als Kind schon habe ich mit meiner Mama den Film Chocolat gesehen und lieben gelernt. Da ich von meiner Mama weitestgehend allein aufgezogen wurde, hat mich die Bindung von Vianne und Anouk Rocher begeistert. Außerdem mochte ich den leicht-magischen Touch, den die Geschichte hat. Seit Jahren habe ich diesen Film nicht gesehen, und als ich neulich Bücher in unseren lokalen Bücherschrank geschafft habe, da stand eben eine Ausgabe von Chocolat und hat auf mich gewartet.
Die Fakten:
- Autor: Joanne Harris
- Titel: Chocolat - Eine himmliche Verführung (Original: Chocolat)
- Erschienen: 2001
- Verlag: Paul List Verlag
- Seiten: 331
- Preis: 9,99 Euro
- Klappentext: "Zauber und Erregung ergreifen die Bewohner Lansquenets, als Vianne Rocher gleichsam aus dem Nichts in dem verträumten Dorf im Süden Frankreichs auftaucht. Die geheimnisvolle Fremde eröffnet Die Himmliche Praline, eine Chocolaterie der ganz besonderen Art - ausgerechnet zum Auftakt der Fastenzeit und direkt gegenüber der Kirche. Pfarrer Reynaud, der sich als moralischer Hüter der Gemeinde versteht, sieht in der unkonventionellen Frau eine ernsthafte Bedrohung für seine Herde - und beginnt zu handeln."
Zur Handlung: Vianne und ihre Tochter Anouk sind auf der Durchreise, bleiben jedoch zur Fastnacht in ein kleines französisches Dorf. Aufgrund der hoffnungsvollen Atmosphäre beschließen sie, länger zu bleiben. Vianne eröffnet einen kleinen Laden mit Süßwaren, hauptsächlich Pralinen und Schokolade. Doch schon in den ersten Tag wird klar, dass der Pfarrer Reynaud davon nichts hält.
Die Bewohner des Ortes reagieren unterschiedlich auf die neue Nachbarschaft. Einige freunden sich schnell mit Vianne an, viele helfen ihr bereitwillig, doch andere sind neidisch und eifersüchtig und versuchen alles, sie wieder zu vertreiben. Vianne muss sich gleichzeitig auch ihrer Vergangenheit und der Paranoia ihrer Mutter stellen, um ihr Leben selbst in die Hand nehmen zu können.
Ich hatte bereits ein anderes Buch von Joanne Harris gelesen und es hatte mir sehr gut gefallen. Darum bin ich davon ausgegangen, dass auch dieses Buch nach meinem Geschmack sein wird, und ich wurde nicht enttäuscht. Obwohl beide Bücher sehr verschieden sind, gefällt mir die Art und Weise, wie Joanne Harris schreibt. Ich möchte nun auf einige Punkte eingehen.
Zunächst sind ihre Bücher, sofern ich sie gelesen habe, und Chocolat im Besonderes, geprägt von starken Frauen. Chocolat ist eine sehr emanzipative Geschichte, denn nicht nur die Hauptfigur ist eine Frau, die keinen Mann im Leben braucht und selbst auf sich aufpassen kann, wir verfolgen auch aus ihren Augen, wie andere Frauen erkennen, dass sie mehr wert sind, als sie bisher dachten. Dabei ist der Kontrast durch die Kapitel besonders groß, die aus Sicht von Pfarrer Reynaud erzählt werden, denn er hat ein sehr klassisches Bild.
Dennoch sind die Charaktere alle sehr ehrlich, sehr natürlich. Niemand hat übertrieben viel Stärke, sondern alle kämpfen mit Ressourcen, die Menschen eben haben. Dabei entwickeln sich viele Charaktere weiter, was vor allem an dem neuen Wind liegt, den Vianne in das kleine Dorf bringt. Die Entwicklung dieser Charaktere macht sehr viel Freude beim Lesen. Man bekommt das Gefühl, dass man sein Leben manchmal einfach nur in die Hand nehmen muss...
Auch das Setting ist natürlich sehr angenehm. Französische Dörfer eignen sich erstaunlich gut für Geschichten, zumindest habe ich noch kein schlechtes Buch über ein französisches Dorf gelesen. Man erhält einen spannenden Einblick in die Hierarchie und die sozialen Klassen des Dorfes, ohne jedoch jemals zu erfahren, in welcher Zeit das Ganze spielt. Hier kann man sich selbst entscheiden, ob die Welt immer noch so ist wie beschrieben, oder ob es eher eine historische Geschichte ist.
Wie gesagt behandelt das Buch aber auch leicht magische Inhalte und die Vergangenheit von Vianne, die merkwürdiger nicht sein könnte. Diese Aspekte bringen ein bisschen Mystery in das Ganze, ohne dass darauf zu viel Wert gelegt wird. Dennoch entsteht so zusätzlich Spannung. Interessant fand ich auch die Teile, die vom Film abweichen. Darauf werde ich demnächst in einer Filmkritik nochmal eingehen, da ich mir den Film nun noch einmal anschauen werde.
Insgesamt war das Buch ein großes Vergnügen. Es lässt sich leicht und schnell lesen, spricht aber dennoch relevante Themen an. Es erinnert uns daran, wie stark wir sein können, wenn wir freundlich, aufgeschlossen und mutig sind. Vor allem ist es eine Homage an starke Frauen, die sich vom Leben nehmen, was sie verdienen. Und es ist eine Kritik an zu strengem Glauben, der einen in Fesseln hält und das Glück auf Erden versagt. All diese Elemente haben mir gut gefallen. Man sollte jedoch keine Liebesgeschichte erwarten, auch keine Liebesgeschichte an Schokolade, denn im Vordergrund steht mehr das Dorf, die Entwicklungen und Veränderungen der Charaktere und die unvergleichliche Vianne.
Wie hat euch das Buch gefallen? Kennt ihr andere Werke von Joanne Harris?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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