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Mittwoch, 16. November 2016

The Big Bow Mystery

Hallo meine Mysteryfreunde,

dieses Buch ist so oft in meinen Warenkorb gewandert und wurde dann doch nicht gekauft, weil es immer recht mittelprächtige Bewertungen hatte. Aber dann zu Halloween war es doch irgendwie an der Zeit und hat mich sehr gereizt. Die Idee, den ersten Mystery-Roman, der einen abgeschlossenen Tatort untersucht, zu lesen, war dann doch zu verlockend.

Die Fakten:
  • Autor: Israel Zangwill
  • Titel: The Big Bow Mystery
  • Erschienen: 2015 (zuerst 1892)
  • Verlag: Gaslight Crime
  • Seiten: 160
  • Preis: 4,84 Euro (kostenlos für den Kindle)
  • Klappentext: "East End landlady Mrs Drapdump is alarmed when she cannot rouse her lodger Arthur Constant. She summons the assistance of her neighbour, retired Scotland Yard detective George Grodman. He breaks down the door to Constant's room, only to find the man lying dead on his bed, with a deep cut to his throat. No-one, it seems, could have got in or out of the locked room and there is no sign of the murder weapon. Who was the killer and how will he be identified? A man is condemned to death for the seemingly impossible crime but Grodman is unconvinced that he is guilty."

Zur Handlung: Wir treffen Mrs Drapdump an einem schlimmen Morgen, denn sie hat verschlafen, um eine halbe Stunde. Dabei musste sie ihren Untermieter dringend wecken. Sie geht zu seinem Zimmer, aber auf all ihr Klopfen reagiert er nicht. Dabei wacht er eigentlich immer beim leisesten Geräusch auf. Und auch ihr anderer Untermieter ist aus dem Haus und kann ihr nicht helfen.

In ihrer Verzweiflung rennt Mrs Drapdump zu ihrem Nachbarn Grodman, der einst ein berühmter Detective war. Er denkt sich, dass sie mit Sicherheit hysterisch überreagiert (Sexismus-Warnung), aber als sie schließlich die Schlafzimmertür aufbrechen, ist Constant tatsächlich tot. Und damit beginnt ein großes Rätsel, denn alle Türen und Fenster waren fest verschlossen.

Leider hat das Buch für mich viele Probleme. Beginnen wir mit den Charakteren. Diese bleiben uns völlig fremd. Die Geschichte fokussiert immer wieder auf jemand anderen. Dabei lernt man aber kaum jemand richtig kennen. Die Charaktere sind gerade genug vorgestellt, damit man Verdächtigte hat. Allerdings sind sie alle sehr flach und unrealistisch. Am meisten erfährt man gefühlt eh über den Toten.

Im Buch geht es dann viel um Politik, da der Tote ein wichtiger Politiker war, der sich für die Arbeiter in Großbritannien eingesetzt hat. Das ist zwar eine interessante Facette, hat aber den Hauptteil der Geschichte eingenommen, da niemand ernsthaft versucht das Rätsel zu lösen, sondern vielmehr ein Motiv gesucht wird. Und das hat natürlich der politische Konkurrent. Dieser allerdings hat selbst begeisterte Anhänger und war zeitgleich ein guter Freund des Toten.

Dann geht es auch im Affären. Dabei fällt negativ natürlich das Frauenbild im Buch auf, das ja um 1900 erschienen ist. Damals waren Frauen entweder hysterische Witwen oder mittellose Verlobte. Hier darf man also nicht zu viel erwarten, eigentlich geht es nur um Männer. 

Gegen Ende des Buches erfahren wir dann einiges vom Gerichtsprozess, wobei viele überzeugt sind, dass der Falsche angeklagt wurde. Dennoch wird er schließlich verurteilt mit der Begründung, dass es ja sonst keinen gibt, der es gewesen sein kann. Da gruselt es einen natürlich sofort vor dem Justizsystem. Dennoch war dies noch der interessanteste Teil der Handlung.

Zum Schluss gibt es natürlich die große Auflösung, die ich absolut nicht kommen sah. Im Vorwort schreibt Zangwill quasi eine Entschuldigung, weil er denjenigen zum Täter ernannt hat, mit dem man am wenigsten rechnet. Ich bin dennoch nicht darauf gekommen, denn eigentlich traut man es doch keinem zu. Einigen fehlt jegliches Motiv, anderen einfach der Intellekt für so ein Szenario. Dennoch war das Ende auch verstörend, und man legt das Buch eher als: "Was hab ich hier eigentlich gelesen?" aus der Hand. So richtig befriedigend ist es leider nicht.

Insgesamt fehlt dem Buch einfach die Ermittlung, die dem Rätsel langsam auf die Spur kommt. Stattdessen versuchen sich zwei Detectives gegenseitig aufs Korn zu nehmen. Nebenher gibt es viel Politik, viel zu viele flache Charaktere und eine Sprache, die es nicht-Muttersprachler quasi unmöglich macht, mehr als das Allerwichtigste zu erfassen. Damit ist das Buch leider eher enttäuschend gewesen und maximal auf Deutsch zu empfehlen.

Mich würde interessieren, ob ihr schon Krimis aus der Zeit gelesen habt.

Bis bald,
Eure Kitty Retro




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