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Freitag, 6. Februar 2015

[Filmkritik] Exodus: Götter und Könige

Hallo meine Freitagsfilmfreunde,

seit einer Weile läuft ja der neue Ridley Scott-Film Exodus im Kino. Ich habe gestern meine Chance genutzt ihn anzuschauen und ausführlich mit meinem Freund zu diskutieren. Wie immer ist das meine Möglichkeit, meine Gedanken in die richtigen Worte zu packen. Und deswegen denke ich, dass dies ein interessanter Post werden könnte.

Zur Handlung: Wer kennt nicht die Geschichte vom Prinz von Ägypten? Den Disneyfilm habe ich nie gesehen, hatte ihn allerdings als Hörspiel. Daher war es mir doch bekannt, was grob passiert. Ramses und Moses wachsen als Brüder auf, die beiden Prinzen des ägyptischen Reiches. Der Vater Sethos beobachtet die beiden Feldherren und muss feststellen, dass nicht sein leiblicher Sohn der bessere Anführer ist, sondern der adoptierte Moses. 

Auf seiner Mission zu den Sklavenbezirken erfährt Moses jedoch ein schreckliches Geheimnis. Seine Mutter Bithia hat ihm keineswegs das Leben geschenkt, sie hat ihn am Fluss gefunden und als ihren eigenen Sohn ausgegeben. In Wirklichkeit ist Moses selbst ein Hebräer, also ein Sklave der Ägypter. Moses selbst schenkt dem keinen Glauben, doch als Sethos stirbt und Ramses Pharao wird, wird er verraten und von seinem vermeintlichen Bruder des Landes verwiesen.

Kurz gesagt geht es um die biblische Geschichte der Befreiung der Hebräer von der Unterdrückung der Ägypter. Ich denke, es ist eine der bekanntesten Geschichten aus der Bibel. Jeder kennt die Plagen und die Teilung des roten Meeres. Dennoch befand Ridley Scott scheinbar, man müsse diese Geschichte nochmals erzählen. Ich werde euch nun sagen, ob es sinnvoll war.

Natürlich beeindruckt der Film mit einem sehr bekannten Cast. Christian Bale allein war für mich Grund, diesen Film zu schauen, denn ich vergöttere den Mann. Aber auch Joel Edgerton (Der Große Gatsby), John Turturro (Das Geheime Fenster), Aaron Paul (Breaking Bad), Sigourney Weaver (Avatar) und Ben Kingsley (Der Medicus) sind wirklich bekannte und beliebte Schauspieler. Hier wird ein ähnliches Aufgebot präsentiert wie zuletzt bei der Bibelverfilmung Noah, die ich leider nicht gesehen habe. 

Man muss allerdings leider sagen, dass die schauspielerische Leistung nicht überzeugend ist, von keinem der genannten. Christian Bale bleibt als Charakter sehr blass und hat keine Gelegenheit zu glänzen. Als Gottes Spielball hat Moses leider keinerlei Charakter, den man darstellen könnte. Stattdessen rennt er einfach den Vorschlägen hinterher. Interessant sind natürlich die starken Verwandlungen, die er durchmacht. Hier sind aber bestenfalls die Maskenbildner zu loben.

Auch die anderen Rollen sind etwas formlos. Ausnahme bildet hier Ramses, dargestellt durch Joel Edgerton, der ja eh ein bisschen der cholerische Typ ist. Wie schon in Der Große Gatsby hat er wieder die Rolle eines Familienoberhauptes, der mit allen Mitteln seine Familie beschützen würde. Ich finde die Ballance aus Liebe zur Familie und Größenwahn eines Pharaos wunderbar umgesetzt und sehr authentisch gespielt. Die Beweggründe der anderen bleiben völlig im Dunkeln. Warum hat Bithia Moses aufgenommen? Warum hat Ramses Mutter so einen Hass auf Moses? Wieso eröffnet Ben Kingsley als weiser Sklave Moses die Wahrheit? Warum nimmt Josua, der von Aaron Paul gespielt wird und mir an sich auch sehr gut gefallen hat, alles für einen völlig Fremden auf sich? All diese Frage begleiten einen aus dem Kinosaal. Sehr schade. Die Rollen sind alle klein und unbedeutend, ihre Verknüpfungen werden nicht beleuchtet und ihre Hintergründe nicht geklärt.

Die Frage ist nun, wer steht hier eigentlich im Fokus? Und das habe ich mich den ganzen Film gefragt. Moses hat weder eine eigene Meinung noch trifft er eigenständige Entscheidungen. Seine Handlungen erscheinen oft fraglich und unzusammenhängend. Er trifft so beispielsweise in der Verbannung die schöne Zippora und in der nächsten Szene heiratet er sie, obwohl er ja nur auf der Durchreise war. Es wird dabei kein Zeitsprung verdeutlicht, sodass dies völlig verwirrend ist. Und da der Film vor allem Moses selbst folgt, bleibt die Erzählweise genau so: Sprunghaft, unlogisch, undurchsichtig. Viele Zusammenhänge versteht man einfach nicht.

Natürlich lebt der Film vor allem von seinen Effekten. So finde ich die Teilung des roten Meeres wunderbar umgesetzt. Auch Gott ist wirklich gut und interessant dargestellt, ohne es zu christlich zu gestalten. Wer allerdings Christ ist und sich mit der Bibel auskennt, dürfte den Film eher kritisch sehen. Dennoch sind die Effekte sehr gut gemacht und bedürfen eines Lobes.

Alles in allem lässt dieser Film alles Potential liegen. Er schafft es nicht, sich auf eine Perspektive klar zu beziehen, sodass der Handlungsverlauf nicht immer nachvollziehbar ist. Man bekommt von keiner Figur so viel Hintergrundwissen, dass man sie sinnvoll einordnen könnte. Alles hängt irgendwie im Raum. Und das kann eine tolle Optik nicht retten. Der Film ist nicht der schlechteste der Welt, aber auf jedenfall eine Verschwendung von Ressourcen, denn mit Christian Bale als Hauptcharaktermime kann man sicherlich einiges mehr vollbringen.

Der Zusatztitel Götter und Könige verdeutlicht dieses Problem schon, denn damit wird nichts und niemand wirklich in das Zentrum des Films gestellt. Meiner Meinung nach wäre eine Konzentration auf die Beziehung von Moses und Ramses wesentlich spannender und im Cast angelegt gewesen.

Das war's von mir. Wie fandet ihr den Film?

Bis bald,
Eure Kitty Retro

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