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Sonntag, 17. Juli 2016

Der Schamane

Hallo meine Historienhasen,

endlich habe ich mich diesem Buch mit ganzer Seele gewidmet. Es hat mich seit Monaten traurig aus dem Bücherregal heraus angeschaut. Ich habe es vor einer Weile von meiner Mama ausgeliehen bekommen, weil ich den ersten Band, den Medicus, richtig gut fand. Dennoch hat mich die Seitenzahl und auch das Thema dieses Buches immer etwas abgeschreckt. Aber was soll's, hier ist meine Meinung dazu, nach den Fakten:

  • Autor: Noah Gordon
  • Übersetzung: Klaus Berr
  • Titel: Der Schamane (Original: Shaman)
  • Reihe: Cole Familie 2
  • Erschienen: 1995
  • Verlag: Droemersche Verlagsanstalt Knaur
  • Seiten: 702
  • Preis: 11,99 Euro
  • Klappentext: "Rob J. Cole, der Nachfahre des legendären Medicus, muss auf eine vielversprechende Karriere in Schottland verzichten und versucht, in der Neuen Welt als Schafzüchter und Arzt sein Glück zu finden. Die Begegnung mit den Indianern wird für ihn entscheidend. Er lernt, die heilenden Kräfte der Natur einzusetzen, und findet in einer Medizinfrau vom Stamm der Sauks eine Freundin und Helferin. Doch bald müssen Rob J. und die Seinen auch die Schattenseiten des jungen Amerika kennenlernen: Indianerhass, Sklavenwirtschaft, Bürgerkrieg."

Zur Handlung: Rob J. Cole ist ein junger Arzt, der aus politischen Gründen nach Amerika fliehen muss. Dort angekommen ist er nicht mehr der vielversprechende junge Arzt, der er in der Heimat war, sondern einer von vielen, die zu dieser Zeit an der Ostküste Amerikas landen. Daher beschließt er, sich weiter ins Landesinnere zu wagen, denn er möchte gern Indianer sehen.

Er bleibt schließlich in einem kleinen Ort, der momentan noch kaum Einwohner hat. Der Gründer dieses Ortes ist sofort begeistert, dass ein Arzt sich niederlassen könnte, sodass er ihm viele Vergünstigungen und Kredite beschafft. So lässt Rob J. sich schließlich nieder. Ganz in der Nähe kehren auch einige Sauks zurück, die sich nicht in Reservaten einsperren lassen möchten, und eines Tages trifft Rob J. auf sie und kann ihnen helfen.

Dieses Buch hat mich wieder von Noah Gordons Schreibstil überzeugt. Das Buch liest sich einfach wunderbar. Man kann in die Welt richtig eintauchen, und das Buch liest sich flüssig weg. Dennoch ist es ziemlich lang und man begleitet die Charaktere über einen sehr langen Zeitraum. Der Schreibstil ist für mich ehrlich das Beste am ganzen Buch, und wer das würdigen kann, dem wird es vermutlich gut gefallen.

Wir begleiten Rob J. von recht jungen Jahren an sein ganzes Leben lang und sehen außerdem Ausschnitte aus dem Leben seines Sohnes Shaman. Beide sind Ärzte aus Leidenschaft und haben die Cole'sche Gabe. Sie können fühlen, wenn jemand dem Tod nahe ist. Daher geht es viel um Medizin, um Behandlungen von verschiedensten Krankheiten und auch eine Menge Amputationen. Dabei wird es jedoch nie zu grafisch, sondern es wird eher kühl und sachlich beschrieben. Das ist zwar sehr interessant, aber sicherlich kann es nicht jeden begeistern.

Das Buch kann allerdings auch gut als Familiendrama eingestuft werden, denn neben der Arbeit geht es immer auch um die Bindungen, die die beiden Männer eingehen. Dabei ist vor allem die Liebe von Shaman sehr interessant, aber steht unter keinem guten Stern. Schön finde ich auch hier, dass Religionsunterschiede wieder eine Rolle spielen, was wir aus dem Medicus ja schon kennen. Darüber hinaus ist Shaman taub, weswegen wir hier auch einen Einblick in einen körperlich beeinträchtigten Charakter bekommen. Sein Weg zu einem "normalen" Leben ist sehr hart, aber wirklich lesenswert. Auch die Gefühle seiner Mutter diesbezüglich waren spannend. 

Und letztlich handelt es sich bei dem Buch um eine Geschichte gegen Krieg und für die Gleichstellung von Menschen. Wir haben es während des Verlaufs der Geschichte mit einigen Minderheiten zu tun, beispielsweise den indianischen Stämmen, deren Geschichte wir erfahren, oder auch den Sklaven und religiösen Minderheiten. Dabei geht es immer darum, dass Rob J. als Arzt nicht verstehen kann, warum Menschen aufgrund von äußeren Merkmalen diskriminiert werden. Er setzt sich teilweise auch sehr aktiv und unter Einsatz seines Lebens für diese Menschen ein, und zeigt dabei viel Zivilcourage.

Andererseits ziehen wir dann mit Rob J. in den Krieg, während Shaman studiert. Rob J. will dabei aber nur die Menschen retten, die er irgendwie retten kann als Arzt, und hat kein Interesse an den Kriegshandlungen an sich. Es ist sehr spannend, ein solch fundamentales und schreckliches Geschehen durch die Augen eines Pazifisten zu sehen. Ich habe vor allem in diesen Kapiteln sehr viel über Amerika und die Menschheit generell gelernt und viel besser verstanden, warum Menschen auch heute noch denken, dass Krieg die Lösung von irgendetwas sein könne.

Alles in allem ist dieses Buch super interessant. Die behandelten Themen sind abwechslungs- und lehrreich, ohne dass es zu aufgesetzt wirkt. Stattdessen begleiten wir Charaktere über viele Jahre, während sie langsam aber merklich altern und reifen. Auch wird im Laufe des Buches ein Mord aufgeklärt. Es ist keine Geschichte, die vor Spannung platzt, aber das Buch liest sich so flüssig und greift so viele spannende historische Themen auf, dass es sicher viele Leute begeistern kann.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich es endlich gelesen habe. Hoffentlich brauche ich nicht nochmal so lange, um den letzten Teil der Reihe zu lesen. Allerdings sind die Bücher inhaltlich geschlossen, und die Handlungen sind Jahrhunderte voneinander entfernt, sodass man jedes Buch auch für sich lesen kann.

Kennt ihr Bücher von Noah Gordon? Habt ihr schon über nordamerikanische indigene Menschen oder den Bürgerkrieg in den USA gelesen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro



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