ich habe vor einer Weile ein Rezensionsexemplar dieses Buches auf Wasliestdu gewonnen. Ich war sehr gespannt darauf, denn es spielt teilweise in den 20er Jahren und diese Zeit fasziniert mich sehr. Beispielsweise liebe ich die Geschichte von Gatsby. Aber auch Bücher über psychiatrische Anstalten finde ich spannend. Konnte es mich nun beglücken?
Die Fakten:
- Autor: Ellen Marie Wiseman
- Titel: Die dunklen Mauern von Willard State (Original: What She Left Behind)
- Übersetzung: Sina Hoffmann
- Erschienen: 2015
- Verlag: Piper Verlag
- Seiten: 444
- Preis: 9,99 Euro
- Klappentext: "Zehn Jahre ist es her, dass eine schicksalhafte Nacht für Izzy Stone alles veränderte: Ihre Mutter erschoss ihren Vater während er schlief. Seitdem lebt die nun 17-Jährige bei Pflegefamilien. Als sie für ein Museum Gegenstände ehemaliger Insassen der alten und berüchtigten psychiatrischen Anstalt Willard State Asylum katalogisiert, stößt sie auf einen Stapel ungeöffneter Briefe und das alte Tagebuch einer gewissen Clara Cartwright. Je mehr sie über Claras Leben in Erfahrung bringt, desto mehr klären sich auch die Rätsel ihres eigenen Lebens …"
Zur Handlung: Izzy, eigentlich Isabelle, ist bei einer neuen Pflegefamilie angekommen, nachdem ihre Mutter ihren Vater erschossen hat. Seitdem hat sie ihre Mutter nicht mehr gesehen, denn sie hat Angst, dass der Wahnsinn ihrer Mutter sich irgendwie auf sie selbst übertragen könnte. In ihrer neuen Pflegefamilie fühlt sie sich tatsächlich wohl. Deswegen stimmt sie auch zu, bei der Museumsarbeit ihrer Pflegemutter zu helfen, obwohl es dabei um eine alte Psychiatrie geht.
So fällt ihr schnell das Tagebuch einer jungen Frau in den 20er Jahren in die Hände, welche irgendwie in der Psychiatrie gelandet sein muss. Leider gibt das Tagebuch darüber keinen Aufschluss, denn es endet mit ihrer Einweisung in Willard. Doch sie hat ein schreckliches Geheimnis - sie ist überhaupt nicht verrückt und wurde gegen ihren Willen in das Heim eingeweisen.
Zunächst war dieses Buch vielleicht doch nicht das Richtige für mich. Ich fand die Situation, in der Clara sich befand, viel zu aussichtslos. Es hat mich einfach nur genervt, dass es nie irgendeine Hoffnung gab. Daher hatte ich bei ihren Kapiteln schon von vorn herein keine Lust. Leider war es thematisch einfach nichts meins. Darauf möchte ich noch ein bisschen ausführlicher eingehen.
Das Buch kann man gut beschreiben als Mischung aus Twilight und American Horror Story Staffel 2. Die Geschichte von Izzy ist sehr teenagerlastig und sie hat die typischen Probleme mit ihrer neuen Schule. Außerdem hat sie Stress mit einer Mitschülerin und ist ein bisschen verknallt in deren Freund. Claras Geschichte dagegen ist eben die klassische Gegen-den-Willen-eingesperrt-Story, die mich einfach viel zu sehr belastet hat. So ganz ohne Hoffnung auf Veränderung macht mir das Lesen keinen Spaß.
Stilistisch finde ich aber nun doch auch eine Kritik, die mit dem Inhalt nichts zu tun hat. Die Autorin schreibt in einem kleinen Q&A am Ende, dass es für die schwierig war, beide Geschichten gleichzeitig zu erzählen. Und das merkt man. Die Kapitel sind völlig voneinander gelöst. Die Geschichten haben keinen inneren Zusammenhang. Man durchschaut, vor allem am Ende, nicht, wie Izzy die Dinge über Clara herausfindet. Es sind einfach zwei Geschichten, in denen viel zu viel abgehandelt wird.
Vor allem auf Izzys Seite lösen sich die Probleme am Ende einfach alle auf, ohne dass sie sinnvoll behandelt werden. Das wünsche ich mir für mein Leben doch bitte auch. :D Daher ist das Ende zwar nett, aber irgendwie versteht man den Weg dahin so gar nicht. Es ist am Ende auch einfach alles viel zu praktisch. Mit Clara ist es anders, denn ihre Probleme lösen sich einfach gar nicht. Wir können immer wieder all die schlimmen Dinge lesen, die ihr geschehen, und wissen, daran wird sich nichts ändern. Daher wird lediglich beschrieben, was es für Probleme auf der Welt gibt, und dann zieht das Buch einfach weiter, ohne Lösungsvorschläge oder Reflexionen.
Alles in allem war dieses Buch dann leider enttäuschend für mich. Die Kapitel unterscheiden sich im Schreibstil gar nicht, sodass sich die 20er-Jahre Geschichte einer jungen Frau genauso liest wie die aktuelle Geschichte einer Teenagerin. Die Wechsel zwischen den Erzählerinnen ist willkürlich und die beiden Sichtweisen fügen sich nie zu einem Ganzen zusammen. Anstelle der anstrengenden Kapitel von Clara hätte ich mir Tagebucheinträge oder einfach Forschungsfortschritte von Izzys Seite gewünscht. Außerdem hätten ihre privaten Probleme einfach mehr im Hintergrund sein können. Das Buch war thematisch überladen und hat dadurch das Thema irgendwie verfehlt.
Das ist wirklich schade, denn das Buch hat gute Kritiken bekommen. Am Ende war es wohl einfach nicht für mich. Dabei dachte ich, ich hätte das historische Genre gerade neu für mich entdeckt. Ich interessiere mich jetzt aber für die Bücher, die die wahren Begebenheiten in Willard thematisieren, denn die Psychiatrie gab es wirklich.
Kennt ihr das Buch und wie findet ihr es?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung: