Diesen Blog durchsuchen

Freitag, 17. August 2012

[Filmkritik] Pan's Labyrinth


Kurzes Vorwort: An diesem Wochenende kommen viele tolle Filme im Fernsehen. Da wir aber keinen davon in letzter Zeit gesehen haben, habe ich beschlossen, stattdessen einen Film zu posten, der für all jene interessant ist, die sich mit den Filmen im TV an diesem Wochenende nicht identifizieren können.


Hallo meine Träumer und Sonnenkinder,

heute gibt es auch eine Filmkritik von mir. Das passiert eher selten, da ich es nicht sinnvoll finde, über jeden möglichen Film zu schreiben. Meistens sind es dann also Filme, über die ich viel Falsches gehört habe, die ich schon ewig liebe oder die mich einfach vom Hocker gehauen haben. So richtig weiß ich selbst noch nicht, was genau zu dem heutigen Film – Pans Labyrinth – passt.

Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich habe von dem Film schon extrem viel gehört. Als er 2007 hier veröffentlicht wurde, wollte ich ihn mir ganz gern ansehen, aber es hat sich nie ergeben. Ich bin eh kein großer Kinogänger, und auch so mag ich Filme von der Couch genauso gern. (Eigentlich ist es ja eh nur das Popcorn…) Auf jeden Fall habe ich den Film wieder vergessen, bis mal eine Bekannte darüber sprach, und ihre Meinung war wohl, dass der Film sehr gruselig und noch abgedrehter ist. Da ich einen leichten Schlaf habe, habe ich wohl dann beschlossen, es nicht zu riskieren. Neulich sah ich dann die Auflösung eines Gewinnspiels von Audfaced auf Youtube. Wer sie nicht kennt, sollte sie suchen, dieses Mädchen ist gut. Auf jeden Fall ging es in dem Gewinnspiel eigentlich um Tim Burton-Filme und die Charaktere daraus, aber man durfte auch ähnliche Filmfiguren nachschminken. Und da sah ich ihn: den Pale Man. 

Jetzt fragt ihr euch sicher, was genau an einem blassen Mann so spannend ist, aber ich verlinke euch einfach ein Video und/oder Bild hier, denn beschreiben kann man das nicht. Ich war einfach total weg. Vielleicht bin ich ja komisch, aber solche Wesen, mystisch, geheimnisvoll, unmenschlich, haben mich schon immer begeistert. (Ich habe geweint, als Gollum ins Feuer stürzte…) Ich konnte nicht aufhören, den Film zu recherchieren, mir Hintergrundvideos über Make-up und Maske anzusehen und Interviews über Doug Jones (den wohl einzigen englischsprachigen Darsteller). 


Jetzt fragt ihr euch sicher, warum ich so viel Quatsch erzähle (das ist eine Anapher, keine Unfähigkeit). Ich könnte ja nun endlich sagen, wie ich den Film finde. Aber das ist schon Teil meiner Antwort, denn es beschreibt den Blickwinkel, aus dem ich den Film betrachte. Und es ist immer wichtig, ein bisschen zu verstehen, wie der Mensch tickt, der etwas bewertet. Schließlich ist eine Bewertung immer subjektiv. Aber genug davon. Mich hat an dem Film die Maske begeistert, einfach umwerfend, das Design des Pan und des Pale Man. Ich wollte sehen, welche wundersamen Wesen er noch bereithält.

Nun zur Handlung: Der Film spielt 1944 in Spanien, in der Zeit von Franco (dem spanischen Hitler). Ofelia (welch ein Name), ist die Tochter einer verwitweten Frau, die einen Hauptmann von Franco geheiratet hat. Sie erwartet ein Kind von diesem Hauptmann – einen wirklichen Namen hat er nicht. Zusammen mit ihrer Mutter fährt Ofelia zu ihm aufs Land, und findet dort bald das Labyrinth und darin den Pan. Er sagt ihr, sie sei die Tochter des Mondes und eine Prinzessin, unsterblich und nicht Mensch. Aber um zu beweisen, dass die Zeit auf der Erde sie nicht verändert hat, muss sie 3 Prüfungen bestehen. Dies ist die Hauptgeschichte, die allzu oft von der Geschichte der komplizierten Familie und des Krieges um sie herum unterbrochen wird. Die Mutter leidet sehr unter der fortgeschrittenen Schwangerschaft, doch der Pan bringt ihr Ruhe und Heilung. Der Hauptmann führt einen unerbittlichen Krieg gegen die Partisanen, der dem Film viele unschöne und eklige Szenen einbringt, die nach meinem Geschmack nicht hätten sein müssen. Mercedes, das Hausmädchen, unterstützt heimlich ihren Bruder, einen Partisanen, mit Essen und Medizin. Sie ist aber auch eine Stütze für Ofelia, die um ihre Mutter fürchtet. Ich möchte nicht zu viel verraten, deswegen belasse ich es dabei. Die Vielschichtigkeit der Handlung dürfte klar sein.

Während des Films ist es auffällig – und bereits im Vorfeld war mir das bewusst – dass es nur eine scharfe Trennung zwischen gut und böse in der realen Welt gibt, nicht im Labyrinth. Was mich anfangs so einnahm, der Pale Man, ist in Wirklichkeit ein kinderfressendes Monster. Natürlich ist es nicht hübsch, aber scheint es nicht auch hilflos ohne Augen? Der Pan dagegen ist, wie er sein möchte, er hat keinen Charakter, sondern viele Rollen, und erst am Ende zeigt sich, ob man ihm vertrauen kann. Und tatsächlich stellt sich heraus – er hatte oft Recht, aber nicht immer. In der Realität ist natürlich klar: Franco und seine Männer, der Hauptmann voran, sind das Böse, die Partisanen, die liebevolle Mutter, das sind die Guten. Dadurch stehen sich die Welten, unter anderem, konträr gegenüber.

Ich habe schon so viel geschrieben, dass es wohl schneller ginge, sich den Film anzuschauen, aber hier ist nun endlich meine Meinung. Und ich will ehrlich zu euch sein: Der Film hat mich ein bisschen enttäuscht, und mein Kommentar am Ende war: Nochmal ansehen. Das klingt paradox, aber ich kann es erklären. Nachdem ich die ersten beiden Wesen schon in den Interviews kennen gelernt hatte, hoffte ich so sehr, noch weitere wundersame Kreaturen zu sehen. Alice im Wunderland auf Spanisch, quasi. Aber Fehlanzeige, nach dem Pan und dem Pale Man gibt es nur noch 3 Feen, eine Riesenkröte und eine Alraune zu bestaunen. Das machte mich sehr traurig. Man hätte in dieser Beziehung so viel mehr daraus machen können. Ich bin der Meinung, dass in del Toro noch mehr geschlummert haben muss als diese beiden bestaunenswerten Wesen.

Nichts desto trotz ist es ein schöner und empfehlenswerter Film. Ich fand ihn sehr spannend, kurzweilig. Doch zu viel Krieg, zu wenig Phantasy. Ist sicher nur meine Meinung, aber hey, um die geht es hier. Schaut ihn euch auf jeden Fall mal an, für mich viel empfehlenswerter als gehypter Kitsch wie die Welt der Amelie. Nicht umsonst hat dieser Film 3 Oskars. (Wenn man sich ansieht, wofür, kann man meinen Wunsch nach mehr Phantasy fast verstehen. ;))

Ein kurzes Quasi-PS: Ich fand den Film nicht gruselig. Ich fand ihn auch nicht wie Alice im Wunderland. Ich fand ihn toll, aber er hat meine wohl gemerkt hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt. Dennoch kein Kinderfilm. Für große Kinder mit schaurig-schönen Träumen. Ein Erwachsenenmärchen eben.

Ich wünsche euch süße Träume von eurem Pan,

Kitty Retro

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen