Kurzes
Vorwort: An diesem Wochenende kommen viele tolle Filme im Fernsehen. Da
wir aber keinen davon in letzter Zeit gesehen haben, habe ich
beschlossen, stattdessen einen Film zu posten, der für all jene
interessant ist, die sich mit den Filmen im TV an diesem Wochenende
nicht identifizieren können.
Hallo meine Träumer und Sonnenkinder,
Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich habe von dem
Film schon extrem viel gehört. Als er 2007 hier veröffentlicht wurde, wollte
ich ihn mir ganz gern ansehen, aber es hat sich nie ergeben. Ich bin eh kein
großer Kinogänger, und auch so mag ich Filme von der Couch genauso gern.
(Eigentlich ist es ja eh nur das Popcorn…) Auf jeden Fall habe ich den Film
wieder vergessen, bis mal eine Bekannte darüber sprach, und ihre Meinung war
wohl, dass der Film sehr gruselig und noch abgedrehter ist. Da ich einen
leichten Schlaf habe, habe ich wohl dann beschlossen, es nicht zu riskieren.
Neulich sah ich dann die Auflösung eines Gewinnspiels von Audfaced auf Youtube.
Wer sie nicht kennt, sollte sie suchen, dieses Mädchen ist gut. Auf jeden Fall
ging es in dem Gewinnspiel eigentlich um Tim Burton-Filme und die Charaktere
daraus, aber man durfte auch ähnliche Filmfiguren nachschminken. Und da sah ich
ihn: den Pale Man.
Jetzt fragt ihr euch sicher, was genau an einem blassen Mann
so spannend ist, aber ich verlinke euch einfach ein Video und/oder Bild hier,
denn beschreiben kann man das nicht. Ich war einfach total weg. Vielleicht bin
ich ja komisch, aber solche Wesen, mystisch, geheimnisvoll, unmenschlich, haben
mich schon immer begeistert. (Ich habe geweint, als Gollum ins Feuer stürzte…)
Ich konnte nicht aufhören, den Film zu recherchieren, mir Hintergrundvideos
über Make-up und Maske anzusehen und Interviews über Doug Jones (den wohl
einzigen englischsprachigen Darsteller).
Jetzt fragt ihr euch sicher, warum ich so viel Quatsch
erzähle (das ist eine Anapher, keine Unfähigkeit). Ich könnte ja nun endlich
sagen, wie ich den Film finde. Aber das ist schon Teil meiner Antwort, denn es
beschreibt den Blickwinkel, aus dem ich den Film betrachte. Und es ist immer
wichtig, ein bisschen zu verstehen, wie der Mensch tickt, der etwas bewertet. Schließlich
ist eine Bewertung immer subjektiv. Aber genug davon. Mich hat an dem Film die
Maske begeistert, einfach umwerfend, das Design des Pan und des Pale Man. Ich
wollte sehen, welche wundersamen Wesen er noch bereithält.
Nun zur Handlung: Der Film spielt 1944 in Spanien, in der
Zeit von Franco (dem spanischen Hitler). Ofelia (welch ein Name), ist die
Tochter einer verwitweten Frau, die einen Hauptmann von Franco geheiratet hat.
Sie erwartet ein Kind von diesem Hauptmann – einen wirklichen Namen hat er nicht.
Zusammen mit ihrer Mutter fährt Ofelia zu ihm aufs Land, und findet dort bald
das Labyrinth und darin den Pan. Er sagt ihr, sie sei die Tochter des Mondes
und eine Prinzessin, unsterblich und nicht Mensch. Aber um zu beweisen, dass
die Zeit auf der Erde sie nicht verändert hat, muss sie 3 Prüfungen bestehen.
Dies ist die Hauptgeschichte, die allzu oft von der Geschichte der
komplizierten Familie und des Krieges um sie herum unterbrochen wird. Die
Mutter leidet sehr unter der fortgeschrittenen Schwangerschaft, doch der Pan
bringt ihr Ruhe und Heilung. Der Hauptmann führt einen unerbittlichen Krieg
gegen die Partisanen, der dem Film viele unschöne und eklige Szenen einbringt,
die nach meinem Geschmack nicht hätten sein müssen. Mercedes, das Hausmädchen, unterstützt
heimlich ihren Bruder, einen Partisanen, mit Essen und Medizin. Sie ist aber auch
eine Stütze für Ofelia, die um ihre Mutter fürchtet. Ich möchte nicht zu viel
verraten, deswegen belasse ich es dabei. Die Vielschichtigkeit der Handlung
dürfte klar sein.
Während des Films ist es auffällig – und bereits im Vorfeld
war mir das bewusst – dass es nur eine scharfe Trennung zwischen gut und böse
in der realen Welt gibt, nicht im Labyrinth. Was mich anfangs so einnahm, der
Pale Man, ist in Wirklichkeit ein kinderfressendes Monster. Natürlich ist es
nicht hübsch, aber scheint es nicht auch hilflos ohne Augen? Der Pan dagegen
ist, wie er sein möchte, er hat keinen Charakter, sondern viele Rollen, und
erst am Ende zeigt sich, ob man ihm vertrauen kann. Und tatsächlich stellt sich
heraus – er hatte oft Recht, aber nicht immer. In der Realität ist natürlich
klar: Franco und seine Männer, der Hauptmann voran, sind das Böse, die
Partisanen, die liebevolle Mutter, das sind die Guten. Dadurch stehen sich die
Welten, unter anderem, konträr gegenüber.
Ich habe schon so viel geschrieben, dass es wohl schneller
ginge, sich den Film anzuschauen, aber hier ist nun endlich meine Meinung. Und
ich will ehrlich zu euch sein: Der Film hat mich ein bisschen enttäuscht, und
mein Kommentar am Ende war: Nochmal ansehen. Das klingt paradox, aber ich kann
es erklären. Nachdem ich die ersten beiden Wesen schon in den Interviews kennen
gelernt hatte, hoffte ich so sehr, noch weitere wundersame Kreaturen zu sehen.
Alice im Wunderland auf Spanisch, quasi. Aber Fehlanzeige, nach dem Pan und dem
Pale Man gibt es nur noch 3 Feen, eine Riesenkröte und eine Alraune zu
bestaunen. Das machte mich sehr traurig. Man hätte in dieser Beziehung so viel
mehr daraus machen können. Ich bin der Meinung, dass in del Toro noch mehr
geschlummert haben muss als diese beiden bestaunenswerten Wesen.
Nichts desto trotz ist es ein schöner und empfehlenswerter
Film. Ich fand ihn sehr spannend, kurzweilig. Doch zu viel Krieg, zu wenig
Phantasy. Ist sicher nur meine Meinung, aber hey, um die geht es hier. Schaut
ihn euch auf jeden Fall mal an, für mich viel empfehlenswerter als gehypter
Kitsch wie die Welt der Amelie. Nicht umsonst hat dieser Film 3 Oskars. (Wenn
man sich ansieht, wofür, kann man meinen Wunsch nach mehr Phantasy fast
verstehen. ;))
Ein kurzes Quasi-PS: Ich fand den Film nicht gruselig. Ich
fand ihn auch nicht wie Alice im Wunderland. Ich fand ihn toll, aber er hat
meine wohl gemerkt hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt. Dennoch kein
Kinderfilm. Für große Kinder mit schaurig-schönen Träumen. Ein
Erwachsenenmärchen eben.
Ich wünsche euch süße Träume von eurem Pan,
Kitty Retro
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