es um Medien: auch das ein Thema, das mich oft schon selbst bewegt hat. Gerade auch die Berichterstattung zu "Familienklans" zu Beginn von Corona, und die schrecklichen Dinge, die hier in meiner Stadt mit Wohnkomplexen geschehen sind, in denen viele Personen mit Migrationshintergrund leben, von denen einige positiv auf das Virus getestet wurden... Ich glaube, mit diesem Kapitel können wir alle etwas anfangen. Spannend war für mich auch das Thema "Im Gerichtssaal", denn auch hier hat 2020 uns ja mit den Debatten um Polizeigewalt und ähnliches stärker für Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten sensibilisiert. Eine Debatte über Gefängnisse werden wir in den kommenden Jahren hoffentlich auch noch öffentlich führen müssen.

Enntäuschend wurde es für mich dann ab dem Kapitel zu Arbeit, denn dieses kürzt die Autorin "beispielhaft" auf Sexarbeit zusammen. Während ich das ein wichtiges Thema finde, ist es dennoch viel zu kurz gegriffen, wenn es um Unterdrückung und Arbeit geht. Ich habe hier die Autorin ehrlich auch nicht verstanden, denn es gibt so viele Bereiche wie die Pflege, wo wir Personen teilweise sogar illegal ausnutzen für Jobs, die wir nicht machen möchten. Sie versucht es zu erklären, aber mir war es auch am Ende nicht schlüssig.

Danach kommt das Thema "Im Krankenhaus", womit wir auch wieder bei etwas sind, wofür die Pandemie uns sensibilisiert hat. Gleichzeitig ist das auch mein Forschungsthema, deswegen war hier besonders wenig Neues für mich. Interessant fand ich aber die berichteten Fallbeispiele, die auch den Wert von qualitativen Methoden in diesem Bereich zeigen. "Auf der Straße" war für mich dann ein wenig ein schwieriges Kapitel, damit konnte ich nicht so viel anfangen. An das Kapitel zum Körper der Frauen kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern, das müsste ich dann bald nochmal lesen.

Das Buch schließt dann ab mit einem Kapitel, das eindrucksvoll "Das Ende der Unterdrückung" heißt. Und während wir uns das alle wünschen, so war es für mich dann doch kein zufriedenstellendes Kapitel. Vielleicht weil wir dieses Ende nicht so einfach werden erreichen können - und damit das auch nicht prägnant und umfassend in 50 Seiten Buch passt. Während die Autorin hier viele wichtige und richtige Punkte macht, habe ich mich am Ende nicht gefühlt, als hätte ich jetzt gelernt, wie es geht. Und ich dachte auch bei mir, dass die Radikalität, die hier in den Ideen steckt, vielleicht viele moderatere Leser am Ende abschrecken wird. 

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Ich freue mich, dass es solche Bücher jetzt auch auf dem deutschen Markt von deutschen Autorinnen gibt. Und ich lese sowas einfach gern, auch wenn ich nicht auf jeder Seite etwas Neues lerne. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, wenn euch die genannten Unterdrückungsdimensionen interessieren und ihr kritisch über unsere Gesellschaft nachdenken wollt. Es ist auch nicht so, dass man der Autorin beim Lesen in jedem Punkt zustimmen muss, denn ich finde, so oder so regt es gut zum Nachdenken an. Nach einem sehr starken Start hat es mich persönlich dann gegen Ende hin etwas verloren, aber das ist auch Geschmackssache.

Noch ein Wort zu den äußeren Werten: während ich das "nackte" Hardcover total schön finde, hat es sich bei mir beim Lesen ganz schön ausgelöst und der Buchrücken sieht nicht mehr sehr schön aus. Für den Preis finde ich das traurig.

Habt ihr das Buch schon gelesen? Was war eure Meinung dazu?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:




Montag, 8. November 2021

Wenn die Nebel flüstern erwacht mein Herz

Hallo an alle Verrückten,

ehrlich - keine Ahnung wer von euch das Buch unbedingt lesen möchte -  wie ihr bemerkt, ich bin eher so anti. 

Fakten:
  • Autorin: Kathrin Lange
  • Jugendbuch
  • 2020 erschienen
  • 472 Seiten
  • Arena Verlag
  • Preis: 18,00€ (gebundene Ausgabe)
Klappentext:
"Christopher und Adrian haben sich geschworen: Nie wieder soll ein Mädchen zwischen sie kommen. Denn in Adrian schlummert ein Monster, das darauf lauert, seinen Bruder zu verletzen. Doch dann betritt Jessa High Moor Grange … 
Jessa würde alles tun, um ihre Schwester Alice zu finden, die seit fünf Jahren als vermisst gilt. High Moor Grange ist der erste Hinweis, den sie nach all der Zeit erhalten hat - aber außer einer Ruine im Nebel findet sie dort nur die Besitzer des heruntergekommenen Herrenhauses. Jessa ahnt, dass die beiden mehr über Alice‘ Verschwinden wissen, als sie zugeben. Christopher will sie unbedingt loswerden und treibt sie mit seiner Arroganz ständig auf die Palme - und selbst sein warmherziger Bruder Adrian scheint Geheimnisse zu haben. Jessa weiß, sie sollte sich von den Zwillingsbrüdern fernhalten, denn anstatt auf High Moor Grange Antworten zu finden, droht sie plötzlich, ihr Herz im Kampf gegen einen jahrhundertealten Fluch zu verlieren …"

Das ist ein echt komisches Buch sage ich euch. Den Anfang der Geschichte beschreibt der Klappentext ganz gut. Wichtig ist jedoch noch zu erwähnen dass Jessa in einem Kinderheim lebt und dort immer mal abbaut und sie dann niemand automatisch sucht. Das ist natürlich die Grundlage dafür das der Rest der Geschichte überhaupt funktionieren kann.

Jessa ist ein Klischees erfüllender Teenager die nicht auf den Mund gefallen ist. Sie ist zwar durch ihre Erlebnisse etwas vom Leben gebeutelt doch das hindert sie nicht davor eben dieses selbst in die Hand zu nehmen.
Dabei schafft sie es den Spuren ihrer verschwundenen Schwester zu folgen und auf wirklich dubiose Menschen zu treffen.

Die Herren Christopher und Adrian sind zwar jugendlich dargestellt aber wohl Jahrhunderte alt. Ganz ehrlich da beginnen für mich die Probleme bereits. Ich erwarte schlicht anderes Verhalten von so alten Figuren, aber eigentlich sollen sie ja jugendlich sein und damit auch agieren. Passt also einfach nicht zusammen wenn ihr mich fragt. 
Grundsätzlich sind die beiden Charaktere aber sehr stark und präsent. Obwohl es Zwillinge sind, ist einer der Nette und einer eher Macho und Draufgänger. 

Bis dahin klingt es ja eher nach klassischem Jugendliebe-Drama. Doch dann kommt dieses mystische Drama dazu. Denn die beiden Herren sind mit einem Fluch belegt, der immer dann aktiviert wird, wenn einer der beiden sich verliebt. Doch zusätzlich kann nur wahre Liebe den Fluch für immer brechen. Ja wenn das keine verzwickte Situation ist. Aber ehrlich auch irgendwie ein bisschen komisch oder? Vielleicht habe ich das Fesselnde hinter dieser Geschichte nur nicht erkannt, aber ich fand es einfach öde. Also so richtig öde. Vielleicht bin ich auch zu alt dafür?

Ganz angenehm wurde es dann nochmal gegen Ende, also wesentlich mehr Figuren dazu kamen und das Geschehen unterstützten und mit abgebildet haben. Da gab es dann auch mal mehr Dynamik und man hat mehr Hintergrundinformationen erhalten. All diese Infos zum Fluch und wo wir uns eigentlich befinden, wurden leider erst sehr spät in die Geschichte eingebaut. Insgesamt hätte allerdings viel mehr aus den ganzen mystischen Elementen gemacht werden können. Vielleicht wäre es dann auch nicht so langweilig gewesen.

Im letzten Drittel wurde es dann kurzzeitig sogar richtig spannend mit Gruselfaktor, doch auch wieder unauthenthisch. Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht um Realitätsbezug oder ähnliches aber auch fantastische Elemente müssen sinnhaft sein beziehungsweise abgestimmt. Ihr merkt, das Buch wird nicht mein Liebling werden.

Empfehlen möchte ich es vor allem jungen Lesern, die mal eine fantastische Liebesgeschichte lesen möchten, die aber auch nicht sehr komplex ist. Vielleicht für die Momente etwas, wo man nicht weiß, was man sonst lesen könnte =D

Um mit etwas sehr Positivem zu enden - dieses Cover ist einfach mal super schick und zauberhaft,

eure Blue Diamond.

Samstag, 6. November 2021

Furiously Happy - A Funny Book About Horrible Things


Hallo meine Lieblingsleser,

weiter geht es mit dem Non-Fiction November, diesmal habe ich eine autobiografische Essay-Sammlung für euch. Leider hat mir diese nicht wirklich zugesagt, was aber nicht heißen muss, dass sie euch enttäuscht. Ich versuche sie mal so gut wie möglich zu beschreiben, damit diejenigen, die sie mögen würden, das auch erkennen.

Die Fakten:

  • Autor: Jenny Lawson
  • Titel: Furiously Happy - A Funny Book About Horrible Things
  • Erschienen: 2015
  • Verlag: Picador
  • Seiten: 273
  • Preis: 9,19 Euro
  • Klappentext: "In Furiously Happy, Jenny Lawson explores her lifelong battle with mental illness. A hysterical, ridiculous book about crippling depression and anxiety? That sounds like a terrible idea. But terrible ideas are what Jenny does best. As she says herself: "Like John Hughes wrote in The Breakfast Club, "We're all pretty bizarre. Some of us are just better at hiding it."Except go back and cross out the word "hiding"..."."

Diese Sammlung von Essays hat laut dem Label dieses Buches vor allem Mental Health und Mental Illness als Thema. Ich würde dagegen halten, es hat vor allem Jenny Lawson als Thema. Und das ist auch ok, außer dass ich felsenfest davon überzeugt bin, dass ich es keine 12 Stunden mit ihr in einem Raum aushalten würde. Jenny Lawson ist das laufende Chaos, weswegen sie viele Fans hat, die ihre Art lustig finden. Aber ich gehöre leider nicht dazu.

Die Teile des Buches, in denen sie tatsächlich über Depression und Angststörungen schreibt, fand ich toll. Vor allem das Fake-Interview, das sie im Buch eingebaut hat, war richtig genial. Leider ist das aber nur ein ganz kleiner Teil des Buches und der Rest ist - um den Klappentext aufzugreifen - bizarr. 

Es gibt beispielsweise Geschichten über einen Trip nach Australien, die mir leider im Kopf geblieben sind. Dabei kommen Koala- und Känguru-Kostüme vor. Und ich weiß, viele finden das lustig und das ist auch ok, aber meine Augenbrauen waren einfach die ganze Zeit nur hochgezogen. Auch andere Geschichten waren abstrus, und ehrlich gesagt hatte ich so oft Mitleid mit ihrem Ehemann, obwohl der ein Konservativer ist. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie es in dem Haushalt zugeht, abgesehen davon dass ich es kann, weil es in dem Buch so viel darum ging und so wenig um Depressionen.

Jenny Lawson liest sich ehrlich gesagt wie ein Kind. Es ist ein kindlicher Humor, der keinem weh tut. Aber mir - weil ich nicht darüber hinwegkomme, dass das eine erwachsene Frau ist. Und vielleicht bin ich da auch nur neidisch, weil ich nicht als ein wandelndes Chaos durch die Welt komme, sondern meinen Shit irgendwie hinkriegen muss, aber es hat zwischen mir und ihren Essays einfach nicht geklickt.

Ich wollte das Buch vor allem auch wegen des Covers, aber nun da ich weiß, dass der Waschbär ein ausgestopftes Tier ist, dass Jenny Lawson tatsächlich besitzt, kann ich es irgendwie auch nicht mehr genießen. Und auch mit ausgestopften Tieren gibt es einige - geschmacklose? - Eskapaden im Buch.

Der Schreibstil ist aber super leicht und schnell zu lesen, also auch hier wieder eine Empfehlung für Personen, die in Non-Fiction einsteigen möchten und Angst vor Textbüchern haben. Man fliegt durch die Seiten und es hat ja jetzt auch nicht so viele. Ich glaube, für die Teile, in denen es um Mental Health geht, lohnt sich das auch, ob aber die ganzen anderen Essays hätten sein müssen, naja. Wenn ihr rausfinden wollt, ob Jenny Lawson eure Art von lustig ist, schaut ihren Blog The Bloggess an, dann bekommt ihr ein Gefühl dafür, was in diesem Buch passiert. Denn viele Teile davon sind eigentlich nur Blogeinträge, die sich in ein Buch gemogelt haben.

Falls ihr bessere Empfehlungen zum Thema Depression habt, bin ich ganz Ohr.

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung: 



Mittwoch, 3. November 2021

Nujeen - Flucht in die Freiheit


Hallo meine Lieblingsleser,

es ist Non-Fiction November und ich möchte passend dazu mit dieser Autobiografie starten. Sie ist vergleichbar mit der Jugendausgabe von Malala, ein junges Mädchen, das aufgrund von Krieg und Zerstörung ihre Heimat verlassen muss. Das Besondere an Nujeen - sie sitzt dabei im Rollstuhl.

Die Fakten: 

  • Autor: Nujeen Mustafa & Christina Lamb
  • Übersetzung: Friedrich Pflüger & Wolfram Ströle
  • Titel: Nujeen - Flucht in die Freiheit- Im Rollstuhl von Aleppo nach Deutschland
  • Erschienen: 2016
  • Verlag: HarperCollins
  • Seiten: 299
  • Preis: 9,99 Euro
  • Klappentext: "Vor dem Krieg war sie trotz ihrer Krankheit, die sie ans Haus fesselte, ein gewöhnlicher Teenager, der Seifenopern liebte und sich so Englisch beibrachte. Als sie aus Aleppo fliehen muss, verliert die willensstarke junge Frau nie die Hoffnung auf ein besseres Leben. Eindrünglich und berührend erzählt die sechzehnjährige Nujeen, was es bedeutet, die Heimat und die Familie hinter sich zu lassen. Es ist die Geschichte unserer Zeit - am Beispiel einer bemerkenswert tapferen Syrerin, die nie aufgehört hat, zu lächeln."

Nujeens Leben war nie im klassischen Sinne "normal". Anhand ihrer Geschichte zeigt sie auf, wie schwierig es für Personen mit Behinderungen überall auf der Welt ist, ein selbstbestimmtes "normales" Leben zu führen, weil die Infrastrukturen dafür fehlen. Die Wohnung von Nujeens Familie in Aleppo ist im vierten oder fünften Stock und es gibt keinen Aufzug. Die männlichen Familienmitglieder tragen sie und den Rollstuhl nur zu besonderen Anlässen durchs Haus. Nujeen verbringt ihr Leben so ähnlich wie wir die letzten Monate - immer in den vier Wänden.

Damit beginnt die Geschichte, Nujeens ganz "normales" Leben in dieser Wohnung, mit einem Balkon, über dessen Brüstung sie kaum schauen kann. Sie schaut viel fern, liest viel, wenn der Strom ausfällt, und kriegt manchmal viel zu viel vom Leben ihrer Verwandten mit. Aber sie ist nicht unglücklich, nur manchmal ein wenig zickig, wenn jemand sie während ihrer Lieblingssoaps im Fernsehen stören will.

Als dann in Syrien die Proteste und schließlich der Bürgerkrieg ausbrechen, ist die Familie zunächst unschlüssig, was zu tun ist. Sie harren aus, die Schwester versucht sogar weiter zur Uni zu gehen, obwohl das nicht sicher ist. Irgendwann wird jedoch klar, dass die Familie nicht in Aleppo bleiben kann und sie fliehen zunächst zurück in das Dorf, aus dem sie stammen. Dieses hatten sie ursprünglich verlassen, damit Nujeen eine bessere Behandlung bekommen kann - doch das ist nun die geringste Sorge.

Als dann der Daesh das Dorf einnimmt, ist auch dort kein sicherer Hafen mehr für die Familie und notgedrungen fliehen sie weiter. Gemeinsam geht es noch in die Türkei, doch ab da muss Nujeen sich allein mit ihrer Schwester auf den Weg machen. Die beiden wollen es nach Deutschland schaffen, wo bereits ein Bruder auf sie wartet. Wir begleiten die beiden dann auf dem langen und abweisenden Weg durch Europa.

Die Flüchtlingskrise von 2015/16 ist vielleicht einigen noch im Kopf, auch wenn die Zeit schnell vergeht und immer neue Krisen auf uns warten. Eine von den vielen Menschen, die so verzweifelt nach einem Weg nach Deutschland suchten, war Nujeen. Ich war sehr glücklich, dieses Buch zu finden, denn es zeigt auf, wie beschwerlich dieser Weg war. Bei all der Propaganda, die wir uns aus dem rechten Spektrum seitdem tagein, tagaus anhören können, war dieses Buch so erfrischend, denn während es auf jeden Fall für Teenager geschrieben ist, und damit meist leicht und fast abenteuerhaft bleibt, so zeigt es doch, dass niemand diesen Weg freiwillig einfach mal so auf sich nimmt, um zu schauen, ob es in Europa nicht schöner ist.

Was mich am meisten geschockt hat - obwohl es mich nicht überrascht hat - sind die Preise. Viele Teile des Weges können nur mithilfe illegaler Schleußer zurückgelegt werden, zum Beispiel der Seeweg von der Türkei nach Griechenland. Diese lassen sich die "Hilfe" gut was kosten, wir sind hier im vierstelligen Dollarbereich. Die Haushaltskasse von den Menschen, die es tatsächlich nach Deutschland schaffen, muss also ordentlich voll gewesen sein, um den Weg überhaupt zu ermöglichen. 

Neben den klassischen Hindernissen und Hürden auf diesem Weg geht es natürlich auch immer wieder darum, dass Nujeen im Rollstuhl sitzt, was manchmal als gefährlich, manchmal als nützlich gesehen wird. So zweifelt ihre Familie beispielsweise daran, ob das Schlauchboot, das sie nach Griechenland bringen soll, mit dem Rollstuhl nicht sinken wird, und er wird beinahe zurückgelassen. Andererseits kann der Rollstuhl auch dazu dienen, Mitfahrgelegenheiten zu bekommen. Insgesamt macht er den Weg aber eben nochmal besonders. Getroffen hat mich zum Beispiel der Fakt, dass Nujeen das erste Mal an einem deutschen Bahnhof einen Fahrstuhl sieht - nachdem sie in so vielen Bahnhöfen war.

Nujeen als Person mochte ich beim Lesen sehr. Sie ist sehr optimistisch, was man auch manchmal als naiv abtun kann. Aber sie hat auch die Gabe Dinge zu bewundern, zum Beispiel als sie das erste Mal in einem Flugzeug ist. Das macht sie sympathisch und gleichzeitig auch authentisch. Mit ihrer guten Laune gelingt es, diesem langen beschwerlichen Weg ein bisschen Abenteuer einzuhauchen, wobei auch hilft, dass man natürlich im Hinterkopf weiß, dass es gut ausgeht. Andererseits verschweigt sie aber die Momente nicht, in denen es nicht gut ausgegangen ist.

Der Schreibstil ist dabei sehr flüssig, und das Buch liest sich sehr schnell. Es ist auf jeden Fall für junge Leser geschrieben, was aber nicht heißt, dass man daraus nichts mehr lernen kann. Vor allem für Personen, die in der EU, in Deutschland leben, ist dieses Buch für mich ein Muss. Eh man sich irgendeine Meinung über Geflüchtete bildet, sollte man dieses Buch lesen. Es hat mir auf jeden Fall nochmal die Augen geöffnet, wie lang der Weg aus der Türkei hierher wirklich ist, auch wenn ich diesen Weg als Kind mit meinem deutschen Ausweis in nur 3 Stunden zurücklegen konnte. Vielen Menschen ist das nicht vergönnt, und wir sollten ihnen den Respekt und die Hilfe gewähren, die sie als Menschen verdienen.

Ich glaube, das Buch ist besonders auch für alle geeignet, die sonst noch nicht viel Non-Fiction lesen. Ich hoffe, ihr kauft es und lest es. Ich werde es meiner Oma zu Weihnachten schenken, damit sie vielleicht endlich der rechten Propaganda kein Gehör mehr schenkt.

Bis bald,

Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:






Wer nicht überzeugt ist, kann ja mal in dieses Video schauen: