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Freitag, 23. Oktober 2020

Rebecca


Hallo meine Gruselfreunde,

heute endet der Rebeccalong, ein Event, in dem einige Buchverliebte das Buch Rebecca gelesen und zusammen den neuen Netflix-Film geschaut haben. Da habe ich mitgemacht und möchte ich heute sowohl vom Buch als auch vom Film berichten. Direkt zu Beginn möchte ich sagen, dass ich mir unter dem Buch etwas ganz anderes vorgestellt habe als das, was ich dann bekommen habe.

Die Fakten:

  • Autor: Daphne du Maurier
  • Titel: Rebecca
  • Erschienen: 2015 (erstmals 1938)
  • Verlag: Virago Press
  • Seiten: 428
  • Preis: 10,36 Euro
  • Klappentext: "On a trip to the South of France, the shy heroine of Rebecca falls in love with Maxim de Winter, a wealthy, handsome widower. But as they arrive at Manderley, his Cornish mansion, a change comes over Max and the young bride is filled with dread. Friendless in the isolated house, she realises that she barely knows the man she married, and in every corner of every room is the phantom of his beautiful first wife, Rebecca."

Zur Handlung: Wir folgen einer jungen namenlosen Protagonistin, die ihre Eltern verloren hat und nun als Begleitung einer reichen Amerikanerin arbeitet. Im Moment verweilt sie in Frankreich und ist für die Unterhaltung, aber auch Organisation der Reise ihrer Chefin verantwortlich. Durch diese lernt sie auch Maxim de Winter kennen, einen ansprechenden Witwer, der offensichtlich lieber allein Lunch essen möchte.

Als die beiden sich allerdings ohne die Chefin wiedertreffen, scheint Maxim sehr eingenommen von unserer Protagonistin, und sie nutzen ein Fieber der Chefin, um sich heimlich immer wieder zu treffen. Als plötzlich die Abreise nach Amerika ansteht, überrascht Maxim unsere Protagonistin mit dem unromantischsten Heiratsantrag, den man sich vorstellen kann, und das Abenteuer von Mrs de Winter beginnt.


Immer, wenn ich von diesem Buch gehört habe, habe ich mir darunter eine Geistergeschichte vorgestellt. Vielleicht keiner richtig gruslige Haunted-House-Geschichte, aber eben eine mit einem Phantom, nämlich von Rebecca. Allerdings ist das nicht, was dieses Buch ist. Es beginnt quasi als Romanze, verschiebt sich dann in Richtung eines Domestic Thrillers und endet mit einer Gerichtsdrama. Das trifft vor allem auf den Film zu, das Buch fokussiert stark auf den Thriller-Teil.

Leider muss ich sagen, dass ich solche Thriller nicht mag, deswegen konnte das Buch mich auch nicht überzeugen. Ohne zu viel zu spoilern, möchte ich es hier mit einem historischen Gone Girl vergleichen - wenn ihr diesen Film (das Buch habe ich nie gelesen) mochtet, dann empfehle ich euch Rebecca. Wenn ihr aber auch eher wutschnaubend aus dem Film rausgegangen seid, ist Rebecca nicht so passend.

Die Hauptfigur erhält, wie gesagt, keinen Namen. Das passt auch ganz gut, weil sie keine wirkliche Persönlichkeit hat. Sie ist allein in der Welt und sucht nach einer Person, an die sie sich hängen kann. In Manderley ist sie davon überfordert, dass sie eigentlich klassentechnisch nicht hineinpasst. Sie weiß sich nicht zu verhalten, ist unglaublich naiv und will nur dazugehören. Dabei zeigen ihr verschiedene Figuren aber immer wieder, dass das nicht gelingt; allen voran Mrs Danvers.


Mrs Danvers ist vielleicht - neben Rebecca - meine Lieblingsfigur in dem Buch. Sie ist die Haushälterin von Manderley und hauptsächlich dafür verantwortlich, dass sich die Hauptfigur so unwohl da fühlt. Sie hatte eine enge Bindung zu Rebecca und will nicht sehen, wie jemand diesen Platz einnimmt. Rebecca ist die titelgebende Figur, obwohl sie nicht einmal zu Wort kommt. Ihre Präsenz spürt man am stärksten durch die Erinnerungen von Mrs Danvers. Ich hätte am liebsten eine Neuerzählung des Buches aus Rebeccas Sicht, denn sie ist die wirklich faszinierende Figur. Wir erfahren, dass sie nicht dem klassischen Frauenbild der Zeit entsprochen hat, und dafür wird sie zum Bösewicht der Geschichte, obwohl sie eigentlich auch ihr Opfer ist. Das fand ich interessant und am Ende hat sich alles auch so gedreht, dass ich mit ihrem Schicksal leben konnte.

Maxim de Winter ist im Buch deutlich älter als die Hauptfigur und so gar keine romantische Figur, obwohl er als sehr gutaussehend beschrieben wird. Im Film wird er deutlich sexier dargestellt. Die Buchfigur konnte mich nie so richtig vom Hocker reißen. In seiner Figur ist Maxim de Winter ein schwacher Mann, was er aber natürlich nicht weiß. Sein Stolz und seine Arroganz sind vielleicht am offensichtlichsten zu sehen. Er versucht auch, seinem Stand gerecht zu werden, aber so wirklich mit Herz ist er nicht bei der Sache.


Es gibt noch einige andere Charaktere, aber die könnt ihr beim Lesen dann selbst entdecken. Was mich an dem Buch am meisten gestört hat, ist der permanente Hass der Hauptfigur gegenüber allen anderen Frauen, die ihr in ihrem Kopf überlegen sind. Sie hasst ihre Chefin zu Beginn, sie hasst Rebecca und sie hasst Mrs Danvers. Sie würde das nicht so bezeichnen, für sie ist es Angst, aber hinter der Angst steht die tiefe Abneigung gegen Frauen, die sie als superior ansieht. Ich kann hier leider nicht spoilern, aber das macht sich vor allem in dem Moment bemerkbar, als Maxim sein Geheimnis gesteht, und Mrs de Winter nur daran denken kann, dass Rebecca nun keine Konkurrenz mehr für sie ist - Erleichterung...

Ich glaube, dass dieses Buch wirklich ein wertvolles ist, allerdings ist es nicht für mich. Das Genre des Domestic Thrillers, indem es um Ehegeheimnisse und Liebe und Hass geht, ist wirklich gar nichts für mich. Die Hauptfigur war mir absolut unsympathisch. Ich hatte das Gefühl, dass hier die Bösen auf der falschen Seite gesucht werden, und die Autorin nicht richtig deutlich macht, wie sie das Ganze nun sieht. Aber das Buch ist wundervoll zum Diskutieren, was ich in der entsprechenden Liveshow gerade nochmal gesehen habe. Daher möchte ich niemandem abraten, es zu lesen, solange er mit den Dingen klarkommt, die ich aufgezählt habe.

Bei dem Film bin ich mir unsicher, ob man ihn wirklich versteht, wenn man das Buch nicht gelesen hat. Die Handlung ist unglaublich zusammengestaucht und dennoch wirkte der Film sehr lang auf mich, was durch diese Genre-Dreiteilung kommt. Es wird auch recht viel verändert im Film, aber teilweise nur seltsame Details. Am Ende gibt es dann einige Abweichung, aber ich glaube, die meisten mögen das Buchende mehr.

Alles in allem war es eine schöne Erfahrung das Buch in diesem Buchclub zu lesen und mit anderen zu diskutieren. Ich denke, ich werde auch irgendwann noch andere Bücher der Autorin testen. Aber Rebecca selbst ist nicht mein Lieblingswerk, obwohl ich sehr viel Potential in dieser Geschichte sehe und sie mich auch sehr inspiriert hat.

Kennt ihr das Buch? Und wie habt ihr das alles empfunden?

Bis bald
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung: 



2 Kommentare:

  1. Ich hab mich schon gefragt, ob der Film mit Lily James auf Netflix auf der Buchvorlage basiert oder er nur zufälligerweise denselben Namen trägt, weil ich das Buch bisher noch nicht gelesen habe. :D Mit deinem Vergleich mit Gone Girl hast du mich jetzt aber tatsächlich sehr neugierig gemacht, denn das Buch fand ich toll (die Verfilmung war ebenfalls sehr gelungen), deshalb könnte mir Rebecca also gefallen! :)

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    1. Ja, ich glaube, dann könnten dir die Themen gefallen. Es ist schon eine ganz andere Geschichte, aber das Gefühl ist irgendwie ähnlich. :) Viel Spaß beim Schauen und vielleicht auch Lesen (das Buch ist besser ;)).

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