heute soll es meinerseits das letzte Mal um Weihnachten gehen. Es ist ja auch nicht mehr viel Zeit bis dahin und auch ich muss irgendwann noch Pakete verpacken und die Festlichkeiten vorbereiten. Dennoch darf ein Klassiker an keinem Weihnachten fehlen – keinem, das war, keinem, das ist, und keinem, das vielleicht noch kommen mag.
Die eingefleischten Fans wissen natürlich, dass ich von der Weihnachtsgeschichte, der sogenannten Christmas Carol, von Charles Dickens rede. Den Film schaue ich seit gefühlten Jahrzehnten jedes Jahr zu Weihnachten, denn ich finde die Aussage einfach nur unglaublich rührend, und auch die Umsetzung hat mich immer sehr fasziniert. Als es nun um den Blogger-Adventskalender ging, habe ich beschlossen, mir selbst auch das verloste Buch von Reklam zu holen.
Mit 4,40 Euro ist es nicht besonders teuer und es reizte mich ungemein. Ich habe den Fremdsprachentext von Reklam gekauft, da ich es unbedingt in Originalsprache lesen wollte, und habe in den letzten Tagen immer wieder meine Busfahrten mit Lesen verbracht. Heute bin ich nun fertig geworden, und damit auch ihr etwas davon habt, werde ich heute das Buch und zwei verschiedene Filme zum Thema vorstellen. Zum deutschen Buch kann ich natürlich nicht so viel sagen, da ich es nicht besitze, aber so stark werden sich die beiden sicher nicht unterscheiden.
Zunächst möchte ich für alle Uneingeweihten und Unwissenden die Handlung noch einmal grob zusammen fassen (obwohl ich der Meinung bin, zumindest die Micky Maus-Variante des Films kennt jeder): Ebenezer Scrooge ist ein Geschäftsmann in einer nicht genauer bezeichneten englischen Stadt. Er lebt für seine Arbeit und erfüllt voll und ganz das Bild und die Einstellungen von Puritanern. Seiner Meinung nach (und das ist nahezu Allgemeinbildung, da jeder wissen sollte, was diese puritanischen Sekten ungefähr glaubten) war jeder für sein Wohl selbst verantwortlich. Wohl ist in diesem Sinne Wohlstand, jedoch kein Luxus. Sein Geld behielt er für sich oder investierte es in sein Unternehmen, gab kaum etwas aus, um sein Leben schöner zu machen oder anderen zu helfen. Dieser Geiz jedoch sollte für Scrooge böse Folgen haben.
Sieben Jahre nach dem Tod seines Geschäftspartners Marley kehrt dieser zu Scrooge zurück, um ihn zu warnen vor den Konsequenzen seiner Taten und seines Geizes. Ihm selbst, der er ebenfalls geizig und ignorant durchs Leben ging, erging es nach dem Tod nicht besser. Gefesselt an schwere Ketten muss er auf Erden wandeln. Um Scrooge zu helfen, schickt er drei Geister: den der vergangenen, den der gegenwärtigen und den der zukünftigen Weihnacht. Diese Geister zeigen Scrooge Bilder, die ihn zu einem besseren Menschen machen sollen, damit er zu Lebzeiten noch sein Schicksal ändern kann.
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Gut, nun erst einmal einige Anmerkungen zum Buch in Originalsprache. Das Buch ist wohl um 1843 geschrieben worden (aus dieser Zeit stammt das Vorwort von Dickens), und ist deswegen nicht unbedingt englische Umgangssprache. Dazu gleich mehr, vorerst der Klappentext:
„I have endeavoured in this Ghostly little book to raise the Ghost of an Idea which shall not put my readers out of humour with themselves, with each other, with the season, or with me. May it haunt their houses pleasantly, and no one wish to lay it. Their faithful Friend and Servant, C.D. December 1843.“
Man erkennt hier schon gut den Sprachstil von Dickens. Ich finde ihn sehr angenehm, humorvoll und entspannt, allerdings sollte man sich darauf einstellen, dass man nicht alle Wörter kennt. Es ist mit Sicherheit kein Text, mit dem man sich hinstellen und ihn fließend übersetzen kann, ohne ein Wort nachzusehen. Natürlich habe ich auch nicht die besten Englischkenntnisse, aber ich verstehe doch eine ganze Menge davon und ich umgebe mich eigentlich permanent im Alltag damit, sei es gesprochen in meinen Videos, geschrieben auf meinem Blog, gehört in Filmen und Serien oder gelesen in Blogs von anderen oder englischsprachigen Büchern. Dennoch war dieses Buch eine Herausforderung, da es eben kein aktuelles Englisch ist, sondern mehr eine 150 Jahre alte Version dieser wunderschönen Sprache. Ich möchte damit keinen abschrecken, ich möchte nur sagen, es ist nichts, um sein eingerostetes Schulenglisch wieder aus der Kiste zu holen. Wer Romeo und Julia gelesen hat, weiß ja ungefähr, wie es ist, und doch kann man den Schreibstil der beiden Werke kaum vergleichen.
Dickens verwendet viele Sprachbilder, Personifikationen und Metaphern. Sein Werk ist farbenfroh und locker, er spricht die Sprache des Volkes, mit Slang und Abkürzungen, im anderen Moment jedoch finden wir wirklich klassische Wörter und Elemente. Wenn man etwas von Englisch versteht, ist dieses Buch wirklich wunderschön.
Letztlich noch ein paar Worte zum Buch selbst: Es ist ein Fremdsprachentext und damit hat es auch Vokabeln, die unten auf den Seiten ergänzt sind. Diese haben mir gar nicht geholfen. Ich weiß nicht, auf welche Klassenstufe dieses Buch abgestimmt sein soll, aber mir fiel unangenehm auf, dass Wörter, die sich ganz simpel aus dem Zusammenhang ergaben oder eigentlich bekannt sein sollten, angegeben waren, wohingegen Wörter, die man kaum durch den Zusammenhang herausfand, nirgendwo standen. Und da ich selten während des Lesens im Internet Wörter google, blieben manche leider unverstanden. Gut war jedoch die Erläuterung verschiedener Redewendungen.
Fazit: Das Buch ist zu empfehlen für Leute mit soliden Englischkenntnissen und genug Phantasie, um Wörter zu erschließen. Für alle anderen bietet das deutschsprachige Reklamheft eine gute Alternative.
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Das soll es vorerst zum Buch gewesen sein. Als nächstes möchte ich mich dem Film „Eine Weihnachtsgeschichte“ mit George C. Scott von 1984 zuwenden. Diesen Film habe ich letztes Jahr von meinem lieben Schatz geschenkt bekommen, weil er weiß, wie sehr ich diesen Film liebe. Ich mag vor allem die alten klassischen Verfilmungen und ich möchte euch im Weiteren erläutern, weswegen.
Ich habe nun heute den Film zum ersten Mal gesehen, nachdem ich das Buch gelesen habe. Das ist ganz logisch, wenn ich heut erst das Buch fertig hatte. ;) Nun kann ich noch mehr Gründe ausweisen, warum ich diesen Film toll finde.
Zunächst ein paar Worte zu Schauspielern, schauspielerisches Leistung und sogenannten special effects. George C. Scott als Ebenezer Scrooge finde ich eine gute Besetzung. Zwar hat er noch einen viel zu netten Gesichtsausdruck, aber so grummelig und grantig wie Ebenezer Scrooge sieht wohl kein Mensch aus. Scott trifft aber die verschiedenen Gefühle, die Scrooge während seiner Geschichte hat, sehr gut und überzeugt in dieser Rolle. Die anderen Schauspieler sind ok, manche mehr, manche weniger. In den 80er Jahren legte man sicher auch noch auf andere Dinge wert als heute, und man kann mit Sicherheit den einen oder anderen Filmfehler finden, wenn man möchte.
Die Spezialeffekte, die man für eine adäquate Umsetzung des Buches bräuchte, hatte man sicher in den 80er Jahren noch nicht. Abgesehen davon, dass vier Geister vorkommen, leuchtet einer von ihnen von innen heraus und verändert permanent seine Gestalt, einer wird kontinuierlich älter und einer schwebt und bewegt sich eigentlich kam. Nicht zu vergessen natürlich der Geist Marleys, der in Ketten gewickelt und halb unsichtbar ist. Ist man auf eine spektakuläre Umsetzung dieser Punkte aus, dann ist der Film total daneben. Die Effekte sind ehrlich gesagt lausig, und wirklich gruselig ist es für Splatter-Fans sicher nicht. Für mich schon, denn ich finde diese alten Filme schon immer wesentlich gruseliger.
Was mich nun aber besonders fasziniert hat, ist die Detailgetreue, mit der der Film das Buch bearbeitet. Viele Sätze sind direkt Zitate, so zum Beispiel der Anfang, der zwar eingekürzt, aber zitiert ist: „Marley was dead, to begin with. […] Old Marley was as dead as a door-nail. […] This must be distinctly understood, or nothing wonderful can come of the story I am going to relate.“ Das ist in etwa der Anfang des Films und so kommt es im Buch vor. Auch andere Stellen, ganze Dialoge sind ausnahmslos zitiert. Ich finde das macht eine gute Buchverfilmung aus, dass sie sich an die Vorlage hält. Und ich liebe es, genau zu wissen, dass etwas so und nicht anders auch im Buch stand.
Natürlich gibt es auch Unterschiede. Beim Geist der vergangenen Weihnacht werden die einzelnen Episoden aus Scrooge’s Leben miteinander verbunden, wohingegen sie im Buch alle für sich selbst stehen und man sich Verbindungen überlegen muss, sodass alles seinen Sinn gibt. Beispielsweise wird im Buch der Hass des Vaters gegen Scrooge nicht erklärt, im Film wird er mit dem Tod der Mutter am Kindsbett erklärt. Auch werden einige Szenen ausgelassen, die der Geist der gegenwärtigen Weihnacht beispielsweise zeigt, die aber nicht zwangsläufig wichtig für die Geschichte sind.
Fazit: Ich liebe den Film und kann nicht viel Schlechtes über ihn sagen. Wer aber spannende Effekte sehen will, ist an der falschen Adresse, was mich aber schon deswegen nicht interessiert, weil kein Effekt das Bild darstellen kann, was Charles Dickens in seinem Buch beschreibt.
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Ich möchte nun noch eine zweite Verfilmung des Buches ansehen, und zwar eine von 2009 (also 25 Jahre später) von Disney. Natürlich interessieren mich dieselben Punkte: Schauspieler, schauspielerische Leistung, special effects, Beachtung der literarischen Grundlage.
Schauspieler gibt es in dem Film nicht, allerdings werden die Rollen zumindest von bekannten Menschen gesprochen. Ansonsten handelt es sich aber um einen animierten Film, was Vor- und Nachteile hat. Natürlich kann man wesentlich mehr umsetzen, doch meiner Meinung nach mangelt es oft an der Umsetzung von Mimik, Gestik und diversen Bewegungen und Körperhaltungen. Man muss zugeben, dass sich viel getan hat und inzwischen dieses Genre und die dazugehörige Technik sich ungemein entwickelt haben, aber dennoch schaue ich persönlich lieber Filme mit richtigen Menschen.
Mr Scrooge ist allerdings verboten gut getroffen und kein Schauspieler auf der Welt könnte ihn besser verkörpern. Der Film ist sehr niedlich umgesetzt und mit viel Liebe fürs Detail gestaltet. Schauspielerischer Leistung bedarf er wenig, doch die Tonsequenzen sind (in der englischen Version) unglaublich scharf und prägnant gesprochen. Die Effekte sind sehr schön gemacht, die Umsetzung der Geister ist unglaublich gut, sehr passend zu den Beschreibungen im Buch, und auch die Magie ist sehr viel besser umgesetzt.
Wie gut trifft nun dieser Film die Buchvorlage? Ich muss sagen, ich war außerordentlich skeptisch. Ich mag alte Disney-Filme, doch die neuen begeistern mich wenig. Ich bin also äußerst vorsichtig an den Film herangetreten, und muss sagen, er hat mich positiv überrascht. Einige Szenen sind dramatisch überspitzt, so zum Beispiel der Anfang (Scrooge stielt Marley die Totenmünzen von den Augen), und einige sind völlig absurd und unnütz (auf der Flucht vor dem 3. Geist wird Scrooge auf Mausgröße geschrumpft, was überhaupt nicht zur Geschichte passt). Bis zum Ende des 2. Geistes gefiel mir der Film ausgesprochen gut, es wurde fast ausschließlich aus dem Film zitiert und es kam wenig unnützer Schnickschnack vor, der von der Hauptgeschichte abgelenkt hätte. Danach allerdings, mit dem Ende des 2. Geistes, wurde dieser Eindruck mehr und mehr zunichte gemacht durch verwirrte, sinnlose Szenen, die überhaupt nicht mehr in die Buchvorlage passen wollten. Erst mit dem Weihnachtsmorgen erwacht man als Zuschauer dann wieder aus diesem Alptraum, denn dann wendet sich der Film wieder der Vorlage zu. Bis auf diese Minuten, die mich richtig derb gestört haben, war der Film ok. Allerdings – durch das bloße Zitieren aus dem Buch von 1843 – ist es nicht geeignet für kleine Kinder. Dann doch lieber einen Film nehmen, der nicht zu sehr in dieser alten Sprache gefilmt ist (allerdings habe ich die englische Version geschaut, vielleicht ist die deutsche besser verständlich).
Fazit: Ein sehr niedlicher Film, der sich teilweise fast zu stark, teilweise viel zu wenig an die Buchvorlage hält. Es fehlen viele Szenen aus dem Buch, und stattdessen sind eine Menge unnütze Szenen kurz vor dem Ende. Die Sprache ist etwas schwer verständlich, aber nichts desto trotz ist der Film besser, als ich erwartet hatte.
Mein allumfassendes Fazit: Ich liebe das Buch, es ist absolut zu empfehlen für jeden, der einen Narren an dieser weihnachtlichen Geschichte gefressen hat (wie ich). Es gibt unzählige Verfilmungen, von denen ich zwei für euch getestet habe. Die erste von 1984 ist für mich die traditionelle Verfilmung, deren Zauber nicht nur aus der Geschichte, sondern auch aus der Umsetzung, die inzwischen veraltet und überholt ist, kommt. Für mich wird das immer die Nummer 1 bleiben. Die andere Version von 2009 scheint dadurch, dass sie von Disney ist, besonders kinderfreundlich, allerdings ist das nicht ohne Ausnahme zu bestätigen. Dadurch, dass viel zitiert wird, ist die Sprache eher schwierig. Die Animationen vor allem des 3. Geistes sind meiner Meinung nach sehr gruselig und düster, weswegen ich es nicht uneingeschränkt freigeben würde (tatsächlich weiß ich die Altersfreigabe nicht). Auch wenn es prinzipiell keine schlechte Verfilmung ist, wird ein animierter moderner Film nie den Zauber des alten Streifens haben können.
Dazu muss sich jedoch jeder selbst eine Meinung bilden, und darum habe ich versucht, so objektiv wie möglich die Pros und Contras zu erläutern. Egal, wie ihr euch entscheidet, schaut euch einen Film davon an, das gehört einfach dazu. :)
By the way: Falls jemand sich dafür interessiert, dieses Video ist die erste bekannte Verfilmung der Weihnachtsgeschichte aus dem Jahr 1901, wirklich mal ganz interessant zu sehen, ich stehe ja auf sowas. ;)
Ich möchte euch nun in meinem Namen ein wundervolles Weihnachtsfest wünschen, viele Geschenke und das köstlichste Essen. Wenn ihr Zeit habt, dann vergesst nicht diese Geschichte und ich möchte schließen, wie das Buch es auch tut, mit Tims Worten: „God bless us everyone!“
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