Hallo meine Bücherwürmer,
noch ist ja Black History Month und damit auch Blackathon. Ich habe einige Bücher dafür gelesen, allerdings viele in Reihen, die ich euch an anderer Stelle einmal vorstellen werde. Dieses Buch steht aber für sich allein und ist auch sehr interessant, da es sich mit Burundi beschäftigt - ein Land, von dem ich ehrlich gesagt gar nicht viel wusste. Und Bücher sind immer ein schöner Weg um mehr zu lernen.
Die Fakten:
- Autor: Gael Faye
- Sprecher: Dominic Hoffman
- Titel: Small Country (Original: Petit Pais, dts. Kleines Land)
- Erschienen: 2018
- Verlag: Random House Audio
- Dauer: 6 Std 2 min (ungekürzt)
- Preis: 9,95 Euro
- Klappentext:
"Burundi, 1992. For 10-year-old Gabriel, life in his comfortable expatriate neighborhood of Bujumbura with his French father, Rwandan mother and little sister Ana, is something close to paradise. These are carefree days of laughter and adventure - sneaking Supermatch cigarettes and gorging on stolen mangoes - as he and his mischievous gang of friends transform their tiny cul-de-sac into their kingdom. But dark clouds are gathering over this small country, and soon their peaceful existence will shatter when Burundi, and neighboring Rwanda, are brutally hit by civil war and genocide."
Zur Handlung: Gabi hat ein komfortables Leben in Burundi. Sein Vater ist Franzose, seine Mutter eine Geflüchtete aus Ruanda. Das Geld seines Vaters sorgt dafür, dass sie in einem schicken Viertel leben. Seine Freunde sind teilweise auch Mixed Race, teilweise auch Schwarze Kinder von Diplomaten oder anderen hochrangingen Personen des Landes. Er geht auf eine sehr gute Schule und ihm mangelt es an nichts.
Dennoch kommt auch seine Familie ohne Spannungen nicht aus. Dies endet unter anderem eines Tages damit, dass die Mutter den Haushalt verlässt. Und auch die politischen Spannungen in Ruanda und Burundi gehen an der Familie nicht spurlos vorbei, bis Gabi schließlich als junger Teenager in die Konflikte der beiden zerstrittenen Gruppen hineingezogen wird.
Dieses Buch ist sehr kurz, darum läuft man schnell Gefahr, zu viel darüber zu sagen. Aber wir folgen hier Gabi, der ungefähr um die 10 bis 13 Jahre alt ist während des Buches. Wir lernen seine Kindheit kennen und folgen ihm durch verschiedene Szenarien. Dabei ist vor allem der Beginn des Buches eher episodenhaft erzählt, weniger als ein durchgehender Erzählstrang.
Das Buch ist auch teilweise autobiografisch, denke ich, denn der Autor musste selbst als Kind aus Burundi fliehen. Wie weit das Ganze allerdings geht, kann ich nicht beurteilen. Am Ende passieren dann nämlich auch einige sehr verstörende Dinge, von denen ich für den Autor hoffe, dass diese rein fiktional sind. Aber ich glaube, dass das Buch durch die Erzählweise und den Einfluss der eigenen Erfahrungen schon sehr besonders ist.
Gabi als Hauptcharakter war für mich in Ordnung, aber nicht mein Lieblingscharakter. Er steht für das Kind, das plötzlich in einen kriegerischen Konflikt gerät. Dabei ist er von seinem Vater dazu erzogen, dass Politik ihn nicht zu interessieren hat. Auch mit dem schwelenden Konflikt will er nichts zu tun haben, sondern seine unschuldige Kindheit und seine Freunde möglichst behalten. Dadurch erfahren wir als Leser aber auch nur wenig über den Konflikt und bekommen ihn erst dann so richtig mit, wenn er wirklich für alle nicht mehr zu umgehen ist. Es gibt einige Blicke über den Tellerrand, wenn es um die Mutter und ihre Reise nach Ruanda geht und wenn es um die Bediensteten des Hauses geht, die aus ärmeren Vierteln kommen, die schon deutlich früher unglaubliche Gewalt erleben und nicht mehr sicher sind als Gabis Familie.
Wie ihr euch sicherlich denken könnt, werden in diesem Buch Themen von Rassismus, aber auch ethnischen Konflikten, Krieg und Zerstörung, sowie Gewalt innerhalb und außerhalb der Familie thematisiert. Gabis Mutter erlebt dabei schreckliche Dinge und wird dann auch gegenüber der Kinder eine Gefahr, da sie psychisch nicht verarbeiten kann, was geschehen ist. Das fand ich fast am schwersten zu lesen. Aber die zweite Hälfte des Buches ist allgemein dann sehr düster und darauf sollte man sich vorbereiten.
Ich glaube, ich hätte allgemein lieber ein Buch über Gabis Mutter gelesen, denn die hat sowohl die emotionale Verbundenheit, als auch die intelektuelle Tiefe, um sie Geschehnisse wirklich zu durchschauen und einzuordnen. Ich fand ihre Geschichte auch unendich tragisch, nur daran zu denken, dreht mir schon den Magen um. Davon bekommen wir aber nur einen sehr kleinen Einblick. Durch Gabis Perspektive bleiben wir irgendwie immer draußen, immer ein wenig in naivem Unwissen.
Das Ende hat mir dann aber richtig gut gefallen. Am Anfang und Ende werden wir mit dem erwachsenen Gabi konfrontiert - und dieser schaut zurück auf seine Kindheit und überlegt nach Burundi zurückzukehren. Diesen Teil fand ich grandios, habe auch geweint am Ende. Es sind einige wirklich wunderschöne Zitate in diesem Buch, gerade auch am Ende. Also da hat das Buch für mich dann nochmal alles richtig gemacht.
Alles in allem kann ich dieses Buch empfehlen. Es ist ein Thema, von dem sicher viele noch nicht so viel wissen, außerdem ist das Buch durch die kindliche Perspektive deutlich leichtere Kost als erwartet. Die Hauptfigur hat mir zwar nicht ganz zugesagt, aber ich mochte die Perspektive auf Kindheit und wie diese genommen werden kann. Das Buch ist in Teilen sehr gewaltsam und dann auch schwer zu lesen, aber es ist auch kurz und daher kann man das schon auch gut verarbeiten. Und es ist sehr schön geschrieben.
Habt ihr schon über Burundi als Land gelesen? Würde mich sehr interessieren.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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