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Mittwoch, 24. Juni 2015

[Filmkritik] Der rote Baron

Hallo ihr Lieben,

heute nun eine für mich wirklich sehr gut umgesetzte Produktion mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle. Es gibt unzählige negative Kritiken zu diesem Film, die ich durchaus nachvollziehen kann, denn mit Sicherheit findet hier eine Art Verharmlosung statt, aber dazu gleich mehr. Dieser Film hat eine Länge von 2 Stunden, erschien 2008 und ist ab 12 Jahren freigegeben, was ich völlig legitim finde.
1971 gab es bereits eine Verfilmung dieser Geschichte und diese hier, lässt das ganze sozusagen noch einmal aufleben. An dieser Stelle sei gesagt, dass die negativen Kritiken sich auch dahingehend äußersten, dass es eine Chance gewesen wäre, mit neuen Erkenntnissen der Verherrlichung von Kriegshelden ein Ende zu setzen.

Kriegshelden? Ja, wir befinden uns im ersten Weltkrieg und zwar an der Westfront Deutschlands, auf deutscher Seite. Der Fokus liegt auf den Fliegertruppenkämpfen oder Auseinandersetzungen zwischen den Briten und den Deutschen. Ab und zu sieht man auch mal eine Szene mit Bodentruppen, allerdings doch eher selten. Gleich zu Beginn sehen wir, nach zwei anderen Szenen, einen Kampf in der Luft, der mittels Doppeldeckerfokkern geführt wird. Nur so als kleine Nebeninfo, Fokker war Niederländer der in Deutschland besagte Firma gründete um Flugzeuge zu bauen.

Nun spielt Matthias Schweighöfer den Manfred Freiherr von Richthofen, auch Baron (da es im englischen kein Wort für Freiherr gibt) oder Richtmeister im Film genannt. Diese Person war tatsächlich im ersten Weltkrieg eine Propagandafigur der Regierung, quasi ein Held der Lüfte, das Fliegerass schlecht hin, mit 80 Abschüssen, so viele, wie kein anderer schaffte. Richthofen war ein junger Mann von 25 Jahren, der während des Krieges seine Autobiografie schrieb, in der er verfasste, warum fliegen das einzige ist, wonach er im Leben strebte. Er erhielt eine Vielzahl von Ehrungen und Auszeichnungen, er kommandierte eine Fliegerstaffel und wurde schließlich auch dazu gedrängt als Stratege aufzutreten und nicht mehr selbst in die Lüfte zu steigen. Sein Tod ist bis heute nicht vollständig geklärt.

Im Film verkörpert Schweighöfer genau das, was Richthofen ist. Er ist stolz darauf zu fliegen, er will der Beste sein, ein Fliegerass. Doch in seinem jugendlichen Leichtsinn und auch weil er es einfach nicht sehen kann, vergisst er, dass jeder Abschuss eines anderen Fliegers gleich mit der Tötung dessen zu setzen ist. Er beschwört seine Kameraden zwar nicht die Flieger sondern die Flugzeuge abzuschießen und das sie keine Schlächter sind, doch tötet er am Ende die meisten Männer von allen. Genau so ist es in einem Krieg. Auch wenn Richthofen sich scheinbar gegen den Krieg auflehnt und den Generälen eindeutig mitteilt, wenn er entscheiden dürfe, würde man kapitulieren, so steigt er doch in sein Flugzeug und befiehlt seinen Kameraden das gleiche zu tun. Ein Widerspruch in sich?

Viele der Charaktere im Film gab es so tatsächlich. Unverblümt werden deren Tode genannt und teilweise dargestellt. Der kleine Bruder Manfreds, den alle nur Bruder Lothar nennen, gespielt von Volker Bruch, ist der Einzige, der diesen Krieg überlebt. Er scheint beinahe das Innere Manfreds tatsächlich darzustellen, denn er ist stolz auf seine Taten, er ist sich dessen bewusst dass im Krieg Menschen sterben und das, wenn er nicht zuerst tötet, ihn jemand umbringen wird. Er ist ein unglaublich zynischer Charakter, mit der Nase ganz weit oben. Manfred hingegen ist in sich gekehrt und fährt nur aus der Haut, wenn er eine schlechte Nachricht erfährt, die ihn persönlich betrifft.

Ein Mensch, der ihm offensichtlich versuchte die Augen zu öffnen ist die Krankenschwester Käte, die von Lena Headey gespielt wird. Sie ist Franzosin und zwischen ihr und Richthofen entsteht eine kleine Romanze. Doch wie viel Liebe kann mitten im Krieg schon entstehen?

Die Kulissen sind meist sehr idyllisch mitten in der Natur oder am blauen Himmel. Diese stehen im klaren Kontrast zu den Kriegsszenen. Zum Ende hin wird alles immer leerer. Besser lässt es sich wohl nicht ausdrücken. Insgesamt finde ich das Zusammenspiel von Musik, Szenerie und Schauspielkunst gut gearbeitet und auch nicht zu neuzeitlich.

Wie ihr sicherlich bemerkt mag ich den Film. Im Allgemeinen schaue ich mir sogenannte Kriegsfilme sehr gern an und egal wie alles dargestellt wird, dafür bleibt mir am Ende ja immernoch mein eigener Kopf zum Mitdenken und nicht bloß stumpfsinnig zu schauen. Es ist tatsächlich so, dass der Film die Fliegerstaffel sehr heroisch darstellt und kein Kriegsteilnehmer sollte so dargestellt werden.

Empfehlen möchte ich den Film trotzdem allen. Für diese Woche habe ich ihn ausgewählt, weil Schweighöfer hier eine ganz andere Rolle spielt, als man sonst von ihm gewohnt ist und das meiner Meinung nach unglaublich gut macht,

eure Blue Diamond.



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