Hallo meine Vampirliebhaber,
vielleicht habt ihr euch schon früh, so wie ich, in die Blutsauger á la Interview mit einem Vampir oder Dracula verliebt. Dann habe ich heute eine Buchempfehlung für ich, die ich bisher immer ein bisschen übersehen hatte. Carmilla ist sogar noch älter als die Geschichte von Dracula und beschäftigt sich zudem noch mit einem weiblichen Vampir in Österreich.
Die Fakten:
- Autor: J. Sheridan Le Fanu
- Titel: Carmilla
- Erschienen: 2012 (erstmals 1872)
- Verlag: The House of Pomegranates Press
- Seiten: 124
- Preis: 10,93 Euro
- Klappentext: "For a hundred and forty years Carmilla has given readers' bodies and souls a shake, because the vampire is beautiful but repulsive, to be resisted at all costs, because the narrative alternates so imaginatively between twittering girlies and an urgent need to reach for sharpened wooden stakes. Is there any reason it won't continue to do so far into the future? Give it a read, and feel how it crawls under your skin."
Zur Handlung: In einem entlegenen Ort im heutigen Österreich lebt ein Vater mit seiner Tochter auf einem Anwesen. Ringsum sind eigene kleine Dörfer, aber die Abgeschiedenheit ist nahezu greifbar. Als die Tochter Laura erfährt, dass ein Besuch einer neuen Freundin, auf den sie sich sehr gefreut hatte, nicht zustande kommen wird, ist sie zunächst sehr bedrückt. Doch dann kommt es zu einem Unfall vor ihrem Schloss.
Bei diesem Unfall wird ein junges Mädchen leicht verletzt und daher der Obhut von Vater und Tochter übergeben. Der Rest der Gesellschaft muss wegen eines geheimen Unterfangens schnell weiterreisen, verspricht aber, das Mädchen - Carmilla - bald wieder abzuholen. Laura könnte nicht glücklicher sein, jetzt kann sie jemanden pflegen und hat Gesellschaft, doch dann beginnt sich Carmilla sehr seltsam zu verhalten...
Diese Geschichte ist recht kurz und liest sich wie eine klassische Penny Dreadful-Geschichte. Wir haben ganz klassisch einen entlegenen Ort für die Handlung, wo auch nur sehr wenige Personen sind - wobei hier die Bediensteten natürlich von der hochwohlgeborenen Laura nicht mitgerechnet werden, durch deren Augen wir die Geschichte erleben. Mit Carmilla haben wir eine fremde Person, von der wir nicht wissen, ob wir ihr trauen können. Und gegen Ende gibt es noch eine Geschichte in der Geschichte, was für mich auch ein recht klassisches Motiv war.
Laura als Charakter bleibt sehr einseitig. Sie ist viel allein und hat keine richtige Freundin. Darum ist sie so erfreut über Carmillas Unglück. Sie ist eine brave Tochter und fällt jetzt wenig auf in der Geschichte. Interessant ist aber ihre Verhältnis zu Carmilla. Carmilla ist sehr auffällig. Sie wird häufig so beschrieben, dass sie sehr bequem und auch faulenzend ist, dass ihre Bewegungen eine gewisse Trägheit haben. Sie schläft meist bis zum Nachmittag und kann keine langen Spaziergänge machen.
Die beiden habe eine seltsame Beziehung, denn während Laura zwar hoch erfreut ist, ist sie auch etwas skeptisch. Sie hat einen Grund, warum sie Carmilla zu Anfang nicht vertraut. Dennoch werden die beiden Freunde - es ist ja nicht so viel Auswahl an anderen Freundinnen da. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto mehr drehen sich Lauras Gedanken um Carmilla. Dabei ist sie einerseits von ihr angezogen, andererseits auch abgestoßen, vor allem durch die romantischen Avancen von Carmilla.
Die anderen Charaktere sind alle nicht wirklich wichtig. Sie dienen der Handlung selbst, aber werden nicht groß auffällig als Persönlichkeiten.
Die Ausgabe, die ich gekauft habe, wirbt mit Illustrationen. Diese fand ich allerdings nicht sehr gelungen, gefühlt hätte ich die auf ähnlichem Niveau hinbekommen und ich habe wirklich kein Händchen für sowas. Auch das Vorwort hat mich nicht angesprochen. Ich würde also zu einer anderen Version raten.
Das Ende wird dann zwar ein wenig spannend und alles kommt irgendwie zusammen, aber man sollte keinen großen Showdown im heutigen Maßstab erwarten. Es wird dann einiges an Hintergrundgeschichte preisgegeben, und man erfährt, was mit Carmilla los ist. Allerdings bleiben auch einige Fragen offen. Ich mochte, wie die Beziehung von Carmilla und Laura bis zu letzt von dieser Ambivalenz geprägt ist.
Alles in allem war dies eine schöne klassische Geschichte über den vielleicht ersten weiblichen Vampir in der Literatur. Ich mochte die Beziehung der beiden Mädchen - ob man sie nun als sapphisch lesen will oder nicht - und das Grundszenario, das eröffnet wurde. Es entsteht eine tolle Atmosphäre, die das Buch sehr passend für Halloween macht. Allerdings ist es auch nur eine kurze Geschichte, die im Bereich Charakterentwicklung und auch beim großen Finale nicht ganz so viel bieten kann.
Kennt ihr das Buch schon? Oder habt ihr andere Empfehlungen für klassische Vampirgeschichten?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
Hallo :)
AntwortenLöschenIch muss zugeben, dass ich nur noch selten Vampirgeschichten lese, ich glaube das liegt daran, dass es vor 10 - 15 Jahre so einen Überschuss an Vampirromanen gab, nach dem Hype um Twilight. :D
Dieses Buch hört sich aber tatsächlich sehr interessant an, vor allem weil die Protagonistin weiblich UND ein Vampir ist. Das gibt es ja doch eher seltener zu lesen.
Liebe Grüsse
Mel
Ja, die Twilight-Manie ist damals an mir vorbeigegangen, ich kenne eher nur solche alten Vampirgeschichten und mag diese total gern.
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