heute kommt meine etwas verspätete aber durchaus für mich wichtige Kritik zu dem Medicus. Es handelt sich hierbei um das kürzliche verfilmte Buch, von dem vielleicht einige bereits gehört haben. Die Filmkritik ist zu diesem Zeitpunkt hoffentlich schon online auf dem Blog hier. Am Ende dieses kurzen Berichtes möchte ich euch meine Zusammenfassung zu Film und Buch geben.
Die Fakten:
- Autor: Noah Gordon
- Titel: Der Medicus (Original: The Physician)
- Übersetzung: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
- Reihe: Cole-Familie 1
- Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
- Erschienen: 1996
- Seiten: 842
- Preis: 9,99 Euro
Zur Handlung: Rob verliert kurz hintereinander seine Mutter und seinen Vater. Er ist daraufhin mit seinen Geschwistern allein auf der Welt. Da sein Vater Mitglied in einer Zunft war, kümmert diese sich darum, dass die Kinder eine neue Familie finden. Sie werden getrennt und nur Rob findet niemand, der ihn aufnimmt, bis ein Bader beschließt, ihn als Lehrling zu nehmen. Die Lehrzeit ist hart und es entsteht eine Hassliebe zwischen dem jungen Rob und dem sehr eigenen Bader.
Nach dem Tod des Baders erfährt Rob von einer Schule der Medizin in Persien, an der der bekannte Ibn Sina unterrichtet. Dort kann er als Christ nicht lernen, doch sein Verlangen nach mehr Wissen ist so groß, dass er sich schließlich dennoch auf den Weg macht und unterwegs zum Juden Jesse ben Benjamin wird. Als dieser kann er schließlich das Gewand des bekannten Medicus berühren und selbst eine ausgezeichnete Ausbildung erwerben. Doch auch dieses Wissen reicht dem jungen Heiler nicht aus...
Der Medicus ist mit 800 Seiten ein richtiger Brocken. Man sollte dieses Buch also nicht lesen, wenn man sich nicht sicher ist, dass einen das Thema interessiert. Ich war von dem Trailer des Films jedoch sehr angetan und habe mich dann riesig gefreut, als ich das Buch in meinem Bücherwichtelpaket bekommen habe. Es stand dann natürlich ganz oben auf meiner Leseliste, da der Film ja aktuell noch in den Kinos läuft und ich hoffte, es dann auch so schnell wie möglich zu beenden.
Was mich an der Geschichte besonders fasziniert, ist, wie umfassend, vielseitig und tief sie ist. Sie erzählt vom Leben eines armen Kindes in London, welches eine einmalige Chance bekommt. Dieses Kind wird zu einem Mann, der in sich eine Berufung fühlt, der auf seinem Weg dennoch so oft irrt und so oft scheitert. Es ist lebensnah und dennoch bezaubernd, denn man kann sich den Willen von Rob annehmen und in den eigenen Alltag integrieren, und dennoch spielt es in einer Zeit, die wir heute ja nicht mal mehr aus dem Geschichtsunterricht kennen.
Ich persönlich bin außerdem literarisch immer sehr interessiert an arabischen Ländern. Mich hat diese Welt schon immer fasziniert, die in den damaligen Tagen der unseren so weit voraus war. Auch lernt man in diesem Buch vieles über Religion, vor allem den Islam und das Judentum, was ich sehr spannend fand. Da ich gar keiner Religion angehöre (und diese auch gern sehr kritisch betrachte), hat dieses Buch sehr gut zu meiner Einstellung gepasst, denn auch Rob möchte nicht an einen Gott glauben, der der Medizin wesentliche Fortschritte schlichtweg verbietet. Er setzt sich über Grenzen hinweg, und muss am Ende doch anerkennen, dass die Mehrheit ihn nicht akzeptiert.
Man könnte sicherlich so vieles über dieses Buch schreiben, aber ich will mich etwas kurz halten. :D Die Figuren finde ich im Großen und Ganzen alle spannend. Sie sind uns nicht wirklich vertraut, aber die Beziehungen, die sich mit Rob haben, sind gut beschrieben und erwärmen uns für einige und lassen uns andere verachten. Schwierig sind sicherlich die Namen, denn gerade die arabischen und jüdischen Namen sind für uns Europäer sehr ungewohnt und so hat es manchmal eine Weile gedauert, bis ich einen früheren Namen wieder einordnen konnte, wenn er erneut auftauchte. Auch begegnet Rob einfach unglaublich vielen Leuten auf seiner Reise, aber meist war dann noch einmal kurz darauf hingewiesen, wie die Figur einzuordnen war.
Etwas Schlechtes ist mir so eigentlich nicht aufgefallen. Natürlich ist dieses Buch schon allein wegen seines Umfangs nur etwas für Genrefans. Wer aber gern über arabische Länder, vergangene Zeiten und den Drang, mehr zu erfahren, als man wissen darf, liest, der sollte dieses Buch auf jeden Fall auf seine Wunschliste setzen. Allen anderen empfehle ich dagegen wärmstens den Film, denn obwohl er eine ganz andere Geschichte erzählt, ist er dennoch schön und leerreich, aber es kostet eben nur ein geringstes bisschen an Zeit im Vergleich zum Buch.
Allerdings lebt das Buch von so viel mehr als der Film: Die Geschichte ist historisch besser recherchiert, die Charaktere sind tiefer und begleiten einen länger, ihre Geschichten sind oft tragischer, die Gefühle des jungen Medicus sind deutlicher und verständlicher, und auch die genannten Krankheiten erschließen sich vielleicht uns modernen Menschen eher.
Alles in allem ein wundervolles Buch, was wirklich meine Lesefreude wieder geweckt hat. Ich hatte damit einige schöne Stunden und finde es immer schön, wenn man sich in eine Geschichte richtig tief hineindenken kann. In diesem Sinne hoffe ich, ihr fandet diesen Beitrag interessant.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
- Dieses Buch ist Teil meiner Um-die-Welt-Challenge und meiner Bücherverfilmungschallenge. -
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