heute kommen wir zu einem sommerlichen Roman, der euch den Urlaub versüßen könnte. Es handelt sich um ein Buch über die Liebe zu Büchern in einem romantischen Land, das zum Urlaubmachen verlockt. Ich denke, sehr viel mehr kann man ja kaum wollen. Letzte Woche hatte ich euch schon den Klappentext und das Cover gezeigt, nun alle Fakten:
- Autor: Anne Delaflotte
- Titel: Mathilde und der Duft der Bücher (Original: La relieuse du gué (Deutsch etwa: Die Buchbinderin an der Furt))
- Übersetzung: Christian Kolb
- Erschienen: 2011
- Verlag: Rowohlt Verlag
- Seiten: 250
- Preis: 8,99 Euro (Taschenbuch)
Zur Handlung: Mathilde hat das Buchbindehandwerk von ihrem Großvater gelernt. Nachdem sie eine Weile versucht hatte, einen "richtigen Job" zu haben, hat sie sich in ein kleines Städtchen zurückgezogen und arbeitet dort nun in dem Beruf, zu dem sich ihr Herz immer hingezogen gefühlt hat. Sie restauriert Bücher aus der Gegend, vor allem von Bürgermeisterämtern und Kirchen.
Eines Tages erscheint sehr früh ein Mann in ihrem Laden. Er scheint sehr mitgenommen zu sein. Das Wetter ist sehr schlecht. Er übergibt ihr ein Buch, dass sie restaurieren soll, damit er es in der nächsten Woche jemandem schenken kann. Als er den Laden verlassen will, hat der Mann einen Schwächeanfall, doch er verweigert einen Arzt und geht. Sobald er fort ist, fällt Mathilde auf, dass sie nicht einmal seinen Namen kennt. Doch sie beginnt, das seltsame Buch mit den wunderschönen Aquarellen neu zu binden.
Ich hatte ja versprochen, dass ich kurz meine Meinung zum Klappentext äußere: Der erste Satz ist für das Buch völlig irrelevant. Es spielt auch im Buch keine Rolle, was Mathildes Großvater über das Lesen gesagt hat. Man erkennt schon im Klappentext, dass das Buch, um das es gehen wird, auch gar keinen Text enthält sondern Bilder. Und ich finde, der Klappentext verrät zu viel und drängt die Geschichte in eine falsche Richtung. Denn um die Namensliste geht es eigentlich gar nicht. Stattdessen wissen wir hier schon, welche Namen es wohl sein werden... Das hat mir ein bisschen den Spaß an dem besagten Teil des Buches genommen. Worum es aber wirklich geht, das sagt einem der Klappentext nicht. Und ich werde es auch nicht tun, denn ich war positiv überrascht, als ich das Buch gelesen habe.
Mathilde ist eine tolle Hauptfigur. Ich konnte mich gut mit ihr und ihren Ansichten identifizieren. Sie hat das Leben in der Großstadt hinter sich gelassen und beginnt nun das zu tun, was sie immer hätte tun sollen. Sie ist ein offener und ehrlicher Mensch, freundlich gegenüber anderen und ein bisschen neugierig. Ich mochte die Erzählperspektive in der Ich-Form. Der Erzählstil war allgemein fließend und angenehm und das Buch lässt sich super lesen.
Neben Mathilde gibt es eine ganze Reihe ausgefallener Nebencharaktere. Auf der Straße, in der Mathildes Wohnung und Laden liegen, gibt es noch viele andere klassische Handwerks- und Handelsläden. So gibt es einen Uhrmacher, der aufgrund seines Herzschrittmachers Angststörungen bekommt, einen Bäcker, der Mathilde jeden Vormittag ihr Frühstück vorbeibringt und mit ihr einen Kaffee trinkt, einen Schuhmacher, der immerzu viel zu laut Musik hört, und zwei seltsame Verkäuferinnen, die Schwestern sind, eine "normal", die andere "geistig behindert". Ich habe alle diese Charaktere geliebt, denn sie werden sehr liebevoll dargestellt. Sie sind alle skuril, aber dennoch gut vorstellbar und irgendwie eben... liebenswert.
Die Story ist dann am Ende eine Detektivgeschichte, denn Mathilde muss herausfinden, wer der rätselhafte Mann war, der ihr das Buch überbracht hat. Sie hat sich irgendwie in ihn verliebt und das Buch wirkt außerdem sehr magisch auf sie. Doch Mathilde muss nebenher auch ihr normales Tagesgeschäft aufrechterhalten. Dabei kann sie immer nur an den Mann und sein seltsames Buch denken.
Ich habe das Buch sehr genossen. Es ist nicht das, was man zuerst denkt, aber es hat mich positiv überrascht. Die Geschichte ist nicht übermäßig aufregend, hat aber eben den französischen Charme. Außerdem kann man noch etwas über Buchbinderei lernen. Ich mochte die Darstellung dieses Handwerks sehr. Aber auch die Charaktere machen die Geschichte zu einem bunten Erlebnis. Das Buch ist mit viel Liebe für Frankreich und vor allem kleine Orte in diesem Land geschrieben. Man kommt nicht umhin, alle irgendwie ins Herz zu schließen.
Einzig die "Namensliste" hätte ich nicht gebraucht. Einerseits soll damit etwas Extraspannung erzeugt werden, andererseits verrät der Klappentext da ja schon alles und macht den Eindruck, also würde es viel mehr darum gehen. Ich fand den Ausgang dieses Teils der Geschichte nicht besonders gelungen. Es steht am Ende etwas unausgesprochen da. Ich weiß auch nicht, das hat mich nicht befriedigt. Und zur Geschichte hat es auch nichts beigetragen. Die Lösung war eben auch sehr offensichtlich.
Alles in allem ist es ein schönes Buch für den Sommer. Man kann es problemlos innerhalb kurzer Zeit am Strand oder im Park lesen. Es wird einem nicht ewig im Kopf bleiben, aber es ist niedlich. Ich kann es allen weiterempfehlen, die Buchbinderei und französische Literatur, vielleicht mit einem kleinen romantischen Einschlag und etwas Detektivarbeit, mögen. Habt ihr das Buch gelesen? Was sind eure Gedanken dazu?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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