Hallo ihr Bücherwürmer,
wir versprochen möchte ich heute näher von dem Buch
„Keine Zeit – Wenn die Firma zum Zuhause wird und zu Hause nur noch Arbeit
wartet“ erzählen. Bevor ich jedoch losblubbere, hier erst einmal die Daten zum
Buch:
- Autorin: Arlie Russell Hochschild
- Übersetzung: Mechthild Oechsle
- Erscheinungsjahr: 2006 (2. Auflage)
- Seiten: 305
- VS Verlag für Sozialwissenschaften
- Preis: 24,95 Euro
Das Buch
beschäftigt sich mit den Beschäftigten eines Betriebes in Amerika, der Amerco
genannt wird. Dieser Betrieb gilt als familienfreundliches Unternehmen. Im Zuge
eines Vortrages erhält Hochschild das Angebot, dieses Unternehmen zu
beforschen. Für sie ist es eine Art Aufbaustudie auf vorherige Erkenntnisse,
die sie bereits gewonnen hatte. Sie beschäftigte sich vorher eher mit dem
Problem der Partnerschaftzufriedenheit, wenn beide Partner Vollzeit arbeiten.
Sie untersuchte das
Unternehmen über drei Jahre, und nach anfänglicher Hoffnung, ein Unternehmen
vorzufinden, das als Paradebeispiel für Familienfreundlichkeit gelten kann,
stellt sie fest, dass die Maßnahmen, die angeboten werden, nur sehr beschränkt
genutzt werden.
So nutzen viele
zwar die Angebote, ihr Kind in einen extra für die Firma gebauten Kindergarten
zu schicken, aber kaum ein Beschäftigter ging in Teilzeit, um mehr Zeit für die
Familie zu haben. Auch kam es oft dazu, dass Teilzeitkräfte am Ende dennoch 40
Stunden die Woche arbeiteten. Hochschild beschließt also, diesem menschlichen
Rätsel auf die Schliche zu kommen.
Tatsächlich stellt
sie am Ende fest, dass es zu einem Wertewandel kommt, der sich auch darin
ausdrückt, dass das Zuhause zunehmen als taylorisierte Arbeit wahrgenommen
wird, bei dem man sich keine Pause erlaubt und alle Aktivitäten streng
durchorganisiert, und die Arbeit wiederum viele Freizeitaktivitäten in sich
aufnimmt, beispielsweise Gespräche mit Freunden, einfaches Bummeln und Trödeln,
oder auch Sportaktivitäten und Essen. Durch diese Umkehrung ist es den
Beschäftigten erlaubt, ihre Arbeit zunehmend als Zufluchtsort zu sehen, der sie
vor dem Stress und der unangenehmen Arbeit zuhause beschützt.
Nichts desto trotz
leiden darunter vor allem die Kinder, die jede Woche etwa 50 bis 60 Stunden im
Kindergarten, bei Großeltern oder Babysitter sind. Anstatt mehr Zeit mit den
Kindern zu verbringen, bürden sich die Eltern eine sogenannte „dritte Schicht“
auf, in der sie, nach Arbeit und Hausarbeit, dann auch noch ihre Kinder
irgendwie besänftigen müssen, die mit den verschiedensten Methoden um mehr Zeit
mit ihren Eltern kämpfen.
Geschrieben ist das
Buch sehr einfach, weshalb wirklich jeder Mensch es lesen kann. Da es sich um
eine qualitative Studie handelt, trifft man nicht auf Abbildungen, die man erst
interpretieren muss, und einen Wust aus Zahlen, die keinen Sinn ergeben.
Stattdessen werden Fallbeispiele genau erläutert und in die Theorie von
Hochschild eingebunden. Das Buch lässt sich also ähnlich wie eine Erzählung
lesen, auch wenn es auf tatsächlichen Erfahrungen beruht.
Spannend ist das
Buch für alle Leute, die sich schon einmal gefragt haben, warum wir eigentlich
alle arbeiten wie die Bekloppten. Ich persönlich stehe mit der kapitalistischen
Erwerbsarbeit eh auf Kriegsfuß, was aber nicht heißen soll, dass ich deswegen
ein Sozialist bin. ^^ Dennoch hat das Buch viele meiner Ansichten bestätigt,
auch wenn es am Ende leider keine handliche Lösung des Problems gibt. Ihre
Ideen des Auswanders und die einer Zeitbewegung helfen einem dann doch nicht,
langfristig die Probleme zu lösen, die wir uns selbst machen, indem wir denken,
es sei gut, mehr zu produzieren als die Welt überhaupt brauchen kann. :)
Für diese
Lösungsansätze gibt es also definitiv Punktabzug. Ansonsten aber ein
interessantes Buch, und ihr solltet nicht davor scheuen, es euch einmal
anzusehen.
Ich hoffe, es hat
euch ein bisschen gefallen,
Kitty Retro
Meine Bewertung:
- Dieses Buch ist Buchstabe K meiner ABC-Challenge-Teilnahme. -
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