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Mittwoch, 30. November 2016

Honigtot

Hallo meine Historyhasen,

ich lese ja gern über vergangene Zeiten, habe auch Geschichte als Leistungskurs belegt und habe mich daher über dieses Buch sehr gefreut. Die liebe Blue hat es mir, wenn ich mich recht erinnere, letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt. Und da war es für mich ein Ding der Ehre, dass ich es dieses Jahr noch beende.

Die Fakten:
  • Autor: Hanni Münzer
  • Titel: Honigtot
  • Erschienen: 2014
  • Verlag: self-published
  • Seiten: 382
  • Preis: 9,99 Euro
  • Klappentext: "Vor dem heraufziehenden Sturm des zweiten Weltkrieges spannt sich eine schicksalhafte Liebe. Eine Liebe, die unvergänglich ist und alles überdauert und die die Herzen selbst noch Jahrzehnte später berührt und heilen kann. LIEBE kann alles sein, sehnsüchtig und herzzerreißend, exzessiv und verzehrend, unermesslich und auch so zerstörerisch, dass das eigene Herz verbrennt und nichts zurückbleibt als kalte Asche. Dann ist Liebe Schmerz."

Zur Handlung: Die Geschichte beginnt in der Neuzeit, wo die Mutter von Felicity spurlos verschwunden ist. Bald wird klar, sie ist nach Rom gereist, um etwas über die Vergangenheit ihrer Familie herauszufinden. Felicity folgt er ohne zu zögern, denn die Mutter ist mitunter labil. Sie bekommt Hilfe von einem Mann der Kirche, der zufällig alte Sprachen beherrscht.

Damit steigen wir dann ein in die wahre Handlung, die in den 20er Jahren in Deutschland beginnt. Erzählt wird fast schon eine Familiensaga, denn wir erfahren von zwei Frauen, Mutter und Tochter, wie der Krieg sie geprägt hat. Dabei geht es immer darum, die Familie zu schützen, zu retten, zusammenzuhalten. 

Alles, was ihr nach dem Klappentext denkt, könnt ihr sofort vergessen. Dieses Buch handelt nicht von Liebe, oder zumindest hat die Autorin eine seltsame Vorstellung davon. Es geht höchstens um die Liebe zur Familie, die alles andere wett macht. Romantisch wird es nicht eine Sekunde. Ich denke, da war ich auch völlig falsch eingestellt und konnte das Buch daher nicht so genießen.

Leider war aber auch der Schreibstil sehr unbequem. Man bleibt die ganze Zeit seltsam distanziert, da wenig Dialoge auftauchen und der Schreibstil betont lyrisch rüberkommt. Aber wenn es um diese Zeit und diese Geschehnisse geht, dann will ich fühlen, will er leben, will abtauchen. Das ist mir erst im letzten Drittel des Buches überhaupt gelungen.

Dadurch entsteht das Gefühl, dass auch eigentlich nur die Geschichte des letzten Drittels relevant und erzählenswert ist. Zumindest ist auch das das, was mit dem heutigen Erzählstrang verknüpft wird. Alles, was davor geschieht, ist so gar nicht eingebunden und so macht auch der Übergang von der Jetzt-Zeit in die Vergangenheit keinen Sinn. Die Jetzt-Perspektive hätte man sich meines Erachtens völlig sparen können, da sie nur einen seltsamen und unpassenden Rahmen spannt. 

Was bietet uns dieses Buch nun? Alle Abgründe, die die Nazi-Zeit hervorgerufen hat. Wir sehen Verzweiflung, Schmerz, Folter. Content Warning muss hier unbedingt gegeben werden: Selbstverletzung, Folter, Töten, Gefangenschaft, Kriegsszenarien, unfreiwilliger Sex und weiteres. Ihr seht schon, es wird richtig abartig. Was das Buch nicht vermitteln kann, ist ein gutes Gefühl. Es wird dein Herz nicht heilen, wie der Klappentext schreibt, sondern dafür sorgen, dass du die Menschen hasst und verachtest. Und in dieser Hinsicht ist das Buch unglaublich ehrlich. Es wird nichts glamorisiert, nichts verherrlicht. Und das kann ich ihm zugute halten. Allerdings ist die Vermarktung alias Klappentext schlicht falsch.

Ihr solltet dieses Buch also nur in die Hand nehmen, wenn ihr über solche Themen lesen könnt, und wenn ihr den holprigen und distanzierten Start verzeihen könnt. Den zweiten Band könnte ich jetzt nicht einfach lesen, ich brauche dringend Erholung nach diesem Buch. Dennoch möchte ich es für die Zukunft nicht ausschließen. Man sollte nur unbedingt wissen, worauf man sich hier einlässt.

Ich würde nun gern hören, was ihr über das Buch dachtet.

Bis bald,
Eure Kitty Retro



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