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Sonntag, 25. Oktober 2020

We Have Always Lived In The Castle

 


Hallo meine Lieblingsleser,

für den Dark Academics Buchclub musste ich meine Lesepläne etwas umstellen. Ich hatte eigentlich für dieses Jahr Haunting of Hill House bei der Autorin auf meiner Liste, allerdings wurde dann We Have Always Lived In The Castle das Buch für Oktober (außerdem noch Phantom der Oper, aber da habe ich im Moment kein Bedürfnis mitzulesen). Ich habe gestern dann dieses Buch an einem Nachmittag/Abend verschlungen, was für mich eher ungewöhnlich ist, und möchte euch heute davon berichten.

Die Fakten:

  • Autor: Shirley Jackson
  • Titel: We Have Always Lived In The Castle
  • Erschienen: 2006 (erstmals 1962)
  • Verlag: Penguin Classics (Deluxe Edition)
  • Seiten: 146 + Afterword
  • Preis: 15,08 Euro
  • Klappentext: "My name is Mary Katherine Blackwood. I am eighteen years old, and I live with my sister Constance. I have often thought that with any luck at all I could have been born a werewolf, because the two middle fingers on both my hands are the same length, but I have had to be content with what I had. I dislike washing myself, and dogs, and noise. I like my sister Constance, and Richard Plantagenet, and Amanita phalloides, the death-cup mushroom. Everyone else in my family is dead.

Zur Handlung: Merricat und Constance Blackwood leben zusammen mit ihrem invaliden Onkel Julian in dem Haus, in dem ihre Familie schon immer gelebt hat. An zwei Tagen geht Merricat in den kleinen Ort in der Nähe, zur Bibliothek und ins Lebensmittelgeschäft. Constance und Onkel Julian gehen nicht mehr hinaus, seit der Rest der Familie vergiftet und Constance dafür angeklagt wurde.

Merricat hat eine Reihe kleiner Zauber und Tricks um ihre heile Welt zu bewahren. Doch sie spürt, dass eine Veränderung kommt. Constance denkt darüber nach, vielleicht doch einmal wieder hinaus zu gehen. Und dann klingelt es eines Tages an der Tür und Constance lässt den Fremden herein, der behauptet, der Cousin zu sein, der nun endlich zur Familie zurückkehrt.

Ich bin gar nicht sicher, wie lang dieser Post werden wird, denn eigentlich möchte ich euch nur sagen, dass ich absolut von diesem Buch überzeugt bin. Die Atmosphäre zu Beginn ist noch ruhig, aber auch jeden Fall schon ein bisschen seltsam, aber ab Kapitel 5 wird man in so eine unangenehme Situation hineingezogen - ich konnte das Buch nicht weglegen. Es hat mich wirklich tief ergriffen und ich habe selten eine Buchfigur so gehasst wie hier Charles. Wer das ist und warum man ihn so sehr hasst, müsst ihr selbst herausfinden.

Merricat ist unsere Protagonistin, der wir folgen. Im ersten Moment haben wir Mitleid mit ihr, denn wir sehen, wie sie durch die Kleinstadt geht, um neue Bücher auszuleihen und Lebensmittel einzukaufen, und wie die Menschen in dieser Stadt auf sie reagieren. Einige behandeln sie recht freundlich, weil sie es müssen - im Laden und im kleinen Café, wo Merricat aus Stolz immer einen Kaffee trinkt, um zu zeigen, dass sie sich nicht vertreiben lässt. Aber die meisten Einwohner sind entweder hinter ihrem Rücken oder direkt in ihr Gesicht feindselig. Es gibt sogar einen üblen Kinderreim über ihre Familiengeschichte. Es ist klar, dass der ganze Ort denkt, dass Constance ihre Familie vergiftet hat und nur fälschlicherweise freigesprochen wurde.

Doch je länger wir Merricat folgen, desto mehr merken wir, dass sie in dieser Ordnung, in der sie zwei Mal die Woche in den Ort geht, an anderen Tagen mit Constance alle Zimmer des Anwesens zurechtmacht und säubert und sonst viel über ihr Land stromert, völlig zufrieden ist. Sie hat lustige kleine Ticks, zum Beispiel vergräbt sie Dinge auf dem Anwesen, nagelt ein Buch gegen einen Baum und ähnliches, um ihre Familie mit Mächten zu schützen, von denen nur sie weiß. Dabei vergisst man schnell, dass Merricat einem schon im zweiten Satz sagt, sie sei 18 Jahre, denn sie liest sich wie ein Kind.

Die anderen Figuren in ihrem Haushalt, Constance und Julian, lernen wir vor allem durch Merricats Blick kennen. Constance ist die liebende große Schwester, die gern kocht und ihre Familie versorgt. Ihre Liebe zum Kochen machte sie auch zur Hauptverdächtigen nach dem Vergiftungsfall. Sie wurde schließlich freigesprochen, neigt aber trotzdem im Verlauf des Buches dazu, sich die Schuld an allem zu geben. Onkel Julian war ebenfalls vergiftet worden, überlebte aber. Seitdem sitzt er im Rollstuhl und hat auch Gedächtnislücken. Seine selbst erwählte Lebensaufgabe ist es, alle Erinnerungen an den Tag des Unglücks aufzuschreiben und ein Buch zu verfassen. Ich mochte seine Interaktionen mit Constance. Spannend fand ich, dass im Nachwort noch darauf verwiesen wurde, dass Onkel Julian als Person im Rollstuhl emaskuliert ist und dadurch diesen weiblichen Haushalt nicht durcheinander bringt, sondern als Pflegefall sozusagen die weibliche Rolle Constances noch betont.

Neben diesen äußert spannenden Charakteren und ihrer Konstellation ist das beeindruckendste an diesem Buch für mich die tiefe Hilflosigkeit, die einsetzt, als Merricats kleine Welt ins Wanken gerät. Durch einen Eindringling von außen wird das Gleichgewicht gestört. Merricat will das nicht Hinnehmen, begibt sich damit aber in einen gefährlichen Kreislauf, den einige Kinder - auf jeden Fall ich aus meiner Kindheit - vielleicht kennen: je mehr sie sich dem Eindringling verwehrt, desto mehr zeigt sie, wie sehr dieses Recht zu haben scheint, dass mit ihr etwas nicht stimmt, dass in Wahrheit sie selbst das Problem ist und nicht er. 

Das Buch hat mir wirklich starke Gefühle abverlangt, mir war teilweise sogar richtig schlecht, weil ich diese Gefühle so gut kenne. Trotzdem konnte ich das Buch nicht weglegen, und ich würde behaupten, am Ende bekommt jeder irgendwie was er verdient. Das Ende war für mich zumindest sehr befriedigend und ich konnte die Geschichte dann nach und nach loslassen, obwohl ich definitiv einen Buch-Kater danach hatte. Ein ähnliches Gefühl im Magen ruft übrigens der Film Mother! mit Jennifer Lawrence hervor.

Kennt ihr dieses Buch und habt ihr ein Interesse daran?

Bis bald,

Eure Kitty Retro

 

 

 

Meine Bewertung:



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