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Freitag, 18. Februar 2022

The Map of Salt and Stars


Hallo meine Lesemäuse,

im letzten Jahr gab es mit Afghanistan wieder ein Land, dass in unsägliches Chaos gestürzt ist, nachdem der Westen seine Kriegslust ermüdet hatte. Wie groß unser Erbe im Nahen Osten ist, können wir vermutlich kaum abschätzen. Dennoch finde ich es immer wieder wichtig und faszinierend, über diese Regionen und ihre Geschichte zu lesen. In diesem Buch, das ich heute vorstelle, geht es dabei aber um Syrien und seine neuere und sehr alte Geschichte. 

Die Fakten:

  • Autor: Zeyn Joukhadar
  • Titel: The Map of Salt and Stars (dts. Die Karte der zerbrochenen Träume)
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: Weidenfeld & Nicolson
  • Seiten: 352
  • Preis: 8,99 Euro
  • Klappentext: "In 2011, the peace of the Syrian city of Homs is disturbed by protests and shelling. A young girl, Nour, flees across the Levant and North Africa in search of safety. 800 years before, Rawiya, disguised as a boy and apprentice to a famous map maker, set out on an epic quest to chart the globe, following the very same route."

Zur Handlung: In diesem Buch folgen wir der Geschichte von Nour. Als Kind verliert sie ihren Vater an Krebs und nach einiger Zeit beschließt ihre Mutter, dass die Familie von den USA zurück in ihr Heimatland Syrien ziehen wird. Nour beide größere Schwestern waren in Syrien geboren, doch Nour kommt nun das erste Mal in dieses Land. Während sie den Schmerz über den Verlust des Vaters zu verarbeiten versucht, kommt neues Unheil auf sie zu.

2011 war kein guter Zeitpunkt um in die Stadt Homs in Syrien zurückzukehren. Nours Familie hat ein kleines Haus, die Mutter malt wieder ihre berühmten Karten. Mour und ihre Schwestern finden sich langsam in ihr neues Leben ein. Doch dann, beim Abendessen, geschieht das Unsägliche: die Nachbarschaft von Nours Familie wird mit Bomben attackiert, ihr Haus stürzt ein und sie verlieren alles.

Ich hatte immer, wenn ich das Buch irgendwie gesehen habe, gedacht, dass Buch ist historischer. Aber tatsächlich folgen wir hauptsächlich Nours Geschichte. Allerdings erzählt sie zu Beginn einem Baum die Geschichte von Rawiya, die im Mittelalter durch den Mittelmeerraum zog und zur Kartenzeichnerin ausgebildet wurde. Nour hofft, dass der Baum die Geschichte durch die Erde zu ihrem toten Vater schicken kann. Im weiteren Verlauf des Buches erfahren wir dann auch immer Rawiyas Geschichte.

Dabei sind beide Geschichten sehr parallel aufgebaut und es soll der Eindruck entstehen, dass Nour nun die moderne Rawiya ist. Das ist in manchen Teilen auch ganz gut gemacht, in anderen Moment etwas plump. Die Verbindung wird dann auch erst am Ende wieder wirklich klar und so ganz überzeugt hat mich hier die Verknüpfung beider Geschichten nicht. Insgesamt fand ich die historische Geschichte auch etwas spannender, aber vielleicht, weil wir diese immer zuerst erzählt bekommen in jedem Kapitel.

Nour ist ein Kind in diesem Buch, und wir erfahren die Geschichte auch aus der kindlichen Perspektive und nicht rückblickend. Mir gefällt das immer nicht ganz so gut. Kinder haben meist noch nicht so ausgeprägte emotionale, soziale und kognitive Fähigkeiten. Während das hier sehr glaubhaft porträtiert ist, passt es einfach nicht zu meinem Lesegeschmack. Nour ist an vielen Stellen zum Beispiel gar nicht einfühlsam und kann die Trauer ihrer Schwestern z.B. nicht erkennen und nachvollziehen. Das finde ich immer eher anstrengend, aber für euch ist das vielleicht ganz anders.

Nours Geschichte ist dabei natürlich herzzerreißend. Erst verliert sie den Vater, denn ihr gewohntes Leben und schließlich ihr neues Zuhause. Auch ihre Familie wird immer mehr auseinander gerissen, je weiter die Geschichte erzählt wird. Da es in der Geschichte um Fluchterfahrung geht, geschehen natürlich viele schreckliche Dinge, auf die man sich vorher einstellen sollte. Es kommt zu Gewalt, auch sexueller Art, schlimmen Unfällen (vor allem in Verbindung mit Schiffen), zur Ausnutzung und Ausbeutung durch Schleußer und Schlepper. Ihr könnt euch sicher ein Bild davon machen.

Gleichzeitig haben wir Rawiyas Geschichte, die zwar vielmehr ein Abenteuer im klassischen Sinne ist, aber auch geschehen schlimme Dinge und nicht alles ist nur aufregend. Wie gesagt, mir hat dieser Teil der Geschichte aus verschiedenen Gründen besser gefallen - ich liebe auch einfach 1001 Nacht. Manchmal war die Parallelität aber einfach ein bisschen erzwungen. Rawiya ist aber älter und ihre Reisen dauern auch länger, sodass sie mir als Charakter besser gefallen hat.

Ich möchte nun nicht zu viel verraten, denn ihr sollt das Buch ja selbst entdecken können. Eine Sache, die mich allerdings noch gestört hat, ist, dass zumindest in dieser Ausgabe meiner Bibliothek keine Karte enthalten war. Wie geht denn das bei einem Buch, wo gleich zwei Figuren Kartenzeichnerinnen sind? Das habe ich nicht verstanden. Ich musste dann viel googlen, wo die Charaktere sich befinden, da ich in Geografie leider gar nicht bewandert bin.

Das Ende war dann fröhlicher als ich es aus anderen Büchern zu solchen Themen gewöhnt bin. Das war nicht schlecht, sondern einfach anders als erwartet. Damit wird das Buch auch mehr zu einem Jugendbuch, denn es ist am Ende Hoffnung da. Ich glaube, dass vor allem Jugendliche aus diesem Buch lernen können, besonders was es heißt zu fliehen. Das wird teilweise sehr realistisch dargestellt, an manchen Stellen hat Nour dann eben einfach sehr viel Glück. Aber es war ein passendes Ende.

Alles in allem möchte ich das Buch empfehlen, wenn euch das Thema interessiert. Es kommen schon einige schwierige Dinge vor, die man emotional mit den Charakteren verarbeiten muss, aber beim Thema Krieg und Flucht ist das zu erwarten. Nour als Charakter war jetzt nicht mein Favorit, aber sie macht eine große Entwicklung durch und ich glaube andere Leser werden sie sehr mögen. Auch wenn ich die historische Storyline mochte, fand ich es nicht ganz so gut gemeistert, wie sie in die Haupthandlung eingebaut war. Aber für das erste Buch des Autors war es sehr solide!

Habt ihr das Buch schon gelesen oder ähnliche Bücher zu empfehlen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




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